IS, ISIS, Irak, Syrien

Nachrichten und Diskussionen aus dem prallen Leben.

Moderator: Moderatoren

Antworten
Herr Rossi
Geschäftsmodell
Beiträge: 2720
Registriert: 10.03.2008, 13:07

Beitrag von Herr Rossi » 10.09.2016, 12:59

Toska, bin gerade aus dem Krankenhaus zurück. Mich hats etwas aus der Bahn geworfen.
Vielleicht antworte ich dir die Tage. Momentan muss ich aber erstmal wieder auf die Beine kommen.
Nur soviel: Ich wollte mit den Märtyrern nicht alle deine Quellen in Frage stellen. Warum ich darauf so "rumreite" liegt eher daran, dass ich die Recherche dazu selbst ziemlich spannend fand. Die Quellenlage ist so dünn, dass man sagen kann, dass es fast nur eine überhaupt gibt (auch wenn zwei vorliegen, aber beide aus dem gleichen Personenkreis) und zudem verfolgt diese Quelle eine ziemlich extreme Agenda. So scheint es zudem, dass es von der Gegenseite (Araber/Muslimische Herrscher) gar nichts gibt. Jedenfalls habe ich dazu keinerlei Hinweise gefunden. Deshalb kann man sogar durchaus gut begründet die Ereignisse überhaupt in Frage stellen. Das spannende daran ist für mich, dass man wahrscheinlich bei vielen historischen Quellen ähnliches vorfindet.

Benutzeravatar
Roland von Gilead
verdammt coole sau
Beiträge: 13091
Registriert: 02.07.2003, 20:05
Wohnort: wo die Kühe wilder als die Frauen sind !
Kontaktdaten:

Beitrag von Roland von Gilead » 10.09.2016, 14:45

Gute Besserung
[fullalbumimg]804[/fullalbumimg]
Bild Bild Bild Bild

Herr Rossi
Geschäftsmodell
Beiträge: 2720
Registriert: 10.03.2008, 13:07

Beitrag von Herr Rossi » 10.09.2016, 14:50

Danke und wird schon wieder. Bin dafür jetzt mit Medikamenten vollgepumt und fühl mich wie eine Schnecke auf Valium. ;)

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2175
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Beitrag von Toska » 11.09.2016, 08:18

Herr Rossi hat geschrieben:Toska, bin gerade aus dem Krankenhaus zurück. Mich hats etwas aus der Bahn geworfen.
Vielleicht antworte ich dir die Tage. Momentan muss ich aber erstmal wieder auf die Beine kommen.
Oha! Ich wünsch' dir gute Besserung und mach, dass du schnell wieder auf die Beine kommst, Rossi.
Herr Rossi hat geschrieben:Warum ich darauf so "rumreite" liegt eher daran, dass ich die Recherche dazu selbst ziemlich spannend fand. Die Quellenlage ist so dünn, dass man sagen kann, dass es fast nur eine überhaupt gibt (auch wenn zwei vorliegen, aber beide aus dem gleichen Personenkreis) und zudem verfolgt diese Quelle eine ziemlich extreme Agenda. So scheint es zudem, dass es von der Gegenseite (Araber/Muslimische Herrscher) gar nichts gibt. Jedenfalls habe ich dazu keinerlei Hinweise gefunden. Deshalb kann man sogar durchaus gut begründet die Ereignisse überhaupt in Frage stellen. Das spannende daran ist für mich, dass man wahrscheinlich bei vielen historischen Quellen ähnliches vorfindet.
Da hast du natürlich Recht und gerade bei solchen extrem weit zurückliegenden Ereignissen muss man ziemlich aufpassen. Selbst wenn es mehrere Quellen aus verschiedenen Kulturkreisen gibt, die auch noch halbwegs überein stimmen? Auch da kann es sein, dass die bloß voneinander abgeschrieben haben oder dort nur noch mal die selbe Quelle neu wiedergegeben wurde.

Hier mal ein schönes Beispiel: Als die Moslems 640 n. Chr. Alexandria (in Ägypten) einnahmen, gab es die berühmte Große Bibliothek von Alexandria wohl noch. Die Legende besagt, dass der "General" vor Ort seinen Kalif fragte, was man mit den Schriften dort machen sollte. Und der sagte angeblich: "Wenn in den Schriften der Ungläubigen Dinge stehen, die dem Koran widersprechen, dann ist das Ketzerei. Dann verbrennt es. Wenn dort Dinge stehen, die schon im Koran sind? Dann brauchen wir es nicht und es kann ebenfalls verbrannt werden."

Wie gesagt: Legende. Islamische Historiker sagten irgendwann: "Das ist eine christliche Verleumdung aus dem 17. Jahrhundert!" Problem dabei: Der christliche Text aus dem 17. Jahrhundert beruft sich auf eine moslemische Niederschrift aus dem 11. Jahrhundert. :hehehe:

Auf dem Link hier wir das mal von diversen Seiten beleuchtet: http://www.islam-watch.org/home/59-kamm ... brary.html

Natürlich ist die Seite "Islam-Watch" voreingenommen und daher ist deren Fazit nicht unbedingt überraschend. Aber wenn man versucht, tiefer in das Thema einzusteigen, wird die Quellen-Lage auch nicht mehr viel besser als die bereits dort genannten Hinweise. Es gibt diese zwei Quellen. Alle anderen schreiben dort nur ab, oder geben Hörensagen wieder, welches sich wohl auf diese zwei Quellen stützt.

Aber nochmal ganz auf Anfang und frei vom Islam. Halt vielleicht auch als Bettlektüre zur Entspannung: Spannend finde ich auch, dass manche historische Schlüssel-Ereignisse für die es bis vor kurzem noch lebende Zeitzeugen gab (denk an WW II) oftmals über Jahrzehnte auch von Historikern recht unterschiedlich wiedergegeben wurden. Ohne dass da gleich Ideologie oder Propaganda am Werk war. Die haben sich einfach nicht die Mühe gemacht, die Leute vor Ort zu fragen, die wirklich dabei waren, sondern Hörensagen übernommen. Teilweise auch, weil die Leute, die wirklich dabei waren es nicht für nötig hielten, Memoiren zu schreiben, oder sich anderweitig dazu zu äußern.

Es gibt da ein Beispiel, an dem ich an sich seit fast 10 Jahren aus Spaß an der Sache "rumforsche" und seitdem einige historische Abhandlungen durchgekaut habe. Es geht da um die "Memoiren von Oberst Hans von Luck ("Panzer Commander"), die er 1989 in Englisch veröffentlichte. Kann ich nur empfehlen. Hans von Luck war Oberst im 2. WK und diente unter Rommel in Afrika in der 21. Panzer-Division und später unter Generalleutnant Edgar Feuchtinger in der neu aufgstellten 21. Panzer-Division in Frankreich. Hans von Luck beschreibt einige recht bedeutende Schlüsselereignisse des 2. WK in seinen Memoiren. Zum Thema Rommel (oder dem Führungsprinzip Rommels) hat er meiner Ansicht nach die "definitive" (und vernichtendste) Aussage getroffen. Das Thema, warum die 21. Panzerdivision bei Caen am Tag der Invasion in der Normandie tatenlos blieb und nicht sofort zur Küste rollte? Ganze Heerscharen von Historikern versuchten das zu begründen oder zu erklären. Man hätte Oberst Hans von Luck fragen können. Seine Sicht der Ereignisse hatte er schon ab den 60'ern öfter an britischen und US-amerikanischen Offiziersschulen in Vorträgen dargelegt, aber sie blieben weitgehend von Historikern ignoriert.

Das wird dann noch abstruser, wenn man sich Wikipedia zu dem Thema anschaut. Man nutzt das ja oft als erste Beschau eines Themas, wenn man sich darin einarbeiten will:

- Wikipedia Deutsch: Hat zu diesem Hans von Luck keinen Eintrag.
- Wikipedia Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Hans_von_Luck

Und da mal die "Talk"-Seite beachten: https://en.wikipedia.org/wiki/Talk:Hans_von_Luck

Lucks eigenes Buch wird 15-16 Mal als Quelle genannt (bei 63 Quellen) und andere Historiker wie Butler, Keegan, Fraser und Ambrose sind im Prinzip zirkuläre Quellen, die sich letzten Endes auch wieder nur auf das berufen, was Luck in seinen Memoiren schrieb, oder ihnen im direkten Gespräch oder in Korrespondenz mitteilte. Mit einigen von denen war er halt gut befreundet. Das Problem: Vieles, was von Luck in seinen Memoiren schrieb, sind Schlüssel-Ereignisse, die er als Zeitzeuge direkt miterlebte. Zum Zeitpunkt wo seine Memoiren veröffentlicht wurden, gab es so gut wie keine Rückmeldung von den wenigen Zeitzeugen, die noch lebten. Er berichtet z.B von mehrere Diskussionen mit den Generälen Erwin Rommel oder Edgar Feuchtinger, deren Auswirkung bis heute die Historiker beschäftigen. Am 5. Mai 2008 war General Edgar Feuchtinger zum Beispiel nochmal Thema im Deutschen Bundestag, als es um das "Gesetze zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege" ging. Der von mir am meisten gescholtene Geschichtsfälscher/Historiker Sönke Neitzel erstellte ein Rechtsgutachten zu dem Thema und betrachtete auch insbesondere den "Fall Feuchtinger" (Link zu SPIEGEL-Artikel).

Ich hab mir irgendwann mal das Gutachten als PDF gezogen und mal gelesen. Das Spannende: Die Memoiren von Hans von Luck wurden als Quelle nicht ein einziges mal erwähnt, obwohl er darin die Verfehlungen seines vorgesetzten Generals sehr ausführlich darlegt. Stattdessen beruft man sich auf die mündliche Aussage (in 1963 getätigt) eines Zeitzeugen des Gerichtsprozesses von 1944 gegen Feuchtinger, da auch die Gerichtsakten des Prozesses nicht mehr vorhanden waren. Ansonsten zitiert Sönke Neitzel halt seine Lieblingsquelle: Die Tonbänder, die heimlich von Gespräche deutscher Offiziere untereinander in Kriegsgefangenschaft gemacht wurden, wenn diese sich unbeobachtet fühlten. Und deswegen war dann halt zu dem Fall fast nur Hörensagen dabei und nichts an gerichtsfesten Fakten. Aber wie das immer so ist: Sönke Neitzel reicht das natürlich aus und er spinnt sich den Rest zusammen. Ich weiß noch, wie ich den Bub das erste mal im deutschen Fernsehen zu irgend einem 2. WK Thema hab faseln hören. Ich war zunächst recht beeindruckt von ihm. Doch je mehr ich von ihm gelesen hab (oder in Dokumentationen sah), um so kritischer bin ich seinen Werken gegenüber eingestellt. Aber er hat wohl das richtige Parteibuch und liefert jene Auftragsarbeiten, welche die Politik von ihm wünscht. /augenroll

Um hier den Bogen zu schlagen: Für so manche Ereignisse - wie zum Beispiel die bei von Luck genannte Schlacht bei Cagny im Rahmen der alliierten "Operation Goodwood" - gibt es hinterher oft nur wenig Primärquellen. Bei der Kontroverse geht es explizit um die Präsenz einer Flak-Batterie der Luftwaffe mit 8,8 cm, welche von Luck unter Androhung körperlicher Gewalt für seine Zwecke akquiriert und sie alliierte Panzer abschießen ließ, die seine Einheit zu überrollen drohten. Und wenn die Schilderung dann so krass auseinander klafft, wie das bei den Memoiren des von Luck und der alliierten Sichtweise wie der des Historikers John D. Buckley der Fall ist, dann wird es schnell eng. Der sagt zum Beispiel über von Lucks Sicht der Dinge in dem Fall: "He probably made that up." Kann man nicht so ganz ausschließen. Über die Schlacht bei Cagny wird sich zum Beispiel heftigst auf der Wikipedia-Talk-Seite zu Hans von Luck gestritten und die Probanden hauen sich da gegenseitig Zitate von diversen Historikern um die Ohren.

Die sind sich also nicht über ein Ereignis einig, was vor 72 Jahren passierte. Und dann fragt man sich, wie das erst bei Ereignissen aussieht, die 1300 Jahre Historiker-Streit hinter sich haben. :roll:

P.S.: Wen das Thema interessiert, sollte unbedingt mal den Wikipedia-Artikel über die "coolste Sau" der 21. PzD lesen: Major Alfred Becker. Als der 2. WK anfing, war er 40 Jahre alt und Ingenieur. Wurde zur 227. Infanterie-Division eingezogen und dort ins 15. Artillerie-Regiment gesteckt. Becker war und blieb Ingenieur, Bastler, Organisations-Talent und war bekannt für Akquise am Dienstweg vorbei. Soldat war er nur nebenher. So plünderte er gerne Depots mit erbeutetem Feindmaterial und rüstete zunächst die eigene von Pferden gezogene Artillerie auf motorisiert um. In der Normandie fand er Vickers Mk.6 Panzer. Damit ließe sich doch was machen! Schweißbrenner ausgepackt, Turm runter, Geschütz-Halterung von 'ner 105mm leichten Feldhauhitze drangebruzzelt, Panzerplatten als Gefechtsstand drum und fertig war das Sturmgeschütz. In Frankreich gab man ihm mehr oder weniger den Schlüssel zum Hotchkiss-Werk bei Paris, wo die gesammelten Beutepanzer der Franzosen standen. Dort baute er dann den Marder I auf Lorraine 37L Chassis und einige andere Exoten. Er hat rund 1800 Beutefahrzeuge umgebaut und damit nicht nur die 21. PzD, sondern auch eine ganze Reihe andere Einheiten ausgestattet. In 1944 formte er dann mit Eigenbauten die Sturmgeschütz-Abteilung 200 und unterstand der 21. PzD direkt.
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Herr Rossi
Geschäftsmodell
Beiträge: 2720
Registriert: 10.03.2008, 13:07

Beitrag von Herr Rossi » 11.09.2016, 17:01

Der Fall ist durchaus ähnlich spannend. So wie du glaube auch ich, dass sowas eher die Regel denn die Ausnahme ist und man eigentlich viel kritischer mit der Geschichtsschreibung umgehen muss. Genau das tun wir (als Gesellschaft) aber praktisch gar nicht. Da schliesse ich mich durchaus auch selbst mit ein. Vieles nimmt man so wie es einem erzählt wird und fertig.
Und zu Sönke Neitzel kann ich nur sagen, dass ich es nie begründen konnte, aber er schon immer bei mir ein mulmiges Gefühl zurückgelassen hat. Allein schon, dass Guido Knopp ihn praktisch in jeder zweiten seiner Sendungen als Historiker anbringt, macht es schon auffällig. Das finde ich übrigens auch so einen Punkt: So ziemlich das gesamte Bild der Nazizeit welches wir über das Medium Fernsehen vermittelt bekommen, liegt komplett in der Regie von Knopp. Das lässt nichts gutes ahnen in Hinsicht auf eine kritische Betrachtung der Ereignisse und der Quellen.

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2175
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Beitrag von Toska » 11.09.2016, 21:29

Da kann ich dir in allem nur voll zustimmen, Rossi. Ich hab da auch noch so manche Flausen aus dem Geschichtsunterricht der Schulzeit im Kopf, die ebenso unreflektiert übernommen wurden wie "333: Bei Issus Keilerei." Vieles der antiken Geschichte ist halt ein Destillat aus viel Hörensagen, Meinungen und diffuser Quellenlage. Man denke da auch an die ägyptische Antike der Pharaonenzeit. Viele der heute noch bestehenden Erkenntnisse dazu sind das Ergebnis der Arbeit von Zahi Hawass, dem langjährigen Leiter der ägyptischen Antiken-Kommission. Dessen Wirken als "ambivalent" zu bezeichnen, dürfte noch arg untertrieben sein.

Ich will zum heutigen Stichtag von 9/11 zu den Ereignissen von vor 15 Jahren kein Faß aufmachen, aber wir alle haben bei der offiziellen Version sicherlich auch - aus vielerlei und durchaus auch unterschiedlichen Gründen - unsere Zweifel. Zumindest was Teilaspekte angeht. Oder denk an das JFK-Attentat zurück. Nur zur JFK-Geschichte eines: Es ist heute gesicherte Erkenntnis, dass Lee Harvey Oswald Informant des FBI war und im Auftrag von J. Edgar Hoover die Aktivitäten der Exil-Kubaner und die illegalen Trainingscamps der CIA für die Exil-Kubaner in den USA im Auge behalten sollte. Das ist urkundlich belegt und geht aus den Hoover-Unterlagen hervor. Oswald kaltzustellen und ihm was anzuhängen war extrem praktisch für gewisse Leute. So oder so waren beides Verschwörungen mit vielen Mitwissern (egal welche Version der Dinge man glaubt) und dennoch findest du heute in den Geschichtsbüchern nur die jeweils offiziellen Versionen. Das wird sich sicherlich auch in 20, 50 oder 100 Jahren nicht ändern.

Knopp und Neitzel: Ich hab mir viel davon angesehen, als im Büro noch der Fernseher rund um die Uhr lief. Mal zum Vergleich: Hier läuft auf Discovery Latam auch recht viel Doku-Zeugs zum 2. Weltkrieg. Fast alles davon von US-amerikanischen Machern. Die sind sich auch nicht zu schade, ständig die ganzen irren Gerüchte aufzuwärmen, Hilter wäre per U-Boot nach Argentinien gelangt und hätte hier bis in die 70'er gelebt. Oh! Und natürlich: Nazi-UFO's! Darf ja nicht fehlen. Da wird viel grottenschlechtes Zeugs gebracht, was Knopp und Neitzel nicht mit der Kneifzange anfassen würden.

Dennoch: Ich wurde auch den Verdacht nie los, dass das "Knopp-Zeugs" gezielt gebracht wurde, um ja den Kriegsschuld-Komplex bei uns aufrecht zu halten. Für Neitzel hat sich das jedenfalls gelohnt. Nachdem er in Deutschland und in der Schweiz einige tolle Pöstchen besetzen durfte, haben ihn die Transatlantiker dann auch noch an die University of Glasgow und die London School of Economics geholt, bevor er dann den Lehrstuhl für Militärgeschichte an der Universität Potsdam übernahm. Dazu halt noch viel kulturelles Brimborium und diverse Ehrenämter. Er hat wohl alles richtig gemacht. /augenroll
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Benutzeravatar
ftn|Broken Arrow
Er ist stets bemüht Punkt, Punkt, Punkt
Beiträge: 962
Registriert: 29.12.2006, 08:23
Wohnort: Rahden

Beitrag von ftn|Broken Arrow » 12.09.2016, 19:28

Toska was hälst du den von diesem Buch. [selfurl=http://www.heise.de/tp/artikel/49/49262/1.html]USA Weltlenkung[/selfurl]

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2175
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Beitrag von Toska » 12.09.2016, 19:52

ftn|Broken Arrow hat geschrieben:Toska was hälst du den von diesem Buch. [selfurl=http://www.heise.de/tp/artikel/49/49262/1.html]USA Weltlenkung[/selfurl]
Uuuhh ... keine Ahnung. Das Buch kenne ich noch nicht. Klingt aber vielversprechend. Ich hab mir gerade mal die englische Kindle-Version gekauft.

Zu Alan Dulles hatte ich schon so einiges in anderer Literatur gelesen. Halt zu seiner fragwürdigen Rolle im 2. WK und seinem Wirken im OSS und der CIA, die natürlich auch die Ereignisse um den Coup im Iran (1953), den in Guatemala (denke ich mal), die Invasion in Kuba und das JFK-Attentat betrafen. Von manchen wird er ganz klar als der Hauptverantwortliche Strippenzieher des Attentates an JFK genannt. Diese Reportage ist rund 1:13h lang, aber verbindet auf recht plausible Weise die wichtigsten Hinweise, Verquickungen und Personen miteinander. Auch die Familie Bush wird da stark der Beteiligung verdächtigt und erklärt, warum und in welcher Hinsicht. Wenn man sich das anschaut, sieht man, dass da durchaus was dran sein kann und Motiv, Mittel und Gelegenheit wären für diese Gruppe der Verschwörer im Rahmen des machbaren und denkbaren gewesen.

Ich lese mich heute Abend mal in das Allen Dulles Buch ein. Danke für den Hinweis!
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Herr Rossi
Geschäftsmodell
Beiträge: 2720
Registriert: 10.03.2008, 13:07

Beitrag von Herr Rossi » 13.09.2016, 06:15

Übrigens passend zum Thema Geschichtsschreibung. Gabi Weber bei KenFM:
https://www.youtube.com/watch?v=Glwq7HP0fls

Leider ist Ken Jebsen da mal wieder ziemlich nervig unterwegs, aber es lohnt sich das auszuhalten.

Es geht u.A. um den Mossad und Eichmann und die These von Gabi Weber, dass an der offiziellen Geschichte eigentlich nicht viel dran ist. Und das behauptet sie halt nicht nur, sondern untermauert das mit Quellenmaterial als diversen Archiven (genauer in "Krater für den Frieden").

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2175
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Beitrag von Toska » 13.09.2016, 12:27

Herr Rossi hat geschrieben:Es geht u.A. um den Mossad und Eichmann und die These von Gabi Weber, dass an der offiziellen Geschichte eigentlich nicht viel dran ist. Und das behauptet sie halt nicht nur, sondern untermauert das mit Quellenmaterial als diversen Archiven (genauer in "Krater für den Frieden").
Ich habs mir noch nicht angehört, werde es aber definitiv machen. Spätestens seit "Krater für den Frieden" bin ich ein Fan von Gaby Weber. Was die Eichmann-Geschichte angeht: Es ist ja erst seit relativ kurzem bekannt, dass die Israelis sich nicht zu schade waren, den SS-Obersturmbannführer Otto Skorzeny nicht nur zu beschützen, sondern auch als Agenten einzusetzen. Im 2. WK war das schon eine richtige Drecksau und blieb auch danach noch überzeugter Nazi. Und die Israelis haben Skorzeny halt auch genutzt, um über ihn und seine Nazi-Fluchtorganisation sowohl Eichmann zu fassen, als auch deutsche Wissenschaftler in Ägypten abzumurksen.

Moralisch waren das extrem fragwürdige Geschichten und meiner Meinung nach durch nichts zu rechtfertigen. Da gab es zum Beispiel eine Schlüssel-Szene, wo Otto Skorzeny in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel war, weil seine israelischen Agentenführer ihn dahin geschleppt hatten. Und ein ehemaliger KZ-Häftling erkannte Skorzeny und wurde zu Recht hysterisch, bis ihm der israelische Agentenführer dann vorgelogen hat, das sei nicht Skorzeny. :roll:

@ftn|Broken Arrow:

Ich hab gestern abend mal die ersten 20% von dem Buch über Allan Dulles gelesen. Wahnsinnig interessant. Kann es nur empfehlen. Da kann man schön sehen, dass die CIA schon immer ein vollkommen durchgeknallter Verein war, der jenseits aller demokratischen Kontrolle seine eigene Innen- und Außenpolitik machte. Ganz egal, wer im Weiße Haus saß und was die politischen Vorgaben waren. Die Art und Weise, wie Allan Dulles (und sein Bruder Foster Dulles) mit den Nazis Geschäfte machten auch als das längst komplett verboten war? Total krasse Geschichte. Das Finanzministerium der USA hat während dem Krieg versucht, deutsches Auslandsvermögen in den USA einzufrieren und die Dulles-Brüder haben Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Gelder der Reichsbank, der IG Farben und anderer durch Hütchenspiele und Scheinfirmen vor dem Zugriff der USA zu schützen. Es geht aus dem Buch bislang noch nicht hervor (kommt vielleicht noch), aber in diese Geschichte war auch Prescott Bush (Vater von George Bush und Opa von Geroge W. Bush) verwickelt, der damals bei der Wall-Street Bank Brown Brothers Harriman und Union Banking Corporation (UBC) arbeitete. Der Reichtum der Bush-Familie geht auf dies Zusammen-Arbeit mit den Nazis zurück und die Geldwäsche, die sie für diese über die UBC-Bank machten.

Das Buch zeigt ganz gut, dass die Politik der USA an sich schon immer von extrem skrupellosen Strippenziehern stark beeinflusst oder direkt gelenkt wurde. Von Leuten, die sich keiner Schweinerei zu schade waren, solange man dabei Kasse machen konnte. Dann sind so Dinge wie die Attentate auf JFK und MLK, Schweinebucht oder 9/11 auch eher zu verstehen, denn das waren keine Taten von einzelnen Verbrechern, sondern die konnten auf ein Netzwerk von Einflussnehmern zurückgreifen, welches über Jahrzehnte gewachsen war. Die Dulles-Brüder waren zum Beispiel an den zwei Militär-Putschen gegen den eigenen US-Präsidenten vor dem 2. WK beteiligt. Das war aber noch total kindisch geplant und verpuffte sofort ohne jegliche Wirkung in der Frühphase.

Das einzige, was mich an dem Buch bislang stört und vielleicht ist das nur bei der Kindle-Version so käsig: Die Quellen-Angaben sind nicht ordentlich genug annotiert. Bei ein paar Dingen (wie zum Beispiel dem Fakt, dass die Dulles-Brüder aktiv die Beschaffung von Diesel-Einspritzanlagen der US-Kriegswirtschaft sabotierten) hätte ich gerne die Quelle dazu. Und die finde ich bislang nicht.

Trotzdem: Extrem kurzweiliges Buch mit vielen Infos und es ließt sich sehr flüssig.
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Benutzeravatar
[RdOT]Koenig
Spitzbube
Beiträge: 25
Registriert: 25.03.2016, 21:43

Beitrag von [RdOT]Koenig » 18.09.2016, 08:04

Toska hat geschrieben:...
Ich hab gestern abend mal die ersten 20% von dem Buch über Allan Dulles gelesen. Wahnsinnig interessant. Kann es nur empfehlen
gleiches Buch liegt hier seit knapp zwei Wochen, bin noch nicht angefangen :D

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2175
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Beitrag von Toska » 18.09.2016, 16:40

Bin etwa halb durch das Buch durch und da kommt eine Schweinerei nach der anderen. Und wenn man denkt: Also diese total verkommene Aktion lässt sich durch nichts mehr toppen? Dann kommt die nächste. :roll:

Wenn man sich das so ansieht, kann man auch verstehen, warum die Politik der USA oft so total irrational und meschugge rüber kommt. Siehe Syrien diese Woche. USA und Russland haben Waffenstillstand ausgehandelt. Wird auch mehr oder weniger (bis auf vereinzelte Knallereien) von allen Parteien eingehalten.

Und dann fliegen zwei US Airforce F-16 und zwei A-10 von einer Basis im Irak nach Syrien und legen bei Deir Ez-Zor einen Stützpunkt der Armee Assads in Schutt und Asche. So an die 70 Tote und mehr als 100 Verwundete unter Assads Truppen. Und nachdem die Flieger endlich abrauschten, ging ISIS zum Frontal-Angriff auf die Basis über.

Link zu Info-Sammlung dazu: https://storify.com/Adam1Baum/u-s-airfo ... acking-up-

Das ist so'ne Aktion, da ist vollkommen klar, dass das Absicht war. Das war kein "Ups, die Bombe ging daneben!" Vier Flugzeuge von zwei unterschiedlichen Staffeln haben die Stellung der syrischen Armee umgepflügt. Die A-10 haben mehrfach Angriffe geflogen bis sie "Winchester" waren (Munition komplett verbraucht). Die Stellungen der verschiedenen Konfliktparteien waren diese Woche dort ziemlich statisch und es ist an sich egal, wen die USA da wirklich angreifen *wollten*. Schon der Angriff gegen irgend jemanden an sich verstieß gegen die Vereinbarung des Waffenstillstandes.

Ob die Aktion von Obama selbst angeordnet wurde? Haben irgendwelche Generäle Anweisungen freizügig interpretiert oder einfach Fakten schaffen wollen ("Wir haben in Syrien noch nicht genug Russen umgebracht!")? Hat das CIA da was getrickst und rumgelogen, ihre "Assets" in der Gegend bräuchten dringend Feuerschutz?

Im Prinzip ist es egal. Die USA haben ihren durchgeknallten "Sicherheits-Apparat" nicht Griff und sind daher auf der internationalen Bühne kein verlässlicher Partner wenn es darum geht. Frieden zu stiften oder zu bewahren. Das war schon immer so und wird vermutlich immer so bleiben. Denn: "Krieg ist gut fürs Geschäft".
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Benutzeravatar
Toska
Geschäftsmodell
Beiträge: 2175
Registriert: 17.07.2007, 17:22
Wohnort: Armenia / Kolumbien

Beitrag von Toska » 21.09.2016, 22:50

Das mit dem US-Flieger-Angriff auf die Stellung der syrischen Armee hatte ich ja oben beschrieben. Nachtrag dazu: Die 2x F-16 waren Dänisch, die 2x A-10 gehörten zur US National Guard und die Drohnen-Aufklärung stammte von den Briten.

Dann wurde noch ein UN-Hilfskonvoi zerbombt, der Hilfsgüter nach Aleppo bringen sollte. Publikumswirksam wurde der Konvoi vor den laufenden Kameras einer "moderaten Rebellengruppe" zerbombt, die das dann sofort auf Youtube hochluden und die syrische Luftwaffe beschuldigten. Das einzige, was die Russen auf dem Radar hatten, war eine US-amerikanische Predator-Drohne, welche kurz vor dem Angriff den Konvoi begleitete und 30 Minuten nach dessen Zerstörung wieder nach Incirlic in die Türkei zurück flog.

Die Russen dazu:

"US & US-controlled forces haven't fulfilled any Syria ceasefire deal obligations – Russian Army"
https://www.rt.com/news/359653-us-rebel ... ligations/

Money-Quote: "We are reaching a really terrifying conclusion for the whole world: That the White House is defending Islamic State. Now there can be no doubts about that,"

Die Sprecherin des Auswärtigen Amtes Russlands (Maria Zakharova) sagte laut RIA Novosti:
Russian Foreign Ministry spokeswoman Maria Zakharova hat geschrieben: If the US and its "coalition" are, in fact, covering for ISIS, then the end for that is near. Russia issued new Rules of Engagement today, instructing its air forces and Surface-to-Air missile batteries that they are to shoot down any aircraft threatening Syrian Army forces.

So the next "mistake" by a US pilot, will very likely be the last mistake that pilot makes. Once the S-300 anti-aircraft missile system "locks-on" to an aircraft, there is no escape and no defense. The system cannot be jammed and its missiles cannot be fooled by flares or chaff. An S-300 absolutely, positively, will hit and kill any aircraft it is fired at.

Quelle: http://www.mydailyinformer.com/warning- ... oss-hairs/
:roll:

Spannend ist: Putin hat anscheinend so den Hals voll, dass er zu dem Thema öffentlich derzeit (noch) nichts sagt. Er lässt seine Leute aus der zweiten und dritten Reihe die Hiobsbotschaften überbringen.
Grüße,

Toska
________________________________________
Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
2:191

Benutzeravatar
[FtN|GT] Gebirgsjäger
Geschäftsmodell
Beiträge: 605
Registriert: 01.05.2004, 23:23
Wohnort: Dahoam

Beitrag von [FtN|GT] Gebirgsjäger » 22.09.2016, 07:25

nja, aber die russen selber sagen das es gar kein luftangriff gewesen sein kann.

Der Pressesprecher sagte, das russische Militär überprüfte sein Videomaterial auf Anzeichen von Angriffen durch Granaten oder Luftschläge. Diese konnten nicht gefunden werden.

Wir haben das Videomaterial genau studiert und fanden keine Anzeichen auf Munition, die den Konvoi getroffen haben könnte. Es existieren keine Einschlagskrater, das Gestell der Fahrzeuge ist intakt und sie wurden nicht schwer beschädigt, was bei einem Luftangriff der Fall wäre", gab Konaschenkow zu bedenken.
@ RTnews

Auch die UN ist ja mittlerweile zurückgerudert und spricht nicht mehr von einem Luftangriff sondern nur von einem Angriff.

klingt irgendwie so als ob die Russen genauso Blödsinn verzapfen wie die USA.
[fullalbumimg]983[/fullalbumimg]
"In God we trust. All others must bring data."
W. Edwards Deming

Benutzeravatar
Hyaena
Geschäftsmodell
Beiträge: 1507
Registriert: 11.10.2002, 19:52
Wohnort: Lüneburg

Beitrag von Hyaena » 22.09.2016, 15:49

Wieso, die haben doch nur gesagt, Sie hätten keinen Luftangriff auf den Konvoi geflogen, oder irre ich mich? Die Syrer können es nicht gewesen sein, da die nachts nicht fliegen. Bleibt dann möglicherweise ein Angriff mit Bodenwaffen bspw. durch Flugabwehrgeschütze. Da wären dann die lokalen Rebellen die ersten Verdächtigen und eben nicht die Russen. Vielleicht wieder eine der beliebten Fals-flag-Aktionen.

Antworten