Ukraine

Nachrichten und Diskussionen aus dem prallen Leben.

Moderator: Moderatoren

Antworten
Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2184
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 10.07.2022, 09:54

Herr Rossi hat geschrieben:
08.07.2022, 08:17
Das Ahrtal ist für mich übrigens eine Art Paradesymbol für den Zustand dieses Landes. Einige solche Beispiele habe ich hier auch direkt vor der Tür, denn auch in Düsseldorf und Umland gab es Schäden. Das ist alles wie am ersten Tag danach noch komplett unbehandelt, ein paar Schilder und Absperrband drumrum, ansonsten null Ansätze irgendetwas wieder in Ordnung zu bringen.
Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Als ich das erste mal nach langer Abwesenheit wieder in Deutschland war, hat mich schon ein wenig schockiert, wie weit man die Infrastruktur hat verfallen lassen. So manche Ecken kennt man ja wie seine Westentasche und da waren die gleichen Schäden, wie ich sie noch in Erinnerung hatte und es war offensichtlich, dass da in der Zwischenzeit kein Handschlag getan wurde. Es ist unglaublich, dass Deutschland überall die Welt retten will, aber daheim kann alles zusammen krachen und vom Staat gibt es nicht nur die kalte Schulter, sondern auch noch fettes Reingrätschen. Berlin baut sicherlich zuerst die komplette Ukraine wieder auf, bevor auch nur ein Cent im Ahrtal ankommt.
Herr Rossi hat geschrieben:
08.07.2022, 08:17
Gekrönt wird es dann noch vom Umstand, dass die Leute dort wieder diejenigen gewählt haben, die ihnen den Scheiß eingebrockt haben. Daher ist es nicht nur ein Symbol für den Zustand der Politik, sondern auch für den Zustand des Volkes.
Leider wahr.
Herr Rossi hat geschrieben:
08.07.2022, 08:17
Naja, es ist ja nicht so, dass unsere politische Elite die große Erzählung im geheimen hält. Wenn ein Klaus Schwab und die ganze Entourage drumrum von einem schwachsinnigen Great Reset labern, dann kann man darüber natürlich lachen und jeden, der da mal bitte drüber reden will, als rechten Naziverschwörungsschwurbler framen, aber nur weil es Schwachsinn ist bedeutet es nicht, dass die nicht wahnsinnig genug sind es auch zu versuchen. Man kann aber auch einen Klaus Schwab einfach mal links liegen lassen und dann bleibt zumindest immer noch der Fakt übrig, dass wir eigentlich seit Jahrzehnten nichts anderes machen als einen großen Systemcrash vor uns herzuschieben. Vielleicht ist das jetzt einfach die passende Gelegenheit. Man kann es am Ende auf Corona und Putin schieben und fängt mit dem gleichen Personal wieder von vorne an. Ein solches Denken ist der politischen Elite sicherlich nicht fremd.
Die brauchen ihre Pläne ja nicht mal verheimlichen, denn die Damen und Herren sind ja sowieso "untouchable". Hat man ja neulich auch wieder beim Ghislain Maxwell Prozess gesehen (die Vize-Chefin des Epstein Kinderficker-Rings). Das ist vermutlich das erste mal in der Geschichte, dass jemand wegen "Trafficking" zu 20 Jahren verknackt wurde, ohne dass mit nur einem Wort während des Prozesses die "Kunden" beim Namen genannt werden durften.
Herr Rossi hat geschrieben:
08.07.2022, 08:17
Aber auch wenn das Debattenklima bei dem Thema in Deutschland langsam etwas geöffnet wird, so ist das leider, wenn du es prominent aussprichst, ganz schnell nach wie vor ein Karrierekiller (Konten weg, Strafverfahren, Hausdurchsuchungen, etc. pp).
Ja, die DDR war dagegen ein Kindergeburtstag. Die Methoden hat man seitdem verfeinert und perfektioniert.

Man ganz kurz OT zum Thema Attentat auf Japans Ex-Premier Shinzo Abe: Japan hat zwar kaum Schusswaffen-Verbrechen, aber Gewaltakte und Angriffe auf Funktionäre und Würdenträger gab es auch dort immer wieder. Auch recht spektakuläre, bei denen z.B. mit "Tamagotchi-Messern" (lol, sorry!) aus dem Samurai-Werkzeugkasten Politiker abgestochen wurden. Und auch in Japan sind Premiers und Minister (und andere Würdenträger) nicht nur mit Polizeischutz von der Stange ausgerüstet, sondern auch die haben eine Art "Secret Service", der nichts anderes macht, als Bedrohungslagen zu analysieren und dann bei öffentlichen Auftritten oder Bewegungen der Schützlinge im öffentlichen Raum für Personenschutz sorgen. Shinzo Abe stand als Ex-Premier und hochrangigem LDP-Parteimitglied dieser Schutz natürlich zu. Ob er ihn hatte, oder sich nur mit Polizei oder privaten Wachschutz umgeben hat? Keine Ahnung.

Mich machen die Videos vom Attentat fassungslos. Das ist ein Personenschutz-FAIL, den es so seit dem Attentat auf Ronald Reagan in 1981 in zivilisierten Ländern nicht mehr gegeben hat. Die Personenschützer haben einen ihnen unbekannten Mann mit Rucksack unkontrolliert bis auf 10 Meter (oder weniger) von HINTEN an ihren Schützling herangelassen! Und die waren so doof aufgestellt, dass sie den rückwärtigen Bereich weder abgesperrt, noch ständig im Blick hatten. Meine Fresse. Bei so viel Amateur-Hour kann man sich nur an den Kopf fassen.

Die Partei von Shinzo Abe wird diese Wahl mit großer Wahrscheinlichkeit so oder so gewinnen. Er hatte jedoch in der Partei nach wie vor großen Einfluss und seine ökonomischen Programme waren radikal, brachten Japan aber viele Vorteile und federten so manchen Nackenschlag ab. Welt- und Regionalpolitisch war er fest im amerikanischen Lager, aber strebte danach, dass Japan sich so weit emanzipieren musste, um (im Verbund mit anderen Indo-Pazifischen Ländern) China Paroli zu bieten. Und da band er auch Indien und Australien mit ein und mit Indiens Narendra Modi verband ihn wohl eine tiefe Freundschaft. Abe hat auch viel Energie darin versenkt, Stück für Stück Japans Streitkräfte so zu emanzipieren, dass sie nicht nur "Selbstverteidigung" im Aufgabenheft stehen hatten und heute auch in der Lage sind, "Force Projection" (in bislang kleinerem Umfang) zu machen. Er hat da auch fett Geld in die Rüstung versenkt und Japans erster neuer Flugzeugträger (äh, sorry: "Zerstörer mit Flugdeck") und die Anschaffung neuer Kampfflugzeuge (F-35 und ein domestischer F-22/F-35 Hybrid, der mit US-Hilfe gebaut werden sollte) gehen auf seine Kappe. Dazu kurz der Einwand: Die Nachfolgeregierung hat den F-22/F-35 Hybrid auf Eis gelegt und es sieht so aus, als ob Lockheed mit den für Japan entwickelten Blaupausen einfach ein Land weiter gezogen ist, denn Korea baut gerade genau so ein Ding nun als domestisch produzierte KF-21.

Es dürfte leider so einige geben, die froh sind, dass er weg ist. Allen voran China und die Demokraten in den USA. Apropos "weg" und "China". Schon lustig: Sri Lanka verpachtet für 99 Jahre seinen größten Hafen an China und schwupps stürmen Demonstranten das Parlament und man erlebt einen medialen Zirkus, wie man ihn zuletzt bei den Farben-Revolutionen gesehen hat.

Zu Ukraine:

Die Ausbildung der Ukrainer an der PzH2000 hat Früchte getragen. Hier im Video kann man sehen, wie die mit Kadenz von 8 Sekunden feuern. Die taktischen Badelatschen des Ladeschützen sind aber nicht aus dem BW-Katalog: https://twitter.com/Osinttechnical/stat ... itXbBZ5U8w

Zwei interessante Artikel bei "The Warzone":

1.) Anzahl HIMARS in der Ukraine? Sind wohl jetzt 12 und nicht nur vier: https://www.thedrive.com/the-war-zone/f ... otal-to-12

2.) Die Russen setzen anscheinend S-300 SAMs zum Beschuss von Bodenzielen ein: https://www.thedrive.com/the-war-zone/r ... e-official

Da muss man sagen: Das ist nicht soooo ungewöhnlich, dass SAMs auch gegen Bodenziele eingesetzt werden KÖNNEN. Die SM2/SM4/SM6 SAMs der US Navy können das auch und man hat damit auch schon erfolgreich Land- und Seeziele bekämpft. Der Gefechtskopf ist aber wegen seiner fragmentierenden Sprengwirkung (oder: weil nur kinetisch wie bei SM6) nicht so das Optimum und die Genauigkeit ist ggf. auch nicht so prall, weil die Terminal-Guidance dafür nicht ausgelegt ist. Die Russen haben angeblich GPS/GLONASS nachgerüstet, um dann zumindest auf den letzten Metern ein wenig genauer zu sein.

Die Russen haben wohl seit der Einführung der S-400 noch recht viele S-300 Raketen übrig und einige davon dürften halt auch jenseits des Verfallsdatums sein. Da stellt sich dann die Frage, ob man mit diesen Altertümchen wirklich noch Luftverteidigung von hochwertigen eigenen Stellungen macht, oder die Dinger nicht doch lieber einfach gegen Bodenziele verheizt. Letzteres ist sicherlich billiger, als die fachgerecht zu entsorgen. Und auch wenn sie ungenau sind und nur gegen "weiche" Ziele taugen: Im Vergleich zu dem, was die sonst noch so schmeißen könnten sind die S-300 Raketen vermutlich nicht die schlechteste Wahl. Je nach Typ sind dann auch Schüsse bis auf +80km gegen Bodenziele drin.

Noch zwei Dinge zu Gas betreffend Europa/USA:

In Pakistan gehen die Lichter aus – Europa kauft jeden verfügbaren LNG-Tanker: https://finanzmarktwelt.de/in-pakistan- ... er-239231/

In Oklahoma brennt ein Gaswerk: https://twitter.com/The_Real_Fly/status ... itXbBZ5U8w
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Herr Rossi
Geschäftsmodell
Beiträge: 2741
Registriert: 10.03.2008, 13:07

Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 10.07.2022, 10:14

Toska hat geschrieben:
10.07.2022, 09:54

Noch zwei Dinge zu Gas betreffend Europa/USA:

In Pakistan gehen die Lichter aus – Europa kauft jeden verfügbaren LNG-Tanker: https://finanzmarktwelt.de/in-pakistan- ... er-239231/
Interessanter Artikel! Dieser Absatz fasst es gut zusammen:

"Damit würden aber die ehrgeizigen Ziele zur Verringerung der Umweltverschmutzung weltweit kassiert werden, wenn sich dieser Trend etabliert. Das rücksichtslose Verhalten der Europäer findet in Pakistan wenig bis keine Zustimmung. Fereidun Fesharaki, Vorsitzender der Unternehmensberatung FGE, kritisiert Europa scharf für die Schaffung „höherer Preise, wirtschaftlicher Knappheit und wirtschaftlicher Misere“ auf der ganzen Welt. „Es ist in Ordnung, dass Europa entscheidet, was es innerhalb seiner Grenzen will“, schrieb er in einem Tweet, „aber es ist unfair und unvernünftig, das Chaos ins Ausland zu exportieren, insbesondere in die Entwicklungsländer.“"

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2184
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 11.07.2022, 02:52

Herr Rossi hat geschrieben:
10.07.2022, 10:14
„Es ist in Ordnung, dass Europa entscheidet, was es innerhalb seiner Grenzen will“, schrieb er in einem Tweet, „aber es ist unfair und unvernünftig, das Chaos ins Ausland zu exportieren, insbesondere in die Entwicklungsländer.“"
Definitiv. Und ich kann mir gut vorstellen, dass im Winter lange Schlangen von LNG-Schiffen vor dem einzigen verkackten Entlade-Terminal in Deutschland parken und darauf warten, dass die Pier frei wird. Und indessen gehen in Deutschland UND Pakistan (und anderswo) die Lichter aus. :roll:

Der Propaganda-Account "Visegrád 24" auf Twitter hat hier mal eine Übersicht der Inflation in Europa. Sehr interessant! https://twitter.com/visegrad24/status/1 ... FxIpn_DBmA
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Herr Rossi
Geschäftsmodell
Beiträge: 2741
Registriert: 10.03.2008, 13:07

Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 11.07.2022, 08:01

Und so sieht das bei der Handelsbilanz aus:

Bild

Ich habe etwas Zweifel, dass die EU ohne sowas wie den Dollar als Weltleitwährung, ein solches System der Bilanzdefizite lange durchhalten wird. Der Kurs des EUR spiegelt es ja bereits wieder.

Edit: Noch ein ergänzender Artikel zu deinem Link von oben, Toska:

https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8973

Wir zerstören mit unserer Sanktionspolitik die Existenzgrundlage anderer unbeteiligter Länder, Länder die schon so nicht besonders stabil sind. Kriegen wir dann ähnliche Bilder wie in Sri Lanka oder gar Bürgerkriege? Ist das wirklich zielführend, wo wir das ganze doch primär deswegen tun, um Unrecht zu bestrafen? Und wo steht die EU danach in der Welt? Glauben wir ernsthaft, dass das von der Welt nicht gesehen wird und die betroffenen Länder das einfach schlucken und vergessen werden? Schon jetzt will sich ja kaum noch jemand dem Westblock und dessen Politik anschließen, teilweise mit äußerst klaren Ansagen wonach man die Doppelmoral/-standards satt hat und man sich daher lieber den BRICS und somit auch Russland anschließt. Wir werden tief fallen!

Herr Rossi
Geschäftsmodell
Beiträge: 2741
Registriert: 10.03.2008, 13:07

Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 12.07.2022, 11:16

Toska hat geschrieben:
11.07.2022, 02:52
Der Propaganda-Account "Visegrád 24" auf Twitter hat hier mal eine Übersicht der Inflation in Europa. Sehr interessant! https://twitter.com/visegrad24/status/1 ... FxIpn_DBmA
Habe gerade den Artikel hier gelesen:

https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8974
Am gestrigen Montag hat Litauen seine Blockade auf weitere Güter ausgeweitet. Damit dürfen nun unter anderem auch Zement, Holz und Alkohol nicht mehr per Eisenbahn nach Kaliningrad transportiert werden. Für August ist eine erneute Ausweitung der Blockade geplant – auf Kohle; gegen Jahresende sollen dann Erdöl und Raffinerieprodukte folgen. Russland hat angekündigt, in Kürze Gegenmaßnahmen einzuleiten, sollte die EU nicht die Transitlieferungen nach Kaliningrad wieder zulassen. Als mögliches Ziel russischer Vergeltung gilt die litauische Transportbranche. Kaliningrads Gouverneur hat sich dafür ausgesprochen, den Warentransport aus Russland ins Baltikum komplett zu untersagen.[6] Das träfe nicht zuletzt die litauische Bahngesellschaft LTG (Lietuvos Geležinkeliai).

Diese steckt ohnehin in ernsten Schwierigkeiten. Ende April teilte sie mit, sie werde 2.000 ihrer insgesamt etwa 9.000 Angestellten entlassen müssen.[7] Grund seien Einbußen, die sich im Lauf des Jahres auf 150 Millionen Euro gegenüber 2021 summieren würden und allein durch politische Auseinandersetzungen bzw. Wirtschaftskriege verursacht seien. Tatsächlich entstanden seit Ende vergangenen Jahres erste Verluste dadurch, dass China auf die Eröffnung eines „Taiwanischen Vertretungsbüros“ in Vilnius und auf den damit verbundenen Verstoß gegen die Ein-China-Politik [8] reagierte, indem es Bahntransporte im Rahmen der Neuen Seidenstraße, die zuvor über litauisches Territorium abgewickelt wurden, nun auf eine Route durch Polen verlegte. Es folgten Einbußen wegen der EU- und US-Sanktionen gegen den Export belarussischer Düngemittel, deren Transport zuvor 61 Millionen Euro auf die Konten der LTG gespült hatte; sodann weitere Einbußen im Wert von 17 Millionen Euro, die durch belarussische Gegensanktionen entstanden; schließlich weitere Verluste aufgrund des EU-Embargos gegen russische Kohle. Die Entlassung von einem Viertel des Personals bei einem der größten Unternehmen des Landes wiegt schwer.
Dazu ist deine verlinkte Inflationskarte recht interessant. Bei 20% Inflationsrate sollte man meinen, dass die alle politische Energie auf eine Reduzierung setzen, stattdessen wird weiter eskaliert und die Inflationsrate damit wahrscheinlich noch weiter nach oben getrieben.

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2184
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 14.07.2022, 05:43

Bin gerade in Eile, daher klammere ich die Wirtschaftsthemen für den Moment aus und greife die später auf. Das hier macht gerade nachdenklich: Der demenzkranke US-Präsi Biden ist gerade in Israel auf Staatsbesuch.

Indessen auf Kreta:

https://twitter.com/peoul1/status/1547260895864266752

US F-35 und ein E-4 Airborne Command Post ("Doomsday-Plane"). Und ebenfalls auf Kreta:

https://twitter.com/peoul1/status/15472 ... RaO4rvS8sA

Vermutlich ein beträchtlicher Teil der 48th Fighter Wing der USA aus Lakenheath, England. Falls die nicht komplett da sind. Deren F-15 und F-35 sind an der Markierung "LN" am Leitwerk zu erkennen. Aufmunitioniert und mit Missile-Trailern nebendran. :roll:

Mindestens eine E-4 geht an sich immer mit auf Auslandsreisen des US-Präsidenten. Geleitschutz durch Kampfflugzeuge gibt es aber nur in ganz wenigen Fällen, da die USA ja sowieso überall Basen haben und man deswegen sowieso was in der Luft und in der Nähe hat. Von daher ist das hier eine recht bedeutsame "Show of Force". Regulär stationierte Kampfflugzeuge vor Ort, die jederzeit abrufbereit sind: In Rota in Spanien, Aviano in Italien, Souda Bay in Griechenland bis hin zu Incirlik und Izmir in der Türkei. UND dazu noch Carrier Strike Group 8 mit dem Träger Harry S. Truman, welcher derzeit sowieso im östlichen Mittelmeer kreuzt. Dass man da extra die 48th Fighter Wing aus England herbei gekarrt hat, ist ungewöhnlich. Allerdings ist die halt auch die Feuerwehr der USA für Konfliktfälle in Europa und dem Mittleren Osten und die 48te ist darauf getrimmt, schnell verlegbar zu sein.

Das seine Handler im Weißen Haus Biden nach Israel geschickt haben, ist auch interessant, da der so wenig lichte Momente hat, dass er nicht weiß, wo er gerade ist. Geschweige denn sauber vom Teleprompter ablesen kann. Daher lässt man den an sich kaum aus dem Weißen Haus und schickt ihn nur raus, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Und die Israelis haben als Top-Punkt auf ihrer Gesprächs-Agenda halt Irans Nuklearprogramm:
CBSNEWS hat geschrieben: Mr. Biden begins the visit Wednesday with a three-day stop in Israel, where officials say Iran's quickly evolving nuclear program is at the top of their agenda for talks with the U.S. president. Biden made reviving the Iran nuclear deal, brokered by Barack Obama in 2015 and abandoned by Donald Trump in 2018, a key priority as he entered office.

Quelle: https://www.cbsnews.com/news/biden-midd ... r-program/
Biden pocht da eher noch auf die Aufrechterhaltung des komplett faulen Obama-Deals mit dem Iran, den der Iran immer wieder auch ganz offen unterlaufen hat.

Meine Vermutung: Der Gemeinsame Schlag der Israelis und Arabischen Staaten gegen den Iran dürfte wohl unmittelbar bevorstehen. Es gibt Bilder eines komplett aufgebauten und betriebsbereiten israelischen Mittel- und Langstreckenradars (inklusive über-den-Horizon-Kapazität) an einem unerwarteten Ort: In den Vereinigten Arabischen Emiraten. :eek:

Die können von da aus bis in den Iran reinsehen. Was nicht verwunderlich ist, weil deren Radar der letzte Schrei ist und das OTH-Radar wurde speziell zur Früherkennung von Starts von ballistischen Raketen entwickelt. Was verwundert ist halt, dass das Radar in den UAE steht, zumal davon ausgegangen werden kann, dass auch israelische Militärs vor Ort sind, die das Ding bedienen. Zudem haben die Israelis in den USA die Genehmigung beantragt, ihre Laser-Raketenabwehr (gemeinsam mit Rockwell in den USA entwickelt) an die Saudis und die Emirate exportieren zu dürfen. Es ist zudem vor einigen Wochen in israelischen Medien erwähnt worden, dass die Israelis alleine im letzten Jahr für über sechs Milliarden USD Waffen in arabische Länder exportiert haben. Details, was da geliefert wurde? Unbekannt. Es ist möglich, dass es sich dabei auch um Arrow 3 und Iron Dome gehandelt haben KÖNNTE. Das zwar israelische Eigenentwicklungen, aber da ist auch US-Technik mit drin und die Raketen dafür werden nur in Kleinserie in Israel gefertigt. Der Löwenanteil der Raketen kommt aus den USA, weil die US-Rüstungsindustrie halt richtig fette Produktionsstraßen für sowas hat. Ein Export von Arrow 3 und Iron Dome mit der darin verbauten US-Technik ist ohne Genehmigung der USA nicht möglich. Stellt sich die Frage, was sonst noch so geliefert wurde, was ggf. ohne US Foreign-Military-Sale-Antrag verkauft werden konnte? ECM-Pods, Delilah Cruise Missiles, Gabriel 5 Anti-Schiffs-Raketen? Python/Derby Luft-Luft-Raketen? GATR-Guidance Kits für Hydra 70 Raketen? Damit kommt man schlecht auf sechs Milliarden USD, sofern die Israelis nicht gerade Ausverkauf des Lagerbestandes machen.

Egal. Fakt ist jedoch: Wenn die Anrainerstaaten im Golf die Iranische Atombombe verhindern wollen, bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit. Die offenen Fragen sind an sich nur noch:

- WANN?
- Und macht Israel das alleine, oder fliegen die Saudis, Katar und UAE bereits in der ersten Angriffswelle mit?

Ganz kurzer Schwenk zu Ukraine: Es wurde gemeldet, dass Iran den Russen hunderte von Drohnen verschiedener Typen liefert oder liefern will. Von größeren Aufklärungs-Drohnen bis hin zu Kleinkram, der in die Rubrik "Loitering-Munitions" fällt.

Apropos Iran: Da ist eine recht kuriose Meldung aus dem letzten Monat, die mir in dem Zusammenhang noch einfällt: Iran hat mehrere Boeing 747 Transportflugzeuge. Eines davon wurde neulich in Damaskus bei einem Airstrike der Israelis beschädigt, nachdem das Ding mal wieder iranische Waffen nach Syrien geflogen hatte. Wegen der Sanktionen gegen den Iran flogen die iranischen 747 nur noch über freundlichem Gebiet. Halt bis nach Syrien, Libyen oder ab und an mal nach Russland.

Letztes Jahr hatten sie jedoch eine der 747 Frachtmaschinen verkauft: An Venezuela. Und die Maschine flog dann zweimal im Monat eine komplett irre Route: Iran, Venezuela, Argentinien, USA, Venezuela und wieder zurück in den Iran. Im Juni diesen Jahres hatte die Maschine jedoch nach dem Start von einem größeren Flughafen (Cordoba) in Argentinien eine unplanmäßige Landung in Buenos Aires hingelegt. Man begründete das mit einem technischen Defekt, der noch in der Nacht von mitgebrachten Technikern an Bord der Maschine behoben werden sollte. Die Venezolaner reichten dann einen neuen Flugplan für den kommenden Tag ein, der den geplanten Flug in die USA fortsetzen sollte. Doch die Argentinier überlegten es sich anders und setzten die Maschine und alle an Bord fest. Insgesamt 19 Personen: Vierzehn Venezolaner und fünf Iraner.

Wie gesagt: 747 Frachtmaschine. Reguläre Besatzung? Pilot, Copilot, Bordingenieur und ggf. noch ein Loadmaster mit 1-2 Gehilfen. Möglicherweise auch noch eine weitere Crew zum Wechseln bei Langstreckenflüge. Eine DRITTE Crew zum Wechseln ist da schon eher ungewöhnlich. Zur Fracht, welche die 747 an Bord hatte (wenn überhaupt) wurde nichts gesagt. Dass die Route aber Argentinien und USA beinhaltet, ist jedenfalls ebenso verwunderlich. Klar dürfte jedoch sein, dass man versucht hat, die US Sanktionen gegen den Iran mit Hilfe Venezuelas zu unterlaufen und die Venezolaner haben das nicht nur gemacht, um die USA zu ärgern, sondern haben auch irgendwie daran profitiert. Ggf. halt auch durch Lieferung von Militärtechnik aus dem Iran. Link bei Reuters mit generischen Informationen zum Vorgang: https://www.reuters.com/world/iranian-s ... 022-06-12/

Nochmal Ukraine und dann ist es gut für heute:

- Kiew plant Rückeroberung vom Süden mit einer Million Soldaten;
- schwere HIMARS-Angriffe im #Donbass, russ.Kriegsreporter fordern den Einsatz "bislang nicht genutzter" Waffensysteme;
- Washington will 300-km-Raketen an UKR schicken.

https://twitter.com/NikGerassimow/statu ... RaO4rvS8sA

Die 300km-Raketen sind für die M270 und HIMARS MLRS. Da ist eines klar und die Ukraine hat das auch schon angekündigt: Wenn die geliefert werden, ist die Kerch-Brücke von Russland auf die Krim aber sowas weg, dass es sich gewaschen hat. Die Russen haben schon fett Frachtschuten mit Radar-Reflektoren an der Brücke entlang geparkt, um Beschuss mit Tchoka-U und Neptune-Raketen zu erschweren. Aber gegen die GPS-gesteuerten HIMARS-Raketen nützt das nichts.
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2184
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 15.07.2022, 07:48

Saudi Arabien hat gerade ein sichtbares Zeichen für das Tauwetter gesetzt und seinen Luftraum "für alle international zertifizierten Luftfahrtgesellschaften" geöffnet. Es dürfen also ab sofort auch israelische Fluggesellschaften durch den saudischen Luftraum fliegen. Zudem stimmte Israel einem Ringtausch zu, bei dem zwei ägyptische Inseln im Roten Meer an Saudi Arabien gehen. Die Inseln sind unbewohnt, aber die ägyptische Souveränität des Luftraums über den Inseln war halt beim Überflug israelischer Flugzeuge problematisch. Das ist damit dann auch vom Tisch.

Und noch eine Sache, die bisher ein UNDING war: Ein saudisches Magazin hat drei (muslimische) israelische Soldaten in Uniform auf dem Titelblatt und das ganze wird im inneren durch einen positiven Artikel ergänzt, der das Leben muslimischer Soldaten in der israelischen Armee schildert: https://twitter.com/Natsecjeff/status/1 ... U7MgSXQUGA
Herr Rossi hat geschrieben:
11.07.2022, 08:01
Ich habe etwas Zweifel, dass die EU ohne sowas wie den Dollar als Weltleitwährung, ein solches System der Bilanzdefizite lange durchhalten wird. Der Kurs des EUR spiegelt es ja bereits wieder
Ja, der Absturz des Euros ist ziemlich verheerend und da ist auch noch kein Ende in Sicht. Zumal sowohl die Wirtschaft an die Wand gefahren wird und zum anderen auch die Verbraucherpreise so explodieren, dass es keinen Konsum mehr geben wird, der nicht zwingend über den persönlichen Lebensbedarf hinaus geht. Und da es in beiden Bereichen auch keine Prognose auf Besserung gibt, werden jene, die wirklich noch am Ende vom Monat Geld über haben, dies mit Sicherheit nicht auf den Kopf hauen. Weil sie halt auch i.d.R. so dumm sind, dass sie nicht merken, dass die Inflation ihnen das so gesparte Geld im Nullkommanix entwerten wird. Schöner Teufelskreis.

Übrigens: Die Zinsen, die der Staat für die ausgegebenen Staatsanleihen bezahlen muss? Die sind an die Inflation gekoppelt. Clever, nicht wahr? Von den Banken - meine ich. :ziggi:
Herr Rossi hat geschrieben:
11.07.2022, 08:01
Kriegen wir dann ähnliche Bilder wie in Sri Lanka oder gar Bürgerkriege?
In DEUTSCHLAND? :lol: In dem Land, wo man zum Demonstrieren auf dem Bahnhofsgelände vorher eine Fahrkarte kauft? :roll:

Meine Prognose: Sobald das Gas ausgeht, gehen auch die Lichter aus. Und solidarisch wie die EU ist, machen alle Länder um Deutschland herum einen sofortigen Lastabwurf im europaweiten Stromnetz, auf den die sich schon aus purem Selbsterhaltungstrieb seit JAHREN vorbereiten. Eben WEIL dieses urdeutsche und hausgemachte Drama mit Ansage schon komplett Jahre im voraus mit Gewissheit zu erwarten war. Nicht "zu erahnen", nein: "zu erwarten".

Was dann passiert ist klar und man kann das in jedem Endzeit-Katastrophenfilm in allen Facetten bewundern: Keine bargeldlosen Zahlungen mehr, alle Banken zu, frische Ware verdirbt in den Supermärkten, Zusammenbruch der Lieferketten, da keiner mehr Kühlung hat oder produzieren kann, keine Transporte, weil die Tankstellen ohne Strom nicht pumpen können. Keine Notrufe mehr, Zusammenbruch der Notdienste und aller Kommunikationswege. In den Städten laufen die Keller voll (weil Gruben nicht mehr abgepumpt werden) - dafür gibt es in Hochhäusern kein Trinkwasser mehr und sowieso keine funktionierenden Aufzüge. Abwasser geht ggf. auch nicht mehr raus oder läuft in die falsche Richtung. Innerhalb weniger Tage erfolgt der komplette Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung und es gibt ein Hauen und Stechen um jeden Laib Brot und jede Dose Serbische Bohnensuppe. Und es folgt die große Flucht aufs Land, welches sich dann aber zu wehren weiß, weil da noch Reste von Zivilgesellschaft erhalten sind, die es in den Großstädten schon seit Jahrzehnten nicht mehr gab.

Falls sich irgendwann der Rauch gelegt hat und halbwegs wieder Ordnung ist? Dann gibt es immer noch rund 25-30% Trottel, die unbedingt die verkackten Grünen wählen werden und meinen, mit MEHR Windrädern und mehr Mülltrennung UND einem Tempolimit wäre das nicht passiert. :roll:

Vielleicht habt ihr ja auch Glück und es wird direkt und ohne weitere Umwege das Kalifat ausgerufen. Wer weiß? :ziggi:
Herr Rossi hat geschrieben:
11.07.2022, 08:01
Dazu ist deine verlinkte Inflationskarte recht interessant. Bei 20% Inflationsrate sollte man meinen, dass die alle politische Energie auf eine Reduzierung setzen, stattdessen wird weiter eskaliert und die Inflationsrate damit wahrscheinlich noch weiter nach oben getrieben.
Putin hat sich verzockt. Es will keiner mehr eine neue Sowjetunion an der Ostflanke haben und man hat darauf gesetzt, dass die Russen ökonomisch und militärisch an der Ukraine ausbluten. Nicht unbedingt im Kampf so wie jetzt, sondern halt auch dann, wenn sie militärisch bereits vollen Erfolg gehabt hätten und nun für "Ruhe im Puff" sorgen müssten. Dass die Sache atomar eskaliert glaubt keiner und einen konventionellen Krieg unter Einbeziehung aktiver NATO-Kampfverbände kann sich auch keiner vorstellen. Jetzt ist der Gruppendruck halt so hoch, dass da keiner es wagen kann, wirklich aufzumucken und zu sagen: "Lass uns mal den Druck rausnehmen und verhandeln". Das sah man ja schon an der internationalen Prügel, die Scholz und Steinmeier wegen ihrem Schleuderkurs einstecken mussten. Die baltischen Staaten mit Russland direkt vor der Haustür? Die haben Schiss vor Russland, benehmen sich aber wie aufgehetzt kläffende Yorkshireterrier, weil sie die komplette NATO im Rücken haben. Und trotz der hohen Inflation sind dort die Haushalte und auch der Staat selbst finanziell besser aufgestellt, als Deutschland, weil die mehr Vermögen und Reserven haben und nicht Jahrzehnte lang auf Kante und auf Substanz gelebt haben. Ich kann hier nur nochmal betonen, was ich schon mehrmals gesagt habe: Mit Biden's direktem Vorgänger wäre das nicht passiert. Die US-Demokraten sowohl unter Obama/Biden und Clinton wollten den Krieg, um Kasse zu machen. Nur stellen die sich halt dümmer an, als die Bush-Familie, die ja mit dem Irak und Afghanistan einen guten Schnitt gemacht hat.

Zum Thema Inflation und Kosten auch mal das hier als Beispiel: https://twitter.com/Raphfel/status/1544 ... U7MgSXQUGA

In den Kommentaren dazu merkt jemand an, dass sich das nicht mit den Zahlen von Statista deckt, aber die liegen hinter einer Bezahlschranke. Die Chart zeigt die Strompreisentwicklung in Deutschland von 2019 bis heute und vermerkt einen Anstieg um 545,26%. Ob das Spotmarkt-Preise sind, oder wie das zu Stande kam? Keine Ahnung. Aber ihr seht das ja selbst sicherlich auch ganz gut an den eigenen Rechnungen und wie der Trend ist und wie sich das bei euch bemerkbar macht. Gesund oder vernünftig ist das jedoch sicherlich nicht.

Fefe hat heute und die Tage ja auch mehrmals gegen die Atomkraft angewettert. Zum Beispiel hier: https://blog.fefe.de/?ts=9c311339

Das sind alles genau die Argumente, die man von linksversifften Idealisten immer wieder zu hören bekommt. Dann kostet ein fabrikneuer 300 MW Atomreaktor halt 1.5 Milliarden (kanadische) Dollar in der Anschaffung. Das sind 1.1 Milliarden Euro. 200 Windturbinen für 200 Mio Dollar würden die gleiche Leistung bringen. JA SUPER! Nur wenn Wind ist! Und der "footprint" (Platzbedarf, seltene Erden, unrecyclebare Propeller und Beton-Fundamente für die Ewigkeit) von 200 Windturbinen ist halt auch eine Hausnummer größer, als der von einem verkackten AKW, welches dann 30-40 Jahre 24/7 Vollast bei relativ wenig Downtime fahren kann.

Irgendwo muss man halt auch mal den Verstand einschalten und sich fragen, was man denn machen will, wenn Kohle doof ist, es kein Gas mehr gibt, mehr Wasserkraft nicht geht, man Öl nicht verfeuern will und der ganze Solar- und Windspargel-Park ökonomischer und ökologischer Wahnsinn ist, der wegen fehlender Energiespeicher und mürben Stromnetzen das Land ständig an der Schwelle zum Blackout hält. Und teuer ist der Scheiß auch noch, denn ansonsten gäbe es nicht diese riesigen Preissteigerungen beim Strom. Und dann sollen auch noch die ganzen zwangsverordneten Elektro-Droschken aufgeladen werden, wenn es bald keine Verbrenner mehr geben darf?!?

Da bekommt man doch einen Föhn. Aber mit nicht mehr als 200W, denn mehr ist da ja nicht mehr erlaubt. :lol:

Es ist Zeit für die Notbremse. Die Grünen in die geschlossene Psychiatrie einweisen, EEG in die Tonne, 12, 16 oder von mir aus auch 20 *neue* Atomkraftwerke und dann kann man mal in Ruhe schauen, was Sache ist. Dann ist das mit den E-Autos auch weniger ein Thema und im Gegenteil sogar ein Argument DAFÜR. Denn: BILLIGE und bezahlbare Energie ist der Motor einer jeden Konjunktur. Wir zahlen hier z.B. 13,3 Cent die Kilowattstunde, die Industrie etwa 12 Cent maximal. Hier macht sich keine Firma wegen dem Strompreis in die Hose oder überlegt deswegen, stromintensive Produktion ins Ausland verlegen zu müssen.

Und so sieht es leider in jedem Themenfeld in Deutschland aus: Irgendwelche realitätsfernen Idealisten spinnen sich beratungsresistent und faktenfrei eine Traumwelt zurecht und regulieren halbwegs funktionierende Systeme so lange kaputt, bis ihnen die Sache komplett um die Ohren fliegt.
Herr Rossi hat geschrieben:
11.07.2022, 08:01
Und wo steht die EU danach in der Welt? Glauben wir ernsthaft, dass das von der Welt nicht gesehen wird und die betroffenen Länder das einfach schlucken und vergessen werden? Schon jetzt will sich ja kaum noch jemand dem Westblock und dessen Politik anschließen, teilweise mit äußerst klaren Ansagen wonach man die Doppelmoral/-standards satt hat und man sich daher lieber den BRICS und somit auch Russland anschließt. Wir werden tief fallen!
Der tiefe Fall ist schon im Gange. Es geht nur noch darum, wie hart der Aufprall sein wird. Und wie Otto Waalkes schon sagte: "Je schräger der SSSST, desto lauter der BUMM".

Ich will hier nicht zu viel von und über Kolumbien erzählen. Aber ihr habt ja ggf. mitbekommen, dass hier gerade zum ersten mal ein linker Kandidat die Präsidentschaftswahl gewonnen hat: Gustavo Petro, Ex-ELN Rebell. Vom Terrorist zum Staatsmann. Leider ist es hier halt so, dass seit den 80'ern halt die Regierung in der Hand von verkappten Narcos war. Die waren entweder gekauft, oder selbst der große "Jeffe". Alles standhafte Republikaner, Hardliner und durch die Bank weg das korrupteste und brutalste Dreckspack, welches man sich vorstellen kann. Die gerne auch mal in der Präsidentenmaschine 20, 30 oder 40t "Schnee" als Diplomatenpost in die USA flogen und sich im Inland dank brutaler Milizen jeglichen politischen Diskurs vom Leibe halten konnten. Wenn ein Dissident, Journalist oder Staatsanwalt dann kugeldurchsiebt in der Sickergrube gefunden wurde? Tja, dann waren das halt die Narcos oder die Guerillas und man hatte Grund für noch mehr "Maßnahmen" und mehr Polizeistaat, mehr Überwachung und weitere Einschränkungen der Grundrechte. Das ist zwar in den letzten 20 Jahren "besser" geworden, aber nur optisch. In etwa so, als wenn man DDR mit der BRD von heute vergleicht: Für Betroffene von "Maßnahmen" sind die Auswirkungen heute noch perfider und drastischer, weil sie indirekter sind. Aber sie sind halt noch da. Es kommt nicht mehr zwingend ein staatliches oder staatsnahes Rollkommando, weil man das heute auch anders und vor allem geräuschloser kann.

Der neue Präsi ist noch nicht im Amt, aber es ist schon jetzt klar, dass der Schmusekurs und die hochgradig korrupte Kungelei mit den USA vorbei sein wird. Hier wird kein Bill Clinton oder Obama mehr anrufen können und sich was frei Haus liefern lassen können. Die Israelis können ihre All-Inklusive-Kinderficker-Urlaube für Militärs aus dem Tourismuskatalog der IDF streichen lassen (lange Geschichte und gerichtsfest belegt) und auch in Sachen Handel werden sicherlich einige bisherige Hürden für den Außenhandel mit Asien fallen. Hier wird z.B. gerade eine Apothekenkette ("Drogueria La Rebaja") mit 880 Filialen in 200 Städten unter Staatsverwaltung gestellt, weil sich rausgestellt hat, dass die Eigentümer (die Brüder Rodríguez Orejuela) Nacros sind und die Apotheken nur zur Tarnung und Geldwäsche genutzt haben. Und das machten sie unbehelligt halt schon seit Zeiten von Pablo Escobar (also 40 Jahre), weil sie politisch bestens mit den Uribisten (e.g.: "Republikanern") vernetzt waren. Im Aufwind des kommenden Regierungswechsels haben die Staatsanwälte dann eiligst angefangen zu handeln, damit wenigstens die Hoffnung besteht, dass sie weiterhin im Amt bleiben dürfen. Und das wird erst nur der Anfang sein und da kommt noch mehr. Das wird noch richtig fettes "Tabula Rasa" geben, bei dem so manche bislang "unantastbare" Politiker, Funktionäre und Militärs endlich die langverdiente Quittung bekommen dürften.

Ich bin zu sehr Realist, um mir groß Hoffnung auf WIRKLICHE und nachhaltige Besserung zu machen. Aber so ein fetter Ausputz, bei dem mal das ganze gut eingenistete Dreckspack unter die Furche geackert wird? Das würde Deutschland auch gut tun. Und da reicht es nicht, mal eben nur Schwarz-Gelb-Rot-Grün neu durchzuwürfeln. Nein, da müssen Zellentüren zuknallen, im Beau Rivage das Badewasser nachgefüllt, oder mal die Fallschirme im Stile von Möllemann neu gepackt werden. In einer funktionierenden Demokratie würde eine hochrangige Beamtin des deutschen Verfassungsschutzes nicht zum Familienbesuch (!) in den Iran (!) reisen, oder der Korruptions-Experte Olaf Scholz die Regierungsgewalt inne haben. Leute, die (in ihren eigenen Worten) "mit Deutschland noch nie was anfangen konnten" (Habeck), wäre nicht Wirtschaftsminister und ein Subventionsbetrüger wie Christian Lindner kein Finanzminister. Feminine Außen- und Verteidigungspolitik durch funktionelle Analphabeten und Legastheniker kann man sich auch nur leisten, wenn man wie Liechtenstein oder Monaco weder Freund noch Feind hat und am liebsten von allen ignoriert werden möchte.

Sorry für den Rant. Aber ich bin halt durchaus der Meinung, dass wenn es in Berlin brennt, dann sollte man Kerosin draufschütten und hoffen, dass es lange und heiß genug brennt. Eben damit Deutschland vielleicht irgendwann mal wieder von "functional adults" regiert wird und nicht von einer Bande korrupter Kindsköpfe, die nichts als Flausen im Kopf haben. :pfeifen:

Was hab ich Helmut Kohl gehasst, aber das war leider die letzte Regierung, die sich noch halbwegs bemüht hat, das Beste für Land und Leute rauszuholen, ohne dabei die Welt in Brand zu stecken.
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Herr Rossi
Geschäftsmodell
Beiträge: 2741
Registriert: 10.03.2008, 13:07

Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 15.07.2022, 09:11

Toska hat geschrieben:
15.07.2022, 07:48
Sorry für den Rant. Aber ich bin halt durchaus der Meinung, dass wenn es in Berlin brennt, dann sollte man Kerosin draufschütten und hoffen, dass es lange und heiß genug brennt. Eben damit Deutschland vielleicht irgendwann mal wieder von "functional adults" regiert wird und nicht von einer Bande korrupter Kindsköpfe, die nichts als Flausen im Kopf haben. :pfeifen:

Was hab ich Helmut Kohl gehasst, aber das war leider die letzte Regierung, die sich noch halbwegs bemüht hat, das Beste für Land und Leute rauszuholen, ohne dabei die Welt in Brand zu stecken.
Der Rant ist ja nun leider mehr als begründet. Dein Kerosinwunsch ist auch nicht soweit weg von meinem Wunsch nach einer multipolaren Welt. Krieg will ich nicht und den lehne ich ab, aber es ist halt nun der Startpunkt wie schon so oft in der Geschichte für große Umbrüche. Und alles was dazu führt, dass die Möglichkeiten des globalen Durchgreifens von wenigen Oligarchen und Stiftungen gemindert wird, ist bei mir willkommen, nicht weil dahinter pauschal was Positives stehen muss, sondern weil Macht geteilt werden muss, um sie zu beschränken. Allerdings war mir auch immer klar, dass es zu solchen Brüchen kommen muss, denn es ist Ausdruck einer absurden Hybris zu glauben, dass man die ganze Welt in einen Gleichschritt bekommt.

Und ja, Kohl habe auch ich gehasst, allerdings verblasste der Hass recht schnell angesichts dessen wie die Politik nach ihm aussah und ich habe tatsächlich bereits recht früh wehmütig an die Zeit seiner Regierung zurückgedacht.

Übrigens finde ich deine Kolumbienerfahrung sehr interessant! Das Land ist für mich sehr weit weg (Informationstechnisch), so dass vieles davon für mich neu und somit sehr interessant ist.

Und da wir jetzt ja eh schon einen großen Themenmix haben. Gab da was bei der BBC:

https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8977
Eine aktuelle Dokumentation belegt Dutzende neue Fälle von Morden an wehrlosen Gefangenen in Afghanistan durch britische Militärs. Wie die BBC berichtet, bestätigen Dokumente und Zeugenaussagen, dass eine Schwadron der britischen Spezialeinheit SAS innerhalb von sechs Monaten von Ende 2010 bis Frühjahr 2011 mindestens 54 unbewaffnete Afghanen erschoss. Die Morde wurden im Rahmen einer Art Tötungswettbewerb zwischen unterschiedlichen Schwadronen begangen; die Täter kamen gänzlich straflos davon. Die Gesamtzahl der Opfer, die mutmaßlich viel höher liegt, ist nicht bekannt. Gezielte Morde an wehrlosen Afghanen im NATO-geführten Afghanistan-Krieg haben auch Elitesoldaten aus Australien begangen. In ihrem Fall sind 39 Morde belegt – bei einer wohl erheblichen Dunkelziffer. Für Kriegsverbrechen berüchtigt sind US-Einheiten; Kriegsverbrechen wurden auch Militärs anderer Staaten vorgeworfen, darunter Polen. Deutsche Soldaten waren zumindest in die Erstellung sogenannter kill or capture-Listen involviert, die zahlreichen Mordoperationen zugrundelagen. Belangt werden kaum je die Täter, dafür aber Journalisten, die die Morde aufdecken.
Überraschen sollte das nicht, denn es ist Teil des Wesens von Krieg. Und was haben wir als Ergebnis von 2 Jahrzehnten Krieg in einem Land, welches wir niemals hätten angreifen dürfen? Den gleichen Zustand wie zu Beginn + mehrere Generationen zerstörter Jugend, Tote, Traumata und größte Armut.

Edit: Gerade gelesen, eine Zuschrift aus dem Ahrteil bei den Nachdenkseiten veröffentlicht:

https://www.nachdenkseiten.de/?p=85894
Kommen wir zu den beiden Tabubegriffen und regionalen Unwörtern des abgelaufenen Jahres: „schnell“ und „unbürokratisch“. Heute schweben hier zum symbolischen Staatsakt und Zeichen der Solidarität wieder Bundespräsident, Bundeskanzler und die Ministerpräsidentin unseres Bundeslandes Rheinland-Pfalz ein. Es erinnert an ähnliche Auftritte vor ziemlich exakt einem Jahr, als beispielsweise der Hubschrauber mit der Kanzlerin auf unserem Sportplatz in 150m Luftlinie unseres Wohnhauses einschwebte und die so notwendigen, akuten Hilfsaktivitäten erst einmal für Stunden zum erliegen gebracht hatte. Das Ahrtal hatte damals das große Pech, dass sich die Politiker*innen im Wahlkampf befunden haben und sich diese beiden Begriff „schnell“ und „unbürokratisch“ bestens eigneten, die durch Öl, Fäkalien und andere Giftstoffe benebelten Sinne der flutdurchtränkten Bevölkerung mit Hoffnung zu betäuben.

Inzwischen ist auch den letzten Betroffenen klar geworden, dass die Zahlungen aus Wiederaufbaufonds und prall gefüllten Spendentöpfen von Organisationen und Institutionen überall gelandet sein mögen. Nur nicht bei ihnen. Oder noch in irgendwelchen Amtsstuben verschimmeln. Die bürokratischen Hürden der Anträge sind für viele noch immer unüberwindbar.
Es lohnt sich wirklioh den ganzen Brief zu lesen. Da steckt so vieles drin, was nicht nur fürs Ahrtal steht, sondern den allgemeinen Zustand unseres Landes beschreibt.

Herr Rossi
Geschäftsmodell
Beiträge: 2741
Registriert: 10.03.2008, 13:07

Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 15.07.2022, 12:23

Gibt übrigens was Neues zu Elektronik Exporten von China nach Russland:

https://www.wsj.com/articles/chinese-fi ... 1657877403
Chip shipments from China to Russia more than doubled to about $50 million in the first five months of 2022, compared with a year earlier, Chinese customs data show, while exports of other components such as printed circuits had double-digit percentage growth.
Leider hinter einer Paywall.

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2184
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 20.07.2022, 00:33

Herr Rossi hat geschrieben:
15.07.2022, 09:11
Und da wir jetzt ja eh schon einen großen Themenmix haben. Gab da was bei der BBC:

https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8977
Eine aktuelle Dokumentation belegt Dutzende neue Fälle von Morden an wehrlosen Gefangenen in Afghanistan durch britische Militärs. Wie die BBC berichtet, bestätigen Dokumente und Zeugenaussagen, dass eine Schwadron der britischen Spezialeinheit SAS innerhalb von sechs Monaten von Ende 2010 bis Frühjahr 2011 mindestens 54 unbewaffnete Afghanen erschoss. Die Morde wurden im Rahmen einer Art Tötungswettbewerb zwischen unterschiedlichen Schwadronen begangen; die Täter kamen gänzlich straflos davon. Die Gesamtzahl der Opfer, die mutmaßlich viel höher liegt, ist nicht bekannt. Gezielte Morde an wehrlosen Afghanen im NATO-geführten Afghanistan-Krieg haben auch Elitesoldaten aus Australien begangen. In ihrem Fall sind 39 Morde belegt – bei einer wohl erheblichen Dunkelziffer. Für Kriegsverbrechen berüchtigt sind US-Einheiten; Kriegsverbrechen wurden auch Militärs anderer Staaten vorgeworfen, darunter Polen. Deutsche Soldaten waren zumindest in die Erstellung sogenannter kill or capture-Listen involviert, die zahlreichen Mordoperationen zugrundelagen. Belangt werden kaum je die Täter, dafür aber Journalisten, die die Morde aufdecken.
Überraschen sollte das nicht, denn es ist Teil des Wesens von Krieg. Und was haben wir als Ergebnis von 2 Jahrzehnten Krieg in einem Land, welches wir niemals hätten angreifen dürfen? Den gleichen Zustand wie zu Beginn + mehrere Generationen zerstörter Jugend, Tote, Traumata und größte Armut.
Die Australier und Briten kehren das halt nicht unter den Teppich - auch wenn es lange gedauert hat, bis das zur Anklage kam. Da gibt es halt auch diesen Klassiker: Special Forces bestellen den bereits in der Luft befindlichen Hubschrauber zur Abhole-Stelle. Melden Anzahl X Soldaten und Anzahl Y Gefangene. Der Hubschrauber funk zurück: "Wir haben nur Platz für Anzahl Z!" Der Truppführer funk zurück: "Moment!" <Es fallen Schüsse> "Jetzt passt es."

Was die Bundeswehr in Afghanistan anging? Ich meine da speziell das KSK: Die wurden wie die Special Forces aller in Afg beteiligten dem US Special Forces Command unterstellt. Die machten dann Einsatzplanung und Zuteilung. Anfangs schmiss man dem KSK halt Aufklärungs-Aufträge zu, weil die mussten sich ihre Sporen erst verdienen. Dann durften sie die Einsätze anderer Special Forces absichern. Bald bekamen sie dann ihre eigenen Aufträge, wie "Recon/Apprehend", bei denen es darum ging "hochrangige Feinde" aus der US-Fahndungsliste festzusetzen. Als die KSK dann mit den ersten Gefangenen zurück kam, gab es lange Gesichter bei den USA, weil die Leichensäcke erwartet hatten und keine Gefangenen, um die man sich nun kümmern musste. Und wie das mit behinderten Kindern ist, wurde dann der nächste Auftrag an die Deutschen dann entsprechend konkretisiert: "Kill". An dem Punkt hatte jemand einen Arsch in der Hose und hat sich das von der BW und dem Politik-Zirkus in Berlin absichern lassen wollen und die grätschten dann wie erwartet voll dazwischen. Die KSK war danach zwar noch immer dem US Special Forces Command unterstellt, aber mit deutschen Militärstaatsanwalt am Tisch und demzufolge nur noch für Einsätze eingeteilt, für welche US/UK/AUS und andere "eher willigen" Spezialkräfte keine Lust hatten.

Egal ob Afghanistan oder Irak: Die USA haben da richtig verbrannte Erde hinterlassen, weil sie ziemlich skrupellos (mal wieder) den body-count als Erfolgskriterium für die Politik hochstilisiert hatten. Wenn die Politik Terroristen bekämpfen will, dann liefert man denen halt tote Terroristen. Richtig viele auf einmal geht halt am besten per Drohnenschlag gegen Hochzeitsgesellschaften.

Wegen Ahrtal:
Herr Rossi hat geschrieben:
15.07.2022, 09:11

Edit: Gerade gelesen, eine Zuschrift aus dem Ahrteil bei den Nachdenkseiten veröffentlicht:

https://www.nachdenkseiten.de/?p=85894
Ja, das Formular für "schnell und unbürokratisch" gibt es leider nur in Verbindung mit Passierschein A38. :roll:

Neulich irgendwo gelesen: Alleine die Gemeinde-Verwaltung Dernau hat ca. 900-1000 Anträge für gemeindeeigene Schäden in ihren fünf (?) Ortschaften an die Landesregierung einzureichen. Da denen die Gemeindeverwaltung ebenfalls angesoffen ist, arbeiten die provisorisch und in Notbesetzung aus irgend einem zweckentfremdeten öffentlichen Gebäude, welches ebenfalls beschädigt ist. Teilweise sind denen die Mitarbeiter umgekommen oder weggezogen und die bekommen für BAT halt kein geeignetes Personal. Die Anträge alle bis Ende 2023 (Ende des Hilfsfonds) einzureichen ist komplett unmöglich, zumal die Landesregierung ständig irgendwo dazwischen grätscht und Änderungen will, oder Daten und Gutachten nachfordert. Die Landesregierung hat daher bislang erst rund 130 Anträge von Dernau ganz oder teilweise bewilligt. Für die bewilligten Baumaßnahmen bekommt man für das projektierte Geld keine Baufirmen, oder das Material kostet mittlerweile deutlich mehr, als der ursprüngliche Kostenvoranschlag vorsah. Die Gemeinde hat daher ihre eigene Kreditlinie bis Anschlag überzogen, um zumindest das allernötigste schon mal angehen zu können.

Und da reden wir von der Gemeinde und Leuten, die mit dem Beamtenschimmel bestens vertraut sind. Privatleute oder kleine Unternehmen haben da einen noch schwereren Stand.

Ukraine

Man liest momentan immer mehr darüber, wie sehr die HIMARS und M270 MLRS den Russen auf den Senkel gehen. Die haben da richtig Streß auf allen Ebenen, weil denen alles um die Ohren fliegt und gegen die Dinger kein Kraut gewachsen ist. Die Russen haben jetzt sogar die Einheiten der Schwarzmeer-Flotte zurückgenommen, da sie damit rechnen, dass die Ziel der neuen 300km MLRS werden könnten. Angeblich haben die Russen 200 Special Forces in die Ukraine entsandt, um die HIMARS aufzuspüren. Zudem haben die Russen in der letzten Woche vermehrt Su-34 und Su-35 Kampfjets verloren, die (nicht wie bisher) außerhalb des ukrainischen Luftraums operierten, sondern Penetrations-Attacken gegen die HIMARS fliegen sollten. Hat wohl nicht sonderlich gut funktioniert. Eine Su-34 wurde auf dem Rückflug sogar von der russischen Flugabwehr abgeschossen.

Hier noch ein interessantes (aber sehr verwackeltes) Video von russischen Soldaten aus dem vergangenen Monat. Die arbeiten da im Motor-Pool eines Munitions-Lagers an ihren LKWs. Achtet da mal auf den Hintergrund: Alles in Holzkisten, keine Stapler, alles muss von Hand gewuppt werden. Und dann knallt da eine ukrainische Rakete rein. Vermutlich keine HIMARS, sondern eine Tochka-U (OTR-21):

https://www.youtube.com/watch?v=GdGA88E ... 0%B4%D1%8B

Die Flucht der Soldaten ist da recht spektakulär und dramatisch. Denn was da hinter denen abkochte, war das Munitionsdepot einer Armeegruppe und das hat dann noch stundenlang geknallt. :roll:

CNN meldete ebenfalls die Tage, dass Russen im Iran waren, um dortige Drohnen zu inspizieren und ihren Wunschzettel abzugeben: https://edition.cnn.com/2022/07/15/poli ... le-drones/

Hier noch eine Twitter-Kette mit mehr Info zu "Russen setzten S-300 Luftabwehr für Bodenschäge ein": https://twitter.com/ChrisO_wiki/status/ ... DKqzVsFxnw
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2184
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 26.07.2022, 00:17

Die ersten drei deutschen Geparden sind nun (doch schon ... erst?!?) in der Ukraine angekommen. Für die Munitionsversorgung hat man in Norwegen ein altes Munitionswerk wieder angeworfen.

Indessen lieferte Polen dann noch seine rund 240 PT-91 "Twardy" Kampfpanzer in die Ukraine. Ein Zug mit den ersten 25 Stück ist vor zwei Wochen raus. Das waren ursprünglich T-72M1 und in 1995 hat man die aufwändig in Polen modernisiert: Modernes Feuerleit, Kommunikation, bessere Panzerung, andere Motorisierung und jede Menge (damals) zeitgemäße Elektronik, Sichtgeräte und so weiter. Das Resultat war ein sehr gepimpter T-72 mit westlicher Technik drin. Nicht ganz so gut wie westliche Kampfpanzer, aber sicherlich besser, als alles, was die Russen hatten. Das kann aber jetzt auch weg. Denn:

Die Polen sind sowieso gerade am ausflippen und man muss das wirklich mal in der Summe festhalten, um zu verstehen, was da bei denen abgeht:

1.) Polen hat 250 M1A3 SEPv3 "Abrams" Kampfpanzer in den USA bestellt. Die Lieferung der ersten davon hat wohl angefangen oder steht kurz bevor.
2.) Polen hat dann nachträglich weitere 116 M1A2 dazu bestellt. Man wollte eigentlich mehr M1A3 SEPv3 haben, aber so viele und vor allem kurzfristig wollten die Amis die dann auch nicht rausgeben und das werden dann halt M1A2 sein. Und eine Aufrüstung soll dann später erfolgen.
3.) ZUSÄTZLICH wollte Polen von der Bundesregierung 180 Stück Leopard 2 A7V haben, plus eine mir unbekannte Anzahl von PzH2000. Dazu gleich mehr.
4.) Für die an die Ukraine abgegebenen MiG-29 suchte man auch noch Ersatz. In den USA wären kurzfristig F-16 Block 30/40 verfügbar gewesen, aber die Polen wollten keine 40 Jahre alten Flieger mit 40 Jahre alten Fliegern ersetzen. F-35A (haben die ebenfalls bestellt) hat zu lange Lieferzeit und die wollen halt etwas, das kurzfristig in moderner Ausstattung verfügbar ist. Und da ist in der NATO halt derzeit keiner, der das ohne selbst bluten zu müssen liefern kann. Sofern man keine Oldtimer kaufen will.

Die Bundesregierung wurde von den Polen anscheinend seit Monaten wegen der Leo 2 und der PzH2000 bekniet und hat die Polen am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Irgendwann kam dann die Zusage und die ersten fünf (!) Leos (aber keine A7V) sollten dann "Mitte 2023" geliefert werden und dann jeden Monat drei Stück - oder so. Von PzH2000 war da schon keine Rede mehr.

Letzte Woche hatte eine spanische Militär-Publikation dann die Hammer-News gepostet, die ich aber mangels besserer Quellen erst mal ausgesessen habe. Jetzt steht es bei "The Warzone" und da kann man das mal eher glauben:

Polen hat in Südkorea eingekauft, als wenn es kein Morgen geben wird:

180x K2 "Black Panther" Main Battle Tanks (den südkoreanische Leo 2)
48x FA-50 leichte Kampfflugzeuge vom Typ "Fighting Eagle" (Kolumbien hat den Typ auch gerade gekauft um seine israelischen Kfir zu ersetzen)
670x K9 selbstfahrende Panzerhaubitzen (die koreanische PzH2000). Bitte mal die STÜCKZAHL auf der Zunge zergehen lassen: SECHSHUNDERTSIEBZIG! Zum Vergleich: Wir haben 48 PzH2000, von denen wohl die Hälfte Schrott ist, weil sie seit ewig ungewartet im Depot vor sich hin gammeln.

Der Deal mit Südkorea hat einen Wert von rund 14.5 Milliarden USD und ist in der Summe mit Abstand der fetteste Waffenexport, den Südkorea jemals verzeichnen konnte. Und das soll nur der Anfang sein, da Polen bis zu 1000 (!) Panzer und gepanzerte Fahrzeuge auf Basis des K2 kaufen will. Da kommen also nochmal rund 100-200 Fahrzeuge hinzu, wie z.B. Bergepanzer und Brückenleger. Die erste Lieferung von K2 und Haubitzen soll noch dieses Jahr erfolgen.

Deutsche Politik bedeutet für Betroffene im In- und Ausland halt grundsätzlich, dass man Null Planungssicherheit hat, weil sich alle fünf Minuten was ändert. Meistens zum schlechteren. Und die Polen sind dann mit gezücktem Scheckbuch um die halbe Welt gereist und haben ihre fast 15 Milliarden USD/Euro (ist ja derzeit 1:1 Wechselkurs) dort abgeladen. Das hätte man prima auch in Deutschland ausgeben können, sofern es POLITISCH in Berlin gewollt gewesen wäre. War es aber nicht. KMW und Rheinmetall hätten zwar (zusammen mit dem Panzerwerk in Griechenland) wie bescheuert expandieren müssen, um dem Bedarf gerecht zu werden, aber scheiß drauf: Auf die Arbeitsplätze und die negative Klimabilanz durch die Panzerproduktion kann man anscheinend prima verzichten. :roll:

Ich gönne den Südkoreanern diesen Erfolg von Herzen und die können den Aufwind sicherlich gebrauchen, da sie derzeit ja nicht nur den FA-50 Kampfjet bauen, sondern auch einen F-22/F-35 Hybrid mit Hilfe von Lockheed. Der Prototyp davon hat die Tage seinen Erstflug hingelegt.

Man muss aber auch festhalten: Ich glaube das letzte mal, dass Deutschland international so isoliert da stand, war nachdem dem britischen Premier Chamberlain sein "I have returned from Germany with peace for our time" um die Ohren geflogen ist. Und das hat die Idioten-Truppe in Berlin diesmal ohne Schussabgabe erreicht - sofern man die Schüsse in den Ofen und die ganzen Rohrkrepierer nicht mitzählt.

Der neueste Gag: Die Küchenaushilfe im Außenministerium (Baerbock) hatte ja die Tage in Kanada die Freigabe der Turbine für den Weiterbetrieb von Nordstream 1 erbettelt. Sie nutzte dabei die Worte: "Wenn wir die Gasturbine nicht bekommen, dann bekommen wir kein Gas mehr, und dann können wir überhaupt keine Unterstützung für die Ukraine mehr leisten, weil wir dann mit Volksaufständen beschäftigt sind."

Habeck (!) hat nun nach Usus aus dem Weißen Haus verfügt, dass die Turbine jetzt DOCH NICHT an Russland zurückgegeben wird. :clown:

Ich sag da nur: BITTE, KANADA! Behaltet die verkackte Turbine! Vielleicht wird dann endlich das absurde Dilettantenstadl in Berlin unter die Furche geackert. Das wäre dringend nötig. :bash:
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Herr Rossi
Geschäftsmodell
Beiträge: 2741
Registriert: 10.03.2008, 13:07

Re: Ukraine

Beitrag von Herr Rossi » 26.07.2022, 07:12

Toska hat geschrieben:
26.07.2022, 00:17
Deutsche Politik bedeutet für Betroffene im In- und Ausland halt grundsätzlich, dass man Null Planungssicherheit hat, weil sich alle fünf Minuten was ändert. Meistens zum schlechteren. Und die Polen sind dann mit gezücktem Scheckbuch um die halbe Welt gereist und haben ihre fast 15 Milliarden USD/Euro (ist ja derzeit 1:1 Wechselkurs) dort abgeladen. Das hätte man prima auch in Deutschland ausgeben können, sofern es POLITISCH in Berlin gewollt gewesen wäre. War es aber nicht. KMW und Rheinmetall hätten zwar (zusammen mit dem Panzerwerk in Griechenland) wie bescheuert expandieren müssen, um dem Bedarf gerecht zu werden, aber scheiß drauf: Auf die Arbeitsplätze und die negative Klimabilanz durch die Panzerproduktion kann man anscheinend prima verzichten. :roll:

Ich gönne den Südkoreanern diesen Erfolg von Herzen und die können den Aufwind sicherlich gebrauchen, da sie derzeit ja nicht nur den FA-50 Kampfjet bauen, sondern auch einen F-22/F-35 Hybrid mit Hilfe von Lockheed. Der Prototyp davon hat die Tage seinen Erstflug hingelegt.
Vielleicht liegt es auch primär daran, dass wir gar nicht produzieren können? Hier ist echt Lieferkettenkatastrophe in allen Branchen. Autohersteller kriegen viele Ersatzteile nicht mehr, so dass Reparaturen teilweise bis hin zu Mitte nächsten Jahres terminiert werden. Ob das bei der Panzerproduktion so viel besser aussieht?
Südkorea hingegen dürfte in der Hinsicht deutlich weniger Probleme haben, da sie erstens -soweit mir bekannt- sehr zögerlich und zurückhaltend mit Sanktionen gegen Russland waren und davon ab halt auch mitten drin in der boomenden Weltwirtschaftszone sitzen und die Lieferketten oft halt direkt vor deren Haustür beginnen und somit auch enden.

Zu NS1: Jep, die ist auf 20% runter. Ob das nun wirklich an den fehlenden Pumpen liegt oder nicht, es ist jedenfalls sehr geschickt von russischer Seite gespielt. Mittlerweile vermute ich ja, dass am Ende doch noch NS2 geöffnet wird, denn so bekloppt die Grünen auch sind, die totale Eskalation wäre sehr hoch gepokert. Angeblich sind 50% der Deutschen bereit deswegen auf die Straße zu gehen. Das bezweifel ich zwar massiv nach 2,5 Jahren Coronagängelung und der bereitwilligen Hinnahme von der großen Mehrheit der Bevölkerung, aber hier geht es ja nicht um Gesundheit, sondern um den Geldbeutel und da wird der Deutsche dann vielleicht doch etwas zickiger.
Es bleiben nach wie vor spannende Zeiten!

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2184
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 26.07.2022, 20:05

Herr Rossi hat geschrieben:
26.07.2022, 07:12
Vielleicht liegt es auch primär daran, dass wir gar nicht produzieren können? Hier ist echt Lieferkettenkatastrophe in allen Branchen. Autohersteller kriegen viele Ersatzteile nicht mehr, so dass Reparaturen teilweise bis hin zu Mitte nächsten Jahres terminiert werden. Ob das bei der Panzerproduktion so viel besser aussieht?
Die deutsche Rüstungsindustrie ist ja recht speziell. Die planen von sich aus halt was und versuchen das zu verkaufen. Vom Prototypen bis zum Verkauf können Jahre und Jahrzehnte ins Land gehen. Es gibt ja keine Ausschreibungsprozesse, bei denen der Staat sagt: "Wir wollen einen neuen Panzer mit folgenden Ausstattungsmerkmalen. Hier ist das Pflichtenheft. Reicht Angebote ein." Und wirklich NEUE Panzer in irgendwelchen relevanten Stückzahlen hat Deutschland halt seit Ende des kalten Krieges nicht mehr bestellt. Die Vorserienproduktion des Leo 2 fing 1977 an. Im September 1977 bestellte man 1800 Stück, deren Produktion in fünf Tranchen erfolgen sollte. Der Bau erfolgte zu 55% bei Kraus-Maffei und zusätzlich wurden 45% der Produktion zum Subunternehmer Maschinenbau Kiel (MaK) ausgelagert. In der ersten Tranche wurden 380 Panzer gebaut, die in 1979 ausgeliefert wurden, 114 in 1980, 180 in 1981 und dann 300 Stück pro Folgejahr.

Es dauerte also zwei Jahre, die Serienproduktion anlaufen zu lassen und zwei weitere Jahre, bis die sich auf hohem Niveau stabilisiert hatte. Das ist in der Industrie in vielen Bereichen so. Es dauert ein Jahr, bis die Halle steht und 1-1.5 Jahre, bis die Anlagen fertig sind, darin aufgebaut sind und laufen. Hab ich selbst oft genug in der Praxis gesehen, weil der Betrieb in dem ich arbeitete in 10 Jahren expandiert ist, wie bescheuert.

Die letzten NEUEN Leos sind 1992 "vom Band" gelaufen. Alles, was danach kam, war entweder Modernisierung alter Chassis (und Türme), oder wurde in mühevoller Handarbeit in Kleinserie (teilweise mit Teilen aus dem Regal) gebaut. Oder es wurde (im Falle von Griechenland) halt neue Produktionsstraßen vor Ort gebaut, die komplett bauten, oder Endmontage von im In- und Ausland gebauten Zulieferteilen machten.

Von daher: Das Know-How um die Produktion wieder hochzufahren ist da. Und ich behaupte mal: Ein Teil der Anlagen ist auch noch da. Sowohl in Deutschland, als auch in Griechenland. Zumal Griechenland ja seine Leos auch noch modernisieren will und das Werk dort im Gespräch war, als es um die Auf- und Umrüstung für Leos beim "Ringtausch" im Gespräch war.

Zudem: Die Polen sind da auch nicht unbeleckt oder stehen blank da. Die haben Rüstungsbetriebe, die auch gepanzerte Fahrzeuge bauen oder modernisieren. Wie halt OBRUM, Bumar-Labedy oder der Staatsbetrieb Polska Grupa Zbrojeniowa (PGZ SA) und dann sind da noch andere Rüstungsbetriebe im Bereich Luftfahrt. Wie z.B. PZL-Świdnik (von Augusta-Westland aufgekauft), die nach wie vor in Polen produzieren.

Deutschland versucht ja seit Jahren, einen Leo-Nachfolger zusammen mit Frankreich zu entwickeln und der Bau sollte dann auch bilateral erfolgen. Aber wie jedes Projekt mit den Franzosen mutierte das zu einem Kampf der Eitelkeiten, bei denen anscheinend niemand wirklich will, dass sich irgendwann mal Erfolge abzeichen werden. Man stelle sich mal vor, wie das mit einem Land wie Polen laufen würde: Die WOLLEN, die haben die Kohle, die haben Know-How und Arbeitskräfte, der politische Wille ist da und man ist MOTIVIERT. Da kettet sich keiner vor dem neuen Werk an und verlangt erstmal Umweltstudien oder diskutiert rum, ob man nicht eher Lastenfahrräder bauen sollte, oder Panzer mit Elektro-Antrieb nicht mehr Sinn für die Umwelt machen.

Wenn gewollt, könnte man stattdessen die Produktion von Leo 2 und PzH2000 in Deutschland innerhalb von Monaten wieder anlaufen lassen und hätte in zwei Jahren in Polen ein pfuschneues Werk, aus dem die ersten Panzer in kleinen Dosen und zwei Jahre später auf hoher Taktzahl rausfallen. Das neue Werk hätte man auch schön genau auf die Grenze setzen können, zumal wir ja auch irgendwo die ganzen neuen Pumas bauen müssen, die vom In- und Ausland geordert sind. Und bei so einer Kooperation mit einem willigen Partner wie Polen wäre man sicherlich auch fix dabei, bestehende Produkte zu verbessern und könnte zusammen mit den Polen was neues entwickeln, was langfristig kommen könnte.

Die "gestörten Lieferketten" mag das eine oder andere ausbremsen, aber ich glaube nicht, dass es so ein komplettes Projekt auf Kipp stellen könnte. Besonders dann nicht, wenn es für mindestens einen der Partner von "großem nationalen Interesse" ist.

Der politische Wille, was zusammen mit Polen zu machen ist halt nicht da. Billige Arbeitskräfte von dort? Genehmigt. Aber Know-How-Abfluss? Militärische oder wirtschafliche Kooperation mit diesen erzreaktionären Spaltpilzen am kleingeistigen europäischen Gedanken? Nope! Never! :roll:

Schade. Das wäre DIE Gelegenheit gewesen, mal einen langfristigen Schulterschluss auf vielerlei Ebenen (politisch, militärisch, wirtschaftlich, Forschung) mit den Polen hinzubekommen. Das hätte mehr gebracht, als symbolische Kniefälle oder Kranzniederlegungen. :roll:

Stattdessen hat Berlin mal wieder dargelegt, dass polnische Sicherheitsbedürfnisse und Interessen keine Rolle in Berlin spielen und sie zwar mit am europäischen Tisch sind, aber bestenfalls als Kellner.
Herr Rossi hat geschrieben:
26.07.2022, 07:12
Zu NS1: Jep, die ist auf 20% runter. Ob das nun wirklich an den fehlenden Pumpen liegt oder nicht, es ist jedenfalls sehr geschickt von russischer Seite gespielt. Mittlerweile vermute ich ja, dass am Ende doch noch NS2 geöffnet wird, denn so bekloppt die Grünen auch sind, die totale Eskalation wäre sehr hoch gepokert. Angeblich sind 50% der Deutschen bereit deswegen auf die Straße zu gehen. Das bezweifel ich zwar massiv nach 2,5 Jahren Coronagängelung und der bereitwilligen Hinnahme von der großen Mehrheit der Bevölkerung, aber hier geht es ja nicht um Gesundheit, sondern um den Geldbeutel und da wird der Deutsche dann vielleicht doch etwas zickiger.
Ja, die Duldungsstarre hält nach wie vor an und da wird sich auch nichts ändern, bevor das Licht ausgeht. Selbst danach wird man im Funkeln der Taschenlampe noch so lange nach Weisung von Oben und einen staatlichen Heilsbringer warten, bis die Batterien leer sind. :roll:

Zu Ukraine und HIMARS und M270 habe ich hier noch eine interessante Twitter-Kette: https://twitter.com/MarkHertling/status ... IWWS-6ohcw

Eine HIMARS hat sechs Raketen in einem Behälter und eine M270 hat zwei dieser 6-Raketen-Behälter. Nur mal angenommen, jede ukrainische HIMARS feuert 2x am Tag alle sechs Raketen, lädt einmal nach und feuert die auch noch weg. Das sind pro Launcher 12 Raketen am Tag. Bei 16 HIMARS wären das 192 Raketen am Tag. Theoretisch KÖNNTEN die alle 3-5 Minuten feuern, sofern genug Munition da wäre und man genug Ziele findet.

Selbst bei nur 2x am Tag eine Salve bei 16 Werfern? Das sind dann im Monat 5800 Raketen. Bei 90% Treffsicherheit können dabei maximal 5200 Ziele getroffen werden. Das lohnt sich. Aber das sind reine Gedankenspiele. Bekannt ist lediglich, dass die Ukraine wohl bislang so um die 700-800 GMLRS-Raketen aus den USA erhalten hat. Ob mehr geliefert wurden? Wie viele beim MARS II aus Deutschland dabei waren? Wie viele aus den UK geliefert wurden? Oder aus Australien? Alles unklar.

Die USA haben bislang 40.000 GMLRS-Raketen produziert und können pro Jahr derzeit rund 9000-10000 davon produzieren. Die USA kaufen pro Jahr und 6000 Raketen. Rest geht an Verbündete. Die Produktion wird gerade erweitert, weil der Ukraine-Krieg zeigt, wie nützlich das Zeugs ist. Und die USA haben ja selbst rund 740 Launcher, da ist man mit den lediglich 27.000 Raketen in den US-Depots (Rest wurde bereits exportiert) EXTREM knapp aufgestellt, weil das dann nur 3-6 Reloads pro Werfer sind. Kosten pro GMLRS-Rakete liegen irgendwo bei 125k-150k USD.

Das zeigt nochmal überdeutlich, dass der Westen die Lehren aus dem Yom-Kippur-Krieg nicht gelernt hat: Ohne MUNITION kein BUMM. Was nützt es, 740 MLRS-Werfer auf Halde stehen zu haben, wenn die am Mittag des ersten Kriegstages gegen einen technologisch ähnlich aufgestellten Gegner nichts mehr zu feuern haben? Die USA wollen wohl den Bestand auf 100.000 GMLRS-Raketen aufstocken, aber bis dahin ist bei der derzeitigen Produktionskapazität halt noch ein weiter Weg. :ziggi:
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2184
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 28.07.2022, 00:21

Ukraine darf nun bei KMW 100 Stück *neue* PZH2000 kaufen. Die müssen natürlich erst noch gebaut werden. Um die damals für die BW bestellten ~180 PZH2000 zu produzieren brauchte man damals rund fünf Jahre vom Auftrag bis zur Auslieferung der letzten. Auftragsvolumen für 100 Stück ist wohl 1.7 Milliarden Euro und KMW sagt: Sie fangen dann jetzt schon mal an, auch wenn der Vertrag noch nicht unterschrieben ist.

Zu Artillerie kurz noch was: Hatte ein paar Topics vorher erwähnt: Der Ukraine ist die Munition für ihre Soviet-Artillerie ausgegangen. Die paar NATO 155mm Arty's sind zwar prima und dafür kommt auch ständig Munition nach, aber sie saugen da schon ganz gut die NATO-Lager leer und brauchen auch mehr Geschütze. Zum einen haben sie jetzt NOCH ältere 85mm Haubitzen aus den Lagern gezogen, weil dafür noch ein wenig Muni da ist. Und von einigen NATO-Ländern haben sie 105mm Artillerie und Munition bekommen, um Lücken zu füllen. Und dafür liegen im Westen auch noch genug Granaten rum, die sowieso bald ablaufen und weg müssen.
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2184
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 29.07.2022, 09:36

Zum Korea-Deal der Polen hat sich der polnische Verteidigungsminister Błaszczak in diesem Artikel ausführlich befragen lassen und das ist extrem interessant.

Ich fasse mal ein paar Highlights zusammen und kommentiere die direkt im Text mal mit:

Die Polen hab in den letzten Jahrzehnten in Sachen Rüstungsindustrie Kompetenzen verloren. Deren KMW ist die HSW S.A und die macht momentan so viel, dass die bis Anschlag beschäftigt sind. Unter anderem bauen sie die Panzerhaubitze "Krab", welche Polen selbst einsetzt und auch an die Ukraine verschenkt hat. Zudem baut HSW gerade an einer weiteren Order direkt für die Ukraine und danach dann die nächste Order "Krab" für Polen. Und macht noch andere Sachen nebenher. Die sind die nächsten Jahre auf Endanschlag ausgelastet.

F-16 sind in den USA derzeit nicht zu bekommen, da Lockheed seine Kapazitäten in andere Projekte wie die F-35 steckt. Von daher hatten die Polen an sich keine andere Wahl, als den koreanische FA-50 zu kaufen. Der soll in Sachen Technik, Handling und Wartung sehr nahe an der F-16 sein. Den bekommen sie also selbst gewartet, können ihn für die Pilotenausbildung und als echten Kampfjet nehmen. Vor allem soll der FA-50 auch eine Verfügbarkeit von 85% haben, was beim bisherigen Pilotentrainer M-346 aus Italien bei weitem nicht gegeben ist. Zudem soll ein Wartungszentrum für die FA-50 in Polen entstehen, so dass deren Luftfahrtindustrie da mal wieder einen Fuß auf den Boden bekommt und auch Endmontage von weiteren Jets machen kann. Die ersten 12 von 48 Jets sollen Mitte 2023 kommen. Und man schaut sich den neuen Kampfjet der Koreaner (KF-21 "Boramae") dann auch noch genauer an und wird da ggf. in Zukunft auch zuschlagen. Weitere F-35 und ggf. auch die F-15X will man zudem noch haben.

Der Hammer ist aber der Deal mit den Panzern und den Haubitzen:

Stufe 1: 180 Stück K2 MBTs und 48 Stück K9 Panzerhaubitzen werden (teilweise noch dieses Jahr) aus Korea geliefert.

Stufe 2: 600 Stück K9 Haubitzen werden bis 2024 geliefert.

Stufe 3: Ab 2026 beginnt in Polen die Lizenzfertigung/Endmontage von der restlichen 1000 Stück K9/PL MBTs und dazu noch jede Menge weiterer K9/PL Haubitzen.

Sowohl die Panzer als auch die Haubitzen werden im Stand PL auf polnische Bedürfnisse angepasst, um Interoperabilität zum M1 "Abrams" bei Funk, Datenfunk, Battlemanagement-System und anderen Dingen herzustellen. Die Polen erhalten von Korea vollen Technologietransfer - inklusive was die zukünftige domestische Herstellung von moderner MBT-Panzerung angeht. Eine Fähigkeit, die sie nicht mehr (oder in der nötigen modernen Ausprägung) noch nie hatten. Plus sie haben dann das Recht, Panzer und Haubitzen selbst auf eigene Kappe zu exportieren.

Beim K9 ist im Vergleich zur bisherigen Haubitze "Krab" der Polen halt der Auto-Lader das i-Tüpfelchen, welches bislang noch fehlte und halt, dass die Koreaner denen eben in zwei Jahren 648 Stück auf den Hof stellen können. Das kann derzeit kein anderes Land aus dem Stegreif und bei den Panzern sieht es ähnlich aus. Die USA rücken anscheinend nicht mehr als die bereits versprochenen Abrams heraus *und* die machen da auch keinen Technologietransfer und Endmontage oder Lizenzfertigung der M1 erlauben die USA sowieso niemandem. Und Deutschland wollte ja auch nicht. /shrug

Verteidigungsminister Błaszczak sprach auch an, dass die Polen halt wohl auch nicht drum rum kommen, ihre Armee um weitere (mindestens) 300.000 Soldaten aufzustocken. Plus es kamen die Schwierigkeiten zur Sprache, die durch die vielen dann auch teilweise neuen Systeme entstehen: 3-4 Typen MBTs (langfristig zwei: M1 und K9), drei Typen Panzerhaubitze (langfristig nur "Krab" und K9), der breite Mix aus Kampfflugzeugen und andere Faxen. So nebenbei kaufen die Polen dann auch HIMARS in den USA ein und die ganze Logistik bei der Munition wird auch noch interessant. Falls die Polen dann mal in einen Konflikt mit reingezogen werden, mag es zwar toll sein, dass die so viele Panzer und Haubitzen da stehen haben. Aber wie sieht es dann mit Munition und Ersatzteilen aus und wie lange bekommen sie das gestemmt?

Ungeachtet jener offenen Fragen sind die Polen auf dem Weg, sich bis zu 2000 MBTs und wohl so um die 1000 Panzerhaubitzen hinzustellen und es kann ihnen nicht schnell genug gehen. :roll:

Kurz was zur Beschaffung der F-35A für Deutschland. Da ist heute das hier aufgetaucht. Das ist aus dem Genehmigung des Foreign-Military-Sales des US Senats und der Deal ist damit wohl in trockenen Tüchern. Wir bräuchten dann nur noch bezahlen.

Da die F-35 weder die europäischen Meteor noch IRIS-T noch sonstige nicht-USA-Waffen tragen kann, hat Deutschland halt gleich mal einen Schwung Waffen für die bestellten 35 Stück F-35A mitbestellt:

- 105 AIM-120C-8 AMRAAM (Mittelstrecke Luft-Luft-Rakete)
- 75 AGM-158B/B2 JASSM-ER (die neue Langstrecken-Luft-Luft-Rakete der USA)
- 75 AIM-9X Block 2+ Sidewinder Luft-Luft
- 344 GBU-53 Small Diameter Bombs
- 162 BLU-109 2000 Pfund Penetrator-Kits für GBU-31
- 264 MK-82 500 Pfund Bomben für GBU-54
- 180 JDAMs

Plus Übungsmunition und diverse Kits und Kleinkram. Alles in allem soll dieses Paket mit den Fliegern, Munition, Wartungs-Tools und allem Brimborium $8.4 Milliarden USD kosten. Man kann somit zwar plump den Stückpreis auf 240 Mio USD pro Jet runterbrechen, was aber gelogen ist. Denn nur rund 80-85 Mio entfallen da auf den einzelnen Jet und der Rest eben auf die (sind wohl mehrere) mitgelieferten vollwertigen Flugsimulatoren, die Ersatzteile, Werkzeuge, Diagnosegeräte, Wartungs-, Logistik- und Missionsplanungs-Computer und natürlich die Munition, die für sich alleine auch eine ganzen Batzen kostet.

Dennoch: Das ist an Munition mal wieder allem VIEL zu wenig. Man hat auch nur zwei Ersatz-Triebwerke bestellt.

Und überhaupt: Die Luftwaffe will die F-35 angeblich auch für SEAD einsetzen (soll ja den Tornado ablösen). Ich frag' mich, was die gegen SAM-Stellungen verschießen wollen? JDAMs und Gleitbomben?!? Man hat keine AGM-88G (die neue Extended Range HARM - 2016 eingeführt) mitbestellt, noch die in 2010 von den USA eingeführte AGM-88E. Die Luftwaffe hat lediglich 178 alte AGM-88B, die aber derzeit von Northrop-Grumman (bzw. Orbital ATK und Diehl Defense Systems) auf den Stand AGM-88E2 umgerüstet werden. Eine Tranche von 127 soll bis März 2024 umgerüstet sein, die restlichen 51 Stück dann bis März 2025.

Auch klasse: Da hat man 30 Jahre die Modernisierung der Raketen verpennt und jetzt wieder eine Generation hinterher. Nicht nur das: man hat dann an sich nur genug HARM, um zweieinhalb Einsätze damit zu fliegen. :ziggi:
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Antworten