Deutsche Rüstungsfirmen und Terrorregime

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cubi
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Deutsche Rüstungsfirmen und Terrorregime

Beitrag von cubi » 15.04.2016, 18:19

Wie deutsche Firmen lästige Genehmigungsverfahren umgehen und damit die Regierung vor unangenehmen Fragen schützen! Win Win nennt man das, glaub ich! :vomit:

Deutsch-Südafrikanische Munitionsfabrik in Saudi-Arabien

JOHANNESBURG (awp international) - Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall betreibt mit einem staatlichen südafrikanischen Partnerunternehmen eine neue Munitionsfabrik in Saudi-Arabien. Südafrikas Präsident Jacob Zuma besuchte das Projekt zusammen mit dem saudischen Kronprinzen und Verteidigungsminister Mohammed bin Salman al-Saud während eines Besuchs in der Golf-Monarchie Ende März, wie sein Sprecher Bongani Majola erstmals am Freitag bestätigte.
http://www.finanzen.ch/nachrichten/akti ... 1001151691
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Toska
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Beitrag von Toska » 16.04.2016, 00:36

Das sind halt so Gründe, warum z.B. Krauss-Maffei-Wegmann mit Nestor (FR) zusammen gehen will. Wenn irgendwelche Kopfwindelträger und Despoten dann Leos oder PzH 2000 kaufen wollen, werden die halt in Frankreich gebaut. KMW liefert dann nur ein paar Module nach FR, Renk die Getriebe, Rheinmetall die Kanone und Diehl die "Unterhaltungselektronik". Der eigentliche Bau und Export geht dann auf Kappe der Franzosen und unser Bundestag und Bundesrat haben nicht mehr mitzureden.

Was wir da abhalten, ist ja sowieso nur ein Feigenblatt von Anständigkeit, mit dem die generelle Morallosigkeit kaschiert wird. Heckler & Koch zum Beispiel: Die wurden verknackt, weil die 3000 Plastik-Flinten (G36) ans kolumbianische Innenministerium geliefert haben. Bei den Flinten stammte keine Schraube und kein Krümel Plastik direkt aus Deutschland, da die Fertigung extra in den USA erfolgte. Egal: Verknacken! Im gleichen Jahr hat Blohm & Voss übrigens der kolumbianischen Marine die U-Boot Flotte modernisiert. Die Dinger wurden zum Beispiel in der Mitte durchschnitten und ein neues in Deutschland gefertigtes Rumpfsegment eingesetzt.

Wenn an Kurden gelieferte G36 und MG3 plötzlich auf syrischen und irakischen Flohmärkten auftauchen (noch original mit BW-Stempel drauf!), kräht auch kein Hahn danach. Und es ist nicht so, als ob man genau das nicht vorher genau so prognostiziert hat.

Wir liefern nicht in Kriegs- und Krisengebiete? Eben doch! haben wir schon immer gemacht. Besonders dann, wenn es den Amis genehm war, weil deren Schweinehunde dort Waffen oder Munition brauchten. Schon Adenauer hat dieses Tabu gebrochen, als wir den Israelis vier Bataillone M48 Kampfpanzer aus BW-Beständen schickten. Ob das moralisch oder unmoralisch war, bestimmen halt immer die selben Entscheider, die auch über die Exportgenehmigung entscheiden.

Und die Globalisierung macht das halt noch einfacher. Produktion auslagern und dann liefern? Kein Problem. Es sei denn, man ist Heckler & Koch und man will denen sowieso noch ans Bein pissen. Kräht ja auch kein Hahn danach, dass von Diel Defense Systems in den Nahen Osten geliefertes Zeugs dann auf einmal in chinesischen Kampfflugzeugen auftaucht. Im Gegenteil! Liefern wir halt das gleiche nochmal (und mit Genehmigung!) nach Taiwan.

Geld stinkt halt nicht.
Grüße,

Toska
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Beitrag von Toska » 09.05.2016, 16:59

Im regierungsnahen Kampfblatt "Der Stürmer" (ehemals "Der Spiegel") wird es bereits angedeutet: Der A400M Transportflieger ist vermutlich eine Totgeburt und wird abgetrieben:
Die Triebwerke sorgen nun intern für Alarmstimmung. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE wird in der Führung der Bundeswehr erstmals das Scheitern des gesamten Rüstungsprojekts als Szenario diskutiert. Für den Fall, dass sich die Triebwerksmängel nicht beheben lassen, heißt es, müsse man über einen Abschied aus dem A400M-Programm nachdenken und nach alternativen Transportfliegern suchen.

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 91190.html
Das sind genau so Faxen, die ich schon anderswo hier im Forum beim Thema A400M angesprochen hatte: Airbus hatte null Plan davon, wie man propellegetriebene militärische Transportflieger baut. Andere machen das seit 60 Jahren und es haben sich (sowohl in den USA und auch bei den Russen) gewisse Standards durchgesetzt, wie man das zuverlässig hinbekommt. Airbus war natürlich besonders "clever", beratungsresistent und "innovativ" und wusste alles besser. Also hat man dutzende Millionen in die Entwicklung eigener Triebwerke gesteckt, statt was von der Stange zu nehmen. Und man maßte sich an, direkt und als Erstling ein Triebwerk zu bosseln, was weltweit auf Platz drei in Sachen Leistung bei Turboprops liegen sollte. Ein Triebwerk aus dem Rafale-Kampfjet sollte in der Motorengondel für Bewegung sorgen, die dann über eine Welle und ein Reduktionsgetriebe auf den Propeller wirkt. Das Rafale-Triebwerk brachte nicht genug Drehmoment und Leistung. Also nahm man ein anderes. Behielt aber das Getriebe bei. Resultat nun: Das Getriebe ist ein Selbstzerleger und die Zahnräder bröseln in kürzester Zeit weg.

Zum Vergleich: Auf Platz eins bei Turboprops liegt ein Triebwerk, welches 1952 entwickelt wurde und heute noch zuverlässig seinen Dienst tut: https://de.wikipedia.org/wiki/Kusnezow_NK-12

Sollte wie angedroht nun ein Neudesign von Getriebe- und Triebwerk anstehen, wird das Jahre dauern. Und die Triebwerke sind nicht das einzige Problem. Neulich hat die Luftwaffe bei der pfuschneuen A400 im Bestand (die bislang nur ein paar Runden um den Block geflogen ist) Risse in tragenden Holmen im Mittelstück des Rumpfes. In Teilen, die ein ganzes Flugzeugleben (40-50 Jahre!) halten müssen. Das geht es also schon längst nicht mehr um Fähigkeiten, die versprochen wurden, aber noch nicht zertifiziert sind (Luftbetankung, Absetzen von Fallschirmjägern und Fracht über Heckrampe) und anderen Kokolores. Nö, jetzt fällt die Kiste quasi schon auseinander, bevor der Geruch von "neuem Flugzeug" im Cockpit ausgedünstet ist.

Meine Prognose: Projekt wird eingestellt und wir kaufen C-130J von Lockheed und CASA C-295 (auch Airbus). Halt genau die Lösung, die vor 20 Jahren und +40 Milliarden Euro schon mal durchgefallen ist. :roll:

Indessen geht SALIS in die nächste Runde:

Wer das nicht kennt: Um bei strategischem Lufttransport von Großgerät nicht immer auf C5 Galaxy oder die C17 Globemaster der Amis angewiesen zu sein, hat man sich in Europa zusammen getan und eine Ausschreibung gemacht, um Antonov 124 anzumieten. In 2006 wurde dazu in Deutschland die RUSLAN SALIS GmbH gegründet, die eine 50:50 Kooperation der russischen Volga-Dnepr und der ukrainischen Antonov-Firma war. Beide stellten Maschinen und Piloten ab Flughafen Leipzig für Lufttransporte der NATO bereit. Zu 70% wurde das Angebot von Deutschland genutzt. Der Rest der Kapazitäten verteilte sich auf andere NATO-Partner.

Jetzt steht eine Vertragsverlängerung an und da das Tischtuch zwischen Ukraine und Russland zerschnitten ist, bieten beide separat an. Die deutschen Spezis der RUSLAN SALIS GmbH (die für die Russen und nicht die Ukrainer arbeiten!) sind Dirk Näther (ehemaliger Chef des Flughafen Leipzig) und Elmar Rauch (ehemaliger Unterstaatssekretär der deutschen NATO-Mission in Brüssel) leisten derweil ganze Lobby-Arbeit für die Russen und haben bewirkt, dass die Modalitäten der Ausschreibung von den Ukrainern an sich nicht mehr zu erfüllen sind, da die Ukraine zu wenig Antonov 124 hat.

Das ist irgendwie schon pervers: Auch die schnelle Eingreiftruppe der Nato und die "Very High Readiness Joint Task Force" sind auf SALIS angewiesen. Ob die Russen die dann auch bis an die russische Grenze fliegen, wenn es hart auf hart kommt? :hehehe:

Wer das mal im Detail nachlesen will: http://offiziere.ch/?p=27319
Grüße,

Toska
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