Ukraine

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Herr Rossi
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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 09.06.2022, 23:45

Übrigens zu den Gegenreaktionen Russlands auf die Sanktionen:

https://tfiglobalnews.com/2022/06/03/ru ... -supplies/

Russland liefert seine Edelgasprodukte nicht mehr an "befeindete" Staaten. Davon sind ein Menge Industrien betroffen, im besonderen die Automobil- und Halbleiterindustrie. Der Marktanteil Russlands war hier definitiv relevant, wie schnell man eigene Produktionen aufbauen kann, weiß ich nicht. Es kostet Russland aber laut eigenen Angaben lediglich eine Wirtschaftsleistung im zweistelligen Millionenbereich (Dollar), führt aber -wenn es erfolgreich ist- zu einer großen Kettenreaktion in der Veredelung bis hin zum Endprodukt bei unseren Industrien.

Edit: China hat gerade seine Handelsdaten für Mai veröffentlicht:

http://www.customs.gov.cn/customs/30224 ... index.html

Der Import aus Russland ist um fast 50% gestiegen, der Export ist allerdings praktisch unverändert geblieben (bzw. lediglich um ca. 7% gestiegen). Das spricht dann wohl eher dafür, dass China im Moment nicht als Proxy für Russland dient, um an sanktionierte Waren zu kommen. Da liegt Toska mit seiner Annahme im Moment wohl richtig.

Edit2: Das hier ist auch heftig:

https://www.ifo.de/node/69812

"Die Materialknappheit auf deutschen Baustellen hat ihren Höchststand seit 1991 erreicht. Das geht aus einer Umfrage des ifo Instituts hervor. „Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine haben sich die Lieferprobleme bei Baustoffen drastisch verschärft. Die Materialpreise legen infolge der Knappheit und höheren Energiekosten weiter zu. Aufgrund der steigenden Baukosten und der höheren Zinsen kommt es nun besonders im Wohnungsbau vermehrt zu Auftragsstornierungen“, sagt ifo Forscher Felix Leiss. Im Hochbau lag der Anteil der Unternehmen, die Knappheit meldeten, im Mai bei 56,6 Prozent, nach 54,2 Prozent im Vormonat. Im Tiefbau wurden 44,8 Prozent ermittelt. Von diesen Unternehmen berichteten wiederum 91,1 Prozent, dass der Krieg in der Ukraine die Materialengpässe verschärft habe. "

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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 10.06.2022, 13:02

Man kriegt es hier kaum mit, aber Frau Lyudmyla Denisova, die viele der ukrainischen Gräultatengeschichten geliefert hat, die angeblich von russischen Soldaten begangen wurden, ist das alles ein wenig um die Ohren geflogen oder anders gesagt: Das war alles ausgedacht, halt Propaganda. Jens Berger hat dazu heute eine Zusammenfassung geschrieben:

https://www.nachdenkseiten.de/?p=84712

Überraschend finde ich das nicht. So ist halt Krieg und es sind vergleichbare Muster.

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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 13.06.2022, 08:24

Randnotiz zu unserer neuen Energiesicherheit:

https://edition.cnn.com/2022/06/09/ener ... index.html

In den USA fackeln mal eben 18% der LNG Exportkapazität der USA bei einer Explosion ab. Mehrere Wochen Ausfall erwartet.

Edit: Hier kann man übrigens den Füllstand der europäischen Erdgasspeicher einsehen, inkl. Zuwachs und Abnahme:

https://agsi.gie.eu/

Dort geht es seit dem Winter konstant nach oben. Die Speicher könnten somit zum Winter durchaus voll sein. Faktisch läuft das Geschäft also praktisch im großen Rahmen weiter wie gehabt.

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 15.06.2022, 08:34

Herr Rossi hat geschrieben:
13.06.2022, 08:24
In den USA fackeln mal eben 18% der LNG Exportkapazität der USA bei einer Explosion ab. Mehrere Wochen Ausfall erwartet.
Es läuft sowieso derzeit so einiges komisch, was Lieferketten angeht. So nur mit China-Häfen-Lockdown und Ukraine kann man das nicht erklären. Wenn in den USA bald Lebensmittel knapp werden? Da kann man Bill Gates danken, dem mittlerweile 268.984 Hektar Farmland in den USA gehören und der den Leuten Fleisch austreiben will.

Bevor ich was zur Ukraine schreibe: Kurz ein paar Highlights von der Waffenmesse Eurosatory 2022:

Vom Boxer gibt es nun eine Version auf Kette. Da passen dann auch die gleichen Module drauf, wie auf den Radpanzer. Coole Sache. Das hebelt dann auch mein Argument aus, dass Skyranger auf Boxer unpraktisch ist, weil ein Boxer als Radpanzer nicht mit den Leos im Gelände mithalten kann. Auf Kette sollte das dann passen.

Zum Thema Leopard 2 Nachfolger: Man hatte ja Krauss-Maffei-Wegmann dazu gezwungen, zusammen mit der französischen Waffenschmiede Nexter den "Enhanced Main Battle Tank (EMBT)" zu entwickeln, der dann den französischen Leclerc und den deutschen Leo 2 ablösen soll. Und wie das bei Rüstungsprojekten mit den Franzosen so ist: Es wurde erstmal jahrelang um Zuständigkeiten, Posten und Patente gefeilscht und bei jeder Konfliktsituation wurden dann auch andere gemeinsame Projekte (MCAS Kampfflugzeug, A400M, Tigre) mit zur Disposition gestellt. Bei dem Panzerprojekt war Rheinmetall auch mit im Boot, aber nur so nebenbei als Juniorpartner für die Kanone und Kleinkram. Weder KMW noch Nexter haben sich dann wirklich getraut, einen großen Wurf auf Kette zu stellen. Stattdessen wurde lieblos ein Leclerc-Turn auf eine Leo 2 Wanne geworfen und ein wenig an Ecken, Kanten und Extras gefeilt. Das Endresultat haut keinen aus den Socken und es gibt weder Interesse noch Bestellungen an dem lustlos dahin geklatschten Produkt, dass nun zum 4. mal auf der Eurosatory ausgestellt wurde.

Dort war dann auch Rheinmetall vertreten. Mit etwas auf Kette. Nein, nicht (nur) der Lynx, der derzeit in Australien auf der Einkaufsliste steht. Den gibt es als APC und leichten Kampfpanzer. Nein, ganz neu und überraschend hat der Leopard 2 einen Nachfolger bekommen: Den Panther KF51. Und das ist dann im Panzerbau der große Wurf: 130mm Kanone (soll 50% mehr Bums als die 120mm haben), "StrikeShield" Aktivschutz ab Werk, Starter für Kleindrohnen und Loitering-Munitions, voll vernetzt, 3-Mann-Besatzung (Platz für vier), den Motor und Antriebsstrang aus dem Leo 2, aber nur 65t schwer (ca. 5-7t leichter als der Leo 2 A7V), etwas schmaler und flacher.

Schon witzig, wenn man zwei Panzerfirmen hat und eine davon nicht darf und will (weil die Franzosen sonst die Ideen klauen) und die andere mal eben "ohne Regierungsauftrag" (Vermutung, aber ich würd' mich nicht wundern, wenn da gemauschelt wurde) auf eigene Kosten einen neuen Kampfpanzer auf den Hof stellt, der die internationale Konkurrenz in den Schatten stellt. Man muss dazu sagen: Rheinmetall werkelt seit 20-30 Jahren an 130mm Glattrohr und die haben auch einen 140mm Prototyp im Foyer stehen. Es hat die nur noch keiner so'n Ding ab Werk in einen Serien-Panzer verbaut.

Ukraine:

Tja, es wird eng. Die Russen haben in den letzten Wochen ihre Kräfte zusammen gezogen und weniger auf breiter Front, sondern eher punktuell und dann massiv angegriffen. Meist mit guten Erfolgen und dementsprechenden Bodengewinnen. Die Ukraine hat bislang rund 20% ihres Territoriums verloren. Also eine Fläche so groß wie Österreich und Schweiz zusammen. Die Ukraine hatte die Tage erstmals was zu eigenen Verlusten an Soldaten publiziert, aber das sind halt so Zahlen, denen man auch nicht so recht trauen kann. War so im Verhältnis 1:3 bis 1:4 mit dem, was die Russen an Verlusten haben.

Sie mobilisieren alles in der Altersgruppe 18-60 Jahre und einige meinen, fünf neue BTGs sind wohl in Formierung. Aber bei der Ausrüstung wird es dann auch schon so richtig eng. Der Westen hat mittlerweile alles an ehemaligen Ostblock-Waffen geliefert, was geliefert werden konnte. Manches steht noch aus (BMP-1 aus Griechenland - im Ringtausch mit Mardern aus Deutschland), aber das macht den Bock nicht fett.

Wo es hapert ist definitiv Artillerie (Rohr und MLRS). Die Ukraine hatte am Anfang diesen Jahres 1176 Artillerie-Geschütze der Kaliber 122mm (421 Stk), 152mm (742 Stk) und 203mm (13 Stk). An Munition hatten sie wohl so um die 300.000 Granaten dafür eingelagert. Aus NATO-Beständen erhielten sie 225.000 Granaten für russische Artillerie. In rund 100 Tagen haben sie diese Bestände bereits so gut wie komplett verfeuert. Also rund 5000 Granaten pro Tag. Russland verfeuert rund 60.000 Artillerie-Granaten am Tag. Nachproduktion? Ist weder in der Ukraine noch im Westen in dem Kaliber in Stückzahlen möglich, die benötigt würden. Bei den 152mm Granaten sind die Vorräte wohl fast komplett aus und bei 122mm (relativ nutzlos) ist noch was da.

Bislang hat man aus dem Westen nur rund 150 NATO-155mm Artillerie-Geschütze geliefert (M777, französische CESAR und was aus Italien), plus rund 600.000 Schuss 155mm Munition dafür. Somit sind die NATO-Geschütze nun fast die einzigen, welche die Ukraine noch einsetzen kann und das bedeutet, dass die Russen bei Artillerie 10-15 Fach überlegen sind. Punktuell dann teilweise 30:1 und mehr.

HIMARS/MLRS Raketenwerfer aus US- und UK-Beständen sollen zwar geliefert werden, aber davon ist anscheinend noch wenig bis nichts da. Und die Ukraine musste hoch und heilig versprechen, damit nicht nach Russland hinein zu schießen, weil: Je nach gelieferter Munition wäre das locker drin.

Ansonsten gibts aus Deutschland halt noch die 30 Gepard (Juli/August) und ein paar Schuss Muni dafür (danach: Sinnflut), IRIS-T-LSM Luftabwehr (Ende des Jahres?), Ortungsradar Cobra (hat keiner auf Lager und sofern kein Bestandskunde von seiner Bestellung zurück tritt, wird erst nächstes Jahr geliefert werden können) und da sind dann noch ganze vier (!) Stück MARS II MLRS. Das ist die NATO-Version des M270. Die sind aber so umgepopelt worden, dass die keine US-Munition mehr verschießen können.

Westliche Kampfpanzer wird wohl keiner liefern (Spanien ist dann auch von der Idee zurückgetreten, einige seiner alten Leo 2 zu liefern), Russenpanzer hat keiner mehr zum Abgeben und somit wird es dann richtig eng für die Ukraine.

Indessen setzt die Ukraine T-64BV Kampfpanzer als Aushilfs-Sturmgeschütze ein, da dort die Kanone im Vergleich zum T-72, T-80 u.s.w. ein paar Grad höher gerichtet werden kann. Somit kann man dann durchaus mit HE bis zu 9400 Meter weit schießen. Viel trifft man damit aber nicht, selbst wenn man eine Spotter-Drohne hat ist das reine Glückssache. Einziger Vorteil: Der Panzer ist mobiler, als ein 122mm Artillerie-Geschütz und die Granate kommt so flach rein, dass ein Counter-Battery-Radar das eher nicht mitbekommt.

Die Russen halten momentan bei ihren Angriffen mit einigen Hundert Artilleriegeschützen und MLRS rein, dann rollen Panzer vor und mittlerweile haben sie auch kapiert, dass Panzer von Infanterie gedeckt werden müssen und haben auch abgesessene Infanterie mit dabei. Punktuell haben die Ukrainer dem nur wenig bis nichts entgegen zu setzen. Das könnte dann jeweils die Sternstunde der ukrainischen Arty sein, aber die haben halt nichts mehr zum schmeißen.

Es gibt da dieses alte Axiom der Militärs: "Infantry wins firefights. Tanks win battles. Artillery wins wars." :ziggi:

Und es sieht so aus, als ob man die Ukraine gerade über die Daumenschraube Artillerie-Lieferungen im Würgegriff hat. Die sieben (!) deutschen PzH2000 sollen laut ukrainischem Botschafter wohl am 22. Juni geliefert werden. Kann Fake sein, aber das Dilletanten-Stadl um Olaf Scholz wird vermutlich nicht gerafft haben, dass das Datum 'a bisserl' heikel ist. :roll:

Mal schauen, was da noch passiert ...
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 15.06.2022, 18:33

Zur Gasversorgung gibt es auch zwei neue ergänzende Meldungen, zusammengefasst kann man es hier nachlesen:

https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8948

Kurzfassung: Gazprom reduziert den Durchfluss von 170 Millionen Kubikmeter auf 100 Millionen Kubikmeter, weil ein benötigtes Teil von Siemens in Kanada durch die Sanktionen festhängt. Das wurde auch von Siemens bestätigt.
Ergänzend kam heute dann noch mal eine Meldung hinterher, dass sie noch weiter runterdrosseln, jetzt auf knapp 70 Millionen Kubikmeter:

https://www.berliner-zeitung.de/wirtsch ... -li.236744

Und weils so schön ist kam aus den USA dann auch noch die Meldung, dass die Reparatur der LNG Verladestation in Texas nicht 3 Wochen, sondern wohl eher 3 Monate dauern wird.

Wird interessant werden! Die Erdgasspeicher sollen bis zum 1. Oktober zu 80% gefüllt sein. Ob das mit solchen Lieferreduktionen noch funktionieren wird?

Den aktuellen Stand gibt es wie immer hier:

https://agsi.gie.eu/

Deutschland liegt aktuell bei 55%.

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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 20.06.2022, 11:07

Kleines Update zur Energiethematik.

Russland und Kasachstan laufen gerade "etwas" auseinander, da Kasachstan sich nicht von den Sanktionen lossagen will. Daraufhin hat Russland nun die Verschiffung von Öl aus Kasachstan über den Schwarzmeerhafen Noworossijsk eingestellt. Dort endet eine Pipeline aus Kasachstan: Tengiz–Noworossijsk.

Edit: China ist jetzt übrigens bereits Russlands Ölkunde Nr1. Indien macht auch nette Deals. Teilweise bekommen sie dabei deutliche Rabatte. Nebenbei hat Putin in Sankt Petersburg in einer über einstündigen Rede klar gemacht, dass Russland kein Interesse mehr an der EU hat und sie für ein nicht souveränes Staatengebilde hält. Der Ton wird von den USA vorgegeben.
Ich bin gespannt was an Industrie hier übrig bleiben wird. Können tun die Chinesen mittlerweile fast alles, was wir hier auch machen, aber nun werden sie einen deutlichen Kostenvorteil haben.

https://www.berliner-zeitung.de/wirtsch ... -li.238207

"Russland habe allein im Mai so viel Öl nach China verkauft wie noch nie, die Zollbehörde in Peking am Montag, und sei damit zu Chinas größten Öl-Lieferanten aufgestiegen. Das heißt, kein anderes Land importiert jetzt so viel Öl nach China wie Russland."

"Wie Reuters am Wochenende auf Berufung auf vertrauliche Informationen der indischen Regierung mitteilte, soll Indien im Zeitraum zwischen dem 27. Mai und dem 15. Juni die Kohle-Lieferungen aus Russland um das Sechsfache und die Öllieferungen sogar um das 31-Fache im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2021 gesteigert haben. "

Es bleibt der pure Wahnsinn, was die Politik hier veranstaltet. Ohne Ende Schäden in den eigenen Ländern, eine Sanktionspolitik, die die Preise nach oben treibt und somit in Summe ein PLUS auf der Einnahmenseite Russlands auslöst und darüber hinaus eine Stärkung der bereits starken Konkurrenz in China und Indien. Und das alles oben drauf auf die großen Schäden, die bereits durch die Corona Politik verursacht wurden. Man könnte meinen hier wird gerade eine Art Abwrackpolitik betrieben.

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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 29.06.2022, 10:08

Es wird immer bekloppter. Nun haben die G7 Staaten beschlossen, dass sie den Preis für russisches Öl und Gas deckeln wollen (der abhängige Käufer will also dem Verkäufer den Preis vorgeben), damit Russland damit nicht mehr so hohe Einnahmen hat.

Das Konstrukt sieht so aus:

"Um zu verhindern, dass Russland von den gestiegenen Ölpreisen profitiert, haben die G7 im Grundsatz beschlossen, einen Preisdeckel für russisches Öl einzuführen. Realisiert werden soll er mit Hilfe von Schiffsversicherern, denen die G7 untersagen wollen, Öltransporte zu versichern, wenn der Rohstoff für einen höheren als den von ihnen festgesetzten Preis verkauft wird. Unklar ist, wie dies funktionieren soll: Versicherer haben keinen Einfluss auf den Verkaufspreis des Öls.[3] Hinzu kommt, dass die traditionelle Dominanz europäischer Versicherer zu bröckeln beginnt: Russische Schiffe werden inzwischen vorwiegend von der Russian National Reinsurance Company (RNRC) versichert; dem Einstieg von Firmen aus anderen Ländern jenseits Europas und Nordamerikas steht prinzipiell nichts im Wege. Im Fall von Zertifizierungen etwa ist Indien bereits eingesprungen. Falls sich der Preisdeckel technisch durchsetzen ließe, ist immer noch völlig unklar, wie Moskau darauf reagieren würde. Bekannt ist, dass Gazprom seine Lieferungen an alle europäischen Staaten, die seine neuen Zahlungsmodalitäten nicht akzeptiert haben, gänzlich eingestellt hat. Eine ähnliche Reaktion gilt im Fall eines Preisdeckels als nicht unwahrscheinlich. Zumindest die G7-Staaten aus Europa setzten mit einem Preisdeckel also einen erheblichen Teil ihrer Energieversorgung aufs Spiel."

https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8962

Weiterhin pumpen die USA fleißig Öl aus ihren strategischen Reserven auf den Markt, um den Preis irgendwie runter zu bekommen. Ewig wird das nicht gehen. Nebenbei sind auch in den USA die Preise für Sprit durch die Decke gegangen.

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Re: Ukraine

Beitrag von Roland von Gilead » 02.07.2022, 13:22

hm, auf RT habe ich gelesen, das wg. Wartungsarbeiten Nordstream 1 gar kein Gas mehr liefert für eine Woche, und die Befürchtung groß ist, das es gar nicht mehr fliesst.

https://www.br.de/nachrichten/deutschla ... de,TAEK1oZ


Ich denke das ab den 11.7 gar nichts mehr fliesst ....
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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 02.07.2022, 16:36

Es soll offiziell etwa 10 Tage dauern. Danach sollte es wieder fließen, allerdings in einer nach wie vor reduzierten Menge.

Zufällig gibt es dazu (und drüber hinaus) ein passendes Interview auf einem meiner Schwurblerkanäle:

https://www.youtube.com/watch?v=AX_pidiG81Y

Zu den LNG Terminals, die hier in Deutschland gebaut werden sollen: Im Kommentarbereich einer meiner Blogs schreibt jemand aus der Branche mit. Kurzfassung: Aufträge hat noch keiner. Er glaubt auch nicht wirklich an einen schnellen Erfolg, eben weil er die Branche kennt.

Edit:
Deutschland hat übrigens -bisher nicht bestätigt- 3 LNG Tanker von Gazprom -naja- "übernommen".
https://www.extremnews.com/nachrichten/ ... 8af866ebc2

Diese drei sind das:

https://www.marinetraffic.com/de/ais/de ... AMUR_RIVER

https://www.marinetraffic.com/de/ais/de ... l:OB_RIVER

https://www.marinetraffic.com/de/ais/de ... EAN_ENERGY

Die sind gerade alle mehr oder weniger Richtung Osten / Asien, belieferten bisher also wohl dort Abnehmer. Was wollen die mit den Tankern? Da werden langfristige Verträge drauf sein und da die für Gazprom gefahren sind wohl Verträge für Gas aus Russland. Das bedeutet, dass dadurch Kunden nicht beliefert werden können, denn russisches Gas werden sie nun ja nicht mehr laden können. Ob die Zielländer das wohl so toll finden werden, dass da jetzt Lieferungen ausbleiben?

Edit2: Geht jetzt wohl doch schnell los:

"Die Bauarbeiten für das erste deutsche LNG-Terminal in Wilhelmshaven haben am Montag begonnen. Das staatliche Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg erteilte laut Betreiber-Firma Uniper die Zulassung des vorzeitigen Baubeginns."
https://prod.berliner-zeitung.de/news/w ... -li.243247

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 06.07.2022, 08:04

War wegen Urlaub und Grippe (keine 'rona) eine Weile außer Gefecht. Schon putzig von Airlines, dass die einen nach stundenlangem Warten im 40°C warmen Terminal (Verspätung) im Flug auf gefühlte 18°C runterkühlen müssen. Da bekommt man dann fix mal "den Freck" :roll:

Neues von der Front: Die Ukraine hat die letzten 2-3 Wochen ganz gut an Boden verloren und die Fronten zurückgenommen. Im Gegenzug haben sie die Russen allerdings regelrecht tranchiert. Insbesondere durch die 4x HIMARS MLRS aus den USA. Es ist mittlerweile raus, dass die Dinger mit den gelieferten M31 Raketen "von der Stange" bis zu 92km weit schießen können. Das war bislang ein größeres Geheimnis, bis dann jemand einen Artikel aus dem Werbeprospekt des Herstellers ausgegraben hat. Darin brüstete man sich damit, in 2009 im White Sands Missile Range mit M31 MLRS-Raketen Ziele in 92km Entfernung mit einer CEP von sieben Metern getroffen hat. Bedeutet: Die Raketen sind nicht weiter als 7m vom anvisierten Ziel runtergeknallt. Um es mal klar zu sagen: Die Russen haben NICHTS vergleichbares und deren MLRS ist Steinzeit dagegen.

Die Ukraine hat ihre vier HIMARS in zwei Züge aufgeteilt, die von unterstützenden Einheiten und Luftabwehr begleitet werden. Die sind hochmobil und können innerhalb von drei Minuten nach dem Anhalten feuern und drei weitere Minuten später sind die wieder unterwegs. Das Nachladen dauert mit der integrierten containerisierten Hebevorrichtung ebenfalls nur wenige Minuten und die sind längst weg, bevor die Russen zurückschießen können. Und selbst dann: Die Reichweite der MLRS ist 2x größer als die des MLRS der Russen und 3x größer als die deren bester Artillerie. Und da die M31 Lenkwaffen sind und keine reine ballistische Flugbahn haben, ist es auch schwerer, den Abschusspunkt mit Artillerie-Radar genau genug einzumessen, sofern das Radar nicht nahe am Abschussort dran ist.

Die Ukraine hat mit ihren vier HIMARS in den letzten 14 Tagen fast 100 Munitions- und Versorgungsdepots der Russen ausgeknipst, Kommandozentren, zwei Kasernen (in einer alleine 200 Tote, 300 Verwundete) und andere hochwertige Ziele wie Reparatur-Depots der Russen. Der Hauptaugenmerk liegt dabei definitiv auf dem schwachen Unterbau der Russen: Der Logistik. Die bekommt die volle Packung ab und es ist mehr als klar, dass die Zieldatenzuweisung in dieser Größenordnung nicht alleine von der Aufklärung der Ukrainer stammt, sondern dass die einen direkten Draht ins Pentagon haben und von dort mit brandaktuellen Aufklärungsdaten über russische Bewegungen und Stellungen versorgt werden.

Das hat dann auch direkte Auswirkung auf die Effektivität russischer Gegenschläge. So beschwert sich ein russischer Colonel z.B. damit, dass sie unter Dauerfeuer der Ukraine liegen und die alles zu Klump schmeißen und den ganzen Tag über hat die russische Seite als einzige Antwort das Zurückschießen mit lediglich sechs (!) Grad-Raketen. Der russischen Artillerie (Rohr und MLRS) geht die Munition aus, weil die Ukrainer alle deren Depots in Frontnähe zu Klump schießen.

Die Russen müssen also ihre Logistik mindestens +92km hinter der Front haben und dann alles in kleinen Dosen nach vorne karren. Mit LKWs, die sie nicht haben und wenn doch, dann fahren die sich die Reifen kaputt und Reifen haben sie auch nicht genug dafür. Und wenn die Reifen halten, dann geht früher oder später was anderes kaputt und *dafür* haben sie dann keine Ersatzteile oder können (oder wollen) die liegengebliebenen Fahrzeuge dann auch oft nicht bergen, weil sie dafür keine Leute oder kein Material haben.

Trent Telenko sprach neulich nochmal die Logistik der Russen an. Vor dem Krieg ging man davon aus, dass russische Logistik LKWs am Tag 90 Meilen fahren können und drei Trips von den Depots zur Front und zurück schaffen. Das stellte sich als vollkommener Käse raus. Praktisch gesehen schaffen die 90km (nicht Meilen!) hin und zurück AM TAG und das wars. Gründe dafür? Scheiß Logistik! Die Munition ist nicht auf Paletten oder im Container. Keine Stapler oder Hebevorrichtungen. Russische Militär-LKWs haben generell auch keine Lade-Kräne oder Hebe-Plattformen. Es muss alles sehr personalintensiv Kistenweise von Hand aus den Depots gezogen auf die LKWs gewuppt werden und am Ziel wieder runter. Das kostet Zeit und die Lagerhaltung ist dementsprechend auch chaotisch und nicht vernünftig inventarisiert. Plus: Nicht existierende Wartungstrupps für die LKWs und kaum Ersatzteil-Bevorratung und dementsprechend extrem hoher Verschleiß und Ausfälle schon ohne Feindeinwirkung.

Und wie gesagt: Deren LKWs haben Gammel-Reifen aus China und mittlerweile liegen halt überall auf den Routen Granatsplitter und Trümmer rum und die Fahren sich "das Schuhwerk" der Karren in Rekordtempo kaputt.

In Kürze treffen weitere HIMARS und M270 MLRS aus USA und UK ein und dann haben die Ukrainer genug davon, um auch mal punktuell an der Front damit reinzuhauen, statt den Russen nur die Logistik im Hinterland in Trümmer zu legen.

Man muss aber dazu sagen, dass der Ukraine die Zeit davon läuft und die beim derzeitigen Stand der Dinge weit davon weg sind, die Front zu halten oder gar substantiell in größerem Umfang Boden gut zu machen.

Ganz kurz noch was zu Angriff der Russen auf die Amstor Shopping-Mall in Kremenchuk vor etwas über einer Woche: Das war ein richtiges Propaganda-Highlight und beide Seiten haben (versucht), das voll auszuschlachten. Fakt ist wohl: Die Russen wollten da einen Industrie-Komplex der Ukrainer plätten und von Tu-22M3 Bombern aus haben sie Kh-22 (X-22 / AS-4 'Kitchen') Anti-Schiffs-Waffen dagegen verschossen. Die Kh-22 ging in 1962 in Produktion und ist eine radargelenkte Mach-4.6 schnelle Waffe mit rund 600km Reichweite, die primär zur Bekämpfung von Seezielen (Flugzeugträger und Eskorten) entwickelt wurde. Sie KANN gegen Landziele eingesetzt werden, aber dann ist der CEP halt extrem beschissen. Genauigkeit ist dann irgendwo bei 300-600 Metern. Eine der zwei abgefeuerten Raketen ist dann rund 300m nordöstlich der anvisierten Fabrik runtergeknallt und die andere halt 400m südwestlich in die Shopping-Mall.

Die Russen haben dann gleich rumgemotzt, dass die Mall seit Monaten zu sei und da NATO-Waffen gelagert worden seien. Die Ukrainer posteten Kassenbons vom Tag des Angriffs und Bilder von Verwundeten Shoppern. Wie gesagt: Elendiges Propaganda-Schaulaufen auf beiden Seiten.

Interessant ist da eher, dass man überhaupt diese uralten Kh-22 verschossen hat, wo doch von vorneherein klar war: Gegen Landziele ist das vollkommener Quatsch, weil die bestenfalls in dem Stadtviertel landen, welches man anpeilt und definitiv nicht in einem vorbestimmten Punkt-Ziel. Die Russen haben aber anscheinend nichts vernünftiges mehr, was sie noch schmeißen könnten.

Die Russen haben übrigens auch Snake-Island (mal wieder) geräumt, nachdem man ihnen erneut die Luftverteidigung dort mit Drohnen und Artillerie-Beschuss zerkloppt hat. Dort wurde z.B. auch eine französische CAESAR-Artillerie der Ukraine eingesetzt, um die Insel zu beschießen. Bis zum Eintreffen der PzH2000 war das die weitreichendste Rohr-Artillerie der Ukraine. Die PzH2000 ist derweil auch schon im Gefecht im Einsatz und wird dort (wie es sich gehört) von starken ukrainischen mechanisierten Kräften und Luftabwehr begleitet.

Zwei interessante Detail-Infos zu CAESAR und PzH2000: Die Amis haben ihre M777 Arty vor dem Ausliefern an die Ukraine kastriert und entweder alte Modelle geschickt, oder neue Modelle ohne die computerisierte Zieldaten-Zuweisung. Also kein GPS, keine genaue automatische Einmessung der eigenen Position oder Feuerleit-Computer, der vom Kommandoposten aus die Zielzuweisung erhält und automatisch passend zur Munition die Richtdaten für den Schuss auf das anvisierte Ziel berechnet. Man wollte nicht, dass die Russen das ggf. erbeuten.

Die Franzosen hatten deren CAESAR jedoch MIT dem vollen Klimbim geliefert. Weil die gelieferten CAESAR eigentlich für Algerien (oder Marokko?) gedacht waren, aber jener Export geplatzt ist. Die dort verbaute Feuerleitlösung ist nicht identisch mit jener, welche die Franzosen selbst einsetzen, daher hat man wohl gesagt: "Kann drin bleiben - kein Verlust." Die Russen haben bereits mindestens eine noch einsatzbereite CAESAR erbeutet, die von ukrainischen Truppen beim Rückzug zurück gelassen wurde.

Bei der PzH2000 hatte KMW das gleiche Problem: Man wollte denen Ukrainern nicht das komplette Feuerleitsystem der BW-PzH2000 an die Hand geben, weil das Lichtjahre dem voraus ist, was die Russen haben. Doch ohne ist die PzH2000 ziemlich dumm. Daher hat man wohl einen Kompromiss zusammen gehackt: Der Feuerleitrechner mit seinen Basisfunktionen blieb drin, aber die komplette Anbindung an das Kommando-Netz flog raus und wurde durch eine Schnittstelle an die Ukrainische "Arta-App" ersetzt, welche die Ukrainer mit großem Erfolg für ihre eigene Artillerie verwenden.

Mehr hab ich momentan nicht.
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Roland von Gilead » 06.07.2022, 17:03

wieder sehr interessant! :thumbup:
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 07.07.2022, 04:13

Die Russen haben heute behauptet, zwei der ukrainischen HIMARS und ein Munitionslager dafür zerstört zu haben. Bildbeweise oder sonstige Bestätigungen gab es bislang jedoch keine. Wenn das stimmt, hätte die Ukraine 50% der bislang erhaltenen MLRS verloren und das wäre ein herber Schlag. Die Lieferung der anderen angekündigten MLRS ist dringender denn je, zumal die Ukraine dann auch weniger Risiken mit den paar Stück eingehen muss, die sie (schon/noch) hat.

Bestätigt ist jedoch, dass nicht nur eine, sondern zwei CAESAR Artillerie von den Russen erbeutet wurden.
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 07.07.2022, 08:50

Es gibt übrigens mittlerweile seit Wochen Berichte der russischen Seite / Separatisten aus Donesk, dass dort erstens der Beschuss auf die Stadt (zivile Ziele) massiv zugenommen hat (im Bereich von mehreren hundert Projektilen pro Tag) und es sich zweitens um Granaten aus westlichen Lieferungen handelt (somit dann wohl auch aus der entsprechenden Abschusstechnik). Bilder und Videos gibt es dazu in Fülle. Es sterben dabei wohl auch jeden Tag Zivilisten. Militärisch erscheint das recht sinnlos, aber das war der Beschuss seit 2014 offensichtlich auch, allerdings lag der nicht bei einer so hohen Taktung.

Derweil muss man in Norwegen jetzt schon mit Zwang die streikenden Öl/Gas Arbeiter und Arbeitgeber dazu zwingen sich schnell zu einigen, damit das nicht zu einer weiteren Kaskade von verringerten Lieferungen führt.
Holland ist gerade übrigens auch recht "lustig". Dort gibt es große Bauernproteste, die gestern soweit eskalierten, dass sogar von Polizisten auf eine Führerkabine eines Traktors geschossen wurde.

Hintergrund:
"Die niederländische Regierung plant, den nationalen Stickstoffausstoß bis 2030 um rund 50 Prozent zu reduzieren, bei Naturgebieten sind es sogar mehr als 70 Prozent. Das werde nach Einschätzung der Regierung zum Aus für etwa 30 Prozent der viehhaltenden Betriebe führen."

https://www.agrarheute.com/politik/ausn ... ste-595342

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Toska
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 08.07.2022, 07:32

Herr Rossi hat geschrieben:
07.07.2022, 08:50
Es gibt übrigens mittlerweile seit Wochen Berichte der russischen Seite / Separatisten aus Donesk, dass dort erstens der Beschuss auf die Stadt (zivile Ziele) massiv zugenommen hat (im Bereich von mehreren hundert Projektilen pro Tag) und es sich zweitens um Granaten aus westlichen Lieferungen handelt (somit dann wohl auch aus der entsprechenden Abschusstechnik). Bilder und Videos gibt es dazu in Fülle. Es sterben dabei wohl auch jeden Tag Zivilisten. Militärisch erscheint das recht sinnlos, aber das war der Beschuss seit 2014 offensichtlich auch, allerdings lag der nicht bei einer so hohen Taktung.
Klar, die Ukrainer zeigen in ihren Videos nur die Präzisions-Strikes. Dass die auch relativ grobschlächtig irgendwo reinhalten? Davon ist auszugehen.
Herr Rossi hat geschrieben:
07.07.2022, 08:50
Holland ist gerade übrigens auch recht "lustig". Dort gibt es große Bauernproteste, die gestern soweit eskalierten, dass sogar von Polizisten auf eine Führerkabine eines Traktors geschossen wurde.

Hintergrund:
"Die niederländische Regierung plant, den nationalen Stickstoffausstoß bis 2030 um rund 50 Prozent zu reduzieren, bei Naturgebieten sind es sogar mehr als 70 Prozent. Das werde nach Einschätzung der Regierung zum Aus für etwa 30 Prozent der viehhaltenden Betriebe führen."
Nicht nur Holland. In Spanien, Frankreich und Italien sind die Bauern auch auf den Barrikaden, aber in den Niederlanden ist das *richtig* heftig. Auf den Traktor, auf den man da geschossen hat? Der Fahrer war ein 16 Jahre alter Bub! Wenn der Schuss nicht in den Holm gegangen wäre? Das hätte durchaus einen Kopfschuss geben können. Da gibt es zwei Videos. Das eine zeigt die Schussabgabe und da ist VOLLKOMMEN klar: Der Polizist selbst war keiner bedrohlichen Lage ausgesetzt und das macht die Schussabgabe erst recht vollkommen unerklärlich und m.E. ungerechtfertigt. Dann gibt es noch ein anderes Video, wo anscheinend der selbe Polizist aggressiv die Waffe im Anschlag auf einen roten Traktor richtet (ob es der selbe ist, kann man nicht sehen) und die Tür zur Fahrerkabine aufreißt. Eine Kollegin kommt von hinten an, legt ihm die Hand auf die Schulter und widerwillig steckt der Bulle die Knarre wieder weg. Das scheint dem wohl vorangegangen zu sein.

Den 16jährigen Treckerfahrer hat die Polizei dann wohl kurz darauf festgesetzt und in Folge dessen wurde die Polizeistation von Traktoren eingekesselt und man forderte seine Herausgabe. Was da weiter passiert ist? Keine Ahnung. Jedenfalls: Krasse Nummer. Es gab da noch ein weiteres Video mit Schussabgabe in anderer Situation. Da liegen offensichtlich die Nerven blank.

Generell zum Bauernaufstand und der Agarlage mal ein paar Gedanken. Ich verfolge nach wie vor das Umfeld der Bauern, die bei der Ahrtal-Flut als Helfer dort waren. Also Markus Wipperfürth und seine Kollegen. Besonders Anthony Lee ist da sehr informativ, weil er die ganzen Maßnahmen der Bundesregierung (insbesondere Özdemir) und der EU haarklein in kurzen und knackigen Videos auseinander nimmt und erklärt, was das für ein himmelschreiender Schwachsinn ist.

Hier mal ein paar Beispiele von ihm auf Youtube:

https://www.youtube.com/watch?v=cUU9isiyUKg (zur aktuellen Lage in Holland)
https://www.youtube.com/c/ModernerLandwirt/videos (Liste seiner Videos)

In Holland ist man ja so weit gegangen (oder wollte dahin), die Bauern teilweise zu enteignen. In Deutschland ist man da "feinsinniger" und macht ihnen stattdessen mit Gesetzen und Verordnungen das Leben so schwer, dass geregelter Anbau und Ernte und halbwegs sinnvollen Erträge nicht mehr möglich sind. Trotz sich anbahnenden Hungersnöten durften Brachflächen nicht bepflanzt werden (EU sagte: Ja, BuReg beharrte für Deutschland auf NEIN), es darf nicht mehr so gedüngt und gesprüht werden wie nötig, was zu +30% Ernteausfall führt und dazu, dass Getreide dann z.B. nur noch als Futtermittel taugt. Fruchtfolgen MÜSSEN blind eingehalten werden (auch dann, wenn es keinen Sinn macht), nach Kartoffelernte darf z.B. NICHT mehr gepflügt und der Acker muss über den Winter (!) begrünt werden. Bedeutet: Mehr Schädlinge, mehr Pilzbefall und kombiniert mit dem Verbot des Sprühens: Massive Einbußen bei der nächsten Ernte durch Pilz- und Schädlingsbefall.

Wie gesagt: Robert Lee erklärt da im Detail, warum viele dieser Maßnahmen komplett irre sind, zumal in Deutschland schon vorher (im weltweiten Vergleich) so wenig Chemie wie möglich ausgebracht wurde. Deutsche Großbauern arbeiten oft halt nach modernsten Verfahren, mit modernste Maschinen, die teilweise mikrodosieren und punktuell genau auf die Pflanze halten, statt den ganzen Acker einzunebeln. Spielt alles keine Rolle. Selbst damit DARF man nicht.

Unterm Strich kann man den Eindruck gewinnen, dass da ein EU-weite (und möglicherweise auch USA und Kanada betreffend) konzertierte Aktion läuft, um Nahrungsmittel künstlich zu verknappen. Anders kann man sich den Wahnsinn schon nicht mehr erklären. Um die Umwelt geht es jedenfalls DEFINITIV nicht. Für mich sieht das nach einem weiteren Globalisten-Programm aus: Bevölkerungsreduktion. Die "Impfung" (übrigens einhergehend mit 20-30% Geburtenrückgang) war nur der Anfang.

Ganz kurz noch zur Ukraine: Der ukrainische Botschafter in Deutschland (Melnyk) hat endlich ausgeschissen, da er sich in einem Interview ziemlich positiv über den ukrainischen Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera äußerte, der auch durch Terror-Akte gegen Polen auf seiner Kappe hatte und Massaker gegen "Kollaborateure" in WWII. Für ihn ist das ein strahlender Kämpfer für die Unabhängigkeit der Ukraine und damit hatte er dann den Bogen überspannt. Die Ukraine hat ihn dann auf politischen Druck hin abberufen und (Tusch!) macht ihn zum Vize-Außenminister.

Schöne Abstimmung auch im Bundestag: CDU/CSU wollten 200 der 800 Fuchs-Transportpanzer der BW an die Ukraine verschenken. Den Zahn hat man ihnen dann gezogen und das ging nicht durch. Komplett schwachsinnige Aktion der CDU/CSU, da so im Alleingang vorzupreschen und das zur Abstimmung zu bringen. Im Ausland wird das mal wieder als strahlendes Beispiel für "die Weigerung Deutschlands, der Ukraine Waffen zu schicken" genommen.
Grüße,

Toska
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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 08.07.2022, 08:17

Danke für die ergänzenden Infos, Toska. Ein paar von den Videos kannte ich schon. Es ist und bleibt eine verdammt spannende Zeit!
Das Ahrtal ist für mich übrigens eine Art Paradesymbol für den Zustand dieses Landes. Einige solche Beispiele habe ich hier auch direkt vor der Tür, denn auch in Düsseldorf und Umland gab es Schäden. Das ist alles wie am ersten Tag danach noch komplett unbehandelt, ein paar Schilder und Absperrband drumrum, ansonsten null Ansätze irgendetwas wieder in Ordnung zu bringen. Gekrönt wird es dann noch vom Umstand, dass die Leute dort wieder diejenigen gewählt haben, die ihnen den Scheiß eingebrockt haben. Daher ist es nicht nur ein Symbol für den Zustand der Politik, sondern auch für den Zustand des Volkes.
Toska hat geschrieben:
08.07.2022, 07:32
Unterm Strich kann man den Eindruck gewinnen, dass da ein EU-weite (und möglicherweise auch USA und Kanada betreffend) konzertierte Aktion läuft, um Nahrungsmittel künstlich zu verknappen. Anders kann man sich den Wahnsinn schon nicht mehr erklären. Um die Umwelt geht es jedenfalls DEFINITIV nicht. Für mich sieht das nach einem weiteren Globalisten-Programm aus: Bevölkerungsreduktion. Die "Impfung" (übrigens einhergehend mit 20-30% Geburtenrückgang) war nur der Anfang.
Naja, es ist ja nicht so, dass unsere politische Elite die große Erzählung im geheimen hält. Wenn ein Klaus Schwab und die ganze Entourage drumrum von einem schwachsinnigen Great Reset labern, dann kann man darüber natürlich lachen und jeden, der da mal bitte drüber reden will, als rechten Naziverschwörungsschwurbler framen, aber nur weil es Schwachsinn ist bedeutet es nicht, dass die nicht wahnsinnig genug sind es auch zu versuchen.
Man kann aber auch einen Klaus Schwab einfach mal links liegen lassen und dann bleibt zumindest immer noch der Fakt übrig, dass wir eigentlich seit Jahrzehnten nichts anderes machen als einen großen Systemcrash vor uns herzuschieben. Vielleicht ist das jetzt einfach die passende Gelegenheit. Man kann es am Ende auf Corona und Putin schieben und fängt mit dem gleichen Personal wieder von vorne an. Ein solches Denken ist der politischen Elite sicherlich nicht fremd.

Die "Impfung" geht übrigens auch noch mit so einigem anderem einher. Ganz zufällig sind da viele Sachen dabei wovor die Oberschwurbler in meinen Protestkreisen von Anfang an gewarnt haben. Aber auch wenn das Debattenklima bei dem Thema in Deutschland langsam etwas geöffnet wird, so ist das leider, wenn du es prominent aussprichst, ganz schnell nach wie vor ein Karrierekiller (Konten weg, Strafverfahren, Hausdurchsuchungen, etc. pp).
Mir ist das mittlerweile aber alles latte, weil... siehe oben!

Edit: Gute Neuigkeiten, NS1 kann nach der Wartung wieder auf Vollbetrieb gehen. Die Gasturbine aus Kanada wird nun wohl doch geliefert:

https://www.reuters.com/world/exclusive ... 022-07-07/

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