Panama-Papers ....

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Roland von Gilead
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Panama-Papers ....

Beitrag von Roland von Gilead » 05.04.2016, 15:29

... wundert mich das es dazu noch keinen Thread gibt, schliesslich hat dieses Thema ungeheures Potential :D

Das Thema wird recht kleinlich in den Medien betrachtet, habe gerade "nebenher" gelesen das Islands Regierungschef das Parlament auflösen willl & Neuwahlen anregt, nachdem rausgekommen ist das seine Frau dort namentlich genannt wird und 7% der Bevölkerung ( 22.000 von 330.000 und damit der grösste Volksprotest überhaupt) in der Hauptstad protestieren & Neuwahlen fordern!

Stell euch mal vor in Berlin würde 7% der Deutschen Demonstrieren - das wären 5.6 Millionen - unvorstellbar !


http://www.sueddeutsche.de/news/wirtsch ... -99-468432
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Toska
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Beitrag von Toska » 05.04.2016, 17:42

Weiter untem im "Aprilscherz bei Fefe?" sagte ich schon das hier dazu:
Toska hat geschrieben:Ich beömmel mich noch immer über die Panama-Leaks und wie die Presse damit umgeht.

Redakteur 1: "Hey, wir haben was gefunden, was explizit David Cameron belastet!"
Chefredakteur: "Schnautze! Wir brauchen was gegen Putin!!!!"
Redakteur 2: "Öhm ... Island?"
Chefredakteur: "<seuftz> Wenns denn sein muss. Aber dann suchste wieder nach Putin!!!"

:lol:

Und der Mascolo (!) ist bei der deutschen Truppe der internationalen Hexenjagd der Koordinator. Warum haben die nicht gleich CIA-Chef James Clapper eingesetzt? :hehehe:
Island war schon immer ein bisschen anders. Die haben ja nur recht wenig Leute und da ist dann auch der Zusammenhalt größer, weil jeder jeden irgendwo um 3-4 Ecken kennt. Die sind politisch auch eher geneigt, Experimente zu machen, die sich sonst keiner traut. Im Zuge der Bankenkrise haben die zum Beispiel mal 'ne Regierung gewählt, die komplett mit Politik-Amateuren besetzt war. Die sind dann auch nur für eine Amtszeit angetreten und haben auf unkonventionelle Weise einen verdammt guten Job gemacht. Jetzt sind bei denen halt (leider) wieder die "Profis" dran und dann kommt sowas dabei raus.

Generell zu Offshore: Ich hab in meinen 20 Jahren freiberuflicher- und selbständiger Tätigkeit (1996-2016) selbst auch zweimal von Deutschland aus Auslandsfirmen eröffnet. Neben der deutschen Einzelfirma halt auch mal in England eine Limited nach UK-Recht, die dann in Deutschland eine nicht selbständige Zweigstelle hatte, die im deutschen Handelsregister angemeldet war und eine deutsche Steuernummer hatte. Das war alles komplett legal und (natürlich) auch zur Steuervermeidung. Ich musste damals wegen knapp 1000 Euro Reingewinn aus Server-Verkäufen (mit Software- und Support-Paket im Wert von 20k) rund 8000,- Euro Gewerbesteuer für die Einzelfirma bezahlen, weil die Server-Verkäufe "Handel" waren und keine Dienstleistung. Die Gewerbesteuer zahlst du halt für alle Geschäftseinkünfte - auch für jene, die nichts mit Handel zu tun hatten. Die Auslagerung eines Teils des Geschäftsbetriebes in die Limited trennte das sauber auf, so dass nur eine Firma Gewerbesteuer zahlen musste.

Kurz vor der Auswanderung stand ich vor dem Problem, in Deutschland die Einzelfirma abmelden zu müssen und in Südamerika was neues anzumelden. Das geht nicht reibungslos von heute auf morgen und man kann schlecht die Webseite und den Laden für einige Wochen zu machen, bis das alles durch ist. Also über eine Agentur in England in Belize eine Limited angemeldet, die (mehr oder weniger) nahtlos den Geschäftsbetrieb übernahm, sobald die deutsche Einzelfirma abgemeldet war. Interessanterweise bin ich damals auch erst auf der Homepage von Mossack-Fonseca gelandet. Hatte mich aber gegen die als Vermittler entschieden, weil die im Vergleich zu einigen anderen viel zu teuer waren und die Seite unprofessionell aussah.

Lass mich mal kurz Beispiele geben: Wenn du in Deutschland eine Kapitalgesellschaft gründen willst, brauchst du 20.000 Euro Einlage, dazu rund 5000,- Euro für Formalitäten (Notargebühren, etc.) und dein Startkapital. Also 25.000,- Euro sind da schon mal 'ne ordentliche Hausnummer und du hast noch nicht mal ein Stempelkissen und einen Schraubenzieher dafür gekauft. Man hat das dann mal "vereinfacht" und die "kleine GmbH" ermöglicht. Da brauchst du beim Start nur 7500,- Euro Einlage (muss aber so bald wie möglich auf 20K aufgestockt werden!) und dann sind auch die Notarkosten wegen dem "geringeren Streitwert" günstiger. Kostetet dich dann rund 10.000 Euro, bis alles eingetragen ist. Dennoch: Bis alle Formalitäten durch sind und du mit der Firma loslegen kannst, vergehen in beiden Fällen etwa zwei Monate.

Eine Kapitalgesellschaft im Ausland zu gründen (England, Panama, Belize oder Seychellen) kann innerhalb von 1-5 Tagen passieren. Mit allen Formalitäten und kostet (über Vermittler) so zwischen 600,- und 1500,- Euro. Und die kannst du dann ganz legal in Deutschland einsetzen, ohne dich rechtlich und steuerlich besser oder schlechter zu stellen oder irgendwelche Gesetze zu brechen. Die Auslandsfirma muss natürlich zusätzlich zur deutschen Zweigstelle auch im Melde-Land Bilanz, Steuererklärung und andere Formalitäten erfüllen. Die kosten dann zusätzlich nochmal rund 300-500 Euro im Jahr und sind in der Regel deutlich unkomplizierter, als das deutsche Steuerrecht.

Ich halte das aus unternehmerischer Sicht für deutlich verlockender, als in Deutschland eine GmbH zu gründen. Denn 20.000,- Euro Einlage sind eine menge "totes" Kapital (egal ob in bar oder als Bankbürgschaft), welches man auch anders nutzen kann und weniger Bürokratie und Formularien sind immer ein Vorteil. So oder so: Dem Kunden gegenüber haftest du nur mit Geschäftsvermögen + Einlage. Den Banken gegenüber grundsätzlich mit allem, was du hast. Egal ob als GmbH oder als Limited: Die lassen sich schon die nötigen Haftungsdokumente unterschreiben, so dass man persönlich mit dem letzten Hemd gerade stehen muss.

Von daher: Die reine Existenz einer Offshore-Firma mag zwar beim Finanzamt natürlich erst mal die Alarmglocken angehen lassen, aber man kann sie ganz einfach auch vollkommen legal und gesetzeskonform nutzen. Solange es Länder gibt, die total easy Kapitalgesellschaften ermöglichen und es andere Länder wie Deutschland gibt, die dafür die Seele deines Erstgeborenen verlangen, wir das auch genutzt werden.

Natürlich gibt es auch Missbrauch. Die internationalen Regularien bzgl. "Geldwäsche" sind schon recht extrem geworden und machen das sehr schwer. Aber solange es kriminelle Banken und kriminelle Notare/Anwälte gibt, wird es das auch weiterhin geben. Die Artikel, die sich mit Mossack-Fonseca beschäftigen, zeigen das ja ganz deutlich. Die haben selbst alle möglichen nationalen und internationalen Gesetze gebrochen, um ihre Drecksäcke (und den eigenen Hintern) aus der Schusslinie zu halten. Regelmäßige Urkundenfälschung und Verstöße gegen anwaltliche Pflichten und Auflagen (im In- und Ausland) waren bei denen an der Tagesordnung.

Es gibt auch noch andere schöne (legale) Gründe für Offshore-Firmen oder Stiftungen: Du kannst damit Kapital und Eigentum vor dem Zugriff von Gläubigern schützen. Das kann z.B. intellectual property sein, Omas Häuschen, oder deine Alterssicherung. Während man dich in Deutschland jederzeit bis auf die Unterhose pfänden kann, wird der Zugriff auf Auslandswerte halt entsprechend schwieriger und benötigt deine aktive Mithilfe. Dann gibt es auch die schöne Masche, dass man eine Offshore-Firma gründet, deren Eigentümer eine Stiftung ist. Begünstigter der Stiftung sind die Erben, welche man begünstigen will. Im Todesfall bekommen alle Begünstigten Aktien-Optionen der Offshore-Firma oder regelmäßige Ausschüttungen der Stiftung. Solange die Offshore-Firma nicht zu Geld gemacht wird (und nur die Profite abgeschöpft werden), ist keine Erbschaftssteuer fällig, da sich die Eigentumsverhältnisse ja nicht geändert haben. Die Aktien-Optionen können zum Beispiel dann auch (weil sie ja einen Wert haben) als Sicherheit für Darlehen gelten. Ob das nun eine Bank macht, die Offshore-Firma oder die Stiftung? Ist im Prinzip egal und steuerlich eher von Vorteil für den Betroffenen. Die Erben können sich dann auch in den Vorstand wählen lassen und dann direkt Einfluss auf die Firma nehmen, ohne dass dann Erbschaftssteuer fällig wird.

Dieser schmutzige Trick wird weltweit seit mehr als 30 Jahren vom "Geldadel" angewendet und von den Gesetzgebern bewusst toleriert. Jetzt wo diese Tricks auch für "den kleinen Mann" für wenig Geld zu haben sind, versucht man das Ganze halt dann doch mal etwas schwieriger zu machen.

Aber: Unsere tolle Presse publiziert natürlich nur die schmutzige Wäsche von Kandidaten, gegen die man sowieso eine Agenda hat, oder jene im Westen, die schon abgenippelt sind (Gunter Sachs). Was will man auch erwarten, wenn hinter der Dachorganisation der Journalisten George Soros und USAID stehen? Die Agenda ist dann schon glasklar vorgegeben.

Absolut lustig wäre es natürlich, wenn man die Redakteure der MSM jetzt mal wochenlang mit dem Material Schindluder treiben ließe. Lass die sich mal so richtig austoben. Und dann tauchen auf einmal die kompletten 2.7 TB Daten auf Wikileaks auf und jeder kann sehen, was die verheimlicht haben. Das wäre mal richtig spannend. :hehehe:
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Beitrag von Toska » 06.04.2016, 22:03

Fefe hatte heute einen Link zu den Nachdenkseiten, auf denen Jens Berger sich kritisch zu den Panama-Papers und der Berichterstattung äußert. Sehr lesenswert: http://www.nachdenkseiten.de/?p=32753

Ich denke auch, dass das hier der ultimative feuchte Traum der Schreibtisch-Journalisten ist. Sie bekommen die Daten frei Haus. Man braucht bloß in einer Eingabe-Maske nach Stichworten und Namen zu suchen. Reiner Google-Journalismus - nur diesmal über eine interne Anwendung namens NUIX. Sie brauchen keinen rauszuschicken. Fragen kann man per Post, Fax oder Email an die Betroffenen schicken. Den einzigen Deutschen, den man sich bislang persönlich vorknöpfte, ist ein windiger Privat-Detektiv in Rente, der wohl auch mal für den BND gearbeitet hat und bis 1998 von Steinmeier persönlich gedeckt wurde und in 2001 in Ungnade fiel.

Da sich die Journallie zudem weigert, die Daten an die Strafverfolgungsbehörden raus zu geben, wird es vermutlich auch für die meisten der genannten Personen keine Folgen haben. Das bislang noch kein einziger Protagonist aus den USA genannt wurde, macht es auch nicht besser und zeigt einmal mehr auf, dass Whistleblower schlecht beraten sind, solche Dinge nur der Presse zu stecken und nicht Wikileaks. Jedoch würde das in diesem Fall halt auch unbescholtene (legale) Nutzer der von Mossfon verwalteten Offshore-Firmen bloßstellen.
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Beitrag von Hyaena » 07.04.2016, 12:49

Auch sehr interessant ist ein weiterer Artikel auf den Nachdenkseiten:

http://www.nachdenkseiten.de/?p=32861

Zur Verflechtung des Skandals mit Putin durch die Süddeutsche Zeitung, CIA pp.

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Beitrag von Herr Rossi » 07.04.2016, 18:05

Naja, man sollte es positiv sehen: Unsere Medien übertreiben es mittlerweile so derart heftig mit ihrer Einseitigkeit, so dass man echt geistig blind sein muss, um den Spin nicht zu erkennen.

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Beitrag von Toska » 07.04.2016, 19:54

@Hyaena:

Oh ja. Besonders toll das hier zum SZ-Enthüllungsbuch:
Auch noch interessant: Das „Enthüllungsbuch“ erscheint bei Kiepenheuer & Witsch, dessen Gründer Joseph Caspar Witsch für den CIA tätig war, und zwar als Kopf der Kölner Gruppe des CIA-gesteuerten „Kongress für kulturelle Freiheit“. Wenn Sie sich darüber informieren wollen, dann schauen Sie sich diese Dokumentation von 2006 an

Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=32861
:lol:

@Rossi:

Da ist was dran. Die bemühen sich nicht mal mehr. So nach dem Motto: "Ist sowieso egal."
Grüße,

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Beitrag von Toska » 11.04.2016, 04:53

Wisst ihr, wer an den Panama-Papers schuld ist? Der US "Think Tank" Brookings Institution hat einen klaren Schuldigen ausgemacht. Jemand, der die Dokumente gezielt hat stehlen und an die westliche Presse leaken lassen, damit die sich dann mit ihrer Russo-Phobie und dem Schutz der ganzen westlichen Drecksäcke unter den MossFon-Kunden absolut blamieren.

Also wer ist Schuld? Ganz klar: Das war ein Insider-Job, den Putin arrangiert hat! Nein wirklich! :roll:

Aber seht selbst, was der "Think-Tank" (Neusprech für "Quatschköpfe"?) dazu geschrieben hat: http://www.brookings.edu/blogs/order-fr ... utin-gaddy

:hehehe:
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