China: Servus CO² Reduzierung

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Toska
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China: Servus CO² Reduzierung

Beitrag von Toska » 08.08.2014, 00:30

Hab da mal ein Fundstück zum Thema China:

China will was gegen den Dauer-Smog in seinen Großstädten tun. Der geht nicht nur auf den Individual-Verkehr zurück, sondern auch darauf, dass die soviel Kohle verfeuern. Sowohl in Kraftwerken, als auch in vielen heimischen Herden.

China hat sehr wenig Öl- und Gas-Vorkommen, dafür aber um so mehr massive und teilweise noch unangetastete Kohle-Reviere. Das Verheizen und Verstromen dieser Kohle erfolgt halt in den Ballungszentren und trägt dann massiv zum Smog bei. Auch logistisch ist das nicht ohne, denn die Kohle muss aus den Abbau-Gebieten im Nordwesten und Norden über tausende Kilometer per Bahn in die Ballungsgebiete transportiert werden.

Die chinesische Lösung: Bis zum Jahr 2020 will man in den Abbau-Revieren 50 große Vergasungs-Anlagen bauen, in welchen die Kohle in Gas umgewandelt wird. Pro Jahr (bei vollem Output) sollen so dann in Zukunft 50 Milliarden Kubikmeter Gas aus Kohle gewonnen werden, was 10% des Gesamt-Chinesischen Bedarfs darstellt. Das Gas soll dann per Pipelines in die Ballungsgebiete gehen, wo dann in neuen Gas-Kraftwerken Strom und Wärme produziert wird. Abgastechnisch ist das (soweit es Smog und Feinstaub betrifft) sauberer.

Nachteile:

- Umwandlung von Kohle in Gas braucht Energie, spart aber Transportkosten.
- Im gewonnenen Gas steckt 7x mehr CO² als in Naturgas oder LNG.
- Bei der Kohle-Vergasung werden Unmengen von Wasser gebraucht.

Beispielrechnung von Greenpeace und einer Chinesischen Uni dazu:

Die Stadt Peking stellt zu 50% auf aus Kohle gewonnenem Gas um. Peking spart sich dann den Transport von 9 Millionen Tonnen Kohle aus der Mongolei. Stattdessen werden in der Mongolei halt 12 Millionen Tonnen Kohle in Gas umgewandelt. Der CO²-Ausstoß nur für Peking würde dann 3,77 Millionen Tonnen mehr betragen, als würde man die Kohle in Peking selbst verbrennt. Zusätzlich werden in der Mongolei dann 24 Millionen Tonnen Wasser gebraucht, um die Kohle für Peking zu vergasen.

Da die Kohle in Gegenden abgebaut wird, die sowieso nicht sonderlich mit Wasser-Reichtum gesegnet sind, ist die langfristige Perspektive da nicht sonderlich positiv. Den Raubbau wird man vielleicht 10-15 Jahre aufrecht halten können, dann geht denen in den Randprovinzen das Wasser aus. Und soviel CO² können Europa und USA an Emissionen nicht einsparen, wie die Chinesen pro Jahr dort zusätzlich raushauen wollen.

Quellen:
http://canadafreepress.com/index.php/article/65114
http://www.nytimes.com/2014/07/24/world ... hange.html
Grüße,

Toska
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Beitrag von [FtN|FH] Galli » 08.08.2014, 03:01

Oh man wenn ich sowas schon lese diese Hirnies beschweren sich über ihren eigens produzierten Smog und verfeuern Kohle ên mass und damit meine ich nicht primär die schwarzen Brocken aus der Erde und das obwohl sie seit Jahren am boomen und expandieren sind...

Wenn die halbwegs vernünftige Kohle wie Koks oder Anthrazit haben in ihren Revieren sollten sie es an den Russen oder sonstwen verkaufen zur Stahlproduktion, Transport über die Transsibirische Eisenbahn oder Wladiwostok irgendeine Möglichkeit wird sich schon finden lassen und im Gegenzug sich ne Pipeline legen lassen um Gas zu beziehen, zusätzlich sollten sich sich mal blitzschnell die neuste Filtertechnik von uns abkaufen lassen damals hatten die schon einen Wirkungsgrad von fast 60-65% Emissionsabsorption wenn ich mich nicht irre, das war vor knapp 10 Jahren würde mich nicht wundern wenn die neusten heute an die 80% rankämen.

Ansonsten habe ich mit diesen Kommunistenärschen kein Mitleid sollen sie doch ersticken in ihrer Suppe, wer ohne Rücksicht auf Verluste wachsen möchte soll halt den hohen Preis dafür zahlen! :x
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Beitrag von Lord_Vader » 08.08.2014, 07:59

Die Suppe bleibt aber nicht als lokales Phänomen auf China begrenzt.
http://www.stern.de/wissen/natur/klimaw ... 84689.html
<~>
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Beitrag von Herr Rossi » 08.08.2014, 08:08

Man sollte dabei nicht vergessen, dass China mit Abstand das Land mit dem stärksten Zuwachs der regenerativen Energien ist.

Ich hatte da mal eine nette Quelle mit Statistiken, finde die aber blöderweise gerade nicht, daher mal die Kurfassung über Wikipedia:

"Seit einigen Jahren investiert China sehr stark in den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Neben der Wasserkraft baut China besonders stark die Windenergie aus, bei der China mittlerweile der weltweit Spitzenreiter ist. Ende 2013 waren Windkraftanlagen mit zusammen 91,4 GW installiert, womit China klar vor den USA mit 61,1 GW und Deutschland mit 34,2 GW lag und damit rund 30 % der gesamten Windenergieleistung besitzt. Der Zubau 2013 betrug 16,1 GW, womit China rund 45 % des weltweiten Windenergiemarktes darstellte.[82] Kamen erste Versuche in den 1980er Jahren über eine Nischenfunktion nicht heraus[83], ist China seit 2009 Spitzenreiter beim weltweiten Zubau. Damit einher ging der Aufbau einer eigenen Windindustrie, die mittlerweile auch afrikanischen oder südamerikanischen Märkten Anteile gewinnt.[84]"

Ich glaube die haben durchaus kapiert, wo die hin müssen!

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Beitrag von Maff. » 14.08.2014, 18:25

Wenn man das aber mal auf Einwohnerzahl oder BIP bezieht, sehen die Zahlen ganz anders aus.
In China haben ein paar Leute in der Tat kapiert, wo es (langfristig) hingehen muss. Von einem Umbruch kann aber bei Weitem noch nicht die Rede sein.
Diesbezüglich (Mentalität) kann nachwievor kein Land mit Deutschland mithalten.
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Beitrag von Herr Rossi » 14.08.2014, 19:24

Ja, da hast du Recht, aber Einwohnerzahl und BIP greifen dann auch zu kurz, denn die relevante Zahl ist dann: Durchschnittsverbrauch pro Einwohner und darauf dann der prozentuale Anteil an regenerativer Energien. Ergänzt um die jährliche Zuwachsrate dürfte das einen guten Einblick in die tatsächliche Relevanz liefern. Hab dazu aber natürlich nix an Zahlen. Vielleicht kann unser Recherchemeister Toska ja was ausgraben. Bin mir ziemlich sicher, dass wenn er nichts findet, dann gibt es auch nix. :PPPP

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Beitrag von Toska » 14.08.2014, 23:16

Herr Rossi hat geschrieben:Vielleicht kann unser Recherchemeister Toska ja was ausgraben. Bin mir ziemlich sicher, dass wenn er nichts findet, dann gibt es auch nix. :PPPP
Zu dem Thema gibt es viel Mist im Netz, wilde Spekulationen und Zahlen aus China, die auch nie so ganz koscher zu sein scheinen. Stromverbrauch und BIP gehen Hand in Hand und vermutlich wollen sich die Chinesen auch nicht zu tief in die Karten schauen lassen.

Hier mal ein bisschen was:
Bild

Electricity consumption in China has been grown by 12.5percent annually in the last decade. Similar high growth is expected to continue, total consumption reaching approximately 6,400 TWh by 2020.

Quelle: http://www.szwgroup.com/ind_ene.asp
Wie man sieht, ist das für die Tonne, denn ab 2009 sind das Prognosen. In der Tat hat China seitdem die 12.5% Wachstum nicht konstant geschafft. 2013 sollen es "nur" 7.5% gewesen sein.

Dieser Artikel (http://www.eia.gov/countries/country-data.cfm?fips=ch) aus 2013 hat ein paar schöne Statistiken am Ende über Öl, Gas, Kohle, Strom, BTU's und CO² zu China.

Dieser Artikel setzt mal den Stromverbrauch in Relation zum BIP-Wachstum: http://blogs.wsj.com/chinarealtime/2014 ... ut-growth/

Und hier 'ne Grafik und Analyse zum BIP von China, allerdings ist das auf Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Historical ... c_of_China

In Sachen erneuerbarer Energie (Windkraft) in China (mit Vergleich zu USA und Rest):

Bild

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Man muss sich aber auch vor Augen halten, dass die chinesische Politik sich gedreht hat, was erneuerbare Energien angeht:
Researchers from Harvard University and Tsinghua University have found that the People's Republic could meet all of its electricity demands from wind power by 2030. Despite this, Wen Jiabao (Anmerkung: Premier-Minister von China) stated in a March 5, 2012 report that China will end the "blind expansion" into wind and solar energy, instead developing nuclear power, hydropower, and shale gas.

Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Renewable_energy_in_China
Die dürften bei dem radikalen Ausbau der Windkraft ähnliche Probleme mit Unwucht im Netz und dem Thema Grundlast haben, wie man das in Deutschland sieht. Und die haben kein Frankreich und keine Österreicher und Schweizer neben sich, die das mal eben ausgleichen können, indem sie in Kattenom die Brennstäbe ziehen, oder ein Pumpkraftwerk leer laufen lassen.

China hat 16 Reaktoren in Betrieb und plant (bzw. baut) 26 neue (Zahlen aus März 2013). Quelle: http://www.world-nuclear.org/info/curre ... worldwide/
Grüße,

Toska
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