Heckler & Koch vs. Bundeswehr - Schlammschlacht

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Toska
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Heckler & Koch vs. Bundeswehr - Schlammschlacht

Beitrag von Toska » 10.04.2015, 20:28

Hi all,

Mit dem G36 hat die BW ja schon immer eine Hassliebe verbunden. Als billige infanteristische Standardwaffe für den kalten Krieg entworfen musste das Ding dann in der Praxis immer mehr abkönnen, als von Wehrpflichtigen fallen gelassen zu werden. Seit fünf Jahren findet das Verteidigungsministerium dann immer wieder neue "Schuldige", warum das heiß-geschossene G36 (angeblich) nichts trifft. Nachdem man neulich noch "falsche Munition eines bestimmten Herstellers" kolportierte, ist nun mal wieder Heckler & Koch der Schuldige, weil diese angeblich "billiges" Polyethylen in die Plaste gemischt haben, in die der Lauf eingebettet ist.

Das wurde dann gestern so aus dem Bundesministerium für Verteidigung mitgeteilt. Heute holt Heckler & Koch mit einer Pressemitteilung aus, die in Schärfe kaum noch zu überbieten ist. Fehlt an sich nur noch das "Ihr A****schlöcher!" am Ende. :hehehe:
Heckler & Koch GmbH hat geschrieben: Presseinformation
10. April 2015

Stellungnahme Nr. 4 von Heckler & Koch zum Sturmgewehr G36

Heckler & Koch fordert unabhängige Aufklärung der Unregelmäßigkeiten bei Bundeswehr-Untersuchungen

Heckler & Koch fordert unabhängige kriminaltechnische Untersuchung aller G36-Versuche der Bundeswehr durch das Bundeskriminalamt

Waffen- und munitionstechnische Untersuchungen ignoriert Grundsätze bei Bundeswehr- Untersuchungen ignoriert

Heckler & Koch stellt Kampfwertsteigerungsoptionen für G36 vor


Heckler & Koch begrüßt den erklärten Willen des Bundesministeriums der Verteidigung, den bislang gegen das Unternehmen erhobenen Vorwürfen mit weitreichenden Folgen für unsere technische Reputation eine substantielle Untersuchung folgen zu lassen. Nebulöse Vorwürfe schaden nicht nur dem Ruf unseres Unternehmens, sondern verunsichern vor allem unsere Soldatinnen und Soldaten im Einsatz und unterminieren die Glaubwürdigkeit unserer Einsatzkräfte gegenüber Deutschlands Alliierten.

Weiterhin bedauern wir, dass unser Unternehmen bis heute durch keine Stelle innerhalb der Bundeswehr zu den Vorgängen kontaktiert oder gar informiert wurde, obwohl wir zu jedem Zeitpunkt den offenen und konstruktiven Dialog angeboten haben.

.... (10 Seiten)

Quelle: http://www.heckler-koch.com/de/presse/d ... 4-2015.pdf
Einige Highlights:
Heckler & Koch GmbH hat geschrieben: Heckler & Koch fordert daher eine vom Bundesministerium der Verteidigung unabhängige Prüfung und Aufklärung aller Vorgänge bezüglich der G36-Thematik, sowie die kriminaltechnische Überprüfung aller erhobenen Vorwürfe und angeblichen Fachexpertisen durch das Bundeskriminalamt.
In Vergleichstest soll das G36 zudem schlechter als "zwei andere Produkte" von H&K abgeschnitten haben. H&K weigert sich aber schon seit Jahren, der BW Prüfmuster zu leihen oder zu verkaufen. Zudem kommt im Kaliber 5.56mm nur das HK416 als einziges H&K-Produkt im Frage. Es sei denn, man hat "Äpfel mit Birnen" verglichen. Hat man anscheinend, denn es sieht so aus, als ob die BW ein altes HK416Bw Sondermuster zum Vergleichstest eingesetzt hat, was mit einem MG3-ähnlichen Lauf als "leichtes MG" gedacht war. Dann ist klar, dass das Ding mehr Hitze abkann, zumal die Läufe für komplett unterschiedliche Zwecke hergestellt wurden ("Assault-Rife" vs. "leichtes MG").

Zudem hat man der BW um die Ohren, dass sie ja sowieso fast nur G36A1 oder G36A2 hat und die seit einem Jahrzehnt angedachte Modernisierung und Kampfwertsteigerung von Waffe und Munition total verpennt hat. Man hat schon lange besseres auf Lager. Doch Heckler & Koch weigert sich, der Bundeswehr und ihrer Prüforganisationen diese Waffen vorzulegen und will sie "nur von der Bundeswehr unabhängigen Untersuchungsinstituten zur Verfügung stellen, welche auf Basis der dann durch den Bund rechtsverbindlich und abschließend zu definierenden „neuen“ einsatztaktischen Forderungen prüfen werden."

Wenn da mal ein Tischtuch war, so sind jetzt nur noch Fetzen davon übrig. :roll:

Und am Ende dann noch der große Tritt vors Knie in dieser Form:
Heckler & Koch GmbH hat geschrieben: Betrachtet man die G36-Debatte im Gesamtkontext des aktuellen Ausrüstungsstandes der Bundeswehr, ist festzustellen, dass die Bundeswehr bei einer Friedensstärke von ca. 180.000 Soldaten und einer Mobilmachungsstärke von ca. 250.000 Soldaten gerade einmal 170.000 Sturmgewehre G36 im Bestand hat.

Zum Vergleich: während des Kalten Krieges bis 1990, hatte die Bundeswehr eine Mobilmachungsstärke von ca. 500.000 Soldaten und einen Bestand von 2 Mio. Sturmgewehren.

Es waren somit während des Kalten Krieges für jeden Soldaten drei Ersatzgewehre vorhanden, während heute noch nicht mal für jeden Soldaten ein Gewehr vorhanden ist.
Bestes Popcorn-Kino. :D

Edit: HK416Bw, nicht HK46Bw
Grüße,

Toska
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Beitrag von ftn|Broken Arrow » 01.05.2015, 13:43


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Beitrag von Maff. » 01.05.2015, 15:47

Dachte erst "Woah, 10 Seiten"
Aber das ist ja echt die reinste Comedy - fantastisch (wenns nicht so traurig wär...)!
Ein Idiot in Uniform ist immer noch ein Idiot!

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Beitrag von Toska » 01.05.2015, 23:32

Jau. Und Heckler & Koch hat danach noch mehrmals mit anderen Pressemeldungen nachgelegt, die ebenso scharf waren.

Das total absurde an der Geschichte ist halt auch: Das Verteidigungsministerium höchstselbst hat den als "Verschlusssache, nur für den Dienstgebrauch" gekennzeichneten Untersuchungsbericht des G36 an ausgewählte Pressevertreter durchgereicht. Weigert sich aber, Heckler & Koch den Bericht zu zeigen.

Ebenfalls in Sachen Rüstung: Wegen der neuen "Russen-Panzer" kocht auf einmal hoch, wir bräuchten für die Leo II's ebenfalls Uranmunition, um es mit der Panzerung moderner Kampfpanzer aufzunehmen. Das ist 'ne Augenwischerei, bei der man sich schon fragt, was DAS denn soll. Die Sabot-Munition mit Wolframkern, wie sie von den Leo II's eingesetzt wird hat sogar eine leicht höhere kinetische Energie, als die Uranmunition der USA. Der einzige Unterschied ist, dass die Uranmunition bei erfolgreichem Durchdringen der Panzerung eine selbstentzündende Wolke aus Uranstaub erzeugt, die den Innenraum des getroffenen Panzers vaporisiert. Die Wolframmunition ist da nur einen Tick weniger verheerend, aber durch "Spalling" und Kinetik macht die an dem Punkt so gut wie keinen Unterschied.

Die Frage ist eher, ob man die bei den Russen üblicherweise kombinierte Reaktivpanzerung und Sandwitchpanzerung generell durchdringen kann. Und das ist bei Uranmunition oder Wolframkern derzeit halt nicht so ganz raus. Da sind Tandem-Hohlladungen vermutlich besser und eine solche Panzer-Granate ist gerade für den Leo II in Entwicklung. Die kann aber nur von Leo IIs mit "dem langen Rohr" (L55) eingesetzt werden. Wovon die BW nur 20 Stück hat.

Richtig spannend finde ich derweil die russische Aufrüstung. Am 9. Mai wollen die mal die neuen T-14, T-15 und Kurganets-25 APCs zur Parade auffahren lassen.

Aus Wikipedia:
According to preliminary reports, the new tank designated T-14 will be less radical and ambitious than the canceled ‘Object 195’ or T-95, it will weigh less, therefore, become more agile and will be more affordable, compared to its more ambitious predecessors. Additionally, the Armata, Kurganets-25 and Bumerang will be able to equip the same 30mm Epoch Remote Control Turret.[4]

The tank will have an unmanned, remotely controlled turret. It will be digitally controlled by a crewmember located in a separate compartment. It is believed that this would eventually lead to the development of a fully robotic tank.[22]

Vehicles of the Armata platform will be equipped with the radar and other technologies found on the Sukhoi T-50 fifth-generation jet fighter. They include a Ka band radar (26.5–40 GHz) based on AESA radar. The devices should be ready by 2015.[23]

The Armata will use a new type of lightweight armor designated 44S-SV-SH, developed by Steel Scientific Research Institute enterprise. This armor does not lose its qualities when used in extremely low temperatures, an indication of Russia's military interest in the Arctic.[24]

The Armata tank will have a remote weapon station turret and an automated control system, with the crew protected by an armored capsule. It will have an externally mounted 125 mm gun with 32 rounds of ammunition; in addition to tank rounds, a new laser-guided missile able to be fired from the main gun with a tandem anti-tank warhead and a range of 5,000 m (16,000 ft) is planned to be created. The secondary armament will consist of a 30 mm cannon and a 12.7 mm machine gun.[25]

Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Armata_Un ... t_Platform
Das putzige dabei: Die Tanks sind modular. T-14 und T-15 haben das gleiche Chassis und gleiche Motorisierung und teilen sich viele Komponenten. Der T-14 wird der Kampfpanzer und der T-15 eine Mehrzweckplattform, die in zig Varianten als Grundlage für schweres APC, Artillerie, Räumfahrzeug, Brückenleger und einiges mehr verwendet wird. Das Kurganets-25 APC bekommt einen (kleinen) ferngesteuerten Turm mit Waffenstationen, der auch 1:1 auf einigen Varianten des T-15 zu finden sein wird.

AESA-Radar auf 'nem Kampfpanzer? Das ist auch ziemlich irre. Wenn die das vernünftig hinbekommen und mit den Selbstschutz-Einrichtungen kombiniert haben, dann ist das 'ne reife Leistung. Dürfte sicherlich Jahre dauern, bis aus diesem LEGO-Baukasten die Kinderkrankheiten raus sind, aber da wird gerade die Messlatte ganz gut verschoben.

Die andere Sache ist die Ankündigung, dass Uralvagonzavod in Nizhny-Tagil pro Jahr 500 Stück bauen soll und 2300 Tanks angeschafft werden sollen. :eek:

Es ist zwar noch nicht ganz so weit, dass man beim Leo II nahtlos das Y-Kennzeichen durch ein H-Kennzeichen ersetzen kann. Aber wenn man sich anschaut, dass der Nachfolger vom Leo II so ab 2030 zusammen mit Frankreich entwickelt werden soll, dann schwant einem nichts Gutes. Das wird darauf hinauslaufen, dass die Deutschen die davongallopierenden Kosten bezahlen und die Franzosen die Gewinne aus den internationalen Verkäufen einstreichen und die Verluste auf uns umlegen. :hehehe:

Die Frage ist halt: Schaffen die Russen das? Und zum Teufel auch: Wie machen die das? Vielleicht deswegen: Ohne internationale Zusammenarbeit gibt es in den russischen Rüstungsschmieden keine Reibungsverluste, wie man sie bei gemeinsamen Europäischen Verteidigungsprojekten zu Hauf erlebt. Doch die wirklichen Vorteile Rußlands heißen Ursula von den Laien-Darstellerin, Thomas die Misere, Karl-Theodor von und zu auf und davon Guttenberg, Franz-Josef Jung, Peter Struck... und weitere hochverdiente Minister, von denen Russland verschont blieb.

Meine These (und die ist recht weit hergeholt und die hab ich so bislang auch noch nirgendwo gelesen): Putin wird den Westen mit "Reagonomics" eine Retourkutsche liefern. '89 haben die Kapitalisten die Kommunisten bankrott gerüstet. Jetzt nutzen Russland und China die so gelernten Lektionen und nutzen die hausgemachten Wirtschafts-Probleme des Westens aus, um ihn mittels neuem Wettrüsten kaputt zu bekommen. Rüstung ist da nur eine Facette. Die andere sind halt BRICS, die neue BRICS-Zentralbank und die vermutlich kommende Gold-Deckung der Russischen und Chinesischen Währungen. Gerade letztere wird die Trumpfkarte sein. Lass den Westen mal so richtig fette Rüstungsprogramme auflegen, die nur über langfristige Verschuldung auf allerhöchstem Niveau geht. Und ziehe dann dem Dollar und Euro den Teppich weg, indem man den Gold-Rubel und Gold-Renmibi auflegt. Da braucht kein einziger Schuss mehr zu fallen und das Kartenhaus kracht zusammen.
Grüße,

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Beitrag von Toska » 02.05.2015, 23:14

ftn|Broken Arrow hat geschrieben:SPON neues Gewehr schon 2010
Der Verteidigungsminister in 2010 war Karl-Theodor von auf-und-davon Guttenberg. Hat der Bub doch was auf die Reihe gebracht und klammheimlich den Nachfolger vom G36 bestellt. :hehehe:
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Beitrag von Hyaena » 17.05.2015, 08:14

Feindliche Übernahme von H & K geplant?

http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 96594.html

Sehr interessant.

Am vergangenen Freitag hat mir jemand vom Fach erzählt, daß das G 36 in der Tat im Grenzbereich bei Dauerbelastung Probleme bereitet. Allerdings gelte dieses für absolut jedes Sturmgewehr. Die einzige Waffe, die den Test bestanden habe, sei ein umgebautes leichtes Maschinengewehr gewesen, welches von der Bauart her deutlich höhere Belastungen aushalten müsse. Das M 4 und M 16 habe deutlich schlechter als das G 36 abgeschnitten. Unter Berücksichtigung dieser Information ist der obige Artikel doch ziemlich interessant.

ach ja, derjenige, der damals die Sorgen von H & K ernst genommen hat, war dann auch derjenige, den unsere "Verteidigungsministerin" entsorgt hat:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 82552.html

Das stinkt zum Himmel und mittlerweile bin ich nicht mehr der Ansicht, daß H & K und das G 36 hier der Bösewicht sind. Allein schon die Medienkampagne mit den Lieferungen H & K nach Mexiko usw. etc. http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 81170.html

Da wird massiv lanciert und interveniert und insoweit könnte die Befürchtung der feindlichen Übernahme berechtigt sein.
Zuletzt geändert von Hyaena am 17.05.2015, 15:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Eterion » 17.05.2015, 13:36

Hyaena hat geschrieben: Am vergangenen Freitag hat mir jemand vom Fach erzählt, daß das G 36 in der Tat im Grenzbereich bei Dauerbelastung Probleme bereitet. Allerdings gelte dieses für absolut jedes Sturmgewehr. Die einzige Waffe, die den Test bestanden habe, sei ein umgebautes leichtes Maschinengewehr gewesen, welches von der Bauart her deutlich höhere Belastungen aushalten müsse. Das M 4 und M 16 habe deutlich schlechter als das G 36 abgeschnitten. Unter Berücksichtigung dieser Information ist der obige Artikel doch ziemlich interessant.
Genau dasselbe hat mir kürzlich ein Bekannter der Büchsenmacher ist auch erzählt.
Der sagte auch, bei allem was da durch den Lauf geht mit verschiedenen Ummantelungen z.B. Leuchtspurmunition mit Magnesium, der Erwärmung des Laufes etc. ist das ein generelles Problem bei längerer Benutzung, kein G36-spezifisches. Ist allein physikalisch ja schon logisch das mit einer Wärmeausdehnung des Laufs durch die Reibung sich natürlich etwas am Flugverhalten der Kugel ändert und die Treffsicherheit eher schlechter als besser wird...
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Beitrag von Toska » 17.05.2015, 17:56

Genau. Das hatte ich oben ja auch schon mal erwähnt. Das G36 war ja nur als als leichte Ordonanzwaffe gedacht und für Wehrpflichtige und die "echten Soldaten" sollten das G11 bekommen. Das G36 sollte halt nur billig sein. Heckler & Koch hat genau das geliefert, was bestellt war.

Die Bundesregierung hat ein Cabrio bestellt und auch ein super Cabrio bekommen. Jetzt (20 Jahre nach Kauf) ist man verheiratet und hat drei Kinder und meckert rum, das Cabrio wäre nicht Familientauglich und somit Scheiße. :roll:

Es gibt gerade noch einige andere News in Sachen Bundeswehr, die den ganzen Wahnsinn der Beschaffung illustrieren. Es wird halt seit eh und je nie das beschafft, was die Truppe braucht. Sondern das, was politisch opportun ist. Das BMVg hat gerade angekündigt, weitere 4 Milliarden Euro in MEADS zu buttern. MEADS ist ein Luftverteidigungssystem mit mittlerer und größerer Reichweite und soll irgendwann mal die Patriot-Batterien ablösen. Wurde anfangs zusammen mit den USA entwickelt. Die sind dann aber auf THAADS umgestiegen. Jetzt hat eine Deutsche Firma mit 1300 Mitarbeitern halt total die Ahnung, was Luftverteidigung angeht. Aber sowohl im In- als auch im Ausland keine Abnehmer dafür und das Know-How wird langfristig wieder verloren gehen. Daher die Initiative, denen 4 Milliarden in den Rachen zu werfen und mal weiter zu entwickeln und zu schauen, was dabei raus kommt.

Braucht die Bundeswehr MEADS?

Auf der Prio-Liste der Truppe dürfte es weit unten rangieren. Die Patriots tun es noch. Allerdings hat man vor einigen Jahren mal ganz doof die komplette Heeres-Flak abgeschafft und hätte bis auf MANPADs und ein paar Ozelot (Wiesel mit Stingers) nichts, um in einem Konflikt gegen einen technologisch gleichwertigen Gegner die Panzer und Panzergrenadiere beweglich mit Luftabwehr zu begleiten. MEADS kann das auch nicht und Patriot sowieso nicht.

Der wahre Hintergrund dürfte ein anderer sein: MEADS ist modular und die 360° AESA-Radar-Geräte sollen wohl das beste sein, was der Markt gerade hergibt. Die Kontrollzentralen von MEADS können Daten aus anderen Datenquellen (andere Radare und auch AWACS) übernehmen und verschiedenste Abwehrwaffen ansteuern. Für MEADS sind zwei Typen von Boden-Luft Raketen vorgesehen. Einmal billig und Kurzstrecke und einmal teuer und große Reichweite. In der finalen Ausbaustufe könnte es zur Abwehr von ballistischen Raketen genutzt werden. Der Verdacht ist hier, dass wir mittels MEADS halt dann doch zum "europäischen Raketenschutzschild" kommen, den uns die USA aufzwingen wollen.

Und damit ist MEADS halt nicht das, was die Truppe will oder braucht, sondern Wirtschaftsförderung mit hochpolitischem Hintergrund.

Wie absurd die Beschaffung ist, sah man neulich auch bei einer CAS-Übung der Tornados mit scharfem Schuss, bei der 500 Kilo Matra E25 Bomben (fallschirmgebremste "dumme" Bomben) abgeworfen wurden. Für CAS (Luftnahunterstützung eigener Truppen) ist das totaler Blödsinn, dass eine millionenteure Plattform im Tiefflug eine feindliche Stellung überfliegt und Bomben abwirft, die ggf. eigene Truppen gefährden. Heute macht man sowas mit präzisionsgelenkten Abstandswaffen. Das Problem: Davon hat die BW nur die GBU-24 in homöopathischen Stückzahlen auf Lager. Und die Matra E25 sind halt noch auf Halde und "müssen weg", weil das Haltbarkeitsdatum bald abläuft. "Train as you fight, fight as you train" ist einer der Slogans der BW, aber sie kann sich halt nicht dran halten, weil man seit mindestens 2010 keine Munition oder Verbrauchsgüter nachgekauft hat und sowieso keine zeitgemäßen Waffensysteme. Es gibt viele anstehende Neuentwicklungen, die aber alle noch in der Entscheidungsphase oder der Entwicklung sind.

Schon die Truppe, die im Ausland "zu Fuß" rumfällt hat keine vernünftige Ausrüstung und muss sich größtenteils auf eigene Kosten übers Internet oder bei Militär-Ausstattern eindecken: Schutzwesten, Stiefel (!), Afghanistan-taugliche Uniformteile, Überwurf-Westen mit Utility-Taschen, die man auch mit und ohne Schutzweste tragen kann, Helme und viel anderen "Klimbim" wie Überlebensausrüstung, Kompass, privates GPS und Ferngläser. Da werden dann teilweise auch privat Waffen-Optiken, Nachtsichtgeräte und Anbauteile für Waffen bestellt. Selbst wenn die BW was hat, was "tauglich" wäre, gibt es dann meistens nur in vier Ausführungen: "zu klein", "zu groß", "im Zulauf" oder "an das andere Bataillon ausgeliehen".

Dafür hat die BW jetzt mal wieder ordentlich nachgelegt und 100.000 Koppeltragegestelle ausgeschrieben. Das sind jene Überwurf-Tragegestelle für Kleinkram (Pistole, Magazintaschen, etc.), die man nur mit Panzertape in Form bringen kann und über dem Kampfanzug getragen werden. Sofern man keine Schutzweste trägt. Das ist wieder so eine Beschaffung komplett am Bedarf vorbei, weil die Koppeln halt aus der Zeit stammten, bevor "Schütze Arsch" selbigen in Schutzweste wickeln durfte. Gestell und Weste? Geht nicht.

Thema Nachtsichtgeräte: In der Truppe hat man bestenfalls das "Lucie" in geringer Stückzahl. Es ist besser, als keine Nachtsicht, aber hat viele Schwächen. Ist z.B. für Nachtkampf nur bedingt geeignet und für Fahrer in Fahrzeugen so gut wie unbrauchbar. Für AF hat man dann mal so gut wie fast alle eingesammelt, weil sie dort halt gebraucht wurden. Neue wurden so gut wie nicht angeschafft. In AF hat man im Rahmen des laufenden Rückzuges dann mal einige tausend davon vernichtet. Als jetzt die "schnelle NATO-Eingreiftruppe" Vollausstattung bekommen musste (um nicht mehr mit Besenstielen bewaffnete Marder einzusetzen) hat man alle verbliebenen Lucies zusammen gekratzt und denen in den Rachen geworfen. In den Ausbildungs-Bataillonen wird jetzt teilweise mit VW-Bussen trainiert, wo eigentlich Marder vorgesehen wären. Weil halt nichts da ist.

Der einzige Wermutstropfen: Die große Diskrepanz zwischen dem Anti-Russen-Getöse in Presse und Politik und dem "Ist-Stand" der Truppe. Hört man das "Gekläffe", könnte man meinen wir wären schon (wieder) mit 2000 Panzern und 104 Divisionen an der Ostgrenze aufgefahren. Die Wahrheit sieht eher so aus, das im V-Fall so gut wie nichts rollt oder fliegt oder "Bumm" macht, weil nichts da ist oder funktioniert.

Bei den europäischen Nachbarn (außer Polen - die wissen warum) sieht es nicht anders aus. Als Frankreich und UK Libyen bombardiert haben, mussten sie nach einer Woche bei den USA um Munition betteln, weil sie schon alles geschmissen hatten, was sie auf Lager hatten. Inklusive dem Kram, der sowieso weg musste, weil er nichts mehr taugte.

Das gibt einem Hoffnung, dass die Bundesregierung das Thema Russland nicht bis zum Äußersten und auf Wunsch der USA eskalieren lassen wird. Aber auf der anderen Seite: Wie doof sind die wirklich? Das weiß halt keiner.

Andere Sache: Die bewaffneten Unruhen in Mazedonien? So ein Zufall aber auch. Sollte Russland tatsächlich wie geplant die Turkstream-Pipeline bauen wollen, die durch Türkei und Griechenland geht? Die Fortführung der Pipeline zur Versorgung der EU müsste durch Mazedonien laufen. Bulgarien hat auf Druck der USA ja bereits die Durchleitung verboten.
Grüße,

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Beitrag von Roland von Gilead » 08.09.2015, 10:26

Berlin (dpa) - Das Verteidungsministerium mustert das Standardgewehr G36 aus und beschafft Zehntausende neue Gewehre für die Bundeswehr.

Der Auftrag werde europaweit ausgeschrieben, teilte Staatssekretärin Katrin Suder in einem Schreiben an den Verteidigungsausschuss des Bundestags mit, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
:wink: ....
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Beitrag von ftn|Broken Arrow » 08.09.2015, 10:48

Kommen doch von Heckler und Koch. M416

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Beitrag von Roland von Gilead » 08.09.2015, 12:03

Gute Wahl - meine Lieblingswaffe bei BF4 ;)
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Beitrag von Toska » 15.09.2015, 07:34

Damit das neue Maschinengewehr MG5, das künftige Standard-Maschinengewehr der Bundeswehr, auf den Fahrzeugen der Truppe eingebaut werden kann, müssen die vorhandenen Halterungen für fast 50 Millionen Euro nachgerüstet werden. Wegen der konstruktionsbedingten Unterschiede zwischen dem bisher genutzten MG3 und der neuen Waffe müssten die so genannten Waffenaufnahmen angepasst werden. Das habe das Verteidigungsministerium bereits im Juli der Grünen-Verteidigungspolitikerin Agniezska Brugger mitgeteilt, bestätigte ein Ministeriumssprecher am (heutigen) Samstag

Laut Ministerium sind für die Anpassung der fernbedienbaren leichten Waffenstationen auf Fahrzeugen wie dem Transportpanzer Boxer 38,6 Millionen Euro, für den Umbau mechanischer Lafetten zudem acht Millionen Euro eingeplant. Hinzu kämen Einbausätze zum Verstauen des Maschinengewehrs in den Fahrzeugen.

Quelle: http://augengeradeaus.net/2015/09/neues ... halterung/
Und da hat H&K wieder komplett was verkackt: In der Ausschreibung stand explizit drin, dass das MG5 in die MG3 Halterungen und Aufnahmen passen muss. Da jedoch Sicherungshebel, Gurtzuführung und Abzug baulich bedingt an anderer Stelle liegen, als beim MG3, muss halt an allen Ecken und Ende angepasst werden, wenn das Ding nicht infanteristisch durch die Gegend getragen wird, sondern auf Lafette, Drehkranz oder Waffenstation montiert ist.

Und dann hat das MG5 auch den Falltest des Waffentechnischen Prüfamtes nicht bestanden und muss nochmal nachgebessert werden. Die ersten 1200 Einheiten sollen dann nächstes Jahr ausgeliefert werden.

Wegen HK416 als G36-Ersatz: Als Interims-Lösung will man einige hundert HK417 (7.62×51mm NATO) und das MG4 anschaffen und damit einzelne Bedarfsträger im Einsatz ausrüsten. Grund: Die Waffen sind bereits von der WaPrü untersucht und für den Einsatz in der BW generell freigegeben. Man muss daher nicht nochmal groß ausschreiben und dann prüfen. Was bei der "großen" neuen Ausschreibung für ein "Sturmgewehr" rauskommt? Kommt drauf an, ob man jetzt von Heckler & Koch die Nase voll hat und sie nun pleite gehen lassen will. Oder ob man vernünftige Waffen anschaffen will. Hat H&K auch im Programm, aber soviel will man dann auch nicht ausgeben. :roll:
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Beitrag von Toska » 16.09.2016, 23:48

Das ist zwar ein bisschen Necrophilia, aber ich packe das mal hier mit rein: Da ist ein verrückter Ami, der gerne Waffen im Schnellfeuer-Einsatz auf dem Schießstand austestet. So lange, bis sie kaputt gehen.

AK-47:


AR-15:


Glock 17:


Man beachte mal, dass bei der AK-47 das komplette Holz am Vorderlauf weggebrannt ist, als er damit fertig ist. Und nach ein paar brutalen Schlägen (um den Lauf wieder gerade zu biegen!) feuert das Ding noch immer. :hehehe:

Der Vergleich mit der AR-15 war jedoch ein wenig unfair: Der Lauf des AR-15 war vermutlich ein etwas billigerer. Also kaltgeschmiedete und mit Nitrit- beschichtetet. Ein etwas teurer Lauf mit Chrombeschichtung hätte vermutlich einen Tick länger gehalten. Trotzdem lustig anzusehen, dass diese Waffen rund 900 Schuss im Schnellfeuer-Einsatz aushielten, bevor sie den Geist aufgaben. Die Glock 17 hat 1265 verballert, bevor sie dahin war.

Schade, dass der den Test bislang noch nicht mit einer G36 gemacht hat. Ich frag mich, ob man das Plastik zum brennen bekommt, bevor einem das Ding in den Händen auseinander fließt. :roll:
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Beitrag von Herr Rossi » 17.09.2016, 11:21

ROTFL, was ein Freak! :P

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Beitrag von Toska » 07.02.2017, 06:12

Heckler & Koch stellt den G36-Nachfolger vor, den man für die Ausschreibung der Bundeswehr zum G36-Nachfolger entwickelt hat:

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Kampf-um- ... 85466.html
http://augengeradeaus.net/2017/02/heckl ... nachfolge/
http://www.gunsandtech.com/news/tyan/ne ... -military/

Es handelt sich um das HK433, welches optisch dem Magpul Masada (Lizenbau davon als Bushmaster ACR bekannt) nahe kommt. Es hat Features vom G36 und HK416 und soll billiger als beide Vergleichs-Modelle sein. Die Waffe besteht weitgehend aus Metall (also keine Plaste für wichtige Teile mehr) und auf ein nicht immer praktisches fest integriertes Visier verzichtet man auch gleich. Stattdessen wird alles modular gehalten:

- Verschiedene Läufe - kann vom Bediener ohne Spezialwerkszeug gewechselt werden.
- Für Rechts- und Linkshänder geeignet.
- STANAG Profil oben (für Optiken und Anbauteile nach Wahl)
- Picatiny-Schiene unten für Anbauteile nach Wahl
- Schulterstütze umklappbar und Längenverstellbar
- Werkzeuglose Demontage / Montage der Hauptgruppen

Ob H&K den Auftrag bekommt, ist natürlich noch offen. Mit dem HK433 will man sich zumindest an der Ausschreibung beteiligen. Sig Sauer will sich wohl auch an der Ausschreibung beteiligen und mit den üblichen Konkurrenten aus dem Ausland (Colt, FN, Beretta, CSA und sicherlich noch so manche mehr) dürfte da alles auflaufen, was Schießprügel herstellt. Es kann natürlich sein, dass man trotz der großen Lobby von H&K noch immer sauer wegen der "G36-Affäre" ist und diesmal aus Trotz woanders bestellt.
Grüße,

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