Israel: Faktisch ein NATO-Mitglied

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Toska
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Israel: Faktisch ein NATO-Mitglied

Beitrag von Toska » 12.03.2013, 20:11

Auf Kopp-Online wird recht viel Käse geschrieben, viel spekuliert und Meinungen gehen oftmals (bei dünner Quellenlage) als Fakten durch.

Aber der Artikel "Israel: Faktisch ein NATO-Mitglied" ist durchaus lesenswert:
Israel: Faktisch ein NATO-Mitglied
Prof. Michel Chossudovsky

Am 7. März empfing NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen den israelischen Präsidenten Schimon Peres im NATO-Hauptquartier in Brüssel. Im Zentrum der Gespräche stand die Verstärkung und Ausweitung der militärischen Zusammenarbeit zwischen Israel und dem Atlantischen Bündnis insbesondere im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Terrorismus.
[...]
Israel ist bereits an verdeckten Operationen und nichtkonventioneller Kriegführung in Zusammenarbeit mit den USA und der NATO beteiligt.
[...]
Mit Formulierungen wie dieser wird die Beteiligung Israels auf aktuellen Kriegsschauplätzen an der Seite der NATO, d.h. faktisch als Mitglied des Atlantischen Bündnisses, angedeutet. Israel wäre dann mit anderen Worten direkt beteiligt, sollten die USA und die NATO offen militärisch gegen Syrien, den Libanon oder den Iran vorgehen. Israel hat darüber hinaus angeboten, die NATO bei Operationen zur Terrorbekämpfung, vor allem gegen den Iran und die Hisbollah, zu unterstützen. »Beide Seiten stimmten in ihren Gesprächen darin überein, dass Israel und die NATO Partner im Kampf gegen den Terror sind«, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
[...]
In diesem Zusammenhang sollte man sich erinnern, dass die NATO und Israel bereits im November 2004 eine wichtige bilaterale Vereinbarung unterzeichneten, die gemeinsamen Manövern von NATO und Israel den Weg ebnete. Eine Nachfolgevereinbarung wurde im März 2005 vom NATO-Generalsekretär und dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon unterzeichnet.
[...]
Der Wortlaut der Vereinbarung zwischen Israel und der NATO, über die man hinter verschlossenen Türen diskutierte, wurde nicht veröffentlicht.
Sie dazu auch "Bundeswehr aktiv bei Verteidigung Israels beteiligt \o/" ( http://www.fragthe.net/viewtopic.php?t=26698 ). Da ist ein deutlicher Trend zu erkennen. Dadurch, dass man seit 1994 versucht, Israel enger in die NATO einzubinden, will man ggf. Alleingänge Israels schon im Vorfeld verhindern. Bei "den aggressiven Deutschen", die zwei Weltkriege von Zaun gebrochen haben, hat das ja gut funktioniert. Diesmal wird es aber nur funktionieren, wenn eine Mitgliedschaft Israels in der NATO für Israel auch dauerhafte Vorteile hat und diese die Nachteile für Israel deutlich überwiegen.

Letztendlich galt für israelische Politiker schon immer das 11. Gebot: "Israel darf alles." :wink:
Grüße,

Toska
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Beitrag von cubi » 12.03.2013, 21:27

und nochmal Kopp! Sorry Toska...

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/z ... ag101.html

http://psiram.com/ge/index.php/Kopp_Verlag

Recht viel Käse ist imho sehr untertrieben!



Um ansatzweise zu verstehen, warum die rechten Kriegstreiber in Israel so stark sind, empfehle ich diese Doku:

http://mediathek.daserste.de/sendungen_ ... zuerst-der

Da reden die ehemaligen Chefs von Schin Bet, dem israelischen Inlandsgeheimdienst, ziemlich offen!
cu cubi
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Beitrag von Toska » 13.03.2013, 17:39

cubi hat geschrieben:und nochmal Kopp! Sorry Toska...

Recht viel Käse ist imho sehr untertrieben!
Klar, zu der "Käsefabrik" braucht man nicht viel zu sagen. Der von mir gelinkte Artikel ist dennoch interessant, weil sie ein recht gutes Derivat von Infos zu dem Thema bietet, die man in den letzter Zeit aus anderen Quellen beziehen konnte; z.B.: http://debka.com (auch verrufen, da es Israelische Propaganda pur und nachgesagter Nähe zu Mossad), sowie Artikeln in www.haaretz.com, www.jpost.com und mehr.

Hier mal eine kleine Auswahl aus weniger kontroversen Quellen:

Bring Israel into NATO
http://www.haaretz.com/opinion/bring-is ... o-1.461868

Israel: Global NATO’s 29th Member
http://www.globalresearch.ca/israel-glo ... mber/17010

Turkey ‘blocked’ Israeli NATO steps
http://www.hurriyetdailynews.com/turkey ... &nid=40566

NATO, Israel and peace in the Middle East
http://www.nato.int/docu/review/2005/is ... /art4.html

Israel and NATO – Between Membership and Partnership
http://www.project-syndicate.org/commen ... artnership

Israel needs NATO membership for its survival
http://rehmat1.com/2011/02/28/israel-ne ... -survival/
cubi hat geschrieben: Um ansatzweise zu verstehen, warum die rechten Kriegstreiber in Israel so stark sind, empfehle ich diese Doku:

http://mediathek.daserste.de/sendungen_ ... zuerst-der

Da reden die ehemaligen Chefs von Schin Bet, dem israelischen Inlandsgeheimdienst, ziemlich offen!
Ja, die Doku hab ich vor einigen Tagen gesehen und sie ist in der Tag sehenswert. Interessant ist, dass alle noch lebenden ehemaligen Chefs des Shin Bet von "Falken" zu "Tauben" mutiert sind und sich dazu bereit erklärten, an dieser Doku mitzuwirken. Man kann aber auch deutlich nachvollziehen, warum der Job das mit sich bringt.

Ich beschäftige mich seit fast 25 Jahren intensiv mit dem Thema Israel und seinen Nachbarn, da Israel ein faszinierendes Lands mit einer einzigartigen Geschichte ist. Die ersten Dutzend Bücher auf meiner Liste der "Bücher für die Insel" sind fast ausnahmslos dem Thema verschrieben. Zur "Kriegstreiberei" (wie du sie nennst): Israel hat noch nie Politik gemacht, die über eine Legislaturperiode oder das jeweils gerade anstehende Sicherheitsproblem hinausgeht. Das geht aus dem Beitrag auch recht gut hervor. Das fing bei Ben-Gurion an, zog sich über Eshkol, Yigal Allon und Golda Meir bis zu Netanjahu hin. Die überwiegende Mehrheit der Premierminister hatte zudem militärischen Background. Sei es Palmach, Haganah, Levi oder IDF. Wann immer eine Situation Israel nur die Wahl zwischen Nachgeben, Verhandeln oder Konfrontation lässt, sollte sich ein Gegner Israels besser den Stahlhelm aufsetzen, denn die zu erwartende Reaktion ist und war generell eher alt-Testamentarisch. Das hat zum einen mit der militärisch orientierten Grundeinstellung Israels Top-Politiker zu tun, als auch mit der Erfahrung aus mittlerweile 65 Jahren im Umgang mit den arabischen Nachbarn: Jedes Nachgeben oder Zögern Israels wird als deren Schwäche und als deren Niederlage zelebriert und Verhandlungsergebnisse werden nur dann akzeptiert, wenn Israel dabei den Kürzeren zieht oder von sich aus zurücksteckt.

Die sogenannte "Kriegstreiberei" Israels ist letzten Endes eine Synthese, die sich aus Jahrzehnten der direkten und indirekten Bedrohung ergeben. Während man anderswo auf der Welt klar zwischen "Krieg" und "Frieden" unterscheidet, kennt Israel dazwischen viele Abstufungen, die von den Nachbarn aufgezwungen wurden. In den 60'ern und 70'ern war es "normal", dass man zwischen "Krieg" und "Frieden" fast täglich in Grenzregionen von regulären Truppen der Nachbarn mit Artillerie beschossen wurde, oder die Syrier zwischen 17:00 Uhr und Sonnenaufgang mit Artillerie und Panzern auf dem Golan, Rabatz machten und wieder abzogen, wenn der Druck zu groß wurde, oder genug Tageslicht für einen Einsatz der Israel Air Force zu erwarten war. Heute setzt sich das mit dem beständigen Beschuss von Raketen und Mörserbseschuss aus Gaza und dem Libanon fort, der es in Europa kaum in die Nachrichten schafft:
Annual number of rocket and mortar attacks:

2001:   4
2002:  35
2003: 155
2004: 281
2005: 1255
2006: 1777
2007: 2807
2008: 3716
2009: 858
2010: 365
2011: 680
2012: 2273
------------------------
Total: 15047

Dead: 64
Injured: 1971+

http://en.wikipedia.org/wiki/Palestinia ... _on_Israel
Kaum ein Land kann es hinnehmen, dass seiner Bevölkerung ständig explosiver Schrott auf die Dächer oder in die Gärten rieselt. Reagiert man militärisch auf diese asymmetrische, aber reale Bedrohung, so läuft direkt die gut geölte arabische Propaganda-Maschine an. Tut man nichts, führt das nur zu weiteren Angriffen. Das ist eine Situation, in der man nur den kürzeren ziehen kann.

Ich will hier nicht darauf eingehen, ob Israels Reaktionen immer angemessen waren. Oder die seiner arabischen Nachbarn. Denn die Antwort darauf kann an sich nicht positiv ausfallen. Das Thema ist aber zu komplex und selbst für einen mit dem Thema vertrauten Mitteleuropäer wie mich nur schwer objektiv und sachlich zu bewerten. Hinzu kommt: Sobald sich ein Deutscher Kritik an Israels Mitteln und Methoden erlaubt, kommt sofort das eine oder andere historisch bedingte Totschlag-Argument.

Auf der anderen Seite: Die "Araber" bzw. Palästinenser stellen sich auch recht ungeschickt an. In dem Moment, in dem sich 100.000 friedlich versammeln, Händchen halten und "We Shall Overcome" singen und Israel dann mit Wasserwerfern, Knüppeln und Gummigeschossen vorgeht ... in dem Moment haben die Palästinenser gewonnen. Nur dazu wird es nie kommen, da die Palästinenser nie friedlich demonstrieren werden. Liegt anscheinend nicht in ihrer Natur - womit wir fast schon wieder beim Thema "Islam" wären.

Auch darüber sollte man mal nachdenken.

:myopinion:
Grüße,

Toska
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