Gysi 1998: »Man kann einen Kontinent nicht über Geld einen«

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cubi
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Gysi 1998: »Man kann einen Kontinent nicht über Geld einen«

Beitrag von cubi » 04.07.2015, 21:39

Historische Rede! Sollt in Schulen gezeigt werden!

Wenn heute ein neoliberales Arschloch aus den Parteien mit dem großen C oder S im Parteifernsehen behauptet, "Das hätt ja niemand vorhersehen können, was da in den südlichen Ländern gerade passiert!", sollte man evtl. über erweiterte Maßnahmen nachdenken!

Hakt mal ab, was er vor 17 Jahren alles voraus gesagt hat! Hammer!




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Malagant
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Beitrag von Malagant » 05.07.2015, 10:02

Danke für das Video. Schon wieder bitter zu erkennen welche treibenden Gedanken hinter diesen ganzen Aktionen standen. Aus heutiger Sicht waren die damaligen Parteien schlecht beraten. Aus Sicht von Banken, Großunternehmen und den "Reichen" haben die alles richtig gemacht. :cry:

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Toska
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Beitrag von Toska » 05.07.2015, 20:27

Hab das Video gestern gesehen. 17 Jahre ist das her. :roll:

Ich glaube es gibt kein Video, das die politische Situation in Deutschland besser beschreibt, als das. "Gysi? Dieser linken Rotsocke braucht man nicht zuzuhören. Reich mir doch mal einer seine STASI-Akte. Oder lieber die BILD-Zeitung." Dass wir seit viel zu lange von einer vaterlandslosen und alkoholkranken Stasi-Trulla mit abgekupferter Doktor-Arbeit regiert werden? Deren eigene STASI-Vergangenheit und Vita kein Stück besser ist? Interessiert keinen, da sie Genossin der Bosse und Banker ist und tief genug im After der USA steckt.

Man schaue sich mal die anderen Langzeitforderungen der Linken an: Raus aus der NATO und der unipolaren Bindung an "den Westen". Die Geißelung der Kriegstreiberei der USA. EU? Wenn, dann richtig - oder garnicht. Das klare Nein zur Kleptokratie aus Politik und Wirtschaft. Schluss mit den Rüstungsexporten. Zugegeben: Vieles davon sind Dinge, die mir vor 17 Jahren viel zu weit gingen und zu radikal waren.

Nur: So unvernünftig ist vieles davon halt doch nicht. :roll:

Ich hab keine Hoffnung mehr, dass die Schein-Demokratie in Deutschland nochmal auf vernünftige Füße fallen wird. Das wird eher noch schlimmer. Selbst die Linke an sich: Die Wagenknecht wird den Laden schon an die Wand fahren. Selbst "unter Oskar" ist sie nicht weichgeklopft worden, sondern eher noch radikaler geworden. Gut, der hat ja auch eine Historie mit dem frühzeitigen "Pull-Out".

Ein anderes schönes Beispiel der Bundespolitik liefert ja gerade die AfD. Der Tor hat seine Schuldigkeit getan (und ein Abdriften der Wähler bei der BuTa-Wahl zum extremen rechten oder linken Rand verhindert), der Tor kann gehen. Und damit meine ich nicht nur den Lucke, sondern den ganzen Laden. Die neue Trulla an der Spitze wird die AfD bis zur nächsten Wahl in der Bedeutungslosigkeit versenken. Sag mir nochmal einer, diese Partei war kein vom Establishment gesponsortes U-Boot.

Irgendwie haben selbst die Griechen da mehr Glück. Wenn deren Regierung wirklichen Mist bauen würde, dann können die wenigstens auf einen hübschen Militärputsch hoffen. :hehehe:
Grüße,

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Beitrag von Herr Rossi » 06.07.2015, 07:30

Von innen heraus wird sich hier in Deutschland auch nichts mehr ändern. Die Leute werden erst dann aufwachen, wenn der Bumerang Exportweltmeister zurück schlägt und das ganze Kartenhaus zusammenbricht. Bis dahin bleiben Leute wie Gysi nur Schwarzmaler und Schlechtmacher, egal ob man da eine solche Rede von vor 17 Jahren rauskramt oder nicht...

Mal sehen ob Griechenland die Geschichte vielleicht ins Rollen bringt. Wenn die Spanier jetzt noch den Arsch hochkriegen und -nicht unwichtig- Politiker an die Macht bekommen, die ähnlich konsequent ihre Wahlversprechen durchziehen, dann könnte es tatsächlich mal eng werden für Teflon Merkel... wobei zu retten ist eigentlich eh nichts mehr. Ohne großen Knall ist dieses wahnwitzige Wirtschaftssystem mit seinen gigantischen Verwerfungen nicht mehr auf Kurs zu kriegen.

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Beitrag von Toska » 06.07.2015, 08:24

Kurz zu Griechenland: Finanzminister Yanis Varoufakis ist wohl zurückgetreten. Hier die Nachricht auf seinem Blog:
Soon after the announcement of the referendum results, I was made aware of a certain preference by some Eurogroup participants, and assorted ‘partners’, for my… ‘absence’ from its meetings; an idea that the Prime Minister judged to be potentially helpful to him in reaching an agreement. For this reason I am leaving the Ministry of Finance today.

Quelle: http://yanisvaroufakis.eu/2015/07/06/minister-no-more/
Das Geschacher geht also munter weiter und am Ende bleiben uns unsere "teuren Freunde" erhalten. Dafür müssen sie halt regelmäßig mit ein paar Dutzend Milliarden "angefixt" werden, damit sich das Kreditkarussell schön weiter dreht und für die üblichen Finanzhaie ordentlich Profit dabei abfällt. Die Alternative wäre, sie aus dem Euro zu werfen und das ist wohl politisch nicht gewollt, noch würde das für die Griechen eine ausreichend schnelle Besserung bringen. Vertrackte Lage.

Und Rossi: Was du da als Antwort geschrieben hast? Da kann ich nur voll zustimmen. Das ist wie auf der Titanic. der Eisberg wurde schon gerammt, die (seit Wochen brennenden) zwei Kohlebunker sind schon explodiert, die Kapelle spielt noch und der Schlafmichel-Passagier aus Deutschland sagt: "Ich weiß nicht was ihr mit den Rettungsbooten wollt. Mein Ende vom Schiff hebt sich doch."

Dabei kommen die Einschläge immer näher. Griechenland wird wohl eine 30% Schur der Bankeinlagen machen, um die EU ruhig zu stellen. Und derweil liest man jeden Tag in irgend einer deutschen Postille von einem "Fachmann", der auch bei uns Limits für Bargeld-Zahlungen einführen will, oder gleich ganz auf "bargeldlos" umstellen will. Dazu schrieb neulich ein Blogger ein schönes tagesaktuelles Kontra:
Wer der Abschaffung des Bargeldes das Wort redet, sollte sich Griechenland genau anschauen. Das, was dort wirklich noch funktioniert, ist das Bargeld. Das Bankensystem steckt in großen Problemen, theoretisch sollte das bargeldlose Bezahlen noch immer funktionieren als gäbe es keine Krise. Genau das ist jedoch nicht der Fall. Die Banken und ihr bargeldloses System haben das Vertrauen der Bürger verloren. Was auf den Konten gebucht ist, kann per Federstrich umgewandelt oder reduziert werden, was unter der Matratze liegt, wird höchstens von Mäusen gefressen. Allerdings ist das bedruckte Baumwollpapier unter der Matratze trotz allem kein Geld für die Ewigkeit. Es wird als "gesetzliches" Zahlungsmittel bezeichnet, und diese Gesetze, die dem Geld Wert verleihen, können jederzeit geändert werden.
Was die wenigsten kapieren ist halt, dass der große Knall halt für jeden einzelnen 'ne bittere Pille sein wird. Egal ob Löhne, Renten, Sozialleistungen, Guthaben oder Immobilie - wenn es knallt, wird der Staat gierig und schöpft überall die Sahne ab. Der absolute Gag im Bezug auf Merkel? Wenn sie uns mit ihrer Politik vollends an die Wand gefahren hat, wird ihr das die Mehrheit der Schlafnasen in D-Land nicht anlasten. Die geht mit 110% Zustimmung als beliebteste deutsche Politikerin in Rente. Die Demontage (wenn überhaupt) wird erst 10 Jahre später einsetzen.
Grüße,

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Beitrag von Waterhouse » 06.07.2015, 08:44

Das ist doch exakt der Punkt: schon die Aufnahme Griechenlands in die Eurozone war eine politische Entscheidung und erst recht, als sie dann in die Währungsunion aufgenommen wurden. Es ist extrem unfair, jetzt das große Gejammer anzustimmen, dass ja die Griechen wirtschaftlich gar nicht in die Eurozone gepasst haben. Natürlich haben sie das nie. Es ging um politische Einflussnahme im Osten und Südosten Europas. Tja und das... das muss man sich halt was kosten lassen, das gibt's nicht für umme.
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Beitrag von Herr Rossi » 06.07.2015, 08:49

Zu deiner Titanic Rhetorik passt natürlich:
http://www.toonpool.com/user/55/files/m ... _69095.jpg

Immer wieder gut. :D

Und OH JA! Thema Bargeldgeschäfte... das ist der nächste große Schlag, den du uns versetzen. In Frankreich ist bereits bei über 5000 EUR mit Bargelgeschäften Schluss und das gleiche wird hier schon fleißig diskutiert.
Und der Michel wird sich sagen: Ist mir doch egal, zahle eh immer mit Karte und dann wissen die halt meine Einkäufe... und wenns doch der Eindämmung der Kriminalität dient... blablabla. Dass das die endgültige komplette Kontrolle der Bürger bedeutet ist dem sowas von latte und selbst nicht mit Argumenten beizubringen.

Allerdings ist da auch jetzt schon nicht mehr viel Luft nach unten... sämtlicher Müll mit den Ämtern / speziell Finanzämtern ist seit Langem zur digitalen Übermittlung verpflichtet und wenn man da entsprechende Auswertungen drüber laufen lassen würde, dann bleibt auch jetzt schon nur noch das Glashaus zurück. Fehlt halt nur noch einer, der laut schreit "Haltet den Terroristen!" und schwupps wirds gemacht.

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Beitrag von Toska » 06.07.2015, 17:01

@Rossi:

Oh ja. Schönes Titanic-Bild. :hehehe:

Bargeldverbot: Zu den 5000 Euro In Frankreich: Ab September 2015 sind es bei denen (wie in Italien auch!) nur noch 1000 Euro. Belgien, Dänemark, Slowakei und Spanien liegen irgendwo dazwischen. England experimentiert seit 2014 damit rum. Seit Juni 2014 kann z.B. in London die Fahrkarte in Bussen nicht mehr mit Bargeld bezahlt werden.
Herr Rossi hat geschrieben: Dass das die endgültige komplette Kontrolle der Bürger bedeutet ist dem sowas von latte und selbst nicht mit Argumenten beizubringen.
Es ist nicht nur die Kontrolle, die da Gefahren beinhaltet. Das ist zwar schon kritisch genug. Aber den Kontrollverlust den jeder einzelne von uns dabei davon trägt wiegt doch viel schwerer. "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not." Die Not wird kommen. Und dann? Dann sind die Banken zu und wie in Griechenland spucken die Automaten nichts mehr aus, oder nur noch 60 Euro. Da man ja sowieso überall nur "mit Karte" bezahlt, hat man vielleicht noch 50 Euro in der Tasche und muss dann sehen, wie man so lange über die Runden kommt, bis sich die Lage wieder normalisiert.

Und ich hab da noch immer das Bild mit dem (vom EEG verschuldeten) lang anhaltenden Stromausfall in Mitteleuropa. Dann möchte ich mal sehen, wie an den Kartenterminals ohne Strom bezahlt werden will. So unrealistisch ist das Szenario nicht. Wenn in Deutschland mal für 3 Tage der Strom ausfällt, stürmen Millionen Singles und Renter die Futterkrippen und notfalls die Müllkippen, da sie ab Mittag des 2. Tages nur noch Nutella, Chips und 'ne Tüte Rosinen an Essbaren im Haus haben und sowieso pleite sind.

Wer in der jetzigen Lage sein Geld auf der Bank lässt (egal wie viel oder wie wenig), der spielt Lotto. Und bevor mir einer sagt: "Warum predigst du, was einen Bankrun auslösen kann?" Ganz einfach: Banken sind ein "Trust-Geschäft". Basiert in erster Linie auf Vertrauen. Vertrauen auf Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Kontinuität und Einlagensicherung. Und das haben Banken und Politik meiner Meinung nach komplett verspielt.
Grüße,

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Beitrag von cubi » 06.07.2015, 17:52

Es wird allerhöchste Zeit, die Bankster vom Hof zu jagen und Geschäfts- von Investmentbanken zu trennen! Und wo wir gerad dabei sind, die kriminellen Neolibpolitiker alle gleich mit!
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Beitrag von Herr Rossi » 06.07.2015, 18:13

Waterhouse hat geschrieben:Das ist doch exakt der Punkt: schon die Aufnahme Griechenlands in die Eurozone war eine politische Entscheidung und erst recht, als sie dann in die Währungsunion aufgenommen wurden. Es ist extrem unfair, jetzt das große Gejammer anzustimmen, dass ja die Griechen wirtschaftlich gar nicht in die Eurozone gepasst haben. Natürlich haben sie das nie. Es ging um politische Einflussnahme im Osten und Südosten Europas. Tja und das... das muss man sich halt was kosten lassen, das gibt's nicht für umme.
Das glaube ich noch nicht einmal. Es ging Deutschland -und die waren es immerhin, die GR primär mit drin haben wollen- schon immer speziell um Absatzmärkte für seine Exportüberschüsse und das ging ja durchaus auch auf. Über den Daumen gepeilt würde ich bei folgenden Werten

http://de.statista.com/statistik/daten/ ... echenland/

auf ca. 80 Mrd. EUR kommen (ich habe grob übern Daumen gerechnet).

Da der Michel ja immer gerne mit seinem eigenen Haushalt als Beispiel kommt: Ich würde meine Waren nicht an jemanden verkaufen, der dafür Kredit bei mir nehmen muss (die ca. 80 Mrd. EUR sind rein zufällig auch so in etwa die Summe, mit denen deutsche Banken Kredite bei den Griechen offen hatten/haben) und das nicht einmal ansatzweise selbst finanziert bekommt. Solange das Schneeballsystem jedoch lief, schienen alle überaus glücklich damit gewesen zu sein. Dass die Beteiligten sich aber nicht im Klaren über den Ausgang waren kaufe ich niemandem ab... aber latte, denn solange man am Ende mit dem Finger auf die faulen Griechen zeigen kann, muss man halt auch nicht selbst für seinen Müll gerade stehen.

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Beitrag von Toska » 08.07.2015, 21:25

Hier ein wunderschöner Artikel, wie die internationale Finanzmafia Griechenland an die Wand gefahren hat:
Every single mainstream media has the following narrative for the economic crisis in Greece: the government spent too much money and went broke; the generous banks gave them money, but Greece still can’t pay the bills because it mismanaged the money that was given. It sounds quite reasonable, right?

Except that it is a big fat lie … not only about Greece, but about other European countries such as Spain, Portugal, Italy and Ireland who are all experiencing various degrees of austerity. It was also the same big, fat lie that was used by banks and corporations to exploit many Latin American, Asian and African countries for many decades.

In summary, the banks wrecked the Greek government and deliberately pushed it into unsustainable debt so that oligarchs and international corporations can profit from the ensuing chaos and misery.

If you are a fan of mafia movies, you know how the mafia would take over a popular restaurant. First, they would do something to disrupt the business – stage a murder at the restaurant or start a fire. When the business starts to suffer, the Godfather would generously offer some money as a token of friendship. In return, Greasy Thumb takes over the restaurant’s accounting, Big Joey is put in charge of procurement, and so on. Needless to say, it’s a journey down a spiral of misery for the owner who will soon be broke and, if lucky, alive.

Now, let’s map the mafia story to international finance in four stages. [.... weiter beim Link unten]

Quelle: http://www.filmsforaction.org/articles/ ... the-media/
Der Artikel simplifiziert zwar etwas, aber ohne dass dabei wesentlich Substanz verloren geht. Und das Mafia-Beispiel im Text passt auch wie die Faust aufs Auge.
Grüße,

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Beitrag von Herr Rossi » 08.07.2015, 21:48

Naja, wenn man ehrlich ist, dann muss man halt sagen, dass das nur die halbe Wahrheit ist. So wenig wie ich der EU glaube, dass sie die Problematik nicht bereits mit der Einführung des EURs erkannt hatte, so wenig glaube ich der griechischen (ehemaligen) Regierungen, dass ihnen nicht klar war, wie wackelig die Kreditblase war auf der sie ihren Aufschwung aufgebaut haben.
Und noch etwas weiter gedacht, ohne dass ich die griechische Politik wirklich kenne, so kann ich mir durchaus vorstellen, dass Parteien/Politiker, die vor Ausbruch der Krise vor den Konsequenzen gewarnt haben, vom Wähler schlicht weg ignoriert wurden, denn darin sind sich wohl alle Völker gleich... niemand will den Mahner und Pessimisten hören, geschweige denn wählen, wenn gerade alles in strahlender Blüte steht. So funktionieren leider alle unsere Demokratien und das Kernproblem könnte man nur dann lösen, wenn der Wähler als Vorraussetzung für eine weitsichtige funktionierende Demokratie erkennen würde, dass es einen ständigen Prozess der Beschäftigung mit Inhalten bedeutet, nur genau das war und ist so fern von der Realität wie eine Utopie nur sein kann. Der große Vorteil der Demokratie bleibt somit dann wohl in erster Linie, dass man sich damit in aller Regel einen Psychopathen an der Spitze erspart, was ja durchaus schon einen gewissen Wert hat, aber vorrausschauendes Handeln bekommt man dadurch definitiv nicht, was auch und im besonderen die Demokratien immer wieder in Krisen treiben wird. Der Wähler setzt erst dann sein Kreuzchen woanders, wenn bereits alles am Boden liegt.

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Beitrag von Iron5 » 08.07.2015, 23:31

Das einzige auf das man in der Währungsunion hätte achten müssen, waren die Inflationsraten
der Euro Länder und zwar jedes einzelnen, nicht die Durchnittsrate von allen. Das hat man
über 10 Jahre nicht getan, die Preise sind fröhlich auseinandergelaufen und Deutschland hat
mit seiner Lohnzurückhaltungspolitik und der daraus resultierenden zu niedrigen Inflationsrate
alle seine Euro Nachbarn nieder konkuriert.

Jetzt versucht man das mit der Dampfhammer Methode wieder gerade zu biegen, was logischerweise
nicht funktionieren kann. Das das Austeritätsrezept alles nur noch schlimmer macht, weiß der IWF auch
schon länger, was die Troika aber nicht davon abhällt diesen zerstörerischen Kurs weiter zu fahren.

Verantwortungslose Arschlöcher bei der Arbeit. Gehören allesamt als Rabenknödel an den Baum.
"Zyniker" ist ein Wort das Optimisten erfunden haben um Realisten zu kritisieren.

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Beitrag von Toska » 09.07.2015, 01:30

Iron5 hat geschrieben:Verantwortungslose Arschlöcher bei der Arbeit. Gehören allesamt als Rabenknödel an den Baum.
Genau! :hehehe:

Und @Rossi:

Ist klar. Der Artikel beleuchtet das eher aus der finanzpolitischen Ecke und da gehört noch mehr dazu. Halt auch eine Politik, die das zugelassen hat. Und die Fehler, die da gemacht wurden? Da kannst du zurück gehen bis zum Untergang der Titanic, denn die hat erst die US Federal Reserve ermöglicht, weil dabei einige einflussreiche Gegner der Fed-Gründung mit abgesoffen sind. Oder nimm die Loslösung des Dollars von der Goldbindung. Die Aufgabe des Trennbanken-Systems und Bretton-Woods. Oder halt die Einführung des Euros ohne Wirtschafts-, Steuer- und Sozial-Union mit allen schwächelnden Kandidaten der ersten Stunde und vieles mehr.

Die Probleme die da entstanden sind, kann man mit Geld nicht lösen, sondern nur politisch. Und da hört die Sache dann auch gleich auf, denn es ist klar, dass die Politik nicht die Interessen der Bürger bedient. Ansonsten hätten wir kein TIPP, kein TISA und keine der NSA zuarbeitenden BND. Oder nicht gewählte oder anderweitig legitimierte Entscheidungsträger in der EU und/oder (kurzfristig) als Interims-Staatslenker wie in Italien und Griechenland.

Dieses verkackte und durch und durch verkommene System bekommst du weder von innen noch von außen wieder geregelt, da in der Politik nur nach oben kommt, was konform mit der Parteilinie geht und so abstimmt, wie das Partei-Präsidium es vorgibt. Und bei den ganzen Zentrums-Blockparteien im Bundestag ist es doch eh egal, wen oder was man wählt. Und wie du schon sagst: Den Leuten geht es noch viel zu gut als dass sie wirkliche Veränderung wollen. Es gibt noch zu wenig "Extremisten" (i.e.: klare Köpfe), welche die ganze Bande verknödeln und aufknüpfen wollen.

Was Griechenland angeht, gibts drei Optionen:

- Weiterer Bail-Out
- GREXIT mit Abfindungspaket & Schuldenschnitt
- GREXIT ohne Abfindungspaket & Schuldenschnitt und Staatspleite

Die Banken dürften bei allen drei Optionen ordentlich Profit machen und jegliche "Verluste" (real oder imaginär) werden sozialisiert. Keine der Optionen wird Griechenland in naher Zukunft helfen, wieder auf die Füße zu kommen.

FWIW: Die Griechenland-Sache verdrängt gerade alle anderen Themen:

- BND spioniert für NSA seit Jahrzehnten das Kanzleramt aus. Auch die jeweiligen Geheimdienstkoordinatoren im Kanzleramt. Für wen arbeiten die eigentlich?
- Verheerender Börsencrash in China. Die haben mal eben das Zigfache des BIP vom Griechenland verbrannt.
- CIA dabei erwischt worden, ISIS direkt mit Waffen und Logistik zu versorgen.
- MH17 Abschlussbericht auf nächstes Jahr vertagt (war für diese Woche versprochen)
- In den von Wikileaks veröffentlichten "Saudi-Cables" wurde alles rausgeschnitten, was Israel betrifft. Nicht ein Fitzel (im Guten wie im Schlechten) ist davon zu finden.
Grüße,

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Beitrag von Herr Rossi » 09.07.2015, 06:05

Iron5 hat geschrieben:Das einzige auf das man in der Währungsunion hätte achten müssen, waren die Inflationsraten
der Euro Länder und zwar jedes einzelnen, nicht die Durchnittsrate von allen.
Das ist in der Tat mit das Kernproblem.

Dazu übrigens mal passend:
http://www.querschuesse.de/was-die-kris ... nd-preise/

Er listet nicht die Inflationsraten auf, aber man sieht ganz gut wozu das führt und speziell in diesem Beitrag sieht man halt auch wie brutal Griechenland das schon korrigiert hat, Deutschland aber nach wie vor der große Ausreisser ist und bleibt.

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