Hugo ist tot!

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cubi
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Hugo ist tot!

Beitrag von cubi » 06.03.2013, 12:43

Hugo Chavez ist einem Krebsleiden erlegen. Nun kann die USA endlich dafür sorgen, das die Geldströme aus den Ölförderungen wieder den korrekten Weg nehmen, nämlich gen Norden in Richtung Nachbarkontinent und die schönen Profite nicht von den Plebs im eigenen Land verjuxt werden!

Scheint schon los zu gehen!
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Beitrag von Hyaena » 06.03.2013, 13:13

Ja, da sind einige bestimmt sehr zufrieden.

Ist zwar etwas weiter nördlich angesiedelt (Nicaragua, Honduras, Guatemala pp.) aber ein schönes Lehrstück über die Eingriffe der USA und dortiger Konzerne (United fruit) in das politische Geschehen. Unbedingt lesen!

http://www.kriegsreisende.de/imperialis ... -fruit.htm

Die "Bananenkriege" in Lateinamerika um die Jahrhundertwende.

So lief und so wird es immer und immer wieder laufen. Da wird sich nie was ändern.

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Beitrag von Herr Rossi » 06.03.2013, 20:20

Das Land wäre sicher mal eine Reise wert gewesen. Den Medien nach in Deutschland muss das der Inbegriff einer Diktatur gewesen sein, aber so recht ernst genommen habe ich das nie... nicht weil ich mir das nicht vorstellen konnte, sondern weil mir die Berichterstattung immer etwas zu billig wirkte.

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Beitrag von PoLYgoN » 06.03.2013, 20:26

Herr Rossi hat geschrieben:Das Land wäre sicher mal eine Reise wert gewesen. Den Medien nach in Deutschland muss das der Inbegriff einer Diktatur gewesen sein, aber so recht ernst genommen habe ich das nie... nicht weil ich mir das nicht vorstellen konnte, sondern weil mir die Berichterstattung immer etwas zu billig wirkte.
ist schon was länger her ^^ http://www.focus.de/politik/ausland/ver ... 03475.html

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Beitrag von Herr Rossi » 06.03.2013, 20:39

Na, mit einem Focus Artikel kriegste mich von meiner Skepsis aber nicht wirklich weg.

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Beitrag von Toska » 12.03.2013, 18:35

Ich leb' ja in unmittelbarer Nachbarschaft von Venezuela. Hier in Kolumbien ging das Thema natürlich ständig in den Medien rauf und runter. Selbst jetzt noch schaut man sich genau an, was der Nachfolger Maduro macht und wie die Bevölkerung in Venezuela reagiert und mit dem Thema umgeht.

Da ist viel Emotion im Spiel und auch in Kolumbien (und anderen Süd- und Mittelamerikanischen Staaten) hatte Hugo Chavez - zu Recht oder zu Unrecht - bei der Bevölkerung einen Stein im Brett.

Statistik:- Seine Krankheit dauerte offiziell 1 Jahr und 9 Monate
- Er hatte mind. 14 Krankenhausaufenthalte auf Kuba
- mind. 4 Operationen
- mind. 7 Chemotherapien
- eine Chemotherapie im Militärkrankenhaus von Caracas
(1954 - 2013)

Verlauf:
25.06.2011 - Hugo Chavez in einem "kritischen klinischen Zustand"
29.06.2011 - Nach Operation auf Kuba "Chavez nun erstmals bei guter Gesundheit"
01.07.2011 - Chavez gibt offiziell bekannt, dass er an Krebs erkrankt sei
04.07.2011 - Chavez kehrt nach 2 Operationen auf Kuba nach Venezuela zurück, pünktlich zum 200. Staatsjubiläum
17.07.2011 - Chavez zurück auf Kuba
24.07.2011 - Chavez nach Chemotherapie wieder zurück in Venezuela
25.07.2011 - Chavez versichert "...dass er keine Krebszellen mehr im Körper habe"
06.08.2011 - Chavez reist für eine 2. Chemotherapie nach Kuba
03.09.2011 - eine 3. Chemotherapie erfolgte im Militärkrankenhaus von Caracas
18.09.2011 - 4. Chemotherapie in Kuba
23.09.2011 - Rückkehr nach Caracas
16.10.2011 - Weitere Untersuchungen seiner Krankheit auf Kuba
17.10.2011 - Laut Salvador Navarrete beträgt Chavez Lebenserwartung höchstens noch 2 Jahre "er leide an einem Tumor im Becken, welcher sehr aggressiv sei"
22.10.2011 - Chavez kehrt wieder nach Venezuela zurück
22.10.2011 - die Aussagen von Navarrete wurden vom Militärkrankenhaus dementiert, seither auf der Flucht. Hier kurz meine eigene Meinung: Er hatte allerdings recht behalten
23.10.2011 - Chavez betont "er sei vom Krebs geheilt"
20.11.2011 - Überlebenschancen bis zur Präsidentenwahl unwahrscheinlich laut brasl. Nachrichtenmagazin Veja
24.01.2012 - Weitere Operation auf Kuba
17.03.2012 - Rückkehr nach Venezuela
17.03.2012 - Trotz Krankheit ist er optimistisch und will eine weitere 6jährige Amtszeit antreten. Die Wahlen sollen im Oktober 2012 stattfinden
25.03.2012 - Noch eine Strahlentherapie auf Kuba
05.04.2012 - Rückkehr nach Venezuela
07.04.2012 - Chemotherapie Kuba
04.05.2012 - Chemotherapie Kuba (Bereits der 11. Aufenthalt)
12.05.2012 - Rückkehr nach Venezuela
12.07.2012 - Chavez hat sein krebsleiden nach eigenen Angaben überwunden und sei vollständig krebsfrei
28.11.2012 - Weitere Behandlungen auf Kuba
07.12.2012 - Rückkehr nach Venezuela
09.12.2012 - erneut wurden krebszellen bei Chavez gefunden - Erstmals benannte Chavez seinen Vizepäsidenten Maduro als möglichen Nachfolger
11.12.2012 - Operation auf Kuba dem Bluterbrechen und starke Schmerzen im Unterleib vorausgingen - man spricht vom "letzten Stadium" seiner Krankheit
16.12.2012 - sein Gesundheitszustand verbessert sich
27.12.2012 - Chavez trit einige Amstbefugnisse an Vizepräsident Maduro ab
01.01.2013 - Gesundheitszustand hat sich stark verschlechtert und befindet sich wieder auf Kuba - der Antritt seiner neuen Amtszeit steht bevor
04.01.2013 - Seine Amtsvereidigung steht bevor am 10.01. aber es ist unklar ob es dazu kommt
08.01.2013 - Chavez nach 14 Jahren im Amt kann nicht vereidigt werden - es stehen Neuwahlen an
26.01.2013 - Nach seiner 4. Operation befindet er sich in Folgebahandlungen weiterhin auf Kuba
30.01.2013 - Chavez soll sich alngsam von seiner Operation erholen, die Opposition zweifelt an den positiven Meldungen
18.02.2013 - Eventuelle Inszinierung seiner Rückkehr nach Caracas
19.02.2013 - Chavez sei nach seiner Rückkehr in guter gesundheitlicher verfassung
05.03.2013 - Chavez verstirbt nach offizieller Verlautbarung an seinem krebsleiden

Quelle: http://www.kolumbienforum.net/viewtopic ... 19&p=47419

Unter anderem kommen auch diverse alternative Theorien ins Spiel, die in der einen oder anderen Form durch die Presse gehen:

1.) Chavez starb nicht am 05.03. Nachmittags im Militärspital von Caracas, sondern auf Kuba und wurde dann sofort nach Caracas geflogen. Sein Tod wurde erst nach der Ankunft der Leiche Nachmittags verkündet.

2.) Chavez starb bereits Ende Dezember 2012, da er seitdem nicht mehr in Erscheinung trat.

Hier spielt halt eine Rolle, dass Chavez trotz schwerer Krankheit zur Wahl antrat, gewonnen hat, aber nicht vereidigt werden konnte. Er übergab die Macht an seinen Vizepräsidenten der letzten Legislaturperiode Nicolas Maduro, der derzeit die Amtsgeschäfte führt. Das ist rechtlich extrem bedenklich, denn nach venezolanischer Verfassung hätte der Parlamentspräsidenten Diosdado Cabello die Amtsgeschäfte anstelle eines nicht vereidigten und abwesenden Präsidenten übernehmen müssen.

De facto ist das ein Staatsstreich.

Auch über die Ursache der Krebserkrankung gibt es Spekulationen, zumal fünf Südamerikanische Staatschefs fast zeitgleich nach 2010 an Krebs erkrankten, nachdem sie alle an mehreren internationalen Konferenzen teilnahmen.

Das interessante an Chavez war halt auch seine seltsamer Umgang mit internationalen Mächten: Allianz mit Libyen und Iran, guter Draht nach Syrien und Nordkorea. Verstaatlichung der ausländischen Konzerne. Das ist in Südamerika extrem populär - ebenso wie die provokative und ständige Düppierung der Weltmacht USA. Auf der anderen Seite hat die Bevölkerung Venezuelas von den Gewinne aus den verstaatlichten Betrieben wenig gesehen. Denn Chavez verwendete diese überwiegend zur fristgerechten Tilgung der Auslandsschulden Venezuelas - bei Goldman Sachs und den anderen Finazhaien, bei denen Venezuela in der Kreide stand.

Seine Hinterlassenschaft wird sicherlich durchwachsen sein und Venezuela steht vor großen wirtschaftlichen und sozialen Problemen.
Grüße,

Toska
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