Mit dem G36 hat die BW ja schon immer eine Hassliebe verbunden. Als billige infanteristische Standardwaffe für den kalten Krieg entworfen musste das Ding dann in der Praxis immer mehr abkönnen, als von Wehrpflichtigen fallen gelassen zu werden. Seit fünf Jahren findet das Verteidigungsministerium dann immer wieder neue "Schuldige", warum das heiß-geschossene G36 (angeblich) nichts trifft. Nachdem man neulich noch "falsche Munition eines bestimmten Herstellers" kolportierte, ist nun mal wieder Heckler & Koch der Schuldige, weil diese angeblich "billiges" Polyethylen in die Plaste gemischt haben, in die der Lauf eingebettet ist.
Das wurde dann gestern so aus dem Bundesministerium für Verteidigung mitgeteilt. Heute holt Heckler & Koch mit einer Pressemitteilung aus, die in Schärfe kaum noch zu überbieten ist. Fehlt an sich nur noch das "Ihr A****schlöcher!" am Ende.
Einige Highlights:Heckler & Koch GmbH hat geschrieben: Presseinformation
10. April 2015
Stellungnahme Nr. 4 von Heckler & Koch zum Sturmgewehr G36
Heckler & Koch fordert unabhängige Aufklärung der Unregelmäßigkeiten bei Bundeswehr-Untersuchungen
Heckler & Koch fordert unabhängige kriminaltechnische Untersuchung aller G36-Versuche der Bundeswehr durch das Bundeskriminalamt
Waffen- und munitionstechnische Untersuchungen ignoriert Grundsätze bei Bundeswehr- Untersuchungen ignoriert
Heckler & Koch stellt Kampfwertsteigerungsoptionen für G36 vor
Heckler & Koch begrüßt den erklärten Willen des Bundesministeriums der Verteidigung, den bislang gegen das Unternehmen erhobenen Vorwürfen mit weitreichenden Folgen für unsere technische Reputation eine substantielle Untersuchung folgen zu lassen. Nebulöse Vorwürfe schaden nicht nur dem Ruf unseres Unternehmens, sondern verunsichern vor allem unsere Soldatinnen und Soldaten im Einsatz und unterminieren die Glaubwürdigkeit unserer Einsatzkräfte gegenüber Deutschlands Alliierten.
Weiterhin bedauern wir, dass unser Unternehmen bis heute durch keine Stelle innerhalb der Bundeswehr zu den Vorgängen kontaktiert oder gar informiert wurde, obwohl wir zu jedem Zeitpunkt den offenen und konstruktiven Dialog angeboten haben.
.... (10 Seiten)
Quelle: http://www.heckler-koch.com/de/presse/d ... 4-2015.pdf
In Vergleichstest soll das G36 zudem schlechter als "zwei andere Produkte" von H&K abgeschnitten haben. H&K weigert sich aber schon seit Jahren, der BW Prüfmuster zu leihen oder zu verkaufen. Zudem kommt im Kaliber 5.56mm nur das HK416 als einziges H&K-Produkt im Frage. Es sei denn, man hat "Äpfel mit Birnen" verglichen. Hat man anscheinend, denn es sieht so aus, als ob die BW ein altes HK416Bw Sondermuster zum Vergleichstest eingesetzt hat, was mit einem MG3-ähnlichen Lauf als "leichtes MG" gedacht war. Dann ist klar, dass das Ding mehr Hitze abkann, zumal die Läufe für komplett unterschiedliche Zwecke hergestellt wurden ("Assault-Rife" vs. "leichtes MG").Heckler & Koch GmbH hat geschrieben: Heckler & Koch fordert daher eine vom Bundesministerium der Verteidigung unabhängige Prüfung und Aufklärung aller Vorgänge bezüglich der G36-Thematik, sowie die kriminaltechnische Überprüfung aller erhobenen Vorwürfe und angeblichen Fachexpertisen durch das Bundeskriminalamt.
Zudem hat man der BW um die Ohren, dass sie ja sowieso fast nur G36A1 oder G36A2 hat und die seit einem Jahrzehnt angedachte Modernisierung und Kampfwertsteigerung von Waffe und Munition total verpennt hat. Man hat schon lange besseres auf Lager. Doch Heckler & Koch weigert sich, der Bundeswehr und ihrer Prüforganisationen diese Waffen vorzulegen und will sie "nur von der Bundeswehr unabhängigen Untersuchungsinstituten zur Verfügung stellen, welche auf Basis der dann durch den Bund rechtsverbindlich und abschließend zu definierenden „neuen“ einsatztaktischen Forderungen prüfen werden."
Wenn da mal ein Tischtuch war, so sind jetzt nur noch Fetzen davon übrig.
Und am Ende dann noch der große Tritt vors Knie in dieser Form:
Bestes Popcorn-Kino.Heckler & Koch GmbH hat geschrieben: Betrachtet man die G36-Debatte im Gesamtkontext des aktuellen Ausrüstungsstandes der Bundeswehr, ist festzustellen, dass die Bundeswehr bei einer Friedensstärke von ca. 180.000 Soldaten und einer Mobilmachungsstärke von ca. 250.000 Soldaten gerade einmal 170.000 Sturmgewehre G36 im Bestand hat.
Zum Vergleich: während des Kalten Krieges bis 1990, hatte die Bundeswehr eine Mobilmachungsstärke von ca. 500.000 Soldaten und einen Bestand von 2 Mio. Sturmgewehren.
Es waren somit während des Kalten Krieges für jeden Soldaten drei Ersatzgewehre vorhanden, während heute noch nicht mal für jeden Soldaten ein Gewehr vorhanden ist.
Edit: HK416Bw, nicht HK46Bw