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Toska
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Beitrag von Toska » 27.07.2014, 21:33

Herr Rossi hat geschrieben:Toska, an sich diskutiere ich ja ganz gerne mit dir, aber wenn es irgendwie Richtung Islam geht, dann endet das eh immer gleich und ich fürchte das wird auch hier wieder passieren.
Können es ja dennoch versuchen.
Dann können wir die Palästinenser gerne diskutieren. Religion spielt da zwar auch eine große Rolle, aber nehmen wir einfach mal an, die Palästinenser wären keine Moslems, sondern Zeugen Jehovas oder Scientology.
Herr Rossi hat geschrieben: Mal zu deiner ersten These: Wie kann es sein, dass tatsächlich mit der Regierung Jitzchak Rabin sowas wie ein ernsthafter Friedensprozess zustande kam, wenn die Palästinenser doch eigentlich nur zu "doof" sind und per se die Israelis nur ins Meer zurückjagen wollen? Das war übrigens Oslo und natürlich war das nur der allererste Schritt, es zeigt aber sehr deutlich, dass die Israelis diesen Konflikt massiv beeinflussen können und zwar Richtung Lösung.
Die "Doofheit" der Palästinenser zeichnete sich erst nach Oslo I ab. Gehen wir mal zurück in die frühen 90'er Jahre, VOR Oslo I. Arafat im Exil. seine PLO auf der Terrror-Liste fast aller zivilisierten Staaten. Erst 1988 erkannte Arafat Israel (indirekt!) an und im Jahr darauf strich er die Passagen aus der PLO-Charta, die zur Zerstörung Israels aufriefen. Dann hat er sich mehrmals richtig dumm angestellt: 1990 sympathisierte er offen mit Saddam Husseins Einmarsch in Kuweit. Die Golf-Staaten froren daraufhin die Hilfen für die PLO ein und Kuweit warf von heute auf morgen 450.000 Palästinenser aus dem Land. 1991 - noch während der Putsch gegen Gorbatschow lief - sympathisierte er offen mit den Putschisten. Folge: Russland hat seitdem keinen einzigen Rubel mehr an die Palästinenser geschickt.

Erst der komplette Verlust der ehemaligen Unterstützer (Golf-Staaten und andere arabische Länder sowie Russland) führte dazu, dass Arafat sich 1993 zu den Friedensgesprächen in Oslo bereit erklärte. Oslo I, 1993. Erstmalige volle gegenseitige diplomatisch Anerkennung zwischen Israel und der PLO. Autonomie über Gaza und Westjordanland wurde an die Palästinenser übertragen.

Es folgten die "Pariser Protokolle" und das "Gaza-Jericho-Abkommen", in dem diplomatische Beziehungen und Übergabe von Gebieten an die Palästinenser geregelt wurde. Oslo II führte das einen Schritt weiter, jedoch wurde Rabin wenige Tage nach der Unterzeichnung erschossen. Im Dezember 99 wurde Netanjahu von der Knesset entmachtet, weil er die Abkommen mit den Palästinensern nicht schnell genug umsetzte. Ehud Barak führte dann die Verhandlungen weiter und es folgten Wye II (Scharm-el-Scheich) und Camp David.

Zu Camp David: Das war das letzte Treffen zwischen Ehud Barak, Jassir Arafat und Bill Clinton. Clinton hat sich danach bitterlich über Arafat beschwert, weil dieser auf einmal alle getroffenen Abkommen in Frage stellte, keine Kompromisse zuließ und nur noch Maximal-Forderungen stellte, von denen er sich keinen Zentimeter abbringen ließ. Wenige Tage nach Scheitern von Camp David inszenierte Arafat dann die Aktionen, die zur "zweiten Intifada" führten.

Der Knackpunkt hier ist der Sommer 2000, in dem Camp David endete und die zweite Intifada begann.

Die Israelis haben sich so weit aus dem Fenster gelehnt, dass einer ihrer beliebtesten Generäle - Ministerpräsident Rabin - ermordet wurde und sie haben seinem Nachfolger Netanjahu wegen Verschleppung des Friedensprozesses abgewählt. Rabins Ermordung durch einen radikalen Israeli führte in Israel zu der breit gestreuten Erkenntnis, dass für den Friedensprozess Opfer nötig sind. Ohne Rabins Ermordung hätte sich diese Erkenntnis sicherlich nicht so schnell in alle Lager der israelischen Gesellschaft verbreitet.

In den sieben Jahren der Verhandlungen gab es vier Ministerpräsidenten in Israel und diverse wechselnde Koalitionen in der Knesset. Auf palästinensischer Seite gab es nur Arafat als Repräsentant. Während der kompletten Verhandlungsdauer trieb Arafat ein doppeltes Spiel:

Auf internationalem Parkett spielte er den Friedens-Engel. Daheim in den Autonomie-Gebieten machte er anti-Israelische Stimmung und nutzte internationale Fördergelder, um sich aktiv am Waffenschmuggel für paramilitärische und terroristische Zwecke zu beteiligen. Siehe "Karine-A-Affäre". Sein eigener Sicherheits-Apparat führte Terror-Angriffe gegen Israelische Ziele durch. Die Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden - eine Splittergruppe der Fatah - wurde quasi durch EU-Fördergelder finanziert und bewaffnet.

Arafat hat sich selbst in die bedeutungslose Ecke gespielt: Als Camp David zum Abschluss stand hatte man sieben Jahre verhandelt. Es lagen Verträge auf dem Tisch, denen er bereits zugestimmt hatte. Jetzt galt es, diese umzusetzen und er lehnte das ab. Das könne er so daheim nicht verkaufen, da ihn sonst die eigenen Leute abmurksen. Hallo? Er hatte sieben Jahre Zeit, die eigene Bevölkerung darauf vorzubereiten. Die Zeit hat er aber für Hassreden gegen Israel genutzt und die Stimmung der eigenen Leute gegenüber Israel noch verschlechtert.

Dieses doppelte Spiel Arafats ist der Grund dafür, dass die Situation heute so ist, wie sie es ist. Und das kann man aus meiner Sicht nur als "dumm", "töricht" und "hirnverbrannt" bezeichnen. Das hat mit Arroganz meinerseits nichts zu tun. Arafat hat viele schlechte Entscheidungen getroffen und das macht ihn zu einer tragischen Witzfigur der Geschichte. Für die Palästinenser ist das traurig. Sie hätten besseres verdient.

Die zweite Intifada, die den Friedensprozess dann endgültig zerstörte und letztendlich zu Arafats "vorzeitigem Ableben" im Jahr 2004 führte, verdient ebenfalls besondere Beachtung:

Sie begann am September 2000 und endete im Februar 2005 nach Arafats Tod und einer Serie von Terror-Anschlägen und militärischer Zerschlagung weiter Teile der palästinensischen Infrastruktur.

Selbst in westlich geprägten Medien wird als Auslöser der zweiten Intifada der Besuch von Ariel Sharon auf dem Tempelberg genannt. Das ist Propaganda vom feinsten. In den Oslo-Abkommen hatte man den Antiken-Bezirk Jerusalems (Tempelberg, Klagemauer, einige Friedhöfe und andere Stätten) vom politischen Tagesgeschäft entkoppelt. Es wurde eine Kommission von Repräsentanten der drei betroffenen Religionen aufgestellt. Geistliche der Moslems, Christen und Juden saßen in dem Komitee und hatten die volle Autorität über die heiligen Stätten und regelten Zugang, Instandhaltung, archäologische Ausgrabungen und andere Dinge.

Im September 2000 sperrten die Moslems den Tempelberg für alle nicht-Moslems. Besucher wurden von "Ordnern" der Moselms am Betreten gehindert und ein wütender Mob machte klar, dass jeder Versuch zu sofortigen Ausschreitungen führen würde. Verhandlungen zwischen israelischer Regierung, Komitee und Autonomie-Behörde brachten keinen Erfolg. Ariel Scharon war damals Oppositionspolitiker und ist dann mit einer "Reisegruppe" auf den Tempelberg, wo es einen Stand-Off zwischen israelischer Polizei und den Besetzern des Tempelbergs gab. Egal ob Scharon dabei gewesen wäre, oder nicht: Israel hatte keine andere Möglichkeit, als die Polizei gegen die unrechtmäßige Besetzung vorgehen zu lassen nachdem jede Verhandlungsmöglichkeit ausgeschöpft war. Schließlich hatten die Palästinenser nicht an die getroffenen Abmachungen gehalten und wollten dort Fakten schaffen.

Das führte zu fünf Jahren bürgerkriegsähnlichen Zuständen, permanentem Ausnahmezustand und fast täglichen Terror-Akten. Jassir Arafat hatte das Schicksal der Palästinenser in der Hand. Es lag in seiner Macht, den Palästinensern einen eigenen Staat verschaffen zu können. Auch für den Tempelberg und Ost-Jerusalem hätte es eine Verhandlungslösung geben können, mit der sowohl Israelis als auch Palästinenser hätten leben können. Dadurch, dass er es sich mit allen Unterstützern verschissen hat, kamen dann erst Fatah und Hammas an die Macht und die PLO spielt seit seinem keine Rolle mehr. Er hat nie dem Terrorismus wirklich abgeschworen und Alters-Senilität (und die Gehirnoperationen nach einem Flugzeug-Absturz) haben sicherlich dazu beigetragen, dass er nicht mehr so ganz richtig in der Birne war. Zudem gab es bei den Palästinensern keinen, der in seine Fußstapfen treten konnte. Friedenspolitiker hatten die Palästinenser keine und Terroristen können nunmal keinen Frieden herbei bomben.

Was den Palästinensern fehlt, ist die Anerkennung von unbequemen Realitäten: Militärisch können sie gegen Israel nicht gewinnen. Mit Guerilla-Krieg oder Terrorismus geht es auch nicht. Die israelische Gesellschaft wird daran nicht zerbrechen, sondern irgendwann geballt zurückschlagen. So wie jetzt. Sie haben es sich mit fast allen Unterstützern verschissen und die wenigen Bekloppten, die noch zahlen (wie USA und EU) tun das nur, solange sie es mit der Gewalt nicht übertreiben. Solange die Palästinenser der Gewalt nicht abschwören und auf eine Verhandlungslösung setzen, solange wird es keinen Frieden geben.

Sie haben 15 Jahre und eine echte Chance auf Frieden verschenkt, weil sie nach wie vor "Tod allen Israelis!" im Kopf haben und auf eine Maximal-Lösung setzen, die absolut und komplett hirnrissig ist.
Herr Rossi hat geschrieben: Deine Draufsicht auf die Palästinenser hat zudem auch was äußert arrogantes an sich. Ich möchte mal deine liberale Aufgeklärtheit sehen, wenn du in einem solchen Krisengebiet in einem faktischen Ghetto aufwächst. Bissel simpel die einfach nur zu doofen Deppen zu erklären.
Sorry, aber ich halte sie für Deppen. Zumindest waren sie bislang in jeder Hinsicht immer politisch äußerst schlecht beraten und bar jeder Anerkennung der unbequemen politischen Realitäten.
Herr Rossi hat geschrieben: Zum Thema Terrorismus: The Gatekeeper fandest du gut, aber die Message kam dann wohl nicht rüber oder?
Schau dir mal in Gatekeeper an, wieviele der Aktionen der Israelis in den Zeitraum der zweiten Intifada (2000-2005) fallen. Aktion und Reaktion. Das legitimiert wenig, aber es macht so manches auch ein wenig verständlicher.
Herr Rossi hat geschrieben: Und ist ja toll, dass du hier mit dicken Zahlen rumwirfst (20.000 Raketen). Wieviele Opfer gab es da? Ich schätze jetzt mal: 50 vielleicht? Scheiße, alle zu viel, aber angesichts der Gesamtopfer dieses Konfliktes muss man die Raketenangriffe wohl eher als psychologische Waffe betrachten.
Es wäre also egal, wenn 1 oder 20.000 Raketen auf Bottrop fallen? Solange die Palästinenser die abschießen und sich die Opfer in Grenzen halten? Kein Staat der Welt muss es hinnehmen, dass die Nachbarn ihn andauern und regelmäßig beschießen. Aber die Israelis sollen sich das das gefälligst gefallen lassen? Der Argumentation kann ich mich irgendwie nicht anschließen.
Herr Rossi hat geschrieben: Und dein letzter Absatz ist jawohl mal sowas von Kern des Problems: Genau so argumentiert die Politik ständig. Immer schön mit JA ABER Konstrukten arbeiten. Da sie nicht die Wange hinhalten wirds dann wohl zum Gras vernichten führen. Wie ich ja schon sagte: Das endet noch in einem Völkermord. Hast du argumentativ gerade 1a erläutert und wie es aussieht hättest du dafür dann scheinbar sogar Verständnis... aua!
Rossi, wir können das Problem weder im Sinne der Palästinenser noch im Sinne der Israelis lösen. Das müssen die schon alleine hinbekommen. Man kann das Pferd zum Trog führen, aber saufen muss es alleine.

Nach all dem Scheiß den die Palästinenser bislang gebaut haben, sehe ich keine Möglichkeit mehr. Nicht den Hauch einer Chance. Die Bevölkerung des Gaza-Streifens hat die Hammas mit überwiegender Mehrheit in die Regierung gewählt - und das nicht nur einmal. Spätestens damit haben sie sich in meinen Augen aus der Opfer-Rolle emanzipiert und klar gemacht, dass sie Konflikt und Gewalt als einzige Lösung sehen.

Jetzt machen sie mit den Opfern Propaganda und das böse Israel ist der Aggressor. Sorry, aber da hält sich mein Mitleid aber dermaßen komplett in Grenzen, dass mir die Spucke wegbleibt.
Herr Rossi hat geschrieben: Um das mal vorweg zu nehmen: Ich kann die Israelis und ganz besonders auch die Juden sehr gut verstehen, dass sie nichts passiv hinnehmen wollen, sondern dann doch lieber der aktive Part sind, der halt auch mal zuschlägt. Die haben wahrlich genug eingesteckt und ich bin auch der Meinung, dass die ihren Staat dort behalten sollen. Der historische Hintergrund ist dann allerdings wohl auch Teil des Problems, denn es dürfte nicht zu knapp dazu beitragen, dass man sich auch auf deren Seite ganz besonders schnell radikalisiert und um nichts in der Welt auch nur ein einziges Mal freiwillig irgendeine Wange hinhalten will. Faktisch macht sie das aber am Ende zu Tätern und das ist wirklich bitter angesichts der Geschichte.
Rossi, ich bin pro-Israel, aber nicht blind. Und das Tragische ist halt auch, das Israel halt Dinge tut, die nicht immer sonderlich schlau sind. Zumindest aus meiner beschränkten Sicht auf die Dinge. Schau dir die Mauer rund um Gaza an, oder um die Autonomie-Gebiete. Fehlen nur noch die Selbstschuss-Anlagen. So manche militärische Aktion war auch nicht die hellste. Sabra und Schatila sind da nur die frühesten allgemein bekannten Beispiele. "Unit 101" oder die Sayeret Matkhal der Israelis? Elite-Soldaten oder Terroristen? Auch da liegt die Grenze zwischen beidem im Auge des Betrachters. Die höchste Auszeichnung der Israelis? Vierzig mal verliehen? Einmal davon an jemanden, der sich unerlaubt von der Truppe entfernte, um die Mörder seiner Schwester zu lynchen und dabei die falschen erwischte.

Zur Radikalisierung der Gegenseite: Die Palästinenser haben sehr früh begriffen, dass der Westen westliche Maßstäbe an Israel anlegt. Sprengen sie einen israelischen Schulbus in die Luft, gibt das einen fünfzeiler in den News. Mach das mal 'ne Woche lang jeden Tag und du bekommst einen Op-Ed Artikel über "Rückschläge im Friedensprozess im Nahen-Osten" - nein, wie putzig! Rücken die Israelis als Vergeltung mit Panzern ins Westjordanland ein, um das Haus des verantwortlichen Terror-Chefs zu sprengen, dann gibt es seitenweise Artikel mit Bildern und Israel-Bashing und CNN berichtet fünf Stunden am Stück über nichts anderes.

Wenn Verhandlungen nicht zum Erfolg führen, die Situation untragbar ist und sich nicht von alleine erledigt? Dann bleibt nicht mehr viel übrig, als dass Israel irgendwann mal sagt: "Wir machen jetzt mal Tabula Rasa." Was sollen sie den sonst machen? Sich ergeben? Und ich kann mir da echt nicht verkneifen, in Richtung der Palästinenser zu sagen: "Selbst schuld." Wenn du dem Nachbarn oft genug die Scheiben einwirfst, haut er dir irgendwann auf die Fresse. Sorry, aber das ist leider so - auch zwischen benachbarten Staaten.
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Beitrag von Toska » 27.07.2014, 21:37

end_aka_meli hat geschrieben:Das Material für die Eigenbau-Raketen (könnte jeder von uns auch im Keller bauen) ist nunmal leichter durch die Tunnel, in welchen man sich meist gebückt bewegen muss, zu schleusen als eine Artillerie.
Gegen Artillerie-Beschuss hat jedes halbwegs ausgestattete Militär der Welt die passende Lösung: Millimeter-Wellen-Radar, welches die Granaten im Fluge erkennt und in sekundenschnelle den Abschussort ermittelt und an die Geschütze weiterleitet, die man für "Counter-Battery" bereitstehen hat. Dann gibt es eine Salve zurück und fertig. Artillerie ist halt zu unbeweglich. Mit Raketen bist du flexibler.
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Beitrag von Lord_Vader » 28.07.2014, 08:30

Eigentlich ist die heutige Ari sehr beweglich und nach einer Salve schon wieder weg. ;) Aber Ari ist ein komplexes, wartungsintensives System das geschulte Leute braucht. Die Eigenbauraketen sind da viel simpler zu bauen und abzufeuern. Dafür sind diese Raketen nicht sehr zielsicher.
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Beitrag von Herr Rossi » 28.07.2014, 08:51

[Ausführung zum Verkauf des Konfliktes]

Mal wieder Respekt vor deinem umfangreichen Detailwissen. Es spielt aber keine Rolle, denn wenn du das als Basis für die Zukunft nimmst, dann wird sich dieser Konflikt bis in alle Ewigkeit im Kreis drehen bzw. irgend wann wirklich in der schlimmsten aller Möglichen Lösungen enden. Du kannst da nicht mit dem Ansatz rangehen von jetzt auf gleich einen Gesinnungswandel zu erwarten. Ich würde sogar behaupten, dass das nur über einige Generationen hinweg möglich ist. Endweder will man das und muss mit vielen Rückschlägen leben oder man lässt es halt. Offensichtlich hat man sich zum lassen entschieden und das wird nur zu noch mehr Wahnsinn führen.
Toska hat geschrieben:
Herr Rossi hat geschrieben: Deine Draufsicht auf die Palästinenser hat zudem auch was äußert arrogantes an sich. Ich möchte mal deine liberale Aufgeklärtheit sehen, wenn du in einem solchen Krisengebiet in einem faktischen Ghetto aufwächst. Bissel simpel die einfach nur zu doofen Deppen zu erklären.
Sorry, aber ich halte sie für Deppen. Zumindest waren sie bislang in jeder Hinsicht immer politisch äußerst schlecht beraten und bar jeder Anerkennung der unbequemen politischen Realitäten.
Oben listest du fein den Ablauf des Konfliktes auf, nur fängst du halt nicht ganz vorne an. Du klammerst offensichtlich aus, dass ursprünglich die Palästinenser diejenigen waren, die vertrieben wurden. Das dürfte eine etwas ungünstige Basis sein, um die Grundhaltung der Palästinenser Richtung "Verständnis" für Israel hin zu bewegen. Dass da nach über einem halben Jahrhundert Konflikt fast nur noch Hass übrigbleibt und sich das im politischen Aggieren an der Spitze nicht gerade in Liberalismus und Menschenliebe audrückt, kann man mit Doofheit abkanzlen, man kann es aber auch einfach als Ergebnis dieseses Konfliktes sehen und als Basis für einen Friedensprozess. Es hilft nämlich absolut null weiter und bringt nichts voran und du kannst dir als Konfliktpartei (Israel) nunmal nicht aussuchen mit wem du da verhandelst... auch wenn es dir am liebsten ein Ghandi wäre.
Toska hat geschrieben: Schau dir mal in Gatekeeper an, wieviele der Aktionen der Israelis in den Zeitraum der zweiten Intifada (2000-2005) fallen. Aktion und Reaktion. Das legitimiert wenig, aber es macht so manches auch ein wenig verständlicher.
Das halte ich auch mal wieder für verkürzt gedacht. Wenn du die zweite Intifada als einzelnes Ereignis betrachtest, dann kannst du natürlich zu dem Schluss kommen, dass durch die Palästinenser eine Aktion ausgelöst wurde und die Israelis nur als Reaktion darauf reagiert haben. Die Palästinenser widerum werden argumentieren, dass Ariel Scharon das provoziert hätte. Wo die Wahrheit liegt? Tja, kA... der Besuch alleine war es sicher nicht, aber das ist auch nicht wichtig, denn offensichtlich war wieder genug Frust und Hass da, um den ganzen Scheiß auf's neue durchzuspielen.
Viel interessanter ist doch, dass die Geheimdienstchefs fast durchgehend -zumindest im Rückblick- zu dem Ergebnis gekommen sind, dass man so nicht weiterkommt. Warum landet die Erkenntnis von Leuten, die praktisch vorne an der Front stehen und so ziemlich die meisten Informationen von allen zur Hand haben, nicht in der Politik? Weil die Politik es gar nicht hören will? Das darf man dann jawohl als Vorwurf aussprechen oder nicht?
Toska hat geschrieben: Es wäre also egal, wenn 1 oder 20.000 Raketen auf Bottrop fallen? Solange die Palästinenser die abschießen und sich die Opfer in Grenzen halten? Kein Staat der Welt muss es hinnehmen, dass die Nachbarn ihn andauern und regelmäßig beschießen. Aber die Israelis sollen sich das das gefälligst gefallen lassen? Der Argumentation kann ich mich irgendwie nicht anschließen.
Nein, das wäre nicht egal, aber der Vergleich ist auch nicht schlüssig. Israel ist auf der gewaltsamen Einnahme eines Landes gegründet und steht seitdem im Dauerkonflikt. Und die Palästinenser sind nicht Nachbarn, sondern ursprünglich in dem Land beheimatet gewesen, welches die Israelis besetzt haben. Das Land ist praktisch in einem dauerhaft latenten Krieg und das verschiebt blöderweise tatsächlich die Bedeutung von sowas. Menschen sterben dort nämlich durchgehend als Folge dieses Konfliktes. Die perfide Logik des Krieges bedingt da leider, dass es tatsächlich auf die Bedeutung einer Aktion und die Anzahl ihrer Opfer ankommt.
Toska hat geschrieben: Rossi, wir können das Problem weder im Sinne der Palästinenser noch im Sinne der Israelis lösen. Das müssen die schon alleine hinbekommen. Man kann das Pferd zum Trog führen, aber saufen muss es alleine.

Nach all dem Scheiß den die Palästinenser bislang gebaut haben, sehe ich keine Möglichkeit mehr. Nicht den Hauch einer Chance. Die Bevölkerung des Gaza-Streifens hat die Hammas mit überwiegender Mehrheit in die Regierung gewählt - und das nicht nur einmal. Spätestens damit haben sie sich in meinen Augen aus der Opfer-Rolle emanzipiert und klar gemacht, dass sie Konflikt und Gewalt als einzige Lösung sehen.

Jetzt machen sie mit den Opfern Propaganda und das böse Israel ist der Aggressor. Sorry, aber da hält sich mein Mitleid aber dermaßen komplett in Grenzen, dass mir die Spucke wegbleibt.
Ich löse da ganz sicher nichts, Toska, aber wenn ich mich mit dem Thema beschäftige, dann will ich das nicht in der Form tun, dass ich mit ins Horn der Scharfmacher blase. Einseitige Schuldzuweisungen führen zu gar nichts. Das ist Garant für nur noch mehr Gewalt. Es ist auch nicht von Bedeutung, dass Israel hier als Aggressor dargestellt wird. Blut haben alle an den Händen, zweifellos.
Der Einstand dieses Threads war das Interview mit dem Botschafter und das hat mich halt aufhorchen lassen. Wer sowas in der Öffentlichkeit ablässt, der ist offensichtlich bereits derart Tief in der Logik von Gewalt und Gegengewalt verfangen, dass er gar nicht mehr wahrnimmt in welchem Wahnsinn er sich da bewegt und dass es andere Perspektiven gibt. Für mich ist das ein Alarmsignal, denn ich sehe da keinen weiten Weg mehr hin zu radikalen "Lösungen".
Toska hat geschrieben: Rossi, ich bin pro-Israel, aber nicht blind.
Das habe ich wohl schon so zwischen den Zeilen gelesen. Das ist ehrlich gesagt nicht mein Ding. Ich bin da pro für gar keine Seite. Ich halte das, was da abläuft, für puren Wahnsinn und als Außenstehender sollte man keine Partei ergreifen, sondern versuchen Lösungen zu finden.

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Beitrag von Herr Rossi » 28.07.2014, 08:56

Lord_Vader hat geschrieben:Eigentlich ist die heutige Ari sehr beweglich und nach einer Salve schon wieder weg. ;) Aber Ari ist ein komplexes, wartungsintensives System das geschulte Leute braucht. Die Eigenbauraketen sind da viel simpler zu bauen und abzufeuern. Dafür sind diese Raketen nicht sehr zielsicher.
Schau dir doch mal Sat-Aufnahmen vom Gaza-Streifen an. Wie beweglich kann denn da eine Artillerie sein?

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Beitrag von Lord_Vader » 28.07.2014, 10:58

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Das ist moderne Ari. Wenn du die Systeme siehst, ahnst du vielleicht warum sowas nur in modernen Armeen zu finden ist. Oder dachtest du nur an gezogene Systeme wie im WK2? Aber selbst die sind aufwändig in der Bedienung.

Meinst du das Kettenfahrzeuge da nicht zurecht kommen? ;)
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Beitrag von Herr Rossi » 28.07.2014, 16:18

Und du meinst die zerlegen das Ding in seine Einzelteile, schleusen das durch die Tunnel, und basteln das dann wieder zusammen? ;P

Davon abgesehen dürften die nicht wirklich gut zu verstecken sein. Die Aufklärung der Israelis hätte die sicher recht schnell ausgemacht und das wars dann.

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Beitrag von Lord_Vader » 28.07.2014, 16:52

Nein, ich wollte dir vor Augen führen warum die Nicht mit Ari schießen sondern mit simplen Raketen.
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Beitrag von Herr Rossi » 28.07.2014, 16:58

Ach so und ich dachte das Gegenteil! :P

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Beitrag von Toska » 29.07.2014, 06:39

Herr Rossi hat geschrieben:Es spielt aber keine Rolle, denn wenn du das als Basis für die Zukunft nimmst, dann wird sich dieser Konflikt bis in alle Ewigkeit im Kreis drehen bzw. irgend wann wirklich in der schlimmsten aller Möglichen Lösungen enden. Du kannst da nicht mit dem Ansatz rangehen von jetzt auf gleich einen Gesinnungswandel zu erwarten. Ich würde sogar behaupten, dass das nur über einige Generationen hinweg möglich ist. Endweder will man das und muss mit vielen Rückschlägen leben oder man lässt es halt. Offensichtlich hat man sich zum lassen entschieden und das wird nur zu noch mehr Wahnsinn führen.
Genau das ist ja das tragische aus meiner Sicht: Die Palästinenser hatten die Lösung auf dem Tisch liegen. Arafat hätte nur unterschreiben müssen und seinen Leuten klarmachen müssen: Das ist der beste Deal, den wir erreichen konnten und er erfordert gleich viele Opfer und zu schluckende Kröten auf beiden Seiten. Mehr geht nicht. Nun lasst uns in Frieden mit den neuen Nachbarn leben. Nö, er hats versenkt und die historische Chance vertan. Es wird - wie du schon sagst - Generationen dauern, bis so eine Chance wieder kommt.
Herr Rossi hat geschrieben: Oben listest du fein den Ablauf des Konfliktes auf, nur fängst du halt nicht ganz vorne an. Du klammerst offensichtlich aus, dass ursprünglich die Palästinenser diejenigen waren, die vertrieben wurden.
Genau das meine ich aber auch mit "Verkennung von Realitäten". Und sie überschätzen die eigenen Möglichkeiten. Weder wirtschaftlich, militärisch noch politisch können die Palästinenser es mit den Israelis aufnehmen. Die Israelis waren 1993-2000 in einer Position der absoluten Überlegenheit und haben den Palästinensern trotzdem massive Zugeständnisse gemacht. Wie gesagt: Die waren bereit, Ost-Jerusalem und den Tempelberg locker zu machen und waren dabei, fast die kompletten besetzen Gebiete (minus Golan) an die Palästinenser abzugeben. Das hätten sie nicht nötig gehabt. Den Palästinensern hat selbst DAS nicht gereicht. Wenn man der Sau zu tief in den After greift, kommt man irgendwann an die Sch....

Wem das Land gehört? Die Debatte kann man endlos führen. Welchen Zeitpunkt setzt du da an? 1993? 1967, 1956, vor 1948 (Staatsgründung Israels), 1928? Oder gehen wir zurück nach 1916. Da "gehörte" es dem Osmanischen Reich. Die Türken hätten also auch noch Ansprüche. Oder gehen wir zurück zur Zeit der Römer und schlagen es Italien zu? Oder der katholischen Kirche als "Rechtsnachfolger Christis"?

In Palästina ist das auch nicht anders als in den USA und anderen Teilen Nord-, Mittel- und Südamerikas oder in Australien, Neuseeland und von mir aus Süd-Afrika: Einwanderer haben die "Eingeborenen" vertrieben, in Reservate gedrängt oder abgemurkst. Das war weder fair, noch gerecht, noch ging das friedlich ab. Die Palästinenser hatten es in der Hand, auf Augenhöhe und mit einem souveränen und eigenen Staat aus der Sache hervor zu gehen. Die Chance hatten andere nicht.

Jetzt wollen sie mit Gewalt herbei bomben, was sie friedlich hätten haben können? Wie clever ist das denn? :roll:
Herr Rossi hat geschrieben:Wenn du die zweite Intifada als einzelnes Ereignis betrachtest, dann kannst du natürlich zu dem Schluss kommen, dass durch die Palästinenser eine Aktion ausgelöst wurde und die Israelis nur als Reaktion darauf reagiert haben. Die Palästinenser widerum werden argumentieren, dass Ariel Scharon das provoziert hätte. Wo die Wahrheit liegt?
Rossi, Fakt ist: Die Palästinenser haben geltende Verträge gebrochen, als sie den Tempelberg für Anhänger anderer Glaubensrichtungen dicht machten. Bei den Verhandlungen wurde klar, dass Arafat an einer friedlichen Lösung oder einem gemeinsamen Polizei-Einsatz zur Räumung nicht interessiert war. Die Palästinenser wollten mit Gewalt Fakten schaffen und sich den Tempelberg einverleiben. Hätte Israel nicht reagiert, wäre unmittelbar darauf das selbe mit Ost-Jerusalem passiert und dann scheibchenweise woanders.
Herr Rossi hat geschrieben: Warum landet die Erkenntnis von Leuten, die praktisch vorne an der Front stehen und so ziemlich die meisten Informationen von allen zur Hand haben, nicht in der Politik? Weil die Politik es gar nicht hören will? Das darf man dann jawohl als Vorwurf aussprechen oder nicht?
Das Problem gibt es überall, Rossi. Wenn alle Bundestags-Abgeordneter mal eine halbes Jahr mit sich umspringen lassen müssten, wie man mit Hartz IV'ler oder Zeitarbeitern umspringt, dann hätten wir morgen auch ganz fix andere Gesetze. Die Politik sitzt überall auf der Welt im Elfenbein-Turn und sieht nur die gefilterten und aufbereiteten "Realitäten", die ihnen von Mitarbeitern gereicht werden.
Herr Rossi hat geschrieben: Wenn ich mich mit dem Thema beschäftige, dann will ich das nicht in der Form tun, dass ich mit ins Horn der Scharfmacher blase. Einseitige Schuldzuweisungen führen zu gar nichts. Das ist Garant für nur noch mehr Gewalt. Es ist auch nicht von Bedeutung, dass Israel hier als Aggressor dargestellt wird. Blut haben alle an den Händen, zweifellos.
Ich hab mich eingehend mit dem Thema beschäftigt und kenne die Sicht beider Seiten. Die durch die Bank weg alle Blut an den Händen haben. Moralisch einwandfrei geht da keiner aus der Affäre hervor. Aber den Palästinenser kann ich absolut nicht abgewinnen. Politisches Ungeschick, keine erkennbare Strategie (nichtmal ansatzweise), sich politisch zwischen alle Stühle gesetzt, alle Verbündeten bis auf Nord-Korea und Iran verprellt und nie ein Fettnäpfchen ausgelassen. Glück haben sie auch keins und dann kam noch das Pech dazu. Das ist nicht sexy, sondern tragisch.

Sie können Israel nicht militärisch besiegen. Politisch können sie Israel durch mehr provozierte Gegengewalt in die Isolation treiben. Aber nur, wenn die Israelis sich richtig dumm anstellen. Demographisch lässt sich das Problem auch nicht lösen, da das Bevölkerungswachstum auf beiden Seiten nur minimal zu Gunsten der Palästinenser ist.

Setzten die Palästinenser auf sinnlose Gewalt (sinnlos, weil sie militärisch niemals gewinnen können), wird das irgendwann eher zu ihrer vollständigen Vertreibung oder einer erneuten kompletten Besatzung führen. Spätestens ab dem Punkt, wo den Israelis die Meinung der Weltöffentlichkeit mal scheißegal ist. Oder diese gerade durch irgend ein anderes Großereignis abgelenkt ist.

Das einzig vernünftige ist eine Lösung am Verhandlungstisch. Aber solange sich die Spirale der Gewalt dreht, wird das nicht gehen. Schlimmer noch, die Mentalität und die Realitätsverweigerung der Palästinenser sorgt dafür, dass die sich dabei immer selbst im Wege stehen werden. Siehe unten.
Herr Rossi hat geschrieben: Ich halte das, was da abläuft, für puren Wahnsinn und als Außenstehender sollte man keine Partei ergreifen, sondern versuchen Lösungen zu finden.
Ließ mal folgendes Interview, was ein britischer Colonel der Times of Israel gegeben hat: http://www.timesofisrael.com/a-supporti ... perations/

Er hat auch keine Lösungen - nicht mal ansatzweise. Aber seine Fazits sind ziemlich treffend. Zum Beispiel das hier:
Maybe all our woes stem from the settlements, I suggested, playing devil’s advocate as our conversation came to its bitter end. “Some say that’s central. I say it’s marginal,” Kemp said. “The same people who are attacking Israel now were attacking Israel before there were any settlements. If the settlements were withdrawn, it would not markedly affect the problem. The only thing that would markedly affect the problem is if Israel — I should say the Jewish state — were to withdraw from the Middle East. Because that’s what Hamas wants. And in my view, that’s what Fatah wants as well.”
Das ist auch der Grund, warum eine Verhandlungslösung für die Palästinenser nie in Frage kam und auch in Zukunft wird sich daran vermutlich nichts ändern. Die wollen kein 50:50 auf Augenhöhe. Die wollen kein Israel in den Grenzen von 1967, 1956 oder 1948. Die wollen alles oder nichts.

Solange die Palästinenser nicht erkennen, dass das nicht geht und deutlich außerhalb des Rahmens ihrer Möglichkeiten ist, solange wird dieser Konflikt andauern. Eben genau so lange hat Israel vermutlich nur drei Optionen: Nichts tun und den Raketenbeschuss und Terror hinnehmen. Einmarschieren und aufräumen. Oder die Koffer packen und fragen, ob woanders noch 8 Millionen Zimmer frei sind.
Grüße,

Toska
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ftn|smokin'
sie nannten ihn viagra
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Beitrag von ftn|smokin' » 29.07.2014, 18:19

das sehe ich ebenfalls genau so.
Toska hat geschrieben:Wenn du dem Nachbarn oft genug die Scheiben einwirfst, haut er dir irgendwann auf die Fresse.
Toska hat geschrieben:Solange die Palästinenser nicht erkennen, dass das nicht geht und deutlich außerhalb des Rahmens ihrer Möglichkeiten ist, solange wird dieser Konflikt andauern. Eben genau so lange hat Israel vermutlich nur drei Optionen: Nichts tun und den Raketenbeschuss und Terror hinnehmen. Einmarschieren und aufräumen. Oder die Koffer packen und fragen, ob woanders noch 8 Millionen Zimmer frei sind.
Option 2 wird wohl gerade wahrgenommen:
welt.de
Ich kann die Israelis irgendwie verstehen. Und denen war die Meinung der restlichen Welt meist egal. Israel wurde schon immer verfolgt, was deren Zusammenhalt erklärt und warum 95% der Bevölkerung für diese aktuell ablaufenden Aktionen sind.
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Toska
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Beitrag von Toska » 30.07.2014, 14:40

Auf israelischer Seite ist man mittlerweile auch so sauer auf die USA, dass man mal eben eine vertrauliches Telefonat zwischen Obama und Netanyahu geleaked hat. Angeblich hat ein "senior US official" das Tape an die israelische Presse gegeben, aber damit es veröffentlicht werden konnte, musste es am israelischen Zensor vorbei. Zwar bestreiten die Regierungssprecher beider Seiten nun, dass es authentisch sei, aber bei so gezielt platzierten Indiskretionen kann sich jeder seinen Teil denken:
A "senior US official" leaked an audio recording of a telephone conversation between Obama and Prime Minister Binyamin Netanyahu to Channel One. In it the 35-minute conversation, which took place on Sunday, the US President appears downright hostile at points, and even cuts off Netanyahu in the middle of his protestations over a one-sided truce proposal which would have seen Hamas receive all its key demands, but that Israel ultimately rejected.

The following is an excerpt of the conversation, published in Hebrew by Channel One:

Obama: I demand that Israel agrees to an immediate, unilateral ceasefire and halt all offensive activities - particularly airstrikes.

Netanyahu: What will Israel receive in return for a ceasefire?

Obama: I believe that Hamas will stop firing rockets - silence will be met with silence.

Netanyahu: Hamas violated all five previous ceasefires, it is a terrorist organization which is dedicated to the destruction of Israel.

Obama: I repeat and expect Israel to unilaterally stop all its military activity. The pictures of destruction from Gaza distance the world from Israel's position.

Netanyahu: Kerry's proposal was completely unrealistic and gives Hamas the military and diplomatic advantage.

Obama: Within a week of the end of Israel's military activities, Qatar and Turkey will begin negotiations with Hamas on the basis of the 2012 understanding [following the end of Operation Pillar of Defense - ed.], including Israel's commitment to removing the siege and restrictions on Gaza,

Netanyahu: Qatar and Turkey are the biggest supporters of Hamas. It is impossible to rely on them to be fair mediators.

Obama: I trust Qatar and Turkey, and Israel is in no position to choose its mediators.

Netanyahu: I object, because Hamas is able to continue and to fire rockets and to use tunnels for terror attacks...

Obama - interrupts Netanyahu mid-sentence: The ball is in Israel's court - it is obligated to end all military activities.

The Channel One journalist who received the tape emphasized that at other points during the conversation there were more "positive" word exchanged between the two, such as Obama repeating America's commitment to Israel's security.

But those words will ring hollow to Israelis, considering that the proposal put together by John Kerry, Qatar and Turkey did not address a single one of Israel's demands and - as alluded to by Obama himself - relied on little more than the goodwill of Hamas to stop firing rockets. This, despite the group (which the US itself lists as a terrorist organization) being unabashedly committed to the destruction of the State of Israel and the genocide of all Israeli Jews.

Quellen:
http://www.israelnationalnews.com/News/ ... 9f1lUhPYhR
http://www.jihadwatch.org/2014/07/obama ... ilaterally
In den USA hat Breitbart-News das dann so kommentiert und das trifft den Nagel auf den Kopf:
Breitbart reports: In unusually harsh language, officials said the criticism of Kerry could put the relationship between the U.S. and Israel in danger. Read that statement again. In other words, because the White House didn’t like the Israeli media’s reaction to their demand that Israel commit suicide, the President of the United States may withdraw support for Israel during a time of war!

Breitbart went on to say, In trying to implement the cease-fire over the weekend, “U.S. Secretary of State John Kerry ruined everything,” wrote columnist Ari Shavit in Monday’s Haaretz, Israel’s leading liberal newspaper. “Very senior officials in Jerusalem described the proposal that Kerry put on the table as a ‘strategic terrorist attack.”

Did you hear that? Israel considers the U.S. Secretary of State’s actions as tantamount to launching a strategic terrorist attack against Israel. Just unbelievable.

It gets better! Kerry also tried to bring into the negotiations the nations of Qatar and Turkey, two Islamic states that are the main supporters of Hamas financially (and who knows otherwise.)

What planet am I on? Somebody pinch me. I hope I’m having a bad dream. What other ally would ever consider trusting the United States again?

It is going to take decades to repair the damage this administration has done to the relationship with our allies.

The Manchurian president has struck again. We are truly being led by a dark agenda, folks.

Quelle: http://www.breitbart.com/Big-Peace/2014 ... re-Efforts
:popcorn:

Vor dem Hintergrund sollte man zwei Dinge wissen: Obama ist selbst ein Moslem und hat in den letzten Jahren Mitarbeiter in hohe Ämter gehievt, die der Moslem-Bruderschaft nahe stehen. Inklusive des Chefs des CIA. Er tut gerade genau das, was man von einer Person aus diesem Umfeld erwarten würde.

:pfeifen:
Grüße,

Toska
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Beitrag von Toska » 30.07.2014, 15:23

Geil, geil, geil. Ägypten!

In Ägypten war ja nach dem Sturz von Mubarak die Moslem-Bruderschaft an der Regierung. Die haben dann die Hamas fett mit Waffen versorgt und mal eben alle Grenzkontrollen zum Gaza-Streifen mit mit Blinden besetzt, die nichts sehen, nichts hören und nichts sagen.

Als die Moslem-Bruderschaft dann wieder von den Ägyptern davongefegt wurde, hat man die Grenze zu Gaza wieder dicht gemacht und andere Saiten aufgezogen.

Hier mal gezielte Indiskretionen aus Ägypten in Richtung USA:
The Egyptian official backed the Israeli government’s reported frustration over Kerry’s attempts to broker a cease-fire, with Egypt believing Kerry’s truce proposals would have served Hamas’ anti-Israel agenda.

“Kerry acts more like a first-year college student taking a course on the Middle East than a diplomat who knows what’s going on,” said the Egyptian official.

The official confirmed Israel’s version of events as published Sunday in the country’s Haaretz newspaper.

In an article that has created a diplomatic row between the U.S. and Israel, the Haaretz newspaper Sunday published what it said was a final version of Kerry’s cease-fire proposal presented to Israel Friday that made scarce reference to the Jewish state’s security needs.

The proposal called for a seven-day humanitarian cease-fire that banned the Israeli military from targeting the Hamas tunnels that entered Israeli territory and from which Hamas has attempted numerous attacks the past few days.

Kerry’s proposal did not call for Gaza to be demilitarized, one of Israel’s baseline requests.

The draft reportedly met many of Hamas’ key demands, including the opening of the Egypt-Gaza borders, passage of goods and payment of the salaries of members of the Hamas government.

In one of the most contentious parts for Israel, Kerry’s proposal sidestepped Egypt and instead called for a long-term truce to be supervised and implemented with Turkey and Qatar, countries known to be close to Hamas and hostile to Israel.

Quelle: http://www.wnd.com/2014/07/egypt-kerry- ... -to-hamas/
Grüße,

Toska
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Beitrag von Herr Rossi » 30.07.2014, 17:44

@Toska: Sorry, komme momentan zu keiner Antwort. Werd mich am Wochenende aber mal ransetzen.

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Beitrag von Herr Rossi » 02.08.2014, 15:33

Tja, da lag ich wohl pervers nah dran:

Fefe hat was neues dazu:
http://blog.fefe.de/?ts=ad227cfb
"I will conclude with a question for all the humanitarians out there. Prime Minister Benjamin Netanyahu clearly stated at the outset of this incursion that his objective is to restore a sustainable quiet for the citizens of Israel. We have already established that it is the responsibility of every government to ensure the safety and security of its people. If political leaders and military experts determine that the only way to achieve its goal of sustaining quiet is through genocide is it the permissible to achieve those responsible goals?"

Mal schauen, ob sich das bestätigt oder doch nur ein Fake ist, aber Bestätigung würde klar ins Bild passen.

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