EU: Tabubruch Enteignung

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Herr Rossi
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Beitrag von Herr Rossi » 22.03.2013, 14:27

Ich denke wir sind da insgesamt einer Meinung.
Ergänzend vielleicht noch: Sicher gibt es Produkte, bei denen deutsche Firmen Alleinstellungsmerkmale haben, aber erstens kann sich sowas auch schnell ändern und zweitens kann ich mir bei einem Gesamtexportvolumen von 1 Billionen EUR und einem Handelsbilanzüberschuss von 150 Mrd EUR kaum vorstellen, dass es dann noch zu einem Plus reicht. Wobei ich das nicht negativ sehen will, sondern schlussendlich sollten ausgeglichene Handelsbilanzen immer erstrebenswert sein, weil alles andere langfristig zu Kapitalverschiebungen bis hin zum Kollaps einzelner Ländern führen kann, ganz besonderes dann, wenn das unter dem Dach einer gemeinsamen Währung passiert.

Angesichts der aktuellen politischen Lage stimme ich mit dir absolut darin überein, dass es wahrscheinlich erstmal komplett knallen muss bevor sich überhaupt wieder was in der Politik bewegt. Der Wähler trägt diesen Wahnsinn leider mit.

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Toska
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Beitrag von Toska » 22.03.2013, 15:03

Herr Rossi hat geschrieben:Davon abgesehen nimmt man Deutschland ja jetzt schon seine Staatsanleihen teilweise zu Negativzinsen ab. Was meinst du wie das mit einer DM aussähe, die nicht den ganzen südeuropäischen Krisenbalast mitschleppen müsste? Der Staat wäre doof, wenn er das geschenkte Geld nicht in den Binnenmarkt stecken würde.
Na, woran liegt das wohl, dass deutsche Anleihen auch zu Negativzinsen weggehen, wie warme Semmeln? Weil die Käufer damit rechnen, dass es knallt. :wink:

Selbst wenn die Anleihen nach dem System-Crash nicht neu bewertet werden und die Negativzinsen über die komplette Laufzeit bestehen bleiben: Bei einer nur 30 prozentigen Aufwertung der D-Mark wäre diese Investition dann doch die beste Investition des Jahrhunderts. Zumindest für einen Investor aus dem Ausland.

Wir haben in D-Land real seit der Euro-Einführung 7-9% Inflation. Halt wenn man nicht den utopischen Warenkorb (Verbraucherpreisindex) zur Inflationsberechnung nimmt. Bei dem zudem noch eine durchgehende Qualitätssteigerung der Produkte preismanipulierend angenommen wird. Die echte Inflation berechnet sich aus dem Verhältnis der im Umlauf befindlichen Geldmenge zum BIP (Bruttoinlandsprodukt). Um es ganz präzise auszudrücken:

Inflation = Zuwachs Geldmenge M3 minus Zuwachs BIP.

Alles andere ist Augenwischerei. Wer heute Geld auf ein fest-verzinstes Sparbuch legt und mit Glück noch 2,75% Zinsen bekommt (und für die Zinsgewinne eine 25% Abgeltungssteuer zahlen muss!), der verliert pro Jahr über 5 Prozent und im Fall eines Systemcrashs und einer Währungsreform möglicherweise sogar fast alles. Vor dem Hintergrund sind sogar negativ verzinste Staatsanleihen fast noch die bessere Alternative.

Unter dem Strich bedeutet das auch, dass die Inflation der Jahre 2001-2010 insgesamt über 73% betragen hat. So ist auch zu erklären, dass die Tafel Schokolade 2001 umgerechnet einen Euro gekostet hat und heute dafür 1,74 EUR nötig sind. Die Preistreibereien bei der Euro-Einführung da noch nicht mal mitgerechnet. Gleichzeitig sind die Einkommen in den Jahren 2001-2010 halt nicht um 73% gestiegen, was die Sache noch schlimmer macht.

Das sind alles Dinge, die auf die Geldpolitik der EZB zurückgehen und direkt mit dem Zwangskonstrukt Euro und der Vernetzung nicht kompatibler Wirtschaftsräume zu tun hat. Die einzige Frage ist halt, wie lange wir das noch mittragen wollen - und können.

Quellen:
http://www.wissen-abstrakt.de/geld-und- ... ation.html
http://www.finanzfinder24.de/die-wahre-inflation/
Grüße,

Toska
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Beitrag von Toska » 22.03.2013, 15:05

Herr Rossi hat geschrieben: Angesichts der aktuellen politischen Lage stimme ich mit dir absolut darin überein, dass es wahrscheinlich erstmal komplett knallen muss bevor sich überhaupt wieder was in der Politik bewegt. Der Wähler trägt diesen Wahnsinn leider mit.
Ja, das dürfte leider wahr sein.
Grüße,

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Beitrag von Iron5 » 22.03.2013, 18:11

Toska hat geschrieben:Inflation = Zuwachs Geldmenge M3 minus Zuwachs BIP.
Mit Verlaub: Das ist Quark. Und das es auf diversen Webseiten zu finden ist macht die Sache nicht besser.

Inflation bedeutet das die Preise steigen.

Die Preise der allermeisten Produkte bestimmen sich aus Angebot und Nachfrage. Sofern sie nicht zu stark
durch Spekulation und/oder Preiskartelle manipuliert werden.

Wenn ich zur EZB ginge und mir einen Kredit von 500 Trilliarden Euro geben lassen würde, dann wäre die
Geldmenge auf einen Schlag explodiert. Der Preis einer Tafel Schokolade oder alle anderen Preise würden sich
dadurch aber überhaupt nicht verändern. Schließlich habe nur ich das Geld und solange ich nicht anfange wie blöde
Schokolade zu kaufen wird sich ihr Preis auch weiterhin nicht ändern.

Ohne ein breit steigende Nachfrage werden auch die Preise nicht steigen und damit die Nachfrage steigt müssen
auch auf breiter Front die Löhne steigen.


Immer noch das beste Video dahingehend behandelt zwar mehrere Themen aber Inflation kommt auch drann:

http://www.youtube.com/watch?v=mfKuosvO6Ac
"Zyniker" ist ein Wort das Optimisten erfunden haben um Realisten zu kritisieren.

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Beitrag von Toska » 22.03.2013, 20:44

Iron5 hat geschrieben:
Toska hat geschrieben:Inflation = Zuwachs Geldmenge M3 minus Zuwachs BIP.
Mit Verlaub: Das ist Quark. [...] Inflation bedeutet das die Preise steigen.
Dein Beispiel ist anschaulich, hinkt aber etwas. Wenn du mit deinen 5 Trillionen im Geldspeicher schwimmst wie Dagobert Duck, dann hat das in der Tat erstmal keinen Einfluss auf die Inflation und führt somit auch nicht zu höheren Preisen. Das ist richtig.

Denn das Geld "läuft nicht um". Wenn du aber 5 Trillionen in eine Volkswirtschaft pumpst und das Geld damit in Umlauf kommt, dann hat das - auf längere Sicht gesehen - weitreichende Folgen. Am ersten Tag, vielleicht sogar die ersten Monate wird auch dann die Tafel Schokolade den gleichen Preis kosten. Kommt das Geld aber wirklich "unters Volk", dann wird es auch verkonsumiert, investiert oder irgendwo angelegt. Angebot und Nachfrage ist zu simpel. Da spielen auch noch die Rohstoffpreise, Energiepreise, Lohnkosten, Lohnnebenkosten und andere Dinge eine Rolle, die man allgemein unter Herstellungs- und Vertriebskosten abhakt.

Solange das Geld größtenteils im Inland bleibt und dort auch über die angekurbelte Konjunktion das BIP steigert, ist mäßige Inflation sogar gesund. Solange die Schere zwischen Preissteigerungen und Lohnerhöhungen nicht zu schnell zu weit auseinander driftet.

Würde Deutschland z.B. 2120 Milliarden Euro drucken (wenn wir das dürften!) und damit komplett unsere Staatsschulden tilgen, statt die eigene Konjunktur anzukurbeln, so wäre damit wenig gewonnen. Die ersten 100 Milliarden würden vermutlich den Bock nicht fett machen. Aber dann riechen die Anleger Lunte und merken, dass die Druckerpressen rund um die Uhr laufen und das Vertrauen in die Währung sinkt schneller, als die Pressen die Scheine ausspucken können. Gleichzeitig ziehen die Preise an und Arbeitnehmer schreien nach mehr Geld. Das bekommen sie irgendwann und die Preise steigen wieder.

Wechselkurse bei Währungen sind ebenso sehr mit "Gefühl" behaftet, wie Aktienkurse. Du kannst die besten Bilanzen haben: Wenn die Anleger dir nicht trauen, geben sie sowohl für die Währung als auch für die Aktie oder Anleihe halt nicht so viel Geld aus, wie man eigentlich möchte oder braucht. Wenn du letzte Woche was für 100 EUR gekauft hast und willst es diese Woche verkaufen, so wirst du bei sinkenden Vertrauen in den Wert des Geldes nicht lediglich 105 EUR dafür verlangen, sondern lieber 150. Das ist halt auch Inflation.

Das ist auch das eigentlich gefährliche an der Zypern-Krise: Das kleine Zypern kann ruhig absaufen. Schlimmer ist die Trauervorstellung, den der Rest der EU abgibt. Da wurde unnötig das Vertrauen sowohl der institutionellen Anleger, als auch der privaten Anleger in das Geldsystem als ganzes gefährdet.
Grüße,

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Beitrag von Herr Rossi » 22.03.2013, 22:05

@Toska:

Du sprichst den richtigen Punkt an: Die vielen Milliarden, die die EZB in den Markt gepumpt hat, sind eben kaum in der Realwirtschaft gelandet, sondern bei den Banken geblieben. Somit wirkten diese auch nicht inflationsfördernd.
Ein noch "schöneres" Beispiel dafür, dass Geld drucken nicht automatisch auch zu einer gallopierenden Inflation führt sieht man übrigens in den USA. Dort ist man mittlerweile bei mehreren Billionen und an der Inflationsfront tut sich wenig.
Im übrigen bedingt unser System eine gewisse Inflationsrate. Die EU hatte mit Einführung des Euros z.B. nicht ohne Grund eine 2 prozentige Zielmarke vorgegeben. Kurz gesagt ist unser Wirtschaftssystem sogar überhaupt nur mittels Inflation stabil zu halten. Hängen wir erst einmal in einer Deflation, dann stehen die Zentralbanken ziemlich hemdsärmlich da, weil sie schlicht weg nichts mehr unternehmen können.
Deine ca. 75% seit 2001 halte ich zudem auch für ein ganz klein wenig hoch gegriffen. Nur weil du irgend ein Produkt findest, bei dem das zutrifft, heisst das noch lange nicht, dass dadurch auch die Gesamtaussage stimmig ist. Auch wenn die Erhebung vielleicht nicht alle Aspekte des Lebens erfasst, so ist es dennoch eine grobe Kennziffer und in den Jahrzehnten vor Einführung des Euros haben wir hier in Deutschland häufig wesentlich höhere Werte geschafft.
Ich zitiere da mal Wikipedia:
"Der Verbraucherpreisindex für Deutschland (VPI) ist ein vom Statistischen Bundesamt ermittelter und veröffentlichter Preisindex.
Ausgangspunkt ist der so genannte Warenkorb, der sämtliche Waren und Dienstleistungen enthält, die aktuell von den Konsumenten am häufigsten gekauft werden.[3] Die Auswahl der konkreten Produkte für die Preisbeobachtung wird laufend in Form von repräsentativen Stichproben ermittelt und aktuell gehalten. Insgesamt 300.000 Einzelpreise für diese Produkte werden deshalb jeden Monat von 600 Preiserhebern in 188 Gemeinden und durch zentrale Preiserfassungen z. B. im Internet oder in Versandkatalogen ermittelt. Anschließend werden die einzelnen Güter des Warenkorbs rund 700 Gütergruppen zugeteilt und für jede Güterart die durchschnittliche Preisentwicklung errechnet"
http://de.wikipedia.org/wiki/Verbrauche ... eutschland
Bin da ja nicht generell gegen Kritik, aber erkläre mir doch mal bitte konkret in wiefern das keinen realistischen Wert für die Inflationsrate abbildet?

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Beitrag von Toska » 23.03.2013, 04:35

Rossi, ich mache das nicht an der Tafel Schokolade fest. Das Beispiel zeigt nur, wie sehr sich 1 Euro von 2001 zu einem Euro aus 2010 verhält. Der aus 2001 ist 76% weniger wert. Hätten wir nur eine jährliche Inflation von 2,5% bis 3% gehabt, so wären das heute nicht 76% Unterschied, sondern bequeme 25-30%.
Herr Rossi hat geschrieben:Bin da ja nicht generell gegen Kritik, aber erkläre mir doch mal bitte konkret in wiefern das keinen realistischen Wert für die Inflationsrate abbildet?
Der "Verbraucherpreisindex" ist Beschiss - darauf gehe ich gleich noch ein. Klar, die EZB (und früher die Bundesbank) geben eine Inflationsrate von 2,5% vor, weil das Volkswirtschaftlich gesund ist. Das Ganze lässt sich aber schlecht steuern, da es eine recht lange und träge Regelkette ist. Unterm Strich braucht man dann etwas, um die Sache zu beschönigen, wenns mal nicht passt. Sowohl der Bevölkerung gegenüber, als auch den Finanzmärkten.

Also hat man sich ein komplexes Instrument zur "Messung der Inflation" gebastelt, dass sowohl Leute in Lohn und Brot bringt (deine 600 Preiserheber), als auch Statistiker beim statistischen Bundesamt, die das ganze dann in Excel so lange zusammen schieben, bis die Zahlen politisch angenehm sind.

Der "Verbraucherpreisindex" nimmt einen fiktiven Warenkorb an. An sich keine schlechte Idee. Da sind drin:

- Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke
- Alkoholische Getränke, Tabakwaren
- Bekleidung und Schuhe
- Wohnungsmiete, Wasser, Strom, Gas u. a. Brennstoffe
- Einrichtungsgegenstände für den Haushalt
- Gesundheitspflege
- Verkehr
- Nachrichtenübermittlung
- Freizeit, Unterhaltung und Kultur
- Bildungswesen
- Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen
- Andere Waren und Dienstleistungen

Wie die Anteile gewichtet werden, wird flexibel über das "Wägungsschema" durch das statistische Bundesamt festgelegt und gegebenenfalls angepasst. Dann gibts da noch Mengen- und Qualitätsänderungen, über welche die Statistiker wild rumschrauben können. So wird halt angenommen, dass sich die Qualität ständig verbessert. Deswegen werden Preissteigerungen gewisser Warengruppen nicht berücksichtigt oder generell runter gerechnet. Auch ein starker Preisanstieg bei Strom, Sprit oder Gas in den letzten drei Monaten des Jahres werden dann gerne mal als "Ausreißer" betrachtet und dieses Jahr dann einfach zum Preis vom alten Jahr oder vom Jahresanfang reingerechnet. Was man halt auch gerne macht, ist sich stark verteuernde Waren einfach durch andere (billigere) Güter zu ersetzen.

Weitere Kritikpunkte sind die Gewichtung der Warengruppen untereinander. Wann hast du das letzte mal ein paar Schuhe gekauft? Wann deine Frau/Freundin? Bei mir müsste ich schwer überlegen. Bei meiner Frau ist das dagegen nur Tage her. Oder Möbel und Einrichtungsgegenstände. Man kauft nicht jedes Jahr eine neue Schrankwand oder 'ne neue Küche. Werden solche seltenen und relativ preisstabilen Gruppen überbewertet, so kommt auch ein besseres Bild bei raus.

Insgesamt ist die Berechnung der Inflation über den "Verbraucherpreisindex" und den fiktiven Warenkorb nichts als Stuss aus der Propaganda-Abteilung. Vorgegeben ist eine Inflation von zwei-komma-Ebbes, also wird so lange an den Parametern geschoben, bis das ungefähr passt.

Vergleicht man dann diese Schmu-Zahlen mit der Methode "Inflation = Zuwachs Geldmenge M3 minus Zuwachs BIP", wird das recht offensichtlich.

Und M3 als Grundlage der Inflationsberechnung ist keineswegs kontrovers. Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Geldmenge
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Beitrag von Toska » 23.03.2013, 04:52

Herr Rossi hat geschrieben:@Toska:

Du sprichst den richtigen Punkt an: Die vielen Milliarden, die die EZB in den Markt gepumpt hat, sind eben kaum in der Realwirtschaft gelandet, sondern bei den Banken geblieben. Somit wirkten diese auch nicht inflationsfördernd.
Ein noch "schöneres" Beispiel dafür, dass Geld drucken nicht automatisch auch zu einer gallopierenden Inflation führt sieht man übrigens in den USA. Dort ist man mittlerweile bei mehreren Billionen und an der Inflationsfront tut sich wenig.
Genau richtig.

Die USA sind ein Sonderfall. Auch da kann und wird es nicht auf ewig so weiter gehen können. Aber dadurch, dass der USD noch Leitwährung ist und z.B. viele Rohstoffe überwiegend in USD abgerechnet werden (Öl und Gold zum Beispiel), geht das noch gut.

Warum?

Eine US Dollar Note (egal ob in Papier oder als Bits und Bytes im Computer) ist ein Schuldschein der US Federal Reserve. Der Besitzer der Note kann diesen "Schuldschein" bei der Federal Reserve eintauschen. Oder er kann ihn jemand anderem geben, der ihm dafür andere Waren, Leistungen oder Fremdwährungen anbietet. Solange der größte Teil der im Umlauf befindlichen US Dollar außerhalb der USA verbleibt, braucht er die Federal Reserve nicht zu interessieren. Um so besser, wenn hunderte von Milliarden USD bei ausländischen Zentralbanken gebunkert sind. Zum Beispiel in China, welches durch die Handelsüberschüsse mit den USA massive USD-Reserven angehäuft hat. Auch da greift die M3 Formel: Liegt das Geld bei den Zentralbanken diverser Länder, zählt als nicht als im Umlauf befindlich und schlägt nicht inflationierend durch. Hinzu kommt, dass die USA halt der 500-Pfund Gorilla im Schimpansenkäfig sind: Da wird dann schon mal wirtschaftlich und militärisch mit dem Zaunpfahl gewunken, wenn jemand die Absicht äußert, sein Öl nur noch für Euro zu verkaufen, oder die Absicht hat, in naher Zukunft seine Reserven an US-Devisen abzubauen. China wird letzteres aber früher oder später machen müssen. Man beobachte dann mal die Anzahl der US-amerikanischen Trägergruppen im Pazifik.
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Beitrag von Roland von Gilead » 27.06.2014, 17:17

IWF plant neue Enteignungsrunde für Sparer

Ein Plan des Internationalen Währungsfonds sieht vor, dass Schuldenschnitte künftig schneller und radikaler umgesetzt werden. Betroffen wären vor allem Besitzer von Lebensversicherungen oder Fonds.

Noch vor wenigen Monaten hätte der Plan für weltweite Aufmerksamkeit und heftigen Aufruhr unter Sparern gesorgt. Doch dieser Tage befindet sich die eine Hälfte der Betroffenen offenbar im Fußballfieber, und die anderen brechen schon in den Sommerurlaub auf. Nur so ist zu erklären, dass ein Papier des Internationalen Währungsfonds (IWF), das dieser am Sonntag veröffentlichte, bislang kaum Beachtung fand. Dabei hat es dieses in sich.

,,,,,,
Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article12 ... parer.html
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Beitrag von Herr Rossi » 28.06.2014, 11:29

Wenn es Lebensversicherungen und Fonds erwischt, dann jawohl auch sehr wahrscheinlich die privaten Renten. Aber wen interessierts? Niemanden....

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Beitrag von cubi » 29.06.2014, 11:15

Naja, wer in so hochspekulativen Anlagearten investiert, soll auch die Risiken tragen. Da ist Enteignung imho das falsche Wort. Ich fürchte aber auch, das sie wieder an die Solidarsysteme gehen, statt an die Superreichen, welche immer nur profitieren. Alles wie gehabt.
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Beitrag von Toska » 01.07.2014, 04:05

Im Focus durfte neulich ein mal ein Gast-Autor einen 5-Seitigen Artikel über "die Inflationslüge" bringen. Der rechnet auch knallhart vor, dass wir seit 2001 im Schnitt so an die 6-7% Inflation (pro Jahr) hatten. Was ich ja weiter oben mal erwähnt hatte:

http://www.focus.de/finanzen/news/preis ... 41718.html

Indessen brennts mal wieder an allen Ecken und Enden, aber dank Fußball bekommts keiner mit:
DWN: Spanien will Zwangs-Abgabe auf Bank-Konten einführen

Die Niedrigzins-Politik der EZB hat in Spanien als erstem europäischem Land konkrete Folgen für die Bankkunden. Die Regierung will eine Zwangsabgabe auf Bank-Konten erheben. Die Maßnahme weckt Erinnerungen an die Zwangs-Abgabe in Zypern. Es wird erwartet, dass ähnliche Maßnahmen auch in anderen europäischen Staaten folgen.

Link: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... infuehren/

WIWO: Angriff auf Banken in Bulgarien

Die Bulgaren bangen um ihr Geld. Insgesamt 400 Millionen Euro haben sie alleine am Freitag von ihren Konten abgehoben. Um eine Stabilität des Bankensystems zu garantieren, sollen im Oktober Neuwahlen angesetzt werden

Link: http://www.wiwo.de/politik/europa/angri ... 19590.html

DWN: Nach Bank-Run: Bulgarien löst das Parlament auf

Wegen der schwere Finanzkrise in Bulgarien hat Präsident Plewneliew die Auflösung des Parlaments angekündigt. Nun müsse das Finanzsystem stabilisiert werden. Die Bürger bräuchten nicht um ihre Ersparnisse zu fürchten.

Link: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... ament-auf/

GR-Blog: Ende der Renten in Griechenland ab 2015

Ab 2015 geht es in Griechenland mit den Renten in der bisher bekannten Form zu Ende, da der der Staat fortan nur noch eine Grundrente von 360 Euro garantieren wird.

Link: http://www.griechenland-blog.gr/2014/06 ... 15/138980/
Der Aktienmarkt ist natürlich derzeit schön stabil. Es fluktuiert, es knirscht im Gebälk, aber es hält. Allerdings kann man die Börse als Leitindex dafür, wie gut es der Welt geht, komplett in die Tonne drücken. Die Zentralbanken halten derzeit geschätzte 50% aller Aktienwerte weltweit. Ja, richtig gelesen: Die ZENTRALBANKEN halten AKTIEN. Das ist kompletter Irrsinn und zeigt einfach, dass die mit dem selbstgedruckten "billigem" Geld nicht mehr wissen, wohin. Selbst die Banken leihen sich nichts mehr. Finanzierungen (für Unternehmen) gibts fast nur noch, wenn man Bargeld als Sicherheit hinterlegt. Das Einzige was noch halbwegs brummt, sind Konsumenten-Kredite und Baufinanzierungen. Die Auto-Bauer produzieren fett auf Halde und können sich das nur noch leisten, weil sie über ihre Konzern-eigenen Banken billig an Zentralbank-Geld rankommen.

Die Party nähert sich dem Ende. Die Einheitsrente (Griechenland) und die Sparer-Zwangs-Abgabe (Spanien) sind schon mal ein Testballon für den Rest der Euro-Zone. Ähnlich wie Zypern ein Testballon für "alternativlose Maßnahmen" war.
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Beitrag von cubi » 01.07.2014, 07:45

Das sind ja alles tolle Analysen, da im Locus, aber man darf nie vergessen, bei wem wir die ganzen Schulden haben! Es sind am Ende der Nahrungskette nur ganz wenige, die uns ausrauben. Multi-Millio- und Milliardäre. Ein Schuldenschnitt wie in Island und geregelte Finanzmärkte würde die ganze Sache resetten. Statt an die Superreichen zu gehen, werden in den nächsten Monaten wieder die Armen auf die ganz Armen gehetzt. Und die Verräterpartei macht das, was sie am besten kann, ... (siehe Mindestlohn und Harz4 Reform)!
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Beitrag von Toska » 01.07.2014, 16:39

@Cubi:

Genau so ist es. Dazu mal eine realistische Einsicht aus der Feder eines 1%'ers:
If we don’t do something to fix the glaring inequities in this economy, the pitchforks are going to come for us. No society can sustain this kind of rising inequality. In fact, there is no example in human history where wealth accumulated like this and the pitchforks didn’t eventually come out. You show me a highly unequal society, and I will show you a police state. Or an uprising. There are no counterexamples. None. It’s not if, it’s when.

Hanauers Rat: Revolutionen kommen plötzlich, und dann überwältigen sie alle. Und dann sei für die reichsten 1% keine Zeit mehr, zum Flughafen zu eilen und in die bereistehenden Gulfstream-Jets zu springen.

Quelle: http://blog.markusgaertner.com/2014/06/ ... estandnis/
Quelle des Original-Artikels: http://www.politico.com/magazine/story/ ... 7C6G2dOWcw
Wenn die so weiter machen, kommen irgendwann zwangsläufig die Mistgabeln raus und es werden reihum die Laternen-Orden am kurzen Band verliehen. Den Mut, es so zu machen wie in Island hat aber bei uns keiner. Denn das würde Mut (der Verzweiflung) beim Wahlvolk bedeuten und benötigt Politiker mit Ecken und Kanten, denen die Gepflogenheiten der von der Realität abgekoppelten Politiker-Kaste scheißegal sind. Wie in Island halt - wirklich ein tolles Beispiel. Ich denke, das wird eher vom Süden Europas ausgehen und sowohl einen blutigen Anfang als auch ein blutiges Ende haben.
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Beitrag von Herr Rossi » 01.07.2014, 19:13

Zum Thema die Armen auf die Armen hetzen hat SPON mal wieder den Vogel abgeschossen:

Agrarlobby: Indiens Kleinbauern verschärfen den Hunger im Land
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 75097.html

Kurzfassung der Aussage: Markt aufmachen, weil die tollen großen Konzerne das alles viel effizienter können.

Einfach nur noch ekelhafteste Propagandascheisse.

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