JeansJoe hat geschrieben:Der einzige Grund sowas aus dem Boden zu stampfen und Geld reinzustecken müsste ja sein dass es in naher Zukunft einen Anlass dazu gibt. Weil Investitionen die sinnlos sind und in ganz ganz ferner Zukunft vielleicht mal was abwerfen macht eigentlich nur die EU. Die Bundesregierung hält sich da an die 4 Jahresregel. Alles was innerhalb von 4 Jahren das Brennen anfängt muss gelöscht werden.
Sehe ich an sich auch so. Man kann da viel spekulieren, von "Denen da oben geht der Arsch auf Grundeis" (wie ich es weiter oben tat). Bis hin zu "Alles halb so wild. Da werden nur ein paar Egos gestreichelt und Pfründe verteilt". Wenn man sich das genauer ansieht, kann man eigentlich nur zu letzterem tendieren:
Die Idee mit den geplanten 25 bis 27 "Regionalen Sicherungs- und Unterstützungseinheiten" (RSUs) mit bis zu 2.700 Reservisten tauchte erstmals im neuen Standortkonzept der Bundeswehr von Verteidigungsminister de Maiziere auf, welches im Oktober 2011 bekanntgegeben wurde. Die erste Kompanie der RSUkr wurde dann am 18.6.2012 in Bremen in Dienst gestellt - wie oben im ersten Posting erwähnt.
Die Innenminister der Länder haben anscheinend irgendwann mal festgestellt, dass bei einer Verkleinerung der Bundeswehr und Wegfall der Wehrpflicht im Falle einer Katastrophe ja in Zukunft keine große Menge an Soldaten da ist um Sandsäcke zu füllen, Schnee von Turnhallen zu schippen und so weiter. Das Verteidigungsministerium hat daraufhin die RSU's ins Spiel gebracht und zum Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr gesagt: "Macht ihr mal".
Für Katastrophenschutz sind eigentlich die Bundesländer zuständig. Dadurch, dass sie sich nun auf die RSUs berufen können, ergibt sich Sparpotential beim Katastrophenschutz im Länderhaushalt. Für das Verteidigungsministerium ergibt sich der Vorteil, dass die Reservistenvereinigung endlich wieder was zu schippeln hat und nicht mehr ständig rumquengelt. Die Reservistenvereinigung will seit Jahren am liebsten eine Reserve nach dem Modell der "US National Guard" aufziehen. Jetzt bekommt sie halt eine Daseinsberechtigung in Form eines Flecktarn-THW. Zudem belasten die RSUs den Verteidigungshaushalt deutlich weniger, als ein "echtes" Reservebattalion. Ist also für alle eine Win-Win Situation.
Zumindest: Solange man die RSUs nicht wirklich braucht.
Dann treten allerdings drei Probleme auf: Die RSUs haben keine eigene Ausrüstung und sind auf Material von den Einheiten angewiesen, denen sie untergeordnet sind. Viele der in Frage kommenden Reservisten sind generell schon beim THW, Rettungsdiensten oder anderen ehrenamtlichen Blaulicht-Organisationen, die in einem solchen Katastrophenfall sowieso auffahren. Und letzten Endes brauchen die Reservisten die Freigabe ihres Arbeitgebers, um zum Reserve-Dienst einzurücken. Was die Möglichkeit längerer Fortbildungen oder Übungen einschränkt, denn kaum ein Arbeitgeber stellt ständig einen Mitarbeiter frei, nur weil der im Tarnfleck zum Camping will.
Problematisch ist jedoch, dass immer wieder der Ukas auftaucht, die RSUs könnten auch bei inneren Unruhen eingesetzt werden, womit ein gefährlicher Präzendenzfall geschaffen würde. Vermutlich ist das Wunschdenken des Reservistenverbandes und einiger Bundesländer.
Unterm Strich bleibt also: 2.700 Reservisten ohne eigene Ausrüstung, von denen im Ernstfall vielleicht die Hälfte tatsächlich ausrücken kann, weil der Rest entweder an die Werbank oder ins Büro muss, oder sowieso beim THW im Einsatz ist.