Der Rechtsstaat funktioniert.

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Malagant
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Beitrag von Malagant » 15.10.2012, 12:36

Lord_Vader hat geschrieben:Das eine ist Recht, das andere ist Rache. Aus Rache ist aber noch nie was gutes hervor gekommen. Der Typ hat sein Recht bekommen und seine gerechte Strafe. Damit ist die Sache für mich erledigt.
Yep, sehe ich auch so. Ich hoffe natürlich, dass seine Zellengenossen sich richtig bei Ihm austoben werden.

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JeansJoe
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Beitrag von JeansJoe » 15.10.2012, 18:26

angenommen ich habe einen Jungen in meinem Auto liegen der am verbluten ist. Natürlich würde ich schneller fahren als erlaubt. Ich würde sogar rote Ampeln überfahren. Unter der Voraussetzung dass ich a) mein Leben damit nicht zu sehr gefährde und damit ja auch das Leben des Jungen und b) das Leben anderer nicht gefährde. und c) gehe ich davon aus dass ich dafür belangt werden kann wenn ich geblitzt werde oder kontrolliert werde und dafür geradestehen muss.

Unser Rechtsstaat ist nicht perfekt - das hat auch keiner gesagt. Natürlich finden sich Beispiele von Leuten die anscheinend über dem Gesetz stehen. Aber ist das jetzt ein Grund dass wir sämtliche Regeln hinschmeißen und einfach mal Jagd auf einen Berufsschüler machen weil die Polizei ihn zum Mord an einem Mädchen befragt hat?

Das Zusammenleben in einem Staat ist nie ganz einfach. Es gibt immer zwei die Recht haben wollen und fast nie einen der Recht hat aber meistens auch einen der Recht bekommt.
Wozu gibt es die freie Meinungsäußerung denn? Dass jeder jeden kritisieren darf ohne Angst haben zu müssen dafür verfolgt zu werden. Auch Politiker dürfen kritisiert werden.
Unser Rechtssystem ist kein System das den Opfern Rache bietet oder demjenigen der moralisch Recht hat auch immer Recht gibt. es ist eigentlich dazu da das Leben aller Bürger zu schützen und nicht das eines einzigen zu bevorzugen. Es wurden Regeln von allen Menschen getroffen wie sie sich vorstellen können genug Rechte zu haben um noch glücklich Leben zu können. Es gibt natürlich immer Punkte an denen fühlt man sich schlecht behandelt.
Ich wurde mal mit 40km/h zu viel auf einer leeren Autobahn ohne Gefahrenstelle geblitzt. Da fühle ich mich verarscht. Aber dennoch muss ich das in Kauf nehmen. Weil ich will auch nicht dass ich von einem PS-Boliden abgedrängt werden darf und der dann nicht bestraft wird dafür.
Mir geht es auch nicht gut wenn ich persönlich beleidigt werde oder etwas an das ich fest glaube - aber damit muss ich leben denn sonst kann ich meine Meinung auch nicht mehr frei äußern.
Mir würde es auch stinken wenn ich auf dem Balkon nicht grillen dürfte - aber andererseits will ich auch nicht ständig den Grillgeruch von den Nachbarn in meinem Wohnzimmer haben.

Die Schuld feststellen kann nur ein Gericht - dieses Recht haben wir abgetreten. Wenn also jemand vor deinen Augen gegen deine Autotür tritt und eine Beule macht dann ist er erst schuldig wenn ein Gericht das festgestellt hat. Die Diskussion hatten wir ja auch schonmal. Du hast auch kein recht ihm eine zu zimmern weil die Exekutive auch beim Staat liegt. Das schützt dich aber auch davor dass du von irgendwem vermöbelt wirst weil du seine Schwester komisch angeschaut hast.

Meiner Meinung nach ist es die größte und gleichzeitig immer noch schwerste Errungenschaft der Menschheit Menschen die sich falsch verhalten haben dennoch alle Rechte zu gewähren die jeder andere Mensch hat.
Stell dir mal vor du stehst vor Gericht wegen irgendwas und dann zieht jemand ein facebook Bild raus auf dem du bei einer Saufparty völlig besoffen in der Ecke liegst. Dann sagt jemand: "Der ist doch nicht zurechnungsfähig! Ein Wilder!" und schon wirst du wegen moralischer Verfehlungen nicht mehr Ernst genommen.

Du kannst ja auch mal gerne in ein Land wie zum Beispiel den Iran fahren. In dem die moralischen Ansichten der Religion über denen eines Rechtsstaats stehen. Und dann überlegst du dir mal ob es für dich angenehm wäre wenn die moralischen Ansichten einiger Leute das Gesetz für alle wären. Da kommt ganz schnell die Willkür in den Menschen hoch.
Vielleicht sind wir einfach zu verwöhnt weil wir das nicht anders kennen. Wir hatten ja schon fast 70 Jahre keinen Ausnahmezustand mehr. Zumindest nicht in Westdeutschland. In Ostdeutschland bist du für einen falschen Witz in Hohenschönhausen gelandet. Einzelzelle, Kontakt zu zwei Menschen deinem Wächter und dem der verhöhrt, die Folteranlagen im Keller und dann wird schon ein anständiger Staatsbürger aus dir.

Meiner Meinung nach ist schon die Androhung der Folter Folter (vermutlich sogar dem Gesetz nach). In jedem Fall ist es eine Überschreitung von Kompetenzen - selbst der Staat hat diese Kompetenz nicht. Zu Recht!
Hinter dir! Eine dreiköpfige Kaffeetasse des Todes!

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Roland von Gilead
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Beitrag von Roland von Gilead » 15.10.2012, 19:18

... selten soviel Blabla zu einem Thema gelesen, wo eigentlich alles gesagt wurde - das Thema ist "Rechstaat funktioniert" - er hat funktioniert, der Gäfgen ist entschädigt worden, die Beamten bestraft - alles gut.

Das die Polizisten in einer absoluten Stresssituation gehandelt haben und meiner Meinung alles richtig gemacht haben, steht auf einem ganz anderen Blatt und ist meine Meinung.

Dein Gesülze mit:
" ...Androhung der Folter Folter (vermutlich sogar dem Gesetz nach). In jedem Fall ist es eine Überschreitung von Kompetenzen"


--> hier ging es um Leben und Tod .. Kompetenzen überschritten .. lol ? !? Geht es noch, und du dann erzählst du auf der anderen Seite :
. Natürlich würde ich schneller fahren als erlaubt. Ich würde sogar rote Ampeln überfahren. Unter der Voraussetzung dass ich a) mein Leben damit nicht zu sehr gefährde und damit ja auch das Leben des Jungen und b) das Leben anderer nicht gefährde. und c) gehe ich davon aus dass ich dafür belangt werden kann wenn ich geblitzt werde oder kontrolliert werde und dafür geradestehen muss.
Das willst du gewährleisten ? ... vollgepumpt mit Adrenalin ? Du kannst gar nix, ausser hier schön reden ...

Die Beamten haben nicht mal die Gesundheit des gäfgen annähernd gefährdert, sie haben der Drecksau nur gedroht :roll:

Ich bin hier raus, kann diesen pseudo Gerechtigkeitssinn nicht ertragen ....
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Herr Rossi
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Beitrag von Herr Rossi » 15.10.2012, 19:44

@Roland: Was ist daran bitte sehr Blabla? Das ist ein zentraler Grundsatz des Rechtsstaates. Es mag moralisch absurd klingen, dass selbst in einem Fall wo es um Leben und Tod geht und der Täter + die Tat klar erkennbar erscheinen, trotzdem nach eben diesen Regeln gehandelt werden muss. Die Idee hinter dem Rechtsstaat ist eben nicht, dass er die einzelne Tat als Grundlage des Handelns nimmt, sondern das Funktionieren des Ganzen im Blick hat. Auf dieser Basis ist er als Theorie der Versuch möglichst umfassend ein gerechtes Rechtssystem für alle zu schaffen. Ich für meinen Teil würde sagen, dass er als System da verdammt nah ran kommt und auch wenn Einzelschicksale wie in diesem Fall böse enden, so würde ich dennoch immer dabei bleiben, dass es im Interesse aller steht, dass die Regeln keine Ausnahmen kennen.

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