"Kill Decision" scheint es als Kindle-Version bei Amazon zu geben. Werd' ich mir mal anschauen. Danke für den Tipp!
cubi hat geschrieben:Das autonome Drohnen im Schwarm über Pheromone kommunizieren ist genial!
Pheromone? Hmm ... klingt interessant. Die Schwarm-Faxen an sich sind (leider) nichts neues. Die russischen Kalibr Cruise-Missiles setzen das z.B. ein. Aber auch andere Geschosse (z.B. die MIRV-Gefechtsköpfe der RS-24 oder Panzerabwehr-Pellets aus Cluster-Munition). Und da wirds auch richtig gruselig. Beispiel: US Trägerverband soll ausgeknipst werden. Durch Sat und Aufklärungsdaten weiß man in etwa, wo die sind. Man schießt von U-Booten, Schiffen, Flugzeugen und Landbasen dann mal ganze Salven von Kalibr ab, die in die grobe Richtung fliegen und relativ gleichzeitig da ankommen. Bei 5.000-10.000 km Reichweite geht das halt auch schön auf Abstand. Die Raketen kommunizieren dann miteinander und tauschen Sensor-Daten und Positionen aus. Daraus ergibt sich dann im Zielgebiet ein Bild aus verschiedenen "Blips", die unterschiedlich groß sind. Die Raketen organisieren sich dann selbst, wer welches Ziel angreift. Dazu schwärmen die Drecksdinger dann auch noch aus, damit nicht alles aus einer Richtung kommt. Ein Teil der Cruise-Missiles fliegt dann sogar erstmal Warteschleife, um die Resultate der ersten Welle abzuwarten. Der Rest teilt die Ziele unter sich auf. Kleinere Ziele bekommen 1-2 Raketen ab, größere Ziele halt mehr. Ist danach noch was übrig, fliegt die zweite Welle rein.
Schwarm-Taktik wird auch bei der Luftverteidigung eingesetzt und lass uns da mal beim US Trägerverband bleiben: Für deren Luftabwehr sind die AEGIS-Kreuzer der Arleigh-Burke Klasse zuständig. Davon haben die 62 Stück und jeder Trägerverband hat in der Regel zwei davon. Der Atom-Antrieb macht die Dinger nicht nur fix, der hat noch genügend Megawatt für das stärkste schwimmende Radar übrig, was je zur See fuhr. Alle anderen Begleitschiffe mit Luftabwehr-Raketen sind mit den Arleigh-Burke's per Datenlink verbunden. Wenn der Operator in der Arleigh-Burke den Panik-Knopf drückt, geht das System in Automatik-Modus und die ganze Luftabwehr der Flotte wird kombiniert und reagiert auf die Feuerleitlösungen und Daten der Arleigh-Burke. Der Mensch wird da nur noch Zuschauer und hat bestenfalls noch den Not-Aus unter Kontrolle oder kann im Detail ein bisschen nachregulieren. Alle Luftziele ohne IFF sind dann fällig. Das AEGIS-System weisst dann automatisch Ziele zu und lässt Raketen starten. Anfliegende Objekte werden der Priorität nach mit jeweils zwei Raketen angegriffen und Raketen werden automatisch vom den verschiedenen Schiffen gestartet. Das System weiß, wer wie schnell starten kann und wieviel von welchem Typ mit hat und setzt je nach Position und Waffentyp halt ein, was am meisten Sinn macht. Wird ein Ziel abgeknallt und die zweite dem Ziel zugewiesene Rakete ist noch unter Kontrolle, so wird dieser ein anderes Ziel zugewiesen, falls eines in Abfangreichweite ist.
Eine Arleigh-Burke hat 96 Luftabwehr-Raketen in VLS Schächten und kann ihren kompletten Bestand in weniger als drei Minuten verschießen. Ticonderogas haben bis zu 122 Raketen in VLS-Schächten, aber nicht alle davon sind zur Luftabwehr. Geht man von zwei Arleigh-Burke und bis zu sechs Ticonderogas aus, so käme man auf rund 900 Abwehr-Raketen. Da immer zwei einem Ziel zugewiesen werden, kann man von rund 450-600 Luftzielen ausgehen, die man bekämpfen kann. Minus der Start-Zeit, bis alle in der Luft sind und dem Manko, dass man nur rund 120-200 Stück gleichzeitig kontrollieren kann. Braucht man mehr, muss man einen Teil der Raketen auf autonom schalten, was die deutlich ungenauer macht.
In dem Szenario spielen halt zwei Schwärme von Lenkwaffen Katz-und-Maus gegeneinander. Der Schwarm der Russen hat da gewisse Vorteile, weil der sich dezentral selbst organisiert. Der Schwarm der Amis hat durch die AEGIS-Kreuzer ein formidablerers "Gehirn" mit besserer Sensorik. Der Schwarm der Amis muss aber erst noch in die Luft und hat es dann mit Mach 6 Hyperschall-Flugkörpern im Endanflug zu tun, die sich mit 2 km pro Sekunde im Tiefstflug nähern. Selbst bei Erkennung auf 200km hat man dann bestenfalls 100 Sekunden bis Einschlag Zeit. Plus die senkrecht gestarteten Abfangraketen müssen von oben auf Ziele runter stoßen, die nur knapp über den Wellen dahin rauschen. Schlechter kann der Winkel nicht sein und jeder Fehlschuss ist da im wahrsten Sinne ein Schlag ins Wasser.
Prognose wird da langfristig sein: Ebenso wie die Schlachtschiffe durch "Schwarmtaktiken" bemannter Flugzeuge fix obsolet wurden, werden Trägerverbände in näherer Zukunft durch Schwarmtaktiken von unbemannten Hyperschall-Flugkörpern obsolet werden. An sich waren sie es schon ab dem Zeitpunkt ab dem es nukleare Torpedos gab, mit denen man mal eben 4-8 Kubikkilometern Ozean in Plasma verwandeln kann. Nur traute sich das keiner zu sagen. Selbst wenn man beim Angriff 1000 Flugkörper einsetzen muss (eher deutlich weniger), ist das noch immer billiger und effektiver, als ein Trägerverband mit 10.000 Leuten verteilt auf ein Dutzend Schiffe für rund +30 Milliarden USD an Anschaffungskosten.
FWIW: Der Unterschied zwischen Drohne und Lenkflugkörper ist halt gering. Der einzige Unterschied ist, ob das Ding hinterher Kamikaze macht, oder wieder-verwertbar ist. Und an gelenkten (mehr oder weniger autonomen) Waffen jeglicher Art bastelt man ja seit 75 Jahren rum. Da kam man auf so manche schweinische Idee, wie man die Dinger besser machen kann. Die Amis haben da viel verpennt und bestenfalls theoretisiert aber nicht angeschafft. Weil ... in asynchronen Konflikten gegen Kameltreiber braucht man sowas eher weniger. Da tut es dann auch 'ne dumme Waffe.
Apropos Buchempfehlung: Wer auf Techno-Thriller und Seekriegsführung steht ... neben Tom Clancy gibt es noch eine ganze Reihe anderer Autoren, die Clancy teilweise ganz gut in die Ecke stellen. Wegen dem Thema nuklearer Seekriegsführung möchte ich mal "Deep Sound Channel" von Joe Buff hervorheben:
http://www.goodreads.com/book/show/1153 ... nd_Channel
Deutschland und Südafrika (jajaja, die "pösen" Krauts!) haben ihre Misthaufen zusammen geworfen und ihre U-Boot Flotten haben mal eben die US-Trägerverbände mit nuklearen Torpedos massakriert. Es gibt etwa sechs Bücher in dieser Serie, in der die USA sich einem Gegner gegenüber sehen, der recht liberal (aber nur zur See und unter Wasser) Nuklearwaffen einsetzt. Ohne das auf Land zu eskalieren, ist da im Prinzip kein Kraut gegen gewachsen und dann schaffen es auch "Leichtgewichte", dass sich die Übermacht der USA nur noch ganz schlecht projizieren lässt. Die Romane sind daher recht interessant, weil sie das man aus einem anderen Winkel angehen, den sich bislang kaum einer traute, mal auszuformulieren.