Ukraine

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Herr Rossi
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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 30.07.2022, 08:17

Gibt es dazu auch Zahlen, was der ganze Rums kosten soll?

Polen hat einen Staatshaushalt von ca. 120 Mrd EUR im Jahr. Zwar sieht die Staatsverschuldung an sich recht gut aus, sie geht jedoch aktuell auch stark nach oben:

https://de.tradingeconomics.com/poland/government-debt

Der Verteidigungshaushalt liegt bei ca. 14 Mrd. :

https://de.statista.com/statistik/daten ... von-polen/

Wie kriegen die Einkäufe in einem solchen Umfang damit finanziert oder ist das Zeug aus Asien neben der Verfügbarkeit auch unschlagbar günstig?

Edit: Und das ganze wird dann jawohl in Dollar bezahlt werden müssen?

Der Zloty sieht da auch nicht ganz so günstig im Verlauf aus:

https://www.finanzen.net/devisen/us_dollar-zloty-kurs

In sofern erscheinen mir die Pläne ein klein wenig größenwahnsinnig. Es würde zu einer dauerhaften Umlenkung von bedeutenden Finanzströmen führen und ob das dem Rest der Wirtschaft gut tun würde? Und auch wenn Polen in diesem Fall teilweise durch Lizenzvereinbarungen selbst produzieren kann und dadurch einen Teil der Wirtschaftsleistung im eigenen Land halten kann, so ist das dennoch alles im Rahmen von Staatsfinanzierungen. Klingt für mich darüber hinaus auch nach einer echt unschönen Eskalationsspirale.

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Toska
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 31.07.2022, 03:47

Herr Rossi hat geschrieben:
30.07.2022, 08:17
Gibt es dazu auch Zahlen, was der ganze Rums kosten soll?
Teilweise. Der Deal soll einen Wert von 14,5 Milliarden USD haben. Der ist aber recht umfangreich und umfasst mehrere Tranchen und Lieferzeitpunkte für Kram aus Korea und für domestisch produziertes Zeugs.

Schauen wir mal: Sind die 14.5 Milliarden für 180 MBTs, 48 Haubitzen und 48 Jets? Oder für den kompletten Deal, der 1000 MBTs, 640-648 Haubitzen und 48 Jets umfasst?

Nimmt man die "kleine" Variante an, sind das 276 Waffensysteme mit den dazugehörigen Ausstattungs-Kits. Wenn man da mal ganz dumm rangeht und 14,5 Milliarden durch 276 teilt, kommt ein Stückpreis von 52,5 Mio raus. Das wäre um einige Größenordnungen zu teuer.

Angeblich liegt der Stückpreis vom neuesten Leopard 2 A7V bei 15 Mio Euro. Der K2 der Koreaner soll so um die 7,5 Mio USD pro Stück kosten. Selbst wenn die Polen da noch Extras und Sonderwünsche reinpacken, dürfte der Preis pro K2 vermutlich nicht höher als so um die 8-8.5 Mio Euro liegen. Der Motor im K2 ist übrigens von MTU. Die K9 SPG der Koreaner ist auch in Norwegen, Australien, Indien, Ägypten und (in Teilen) in der Türkei vertreten. Da ist ebenfalls ein MTU-Motor drin und zwar der gleiche, wie in der PzH2000. Die Krab SPG der Polen nutzt bereits seit 2014 einen Lizenzbau des K9-Chassis und man hatte damals die Rechte für 120 Chassis im Lizenzbau in Korea gekauft. Stückpreis K9 "Thunder" soll angeblich 3.1 Mio USD sein und das ist das, was z.B. Australien bezahlt hat. Der FA-50 Jet wurde in 2012 für 30 Mio USD angeboten, wurde seitdem aber modernisiert und kann heute mehr.

Rechnen wir anhand dieser Zahlen mal ganz grob durch:

180x K2 MBT: ~ 8 Mio Euro/USD pro Stück
48x K9 Thunder: 3.1 Mio Euro/USD pro Stück
48x FA-50: 45 Mio Euro/USD pro Stück (ich rechne den mal teurer wegen dem 30 Mio Stückpreis aus 2012)
============================
Summe: Rund 3,75 Milliarden Euro/USD. Passt also nicht.

Also rechnen wir das nochmal mit den Zahlen für das komplette Paket: 1000 statt 180 Panzer, 648 statt 48 SPGs und die 48 Jets. Die Summe wäre dann 12,168 Milliarden. So wird vermutlich ein Schuh draus und dann passt das auch mit den 14,5 Milliarden USD, die berichtet wurden. Der Rest ist dann halt Lizenzgebühren, Technologietransfer, Extra-Wünsche und wer weiß was.

Unterm Strich ist das ein Schnäppchen, zumal halt Lizenzbau und Technologie-Transfer mit drin sind. Muss man ganz klar sagen. Deutschland will zur Aufrüstung 100 Milliarden Euro auf den Kopf hauen und hat deswegen bislang noch nicht ein neues Großgerät verbindlich bestellt, sondern nur vollmundige Ankündigungen und viel heiße Luft produziert.
Herr Rossi hat geschrieben:
30.07.2022, 08:17
Polen hat einen Staatshaushalt von ca. 120 Mrd EUR im Jahr. Zwar sieht die Staatsverschuldung an sich recht gut aus, sie geht jedoch aktuell auch stark nach oben

Der Verteidigungshaushalt liegt bei ca. 14 Mrd.
Sieh es mal so: Die 14,5 Milliarden für diese Ausgabe sind vermutlich nicht in einer einzigen Tranche zu bezahlen, sondern verteilen sich über mehrere Jahre bis mindestens 2026ff und bis der Rest vom Band läuft und auf dem Hof steht. Und die Polen gehen da hin und stocken den Großwaffenbestand um mehr rund das Doppelte auf. Für die schlappe Investition von einem Jahresverteidigungshaushalt. Zum Vergleich: Wenn wir 1000 Leo 2 A7V kaufen würden wären wir 15 Milliarden Euro los und hätten nicht eine zusätzliche Haubitze oder Jet da stehen.

Können sich die Polen das leisten? Das ist eine andere Frage. Deren Antwort scheint wohl zu sein: "Was ist die Alternative?" Vermutlich Russisch zu lernen. Von daher? :ziggi:
Herr Rossi hat geschrieben:
30.07.2022, 08:17
In sofern erscheinen mir die Pläne ein klein wenig größenwahnsinnig. Es würde zu einer dauerhaften Umlenkung von bedeutenden Finanzströmen führen und ob das dem Rest der Wirtschaft gut tun würde? Und auch wenn Polen in diesem Fall teilweise durch Lizenzvereinbarungen selbst produzieren kann und dadurch einen Teil der Wirtschaftsleistung im eigenen Land halten kann, so ist das dennoch alles im Rahmen von Staatsfinanzierungen. Klingt für mich darüber hinaus auch nach einer echt unschönen Eskalationsspirale.
Wenn man als Land mit so einer stolzen und reichen Geschichte in der Vergangenheit gleich mehrmals komplett von der Landkarte getilgt wurde, wird man sicherlich ein wenig paranoid und möchte das gerne in Zukunft verhindern. Die Polen hatten schon BISHER die größte Panzerarmee in der NATO außerhalb der USA. Während der Rest der NATO nach dem Fall des Warschauer Paktes "Friedensdividende" machte, haben die Polen ihren Kram nicht auf den Schrott geschoben, sondern angefangen zu modernisieren. In homöopathischen Dosen und jeden Cent zweimal umgedreht, aber immerhin. Dass man da *jetzt* finanztechnisch bis an die Grenzen des Machbaren geht und ggf. darüber hinaus? Dass man als Gesellschaft dann Opfer bringt? Geschenkt. Ich kann es nachvollziehen. Und ich wünsche ihnen, dass sie es schaffen.

Apropos PzH2000 in der Ukraine: Die sieben gelieferten PzH2000 sind bereits durch und brauchen Depot-Level-Maintenance und Ersatzteile, welche die Ukraine nicht hat. Nach weniger als einem Monat Dauer-Einsatz unter Gefechtsbedingungen. Aus BW-Kreisen hieß es dann direkt: Die Ukrainer hätten halt sofort wie die Irren mit Bottom-Bleed-Munition und voller Kartuschen-Ladung Dauerfeuer auf maximale Distanz geschossen und dabei die Haubitzen ruiniert. Gut, für mehr als alle paar Jahre mal damit auf den Schießplatz fahren und maximal 1-2 Magazine zu verschießen sind die halt nicht ausgelegt. Die müssen nur im Depot und auf dem Kasernenhof gut aussehen - mehr nicht!

Was hat die Ukraine auch erwartet? Bei Kriegseinsatz läuft sofort die Werksgarantie ab! :roll:
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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 31.07.2022, 20:35

Kosovo / Serbien ist übrigens gerade am Eskalieren. In meinen Telegramkanälen gibt es dazu ohne Ende Posts + Videos. Auf die schnelle habe ich dazu nur bei RT was gefunden:

https://rtde.live/europa/144901-alarm-i ... arrikaden/

"Seit Tagen wird befürchtet, dass der Konflikt im mehrheitlich von Serben bewohnten Gebiet um die Stadt Mitrovica im Norden des Kosovo wieder aufflammen könnte. Seit dem späten Nachmittag am Sonntag ist wiederholt von Schusswechseln berichtet worden. Nun haben die Behörden des nicht anerkannten Gebietes Nordkosovo Alarm ausgelöst. "

Hintergrund dafür ist das hier:

"Zuvor hatte der serbische Präsident Alexander Vučić am Sonntag in einer Ansprache an die Bürger angekündigt, dass die Polizei des Kosovo am 1. August um Mitternacht mit einer Operation im Norden der Provinz beginnen und die Einreise von Bürgern mit in Belgrad ausgestellten Personaldokumenten verhindern werde. Ihm zufolge wird auch eine Aktion zur Umregistrierung von Fahrzeugen mit serbischen Nummernschildern auf "Republik Kosovo"-Kennzeichen eingeleitet werden. Das Staatsoberhaupt forderte die kosovo-albanischen Behörden auf, den Frieden zu respektieren, und warnte, dass bei aggressiven Aktionen gegen die Serben "Serbien gewinnen wird".

Wie von der Regierung des Kosovo angekündigt, verlieren serbische Dokumente ab dem 1. August in dem von ihr kontrollierten Gebiet ihre Gültigkeit, und ihre Besitzer erhalten am Eingang eine vorläufige Bescheinigung. Gleichzeitig müssen Fahrzeuge mit serbischen Kennzeichen ihre RKS-Kennzeichen (Republik Kosovo) umschreiben lassen."

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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 31.07.2022, 21:15

Gerade aktualisiert, es geht weiter massiv abwärts mit den strategischen Ölreserven der USA:

Bild

Was wohl mit den Ölpreisen passiert, wenn die USA das stoppen müssen, damit sie wirklich noch sowas wie eine echte Reserve haben?

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 01.08.2022, 12:58

Herr Rossi hat geschrieben:
31.07.2022, 20:35
Kosovo / Serbien ist übrigens gerade am Eskalieren. In meinen Telegramkanälen gibt es dazu ohne Ende Posts + Videos. Auf die schnelle habe ich dazu nur bei RT was gefunden:

"Seit Tagen wird befürchtet, dass der Konflikt im mehrheitlich von Serben bewohnten Gebiet um die Stadt Mitrovica im Norden des Kosovo wieder aufflammen könnte. Seit dem späten Nachmittag am Sonntag ist wiederholt von Schusswechseln berichtet worden. Nun haben die Behörden des nicht anerkannten Gebietes Nordkosovo Alarm ausgelöst. "
Dass die im Banditenkönigreich Kosovo so am Rad drehen wundert mich nicht. Die haben die zweitgrößte US-Militärbasis in Europa im Land (nur Ramstein ist größer) und führen sich nun auf, wie ein kleiner Köter, der eine fette Bulldogge im Rücken hat und meint, rumkläffen zu können. Und im Weißen Haus sitzt halt keiner, der die Irren da unten einbremst und denen sagt, sie sollen mal lieber die Füße stillhalten. Siehe auch Taiwan/China übers Wochenende: US Speaker of the House Nancy Pelosi ist auf Asien-Trip und will auch nach Taiwan. Erster Abstecher eines hochrangigen US-Politikers nach Taiwan in 25 Jahren. Pelosi ist #3 nach dem US-Präsidenten in der US-Machtpyramide und würde US-Präsident, wenn sowohl Biden und Harris ausfielen. China hat sofort über öffentliche Kanäle rumgemotzt und semi-offizielle Stimmen drohten den Abschuss von Pelosis Jet an. Man konnte dann auch ganze Zugladungen von chinesischer Militär-Hardware auf Zügen in Richtung Küste rollen sehen (natürlich Zufall) und drei staatseigene (große) RoRoRo-Fähren befanden sich auf einmal abseits ihrer üblichen Routen und liefen chinesische Häfen an, die sie normalerweise nicht anfahren. Vorletzte Nacht schoss China (mal wieder) mit MLRS über die engste Stelle zwischen seiner Küste und der von Taiwan (Übung, sie wissen schon!). Natürlich Nachts, damit man das Feuerwerk auch viel deutlicher in Taiwan sah. Aus Richtung USA auch wieder kein Mucks dazu.

Zu Ukraine hab ich ein paar Kleinigkeiten:

Die Ukraine hat die letzten Tage rund um Kherson die Brücken mit HIMARS zerschmissen. Nicht komplett bis zum Einsturz, aber doch so, dass die strukturelle Integrität hin ist und man mit Sicherheit keine Züge (bei den Eisenbahnbrücken) oder Panzer (bei den Straßenbrücken) drüber bekommt. Hier mal ein Beispiel.

Dann haben sie noch einen Zug mit 40 Wagons (beladen) mit HIMARS weggeknipst, als der in die Station einlief. Und bei anderer Gelegenheit zwei Elite-Piloten des 1st Guards Baranovichi Red Banner mixed aviation division gekillt, als sie deren Fahrzeug-Konvoi beschossen.

Dann kursierte da auch noch ein Video von einer russischen S-300 Stellung. Da konnte man schön drei der vier Launcher sehen, beide Radar-Fahrzeuge und das rollende Kommandozentrum: Alles rauchende Ruinen. Soll ebenfalls von HIMARS geplättet worden sein. Das ist dann schon peinlich, wenn man sich die Luftabwehr von MLRS zerdeppern lässt und es soll nicht die erste oder einzige gewesen sein.

Das sind zwar alles Nadelstiche, aber das ist eine recht geschickte Methode, die Russen so richtig kirre zu machen und zu zermürben und deren Kampfkraft immer mehr zu erodieren. Mick Ryan hat das hier ganz gut beschrieben.

Zum Abschluss noch einen leicht lesbaren Artikel auf Threaderapp, in dem ein US Ex-Militär seine Erfahrungen mit russischer Militär-Hardware beschreibt und daraus extrapoliert, warum die Einschätzung der Fähigkeit russischer Systeme oft so weit auseinander liegt. Die Russen haben auch einige sehr gute Systeme, aber die sind so komplex in der Bedienung oder nur in gut gewarteten Zustand des Gesamtsystems auch vernünftig einsetzbar. Wenn das Gerät nicht oder schlecht gewartet wird und die Bedienung durch Wehrpflichtige oder frisch angelernte erfolgt, dann kommt da halt Murks bei raus. Und es ist auch nicht hilfreich, wenn z.B. bei der Zielzuweisung oder Navigation +40 Jahre altes Kartenmaterial verwendet wird, auf dem noch Hammer und Sichel prangt.
Grüße,

Toska
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 02.08.2022, 01:05

Das hat jetzt nichts mit Ukraine zu tun, aber lest mal diesen Spiegel-Artikel über den Abzug aus Afghanistan. MilTwitter hatte damals sofort den passenden Namen für die Evakuierung: "Operation Clusterfuck". Wenn man den Artikel liest? Dann war das noch arg geschmeichelt. Amateur-Hour auf ganzer Linie. Wenn da nicht ein paar Individuen vor Ort auf volles Risiko gegangen und sich an die Vorgaben der Politik aus Berlin gehalten hätten?

Unglaublich. :bash:
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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 02.08.2022, 09:17

Toska hat geschrieben:
02.08.2022, 01:05
Unglaublich. :bash:
Ich glaube das war mein erster Besuch nach 5 Jahren auf der Spiegel Seite. (Edit: Ach, ist ja noch nicht mal direkt die Spiegel Seite, lol! :D )
Der Erzählstil des Artikels nervt mich etwas, aber inhaltlich erinnert mich das an alte Zeiten, wo das eher normal war (oder in meiner Erinnerung verklärt ist). Schade, dass es scheinbar immer nur kritisch geht, wenn eine Regierung bereits aus dem Amt ist.

Zu den aufgeführten Problemen: Mich wundert das leider nicht wirklich.

Übrigens habe ich gestern noch eine kleine Info ausgegraben. Wir hatten ja schon mal das Thema Gas aus Yamal und China Verkauf, wo halt Pipelines fehlen, womit das eben nicht mal eben dorthin verkauft werden kann.
Stellt sich raus, Russland hat da wohl ab 2015 (was imo zeitlich nicht zufällig nah am Maidan 2014 liegt) schon ein wenig mit diesem Projekt vorgearbeitet:

http://yamallng.ru/en/project/about/

Das ist ein Gemeinschaftsprojekt mit China, Verflüssigungsanlage und LNG Terminal in Sabetta, anschauen kann man sich das hier:
https://goo.gl/maps/AfvfjkP4MKMUSotK8

Auch das zeigt für mich mal wieder, dass Russland im Gegensatz zu uns durchaus eine langfristige Strategie verfolgt und dementsprechend auch Vorbereitungen trifft. Wohingegen der Hühnerstall bei uns gerade mal bis zur nächsten Wahl schaut und die fachliche Kompetenz zudem mit der Lupe zu suchen ist.

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 10.08.2022, 01:25

Herr Rossi hat geschrieben:
02.08.2022, 09:17
Ich glaube das war mein erster Besuch nach 5 Jahren auf der Spiegel Seite. (Edit: Ach, ist ja noch nicht mal direkt die Spiegel Seite, lol! :D )
Ja, war nicht der Spiegel. :hehehe:

Der Spiegel-Artikel schlug bei mir zuerst über die Miltwitter-Schiene auf - gleich mehrmals. Ich bin dann auch zum ersten mal seit Jahren hin und das Ding war dann gleich hinter der Paywall. Hab dann mal über die Startseite vom Spiegel geschaut. Da war fast nichts, was mich interessiert hätte und gefühlt 50-80% hatten ein S+ Symbol für Artikel hinter der Paywall. Dann halt nicht.

Kurz darauf hatte dann jemand auf Reddit das Alternativ-Link.
Herr Rossi hat geschrieben:
02.08.2022, 09:17
Der Erzählstil des Artikels nervt mich etwas, aber inhaltlich erinnert mich das an alte Zeiten, wo das eher normal war (oder in meiner Erinnerung verklärt ist). Schade, dass es scheinbar immer nur kritisch geht, wenn eine Regierung bereits aus dem Amt ist.
Ging mir auch so. Der Stil war recht langatmig, aber es war schon recht wohltuend mal wieder was zu lesen, wo jemand nicht nur den DPA-Ticker abgeschrieben hat und sich die Mühe gemacht hat, mit ein paar Leuten "von der Front" zu reden.
Herr Rossi hat geschrieben:
02.08.2022, 09:17
Übrigens habe ich gestern noch eine kleine Info ausgegraben. Wir hatten ja schon mal das Thema Gas aus Yamal und China Verkauf, wo halt Pipelines fehlen, womit das eben nicht mal eben dorthin verkauft werden kann.
Stellt sich raus, Russland hat da wohl ab 2015 (was imo zeitlich nicht zufällig nah am Maidan 2014 liegt) schon ein wenig mit diesem Projekt vorgearbeitet:

http://yamallng.ru/en/project/about/

Das ist ein Gemeinschaftsprojekt mit China, Verflüssigungsanlage und LNG Terminal in Sabetta, anschauen kann man sich das hier:
https://goo.gl/maps/AfvfjkP4MKMUSotK8

Auch das zeigt für mich mal wieder, dass Russland im Gegensatz zu uns durchaus eine langfristige Strategie verfolgt und dementsprechend auch Vorbereitungen trifft. Wohingegen der Hühnerstall bei uns gerade mal bis zur nächsten Wahl schaut und die fachliche Kompetenz zudem mit der Lupe zu suchen ist.
Mich würd' da interessieren, wie da die Finanzierung ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Chinesen die Baukosten vorstrecken und den Bau auch ausführen und die Russen das über das gelieferte Gas abstottern.

Apropos eilig und billig und eigentlich können wir uns das nicht leisten und es ist militärisch lächerlich sinnlos - aber wir machen es trotzdem? Der einzige russische Flugzeugträger Admiral Kuznetsov war ja fast im Hafen abgebrannt und auch fast mit dem einzigen Schwimmdock Russlands (welches groß genug war) abgesoffen. Russland ist dann 2019 doch mal hingegangen und hat in Murmansk angefangen, ein Dock zu bauen, in dass die Kuznetsov passt. Dazu wurde in zwei benachbarte Docks die Trennwand rausgerissen und der Seewall inklusive Tore rausgebaggert. Dann die Seitenwände verlängert, Kuznetsov rein, vorne "zugemacht" und das Wasser abgepumpt.

Hier Bilder vom Bau aus 2019/2020. Hier ein schönes Propaganda-Bild mit der Kuznetsov im Dock. Von hinten. Damit man das Drama vorne nicht sieht. Hier auch noch ein seeeehr hübsches (aufgehübschtes) Foto aus der Luft. Das schreit regelrecht: "We are a great naval power!".

Denn eigentlich sieht das ohne Wasser dann so aus. Kann man so machen - ist dann aber Scheiße. :roll:

Da wurde vorne lediglich hastig eine Bodenplatte aus Beton gegossen - nur so groß wie nötig. Seitenwände befestigen? Piers ordentlich machen? Pfft! Neues großes Tor für die Ein- und Ausfahrt? Pfft! Wer soll das bezahlen? Kofferdamm aus Beton- und Eisenpfählen und Spundwänden gebaut, Dreck rein und das baggert man später halt wieder weg. Muss jetzt halt schnell gehen. Und so sah das vor 2-3 Monaten in China aus, als die Chinesen ihren 3. Träger zum Stapellauf vorbereiteten. Gut, die Chinesen haben auch fast genügend Docks, um alle NATO Kriegsschiffe gleichzeitig aufzunehmen. Sowas wie einen Träger packen die durchaus mal irgendwo dazwischen. In das abgebildete Dock mit dem chinesischen Type 003-Träger würde die Kuznetzov vermutlich noch mit reinpassen.

Das russische Militär (egal ob zu Luft, zu Land oder zur See) ist ein einziges potemkinsches Dorf. Der Nachruf kann durchaus lauten: "Gewollt! Aber nicht gekommt."

Ukraine: In der Saky-Airbase auf der Krim (200km hinter der Frontlinie) gab es Explosionen. Kiev erinnert die russischen Wartungstrupps der dort zerstörten Su-24 daran, dass es ungesund ist, am Arbeitsplatz zu rauchen.

Noch viel kurioser war jedoch ein Bild von ein paar Schrott-Teilen, welche die Russen in der Ukraine gefunden haben. Man konnte die Serien-Nummer und die Teile-Nummer lesen und es war fix klar: Das waren die Schwanzflossen einer US-amerikanischen AGM-88 "HARM" Anti-Radiation-Missile. Anhand der Teile-Nummer war auch klar, dass es die E-Version war. Also die neue mit dem GPS, größerer Reichweite. Also jene Version, von der die Bundeswehr nach Modernisierung alter AGM-88 in 2025 ca. 178 Stück haben wird.

Da fiel dann einigen auf, dass der ukrainische Verteidigungsminister irgendwann neulich beim Aufzählen frisch erhaltener Rüstungsgüter so nebenbei "200 Anti-Radiation-Missiles" erwähnt hat. Das hat keiner ernst genommen. Denn: Da gibt es im Westen nur "Alarm" (NATO-Prototyp, gecancelt) und bei den Amis halt die AGM-88 "HARM". Die Standard-Arm (Vorgänger davon) oder "Shrike" (Vorgänger vom Vorgänger) gibt es nur noch im Museum. Und die AGM-88 ist halt nicht mit Russen-Fliegern kompatibel. Die kann man nicht eben mal an eine Su-25, MiG-29 oder Su-27 hängen. Da passen schon die Aufhängungen nicht, die vorderen Steuer-Finnen sind so lang, dass die Dinger ohne Pylon nicht an den Waffen-Mountpoint passen ohne am Flügel zu kratzen. Und vor allem: Der Datenbus ist so komplett inkompatibel, dass die ganze komplexe Kommunikation zwischen Raketen-Sucher, Radarwarner und Avionik nicht zusammen passt.

Was nützen den Ukrainern dann AGM-88E? Die kann man nicht vom Boden aus verschießen. Oder wie Radio Eriwan sagt: "Ja, eigentlich ...". Die Israelis haben in den 1970'ern auf alte M4 (Sherman) einen Werfer gepackt, von dem aus AGM-88B verschossen werden konnten. Wurde auch mit Erfolg gegen Ägypten und Syrien eingesetzt. Für HIMARS ist ein Modul angedacht, welches AIM-120, AGM-88 und andere eigentlich von Fliegern verschossene Lenkflugkörper reinpassen sollen. Das scheint es aber bislang nur auf dem Papier zu geben. Das bekannterweise an die Ukraine gelieferte NASAMS-System ist ggf. auch schon (oder bald) in der Lage, auch AGM-88 zu verballern. Ganz klar ist auch das aber nicht. Bei Verschuss vom Boden aus hat eine AGM-88 auch nur kurze Reichweite. 30-50km? So um den Dreh wird es wohl sein. Aus der Luft verballert? Aus großer Höhe und mit ordentlich Anfangs-Speed sind dann angeblich 150km Reichweite drin.

So nach und nach sind dann einige doch überzeugt, dass die Ukrainer den Hattrick geschafft haben: Deren MiG-29 können nun AGM-88E verschießen. Und es sind wohl nicht nur die ex-polnischen MiG-29 (von denen einige den US-MILSTD-Bus haben).

"The Warzone" hat da einen Artikel, aber ich denke Thomas C. Theiner erklärt das hier auf Twitter besser.

TL;DR: Die AGM-88 hat diverse Angriffs-Modi und kann sowohl mit den Sensor-Daten des eigenen Gefechtskopfes Ziele suchen und dem Piloten melden, als auch Sensor-Daten von besseren Quellen als Ziel akzeptieren. NATO-Flieger haben da diverse EW-Pods Aktiv/Passiv, welche die HARM mit Daten füttern. Die sehen halt deutlich mehr, als der winzige einäugige Sucher in der Rakete selbst. Die AGM-88E hat wie gesagt aber auch als erste HARM-Variante GPS.

Zwei Modi sind da nun denkbar:

1.) Man bastelt provisorisch eine minimales Interface zwischen Rakete und MiG-29: Rakete meldet an Cockpit, wenn eigener Sucher was erfasst hat. Und vom Cockpit wird nur das Signal "Rakete Feuern" an den Pylon durchgeschleift.

2.) Man programmiert die Rakete am Boden, per GPS ein gewisses Zielgebiet anzufliegen und dort mit eigenem Sucher nach Radarquellen zu suchen und diese anzugreifen. Im Flieger selbst braucht dann nur das Auslöse-Signal vom Cockpit bis an den Pylon durchschleifen.

Beide Varianten sind suboptimal und nutzen weder die erweiterten Angriffsmodis der Rakete noch die der überlegenen westlichen Abschussplattformen aus. Im Gegenteil: Die MiG-29 muss dann halt leider auch relativ nahe an z.B. eine S-300 ran 150km sind da nicht viel und die kann sich da durchaus ein paar SAM's einfangen. Und eine MiG-29 hat nicht die komplexen Radarwarner, EW-Systeme, Schleppköder und Abwehr-Systeme, welche westliche HARM-Plattformen normalerweise mit sich rumschleppen.

Aber: Es ist besser als alles, was die Ukraine (oder die Russen) bislang so haben und hatten. :wink:

Und die Ukrainer haben das in der letzten Woche bis zum Anschlag ausgenutzt: HIMARS ballert auf High-Value-Ziele. Russen suchen mit Counter-Battery-Radar und dem Radar ihrer S-300 nach den Abschuss-Ort der HIMARS, um dann per Boden-Boden-Beschuss mit SAMs die HIMARS zu ärgern. Stattdessen haben sie dann von MiG-29 verschossene AGM-88E an der Backe und verlieren bestenfalls (nur) ihr Radar-Fahrzeuge. Die AGM-88 ist da nun ein unerwarteter Game-Changer, weil es die Russen zwingt, ihre Radargeräte nur noch mit Bedacht einzusetzen. Und halt die verkackten S-300 auch wieder aus der Schusslinie zu nehmen, da man die für den Boden-Boden-Beschuss als Aushilfs-Artillerie nach vorne gekarrt hatte. Falls noch welche übrig sind, die man noch zurückverlegen kann.

Angeblich haben die Ukrainer in der letzten Woche 18 russische SAM-Stellungen ausgehoben. Überwiegend S-300 und einige Pantsir. Die Zahlen mögen geschönt oder zu optimistisch sein, aber die SAM-Besatzungen der Russen haben nun sicherlich keinen ruhigen Moment mehr.

Am Samstag sind die Ukrainer dann erstmals wieder einen Luft-Boden-Einsatz mit neun (!) Kampfjets gleichzeitig geflogen: Eine Su-27 und acht MiG-29. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass die Russen nach eigenen Angaben bereits rund 476% der Kampfflugzeuge der ukrainischen Luftwaffe zerstört haben.

Die Ukrainer bereiten mit diesem Wind im Rücken nun stetig auf die Rückeroberung von Kherson hin. Das ist der Streifen Land nördlich der Krim. Ohne Lufthoheit und ohne Schutz durch eigene SAM's wird das für die Russen ziemlich unlustig. Zur Moral der Russen hier noch was.

Und kurzer Blick nach Kassel zu Krauss-Maffei-Wegmann. Man expandiert gerade gewaltig. Ukraine hat 100 PzH2000 bestellt, die Produktion der Pumas und Boxer für die BW und die Leo-Umrüstungen laufen auch an und man braucht Platz, um das alles unterzubringen.
Grüße,

Toska
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 10.08.2022, 20:38

Nur ganz kurz:

Russen sagen: Eine fahrende PzH2000 wurde erfolgreich von einer Selbstmord-Drohne gekillt.. Auflösung: Es war keine PzH2000, sondern vermutlich eine polnische Krab. Einen Gepard haben sie angeblich auch schon geplättet, aber haben wohl kein Video von irgend einem Kill gefunden, dem man das andichten konnte.

Der Angriff auf die Airbase der Russen auf der Krim wurde wohl mittels einer domestischen Rakete der Ukraine durchgeführt. Die haben da was in ganz kleinen Stückzahlen, dass 500km weit fliegt.

Und hier noch etwas, was bislang schon ein paar Tage auf Telegram zirkuliert und bislang von ukrainischer Seite nicht groß dementiert worden ist. Datenleck bei Ukraine Armed Forces deckt Verlustzahlen auf. Hier ein Artikel in einem Blog dazu mit mehr Info.

Demnach hat die Ukraine bislang 300,000 KIAs, WIAs und MIAs zu verzeichnen. :eek:

Davon 191,000 Tote und Verwundete (1:3 Verhältnis angenommen - bedeutet: 50.000 Tote, 140.000 Verwundete). Der Rest von den 300.000 (also rund 109.000) sind MIA. Also entweder desertiert, gefangen genommen oder wurden getötet und bislang nicht aufgefunden und identifiziert.

Zu Beginn des Krieges hatte die Ukraine 260.000 Mann stehendes Heer und 340.000 zusätzliche Bewaffnete - wie z.B. Territorial-Verteidigungs-Milizen, Grenztruppen und Polizei.
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 11.08.2022, 06:47

Toska hat geschrieben:
10.08.2022, 20:38
Demnach hat die Ukraine bislang 300,000 KIAs, WIAs und MIAs zu verzeichnen. :eek:

Davon 191,000 Tote und Verwundete (1:3 Verhältnis angenommen - bedeutet: 50.000 Tote, 140.000 Verwundete). Der Rest von den 300.000 (also rund 109.000) sind MIA. Also entweder desertiert, gefangen genommen oder wurden getötet und bislang nicht aufgefunden und identifiziert.

Zu Beginn des Krieges hatte die Ukraine 260.000 Mann stehendes Heer und 340.000 zusätzliche Bewaffnete - wie z.B. Territorial-Verteidigungs-Milizen, Grenztruppen und Polizei.
Welch ein Wahnsinn! :( Und es graut mir davor welch Hass daraus für die nächsten Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte entstehen und wodurch all das Leid weitergeführt werden wird. Und damit endet es noch nicht mal, denn als Seiteneffekt dieses Konfliktes brechen überall auf der Welt alte Konflikte neu auf.

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 11.08.2022, 08:30

Herr Rossi hat geschrieben:
11.08.2022, 06:47
Welch ein Wahnsinn! :( Und es graut mir davor welch Hass daraus für die nächsten Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte entstehen und wodurch all das Leid weitergeführt werden wird. Und damit endet es noch nicht mal, denn als Seiteneffekt dieses Konfliktes brechen überall auf der Welt alte Konflikte neu auf.
Ja, das ist schon ziemlich irre. Gut, das Tischtuch war ja schon seit 2014 durchschnitten und nicht zu kitten. Schon damals gab es für die Ukraine empfindliche Verluste an Menschenleben und Territorium. Aber das die Verluste hier werden selbst nach einem Sieg (egal welcher Seite) nationale Traumata auf beiden Seiten hinterlassen, die das Klima auf Jahrzehnte vergiften werden. Wenn die Ukraine irgendwann den letzten Russen von ihrem Territorium vertrieben hat, müssen die sicherlich eingebremst werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die bis nach Moskau durchmarschieren und dann geht mit Sicherheit "die Büchse der Pandora" auf.

Nochmal kurz was zum ukrainischen Angriff auf den russischen Militärflughafen Saki auf der Krim: Saki war die Heimatbasis ALLER Kampfjets der Marineflieger der russischen Schwarzmeerflotte. Das 43. Flieger-Regiment (Su-30SM, Su-24M/MR) war dort beheimatet und die haben beim Angriff mal locker 80% ihrer Fluggeräte verloren. Inklusive Personal und Wartungseinrichtungen, Ersatzteile und was da so alles dazugehört. Die Einheit ist quasi ausradiert und wird so schnell nicht wieder auf die Füße kommen. Das geht macht nicht so viel her wie die Versenkung der Moskva, aber das war ein durchaus größerer und empfindlicherer Nadelstich für die Russen. Auf der Krim sind noch andere Fliegerhorste: Kacha, Gvardiyskoye und Novofedorivka. Kacha hat die Transportflieger und einige Hubschrauber. Gvardiyskoye war bis vor ein paar Jahren der Stützpunkt des 43. Flieger-Regiments, aber die sind irgendwann weitgehend nach Saki umgezogen, weil das günstiger lag und bessere Einrichtungen hatte. Jetzt nicht mehr. :roll:

Indessen gibt es angeblich 100km Stau auf den Fluchtrouten von der Krim runter, weil die russische Zivilbevölkerung stiften geht. Die Front ist ja nur noch 200km weg und die Einschläge kommen sprichwörtlich näher. Hier mal zwei Videos vom Stau: Eins und zwei.

Es sind nach der Besetzung der Krim viele aus der Gegend um Moskau dort angesiedelt worden. Wenn die jetzt wieder nach Moskau zurückkehren und dort ihr Leid im persönlichen Umfeld klagen, wird das durch die russische Staatspropaganda nicht so recht zu kitten sein.
Grüße,

Toska
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 17.08.2022, 22:13

Toska hat geschrieben:
11.08.2022, 08:30
Auf der Krim sind noch andere Fliegerhorste: Kacha, Gvardiyskoye und Novofedorivka. Kacha hat die Transportflieger und einige Hubschrauber. Gvardiyskoye war bis vor ein paar Jahren der Stützpunkt des 43. Flieger-Regiments, aber die sind irgendwann weitgehend nach Saki umgezogen, weil das günstiger lag und bessere Einrichtungen hatte. Jetzt nicht mehr. :roll:
Ich zitiere mich da mal selbst und hake nach: Gvardiyskoye und Novofedorivka sind nun auch von der Ukraine beschossen worden und dazu noch Maisk. Ob sie dabei ihre domestischen Raketen eingesetzt haben, oder die aus den HIMARS/M270 verschießbaren ATACMS (z.B. M57: 70-300 km Reichweite) ist unklar.

Auf Twitter sind die die Militär-Spezis Mark Hertling und Mick Ryan indessen weitgehend einig, dass die Ukraine nun das Endgame eingeleitet hat und die Rückeroberung der Krim und Kherson bereits angefangen hat oder unmittelbar bevor steht. Die Frontlinien der Russen sind überdehnt, die Logistik fehlt und denen fliegen noch immer reihenweise Depots und auch die wichtigen Brücken um die Ohren.

Selbst das Hauptquartier der Wagner-Söldner in der Ukraine ist von der Ukraine weggepustet worden, nachdem ein einfältiger russischer Journalist die Position in einem Broadcast verraten hat (Geolocating). Fefe hatte da auch was zu, aber hier ist das an sich recht gut an den Bildern zu erkennen.

Trent Telenko hatte noch was interessantes zum "Mythos russischer Artillerie". Er führt da zwei Thesen an, die wichtig sind, um abzuschätzen wie es um die russische Artillerie steht. Das eine ist die Lebensdauer der Kanonen-Rohre. Die sind an sich so für 1000-1500 Schuss gut. Zum Vergleich: die M777 aus den USA haben eine angegebene Lebensdauer von 2500 Schuss. Die Lebensdauer der Rohre ist recht wichtig und da wird normalerweise auch gut drauf geachtet. Denn ist eine Rohr "drüber", so lässt nicht nur die Genauigkeit nach, sondern es besteht die akute Gefahr, dass einem das Ding irgendwann um die Ohren fliegt.

Normalerweise werden da Schussbücher geführt, in denen sowas protokolliert wird. Aber wie das so ist: Im Krieg interessiert es keinen. Und als die Russen ihre Artillerie nach dem jahrelangen Beschuss von Grozny wieder in die Depots stellten? Auch da hat das keinen interessiert. Die Bücher sagten bestenfalls, wie viel Artillerie von welchem Typ da war. Nicht in welchem Zustand die waren. In Folge dessen konnte man in der Ukraine recht viele aufgelassene russische Artillerie sehen, die Spuren spektakulärer "spontane Selbstzerlegung" zeigten.

Wenn die Russen also so im Schnitt 45.0000 Schuss Artillerie am Tag in der Ukraine verballern, bedeutet das auch, dass jeden Tag zwischen 22,5 bis 45 Geschütze "durch" sind, weil deren Rohre das Ende der Lebensdauer erreicht haben. Also schon ohne Feindeinwirkung haben die im letzten halben Jahr rund 8000 Geschütze geschrottet.

Munition: Den Russen sind über die Jahre hinweg ständig irgendwelche Munitionsdepots daheim um die Ohren geflogen. Halt auch wegen dem schlechten Zustand der Munition darin. In 2012 gab es dann eine Untersuchung dazu und einen offiziellen Report. Der vermerkte den Bestand von sechs Millionen metrischen Tonnen nur an verpackter Artillerie-Munition im Bestand der Streitkräfte. Man wollte dann 500 neue klimatisierte Munitions-Depots bauen und dort die Lagerung von 3.6 Mio Tonnen Munition dezentralisieren, damit wenn es dann weiterhin knallt, nicht immer so viel davon auf einmal in die Luft flöge. Und 2.16 Mio Tonnen Munition sollten endlich entsorgt werden, weil der selbst für die Russen zu gammelig war. Passiert ist da aber nichts, weil das Geld in Korruptionskanälen versickerte, als wenn Olaf Scholz da selbst die Finger im Spiel gehabt hätte.

Trent Telenko zieht da die Schlüsse, dass 40% aller russischer Munition älter als 20 Jahre sei und 60% aller russischer Munition nach Gesichtspunkten der Vernunft zu gefährlich sei, um sie zu lagern, zu bewegen oder gar zu benutzen. :roll:

Unterm Strich meint er: Russland hat sicherlich (egal wie lange der Konflikt noch dauert) genug Munition. Es dürfte für die Russen aber zunehmen gefährlicher werden, das alte Zeugs überhaupt noch selbst anzufassen und das ist an sich gut für die Ukraine. Aber im Umkehrschluss kann man auch sagen: Beim Thema Geschütze werden die sicherlich auch so langsam in Bereiche kommen, wo es eng wird und können die Mengen, die sie brauchen halt weder irgendwo kaufen, noch nachproduzieren.

Hier noch was putziges: Eine von der Ukraine modifizierte S-60 (75mm AA) aus den 1940'ern, die mit Automatisierungstechnik von Siemens zum Ausrichten per Hydraulik statt Handkurbeln. Mit Generator, Batterie-Pack, optischem Zielsucher und anderem Firlefanz.

Und mal ganz OT noch einen Absacker zum Schluss: Der "VerschwörungsIDEOLOGE" und Author Oliver Janisch ist heute auf den Philippinen verhaftet worden und wird auf Verlangen Deutschlands umgehend ausgeliefert. Die Philippinen selbst werfen ihm nichts vor und haben auch kein Auslieferungsabkommen mit Deutschland und reagieren da an sich nur mit Auslieferung bei Kapitalverbrechen mit deutlicher Beweislage. Janisch wird von der Staatsanwaltschaft München "Hassrede" zur Last gelegt (für einen satirischen Beitrag von vor zwei Jahren!). Schon witzig. Einen Tag vorher stand Olaf Scholz neben dem "Palästinenser-Präsident" Mahmoud Abbas in Berlin am Mikro und ließ den kommentarlos und ungestraft minutenlang Holocaust-Verleugnung und Holocaust-Relativierung betreiben.

Wie definiert sich "Hassrede" mittlerweile? Frage für einen Freund. :ziggi:
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Toska
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Re: Ukraine

Beitrag von ftn|Broken Arrow » 18.08.2022, 21:01

Und wieder ist ein Munitionsdepot in Brand geraten. Immer diese Raucher. Region war Belgograd 4,5km von der Grenze zur Ukraine weg.

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Re: Ukraine

Beitrag von Roland von Gilead » 18.08.2022, 22:19

werden wohl Islamisten gewesen sein .....
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Re: Ukraine

Beitrag von ftn|Broken Arrow » 19.08.2022, 04:16

Ja anscheinend den nächsten Flughafen und die Krimbrücken wohl auch. Mal sehen ob es auch Islamisten waren.

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