Rossi, ich sehe sowohl Ulfkottes Buch als auch die Kritiken daran mit entsprechender Vorsicht. Beide Seiten haben ihre ganz eigene Agenda. Aber die wirklich großen Vorwürfe aus dem Buch dass wir seit Jahrzehnten von einer USA-hörigen und vermutlich weisungsgebundenen Presse komplett verarscht worden sind, hat bislang noch keiner entkräftet. Es geht dabei nicht um tragische Einzelfälle oder Verfehlungen Einzelner, sondern um ein über Jahrzehnte gewachsenes Geflecht von andauernden und systemischem Vergehen gehen den Presse-Kodex. Auch die ganz konkreten Vorwürfe gegen Einzelpersonen, sich durch Vergünstigungen aus den USA oder von Konzernen haben kaufen zu lassen wurden bislang nicht entkräftet.Herr Rossi hat geschrieben:Ich finde Stefan Niggemeier geht doch deutlich über diffuse Behauptungen hinaus. Wie soll denn deiner Meinung nach eine Kritik aussehen, wenn nicht genau so?
Stattdessen geilen sich die Kritiker an aus dem Kontext gerissenen Halbsätzen auf. Wer die Passagen im Buch *und* Kritik Niggemeiers kennt, kann leicht sehen, wie schwach dann die Argumentation des Kritikers ist. Das ist, als ob jemand nach dem 7:0 gegen Brasilien die Nationalmannschaft in Grund und Boden schreibt, weil sich Götze in der 88. Minute am Arsch gekratzt hat und dadurch eine Passannahme verpatze.
Nehmen wir mal den Fall des Foto-Journalisten, den er da herauspickt. Nach den Darstellungen Niggemeiers hat Ulfkotte da unsauber und falsch berichtet, vereinfacht und Dinge weggelassen, die nicht zur gewünschten Aussage passen. Als Gegenbeleg gilt die Bezeugungen des Foto-Journalisten, dass das alles anders war. Hab ich das so richtig in Erinnerung?
Für mich steht da Aussage gegen Aussage und ich kann das nicht bewerten. Wie das halt ist, wenn Dreck geworfen wird: Es bekommen alle was ab.
Der andere Punkt: "ZDF hat FDP aus dem Bundestag gekegelt". Für mich wirkte die Argumentation Niggemeiers da total konstruiert. Ich hab die Passage im Buch selbst gelesen und mit gelupfter Augenbraue dann sofort den Quellenverweis nachgeschlagen und die verlinkte Quelle gelesen. Einfach weil es mir zu abstrus klang und im weiteren Kontext weder vertieft noch erläutert wurde. Niggemeiers Kritik hier: Die Quelle Ulfkottes für diese Aussage ist ein Blog, welches sich wiederum auf andere Quellen bezieht und auf angeblich dünnen Fakten eine Wertung vornimmt, die Ulfkotte dann übernimmt und nochmal vereinfacht. Dazu nur nebenbei: Ulfkotte hat "ZDF hat FDP rausgekegelt" nur in einem Halbsatz angeschnitten, der die Macht der Medien auf die Meinungsbildung der Bevölkerung in Erinnerung ruft. Und dazu taugt dieses Beispiel alle mal und dem Leser dieser Stelle dürfte klar sein: Das ZDF *kann* durchaus Zünglein an der Waage gewesen sein. Aber wirklich beweisen wird man das nie können. Wie auch? Just für den im Buch gebrachten Kontext war die Quellenlage jedoch durchaus ausreichend. Denn zu dem Punkt war das Buch noch im Vorwort und das wurde (wie so vieles andere auch) erstmal kurz angerissen und als "Appetizer" hingeworfen.
Niggemeier dreht ihm hier jedoch sofort einen Strick daraus und verlangt das Unbeweisbare doch bitte mit gerichtsfesten Fakten aus Primärquellen zu belegen.
Man kann das kritisieren. Klar. Aber hat er wirklich nichts besseres gefunden? Echt nicht? Sorry ... das ist schwach.
Das gilt auch für Kritiker. Wenn er das komplette Buch gelesen hat (und das bezweifle ich fast, da sich die ganze Kritik auf Punkte aus dem Vorwort entlädt), dann sollte er an sich wesentlich deutlichere Angriffspunkte gefunden haben, als so ein bisschen Pille-Palle. Natürlich, die Kritik sensibilisiert und mag auch nicht komplett unberechtigt sein. Aber in erster Linie sind das Nebelkerzen und die wirklich großen Vorwürfe warten dann noch auf Entkräftung.Herr Rossi hat geschrieben:Wenn so eine Kritik wirksam sein soll, dann darf man aber nicht "kreativ" mit Zahlen und Begebenheiten umgehen.
Und *die* würde ich dann gerne mal sehen.