Ukraine

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Toska
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 23.09.2023, 02:55

Toska hat geschrieben:
19.09.2023, 01:47
Auch die Schwarzmeer-Flotte hat nur noch recht wenig, was über nennenswerte Flugabwehr verfügt. Da ist demnächst freie Jagd angesagt und der ukrainische Drohnenschwarm kann dann relativ unbehelligt agieren. Wie zum Beispiel bei der Versenkung von weiterem Kroppzeug der Schwarzmeerflotte.
Das ging sogar fixer und heftiger, als ich dachte. :eek:

Die Ukraine hat dann mal folgendes auf der Krim angegriffen:

Das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Sewastopol UND das verbunkerte Auchweich-HQ in Verkhnosadove (nordöstlich von Sevastopol).
F6phsouWgAAAXxC.jpeg
HQ BSF, Sevastopol
Video vom 2. Einschlag

Der erste Einschlag ging direkt ins Büro von diesem Herren, der zu dem Zeitpunk im Büro anwesend war:
F6pQinDXgAA1qte.jpeg
Admiral Viktor Nikolayevich Sokolov, Commander of the Black Sea Fleet (BSF)
Desweiteren hat die Ukraine (bereits gestern) mehrere Flugplätze der Russen auf der Krim geplättet und andere militärische Einrichtungen angegriffen. Neben den bereits genannten in Simferopol, Rozdolne und Sakas.

Auch beachtenswert war der Sabotage-Akt auf der Chkalovsky Air Base in der Nähe von Moskau. Das ist in etwa so, als würde man den Amis die Andrews Air Force Base angeifen, denn (ebenso wie die Amis) hatten die Russen auf Chkalovsky deren Doomsday-Plane, AWACS und diverse Transportmaschinen für Regierungsmitglieder. Chkalovsky Air Base wäre erster Stop, wenn Putin sich verpissen wollte, oder es in Moskau brenzlig wird. Nur mal so am Rande. Zerstört wurden z.B. einer (von nur rund 12 gebauten) Il-20M ELINT-Vögeln, vermutlich eine An-148 Verkehrsmaschine und ein Mi-28N. Ausgeführt wurde der Angriff wohl durch Saboteure.

Die Schlagzahl solcher Angriffe wird die nächsten Tage sicherlich hoch bleiben.

Zu ATACMS (ewiges Hick-Hack!) hat man sich wohl durchgerungen, eine kleine Stückzahl (die Rede ist von 30 bis maximal 50 Stück) freizugeben. Analog dazu gibt Deutschland eine erste Charge von rund 45-50 Stück TAURUS frei, die bis zum 10. November in der Ukraine eintreffen soll. Das Thema ist aber durch die fehlenden Eier vom Scholz mal wieder komplett kompliziert: Die Taurus haben wohl noch KEIN Geofencing eingebaut (um Angriffe auf russisches Territorium zu blocken). Und da man sich auf das Ehrenwort der Ukraine nicht verlassen will, müssten somit an sich deutsche Techniker vor Ort die Zieldaten in die Taurus programmieren, damit sicher gestellt ist, dass die nicht den Kreml anvisieren. Nur ... genau DAMIT macht man sich dann halt doch die Finger schmutzig und greift aktiv ins Kriegsgeschehen ein. In der Sache ist sicherlich das letzte Wort noch nicht gesprochen und den Schwaflern in Berlin ist sowieso nicht zu trauen.

Zur Zukunft der Schwarzmeerflotte hat sich hier mal noch jemand Gedanken gemacht. Im Prinzip ist das nicht an den Haaren herbeigezogen. Früher oder später bleibt der Schwarzmeerflotte kein sicherer Hafen mehr. Die Russen haben bereits ALLE U-Boote aus Sevastopol abgezogen, die sich noch bewegen ließen. Da liegt nur noch ein altes rostiges Foxtrott (U-01 "Zaporizhzhia"), welches man bei der Einnahme von Sevastopol von den Ukrainern erbeutet hat. Der Rest ist schon weg, soweit er aus eigener Kraft Fahrt aufnehmen konnte. Weder die Docks noch die Hafenanlagen sind wirklich nutzbar, da alles was da liegt jederzeit von der Ukraine unter Feuer genommen werden kann. Selbst Novorossiysk in Russland ist nur 335km Luftlinie von Robotyne entfernt, oder 400km von Teilen Khersons aus oder 580km von Odessa weg. Da die Russen die Lufthoheit über das Schwarze Meer westlich der Krim (und über der Krim!) verloren haben, wäre es ein Klacks, da in Kürze mal Taurus, ATACMS oder auch Neptune in Richtung Novorossiysk zu schicken (die politischen Folgen mal außen vor). Mit Seedrohnen kommen sie auch so weit und so dünn wie die russische Flugabwehr derzeit ist, kann man auch bald wieder mit konventionellen größeren Drohnen (Bayraktar z.B.) relativ unbehelligt agieren. Eine "Flucht" der Schwarzmeerflotte aus dem Schwarzen Meer ist wegen der Türken nicht drin (Bosporus ist für Kriegsschiffe dicht) und bestenfalls die kleineren Einheiten könnte man über die Kanäle ins Kaspische Meer verlegen.

Ansonsten hab ich noch zwei interessante Interviews:

Eines mit Kyrylo Budanov, Chef des Militärgeheimdienstes der Ukraine
US General Mark Milley, chairman of the Joint Chiefs

Das Milley-Interview hat nichts mit der Ukraine zu tun, sondern eher die Dunkelphase der Amtszeit von Donald Trump als 45. US-Präsi. SEHR lesenswert!

Ansonsten noch drei Entwicklungen im Allgemeinen bzgl. der allgemeinen Situation:

1.) Russisches Selbstverständnis:

"Das Mitglied der russischen Regierungspartei Evgeny Fedorov hat einen Gesetzentwurf für die Staatsduma vorbereitet, der die Wiederherstellung des Russischen Reiches innerhalb der Grenzen der ehemaligen UdSSR vorschlägt. Er begründete seinen Vorschlag damit, dass angeblich auf dem Territorium unabhängiger Länder, ehemals besetzter Republiken, ständig verschiedene Konflikte stattfinden.

Daher wäre es „logisch“, sie wieder unter die Kontrolle Moskaus zu bringen, selbst wenn Russland mit jedem dieser Länder in den Krieg ziehen müsste.

Fedorov erklärte, dass die Republiken die UdSSR illegal verlassen hätten und Russland daher angeblich das Recht habe, sie zurückzunehmen. Die aktuelle Invasion in der Ukraine sei der Beginn einer solchen Rückkehr, glaubt er."

Quelle

2.) Armenia / Azerbaijan / Ngorno-Karabach:

Der Konflikt ist ja mal wieder hochgekocht und Armenia hat dabei so DERMAßEN eine auf die 12 bekommen, dass Ngorno-Karabach jetzt unter kompletter Kontrolle von Azerbaijan ist. Keine Autonomie mehr, komplette Besetzung, Schicht im Schacht. Und Armenia hat um Frieden gebettelt:
Bildschirmfoto vom 2023-09-22 20-01-18.png
Peter Zeihan erklärt hier mal die Hintegründe.

Punkt ist halt: Azerbaijan ist ethnisch mit der Türkei verbandelt und die Türken haben die Azeris halt die letzten Jahrzehnte auch massiv unterstützt und gefördert. Zudem hat Azerbaijan ordenlich Öl und gerade in Verbindung mit den Sanktionen gegen Russland (die Azerbaijan nicht betreffen) ist es als strategischer Partner und Öllieferant für die EU interessant. Wie man aber an der Karte sehen kann, saß da eine Laus im Pelz: Die von den Russen geförderten Armenier (und Russen!) hatten da in Ngorno-Karabach die Autonomie-Bewegung unterstützt, obwohl der Teil völkerrechtlich zu Azerbaijan gehört. Solange dieser Konflikt schwelte, war Azerbaijan halt im Westen nicht so als Partner interessant, weil man ja dann mit einer Kriegspartei verbandelt und ggf. indirekt in den Konflikt eingreift. Die Volkswirtschaft Azerbaijans ist die letzten 10-15 Jahre massiv gewachsen (auch durch den Ölreichtum), wogegen Armenia weiterhin ein Armenhaus ist, dass am Hungertuch nagt. Die russischen Peacekeeper hatten bislang eine weitere große Eskalation mehr oder minder verhindert, weil die genau bei Lachin am Berührungspunkt zwischen Karabach und Armenia in sehr bergigem Gelände am einzigen Verbindungsweg ihre Kaserne hatten (neben der weiteren Präsenz nahe der Armenischen Hauptstadt).

Die Russen sind diesmal komplett überrumpelt worden. Einige wurden gekillt, darunter auch der Kommandeur der russischen "Friedenstruppen", ein hochrangiger Marineoffizier der Nordflotte. Und das ging alles so fix, dass die Russen diesmal nicht reagieren konnten. Womit auch? Normalerweise würden die Russen wie sonst auch die VDV (Fallschirmjäger) schicken, aber die sind gerade ALLE als leichte Infanterie bei Tokmak in der Bresche und nicht abkömmlich. Die Russen mussten also diesmal zusehen, wie die Azerbaijanis mit türkischer Rückendeckung Tabula Rasa machten und geopolitisch Ordnung auf dem Kaukasus schafften.

Was JETZT noch fehlt, ist die Landverbindung zwischen Ngorno-Karabach und Nakhchivan. Letzteres ist völkerrechtlich Teil von Azerbaijan und grenzt seinerseits an die Türkei. Dann kann man da mal eben eine Pipeline hinwerfen und die Azerbaijanis haben einen Landkorridor in die Türkei und somit auch die EU.

Die Armenier können ebenfalls die Karte lesen. Deren Landverbindung in den Iran ist nun bedroht und nach Norden hin hat man lediglich Grenzen zu Georgien (auch kein Freund von denen!) und mit den Türken können und wollen sie auch nicht. Ihnen droht also die komplette Isolierung, bzw. was Ex- und Importe angeht, sieht es ziemlich mau aus.

Da hat Erdogan ganz massiv den Stinkefinger Richtung Moskau ausgestreckt und Putin mal eben die Kontrolle des Kaukasus entrissen und die türkische Dominanz in der Region massiv ausgebaut.

3.) China/Taiwan:

Die Chinesen "fahren" mal wieder eine absolut FETTE große Übung bei Taiwan:

Ein großteil deren Flotte ist anwesend:
tw1a.jpeg
Die Luftwaffe dringt massiv und regelmäßig bis in den taiwanesischen Luftraum ein:

tw1b.jpeg
Und auch acht privatwirtschafliche eingesetzte Ro-Ro-Fähren wurden für die Maritime-Reserve-Fleet mobilisiert und zusammen gezogen. Zudem hat man auf chinesischer Seite direkt gegenüber die bislang stärkste Truppenkonzentration der letzte Jahre ausgemacht. Ganze Divisionen wurden per Zug aus anderen Teilen Chinas herangekarrt.
tw2.jpeg
Noch mag das eine Übung sein, aber das ist halt auch das Vorspiel für den Ernstfall und mit dem kann man bis 2025 sicherlich rechnen. Davon gehen zumindest die Amis aus und deren Augenmerk richtet sich schon länger darauf, dass man der nächste Konflikt halt mit China ist. Vor dem Hintergrund muss man auch den Umbau des US-Marine Corps, der Landstreitkräfte und der Air Force sehen, der die letzten Jahre stattgefunden hat.

Der Stabschef der US Air Force (General Charles Q. Brown) hatte bereits vor drei Jahren beim Amtsantritt gesagt: "Der einzige Fokus der US Air Force ist, den Kampf innerhalb der 'First Island Chain' zu führen, dort auszutragen und zu gewinnen. Dem sei alles andere untergeordnet und das Training für diesen Fall habe sofort, ohne Verzug und ohne Samthandschuhe zu beginnen." Wie gesagt: Das war vor drei Jahren und Brown wird im Oktober General Mark Milley als Joint Chief of Staff ablösen.

Vor dem Hintergrund sollte man auch die Deaktivierung verbliebenen der A-10 "Warthog" sehen und die Eile bei der Einführung von B-21, sowie der Jets der 6. Generation sehen. Plus halt weitere Drohnen und die Eile, mit der man Momentan die F-35-Produktion auf Generation IV umstellt. Diese Upgrades im Paket "Generation IV" machen aus der F-35 fast einen Flieger der 6. Generation. Die Verbesserung der Sensorik, der Kommunikation und die Änderungen am Radar und Avionik sind ziemlich umfassend und man stellt derzeit lieber fast fertige F-35 (G4) auf Halde (bis die letzten Kinken raus sind), als dass man noch Generation III baut und die dann später umrüstet. Ausnahmen sind jene für den Export an NATO-Mitglieder, denen Generation IV zu teuer ist, wie z.B. Italien und Spanien.

Das wäre es für den Moment. Ist lange genug geworden. :oops:

Edit: Polen! Der polnische PM hatte die Tage ja angekündigt, Polen werde "ab sofort keine Waffen mehr an die Ukraine schicken" - die Versorgung der eigenen Streitkräfte ginge vor. Ignorieren. Das ist Geplänkel. Die haben in Kürze Wahlen und auch der polnische Präsident hat bereits klargestellt, dass Polen weiterhin seine Verpflichtungen einhält, weiterhin Transit und Wartung für ukrainisches Material gewährt und alle anderen Zusagen weiterhin gelten. Er schränkte lediglich ein, dass darüber hinausgehendes Material nur aus Beständen erfolgen kann, welches die polnischen Streitkräfte ausmustern.
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 23.09.2023, 18:29

Es ist mal ein Bild eines russischen T-14 "Armata" im nackten Zustand aufgetaucht - ohne die Panzerung an Turm und Seiten:
armata.jpeg
T-14 Armata "nackt"
Und da kann man sich vor Lachen gleich mal wegschmeißen. Alles ist ungeschützt: Das Hard- und Soft-Kill-APS, das Radar, die optische Sensoren und die da frei und ungeschützt laufenden Hydraulik-Schläuche und/oder Verkabelung. So langsam ist klar, warum die Russen das Ding nicht weiter verfolgen. Klar, das hat zum einen mit der Teile-Versorgung zu tun, weil viel der verbauten Technik aus dem Ausland kommt. Plus das Preissschild für die Armatas war schon vor den Sanktionen und ein paar Hausnummern höher, als für einigermaßen modernisierte T-90 und T-80.

Aber was man hier im Bild sieht, fällt absolut in die Rubrik "Gewollt und nicht gekonnt!" :hehehe:

Klar, da ist im Auslieferungszustand noch Panzerung drauf und vor allem auch ERA - die reaktive Explosiv-Panzerung. Nur: Wenn die ERA-Blöcke hochgehen, dann bleibt von der dahinter verbauten sensiblen Technik auch nicht mehr allzuviel übrig. Das Radar des APS und das APS selbst? Die sind dann Schrott. Und schon alleine da ungeschützte Hydraulik-Schläuche und/oder Kabel großflächig zu verlegen? Absolut irre.

Der "Selbstschutz" des Panzers führt somit selbst bei erfolgreicher Abwehr eines Beschusses mal mindestens zum "Mission-Kill", wenn nicht sogar zum Totalausfall. :bash:
Grüße,

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Herr Rossi
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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 23.09.2023, 18:58

...
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 24.09.2023, 10:56

Schade. Ich hatte eine recht umfassende Antwort gepostet, aber anscheinend ist die nicht durchgegangen. Daher in Kürze nochmal:
Herr Rossi hat geschrieben:
23.09.2023, 18:58
"Auch sie sind allen westlichen Panzern ebenbürtig. Wenn solche Vergleiche überhaupt zulässig sind. Der russische Panzerbau hat traditionell immer mehr Wert auf hohe Beweglichkeit, geringeres Gewicht und einfache Unterhaltung gelegt als der Westen, der stattdessen eher auf deutlich schwerere und besser geschützte Panzer Wert legte. "
Das ist ziemlicher Quatsch. Beweglichkeit alleine reicht heute nicht mehr aus, wenn man blind in einem Stahlsarg auf der Munition sitzt und das Ding schon beim leichtesten Bums gegen die klapprige Panzerung am Raumfahrtprogramm teilnehmen will. ALLE russischen Panzer haben zudem das Problem, dass sie nur vorwärts fix sind. Mal eben schnell wieder rückwärts in Deckung fahren? Fehlanzeige. Das geht teilweise dann nur mit Schrittgeschwindigkeit.
Das Audio ist EXTREM leise und ich musste da Untertitel dazuschalten. Viel von dem was der da sagt, ist m.E. überholt und nach einigen Minuten hatte ich da keine Lust mehr, mir das anzusehen, sorry.
Herr Rossi hat geschrieben:
23.09.2023, 18:58
Und ich bin ja nun echt kein Profi bei Militärtechnik, aber so wie ich das wahrnehme ist die Entwicklung bei der Panzertechnik generell eine recht träge Angelegenheit. Der Leo2 ist ein Produkt der 70er und wird bis heute weiter modernisiert. Der M1 Abrams stammt aus den 80ern und hat eine ähnliche Entwicklung.
Ja, der M1 ist mittlerweile bei über 90 Tonnen Kampfgewicht angekommen. Das ist komplett irre. Der Nachfolger soll wieder 60 Tonnen haben und selbst da schreien dann einige, das wäre "zu leicht". Was Kampfpanzer angeht? Die einzige Neuentwicklung von Null an, die es bislang in Stückzahlen in die Truppe geschafft hat, ist der südkoreanische K2 "Black Panther", von dem auch die Polen 1000 Stück haben wollen. Die Entwicklung fing zwar schon 1995 an, wurde aber erst 2008 finalisiert. In Kleinserie gingen die dann in die Erprobung, bis die Kinken raus waren. Die Zeit hat Südkorea auch genutzt, um die Produktionskapazitäten aufzuziehen, da ALLES am K2 domestisch produziert wurde. So einen Zirkus mit den Amis wie beim K1 wollte man unbedingt vermeiden. Truppeneinführung erfolgte dann 2014. Der K2 hat einige moderne Schmankerl drin, die sich sehen lassen können.

Die Israelis haben die Tage auch die neueste Version des Merkava IV "Barak" vorgestellt. Der Merkava wurde zwar von 1970-78 entwickelt und ging 1979 in Dienst, aber der hat so viele Varianten und Redesigns erhalten, dass heutige Merkava IV mit dem Merkava I von damals kaum noch Gemeinsamkeiten haben. Selbst Turm und Wanne (die Herzstücke) sind mittlerweile anders. Den "Barak" kann man nach dem K2 sicherlich als den derzeit modernsten Kampfpanzer ansehen, was die Fähigkeiten angeht. Das Level der Vernetzung und der Automatisierung ist da ähnlich wie bei der F-35.

Nur mal ein Beispiel: Eine Kompanie Panzer fährt auf einen Hügel. Unten im Dorf steht einer am mit einer Panzerabwehr-Rakete am Fenster und visiert das Führungsfahrzeug an. Die Sensorik des Panzers erkennt den Ziellaser und erkennt an der Modulierung des Lasers, dass es sich vermutlich um eine "Kornet" handelt. Mit dem eigenen Radar (und dem Radar der benachbarten Panzer) wird automatisch per Synthetic-Apperture ein Terrainbild und ein ein dreidimensionales Bild der Gebäude gemappt und die Position des Schützen darüber und über die Optiken eingemessen. Auf den Heads-Up-Displays der Besatzungen (auch all jener im Verbund des Netzwerks) wird die Position des Schützen markiert und das Icon "AT-INF [Kornet]" drübergelegt. Die Besatzungen des anvisierten Panzers (und deren Kollegen in den anderen Panzern) brauchen da nicht mit dem Joystick am Display zu fummeln, um den nun in Sicht zu bekommen, müssen nicht durch Sichtschlitze oder Prismen gaffen, oder gar die Luke aufmachen und raussehen. Eine Kopfdrehung in die entsprechende Richtung reicht und auf dem Helmdisplay sehen sie statt des Innenraumes des Panzers das Ziel - als Bild der Außenkameras, mit Entfernungsangabe, gerne auch in Thermalsicht oder als synthetisches Bild, dass aus verschiedenen Quellen generiert wurde. Indessen hat der Bordcomputer schon mal das Trophy APS in die Richtung des erwarteten Flugkörpers ausgerichtet, kalkuliert ob es gefahrlos (ohne eigene begleitende Infanterie zu gefährden) bei Versagen des Trophys ggf. die Reaktivpanzerung in Anflugrichtung zünden kann (und wenn ja, welche Kacheln), kalkuliert, ob Einsatz von EW oder Rauch sinvoll ist und je nach Verteidigungsmodus (unterschiedliche Level an Autonomie sind da drin) werden entweder die Waffenstation auf dem Turm, oder der Turm mit Bordkanone auf das Ziel ausgerichtet, so dass Richtschütze oder Kommandant nur noch Befehl oder Knopfdruck handhaben müssen. Da die ermittelte Bedrohung allen verbundenen Einheiten angezeigt wird, kann es durchaus sein, dass ein anderer Panzer, ein APC, eine Drohne oder ein Kampfhubschrauber das Ziel schon vorher ausknipst.

Einsatz von Klein- und Kleinstdrohnen aus Kampfpanzern heraus wird auch immer wichtiger und der Merkava IV "Barak" hat da auch ein bisschen Kroppzeugs mit an Bord, um eigene Luftaufklärung zu machen, bzw. ist auch so ausgestattet, dass er halt die Sensordaten von anderen Luft- und Bodeneinheiten nutzen kann und gleichzeitig auch selbst aggregierte Daten sendet. Gerade das Radar und die automatische Kombinierung der Sensordaten verschiedener Panzer (und anderer Teilnehmer im Netzwerk) führen dann auch zu Verfeinerung der Zielerfassung und automatischen Klassifizierung anhand von Emissionen, dem Thermalbild, der optischen Erscheinung des Zieles, die mit einer Onboard-Datenbank abgeglichen werden.

Die Russen sind noch auf dem Stand, dass die relativ blind und taub sind, sobald die Luken zu sind, schon weil sie das Thema "Optiken" total verkackt haben und das beste, was sie da selbst bauen können, ist eine schlechte Kopie eines längst veralteten Thales-Systems, welches schon Mitte vor 20 Jahren aus der Mode gekommen ist. Selbst ein Analog des IVIS der Amis (Golfkrieg 1990!) haben sie bislang nicht hinbekommen und das hatte schon vor 33 Jahren seine Feuertaufe und ist seitdem ein alter Hut und längst durch modernere Lösungen abgelöst worden. Und es ist ja nicht so, als ob das keiner mitbekommen hat. Die Russen habe sich den 1. Golfkrieg ebenso genau angeschaut, wie die Chinesen und hatten dann die Hosen voll, wie fix und mit welch geringen eigenen Verlusten die USA damals Saddams Irak aufgerollt hatten. Die Chinesen haben dann die Ärmel hochgerollt, Geld in die Hand genommen und alte Ideen und Traditionen beerdigt und Navy, Luftwaffe und Heer einer seitdem andauernden beständigen Transformation und Totalerneuerung unterzogen. Die Russen? Die haben "Blyat!" gesagt, sich noch einen Vodka reingeschüttet und geschaut, welche Potemkinschen Dörfer man bauen und wie man dabei am besten Geld und Material klauen kann. Der "große Ruck" ist bei denen ausgeblieben und fand nur auf dem Papier und in der Propaganda statt. Für alles andere hat bei der ganzen Korruption das Geld halt auch nicht gereicht.
Herr Rossi hat geschrieben:
23.09.2023, 18:58
Erinnert sei da an die A400, die F35 oder ähnlich "ambitionierte" Projekte. Der Kram ist halt mit der ganzen Soft- und Hardware mittlerweile hochkomplex und braucht Zeit für eine Ausreifung oder halt auch die finale Erkenntnis, dass man da Schrott produziert hat.
Was "Schrott" und A400M angeht hast du sicherlich recht. Bei der F-35 dagegen? :hehehe:

Ja, was haben wir alle gelacht: Diese Missgeburt der Aerodynamik kann nicht manövrieren, ist zu langsam, zu teuer, zu wenig interne Waffenkapazität und was sonst alles noch damit im Argen lag. Nur: Die Zeiten sind vorbei und die F-35 ist mittlerweile so ein game-changer, dass ich da mal einen Tweet von vor ein paar Tagen hervorkramen möchte: "Russian mind cannot comprehend this." Begleitet wurde das von zwei Screenshots eines Teilbereiches des F-35 Cockpit-Displays, einem Bild des Radar-Displays einer F/A-18EF und einer Montage von Statistiken. Das braucht sicherlich einige Erklärungen.

Daher kurz das: Über das Radar der F-35 uns seiner Fähigkeiten gibt es bislang nur wenig brauchbare Informationen. Es ist ein AESA-Radar mit 1600 Zellen. Jede kann gleichzeitig Senden und Empfangen. In verschiedene Richtungen, mit unterschiedlicher Stärke und in allen relevanten Frequenzbändern. Bekannt ist: Das Radar macht nicht nur Zielerfassung, Klassifizierung und Zielbeleuchtung. Es nutzt Synthetic-Apperture für Geländedaten-Mapping und Bodenzielerfassung (und Klassifizierung), dient als Radio-Antenne (senden/empfangen) für das Software-Radio UND den verschlüsselten Datenaustausch mit anderen F-35 und kann darüber hinaus auch als Antenne für Link-16 Datenfunke mit anderen (älteren) Fliegern oder vernetzten Einheiten kommunizieren. Dazu setzt es immer nur so viel Energie ein, wie minimal nötig. Wenn für die Zielerfassung und Beleuchtung von 24 Luftzielen nur 48 der 1600 Zellen nötig sind und das Radar dafür pro Zelle nur 5-10% Leistung braucht? Dann reicht das eben und es ist genug Kapazität für andere Sachen frei. Und die Radarwarner der so beleuchteten Ziele bekommen das dann auch nicht mit, weil die Signale zu sehr über das ganze Frequenzband verstreut sind, von kurzer Dauer sind und von so geringer Intensität. Zudem tauschen die F-35 im Verbund ständig Daten untereinander aus, so dass die Zielverfolgung einzelner Ziele nicht immer und exklusiv von einem (oder allen) Fliegern erfolgt, sondern alle Flieger abwechselnd aus verschiedene Richtungen und mit verschiedenen Frequenzen die Ziele mit extrem kurzen Impulsen "beleuchten". Selbst wenn die was davon mitbekommen, können diese dann die Quelle nicht exakt einmessen. Die Zieldatenbank der F-35 klassifiziert dann auch gleich mal die Ziele komplett ein - anhand von Radar und Infrarot-Emissionen, deren Funkerei, den Bildern aus dem IRST und kann direkt sagen, welcher Typ Flugzeug das ist und kann auch mehr oder minder ermitteln, was die an externer Bewaffnung tragen.

Diese Daten gehen dann an alle F-35 über deren eigenen Datenbus und über Link-16 an alle Legacy-Einheiten wie (teilweise) F-22, F-18, F-15 und F-16. Die brauchen dann ihr eigenes Radar nicht einzuschalten und können trotzdem aus der zweiten Linie schießen ohne sich selbst zu exponieren. Deswegen das 3. Bild in dem Tweet mit der Sicht auf das "Radar-Bild" der F/A-18EF, welche die von den F-35 aggregierten Sensordaten per Link-16 gesendet bekommt.

Bekannt ist auch, dass die F-35 keine F/A-18G "Growler" als begleitende Jammer brauchen, weil sie mittels des eigenen Radars fast ebenso stark Jammen können, wie die Growler. Die Growler jammen omnidirektional, die F-35 halt konzentriert in die Richtung(en), die explizit zur Bedrohungsabwehr benötigt werden. Und obwohl die genauen Leistungsdaten des F-35 Radars nicht allgemein bekannt sind: Das Ding ist schon wieder überholt und wird in der F-35 der 4. Generation gerade durch den Nachfolger ausgetauscht. Und Infos dazu gibt es bislang auch nicht, außer: Dass es noch besser ist.

Diese Vernetzung, Sensor-Sharing und Automatisierung der Systeme ist den Russen komplett fremd. Wenn F-35 Piloten mal aus der F-35 in ein anderes Flugzeug wechseln, dann ist das, als ob man aus einem Tesla in einen alten rostigen Lada umsteigt.

Der letzte Punkt ist dann auch in der 4. Grafik gut erklärt: 960 ausgelieferte F-35 haben bislang über 700.000 Flugstunden geleistet und 420.000 Flüge absolviert. 2100 Piloten wurden darauf geschult und über 14.000 Wartungstechniker. Halte mal dagegen, was die Russen zwischenzeitlich gebaut haben und wie schwer die sich mit der Su-57 tun. Die Su-35 ist das beste Modell, was sie in Serie gebaut haben und davon gibt es weniger als 180. Su-34 (Strike)? 148 Stück. Su-30? Rund 650, aber davon gingen auch rund 200-250 in den Export. Nichts davon kann kann an sich der F-35 das Wasser reichen und selbst die Su-57 hat eine Radarsignatur (selbst von vorne), die etwa 50x größer ist, als die einer F-22 aus den 1990'ern. Da nützt es dann auch nichts, dass russische Flugzeuge ggf. schneller oder wendiger sind, oder mehr Waffen tragen können. Denn diese Vorteile können sie nicht ausnutzen, wenn sie den Gegner nicht sehen können, selbst wenn der schon seine Waffen abgefeuert hat.

Technologisch haben die Russen 20-30 Jahre Rückstand und sind erst jetzt mit ihren ersten Gleitbomben und zugekauften Drohnen so langsam in isolierten TEILBEREICHEN zu dem aufgeschlossen, was die USA 1990 schon aus dem FF konnten. Und noch ein letzter Punkt: Zuverlässigkeit. Bei den 960 ausgelieferten F-35 gab es bislang 13 Unfälle in neun Jahren, mit 9 Totalverlusten und vier, die mit Beschädigung erhalten blieben. Zu beklagende Todesfälle: Bislang nur ein JSDF-Pilot, der 2019 umkam. Zum Vergleich: Bei den Russen fliegt zu Friedenszeiten deutlich weniger (an Stückzahl als auch was Flugstunden angeht!) und die verlieren dennoch mehr Maschinen UND Piloten. Und dabei haben die Russen doch an sich die "robustere" Technik und weniger Gimmicks, die kaputt gehen können.

Eines noch so als kurze Überlegung: Die ATACMS, auf welche die Ukraine so lange warten musste? Das ist in den USA ein alter Hut. Die Produktion ist schon seit Jahren eingestellt und der Nachfolger steht ins Haus. Was noch da ist, sind Restbestände. Was würden der Ukraine also diese Altertümchen nützen? Die ATACMS Block 1 und 1A hat APAM-Clustermunition und verstreut 950 Einheiten Submunition auf ein Feld von 1km x 1km. Gib den Ukrainer 50-100 Stück davon und die putzen damit ALLE Flugabwehr der Russen in 300km Umkreis weg. Denn dafür sind die geradezu prädestiniert. Danach können sie dann bequem mit der eigenen Luftwaffe per JDAM jeden einzelnen Schützengraben der Länge nach in 50-Meter Abstand ausheben - aus +30.000 Fuß Höhe und 40-50km Entfernung unter Deckung der eigenen Flugabwehr.

Und gegen diesen quasi von den USA fast schon ausgemusterte Ladenhüter ist bei den Russen auch kein Kraut gewachsen, noch habe sie ein Analog dazu. An sich ist das alles unfassbar und da muss man sich schon an den Kopf fassen, dass die auch nach ständiger Demonstration ihrer militärischen Ohnmacht noch solche Töne spucken.
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 24.09.2023, 12:23

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Zuletzt geändert von Herr Rossi am 27.03.2024, 22:35, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 25.09.2023, 08:57

Herr Rossi hat geschrieben:
24.09.2023, 12:23
Es ging mir um den Punkt, dass man verschiedene Ansätze bei Waffentechnik verfolgen kann. Die westliche Variante hast du in deinem Post ja durchaus gut erklärt. Ob das eine oder andere erfolgreicher ist weiß ich nicht
Gut, schauen wir uns den T-14 Armata und die ganze darum geplante Fahrzeugfamilie mal an, die das selbe Chassis und den selben Motor nutzen soll. Dazu empfehle ich mal dieses Video. Der Kommentator ist recht polemisch, aber er bringt die Punkte ganz gut rüber. Erklärt, wie es zum Armata gekommen ist, was der bringen soll und welche Probleme sich die Russen da eingetreten haben. Das fängt damit an, dass der komplette Panzer speziell auf einen neuen Motor zugeschnitten ist. Und das war auch EXTREM überfällig, weil (bis auf den T-80 mit seiner Gasturbine) alle anderen Russen-Panzer (und APCs) im Prinzip den selben V-12 Diesel einsetzen, der schon im T-44 eingesetzt wurde. Dieser mittlerweile 90 Jahre alte Motor (immer wieder "aufgepumpt" und "verbessert") ist halt technologisch um Generationen hinter modernen Dieseln hinterher und komplett ausgereizt und nun so überzüchtet, dass die Lebensdauer und der Einsatz unter extremen klimatischen Bedingungen nicht mehr so toll sind. Die Leistung liegt dann auch 25% unter der des Leo 2 mit dem MTU MB 873 Ka-501 Power-Pack und der Russen-Motor ist größer, wiegt mehr und säuft wie ein Loch.

Für den Armata musste also was neues her: Kompakter, leistungsfähiger und moderner. Also wurde die Chelyabinsk Tractor Plant damit beauftragt, mal was zu basteln. Entstanden ist dabei der 12N360 Motor. Die 12 Zylinder mit insgesamt 35 Liter Hubraum sind horizontal in einem X angeordnet, was den Motor extrem kompakt macht. Bei angeblich 1550 Kilo bringt der (angeblich) rund 1500 PS bei 2000 Umdrehungen und 3840 Nm Drehmoment. Wenn das so stimmt, wäre das ordentlich. Nur: Die Entwicklung von dem Motor begann eigentlich schon 1970 und 1977 gab es den ersten Prototypen (mit 1200 PS), aber der war für den Einsatz in Fahrzeugen so extrem unzuverlässig, dass man den bestenfalls als Pumpenmotor in Pipelines eingesetzt hat.

URSPRÜNGLICH stammt die Idee für diesen Motor-Typ aus dem WWII. Das Heereswaffenamt wollte einen neuen Panzermotor und beauftragte 1943 die Firma Simmering-Graz-Pauker (SGP) in Wien mit der Entwicklung eines luftgekühlten Diesel. Die haben das aber nicht hinbekommen. Da Ferdinand Porsche mit luftgekühlten Motoren Erfahrung hatte, wurde sein Team da als Unterstützung angefordert. Der von Porsche-Designer Paul Netzker entwickelte SLA-16 hatte dann ein X-Layout mit vier Zylindern pro Bank. Der Motor wog 2.250 kg und leistete 770 PS bei 2200 Umdrehungen. Gedacht war der für den Einsatz im Tiger, Tiger II und deren Variante, sowie des Panther II. Man hat den aber nie vernünftig hinbekommen und die Zuverlässigkeit war ein extrem großes Problem. Die Russen haben am Ende vom WWII halt bei der Besetzung von Wien auch Simmering-Graz-Pauker ausgeräumt und alle Pläne, Testeinrichtungen, Motoren und Teile (sowie die Techniker) eingesackt. Und man hat dann immer wieder mal versucht, damit was zu machen. Hat es aber auch nie wirklich geschafft.

Und was macht man, als man für den Armata einen neuen Motor braucht? Dieses Fuddelding, dass weder deutsche Techniker (darunter halt auch Ferdinand Porsche!) noch die besten der Russen in den letzten fast 70 Jahren hinbekommen haben? JETZT (also in 2014 bei Beginn des Armata-Designs) würde man das sicherlich schaffen! Ich löse mal auf: Die Chelyabinsk Tractor Plant hat neun Jahre in den Motor versenkt und der zerlegt sich noch immer ständig selbst, läuft zu heiß und zu unruhig, bringt nicht die geforderte Nennleistung und säuft wie ein Loch.

Einen anderen Motor einbauen (halt wieder den V12) geht auch nicht, weil der nicht in die Wanne passt.

Im verlinkten Video sind noch andere wichtige Punkte, was Selbstschutz und Sensorik des Armata angeht und auch da funktioniert an sich nicht so, wie es soll. Das Radar funktioniert wohl nicht, wie erwartet und man bekommt keine Automatisierung hin, dass der aktive Selbstschutz von selbst anfliegende Lenkwaffen abschießt. Im Gegenteil: Die Besatzung muss das von Hand auslösen, aber dazu müssen sie halt wissen, dass sie gerade beschossen werden und das bekommen sie wohl wegen der mangelhaften Sensor-Suite in der Regel nicht mit. Die Besatzung ist im Panzer relativ Blind und der Fahrer hat nur Sichtschlitze nach vorne und die Optiken für Kommandant und Schütze sind weder redundant, noch irgendwie modern. Es gibt kommerzielle Drohnen bei Amazon zu bestellen, die bessere Thermalsicht haben, als der Armata.

Der Video-Kommentator spricht auch einen interessanten Punkt an, der die ganze Armata-Familie (Luftabwehr auf Armata-Chassis, APC, MLRS, SPG, etc. pp.) zum Roadkill werden lässt: Wenn die alle die gleiche Wanne und Motorisierung haben, wie der T-14? Dann schleppen die für ihre ganz speziellen Einsatzzwecke einen zu starken Motor und vor allem viel zu viel Panzerung und Gewicht mit sich rum. Obwohl das theoretisch zwar die Logistik bei der Wartung und Instandhaltung vereinfacht: DIESE Flotte von Fahrzeugen wäre dann extrem "durstig" und man hat ja schon gesehen, dass die Russen keine vernünftige Betankung von Panzern hinbekommen, wenn es in die Offensive geht, weil sie dafür keine Logistik mehr haben. Jetzt natürlich NOCH weniger davon, weil die Ukrainer die Tanker halt bevorzugt aufs Korn genommen haben.

Unterm Strich ist der Armata auch wieder nur ein Potemkinsches Dorf und die Russen haben sich bei DIESEM Versuch, einen zeitgemäßen Panzer zu bauen technisch komplett übernommen UND das anvisierte Ziel wegen drei bis fünf Dekaden Technologie-Rückstand (je nach Gebiet) komplett verfehlt. Wer schon den Motorenbau nicht hinbekommt und auch nichts vernünftiges in Lizenz bauen oder importieren kann, der ist beim Panzerbau halt einem enormen Handicap unterworfen. Wenn es auch beim Rest der Technik bei den Grundlagen (Optiken, Sensoren, Bewaffnung, Eigenschutz) hapert, dann kommt da nichts vernünftiges bei raus.

Der letzte Punkt ist: Westliche Systeme haben soweit es irgendwie geht Redundanzen eingebaut. Davon sieht man beim Armata allerdings nichts. Knall dem die Optik weg und die Besatzung ist blind. Wenn der Auto-Loader versagt, welcher im unbemannten Turm verbaut ist? Dann ist das Ding wehrlos und muss sehen, dass es sich vom Acker macht, weil die Besatzung da keine Möglichkeit hat, das im Feld zu fixen. Und wie man im Bild oben gesehen hat: Die ganze am Turm befindliche Technik ist nicht nur exponiert, die geht auch hausgemacht in die Brüche, wenn die ERA-Kacheln zünden. Das sieht im Hochglanzprospekt toll aus, aber der praktische Nutzen geht über einen Technologie-Demonstrator für Technologie von Gestern nicht hinaus.
Herr Rossi hat geschrieben:
24.09.2023, 12:23
Fakt ist offenkundig, dass der Hightech Kram der Amerikaner kein Garant für Siege ist.
Das liegt aber nicht an den Waffensystemen, sondern der politischen Führung. 1990/91 hätte man bis Bagdad durchmarschieren können, weil man schon alles weggeputzt hatte. Man tat es aber nicht, weil man sich die Besetzung des Landes und eine "Post-Saddam-Phase" nicht ans Bein binden wollte. 2003 hat man das dann dennoch gemacht und dann nach der Besetzung so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Mit dem bekannten Ergebnis. Um der Zivilregierung des Iraks nicht komplett den Rückhalt im Land zu vergrätzen und man es sich mit der "internationalen Meinung" nicht versemmeln wollte, legte man das Militär halt so sehr mit strikten "Rules of Engagement" an die Kette, dass eine vernünftige Kriegsführung nicht möglich war. Der Militär-Apparat jeder Nation kommt an seine Grenzen, wenn er "Polizei" spielen muss und es mit "Insurgents" zu tun hat und es auf einmal Ärger gibt, wenn irgendwo nach einem Gefecht ein Haus zusammen fällt, oder ein Panzer ein Privatauto zur Flunder gefahren hat.

Von daher kann man die Leistungsfähigkeit von Streitkräften nicht am Kampf gegen Insurgents messen, sondern eher daran, wie sie mit near-peer-Gegnern in einem offenen Konflikt umspringen. Und da muss man schon sagen, dass diese konventionellen Phasen der Kriegsführung von Irak und Afghanistan ein voller Erfolg waren. Nachdem die Staaten besiegt waren fehlte halt ein ordentlicher "Plan B" und der scheiterte nicht an der Militärtechnik, sondern der politischen Dummheit.
Herr Rossi hat geschrieben:
24.09.2023, 12:23
Und mal so rein theoretisch: Die technischen Fähigkeiten, die du aufführst,haben einen großen Baum von Technikabhängigkeiten. Was passiert, wenn GPS weg ist? Wenn Funk gestört ist? Wenn der koordinierende Flieger abgeschossen wurde? Hohe Techniklastigkeit bedarf auch einer komplizierten Logistik und einen hohen Ausbildungsgrad des Personals.
Alles richtig und wichtig. Dennoch schau dir an, wie wenige der F-35 bislang runtergefallen sind - trotz der mittlerweile beachtlichen Menge an Flugzeugen und Flugstunden. Der neueste Verlust (letzte Woche) war genau so ein Fall, wie du ihn beschreibst. Totalausfall des Bordcomputers. Alle Displays tot. Nur noch die Analog-Instrumente zwischen den Knien des Piloten gingen noch. Der war Wingman in einer 2-ship Formation und der Flight-Leader hat ihn dann zum nächsten Flugplatz gelotst. Das Wetter war aber extrem schlecht und der Flight-Leader hat einen "missed approach" hingelegt. Dummerweise ist er dabei in die Wolkendecke aufgestiegen und der Flügelmann ist ihm erst nach und hat in dann "in der Suppe" aus den Augen verloren. Daher musste er dann nach Vorschrift ein "lost wingman"-Maneuver ausführen, damit die sich in der Wolke nicht über den Haufen fliegen: Horizontale und vertikale Separation nach einem gewissen Verfahren. Dabei hat er dann angeblich die Orientierung verloren und es kam vermutlich noch spatiale Desorientierung dazu und er ist dann ausgestiegen. Das sind zumindest die vorläufigen Spekulationen zum Vorfall. Genaue Ursachen und Begleitumstände können aber auch anders sein.

Was die Störung der Systeme durch Feindeinwirkung angeht? Klar, muss man mit rechnen. Aber schon Link-16 bekommen die Russen nicht wirklich gestört und beim AESA-Radar sieht das noch ein paar Hausnummern anders aus. Von daher kann man bei der F-35 davon ausgehen, dass deren Kommunikation kaum oder nur sehr schwer zu stören ist. Zumindest müssten die Russen schon recht fette Störsender in die Luft bekommen, um das komplette Spektrum abzudecken und da brauchst du dann schon eine Verkehrsmaschine oder großen Transportflieger, um die Technik dafür unterzubringen. Unterm Strich kann man eher den Chinesen zutrauen, dass sie technisch in der Lage sind, in dem einen oder anderen Teilbereich lokal begrenzt störend eingreifen zu können. Den Russen traut das mittlerweile keiner mehr zu, weil die zu weit hinterher sind.

Und selbst wenn: In einem Peer-Konflikt werden solche Störungen immer nur lokal begrenzt sein und solange es keine Monokulturen gibt und genügend andere Plattformen am Kampf beteiligt sind? Dann ist auch dagegen ein Kraut gewachsen.
Herr Rossi hat geschrieben:
24.09.2023, 12:23
Darüber hinaus ist das Zeug ziemlich teuer. Das ist auch einer der Punkte aus den Videos. Wenige hochgerüstete Maschinen gegen funktional abgestimmte Massenproduktion... und ich sage nicht, dass ich da die Antwort zu habe, sondern dass es einfach auch andere Ansätze gibt als die Hightechphilosophie, die westliche Rüstung verfolgt.
Der Haken ist halt, dass der High-Tech mittlerweile ein solcher Game-Changer ist, dass man doof wäre, ihn nicht zu nutzen. Schau dir die F-22 an. Das ist Technik aus den 1990'ern. Obama hat das Programm gekillt und dann auch konsequent jedes Projekt, welches Komponenten der F-22 modernisieren sollte um sie zeitgemäß zu halten torpediert. Die Air Force hat die Modernisierungen erst über den Umweg Kongress und heimliches Umschichten von Mitteln hinbekommen. Dennoch gibt es weltweit noch immer nichts, was gegen die F-22 anstinken kann. Selbst die F-35 tun sich da schwer, zumal die halt auch von vorneherein für Multi-Role und nicht explizit als Air-Superority-Fighter ausgelegt worden sind. Dennoch wird die F-22 in wenigen Jahre in Rente gehen und durch 200 NGAD ersetzt. ZUSÄTZLICH zu den 200 NGAD hat man auch gleich 1000 "Loyal-Wingman-Drohnen" bestellt. Diese sollen die NGAD und die F-35 begleiten und als kostengünstige Alternativen dann die brenzligen Teile der Einsätze fliegen, bei denen man dann keinen Piloten und sauteure Flieger riskieren braucht.

Übertrage diesen Aspekt mal auf den Landkrieg und packe in die Panzer-Züge Drohnenträger mit rein, die Luftaufklärung machen und ggf. Suizid-Angriffe fliegen, oder Lenkwaffen einsetzen. Das wird auch noch kommen und die Entwicklung davon läuft ja auch schon, bzw. ist im K2, im neuen Merkava IV und bei den Briten teilweise umgesetzt, oder in der Mache. Die bisherigen Großwaffensysteme (Kampfflugzeuge, Bomber, Panzer - aber auch Schiffe) werden dann eher zu mobilen Einsatzzentralen und kämpfen aus der zweiten Linie, während das massenproduzierte und ferngelenkte oder autonome Kroppzeugs das "heavy lifting" macht.

Solange Russland die Teile und Komponenten dafür bei Alibaba.com bestellen muss, brauchen sie dann nicht mehr anzutreten.
Grüße,

Toska
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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 25.09.2023, 18:06

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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 26.09.2023, 05:29

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Re: Ukraine

Beitrag von Roland von Gilead » 26.09.2023, 06:56

Herr Rossi hat geschrieben:
26.09.2023, 05:29


Wobei mich zugegeben bei Kanada nichts mehr wundert. Die waren bei ihrer Corona Politik unter Trudeau mit eins der totalitärsten Länder überhaupt. Daher glaube ich auch nicht, dass das ein "Ausrutscher" war.
Dein Ernst?
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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 26.09.2023, 08:25

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Re: Ukraine

Beitrag von Roland von Gilead » 26.09.2023, 09:41

naja, du schreibst Kanada ist eins der totalitärsten Länder überhaupt, nach meinem Verständnis stehen da vor Kanada erstmal eine ganze Reihe anderer Länder .... deswegen fragte ich.

Und angeblich war es keine Absicht

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama ... g-100.html

wenn es Absicht gewesen wäre, würde ich auch den Sinn nicht kapieren.
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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 26.09.2023, 10:15

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Re: Ukraine

Beitrag von Roland von Gilead » 26.09.2023, 15:26

sry, hab das mit der Coronazeit in dem Satz heute Morgen wirklich total ignoriert und nur mit dem Nazi Eklat verbunden :oops:
Da war tatsächlich nur China totalitärer ...... und so macht dein Satz auch Sinn für mich, sorry
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Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 26.09.2023, 15:40

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Re: Ukraine

Beitrag von |MURDOCK| » 26.09.2023, 19:29

Na na, du meinst, bessere Werbung für Bitcoin hätte man nicht machen können. 😉
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