Bundeswehr aktiv bei Verteidigung Israels beteiligt \o/

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Toska
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Bundeswehr aktiv bei Verteidigung Israels beteiligt \o/

Beitrag von Toska » 19.12.2012, 01:48

Na, überrascht?

Ist aber so. :-)

Gut, unsere "Qualitätsmedien" berichten das natürlich so:
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Die deutschen "Patriot"-Raketenabwehrsysteme sollen nach Informationen von SPIEGEL ONLINE nahe der Großstadt Kahramanmaras in der Südtürkei stationiert werden. Darüber informierte das Bundesverteidigungsministerium am Mittwochvormittag ausgewählte Abgeordnete des Bundestags.

Nach Planung der Bundeswehr, die mit dem Abwehrsystem an einer Nato-Operation zum besseren Schutz der Türkei vor Raketen aus Syrien teilnimmt, sollen die beiden Systeme vor allem die Großstadt selber schützen, die rund 400.000 Einwohner hat und etwa 100 Kilometer nördlich von der türkisch-syrischen Grenze liegt.

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 72474.html
Dennoch: Mit der Stationierung Deutscher (und Niederländischer und US-Amerikanischer) Patriot-Batterien in der Türkei beteiligt sich Deutschland erstmals und aktiv an der Landesverteidigung Israels.

Klar, der Bundesdeutschen Öffentlichkeit verkauft man das als alternativlosen Beistand für den NATO-Bündnispartner Türkei und um potentiellen Aggressionen des Türkei-Nachbarn Syrien eine entsprechende Drohkulisse vorzuschieben. Und die 400.000 Einwohner von Kahramanmaras (in der Antike putzigerweise als 'Germanicia' bekannt!) brauchen halt Teutonischen Schutz.

Tatsächlich jedoch werden die Patriot-Batterien gebraucht, um den Raketenabwehr-Schirm Israels gegen einen potentiellen Angriff des Iran zu schützen.

Israel verfügt über eines der modernsten integrierten Raketenabwehr-Systeme der Welt. Zum Teil haben die Israelis sich am THAAD-System (Therminal High Altitude Area Defense) der USA beteiligt, zu anderen Teilen entwickelte man eigene Lösungen wie Iron Dome, Arrow oder David's Sling.

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Das Kern-Element einer Raketenabwehr ist jedoch die Frühwarnung. Man muss einen Abschuss früh genug erkennen, um dann ermitteln zu können, ob davon eine Bedrohung ausgeht. Dann entscheidet man, ob (und mit welcher Waffe) man gezielt gegen den anfliegenden Flugkörper vorgeht.

Sollte der Iran mit Langstrecken-Raketen gegen Israel feuern, so ist eine Früherkennung der Abschüsse von iranischem Boden aus durch drei Langstrecken-Radar-Systeme möglich:

1.) AN/TPY-2 des U.S. Army’s European Command auf der Nevatim Air Force Base in der Negev
2.) AN/TPY-2 des U.S. Army’s European Command auf der Türkischen Airbase Pirinçlik in der Provinz Diyarbakir
3.) AN/TPY-2 der Vereinigten Arabischen Emirate

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Die Daten werden in der EUCOM-Zentrale in den Patch-Barracks in Stuttgart-Vaihingen ausgewertet. Dort sitzen auch Verbindungsoffiziere der NATO mit am Tisch - und seit diesem Jahr auch eine Delegation der Israelischen Streitkräfte.

Das AN/TPY-2 ist ein bodengestütztes Radar zur Erfassung und Verfolgung von ballistischen Raketen. Es ist ein wesentlicher Bestandteil des THAAD-Systems und wird von dem US-Konzern Raytheon hergestellt.

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In der Türkei (wie auch in Japan) steht es ohne THAAD-System und wird dort stattdessen im Verbund mit landgestützten Patriot- oder seegestützten SM-3 Abwehrraketen eingesetzt. Die Reichweite des AN/TPY-2 soll bis zu 2300km betragen, wenn auch auf der Distanz nur noch mit geringer Auflösung.

Die nun zusätzlich in der Türkei aufgestellten Patriots der Bundeswehr und der Niederlande ergänzen die Raketenabwehr rund um das in Pirinçlik stationierten AN/TPY-2. Wegen der kurzen Reichweite der Patriot-Raketen macht eine Aufstellung andernorts keinen Sinn, noch sind sie eine Bedrohung Syriens (als reines Defensivsystem sowieso nicht).

Quellen:

http://www.defence.pk/forums/turkey-def ... radar.html
http://www.defenseindustrydaily.com/ant ... dar-07533/
http://de.wikipedia.org/wiki/AN/TPY-2
http://www.heise.de/tp/artikel/37/37353/1.html

Interessanterweise hat Russland in der letzten Novemberwoche SS-26 "Iskander" Boden-Boden Raketen an Syrien geliefert:

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http://www.wnd.com/2012/12/russia-arms- ... -missiles/

Über die Fähigkeiten dieser Raketen wird viel spekuliert und aus russische Quellen hört man, dass mit Patriots dagegen nicht viel auszumachen sei. Die SS-26 Version für das russische Militär hat ~400km Reichweite, die für den Export angeblich ~280km. Als Präzisionswaffe mit geringer Abfang-Wahrscheinlichkeit wäre die SS-26 (so sie den funktioniert wie beschrieben) ideal geeignet, um von Syrien aus die Frühwarnradars in Pirinçlik (Türkei) und Nevatim (Israel) auszuschalten.

Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Die Russen ziehen anscheinend eine ganz klare Linie, was weitere westliche Avancen in Richtung Syrien und Iran angeht und riskieren sogar, dass bei einer totalen Destabilisierung Syriens die SS-26 in die Hände von Fundamentalisten oder von Terrorgruppen fallen könnten.

Das kann also noch recht "interessant" werden ...

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