Joschkas Vergangenheit...

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Herr Rossi
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Joschkas Vergangenheit...

Beitrag von Herr Rossi » 15.04.2013, 15:10

"Joschka Fischer und das große Schweigen"

"Er war Revoluzzer, Aushängeschild der Grünen und Vize-Kanzler. Jetzt ist er Unternehmer. Ein Polizist, der bei einer Demo lebensgefährlich verbrannt wurde, sagt: "Fischer hat mein Leben zerstört""

http://www.stern.de/politik/deutschland ... 96174.html

Ist mal interessant zu lesen. Nebenbei kriegt man auch mal wieder bestätigt was für eine abgewichste Clique wir da oben sitzen haben, die nach/neben ihrer politischen Karriere ordentlich abkassiert.
Ich muss gestehen, dass ich Joschkas Reden in den 90ern gerne im Bundestag gehört habe. Die Kritik hat oft perfekt ins Schwarze getroffen und vieles von dem würde ich heute auch noch unterschreiben... ändert aber halt nichts daran, dass er offensichtlich ein ziemliches Arschloch ist, wobei ihm das eigentlich auch schon damals aus den eigenen Reihen nachgesagt wurde.

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Re: Joschkas Vergangenheit...

Beitrag von Toska » 15.04.2013, 18:21

Herr Rossi hat geschrieben:"
Ist mal interessant zu lesen. Nebenbei kriegt man auch mal wieder bestätigt was für eine abgewichste Clique wir da oben sitzen haben, die nach/neben ihrer politischen Karriere ordentlich abkassiert.
Ich muss gestehen, dass ich Joschkas Reden in den 90ern gerne im Bundestag gehört habe. Die Kritik hat oft perfekt ins Schwarze getroffen und vieles von dem würde ich heute auch noch unterschreiben... ändert aber halt nichts daran, dass er offensichtlich ein ziemliches Arschloch ist, wobei ihm das eigentlich auch schon damals aus den eigenen Reihen nachgesagt wurde.
Geht mir bei Joschka genau so. Es gibt an sich nur zwei deutsche (Ex-) Politiker, mit denen ich gerne mal ein Bier trinken würde: Der eine ist Egon Bahr, der andere halt Joschka. Ohne ihn wären die Grünen in den späten 80'ern und frühen 90'ern abgesoffen und im Öko-Klein-Klein gegen die Wand gefahren. Sie hätten sich zumindest sicherlich nicht zur drittstärksten Kraft im Bundestag und den Landtagen gemausert. Aus dieser Beschämung heraus sind die Grünen auch mehr als froh, ihn nicht mehr dabei zu haben.

Sein "Mister secretary, I am not convinced." (an Rumsfeld gerichtet im Bezug auf die angeblichen Massenvernichtungswaffen des Irak) war sicherlich seine Sternstunde. Man kann von der Politik des Duos Schröder/Fischer denken, was man will. Aber ich bin fest überzeugt, dass die beiden gerade während 9/11 und des Irak-Konfliktes zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Beide mögen aus unterschiedlichen Motiven und Überzeugungen gegen eine direkte Beteiligung Deutschlands am Irak-Krieg gewesen sein. Aber es dürfte klar sein: Hätten Kohl oder gar Angela Murksel zu dem Zeitpunkt das Ruder in der Hand gehabt, wir wären mit wehenden Fahnen mit in den Irak einmarschiert, weil es "alternativlos" sei und/oder die "unverbrüchliche Bündnistreue" es erforderten.

Joschka war in seiner politisch aktiven Zeit halt etwas, das der Partei und der Politik als Ganzes fehlte: Einerseits jemand, mit dem sich der normale Bürger identifizieren konnte ("Sieh an, ein Taxifahrer und Prolet!"), zugleich aber auch wortgewaltige Rampensau und - nicht vergessen - durch und durch auch ein Machtmensch, der (wenn es um die Sache ging) weder vor Freund noch Feind halt machte. Wer sich ihm in den Weg stellte, der hatte garantiert nichts zu lachen.

Die Kontroversen erstrecken sich nicht nur auf seine gewaltbereite Vergangenheit und Nähe zur RAF, sondern auch sein ganzes politisches Wirken. Und ja: Er wäre sicherlich nicht so weit gekommen, wenn er nicht ein ausgesprochenes Arschloch mit Ellenbogenmentalität gewesen ist. Trotz allem: Zu seinen Regierungszeiten war er dennoch mit deutlichem Abstand der beliebteste Politiker des Bundestages.

Das sagt glaub ich mehr über uns aus, als über ihn. :wink:
Grüße,

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Beitrag von Waterhouse » 15.04.2013, 19:08

Nähe zur RAF hin, gewaltbereit her und dann kommt da ein Polizist und greint, Joschka hätte ihm das Leben versaut. Was soll denn dieser alberne Schwachsinn? Wurde JF verurteilt? Nein? Dann Fresse halten!

Jetzt irgendjemand im Nachkarteln so einen Scheiß zu unterstellen (praktischerweise im Wahljahr, ein bisschen Dreck wird schon an den Grünen dabei hängen bleiben in den Hinterköpfen der Hohlfrüchte) ist mal wieder die typische Schlammschlacht zur Wahlzeit (schaut Euch doch mal "Iden des März" an, bei uns geht's sicher nicht anders zu). Vielleicht sollten wir auch mal wieder die braune Vergangenheit diverser Nachkriegsunionspolitiker rauskramen? Aber ein Nazi gewesen zu sein ist heute lange nicht mehr so schlimm, wie etwa "der RAF nahe gestanden" zu haben. Was immer das auch zu bedeuten hat.


So und falls ich doch noch mal in die Politik gehen sollte, hier habt ihr's ganz offiziell: Ich stehe der RAF nahe! Macht was draus!
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Beitrag von cubi » 15.04.2013, 20:38

Was ihr immer mit der Royal Air Force habt! Die komplette Britische Königsfamilie steht denen nahe! So what!


Das Bertelsmanns Stern gegen die Esopartei und ihre Prominenz schreibt wundert nicht wirklich. Wahlgetöse! Das die Arschlöcher sich bis heute nicht für ihr Versagen bzgl. der marktradikalen Gesetze entschuldigt haben, welche sie und die Verräterpartei sich in ihrer Regierungszeit von diversen Wirtschaftskanzleien haben schreiben lassen, macht die Grünen für mich nach wie vor unwählbar!
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Beitrag von Toska » 15.04.2013, 22:20

Eben ... genau so ist es. Wir werden in diesem Wahljahr noch andere Querschüsse sehen. Bei solchen Artikeln sollte man sich zwei Fragen stellen: "Welcher Verlag?" und "Wem nützt es?". Der Rest ergibt sich von selbst.
Grüße,

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Beitrag von Herr Rossi » 16.04.2013, 07:42

Naja, ich bin ja der letzte, der sich freiwillig hinter irgend welche Medien stellt, aber einiges ist nunmal nicht so ganz von der Hand zu weisen.

Zum Thema "Machtmensch": Ich würde das in der Politik nicht pauschal negativ sehen. Der wichtige Punkt dabei ist aber, dass man diesen Charakterzug für politische Inhalte einsetzt und nicht ausschließlich für das persönliche Fortkommen. Gerade bei den Inhalten gab es bei Joschka ab dem Zeitpunkt, da er Teil der Regierung war, ziemlich schnell heftige Abstriche und wenn ich mir sein jetziges wirtschaftliches Wirken anschaue, dann sehe ich da nur noch eine Person, der ich am liebsten vor die Füße kotzen würde, aber ganz sicher nicht die Hand schütteln möchte. Das tolle Nein zum Irakkrieg kam übrigens im Rahmen des Wahlkampfes und stellte eine deutliche Abgrenzung zur CDU da und war zufälligerweise auch noch die gewünschte Meinung der Mehrheit im Volke. Ob das daher soviel mit Überzeugung zu tun hatte?

Und zu seiner Vergangenheit: Das fällt mir ein wenig schwer zu bewerten. Deutschland war damals definitiv ein anderes Land. Seine Reaktion erscheint mir aber ein ganz klein wenig zu bekannt typisch: Immer nur das eingestehen, was man nicht mehr leugnen kann. So hört man zwar von ihm das Eingeständnis, dass er militant war und auch "ausgeteilt" hat, aber natürlich hat er persönlich dabei nie jemanden ernsthaft verletzt. Das waren immer die anderen... ach wie schön, dass man solche Rechtfertigungen von der Kriegsgeneration auch nur zu oft gehört hat. Hinzu kommen -wie halt irgendwie immer- verschwundene Akten.

@Water: Deine Reaktion ist auf der Gegenseite leider auch nicht viel besser. Alles nur Verschwörung, üble Nachrede, unbewiesen... so kann man es sich halt auch sehr einfach machen. Als ob eine Verurteilung per göttlichem Dekret die einzige wahre Aussage über die Schuld eines Menschen treffen könne. Ja klar!

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Beitrag von Waterhouse » 16.04.2013, 08:43

Na dann, Rossi, verurteilen wir Menschen ab jetzt einfach, wenn irgendjemand Dreck nach ihnen wirft.


Ey Leute, Rossi schlägt seine Frau.


Kann ich zwar nicht beweisen, aber wenn er nicht das Gegenteil beweisen kann, dann wird schon was dran sein.
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Beitrag von Herr Rossi » 16.04.2013, 09:10

Genau Water... dazwischen gibt es nix. Egal ob er sagt, dass er militant war, dass er selbst gewaltätig war... ich darf mir erst dann ein Urteil über ihn bilden, wenn schön preussisch korrekt ein deutsches Gericht ihn verurteilt hat, gell?
Ich glaube du verwechselst hier das Strafrecht ein wenig mit der persönlichen Meinung, die ein Mensch über einen anderen Menschen sich bildet. Ein Urteil mag da hilfreich sein, ist aber nicht entscheidend.

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Beitrag von Waterhouse » 16.04.2013, 13:18

Hier bilden sich aber keine Menschen Urteile über Menschen, es werden Urteile von Menschen propagiert, an Hand derer sich dann andere Menschen wiederum Urteile bilden. Die Urteile, die propagiert werden sind meist dazu nochmals von Menschen geschrieben, die den Betreffenden gar nicht persönlich kennen und die sich auf Hören-Sagen berufen.

Und ja, man braucht ein ordentliches gerichtliches Urteil, wenn man jemandem nachsagen will, das er kriminell war oder ist, sonst ist das nämlich üble Nachrede und Verleumdung und durch und durch unanständig. Aber was Anstand ist, weiß hier in dem Land sowieso kaum noch jemand.

Eine persönliche Meinung sollte schon schön persönlich bleiben und nicht gebildet werden durch das Gehörte von jemandem, der mal gehört hat, wie einer gesagt hat, er kenne jemanden, der gehört hat wie JF mal zugegeben hat, dass er mal an einer eskalierten Demo Teil genommen hat. Und selbst wenn er das hat? Was sagt das über ihn aus? Was sagt das über denjenigen aus, der ihm darauf hin unterstellt, dass er ein gewaltbereiter Krimineller ist/ war? Was sagt der Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser uralten Kamelle aus?

Was soll dieser ganze Scheiß eigentlich?
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Beitrag von Herr Rossi » 16.04.2013, 16:20

Und wen interessiert das wofür die da sind? Habe ich irgendwo geschrieben, dass man das alles 100% so glauben/hinnehmen soll? Das muss jeder selbst bewerten und im Idealfall nachrecherchieren, um sich ein vernünftiges Bild machen zu können. Nichts davon ist aufgrund eines solchen Artikels ausgeschlossen, es sei denn man geht mit deiner offensichtlichen kompromisslosen Einstellung an das Thema heran und unterstellt jedem, der darin ein paar nachdenkenswerte Gedanken findet, dass diese auch sofort alles dort geschriebene glauben.

Ja sicher, ein ordentliches Gericht... weil wenn ich Fischer etwas nachsage, was er selbst eingestanden und bestätigt hat, dann ist das üble Nachrede und Verleumdung? Wo nimmst du sowas eigentlich her, Water?

Umgekehrt würde ich mal eher dir üble Nachrede gegenüber dem Polizisten unterstellen. Tatsache ist, dass er dabei beinahe zu Tode gekommen ist, Fischer war an den Umständen beteiligt und die verschwundenen Akten sind auch keine Märchengeschichte. Weiterhin unterstellt er ihm noch nicht einmal die direkte Täterschaft, sondern sieht ihn vielmehr in der geistigen Verantwortung. Ich finde angesichts des Anspruches, die die 68er an ihre Elterngeneration hatten, darf man sowas sehr wohl verlangen, denn dabei tut man nichts anderes als sie an ihren eigenen vorgeblichen Massstäben zu messen.

usw...

"Was soll dieser Ganze Scheiß eigentlich?"

Äußerst gute Frage... Dein Beissreflex ist aber zumindest unbestritten gut.

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Beitrag von Waterhouse » 17.04.2013, 07:28

Okay, Fischer hat eingestanden, dass er die "geistige Verantwortung" (was auch immer DAS sein soll) am Fast-Tot-Prügeln eines Polizisten trägt? Das will ich sehn. Das ist einfach gelogen, was Du da schreibst. Aber sehr geschickt. Das hast Du ja gar nie geschrieben. Du hast ja nur geschrieben, dass er zugegeben hat, dass er an Demos beteiligt war, die durchaus gewalttätig eskaliert sind und dass er in dieser Phase auch gewaltbereit gewesen wäre. Im gleichen Atemzug blafaselst Du dann was von geistiger Verantwortung und einem im Dienst schwer verletzten Polizisten.

Was bleibt da beim Leser hängen?

Rossi ist ein hervorragender Rethoriker, genau wie Adolf Hitler. (Was bleibt da jetzt beim Leser hängen?)
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Beitrag von Herr Rossi » 17.04.2013, 07:43

Wie war das mit dem Anstand? Aber nun bin ich ja schon fast ein Hitler! :P

Und nein, der Rethoriker bist du. Er hat nicht gesagt, dass er lediglich an Demos beteiligt war, die gewalttätig eskaliert sind, sondern dass er selbst aktiv Gewalt ausgeübt hat. Das absurde daran ist, dass er das zwar eingestanden hat inkl. Steinewerfen, sich aber sicher sein will nie jemanden ernsthaft verletzt zu haben. Das wirkt doch arg nach: Zugeben, was nicht mehr zu leugnen ist. Mag man ok finden, kann man aber auch anders sehen. Ich z.B. sehe es anders. ;)

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Beitrag von Waterhouse » 17.04.2013, 07:53

Und wo bleibt da jetzt der arme Polizist?
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Beitrag von Herr Rossi » 17.04.2013, 08:03

Och Water, liess doch einfach ein paar Posts weiter oben. Er bleibt dort wo er ist. Wenn ich schreie: Werft Bomben auf ihn, es selbst aber nicht tue, sondern andere, die ich dazu aufgerufen habe, dann bin ich selbst was genau? Völlig unschuldig?

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Beitrag von Waterhouse » 17.04.2013, 08:35

Nein, dann bin ich Teil einer Bewegung, die die maßlose Staatsmacht als nicht mehr dem Volk dienliche Bedrohung gesehen hat, gegen die man sich nicht mehr mit demokratischen, resp. parlamentarischen Mitteln wehren konnte. Entsprach ziemlich dem Geist der Zeit und man hätte vermutlich dabei sein müssen, um es vollständig begreifen zu können. Aber vielleicht haben wir ja bald wieder Gelegenheit, es zu verstehen - wenn das so weiter geht.
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