"US Marine will mit Wasser fliegen"

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"US Marine will mit Wasser fliegen"

Beitrag von Toska » 20.06.2014, 23:44

Hier mal ein Fundstück, dass es interessanterweise nirgendwo in die News geschafft hat:

http://www.nrl.navy.mil/media/news-rele ... ea-concept

Das U.S. Naval Research Laboratory (NRL) der Marine arbeitet seit einiger Zeit an einer Methode, aus Meerwasser Treibstoff zu gewinnen. Hintergrund: Die Flieger auf den Trägern brauchen halt Kerosin. Atomkraft oder alternative Energien: Alles gut und schön. Aber die Fliegerei ist bislang bei solchen Themen immer zu kurz gekommen. Selbst so Experimente wie wie Kerosin aus Algen zu gewinnen sind zwar praktikabel, aber die Kosten wiegen kaum die Nutzen auf.

Bleibt zudem ein Problem: Der Flieger-Sprit muss nach wie vor mit Tankern zum Träger rausgeschippert werden. Somit kostet die Gallone Sprit, die auf dem Träger in die Flieger gefüllt wird halt auch immer einen Tick mehr, als am heimischen Airport oder direkt an der Raffinerie.

Sofern man den Sprit direkt auf dem Träger erzeugen könnte, dürfte der also ruhig etwas teurer sein, als an der Raffinerie. Solange man sich den Flaschenhals mit der Logistik erspart.

Wie das funktioniert? Mit Elektrolyse wird Meerwasser in CO2 und H2 zerlegt und dann in mehrstufigen Katalysatoren zu langkettigen Hydrocarbonaten C9-C16 verwurstet, die sich zu Sprit raffinieren lassen.

Der Gag: Dem Meerwasser wird CO2 entnommen und dadurch die Aufnahme-Kapazität des Meeres für diesen "Klimakiller" erhöht. Bis das entnommene CO2 aus dem so gewonnenen Sprit wieder ins Meer will, geht viel Wasser den Bach runter. Theoretisch könnte man über die Methode auch Sprit aus Luft gewinnen, aber Meerwasser hat 140 mal mehr CO2 gebunden, als Luft. Somit braucht man bei der Spritgewinnung aus Wasser weniger Primär-Energie zuführen. Auf 'nem atomgetriebenen Träger ist Strom ja sowieso kein Problem. Die paar Megawatt hat man übrig.

Bleibt noch die Frage: Wie kostengünstig lässt sich das in welchem Umfang machen? Die Jungs von der Navy meinen, dass langfristig $3-6 US pro Gallone Sprit machbar sind. Ist vielleicht zu optimistisch und muss abgewartet werden.

Aber denkt mal weiter: Solarenergie und andere Geschichten, die nicht Grundlast-Fähig sind. Wenn man dort mit dieser Methode Sprit aus Strom gewinnen kann, der gerade nicht im Netz gebraucht wird, so könnte man mit diesem Sprit dann wieder Strom gewinnen, wenn er gebraucht wird. Oder den Sprit direkt verticken.

Es kann aber auch gut sein, dass das wieder so eine Schubladen-Technik wird, die auf Druck der Öl-Lobby in der Versenkung verschwindet. Egal ob sich das langfristig gesehen zur Marktreife führen ließe oder generell dank des "billigen Öls" zu teuer bleibt.
Grüße,

Toska
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Beitrag von cubi » 21.06.2014, 05:58

Aeh, die US-Navy rettet das Weltklima?

Wieso nicht reiner Wasserstoff? (Weil die Flieger nicht mit H laufen!) Die Kampfjets wird es eh nicht mehr geben, wenn das Marktreif ist. Mal davon abgesehen, das die Mengen an Sprit gemessen am globalen CO2-Problem marginal sind, ist es ein Nullsummenspiel, da das CO2 wieder freigesetzt wird. Nebenbei ist das raffinieren meist eine ziemliche Sauerei. Es geht kein Weg an der Elektrifizierung vorbei. Wasser warm machen um Strom zu erzeugen, bedeutet ein imho totes Pferd zu reiten.
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Beitrag von Lord_Vader » 21.06.2014, 13:22

Das ist nur bei Trägern mit Atomreaktor interessant und erspart Tanker. Mit Weltklima hat das nichts zu tun. Die Navy will nur die Flugzeiten damit verlängern.
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Beitrag von Toska » 21.06.2014, 16:12

cubi hat geschrieben:Wieso nicht reiner Wasserstoff? (Weil die Flieger nicht mit H laufen!)
Hat man bei Fliegern auch schon versucht und experimentell getestet. Das Problem sind die Tanks. Um Wasserstoff zu transportieren oder zu lagern brauchst du druckfeste Behälter und die sind halt für die Fliegerei zu schwer, um ausreichende Mengen Wasserstoff zu transportieren. Luftbetankung fällt dann auch flach. Selbst bei erdgebundenen Vehikeln oder im stationären Einsatz diffundiert der Wasserstoff recht fix aus den Tanks raus, so dass eine längere Lagerung nur mit erheblichem Aufwand möglich ist.
cubi hat geschrieben:Die Kampfjets wird es eh nicht mehr geben, wenn das Marktreif ist.
Klar, es geht immer mehr hin zu Drohnen, aber ganz auf bemannte Kampffliegerei wird man auch langfristig nicht verzichten können. Aber die Drohnen setzen ja auch Verbrennungsmotoren, Turboprops oder Jet-Triebwerke ein, die mit Avgas bzw. Kerosin laufen. Im verlinkten Bericht ist ein Video, in dem sie ein P-51 Modell mit dem synthetisierten Sprit fliegen lassen.
cubi hat geschrieben:Nebenbei ist das raffinieren meist eine ziemliche Sauerei. Es geht kein Weg an der Elektrifizierung vorbei.
Jau, es ist eine experimentelle Nischenlösung für ein Randproblem. Ob deren Methode für die Raffinierung ebenso dreckig ist? Mir scheint es so, als ob durch die katalysatorische Vorgewinnung der Kohlenstoff-Ketten weniger "Mist" mit anfällt, als wenn du Ölschlamm in Texas aus dem Boden lutschst. Kann mich da natürlich täuschen. Aber für so ganz dumm halte ich die Methode auch nicht. Macht sicherlich weniger Sauerei als Fracking und wenn es dazu noch CO2 neutral ist, um so besser.
Grüße,

Toska
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Beitrag von Toska » 12.11.2014, 16:25

Hmmm ... "High-Tech made in Dschörmany":
Diese Anlage macht aus CO2 und Wasser einfach Benzin

[...]

Am Freitag besucht Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) in Dresden die Firma "Sunfire", ein Gemeinschaftsunternehmen von insgesamt zehn Partnern aus Industrie und Wissenschaft. Das Unternehmen verspricht nichts weniger als eine industrielle Wiederverwertung von Kohlendioxid in großem Stil und damit einen wichtigen Baustein zur Lösung des globalen Klimaproblems.

Im Bundesforschungsministerium ist man vom großen Potenzial des neuen Verfahrens überzeugt: "In der Sunfire-Pilotanlage wird Kohlendioxyd zu Kraftstoff verarbeitet", sagte Ministerin Wanka der "Welt" vor der Projekteinweihung in Dresden. "Dieses Verfahren senkt den CO2-Ausstoß und macht uns unabhängiger vom Erdöl. So schützen wir das Klima, schonen Ressourcen und fördern zugleich eine Technologie, die wirtschaftliches Wachstum verspricht."

Es geht um die Erprobung einer so genannten "Power-to-Liquids"-Anlage. Mit Hilfe von Ökostrom soll aus Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H2O) zunächst ein sogenanntes Synthesegas hergestellt werden. Ein "Synthesereaktor" setzt die gasförmigen Moleküle dann zu flüssigen Kohlenwasserstoffen neu zusammen: Benzin, Diesel, Kerosin.

[...]

Nach Ministeriumsangaben könne der neue Ökosprit aus CO2 und Wasser "zu Kosten von circa einem Euro pro Liter erzeugt werden."

[...]

Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/energie/a ... enzin.html
Selbe Idee wie die oben genannte Geschichte aus den USA, die wiederum auch nur "Fischer-Tropsch" mit zeitgemäßer Technik 'n Tick effizienter hinbekommt. Das ganze wird dann als "Leuchtturmtechnologie" zum Umweltschutz mit Lob überschüttet. Die Pilot-Anlage schafft angeblich derzeit einen Barrel (159 Liter) pro Tag.

:roll:
Grüße,

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Beitrag von cubi » 13.11.2014, 18:36

Schön, Steuergelder bei der Arbeit zu sehen! So ein Bullshit. Ein weiterer Versuch die Wasserwarmmachtechnologie des letzten Jahrtausend am Leben zu halten. Laufen ja eine Menge Patente auf den alten Technologien! Es geht imho eh kein Weg an einer konsequenten Förderung z.B. der Elektromobilitaet vorbei! Schwachsinnsprojekte wie diese, machen ein paar clevere Leute schnell mit Steuergeldern reich, werden aber niemals nachhaltig sein!
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