Merkel "Keine Euro-Bonds, solange ich lebe"

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Herr Rossi
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Beitrag von Herr Rossi » 29.06.2012, 07:39

Naja, wenn man das Szenario mal soweit denkt, dass wir wieder bei der DM landen, dann wird das ja nicht nur Auswirkungen auf den europäischen Export, sondern auch auf den weltweiten haben, da die DM wohl recht schnell deutlich oberhalb des jetzigen EURs notieren würde. Deutsche Produkte würden also am Weltmarkt teurer werden und somit weniger nachgefragt werden. Insgesamt alles sicherlich nichts wovon Deutschland profitiert. Da kann man schon ein wenig Geld reinpumpen und am Ende bleibt es dennoch ein Plus für uns. Wobei das Reinpumpen ohne Sinn und Verstand und vor allen Dingen ohne ein Konzept zu haben, was langfristig das Problem löst, ist natürlich schon leicht idiotisch.

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Malagant
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Beitrag von Malagant » 29.06.2012, 08:21

Lord_Vader hat geschrieben:Nur noch mal als Erinnerung.

Wege aus der Euro-Krise - Prof. Dr. H. Flassbeck
http://youtu.be/mfKuosvO6Ac

Dr. Heiner Flassbeck u.a. über Griechenland / Eurokrise
http://www.youtube.com/watch?v=-lF1fgyl ... re=related


Wer das durch hat, wird sehen das das Thema sich nicht mit einfachem S/W Denken "DE zahlt für alle", abtun lässt.
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cubi
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Beitrag von cubi » 29.06.2012, 22:33

Alexis Passadakis in Hard aber Fair:
"Vom ersten Griechenland-Paket, den 73 Milliarden Euro, das hat Bloomberg schön ausgerechnet, wanderten 70 Milliarden an die Banken. Nicht den Griechen wird geholfen, sondern den Gläubigern der Griechen, den französischen und deutschen Banken. Von Solidarität mit der griechischen Bevölkerung kann keine Rede sein".
Das sozialisieren der Verluste unserer Banken wird ewig so weitergehen! Imho Mafia!

Jährlich werden laut Studien in Europa etwa 1 Billion EUR (die Hälfte der Staatsschulden Deutschlands) an Steuern hinterzogen!
Wenn das ein 'Kavaliersdelikt' ist, dann war Jack the Ripper jemand, der Mädchen neckte ...
http://chatatkins.blogger.de/stories/2084667/ via feynsinn
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Beitrag von funny » 01.07.2012, 01:07

Lord_Vader hat geschrieben:Nur noch mal als Erinnerung.

Wege aus der Euro-Krise - Prof. Dr. H. Flassbeck
http://youtu.be/mfKuosvO6Ac

Dr. Heiner Flassbeck u.a. über Griechenland / Eurokrise
http://www.youtube.com/watch?v=-lF1fgyl ... re=related


Wer das durch hat, wird sehen das das Thema sich nicht mit einfachem S/W Denken "DE zahlt für alle", abtun lässt.
Sehr interessant. Bin gerade bei Minute 30 des ersten Videos. Alles was der Prof erzaehlt macht Sinn und hat Hand und Fuss. Betreffend der Löhne und der Binnennachfrage frage ich mich allerdings, warum das scheinbar in der Realitaet irgendwie nicht so aussieht. Sorry, Herr Prof. Dr. Flassbeck, aber die Deutschen Autos gehoeren nach wie vor zu den teuersten Autos die es gibt. Selbst Volkswagen sind teuer. Und fuer einen 1er BMW kann man gerne mal 50.000 € bezahlen.

Auch bezuegl. der Loehne hat man, beruhend auf meinen bisherigen Erfahrungen, hier in Deutschland die mit hoechsten Einstiegsgehaelter.

Mit einem Bachelor of X ist man relativ sicher bei ca. 40.000 € Jahresbrutto, waehrend man in Spanien Glueck hat, wenn man als Master Absolvent 30.000 € bekommt.

Von daher ist bei mir die logische Erklaerung und die Realitaet irgendwie nicht kongruent.
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Beitrag von Iron5 » 01.07.2012, 05:33

Schon bei Einführung des Euro war Deutschlands Industrie so wettbewerbsfähig das
ein Exportüberschuss erzielt werden konnte und auch damals waren die Löhne schon
höher als in den meisten anderen Staaten.

Daran das Masseneinkommen und Konsumquote im letzten Jahrzehnt nicht gestiegen
sind kann man erkennen das es auch keine nennenswerten Lohnsteigerungen gab.

Damit ist Deutschland erheblich unter dem Inflationsziel geblieben was für die Eurozone
vereinbart war und wurde damit noch wettbewerbsfähiger als es ohnehin schon war.


Auf Dauer führen stärker werdende Handelsungleichgewichte aber vor die Wand.
Darauf sind CDUCSUFDPSPDGrüne auch noch stolz. Vollidioten.
"Zyniker" ist ein Wort das Optimisten erfunden haben um Realisten zu kritisieren.

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Beitrag von Phipse » 01.07.2012, 15:00

@Funny: Wie viel mehr würde ein deutsches Auto kosten, wenn wir eine höhere Inflationsrate hätten? 5k, 10k mehr?

Prof. Flassbeck redet über das Verhältniss von Produktivitätssteigerung zu Lohnkosten der letzten 10 Jahre. Vom absoluten Gehalt hat er nicht geredet, soweit ich mich erinner.


Zu deinem Einstiegsgehälterbeispiel: Ist denn das Bildungssystem so vergleichbar? Was kriegt der deutsche Absolvent in Spanien / der Spanische in Deutschland? Ist diese absolute Zahl denn so wichtig oder würdest du nicht doch lieber wissen, wie sich deine Lebenshaltungskosten zu deinem Gehalt verhalten?


Und wenn Flassbeck recht hat, freust du dich nicht auch ueber 40k * 1.045 Euro Einstiegsgehalt? :wink:
Logic is ...
Fortschritt müsste eigentlich gleichbedeutend sein mit der Verbesserung der Fähigkeit zur Selbsthilfe und nicht mit zunehmender Abhängigkeit. (Ivan Illich: Selbstbegrenzung, Beck, München, 1998).

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Beitrag von cubi » 01.07.2012, 15:16

@Funny

Eine relativ kleine Gruppe herauszunehmen beweist, das wir gar kein Problem haben? Das die Nettolöhne in den letzten Jahren zurück gegangen sind, ebenso die Lohn-Stückkosten ist ein Fakt! Dafür sind nicht zuletzt die schwachen Gewerkschaften und die weitere Rationalisierung durch Mechanisierung verantwortlich (die ich für gut halte). Meiner Ansicht nach sollten Maschinen in die Sozialkassen ein bezahlen oder noch besser eine Sozialsteuer auf die Lohn-Stückkosten fällig werden. Damit könnte die deutsche Wirtschaft wieder auf das Inflationsziel von 3% gebracht und die enormen Überschüsse gerechter verteilt werden. Mit einem Mindestlohn in Deutschland säße Europa heute vermutlich nicht arg so in der Scheiße!
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Beitrag von Stony » 01.07.2012, 20:36

Lord_Vader hat geschrieben:Es wäre ja erschütternd wenn wir mal nicht für Wachstum leben, sondern einfach um gut zu leben.

Ich für meinen Teil sehe die Zukunft nur in einem Vereinigten Europa, mit gleichen und fairen Bedingungen für alle Insassen. Ansonsten werden wir in Europa, mangels Masse, schlicht untergehen.
Das ist leider nicht möglich, denn die Beteiligten WOLLEN nicht fair sein, sondern MACHTVOLL und wichtig sein. Das ganze gesteuert von der Industrie. Ich sehe uns schon, wie in einigen Filmszenarios, dass nicht mehr Staaten die Menschen regieren sondern man sich in Territorien des einen oder anderen Konzerns aufhält. Ggf. führen die dann die Kriege untereinander um Rohstoffe oder Absatzmärkte. Die machen das dann direkt. Und die eigentlichen Führer (dat stuten) sind die Konzern-Manager. Eigentlich ist das jetzt ja schon der Fall. Selbst Umweltorganisationen fallen um und unterliegen dem Macht- und Geldrausch.

Mahlzeit
Beste Grüße
Frithjof

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Beitrag von Herr Rossi » 01.07.2012, 20:53

@funny: Wie Cubi schon angedeutet hat geht es nicht um die Einkommen in absoluten Zahlen, sondern um deren Relation zur Produktivität. Diese hat sich in Deutschland in den letzten 10 Jahren sehr wohl deutlich gesteigert, wohingegen die Gehälter inflationsbereinigt praktisch stagnierten. Die dadurch erzielten Gewinne sind bei den Unternehmen gelandet und somit eben auch bei deren Eigentümern. Wenn du willst, dann kann ich dir da auch mal Zahlen raussuchen.
Und ob deutsche Autos nun teuer sind oder nicht sagt ja nun erstmal nichts darüber aus, ob das am Standort Deutschland liegt und dessen Lohnkosten. Die Lohnkosten dürften bei den Gesamtkosten bei der Produktion eh irgendwo unter 10% liegen und somit wenig bedeutend für den Endpreis sein.

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Beitrag von funny » 02.07.2012, 00:50

Herr Rossi hat geschrieben:@funny: Wie Cubi schon angedeutet hat geht es nicht um die Einkommen in absoluten Zahlen, sondern um deren Relation zur Produktivität. Diese hat sich in Deutschland in den letzten 10 Jahren sehr wohl deutlich gesteigert, wohingegen die Gehälter inflationsbereinigt praktisch stagnierten. Die dadurch erzielten Gewinne sind bei den Unternehmen gelandet und somit eben auch bei deren Eigentümern. Wenn du willst, dann kann ich dir da auch mal Zahlen raussuchen.
Und ob deutsche Autos nun teuer sind oder nicht sagt ja nun erstmal nichts darüber aus, ob das am Standort Deutschland liegt und dessen Lohnkosten. Die Lohnkosten dürften bei den Gesamtkosten bei der Produktion eh irgendwo unter 10% liegen und somit wenig bedeutend für den Endpreis sein.
Ich verstehe euch, und das Problem vollkommen. (ok, die 10 % halte ich für ein wenig gewagt)

Ich gebe auch zu, die mir bekannten Löhne auf die Stellen zu begrenzen, die für meine Zukunft mehr oder weniger in Frage kommen.

Dass das Masseneinkommen in Deutschland zu niedrig ist hiesse also, (unter meiner Voraussetzung, dass studierte Leute "ordentlich" verdienen) dass Sozialleistungen zu niedrig sind sowie die Löhne generell.

Trotzdem will ich das nicht so einfach glauben, zumindest wenn man uns mit anderen Ländern vergleicht. Ich kann mich in erster Linie auf Spanien und Frankreich beziehen, da ich dort die Löhne einiger Branchen kenne, und dort sind die Löhne nicht höher.

Es gibt kein Land in Europa, in dem eine ungelernte Arbeitnehmerin 14 € / Std als Kassiererin bei Lidl verdient.

Dieser Fakt wiederum würde ganz einfach für mich bedeuten, dass wir soviel mehr produktiver als der Rest sind, sodass unsere Löhne überproportional steigen müssten.

Wo steckt also der Anstieg des Masseneinkommens, den wir im Vergleich zu anderen Ländern nicht haben? Bin für Zahlen sehr dankbar :wink:
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Beitrag von funny » 02.07.2012, 00:54

Phipse hat geschrieben:@Funny: Wie viel mehr würde ein deutsches Auto kosten, wenn wir eine höhere Inflationsrate hätten? 5k, 10k mehr?

Prof. Flassbeck redet über das Verhältniss von Produktivitätssteigerung zu Lohnkosten der letzten 10 Jahre. Vom absoluten Gehalt hat er nicht geredet, soweit ich mich erinner.


Zu deinem Einstiegsgehälterbeispiel: Ist denn das Bildungssystem so vergleichbar? Was kriegt der deutsche Absolvent in Spanien / der Spanische in Deutschland? Ist diese absolute Zahl denn so wichtig oder würdest du nicht doch lieber wissen, wie sich deine Lebenshaltungskosten zu deinem Gehalt verhalten?


Und wenn Flassbeck recht hat, freust du dich nicht auch ueber 40k * 1.045 Euro Einstiegsgehalt? :wink:
Wir haben alle den €, also ja, die absoluten Zahlen sind wichtig.
Ob ich einen Bachelor in Deutschland oder Spanien gemacht habe, hat dabei relativ wenig Auswirkungen. Fast alle Unternehmen hier in BaWü Region Heilbronn suchen Arbeitskräfte und sind bereit, dafür auch einiges zu zahlen. Einen Trend, den ich sehr begrüsse.
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Waterhouse
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Beitrag von Waterhouse » 02.07.2012, 08:04

Was ein BMW kostet und was ein studierter Berufseinsteiger in absoluten Zahlen verdient sind überhaupt kein bisschen Aussagekräftig bzgl. des realen Einkommens eines Durchschnittsbürgers. Kaufkraft ist immer noch wenigstens Länderabhängig teilweise sogar Regionsabhängig. Ein Deutscher Arbeiter kann ja nicht in Griechenland einkaufen gehen.

Die Automatisierungssteuer wurde bereits vor 30 Jahren als sinnvoll aber nicht durchsetzbar diskutiert. Irgendwann wird sie hoffentlich alternativlos. :lol:
Optimismus ist nur ein Mangel an Information. (Heiner Müller)

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Beitrag von Herr Rossi » 02.07.2012, 08:25

funny hat geschrieben:
Herr Rossi hat geschrieben:@funny: Wie Cubi schon angedeutet hat geht es nicht um die Einkommen in absoluten Zahlen, sondern um deren Relation zur Produktivität. Diese hat sich in Deutschland in den letzten 10 Jahren sehr wohl deutlich gesteigert, wohingegen die Gehälter inflationsbereinigt praktisch stagnierten. Die dadurch erzielten Gewinne sind bei den Unternehmen gelandet und somit eben auch bei deren Eigentümern. Wenn du willst, dann kann ich dir da auch mal Zahlen raussuchen.
Und ob deutsche Autos nun teuer sind oder nicht sagt ja nun erstmal nichts darüber aus, ob das am Standort Deutschland liegt und dessen Lohnkosten. Die Lohnkosten dürften bei den Gesamtkosten bei der Produktion eh irgendwo unter 10% liegen und somit wenig bedeutend für den Endpreis sein.
Ich verstehe euch, und das Problem vollkommen. (ok, die 10 % halte ich für ein wenig gewagt)
Naja, 10% sind wohl wirklich etwas zu niedrig. Habe mal ein wenig recherchiert und da findet man Angaben zwischen 10 und 20%. Z.B. hier 15%:

"Andere sehr wohl: In der Autoindustrie etwa, wo der Lohnkostenanteil oft nur etwa 15 Prozent ausmacht, geben einige Cent pro Kopf und Stunde weniger Nebenkosten manchmal den Ausschlag, ob eine Produktionsstätte zu halten ist."
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelsp ... 63674.html

Man kann sich die Daten wohl auch aus dem Statistischen Jahrbuch rausholen, aber das war mir jetzt zuviel Aufwand.
funny hat geschrieben:Ich gebe auch zu, die mir bekannten Löhne auf die Stellen zu begrenzen, die für meine Zukunft mehr oder weniger in Frage kommen.

Dass das Masseneinkommen in Deutschland zu niedrig ist hiesse also, (unter meiner Voraussetzung, dass studierte Leute "ordentlich" verdienen) dass Sozialleistungen zu niedrig sind sowie die Löhne generell.
Ja klar bedeutet es das. Wie kann denn ein Lohn nicht zu niedrig sein, von dem man nicht leben kann? Die Anzahl der prekär Beschäftigten haben im Zuge von H4 massiv zugenommen und die Zahl nähert sich den 10 Millionen.
Ein paar Zahlen hier: https://www.verdi-bub.de/index.php?id=1652

Hinzu kommt, dass viele dieser Jobs noch nicht einmal in globaler Konkurrenz stehen, da es oft Dienstleistungen sind, die nunmal im Land erbracht werden müssen.
funny hat geschrieben: Trotzdem will ich das nicht so einfach glauben, zumindest wenn man uns mit anderen Ländern vergleicht. Ich kann mich in erster Linie auf Spanien und Frankreich beziehen, da ich dort die Löhne einiger Branchen kenne, und dort sind die Löhne nicht höher.
Es mag sehr wohl sein, dass deutsche Löhne im europäischen Vergleich hoch erscheinen. Dem steht aber eben auch eine sehr hohe Produktivität gegenüber. Die landet zur Zeit zu einem Großteil bei den Unternehmensgewinnen. Sehr schön auf folgender Grafik zu sehen: http://www.querschuesse.de/wp-content/u ... 50x345.jpg
Wie, wenn nicht durch eine insgesamt hohe Produktiovität, soll das erwirtschaftet worden sein?
funny hat geschrieben:Es gibt kein Land in Europa, in dem eine ungelernte Arbeitnehmerin 14 € / Std als Kassiererin bei Lidl verdient.
Erstmal ist das ja jetzt mal etwas schwammig. Meinst du wirklich Europa oder den EUR-Raum? Wenn Europa, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass man recht schnell Länder finden kann, wo mehr als 14 EUR/Std. drin sind. Allein die Schweiz dürfte das zu toppen wissen.
funny hat geschrieben:Dieser Fakt wiederum würde ganz einfach für mich bedeuten, dass wir soviel mehr produktiver als der Rest sind, sodass unsere Löhne überproportional steigen müssten.
Jain. An sich ist genau das die Schlussfolgerung daraus. Es wäre jedoch schon ein Fortschritt, wenn sie zumindest soweit jährlich steigen würden, dass wir die 2% Inflationsziel, die im Rahmen der EUR-Einführung als Vorgabe gesetzt wurden, erreichen würden.
funny hat geschrieben:Wo steckt also der Anstieg des Masseneinkommens, den wir im Vergleich zu anderen Ländern nicht haben? Bin für Zahlen sehr dankbar :wink:
Es gibt keinen Anstieg der Masseneinkommen. Das Geld ist bei den Unternehmensgewinnen gelandet und somit bei den ca. 1% schon vorher gut verdienenden Einkommen gelandet.

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Beitrag von Waterhouse » 02.07.2012, 13:51

Nochmal: die 14€ Stundenlohn müssen entsprechend ins Verhältnis gesetzt werden zu der realen Kaufkraft. Wenn man überhaupt halbwegs seriöse Vergleiche zwischen den Ländern im EUR-Raum anstellen wollte, müsste man sagen, eine Lidl-Kassiererin bekommt pro Stunde fünf Laibe Brot. Dann ist die Frage, wieviele Laibe Brot eine Kassiererin in Italien, Dänemark oder Schweden bekommt. Und dann erst kann der Vergleich mit der Produktivität angestellt werden, etwa wieviele Laibe Brot bekommt ein Bosch-Erbe pro Stunde dafür, dass er/sie ein guter Mensch ist?
Optimismus ist nur ein Mangel an Information. (Heiner Müller)

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Lord_Vader
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Beitrag von Lord_Vader » 02.07.2012, 17:59

Nicht zu vergessen die Gehaltssteigerungen im öffentlichen Dienst, die dafür sorgt das wir dieses Jahr nicht weniger Brote pro Monat bekommen als letztes Jahr. Was dann als kräftiger Schluck aus der Pulle bezeichnet wird.

Die letzten Jahrzehnte ist es halt so gewesen das trotz aller Produktivität das Einkommen der Masse kontinuierlich an Brot pro Monat verloren hat. Deswegen haben wir ja soviele Vollbeschäftigte die vom Staat aufgestockt werden müssen um über das Existenzminimum zu kommen.

Vereinfacht gesagt bekommt derjenige mit 14€ Stundenlohn 5 Brote die Stunde, der Grieche mit 4,50€ Stundenlohn aber 6 Brote, der Italiener mit 9€ 7,89 Brote etc.

Der Boscherbe hingegen bekommt pro Stunde 100.000 Brote, die aber im Lager verschimmeln und nicht an die Mitarbeiter ausgegeben werden. Die Überlegungen gehen hingegen dahin die Mitarbeiter um ein weiteres Brot zu bringen, bzw. noch mehr dieser unnützen Esser weiter zu entlassen um 100.000,001 Brote im Lager verschimmeln können zu lassen.
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