EU: Tabubruch Enteignung

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Herr Rossi
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Beitrag von Herr Rossi » 18.03.2013, 19:42

Naja, Land war auch schon früh meine Idee. Habe daher in 2010 50k EUR in etwas über 4 Hektar angelegt. Der Preis war allerdings im Vergleich zu heute traumhaft günstig. Ich hab lediglich 1,10 EUR pro qm gezahlt.
Da ich nach wie vor der Meinung bin, dass es nur eine Frage der Zeit ist bis meine EUROS nix mehr wert sind, suche ich seitdem fleissig weiter, um die naechsten 50k in Ackerland zu versenken... nur, mittlerweile hat das leider wohl auch der letzte Idiot begriffen. Unter 2,50-3,00 EUR / qm kriegt man nix mehr und bei solchen Preisen muss man nunmal leider davon ausgehen, dass man nach einer Währungsreform / Stabilisierung einen ziemlichen dicken Verlust zu verbuchen hat. In sofern ist Land kaufen auch nur noch bedingt eine Lösung. Ich überlege momentan ob ich es nicht mal mit einem Windparkprojekt versuche. Gibt viele Gemeinden, die sowas als Bürgerprojekte finanzieren.

Meine größte Sorge bei dem Thema ist übrigens, dass man mit dieser ganzen Dilletantenscheisse ein halbes Jahrhundert europäische Einigung zu Grabe tragen könnte, die ich in ihren Ansätzen nach wie vor absolut unterstütze.

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cubi
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Beitrag von cubi » 18.03.2013, 19:44

Lord_Vader hat geschrieben:"Wir" sind nicht reich. DE ist Exportweltmeister, gibt die Gewinne aber kaum an die Arbeitnehmer weiter und hat den größten Niedriglohnsektor nebst Harz4 Sklavenarbeit. Es gibt nur ein kleines Grüppchen an reichen Leuten die immer mehr Geld anhäufen.
Die Einkommensungleichheit hat zwischen 2003 und 2007 weiter zugenommen. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes erzielten die einkommensstärksten 1 % der Bevölkerung (383 000) 13,1 % der Einkünfte von jeweils mehr als 172 000 Euro. Demgegenüber erzielten die einkommenschwächeren 50 % der Bevölkerung (38,4 Millionen) zusammen 14,3 % der Einkünfte von jeweils weniger als 22 500 Euro.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensverteilung)

Und eben dieses Grüppchen diktiert die Politik, bedient sich an der Bailout Kohle usw...
Exportweltmeister? Drauf geschissen!

Die exportierten Guter werden auch noch von uns selbst mit Bürgschaften und Krediten gesichert! Wenn die Importländer alle pleite sind, die meisten Exporte gehen in die EU, verliert Deutschland auf einen Schlag alles! Wenn dann noch ein schwacher Binnenmarkt diese Katastrophe nicht abfangen kann, gute Nacht! Statt die Überschüsse jetzt, wo sie noch nennenswert sind, gerecht an die Bürger zu verteilen und den Binnenmarkt zu stärken, profitieren nur eine Hand voll Familien im großen Stil! Das ist Irrsinn!
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Beitrag von Lord_Vader » 18.03.2013, 20:04

Genau das wollte ich sagen Cubi. :)
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Beitrag von Fussballgott » 19.03.2013, 09:56

Lord_Vader hat geschrieben:Genau das wollte ich sagen Cubi. :)
Hast du doch auch. :wink:
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Beitrag von Lord_Vader » 19.03.2013, 12:36

Noch ein Nachschlag von Schwarz-Geld um noch einmal richtig dicke Schaden anzurichten vor der Wahl.

https://netzpolitik.org/2013/bundesregi ... ds-senken/

Sämtliche Behördenkommunikation soll per Gesetz über DE-Mail abgewickelt werden, dieses eMail-Fiasko das auf Providerseite entschlüsselt und durchleuchtet wird.
Und weil Dinge wie Steuerdaten eben nicht durch unverschlüsselte Kanäle gelangen dürfen, will unser Gesetzgeber die Verschlüsselungsstandards senken.

Was gibt es besseres für uns Bürger das Provider sämtlichen Mailverkehr der Behörden auf ihren Rechnern entschlüsseln und noch mit Drittanbieter "AV" Software da drüberbügeln.

Unsere Junta muss man doch lieben... :sick:
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Beitrag von Waterhouse » 19.03.2013, 13:19

Und ich werde hier immer als Miesmacher und Pessimist verschrien, der nichts gut finden. Dabei sind diese Armleuchter viel besser im mies machen als ich. Es ist in Wirklichkeit doch so, dass der gesamte Regierungs- und Verwaltungsapparat per definitionem aus korrupten, inkompetenten und moralisch völlig verwahrlosten Arschlöchern besteht!
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Beitrag von Toska » 19.03.2013, 21:03

@Cubi

Was du da ansprichst, ist sicherlich richtig. Die Folgen eines freiwilligen oder erzwungenen Euro-Austritts kann auch keiner genau vorhersagen. Das wird weitgreifende wirtschaftliche, soziale und politische Folgen haben, die ausnahmslos jeder zu spüren bekommt. Auf der anderen Seite: Ein Verbleib im Euro wird vermutlich ähnliche Folgen haben. Die sind Anfangs weniger radikal, werden aber eher schlimmer als besser.

Jetzt, wo jeder merkt, wie suboptimal die EU und der EURO ist und dass es eher schlechter als besser wird, da ist es schon zu spät für Korrekturen oder gar eine geordnete Abwicklung.

Wegen "Exportweltmeister": Wir sind aber auch Import-Weltmeister. Als Rohstoffarmes Land wird in D-Land doch fast alles importiert. Das fängt beim Käse aus Holland und den Rinderhälften an, geht über Öl, Gas, Kohle und Stahl bis hin zu Elektronik und Infotainment aus Fernost. Lass doch die neue D-Mark um 40, 50 oder 60% gegenüber dem Rest-Euro und dem USD aufwerten. Sowohl deutsche Firmen als auch Verbraucher haben dann (nach einer Durststrecke) die Möglichkeit, dauerhaft von billigeren Lebenshaltungskosten (Sprit! Gas! Strom!) und billigeren Importen von Lebensmitteln, Rohstoffen und Fertigwaren zu profitieren.

Klar, da wird einiges auf der Strecke bleiben und eine nötige Marktbereinigung wird stattfinden. Aber Maschinen- und Anlagenbau, Autos, Waffen, High-Tech und Qualität "Made in Germany" werden sich auch weiterhin exportieren lassen. Ob das nicht sinnvoller ist, mal einen klaren Schnitt zu machen, als die kommenden Jahrzehnte hinweg alle überproportional zu melken und dann halb Europa zu subventionieren?

Das wird sich aber keiner freiwillig trauen, weil es dann halt Anfangs extrem ungemütlich wird. Da ist die Politik feige und versucht, das Problem so weit wie möglich in die Zukunft zu verlagern. Koste es, was es wolle. Deren Rente ist ja sicher.
Grüße,

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Beitrag von cubi » 19.03.2013, 21:28

Wir subventionieren Europa genauso wenig, wie es eine Staatsschulden oder Eurokrise gibt! Es gibt eine lediglich eine Bankenkrise und wir subventionieren ausschließlich deren Inhaber! Vielleicht würde es helfen an den Ausfallstraßen der großen Bankenstandorte führende Bangster an die Straßenlaternen zu hängen, damit jeder weiß, wie dünn diese Bastarde die Zivilsationsdecke geschliffen haben! :wink:
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Beitrag von Toska » 19.03.2013, 21:51

cubi hat geschrieben:Vielleicht würde es helfen an den Ausfallstraßen der großen Bankenstandorte führende Bangster an die Straßenlaternen zu hängen, damit jeder weiß, wie dünn diese Bastarde die Zivilsationsdecke geschliffen haben! :wink:
Ich mag die Idee. Aber wir haben nicht genug Straßenlaternen. :D

Wegen "Subventionen": Ist egal, wie das letztendlich benannt wird: Steuern, Abgaben, Solidaritätszuschlag oder höhere Verbraucherpreise ... zahlen müssen wir das alle.
Grüße,

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Beitrag von Lord_Vader » 19.03.2013, 22:44

"Alle" ist auch nicht korrekt. Zahlen müssen nur diejenigen die sich nicht wehren können.
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Beitrag von Toska » 20.03.2013, 01:55

Lord_Vader hat geschrieben:"Alle" ist auch nicht korrekt. Zahlen müssen nur diejenigen die sich nicht wehren können.
Ja, die oberen 10-tausend. Die kommen immer davon. Der Rest kann sich bestenfalls davon machen.

Doch wenn es richtig dicke kommt, geht es Auslands-Deutschen ebenso wie den Auswanderern aus den USA: Auf einmal sind die auch alle wieder in der alten Heimat steuerpflichtig.
Grüße,

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Beitrag von Herr Rossi » 22.03.2013, 09:51

Toska hat geschrieben: Wegen "Exportweltmeister": Wir sind aber auch Import-Weltmeister. Als Rohstoffarmes Land wird in D-Land doch fast alles importiert. Das fängt beim Käse aus Holland und den Rinderhälften an, geht über Öl, Gas, Kohle und Stahl bis hin zu Elektronik und Infotainment aus Fernost. Lass doch die neue D-Mark um 40, 50 oder 60% gegenüber dem Rest-Euro und dem USD aufwerten. Sowohl deutsche Firmen als auch Verbraucher haben dann (nach einer Durststrecke) die Möglichkeit, dauerhaft von billigeren Lebenshaltungskosten (Sprit! Gas! Strom!) und billigeren Importen von Lebensmitteln, Rohstoffen und Fertigwaren zu profitieren.

Klar, da wird einiges auf der Strecke bleiben und eine nötige Marktbereinigung wird stattfinden. Aber Maschinen- und Anlagenbau, Autos, Waffen, High-Tech und Qualität "Made in Germany" werden sich auch weiterhin exportieren lassen. Ob das nicht sinnvoller ist, mal einen klaren Schnitt zu machen, als die kommenden Jahrzehnte hinweg alle überproportional zu melken und dann halb Europa zu subventionieren?
Ey komm, das weisst du aber besser, Toska. Exportweltmeister ist eine leere Worthülse. Am Ende zählt die Handelsbilanz. Im Jahr 2011 haben wir immerhin einen Überschuss von 170Mrd EUR. erwirtschaftet.
Wir haben Waren im Wert von 1 Billionen EUR exportiert. Davon landeten immerhin über 600 Mrd. Euro im europäischen Ausland.
Was meinst du bleibt davon übrig, wenn der Euro aufgelöst, wir die DM zurückerhalten und diese mal eben um Dutzende von Prozentpunkten aufgewertet wird? Kommt dann H5 und wir lassen die Leute für 10 Cent die Stunde arbeiten, damit wir das irgendwie aufgefangen bekommen?
Es ist eine Mär zu glauben, dass unser gesamter Überschuss aus der tollen Qualität unserer Produkte generiert wird. Tatsache ist, dass fast die Hälfte des Exportvolumens von ca. 500 Mrd EUR / jährlich in der Zeit des EUR entstanden ist und Deutschland massiv von dessen Schwäche profitiert hat und momentan sogar deutlichst profitiert.

Dass es für Deutschland dennoch nicht in einer Katastrophe enden müsste, liegt wohl daran, dass wir einen heftigen Kapitalzufluss aus dem Ausland erhalten würden, da die Leute ihr Geld in der DM wohl nach wie vor sicher angelegt sehen würde. Allerdings liesse sich unter dieser Prämisse die bisher betriebene Wirtschaftspolitik, die zentral auf den Export setzt, nicht erfolgreich weiterführen, sondern man müsste massiv den Binnenmarkt stärken. Das entspräche einer 180 Grad Kehrtwende... und ob das unsere so hoch flexible Politik hinbekommen würde?

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Beitrag von Waterhouse » 22.03.2013, 11:55

Quatsch Binnenmarkt. Nehmen wir an etwa die Hälfte unserer Exporte gingen ins EU-Ausland (gibt ja auch noch ein paar Europäische Länder, die nicht in der EU sind). Nehmen wir weiter an, von diesen 500Mrd. brechen 250Mrd. weg. Zieht man dann von den verlorenen 250Mrd. die Exporte ab, die ohnehin nicht bezahlt werden, sondern durch Hermes-Bürgschaften gesicherte Kredite zu Lasten des Deutschen Steuerzahlers finanziert werden. Zieht man davon darüber hinaus die Exporte ab, die verstärkt ins nicht-europäische Ausland gehen würden. Und zieht man davon dann noch Exporte ab, die ohnehin extrem unmoralisch sind, dann bleiben vermutlich gar nicht mehr so viele verlorene Exporte übrig.
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Beitrag von Herr Rossi » 22.03.2013, 13:41

Waterhouse hat geschrieben:Quatsch Binnenmarkt. Nehmen wir an etwa die Hälfte unserer Exporte gingen ins EU-Ausland (gibt ja auch noch ein paar Europäische Länder, die nicht in der EU sind). Nehmen wir weiter an, von diesen 500Mrd. brechen 250Mrd. weg. Zieht man dann von den verlorenen 250Mrd. die Exporte ab, die ohnehin nicht bezahlt werden, sondern durch Hermes-Bürgschaften gesicherte Kredite zu Lasten des Deutschen Steuerzahlers finanziert werden. Zieht man davon darüber hinaus die Exporte ab, die verstärkt ins nicht-europäische Ausland gehen würden. Und zieht man davon dann noch Exporte ab, die ohnehin extrem unmoralisch sind, dann bleiben vermutlich gar nicht mehr so viele verlorene Exporte übrig.
Erklär das mal mit dem "ohnehin nicht bezahlt werden" den Handelspartnern China <-> USA. Wenn das ein Kennwert wäre, dann wäre das Kartenhaus eh längst zusammen gebrochen.
Den Punkt "verstärkt ins nicht-europäische Ausland" kann ich mal null nachvollziehen. Wo soll denn bei einer gestärkten Währung in Form der dann wieder eingeführten DM diese Nachfrage herkommen?
Davon abgesehen nimmt man Deutschland ja jetzt schon seine Staatsanleihen teilweise zu Negativzinsen ab. Was meinst du wie das mit einer DM aussähe, die nicht den ganzen südeuropäischen Krisenbalast mitschleppen müsste? Der Staat wäre doof, wenn er das geschenkte Geld nicht in den Binnenmarkt stecken würde.

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Beitrag von Toska » 22.03.2013, 14:13

Herr Rossi hat geschrieben: Ey komm, das weisst du aber besser, Toska. Exportweltmeister ist eine leere Worthülse. Am Ende zählt die Handelsbilanz. Im Jahr 2011 haben wir immerhin einen Überschuss von 170Mrd EUR. erwirtschaftet.
Wir haben Waren im Wert von 1 Billionen EUR exportiert. Davon landeten immerhin über 600 Mrd. Euro im europäischen Ausland.
Was meinst du bleibt davon übrig, wenn der Euro aufgelöst, wir die DM zurückerhalten und diese mal eben um Dutzende von Prozentpunkten aufgewertet wird? Kommt dann H5 und wir lassen die Leute für 10 Cent die Stunde arbeiten, damit wir das irgendwie aufgefangen bekommen?
Klar, man braucht sich nur die Target 2 Bilanzen anzuschauen und es ist dann klar, dass ein nicht unerheblicher Teil des Exports letztendlich quer-subventioniert wird. Der deutsche Steuerzahler bzw. der Staat zahlt irgendwann die Rechung dafür, dass ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Waren exportiert wird. Das ist und kann nur ein kurzfristiger Aktionismus sein. Dauerhaft geht diese Perversität nicht. Würde ein Unternehmer so wirtschaften, wäre das Betrug und Insolvenzverschleppung.

Ich sehe das aber ähnlich wie Waterhouse: Zu gewissen Produkten gibt es für potentielle Abnehmer kaum eine vertretbare Alternative und komme was mag, der Export wird deswegen nicht komplett vor die Wand gefahren. Nur darf man halt nicht in blinden Aktionismus verfallen und dann defizitäre Branchen endlos und bedingungslos unter die Arme greifen, wie man das mal bei der Braun- und Stein-Kohle gemacht hat, die schon seit den 70'er Jahren nicht mehr international konkurrenzfähig war. Die hat man dann noch 30 Jahre lang künstlich am Leben gehalten. Ich bin nicht so blauäugig zu sagen, dass das nicht blutig ausgehen wird. Aber es herrscht nun mal knallharter Wettbewerb und Firmen oder Branchen, die dem nicht gewachsen sind, die haben halt keine Zukunft. Doch statt Innovation zu fördern, wird von der Substanz gelebt und die Vergangenheit festzementiert, um sie in die Zukunft zu retten.

In den letzten 15 Jahren hab ich meine Dienstleistungen zunächst in DM, dann EUR und jetzt AUD (Australian Dollar) verkauft und mein Markt war schon immer International (USA, Kanada, Australien, Japan und dann erst Europa). Weder brachte mir der Euro nennenswerten Zuwachs an europäischen Kunden, noch machte er wirklich irgend etwas einfacher. Schon zu D-Mark Zeiten gab es massive Schwankungen zum USD und anderen europäischen Währungen, die jedesmal zu meinem D-Mark Verkaufspreis voll durchschlugen. Was nicht immer negativ war. Das machte unterm Strich keinen Unterschied - außer, dass man öfter mal die Preise anpasste und sich für die kurzen Durststrecken ein Polster anlegte.

Klar, mein Geschäftsmodell ist nicht nahtlos auf andere Branchen zu übertragen. Aber ein Ende des Euros bedeutet für den Export zumindest, dass die Fronten geklärt werden. Welchen Einfluss das auf den Binnenmarkt hat, ist nicht abzusehen. Aber auch da wird es Verschiebungen geben, die nicht alle negativ sind. Belegt man dann noch gewisse Import-Güter aus protektionistischen Gründen wieder mit Einfuhrzöllen, lässt sich einiges abfedern. Es macht halt keinen Sinn, Kartoffeln aus Polen oder der Ukraine einzuführen, während die eigenen auf dem Feld verfaulen, nur weil sie zehn Cent das Kilo teurer sind und polnische Speditionen das Zeug billig rüberkarren können.
Herr Rossi hat geschrieben: Dass es für Deutschland dennoch nicht in einer Katastrophe enden müsste, liegt wohl daran, dass wir einen heftigen Kapitalzufluss aus dem Ausland erhalten würden, da die Leute ihr Geld in der DM wohl nach wie vor sicher angelegt sehen würde. Allerdings liesse sich unter dieser Prämisse die bisher betriebene Wirtschaftspolitik, die zentral auf den Export setzt, nicht erfolgreich weiterführen, sondern man müsste massiv den Binnenmarkt stärken. Das entspräche einer 180 Grad Kehrtwende... und ob das unsere so hoch flexible Politik hinbekommen würde?
Ohne Stärkung des Binnenmarktes wird es sicher nicht gehen, das ist richtig. Auch das mit dem Zufluss von Kapital aus dem Ausland ist abzusehen. Die große Gefahr bei einem Ausstieg aus dem Euro ist halt das Rumgeheule der Großkonzerne, der Banken und Versicherungen: Ihre Auslandsinvestitionen müssen dann in der jeweiligen Landeswährung neu bewertet werden. Wer z.B. eine Milliarde Euro in Fabriken in Slowenien investiert hat und diese in der neuen dortigen Landeswährung nun 60% gegenüber der D-Mark an Wert verlieren, dann muss das in der Bilanz des Mutterkonzerns neu ausgewiesen werden. Die slowenische Fabrik wurde dadurch keinen Deut schlechter, oder produziert weniger. Auch wenn die Aufwertungen der Konzernmutter im Inland die Abwertungen im Ausland mehr als aufwiegen werden, wird der Konzern so lange rumjammern, bis die deutsche Politik Konzessionen macht.

Womit wir wieder beim Kernproblem sind: Die "Großen" privatisieren die Gewinne und laden das unternehmerische Risiko auf den Staat und den Steuerzahler ab. Und unsere Politik trägt das klaglos mit. Ist ja nicht deren Geld. Ich denke mal, die einzige "Wende", welche die deutsche Politik hinbekommt, ist die 360 Grad Wende. Von daher hab' ich wenig Hoffnung, dass man diese Probleme mal mit Mut und Entschlossenheit angeht.
Grüße,

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