IS, ISIS, Irak, Syrien

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Hyaena
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Beitrag von Hyaena » 25.11.2015, 09:51

Die SU 24 soll wohl maximal wenige Sekunden über türkischem Gebiet gewesen sein.

Die Türkei zündelt. Die von den USA zerbombten Tanklaster sind ja mW überwiegend Richtung Türkei unterwegs. Etliche der Fahrer sind dann vermutlich auch Türken. Daher ggfls. auch die vorherige Warnung der USA mittels abgeworfener Flugblätter. Das ganze kostet den IS Geld und der Türkei Rohstoffe. Neben den Saudis und Katar ist die türkische Regierung meiner Ansicht nach Hauptunterstützer des IS. Die nicht der PKK zuzuordnenden Bombenattentate (des IS?) in der Türkei trafen mW weit überwiegend Erdogan-Gegner oder -Kritiker.

Die Türken waren ja vor etwa 2 Jahren mit einer geplanten false-flag Aktion aufgeflogen. Das war der Versuch, die NATO in einen Krieg gegen Assad zu schicken. Was eine Konfrontation mit Russland allerdings bringen soll, erschließt sich mir nicht. Frankreich zumindest dürfte so gar kein Interesse an Streß mit Russland haben, zumal die ja gerade an einem Bündnis mit den Russen gegen IS arbeiten. Die USA haben zwar in der Ukraine mitgezündelt, aber letztlich hatte irgendwie doch keiner Interesse an einem Großbrand. Die derzeitigen Gespräche der Franzosen mit den Russen dürften wohl ein entscheidener Grund für die Türken gewesen sein, gerade jetzt den Versuch zu unternehmen, für Unfrieden zu sorgen. Immerhin befanden / befinden sich die Russen und die NATO insgesamt in deutlicher Annäherung.

Und unsere Regierung hofiert Erdogan in der Hoffnung, die Flüchtlingskrise so lösen zu können :roll: Hauptsache andere bauen Zäune oder halten die Menschen zurück, dann macht man sich selber nicht die Hände schmutzig und kann weiterhin auf hohem moralischen und ethischem Niveau daherquatschen.
Zuletzt geändert von Hyaena am 25.11.2015, 10:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Hyaena » 25.11.2015, 09:55

oha ...
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters bestätigen auch die USA die russische Version der Ereignisse. Laut einem Vertreter der Regierung in Washington soll der russische Jet demnach im syrischen Luftraum getroffen worden sein. Diese Beurteilung basiere auf Wärmedaten des Jets.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 64435.html

Die Russen fliegen jetzt Geleitschutz mit Jägern. Weiterhin wurde der Raketenkreuzer Moskwa angewiesen,
alle Ziele zu vernichten, die Russlands Luftwaffe in dem Bürgerkriegsland gefährden könnten.
Könnte man die Türken nicht aus der NATO rausschmeißen? :roll:

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Roland von Gilead
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Beitrag von Roland von Gilead » 25.11.2015, 10:01

in die EU kommen sie mit der Regierung eh nie rein, und mit solchen Aktionen haben die echt nichts in der NATO verloren :vomit:
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Beitrag von Lord_Vader » 25.11.2015, 10:05

Dem Pascha Erdogan traue ich durchaus zu das er da den Konflikt verschärft um seine Verfassungsänderungen durchzusetzen. Durch den Krieg und Stress mit den Kurden hat er ja schon wieder die absolute Mehrheit.
Nun fehlt ihm nur noch der Sultan Titel. Würde mich nicht wundern wenn der das Osmanische Reich wieder aufleben lässt.
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Beitrag von Hyaena » 25.11.2015, 10:19

http://www.welt.de/wirtschaft/article14 ... kt-an.html

Hiernach sollen sich die türkischen F 16 "angeschlichen " haben, um die Russen zu überraschen. Die hätten nicht mit einem Angriff gerechnet und keine Chance gehabt.

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Beitrag von cubi » 25.11.2015, 17:54

fefe hat geschrieben: Russlands Position mit dem abgeschossenen Flieger ist, dass der Flieger dort die Öllieferungen von ISIS an/über die Türkei geprüft hat, und die Türkei wollte verhindern, dass die Russen die Öllieferungen ihrer Terrorbuddies von ISIS aufdecken.
Da schau an! Die Faschos aus Ankara! Ich brauch nen anständigen Aluhut! Dringend!
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Roland von Gilead
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Beitrag von Roland von Gilead » 25.11.2015, 17:59

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Herr Rossi
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Beitrag von Herr Rossi » 01.12.2015, 09:44

Gerade aus Fefe gefischt:

Tilo Jung mal wieder auf Pressekonferenz zu "Warum nimmt die Bundesregierung Bruch des Völkerrechts in Kauf? "

https://www.youtube.com/watch?v=Cb485CVJKBw

Heftig wie der die vorführt... so sollte es eigentlich immer sein.

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Beitrag von Malagant » 01.12.2015, 10:07

Herr Rossi hat geschrieben:Gerade aus Fefe gefischt:

Tilo Jung mal wieder auf Pressekonferenz zu "Warum nimmt die Bundesregierung Bruch des Völkerrechts in Kauf? "

https://www.youtube.com/watch?v=Cb485CVJKBw

Heftig wie der die vorführt... so sollte es eigentlich immer sein.
Ja auf die Frage gab es keine klare Aussage, außer auf die Definition von Krieg. Muss ich mal bei Wiki nachlesen was man allgemein unter Krieg versteht. :x

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Beitrag von Herr Rossi » 01.12.2015, 10:52

Malagant hat geschrieben: Ja auf die Frage gab es keine klare Aussage, außer auf die Definition von Krieg. Muss ich mal bei Wiki nachlesen was man allgemein unter Krieg versteht. :x
Hat man sich halt von den USA abgeschaut. Da kämpft man ja auch nur gegen feindliche Kombattanten und spricht denen damit mal eben alle Rechte ab und foltert lustig vor sich hin. Ist doch ein respektabler Ansatz oder? Also ziehen wir auch nicht in den Krieg, sondern nur in den umgangssprachlichen Krieg.
Ach ist das schön wie die ihre ekelhafte Doppelmoral selbst lächerlich machen. :D

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Beitrag von cubi » 01.12.2015, 17:33

Leider kratzt das die Mehrheit des Wahlviehs nicht! Nächstes Jahr ists ja wieder soweit! Da darf die Horde von dumpfbräsigen Musterbürgern wieder mal Demokratie simulieren. Ich wette, mit Krieg versucht die Merkelchunta (vermutlich erfolgreich) ihr Image aufzupolieren.

Warum hat 'Die Partei' noch nicht die Mehrheit? Es ist zu Mäuse melken!
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Beitrag von cleo » 01.12.2015, 23:52

Weil die Wähler das Übel wählen, was sie kennen. Wenigstens weiß man wo man dran ist :roll:

Ich hab mir mal die ganze BPK angeschaut und son paar mal hatte ich das sehr starke Bedürfniss mit faulen Tomaten zu werfen.
Mich kotzen solche Leute einfach nur an. Anstatt einfach mal tacherles zu reden, reden sie sich ständig raus.. sollen sie doch mal die Karten auf den Tisch legen!
Und wenn sie das nicht wollen, weil sie wissen, dass sie sich eigentlich falsch verhalten etc, ja mei.. dann sollen sie es doch einfach lassen und z.B. nicht in den umgangsprachlichen Krieg ziehen.
ODER sie sollen zumindest dazu stehen! Wir mischen da jetzt mit, weil wir es können und für sinnvoll halten und ob da nun das Völkerrecht gebrochen wird oder nicht, ist uns eigentlich egal..
Das wäre zumindest mal ehrlich!
wo uns das leben verboten wird, fängt unser widerstand an.

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Beitrag von Lord_Vader » 02.12.2015, 00:11

Das Völkerrecht ist nur ein anderes Wort für "Nationale Interessen". Irgendwer verletzt dieses immer und muss daher, auch ohne Uno-Mandat, in seine Schranken verwiesen werden.
:-|


https://www.youtube.com/watch?v=KdDULYzDBvg
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Toska
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Beitrag von Toska » 16.12.2015, 02:13

Hyaena hat geschrieben:Hiernach sollen sich die türkischen F 16 "angeschlichen" haben, um die Russen zu überraschen. Die hätten nicht mit einem Angriff gerechnet und keine Chance gehabt.
Ich meld' mich mal mit einer Bewertung dieser Geschichte zurück, auch wenn ich nicht mehr zu allem und jedem meinen Senf abgeben werde:

O-Ton Erdogan von vor zwei Jahren, als Syrien zu Recht eine türkische Phantom abgeschossen hatte: "Ein kurzzeitiger Grenzübertritt rechtfertigt noch keinen Abschuss." :hehehe:

Was "Die Welt" da gebracht hatte ist mittlerweile auch von NATO-Seite inoffiziell bestätigt worden. "Die Welt" hat in ihrem Artikel mal wieder nur die Rosinen rausgepickt, weil die Wahrheit politisch zu unangenehm ist. Der genaue Vorgang? Die Russen sagen seit Beginn ihrer Einsätze in Syrien dem EUCOM der NATO Bescheid, wann sie wo bombardieren. Auch weil sie dabei (wie diese zwei Su-24) öfter mal Ziele ganz knapp vor der türkischen Grenze angreifen und man keine schlafenden Hunde wecken will. Es gab eine klare Übereinkunft zwischen Russen und NATO, dass es nicht zu Luftkämpfen kommen würde und dass man sich (falls es zu Begegnungen in der Luft käme) aus dem Weg gegen würde. Es flogen ja auch immer wieder mal NATO-Flieger der "Anti-ISIS Koalition" im syrischen Luftraum ihre eigenen Angriffe - auch Türken. Und das "Deconflicting" hat bislang ja auch funktioniert.

Nur: Die Türken sitzen halt auch im EUCOM und die haben sich die Flugpläne der Russen genau angesehen und auf den richtigen Moment gewartet. Sie haben dann zwei F-16 aufsteigen lassen und luftbetankt. Diese sind dann nicht reguläre CAP in Grenznähe geflogen (also auf irgendwo 30-35.000 Fuß), sondern in 7500-8500 Fuß Höhe und zwischen den Bergen in der Region. Dabei saufen die Dinger wie die Löcher. Und blieben unter dem Radar der Syrer und Russen und wurden von denen nicht erkannt. Gehört zum Handwerk, dass man die Radars des Nachbarn in Grenznähe kennt und weiß, wo die Löcher sind und wo man wie tief fliegen muss, um nicht gesehen zu werden.

Als die erste Su-24 ihre Ziele angriff, tat man noch nichts. Man wartete, bis sie zum zweiten Angriff 'ne lange Kurve drehte. Nach 5-8 Minuten war sie wieder über dem bereits angegriffenen Ziel. Die Türken wussten derweil sicherlich, was die Russen angegriffen hatten und Premier Davotoglu gab sein OK zum Eingreifen. Die beiden F-16 hatten indessen die Verfolgung aufgenommen und rasten unter dem Radar der Syrer und Russen auf die Su-24 zu. Nicht im Kurvenflug (und nicht dem Bordradar folgend), sondern Anweisungen eines Bodenradars der Türken folgend (Ground-Directed Air-Intercept) zu einem direkten Abfangpunkt. Dabei drangen sie in Syrischen Luftraum ein, feuerten ihre Sidewinder ab und tauchten dann bis fast auf Bodenhöhe ab und flogen zurück in die Türkei. Wo schon ein Tankflugzeug der Türken auf sie wartete und sie auf dem Rückweg nach Dyabakir betankte.

Zu den "Warnungen" per Funk: Fünf Minuten lang gewarnt? Kann sich jeder denken, dass das Quatsch war. Selbst wenn: Die NATO weiß, dass alle älteren Flieger der Russen keine VHF-Radios verbaut haben. Die Su-24 hat drei Radios und keines davon kann VHF. War für die Russen halt bislang uninteressant, da in der Fliegerei VHF eher zivil genutzt wird. Die zwei GUARD-Frequenzen sind deswegen auch so aufgeteilt, dass die zivile GUARD-Frequenz im VHF-Band ist (121.5 MHz) und die militärische GUARD-Frequenz liegt im UHF-Band bei 243.0 MHz.

Wenn man will, dass ein Russenflieger 'ne Warnung hört (oder generell ein Militärflugzeug), dann ruft man es auf 243.0 MHz an. Wenn man will, dass er sie nicht hört, dann halt auf 121.5 MHz. Wie zudem Wikileaks erfahren haben will: Die Aktion war seit mindestens sechs Wochen geplant und man wartete halt nur noch auf die passende Gelegenheit. :roll:

Es ist vielleicht noch etwas früh, denn es sind noch zwei Wochen bis Weihnachten und da kann noch einiges passieren. Aber wenn wir in Mitteleuropa noch ein Weihnachten in "Frieden" haben, dann nur deswegen weil Putin besonnen reagiert hat und auf diesen total offensichtlichen Kriegsakt der Türken keine direkte militärische Vergeltung folgen ließ. Zumindest keine auf türkischem Boden - in Syrien schon.

Grob geschätzt (Pi-mal-Daumen) wird Putins Reaktion die Türken kurz- bis mittelfristig 50-60 Milliarden Euro kosten. 22 Milliarden für den geplatzten Kernkraftwerksbau in der Türkei (4 Blöcke AKW, von Russland vor-finanziert, Baubeginn war für nächsten Sommer angesetzt), 20 Milliarden für die Pipeline-Projekte und die restlichen 10-20 Milliarden ergeben sich aus Teil-Boykotts aus den 66 Milliarden Handelsvolumen zwischen Türkei und Russland (pro Jahr). Ob Kraftwerk- und Pipeline-Projekt nicht auch mit oder ohne Abschuss so oder so geplatzt wären? Weiß man nicht. Die Stimmung zwischen Türkei und Russland war ja schon längerem auf niedrigstem Niveau.

Langfristig gesehen? Meine Prognose: Putin wird die Kurden massiv unterstützen. Teilweise kann man das an den Luftschlägen der Russen jetzt schon sehen. Das wird aber noch weiter gehen bis hin zu "Beratern" und Waffenlieferungen. Putin wird vermutlich auch dezent auf Syrien und den Irak einwirken, den Kurden nicht nur Autonomie, sondern Unabhängigkeit zu gewähren. Nicht sofort, aber langfristig als "Belohnung" für ihr Engagement gegen ISIS. Und wenn die Kurden erst mal ihren Staat aus Teilen Syriens und des Nordiraks formen, dann wird das bei den Kurden in der Türkei sicherlich separatistische Begehrlichkeiten anfachen, die Ankara mehr als ungelegen kommen.

Vor dem Hintergrund muss man auch die türkischen "Invasions-Truppen" im Irak sehen: Erdogan will damit Putins Kurden-Schachzug kontern. Er beißt daher in den sauren Apfel und unterstützt die Kurden im Irak. Die Kurden in Syrien wollen nicht mit ihm. Klar, hat er sie ja auch bislang auch bombardiert und ausgehungert, während er stattdessen ISIS unterstützte. Und mit dem Einfall in den Irak verletzt Erdogan die Souveränität des Iraks, der sich das natürlich nicht gefallen lassen wird und entsprechende Ultimaten stellte.

Ich sags mal ganz deutlich: Der Erdogan ist irre. Das waren jetzt zwei offensichtliche Kriegsakte in vier Wochen: Abschuss der Su-24 und "Einmarsch" in den Irak. Wenn die NATO dem jetzt nicht entschieden einen Riegel vorschiebt, dann sehe ich schwarz für die Zukunft. Aber wie Fefe schon sagt: Nach solchen Geisterfahrten nimmt man die Türkei dann - jetzt erst recht - auch noch in die EU auf. Unfassbar!

Ansonsten: Nette Waffen-Show der Russen in Syrien. Die fahren alles auf, was neu und modern ist und überraschen mit Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ihnen kaum einer zugetraut hätte:

- Luft-Verlegung einer ganzen S-400 Batterie innerhalb von 24 Stunden. Die halbe Türkei und ganz Israel und Jordanien liegen damit unter einer "Käse-Glocke" des Abwehr-Schirms der S-400 und alles was dort fliegt kann von den 5 verschiedenen Raketen-Typen der S-400 abgeschossen werden. Das dürfte Satelliten im niedrigen Erdorbit mit einschließen.

- EW: Die Russen haben in Latakia und Hmeymim Krasukha-4 und anderes EW-Spielzeug aufgefahren. Kann man zum "abschnorcheln" aller Funksignale verwenden. Oder zum Stören. Seit dem Abschuss der Su-24 setzen die Russen aktiv EW ein, um NATO-Radare, Aufklärungs-Satelliten und elektronische Aufklärung während ihrer Einsätze zu stören. Viel von dem, was die Russen laut Selbstdarstellung an EW haben, ist ziemlicher abgefahrener Sci-Fi-Scheiß. Ob das tatsächlich so funktioniert, wie sie sagen? Sie lassen sich zumindest teilweise in die Karten schauen, was schon mal ungewöhnlich ist.

- Tu-160 fliegen Cruise-Missile Angriffe auf Syrien. Und (nur weil sie es können!) nehmen sie dabei auch mal den langen Weg: Mozdok Airbase in Nord-Ossetien, nach Norden fliegend über Murmansk nach Westen eindrehen, dann über See Richtung Grönland, vor Island abdrehen und an Schottland und Irland vorbei, Portugal und bei Gibraltar ins Mittelmeer abdrehend. Dann Richtung Malta und weiter nach Zypern. Also einmal rund um Europa und im letzten Drittel des Mittelmeers die Cruise-Missiles abschießen (ungefähr zwischen Nil-Delta und Zypern). Dann spaßhalber über Syrien fliegen und durch den Irak und Iran wieder nach Hause. 9500 km "um den Block" und 7500 km Umweg! Nur um zu zeigen: Wir können das.

Das absurde daran: Die eingesetzten Waffen hätten auch direkt nach dem Start in Mozdok abgefeuert werden können, da sie genug Reichweite hatten. :eek:

- Anfangs hatten die Russen 30-35 "Frontflieger" in Syrien und flogen damit 35-55 Einsätze pro Tag. "NATO-Experten" sagten sofort: Das halten die nicht durch. Klar: Jets sind sehr wartungsintensiv und nach X-Stunden muss so'n Ding für Y-Stunden in die Wartung. Auf jede Flugstunde kommen im Schnitt bei NATO-Fliegern so 10-20 Wartungs-Stunden. Die Russen haben das mit den handvoll Fliegern sechs Wochen durchgehalten. Erst dann hat man zusätzliche Flieger geschickt und fliegt seitdem auch mit Langstreckenbombern (Tu-160, Tu-22M und Tu-95) von Basen in Russland aus Angriffe. Dennoch: Dieses sportliche Tempo und die ordentliche Schlagzahl hätte ihnen keiner zugetraut. Weil keine westliche Luftstreitmacht das kann. Die USA oder andere westliche Länder bräuchten rund 150-180 Flieger um die gleiche Schlagzahl aufrecht zu halten. Nur um mal 'ne Hausnummer zu nennen: Die USA haben beim "1. Irak-Krieg" (1990) in der ersten Welle mal 8 B-52 und 4 B-1 in der Luft gehabt und Cruise-Missiles verschießen lassen. Die Russen hatten bei einem der Angriffe in Syrien 25 Langstreckenbomber auf einmal im Einsatz (5x Tu-160s, 6x Tu-95MS und 14x Tu-22M3). Das war 'ne ziemlich eindeutige Geste in der Art von: "Keine halben Sachen" und "Wir können. Wenn wir wollen." Gerade von den Tu-160 haben die nicht so viele und setzen dennoch die meisten davon fast ständig ein.

- Kalibr: Das fand ich den besten "Gag" an der ganzen Syrien-Geschichte: Zu Putins Geburtstag schossen Schiffe der Kaspischen Flotte aus dem Kaspischen Meer ihre Cruise-Missiles ab.

Der Gag: Die Kaspische Marine der Russen? Die hatte *niemand* auf dem Radar. Das ist ein verdammtes Binnen-Meer. Was da rumschippert ist für nichts und niemanden außer den Anreihnern eine Gefahr. So die bis dahin geltende Meinung. Die Flotte dort? 2 Gepard-Klasse Fregatten, 6 Buyan(-M) Korvetten, 1 Tarantul-Korvette und Kleinkram wie 3x Matka Raketen-Schnellboote, 4 Kanonenboote und 3 Minenräumer. Die Korvetten? 550-950 BRT je nach Klasse. Zum Vergleich: Die Korvetten der Bundesmarine (Braunschweig-Klasse) haben 1840 BRT. Unsere angegammelten Minenräumer haben mehr Tonnage als die russischen Korvetten der Kaspischen Flotte. Und wie man jetzt weiß: Die Feuerkraft (Schiff- und Landziel-Bekämpfung) der Korvetten alleine liegt deutlich über dem, was unsere Fregatten können.

Was jeder wusste: Die Korvetten der Russen haben Vertikal-Startröhren für die SS-N-27 Cruise-Missiles. Nur dachte man halt, das wäre noch der selbe Ranz wie aus den 80'er Jahren mit 50 bis maximal 300km Reichweite. Soviel Reichweite hatten halt die Export-Versionen dieser Waffen. Unter der Hand ging man deswegen bei der Russen-Version für den Eigenbedarf von rund 600-660km Reichweite aus.

Was keiner wusste: Die Korvetten hatten bereits die 3M-14(T) Variante der "Kalibr" an Bord. Und die hat eine Reichweite von 2500 Kilometern und eignet sich für ziemlich viel: Angriff von See- *und* Landzielen, abwerfbarer Raketen-Booster für den Start, Flug in 30-200 Metern über Grund, Navigation via Wegepunkte mit Trägheits-Navigation und Feintuning per GLONASS, aktives ECM, geringes Radarprofil durch Einsatz von Verbundwerkstoffen und Mach 3 auf den letzten Kilometern für den Sprint zum Ziel. Verschiedene Sprengköpfe möglich - auch ein kleiner nuklearer.

Gag #2: Man ziehe einen Kreis vom Südende des Kaspischen Meeres aus. Durchmesser: 2500 km. Im Radius liegt dann: Antalya (Türkei), östliches Mittelmeer, Kairo, Suez-Kanal, fast das komplette Rote Meer, Golf von Aden, Arabische Meer bis fast nach Mumbai und der komplette Persische Golf. Am selben Tag des Abschusses der Cruise-Missiles (spiele mal einer die Musik aus der Benny-Hill-Show) zog sich dann der US-Trägerkampfverband mit Höchstgeschwindigkeit aus dem Persischen Golf zurück.

"Mission Accomplished?" Eher weniger. Die hatten halt bislang die Kaspische Flotte in keinem Bedrohungszenarium und wussten nicht, dass sie seit Jahren unter deren "Raketen-Schirm" segelten. Prognose: So schnell fahren die da nicht wieder hin. Die US-Marine gab zudem die Tage an, sechs weitere AEGIS-Schiffe zur Flug(-körper)-Abwehr zu kaufen und die bestehenden zu modernisieren. :hehehe:

Gag #3: Die Kaspische Flotte hat ihre 3M-14T verschossen, weil die Dinger weg mussten. Am Pier warteten schon die Munitions-Kanister mit den neuen 3M-14TE zur Aufmunitionierung. Reichweite angeblich 4000 Kilometer. :hehehe:

- Ein konventionelles U-Boot der Kilo-3 Klasse hat dann auch mal aus dem östlichen Mittelmeer seine "Kalibr" Cruise-Missiles verschossen. Die mussten vermutlich auch noch weg. :wink:

So mancher dürfte sich die Werbe-Prospekte der letzten MAKS-Waffenschau in Moskau dann nochmal genauer angesehen haben und hat dann ggf. auch diesen Werbefilm gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=mbUU_9bOcnM

Eine Abschuss-Vorrichtung von 4 "Kalibr"-Cruise-Missiles passt in einen normalen 40-Fuß Standard-Frachtcontainer und könnte dann von einem normalen Container-Auflieger, Güterzug, Frachtschiff oder Flussfähre verschossen werden.

- Kh-101/-102 Cruise Missile: Wusste keiner, dass Russland noch daran rumbastelt. Weiterentwicklung der Kh-55 aus den 80'ern. Hatte man 1990 als Kh-101 (Konventionell) und Kh-102 (Nuklear) aufgelegt und dann nie wieder was von gehört. Abgesehen davon, dass auf diversen Waffen-Ausstellungen mal Modelle auftauchten. Bis die Russen dann mal die Tu-160, Tu-22M und selbst die Tu-95 mit bis zu 16 Stück davon pro Flieger Richtung Syrien geschickt haben. Stealth Cruise-Missile mit Reichweite von (angeblich) 10.000 km. Westliche Experten halten die Reichweite für übertrieben, da westliche Cruise-Missiles so maximal 2500km hinbekommen. Allerdings wurde seit dem Ende des Kalten Krieges auch keine neue westliche Cruise-Missile Modell mehr aufgelegt. Das wird sich mittelfristig sicherlich auch wieder ändern.

- TOS-M1: Thermobarische Raketen-Artillerie (24-fach Werfer auf T-72 Chassis). Wenn 'ne Atomwaffe politisch nicht angemessen ist und es trotzdem ordentlich BUMM machen soll, dann braucht man sowas. Eine Batterie davon (8-12 Einheiten) kann ohne Nachladen mal eben 'ne kleine Stadt dem Erdboden gleichmachen oder 'n paar Quadratkilometer Bresche in jede Front schlagen. Ist auch seit einigen Wochen in Syrien im Einsatz.

- T-90: Assad hat seine verbliebenen T-72 größtenteils an die Hisbollah verschenkt und von den Russen die ersten T-90 erhalten. Iran bekommt in Kürze auch endlich sein S-300 und 200-300 T-90 Kampfpanzer.

- Su-30, Su-34, Su-35: Der neue Verkaufsschlager. Man munkelt dass derzeit wohl Vorbestellungen von 300 Stück eingetrudelt sind. Selbst die betagten Su-24 werden gerade wieder für einige afrikanische Staaten interessant. Denn die sind für einen Jagdbomber vergleichsweise wartungsarm, technisch unkompliziert und können dennoch so gut wie alles tragen und werfen.

Alles in allem? Putin führt die Jungs ganz gut vor. Lange hat er sich anhören müssen, er würde in der Ukraine Krieg führen. So ein bisschen hat er das ja auch. Bellingcat hat da schöne Analysen mit Bildern. Jetzt zeigt er mal, wie das aussehen würde, wenn er ein richtiges "Expeditionskorps" schickt und das schmeckt dann auch keinem. Zumal: Syrien ist halt nicht vor der Haustüre. "Daheim" ginge noch viel mehr.

Und: Einen besseren Keil konnte er nicht zwischen die NATO-Staaten treiben. Jeder will jetzt in Syrien mitmischen. Aber nicht mit jedem und die Agenda der Türken, der Amis und anderer dort unten wirft auch bei so manchem Fragen auf. Die NATO wird vermutlich auch das überleben, aber es wäre nur angemessen und richtig, die Türkei endlich rauszuwerfen. Solche Geisterfahrer braucht keiner.

Nochwas: Ihr habt sicherlich die Meldung gelesen, dass ein Türkenfrachter den Weg eines Russen-Konvois blockierte, der "Ölbohr-Ausrüstung" im Schwarzen Meer transportierte und die Russen Warnschüsse auf den Frachter abgaben? Kurz was zum Konvoi: Schwerlast-Schiffe transportierten zwei komplette Bohrinseln huckepack und hatten Marine und Küstenwache als Eskorte. Sie fuhren unter der "+"-Signalflagge, welche in der Seefahrt extrem eingeschränkte Brems- und Wendemöglichkeit signalisiert und dem Konvoi Vorfahrt einräumt. Sich dem in den Weg zu stellen und keinen Platz zu machen, ist halt weder sonderlich clever noch sonderlich freundlich.

Interessanter dabei ist der Grund warum die Bohrinseln vor der Krim abgeholt und tiefer in russische Küstengewässer verlegt werden. Laut Angaben der Betreibergesellschaft "wegen der derzeitigen geopolitischen Lage". Die haben Angst, dass ihre rund 30 Stück und jeweils +350 Millionen USD teuren Plattformen in die Schusslinie kommen und bauen derzeit die am weitesten exponierten Plattformen ab. Nicht nur diese zwei Stück, sondern so wie es aussieht noch mehr. Neben den eigenen Schwerlast-Schiffen haben die Russen auch holländischen Schwerlast-Schiffe bis Ende Februar gebucht. Ich halte diese Entwicklung für bedrohlicher, als den Abschuss der Su-24 oder die anderen maritimen Zwischenfälle zwischen Türkei und Russland. Die nehmen gerade Milliarden an Betriebsausfällen in Kauf und machen das sicherlich nicht nur, weil sie übervorsichtig sind, sondern Entwicklungen erwarten, die keine Versicherung abdeckt. :roll:
Grüße,

Toska
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ftn|smokin'
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Beitrag von ftn|smokin' » 16.12.2015, 09:14

Vieles musste ich mir in deiner Abwesenheit ja selbst anlesen, doch einige Details fehlten mir.
Besonders dein letzter Absatz kann einem Gedanken machen. War und bin der Meinung, dass kriegstreibende Kräfte am Werk sind, gegen die sich kriegsverhindernde Kräfte stellen. Momentan haben wir noch "Glück", dass die eine Seite dominiert. Unter anderem mit Sicherheit durch Unterstützung und Besonnenheit entsprechender Machtinhaber (Putin, Merkel (ja, auch die),...).
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