Telekom plant "deutsches Internet" gegen Spionage

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Toska
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Telekom plant "deutsches Internet" gegen Spionage

Beitrag von Toska » 12.10.2013, 04:09

Fundstück auf welt.de:
"Internetverkehr kennt keine Grenzen, Daten können um die ganze Welt geleitet werden", sagte Kremer. "Wenn Sender und Empfänger aber in Deutschland sind, wollen wir jetzt erreichen, dass der Internetverkehr auch in Deutschland bleibt."

Entsprechende Vereinbarungen seien bereits mit einigen Dutzend Netzbetreibern abgeschlossen worden. Das "deutsche Internet" solle dann möglichst schnell alle westlichen Länder Kontinentaleuropas umfassen, sagte Kremer.

"Wenn wir in Deutschland gezeigt haben, dass wir innerdeutsche Mails und andere Daten rein national transportieren können, sollte das auch für die Schengen-Länder möglich sein", erklärte er die Pläne mit Blick auf den europäischen Raum ohne stationäre Grenzkontrollen. An diesem beteiligt sich Großbritannien nicht.

Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article12 ... onage.html
Ist ein Ausschnitt aus der Mitte des Artikels.

Mal so rein spaßeshalber: Die wollen ein "deutsches" Internet und propagieren gleichzeitig nationale Gegenstücke im Rest der EU. Nette Idee - auf den ersten Blick. Genau die richtigen Argumente, um es "dem Pöbel" zu verkaufen. Denkt das mal ein Stück weiter. Das geht in die Richtung, wie das im Iran, Saudi-Arabien und China läuft. Man hat dann nur noch wenige Knotenpunkte, die eine "kontrollierte Schnittstelle" zum Ausland darstellen. Die hat man an sich jetzt auch schon. Nur möchte man da halt noch weitgehender kontrollieren, ob der Traffic in andere Schengen-Länder geht, oder gleich ganz JWD. Das erlaubt dann im selben Zug auch ganz andere "Kontrollen" und Eingriffsmöglichkeiten. Unter anderem halt auch, die Zugbrücken ganz oder teilweise hochzuziehen. Und die Trenchcoat-Fuzzis in Pullach wird es auch freuen.

Die NSA hält man damit keineswegs außen vor. Zumindest nicht, solange das G10-Gesetz und so mancher andere Unsinn aus dem Besatzungsrecht noch in Kraft ist. Also vor dem Hintergrund ist eine eben solche Augenwischerei, wie die "Antennenbeschau" des Innenministeriums auf den Dächern der Amerikanischen Botschaften und Konsulate.

Und mal ganz ehrlich: So häufig wird innerdeutscher Traffic nicht über die USA geroutet. Das *kann* mal passieren - klar. Aber In den letzten 15 Jahren hatte ich lediglich einen einzigen Fall, wo mein Traffic vom Home-Office zu meinen Servern in Berlin und Karlsruhe nicht ausschließlich über deutsche Knotenpunkte ging, sondern über MAE-EAST in den USA lief. Das war an 'nem Tag, wo es im DECIX sowieso heiß her ging und man froh sein konnte, das überhaupt mal ein Paket durchkam.

Vor dem Hintergrund komme ich mir bei dem Artikel schon ein bisschen verarscht vor. Und das geht tiefer als der Marketing-Gag mit den SSL-Mailservern, die plötzlich jeder größere deutsche Provider neu für sich entdeckt hat und ist ein weiterer Angriff auf die Netzneutralität und ein weiterer Versuch, das Internet stärker unter staatliche Kontrolle zu bringen.
Grüße,

Toska
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