Schweden in den Medien

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Toska
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Schweden in den Medien

Beitrag von Toska » 04.12.2014, 18:33

Hallo,

Habt ihr das auch gehört/gelesen, dass in Schweden die Regierung nach zwei Monaten im Amt geplatzt ist?

Auf SPON liest sich das so:
Haushaltsblockade im Parlament: Rechtspopulisten setzen Schwedens Regierung aufs Spiel

Schwedens Regierung steckt nach nur zwei Monaten im Amt in einer schweren Krise. Sozialdemokraten und Grüne haben für ihren Haushaltsentwurf keine Mehrheit im Reichstag. Ausgelöst hatten den Eklat die rechtspopulistischen Schwedendemokraten.

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 06308.html
Auf "unzensuriert" liest man das dann so:
Schwedendemokraten legen Regierung lahm, um Massenzuwanderung zu stoppen

Mattias Karlsson, der interimistische Parteichef der Schwedendemokraten, ließ am 2. Dezember bei einer Pressekonferenz die Bombe platzen. Die Schwedendemokraten stimmen gegen das Budget der rot-grünen Regierung und werden auch gegen jedes weitere Budget stimmen, wenn die „allerextremste Massenzuwanderung aller Länder der westlichen Welt" nicht gestoppt wird.

Quelle: http://www.unzensuriert.at/content/0016 ... zu-stoppen
Ganz egal wie man zu dem Thema steht (Schweden ist da eh "speziell") und die Partei SD ist *definitiv* "rechtspopulistisch" (kein Zweifel). Dennoch: Auf SPON hat man es ganz sportlich geschafft, mit keiner Silbe (nichtmal 'ne Andeutung!) darauf einzugehen, warum die SD die Regierung hat platzen lassen.

:eek:

Das finde ich recht bemerkenswert.

Gut, ist halt SPON. Für ein "Lei[t|d]medium" sind die halt wie immer recht schwach und einseitig. Schauen wir mal weiter:

Tagesschau (Halbseitiger Bericht, aber keine Angabe des Grundes): https://www.tagesschau.de/schweden-123.html
Zeit: (Viertelseite, keine Angabe des Grundes): http://www.zeit.de/politik/ausland/2014 ... ltsentwurf
FAZ (zweiseitiger Bericht, Angabe des Grundes verklausuliert auf zweiter Seite): http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 00978.html
Welt (einseitiger Bericht, Angabe des Grundes ziemlich verwaschen): http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... ahlen.html

Es traut sich keiner, den Mattias Karlsson von der SD auch nur in einem Halbsatz zu zitieren. Eine kritische Auseinandersetzung mit seiner Aussage findet auch nicht statt. Einfach "Schweigen im Walde" im gesammten Blätterwald.

Das finde ich schon recht bedenklich. Wie soll eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Themen wie Rechtspopulismus stattfinden, wenn die "Lei[t|d]medien" diese einfach unterschlagen? Weil man vielleicht Angst hat, dass man sowieso am Mainstream vorbei schreibt und der "geneigte Leser" am Ende noch mit Parteien wie der SD sympathisiert?

Gegen diese Rechtspopulisten geht man also mit infantilen Mitteln verlegerisch vor, während die selben Medien die Rechtspopulisten und Nazis in der Ukraine als lupenreine Demokraten verkaufen und auch kein Wort darüber verlieren, dass die Ukraine gerade zwei blitz-eingebürgerte CEO's aus den USA als Minister vereidigt hat.

Die deutsche Presse ist einfach nur kaputt. Ich hätte dann gerne mal 'ne neue. :roll:
Grüße,

Toska
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Beitrag von Herr Rossi » 05.12.2014, 10:52

Das ist aber nun wahrlich nichts neues. Viele Artikel oder Berichte in den Nachrichten sind oft nur eine Aneinanderreihung von Behauptungen. Belege bekommt man nur sehr selten und wenn es ins eigene Meinungsbild passt, dann lässt man einfach Teile weg, die nicht ins Bild passen. Und wie wir wissen wird ja auch nicht selten sogar direkt gefälscht.

Besonders schönes Beispiel dafür (natürlich wieder SPON):
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 06121.html

Man reduziert Blüm auf die Aussage, dass die Rente nicht mehr sicher ist.
Kein Wort dazu, dass er erst in der jüngsten Vergangenheit (z.B. in Form eines Interviews für Die Story) sehr ausführlich erläutert hat, warum er das so sieht. Das ist dann allerdings leider nichts was in den politischen Mainstream passt, denn er kritisierte:

Durch die Förderung der privaten Rentenversicherungen (z.B. Riester) hätte man Einzahler aus dem System gezogen. Logisch, dass das eine Schwächung darstellt.
Die Rentenkasse wurde im Rahmen der Wiedervereinigung massiv geplündert.
Im Rahmen der Schröderreformen haben Lohnverzicht bei gleichzeitiger deutlicher Zunahme bei den Unternehmesgewinnen zu weiteren Einnahmeverlusten geführt.
etc.

Alles Punkte, die natürlich zu der Aussage führen müssen, dass die Rente mittlerweile wirklich nicht mehr sicher ist. Nur stellt sich die Aussage mit den Hintergründen dazu direkt gleich anders da.

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Beitrag von Toska » 05.12.2014, 23:04

Hi Rossi,

Ja, das mit Blüm ist ein schönes Beispiel. So ein Interview mit einem abgehalfterten Politiker von vorgestern ist ja an sich staubtrocken und langweilig. Wie schön, wenn man das auf ein einziges schmissiges "Soundbyte" oder auf 160 Zeichen Twitter-Text runterbrechen kann. Auch wenn das dann völlig aus dem Kontext gebrochen wird - sowas bleibt hängen und wird schnell zur Schlagzeile des Tages.

:roll:

In anderer Sache:

KenFM hatte Ulfkotte im Interview. Die kompletten anderthalb Stunden hab ich mir nicht angetan, aber so zwischendrin an einigen Stellen mal für 'ne halbe Stunde reingehört.

Link zum Video: http://kenfm.de/blog/2014/12/04/udo-ulfkotte/
Grüße,

Toska
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