Wenn Mutti ihren Leuten das vollste Vertrauen...

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Wenn Mutti ihren Leuten das vollste Vertrauen...

Beitrag von cubi » 09.02.2013, 15:22

... ausspricht, rollen Köpfe! Honeckers Fluch hat wieder zugeschlagen. Sie hat sich vor einigen Tagen hinter die schwer angeschlagenen Bildungsministerin gestellt (vermutlich um die beste Sicht zu haben wenn sie umkippt) und der Chefin unserer höchsten Bildungsinstanz ihr volles Vertrauen ausgesprochen. Es gab noch keinen bekannten Fall, in dem das für einen Delinquenten gut aus ging (s. Gutti, Wuff, etc.)! Daher musste Schavan heute von ihrem Amt zurücktreten. An allen Bildungs- und Forschungseinrichtungen wehen die Fahnen auf Halbmast, nicht!

Mir scheint, dass der Doktortitel seit einiger Zeit als Garant für die nötige moralische Flexibilität gilt, welche offensichtlich in Führungskreisen der Wirtschaft und der Politik unabdingbar ist. Jedoch kann man, wie die Law and Order Taliban der CDU feststellen, das plagiieren der Prä-Internetzeit (Schavan 1980) nicht mit der Copy-Paste Leistung von Heute vergleichen: Damals musste noch von Hand abgeschrieben werden!


http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 56876.html
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Beitrag von Krauser » 09.02.2013, 17:35

Wieso haben die das eigentlich erst nach 33 Jahren gemerkt?
Problem gelöst. Ich verrate euch nicht wie. Thread kann geschlossen werden. Nach mir die Sintflut.

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Beitrag von cubi » 09.02.2013, 18:33

Damals gabs kein Internet! :wink:


Das Amt des Bundesbildungsministers ist eh ein reines Versorgungsamt für Parteisoldaten! Fast alles läuft auf Länderebene. Die Länderministerien waren interessant für Bertelsmann und CO, um der Bevölkerung mittels Studiengebühren die Akzeptanz für kostenpflichtige Bildung einzuhämmern, damit die Privatisierung der Bildung auch endlich lukrativ wird. Hat wohl nicht geklappt, weil die Verblödung der Bevölkerung durch die Bertelsmannmedien noch nicht ausreichend ist und die Kontrolle des Internet leider noch fehlt. Arvato stand angeblich schon mit kostenpflichtigen Internetdiensten in den Startlöchern.
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Beitrag von Toska » 11.02.2013, 18:20

Krauser hat geschrieben:Wieso haben die das eigentlich erst nach 33 Jahren gemerkt?
1980 (als sie ihren Doktor machte) gabs das Internet noch nicht. :wink:

Mein Lieblingsdoktor in der Politik (Röööööööösler!) hat ihn wohl auch schlawinert: Seine Dissertation aus dem Jahre 2001 ist lediglich einer Wiedergabe und statistische Auswertung einer fremden Studie aus 1997/98, die ursprünglich wohl von der Pharma-Mafia in Auftrag gegeben wurde, um ein (mittlerweile) verbotenes Medikament für andere Zwecke wieder als erlaubt durchzudrücken. Röslers Dissertation umfasst spärliche 59 Seiten und kann nicht als eigene wissenschaftliche Arbeit angesehen werden, da Rösler selbst an der Studie nicht mitgewirkt hat. Womit die Dissertation akademischen Mindeststandards nicht genügt und der Doktortitel mit ab Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu Unrecht erworben wurde.

Quellen:

http://www.mmnews.de/index.php/politik/ ... schwindelt
http://www.extremnews.com/nachrichten/p ... 37413e0a63

Röslers Sprecher Wulf Oehme dazu: "Der Vorwurf mangelnder wissenschaftlicher Qualität sei schon dadurch widerlegt, dass die Qualität durch die Medizinische Hochschule Hannover abschließend mit der Zuerkennung des akademischen Grades eines Dr. med. bewertet und anerkannt worden ist".

Bin mal gespannt, wann Merkel ihm das vollste Vertrauen ausspricht. :D
Grüße,

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Beitrag von Eterion » 12.02.2013, 10:51

Musste gerade auch herzlich Lachen, nachdem ich hier am Lesen war und kurz danach auf der Bafög Seite war...
Ist wohl noch nicht aktualisiert worden :D
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Beitrag von Waterhouse » 12.02.2013, 11:06

Verliert sie auch die Professur?
Optimismus ist nur ein Mangel an Information. (Heiner Müller)

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Beitrag von Toska » 13.02.2013, 16:47

Waterhouse hat geschrieben:Verliert sie auch die Professur?
Ist durchaus denkbar.

Einen Doktortitel kann man einmal machen und (sofern er rechtmäßig erhalten wurde) auf ewig tragen. Die Position "Professor" jedoch kein akademischer Grad, sondern ein Amt. Den Titel "Professor" darf tragen, wer von einer Hochschule oder Universität als besonders qualifizierter Dozent in einen bestimmten Lehrstuhl und/oder Forschungsbereich berufen wurde. So ein Amt geht mit gewissen Pensionsansprüchen einher, denen wiederum gewisse Verpflichtungen des Dozenten gegenüberstehen (Forschung und/oder Lehre).

Welche akademischen Anforderungen gestellt werden, hängt stark von der Uni oder der Hochschule ab. Ein Doktorgrad ist nicht zwingend erforderlich und an Hochschulen findest du auch schon mal einen Prof. Dipl.-Ing. Eine genaue Betrachtung des Titels und ggf. vorhandener Zusätze offenbart dann in der Regel, um welche Art der Professur es sich handelt und welche Messlatten da angelegt wurden

Im wissenschaftlichen Bereich wird die Messlatte aber in der Regel höher gelegt und eine Promotion oder Habilitations-Schrift benötig. Je nach Fachgebiet werden auch eine gewisse Anzahl von wissenschaftliche Publikationen in der jüngeren Vergangenheit und Zeit als Assistenz-Professor oder Wissenschaftlicher Assistent gefordert.

Ob man Professor wird, entscheidet letzten Endes die Uni oder Hochschule und oft spielt dort dann auch Ständedenken oder politisches Kalkül eine Rolle, ob der Mann oder die Frau ins Team passt.

Eine Aberkennung der Professur wegen Plagiats oder unwürdigen Verhaltens ist jedoch in den Studien- und Promotionsordnungen der Universitäten und den Hochschulgesetzen vorgesehen und möglich. Das wiederum ist jedoch nur ein reiner Verwaltungsakt wie bei der Beendigung eines Arbeitsverhältnisses und es können wie bei jeder Kündigung eines Arbeitsverhältnisses Rechtsmittel eingelegt werden.

Dann kommt noch die bildungspolitische Komponente dazu: Schavan hat an der FU Berlin eine Honorarprofessur. Bei der geht es in erster Linie darum, Leute aus der beruflichen Praxis für die Lehre zu gewinnen (also niedrige akademische Messlatte). Schavan hat nach ihrer Berufung an die FU Berlin dort ihre Lehrverpflichtungen auch trotz Ministeramt mehr oder weniger durchgezogen. Sie hat unter anderem Vorlesungen zum Thema "Ethik" gehalten, was an sich schon peinlich ist. Die FU Berlin könnte nun durchaus zu der Erkenntnis kommen, dass ihr unethisches Verhalten und/oder das Fehlen gewisser akademischer Mindestanforderungen (Aberkennung des Doktor-Titels) dies nicht mehr möglich machen. In dem Fall kann die Honorarprofessur auch wieder durch einen einfachen Verwaltungsakt zurückgezogen werden oder zu einem bestimmten Termin gekündigt werden.

In der Praxis kommt das durchaus öfter mal vor und in der Regel wird da wenig Aufhebens gemacht. Zwei Beispiele: Dr. Joachim Boldt ("Außerplanmäßiger Professor an der Justus-Liebig-Universität Giessen"). Er verlor 2011 seine Professur, nachdem er seinen Lehrverpflichtungen nicht mehr nachgekommen ist. Dann war da noch der Freiburger Sportmediziner Hans-Hermann Dickhuth, dessen Habilitationsschrift Auszüge von sieben fremden Doktorarbeiten ohne Quellenangaben oder ordentliche Zitierung enthielt. Unter anderem von Doktor-Anwärtern, die er während ihrer Doktorarbeiten akademisch betreut hat. Das ging bei ihm lange hin und her und die Professur wurde letztendlich nicht entzogen, da er wegen fortgeschrittenen Alters in den Ruhestand ging. Er durfte dann sogar noch als Professor-Emeritus Einrichtungen der Uni weiter nutzen. Professor-Emeritus darf sich heute aber nur ein pensionierter Professor nennen, der vor 1975 oder '76 seine Professur erhalten hat.

Die FU Berlin wird sich sicherlich überlegen, ob der Nutzen der Vorlesungen der Dozentin Schavan in ausreichender Relation zum möglichen Schaden am Ansehen der Uni steht. Und dann könnte es eng werden.
Grüße,

Toska
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