Hyaena hat geschrieben:Ich denke, es wird so enden wie in Jugoslawien, Syrien pp.
Jugoslawien ist ein schönes Beispiel. Ich hatte damals auf der einen Seite die Medien-Propaganda im Ohr, auf der anderen Seite die Familie meiner damaligen Frau, die das dann mal aus ihrer serbokroatischen Deutungs-Ecke "übersetzten". Die Medien haben uns damals Schauer-Gestalten wie Hacim Thaci und Alia Izetbegowic als Helden präsentiert, worüber ich noch heute kotzen könnte. Zur Erinnerung: UCK-Chef Thaci wurde Präsi von Kosovo, Izetbegowic Präsi von Bosnien-Herzegowina.
Ums mal ganz klar zu sagen: Alia Izetbegowic war ein Islamo-Faschist und das ist kein Witz und keine Übertreibung. Beste Beziehungen zum Grußmufti von Jerusalem in WW II, trat er im zweiten Weltkrieg der "Handschar"-Division der Waffen-SS bei, die auf dem Balkan aus überwiegend moslemischen Balkan-Bewohnern gebildet wurde. Zudem gründete er die nationalistischen Partei "Demokratische Aktion" (SDA), um den "Jungen Muslimen" alle Türen für ihren "Heiligen Krieg" zu öffnen. Und das waren seine Worte.
In Izetbegowics Buch "Islamische Erklärung" aus dem Jahre 1990 träumte er von der "Schaffung einer einigen islamischen Gemeinschaft von Marokko bis Indonesien" und der "Nichtvereinbarung des Islams mit nichtislamischen Institutionen" und versprach eine "islamische Wiedergeburt". Diese "Wiedergeburt" kündigt er nicht als eine Periode der Sicherheit an, sondern bezeichnete sie als eine Periode des Unfriedens und der Prüfungen. Denn (so Izetbegowic): Zu viele Dinge warten auf Zerstörung, und ein Volk, das schläft, kann man nur durch Schläge wach machen. Ich fand das Buch beeindruckend und erschreckend, denn das las sich in etwa so, als hätte ein tiefreligöser und charismatischer Gelehrter (und kein gescheiterter Kunststudent) eine Neuauflage von "Mein Kampf" geschrieben. Parallelen waren eindeutig zu erkennen.
Er führte weiter aus: "Primär müssen wir Priester sein und dann erst Soldaten. Die Islamische Bewegung kann und sollte die Macht übernehmen, sobald ihre Zahl die Größe erreicht hat, daß die existierende nichtislamische Regierung nicht nur stürzen, sondern auch eine islamische Regierung bilden kann." Während seiner Präsidentschaft ordnete Izetbegovic z.B. per Dekret an, jedem Kompanie-Kommandeur der Armee einen islamischen Beauftragten gleichberechtigt zur Seite zu stellen. Also die Methode "Politoffizier" wie bei Stalin, nur halt religiös angehaucht.
Gut, dieser Typ hat 1996 den Löffel abgegeben, nachdem er von 1990-1996 Präsident von Bosnien-Herzegowina war. Über Alia Izetbegowics Festhalten an der Sache des islamischen Fundamentalismus berichtet REUTERS am 11.04.1993 aus Dubai.
Auf einer großen Festveranstaltung in Riad erhielt Alia Izetbegowic die islamische Auszeichnung "für seinen Beitrag zum Dschihad, dem heiligen Krieg gegen die Ungläubigen".
Wen es interessiert: Hier mal ein kurzer Abriss davon in einem SPIEGEL von 1996:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8903915.html
Kommt einem aber alles irgendwie vertraut vor, oder? Und da ist auch wieder die Connection zu Saudi-Barbarien und den UAE zu sehen. Der Erdogan ist auch so ein Glaubensbruder, der ganz ähnliche Sprüche vom Leder gelassen hat und beste Erfolge dabei hatte, ein an sich größtenteils säkulares Land wieder zu reislamisieren. Auch in der Ukraine sieht man ähnliche Parallelen und genau wie damals in Bosnien und Kroatien wurden auch dort faschistische Nationalisten ganz offen und unverschämt vom Westen hofiert und an die Macht gebracht. Und wie überall, wo Faschisten an die Macht kommen, sind "ethnische Säuberungen" halt ein Thema: Kosovo, Bosnien, Tschetschenien, Türkei, Ukraine ... die Liste lässt sich fast beliebig fortsetzen.
Übrigens: Warum haben wir in Deutschland noch keine moslemischen Parteien? Laut Egon Bahr gab es eine Übereinkunft zwischen Deutschland und der Türkei, dass sich die türkische Gemeinde in Deutschland nur innerhalb von bestehenden Parteien politisch betätigen soll. Allerdings kenne ich einige reihe Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund meiner Generation, die mittlerweile ernsthaft erwägen, sich (zumindest vorerst) auf kommunaler Ebene politisch in einer neuen Bewegung zu organisieren, weil sie sich von keiner der etablierten Parteien repräsentiert fühlen. Vom Spektrum her würde ich die (nach dem was ich bislang gehört habe) irgendwo zwischen CSU und NPD einordnen. Teilweise überholen sie die NPD auch rechts, weil die sind deutsch-nationaler als sich das die meisten Deutschen leisten können und wollen.
Unabhängig davon und wo ich eigentlich thematisch hin will: Es wird sicherlich in der ferneren Zukunft auch Partei-Neugründungen in Deutschland geben, welche die Interessen-Vertretung entlang ethnischer und ggf. konfessioneller Grenzen auf der Flagge hat. Es braucht dazu halt nur das richtige Klima und genügend "kritische Masse". Das ist nur natürlich und zwangsläufig.
Ich weiß: Gleich kommen wieder die üblichen Islamophie-Anschuldigungen. Tut mir leid, ich bin nicht blind und historisch und politisch interessiert. Ich sehe die Zusammenhänge so wie sie sind. Und nicht so, wie manche sich die gerne schön reden wollen.
Für mich ist ganz klar: Religion wird hier nur als Vehikel von machtgeilen Arschlöchern genutzt. Izetbegovic, Erdogan, die Saudis, UAE und Pakistan (aber auch Iran in anderer Weise) nutzen ihren Einfluss auf die staatsgelenkten Prediger und Gelehrten, damit diese die Gläubigen indoktrinieren und man diese dann vor den Karren spannen kann. Manchmal sind es auch die Staatslenker auch jene, die von den Religionsführern "getrieben" oder an der Leine geführt werden (Iran halt). Gemeinsam ist jedoch: Die scheren sich einen Dreck um die eigenen Landsleute, welche sie so radikalisieren und geben vermutlich noch weniger für die Leute, auf welche sie diese Typen dann loslassen.
Der einzelne Gläubige oder der Glaube an sich? Sind nicht das Problem. Gleichermaßen gibt es bei uns halt auch Leute, welche den Islam an sich verteufeln oder schlicht und einfach Fremdenfeindlich sind. Und auch dort finden sich genügend, welche das politisch (und aus Machtgeilheit) für sich zu nutzen wissen. Extremismus jeglicher Art ist halt Scheiße und hat durchweg furchtbare Auswirkungen. Das sollte uns aber nicht daran hindern, beide Seiten argwöhnisch zu beobachten und entsprechend kritisch damit umzugehen.
Kann die gegenwärtige Entwicklung bei uns (oder sonstwo in Europa) irgendwann mal zu Bürgerkriegen wie in Jugoslawien führen? Ich halte das kurz- bis mittelfristig für möglich, falls es einen entsprechenden Katalysator oder eine "Initial-Zündung" gibt. Langfristig gesehen wird es auch ohne gehen. Denn alleine der demographische Wandel würde das auch gewaltlos schaffen. Man bräuchte dazu nur genügend Sitzfleisch.
Es ist auch klar: Man kann die Leute aber auch nicht ins Land holen und ihnen dann eine Mitwirkung und Mitgestaltung der Gesellschaft und des politischen Lebens verweigern. Und es ist klar, dass es dann auch Bestrebungen geben wird (und muss), die dann auf eine Wandlung der Verhältnisse im Sinne der Neubürger hinwirkt. Denn würde man das nicht zulassen, verstoßen wir selbst gegen unsere freiheitlich demokratische Grundordnung.
Meiner Meinung nach begeht Europa einen kollektiven Selbstmord auf Raten, weil wir nach den Grundregeln der Ethik und des Humanismus spielen und die Gegenseite sich für keine Blutgrätsche zu schade ist. Das ist ein ziemliches Problem auf dessen Auflösung man gespannt sein darf.