Soziale Netzwerke | Wenn Frust und Ärger real werden

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BlackSoul
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Soziale Netzwerke | Wenn Frust und Ärger real werden

Beitrag von BlackSoul » 19.05.2010, 16:07

Während Computerspiele immer stärker die Realität abbilden, werden auch die sozialen Konflikte innerhalb der virtuellen Welten, zwischen den Spielern, deutlich realer. So kommt es in Spielen zu Mobbing und Stalking, wie auch in den sozialen Netzwerken. In einem der größten Online Spiele, World of Warcraft, lassen sich die gleichen Problemen, wie beispielsweise im SchülerVZ und MySpace, beobachten. Auch wenn es im Spiel oft nur um virtuelle Zweckbündnisse sind, um eines der Spielziele zu erreichen, sind Frust und Ärger der Spieler sehr real.

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Per Computer mit hunderten von Mitspielern vernetzt.[/align]

Computerspiele haben bereits alle Altersgrenzen überwunden und jede Gesellschaftsschicht erreicht. Doch anders als noch vor 15 Jahren, spielt nicht mehr jeder für sich allein. Soziale Netzwerke innerhalb und außerhalb des Spieles werden gebildet, um die Spielziele zu erreichen.[break]

Die Spielehersteller bieten Ressourcen und Möglichkeiten, Strukturen zu bilden, die einem Fußball oder Schützenverein ähnlich sind. Terminkalender und eine Mitgliederverwaltung stehen den Spielern zur Verfügung. Virtuelle Gegenstände und Schätze können in einer zentralen Bank gelagert oder über ein Auktionshaus mit anderen Spielern gehandelt werden.

Jeder Spieler wird Teil eines virtuellen Wirtschaftskreislaufes, der auch Fleißarbeit und Training erfordert. Die Realität wird spielerisch abgebildet. Dabei kommt es zu den gleichen positiven wie negativen Effekten, die uns im Berufsalltag oder in der Schulausbildung begegnen können. Um die herausfordernden Teile der Spiele zu erreichen, müssen verschiedene Spieler im Team funktionieren, doch nicht jeder der beteiligte Spieler erhält die gleiche Belohnung. Oft geht ein Großteil der Spieler leer aus. Eines der Verteilungssysteme, für Belohnungen innerhalb des Spieles, heißt dabei „Bedarf vor Gier“. Dabei wird der Bedarf jedoch nicht vorgegeben. Jeder Spieler kann theoretisch Bedarf anmelden auch wenn er die Belohnung im Spiel gar nicht verwenden kann. Die Beschwerden über eine ungerechte Verteilung der Beute, landen dann bei einem Support Mitarbeiter des Herstellers, oder in einem der großen, öffentlich einsehbaren, Online-Foren.

In dem Online Spiel World of Warcraft beispielsweise, treffen mehrere hundert Spieler zu den Hauptzeiten in den Hauptstädten der virtuellen Welt aufeinander. Zu Spitzenzeiten bevölkern mehr als 1500 Spieler gleichzeitig eine virtuelle Welt, pro Server. Mehr als 80 Server stehen allein für Deutschland bereit. Wo es Besitztümer und Erfolg gibt, bleibt Neid nicht aus. In einem tabellarischen Erfolgssystem können die Spieler exakt sehen, wann von anderen Spieler, welche Erfolge im Spiel errungen wurden. Etwa 5000 kleinere Aufgaben und Abenteuer gibt es in dieser Welt zu erforschen und nur wer viel Zeit hat, schafft es darüber hinaus, die größeren Abenteuer mit mehreren Spielern innerhalb so genannter „Raids“ (Schlachtzüge) zu bestehen.

Wie jedes soziale Gefüge, in dem es Gewinner und Verlierer gibt, wird zum Teil mit harten Bandagen gekämpft. In einigen Fällen kommt es dabei zu Tiefschlägen unterhalb der Gürtellinie,
die direkt auf die Persönlichkeit des Spielers zielen. Geschieht dies innerhalb des Spieles durch Beleidigungen oder böswilligen Unterstellungen, hat der Spieler zwar die Möglichkeit die Botschaften aus zu blenden, oder einen Mitarbeiter des Anbieters um Hilfe zu bitten, doch Verleumdungen innerhalb des sozialen Gefüges stehen Spieler oft hilflos gegenüber. Dabei kann es sogar vorkommen, dass die Ursache aus dem Spiel, Auswirkungen auf die Realität haben.

So fordern „Mobbing Opfer“ Anonymität, um zumindest ihren Peinigern keine reale Angriffsfläche zu bieten. Jedoch ist die Anonymität des Internets für die Täter scheinbar ein ausreichender Schutz um ihre psychischen Attacken ungehindert fortzuführen. „HartzIV Empfänger“ wird in dieser Welt als Schimpfwort verwendet, wenn jemand seinem virtuellen Hobby viel Zeit widmen kann, was sich durch zahlreiche Erfolge im Internet nachverfolgen lässt. Neueinsteigern wird im Spiel vorgeworfen sie seien „Noobs“, eine abfällige Bezeichnung für „Newbies“ - Neulinge. Dem versucht natürlich der Spieleanbieter entgegen zu wirken um neue Kundschaft nicht gleich wieder zu verlieren.

[hr]


Interview mit einer Spielerin

Janine*, 28 Jahre im Fernstudium, hat als Spielerin und Bloggerin nicht nur positive Erfahrungen in der virtuellen Welt gemacht. Auf ihrer Webseite wollte sie Notizen sammeln und anderen Spielern von ihren Abenteuern in der virtuellen Welt berichten. Das daraus Konflikte entstehen würden, ahnte sie Anfangs nicht. So berichtete sie dass ihr völlig fremde Personen unterstellen, sie sei vermutlich eine arbeitslose Mutter. Spieler und Besucher ihre Webseite konfrontieren sie plötzlich mit Vorurteilen in denen sie sich gar nicht wieder erkennt.

Wann hast du angefangen, dass Internet für dich persönlich zu nutzen?
Janine: Irgendwann in den 90er Jahren, auf jeden Fall vor dem Aufkommen der Flatrates.

Nutzt du auch andere soziale Netzwerke wie zB MySpace oder StudiVZ?
Janine: Foren, in denen es um meine Interessen geht, ja. Netzwerke, nein.

Verhalten sich Menschen im Internet, nach deiner Erfahrung, anders als auf dem Sportplatz oder in einem Café?
Janine: Ja, sie sind unverschämter, beleidigen eher, da die soziale Kontrolle fehlt und keine Konsequenz folgt.

Sollte es strengere Kontrollen seitens der Betreiber in Computerspielen geben?
Janine: Ja, das immer mehr ausartet, wie andere sich verhalten.

Was bedeutet „Anonymität“ für dich in der virtuellen Welt?
Janine: Das gleiche wie in der realen Welt auch, dass Lebensverhältnisse, Kontoverbindungen, Lebenslauf, Anschrift und Name nicht für andere einsehbar sind.

Kannst du dich noch erinnern mit welcher Erwartung und Hoffnung du damals deine Webseite & Blog gestartet hast?
Janine: Ganz einfach: Negatives leichter zu verarbeiten, meine Screenshots (virtuelle Erinnerungs Fotos) leichter aufzubewahren, mir Notizen zu kopieren.

Denkst du man erkennt das Alter einer Person im Internet sofort?
Janine: Nein, oft sind junge sogar angenehmer im Umgangston als ältere.

Auf deinem Blog dürfen Gäste auch Kommentare hinterlassen. Veröffentlichst du auch negative Kommentare über die du dich ärgerst?
Janine: Solang sie in angemessener Sprache formuliert sind und nicht nur der Beleidigung dienen, ja. Im Augenblick fällt mir nur eine Person ein, die ich grundsätzlich gar nicht mehr veröffentlichen würde.

Kannst du dir vorstellen, wie es sein muss „Internet Abhängig“ oder „Süchtig“ zu sein?
Janine: Schrecklich, keine sozialen Kontakte, direkt nach dem Aufstehen an den Monitor, immer im Gedanken dabei, dass man etwas verpasst.

Wenn du eine Regel für das Internet aufstellen dürftest, wie würde diese lauten ?
Janine: Gehe mit den Leuten nicht schlechter um als im RL.

(*Name geändert)
Text: yours-truly.de

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Beitrag von Paleinix » 19.05.2010, 16:51

Ohja WoW das beste beispiel für suchtkriterien, ich stimme dem beitrag voll zu und weiß wovon ich rede, ich selber bin ex wow spieler und in den letzten jahren ist das niveau im spiel dermaßen gesunken, die spieler werden immer aggressiver, unhöflicher und beschimpfender. Wenn man an die anfänge denkt, war das spiel viel ruhiger und die gm´s (admins) haben auch viel schneller was gemacht und auch wirklich mit verboten bestraft, sprich warnungen, acc sperren bis hin zu löschungen des accounts. Heute muss man stundenlang warten, das sich einer meldet und der sagt einem nur noch, das er nichts an der situation ändern kann, man solle den spieler einfach ignorieren oder ähnliches. Spinnen die? Blizzard verdient milliarden euro im jahr und dann hört man solche sachen?
Unbegreiflich.

Nuja meine freundlichsten grüße und einen rat, fangt gar nicht erst mit wow an bzw hört damit auf...
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Beitrag von ACE » 19.05.2010, 19:33

Soweit ich das sehe, ist eine gewisse Reibung durchaus normal. Denn warum sollte das, was in Schulklassen, Großraumbüros oder auf Fußballplätzen allgegenwärtig ist, sich nicht auch in WoW wiederspiegeln? Eine allgemeingültige Lösung für derlei Probleme wird es wohl nie geben. Jedenfalls nicht, solange noch Menschen spielen.

Meiner Meinung nach hilft es nur, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen, sich auch einmal zurückzunehmen und freundlich zu bleiben. Oder wie Blizzard es in den Tipps zu sagen pflegt: "When interacting with others, kindness goes a long way".

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Beitrag von BlinderOpa » 20.05.2010, 09:14

gilt das auch für Multigameing-Communitys?

Als ich noch WoW gespielt hatte, hatte ich auch weniger Freunde... also auch wenige soziale Kontakte...

z.B. WOW kostet Zeit... Arbeit kostet Zeit... FREUNDE kosten Zeit...
Jeder muss für sich da selber Prioritäten setzen...
und ich hab bei mir die Priorität von WOW auf 0 gesetzt und dafür mehr in Freunde investiert... seit dem ist mein Leben besser...

Ich finde allgemein, das man manches nicht so eng nehmen sollte... Wenn ich mich über jeden sch*** (egal ob RL oder VL) aufregen würde, hätte ich schon längst graue Haare...
“Erst wenn die letzte Ölplattform versenkt und die letzte Tankstelle geschlossen ist, werdet ihr merken, dass man bei Greenpeace nachts kein Bier kaufen kann.”

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Beitrag von Icho Tolot » 20.05.2010, 10:26

siehste, ich habe schon graue haare :D

dass es virtuell genauso knallt wie im richtigen leben und dass dort beleidigt wird, halte ich für normal.
warum sollten idioten und holzköpfe sich am computer nicht genauso bemerkbar machen wie auf der straße?
ich würde das mit dem verhalten hinter dem steuer vergleichen.

was mir nur auffällt, wenn ich unseren bad company server betrachte, ist, dass der wesentlich einfacher zu administrieren ist, als damals die bf42-server.
kaum beleidigungen im chat. (was allerdings auch daran liegen könnte, dass den kaum einer liest und man in den respawn-phasen nichts schreiben kann.)
wenig absichtliche teamkills und kaum anderes spielzerstörendes theater.

icho tolot
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Beitrag von Waterhouse » 20.05.2010, 10:57

Icho Tolot hat geschrieben:dass es virtuell genauso knallt wie im richtigen leben und dass dort beleidigt wird, halte ich für normal.
warum sollten idioten und holzköpfe sich am computer nicht genauso bemerkbar machen wie auf der straße?
ich würde das mit dem verhalten hinter dem steuer vergleichen.
Hört, hört!!! :D
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