Ex-"Blackwater"-Chef legt Söldner-Airforce auf

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Toska
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Ex-"Blackwater"-Chef legt Söldner-Airforce auf

Beitrag von Toska » 14.04.2016, 21:02

Ich bin gerade über zwei spannende Artikel gestoßen. "The Intercept" hat dem ehemaligen Navy-SEAL und Blackwater-Gründer Erik Prince auf den Zahn gefühlt und seltsame Machenschaften ausgegraben. Die Veröffentlichung bringen Prince vermutlich sowohl in Österreich als auch den USA vor den Kadi.

Prince hat mehrere leichte (zivile) Sprühflugzeuge vom Typ Thrush 510G für Kampfeinsätze umrüsten lassen. Die Verglasung, Cockpit und kritische Teile (Motor und Tanks) wurde verpanzert. Dazu wurden Waffenpunkte für NATO- und Ostblock-Munition (auch für Präzisions-Abstandswaffen) angebracht und ein SCAR-Sensor-Pod sowie moderne militärische Kommunikationstechnik installiert. Die Thrush 510G kosten "nackt" ab Hersteller rund 'ne Million USD und die von Prince durchgeführten Modifikationen kosten Pi-mal-Daumen rund 7 Millionen USD extra.

Ein Flieger soll sich in einem afrikanischen Land befinden, der andere ist noch in Österreich bei "Airborne Technologies" in der Wiener Neustadt, wo die letzten Modifikationen und Umbauten finalisiert werden sollten. Prince wollte anscheinend entweder Flieger und Piloten "vermieten", oder so umgebaute Flieger und Ausbilder an Interessenten in Afrika und anderen Konfliktregionen liefern. Genannt wurde da z.B. Süd-Sudan.

Das könnte ihm jetzt zum Verhängnis werden. Weltweit (insbesondere in Nordamerika und Europa) gelten sehr strenge Auflagen, was die Militarisierung von jeglichen "Transportmitteln" angeht. Auch in Österreich fallen diese dann unter das Kriegswaffenkontrollgesetz und sind bei der UN meldepflichtig. Wenn zum Beispiel ein französischer "Tiger" Kampfhubschrauber nach Donauwörth in die Werft müsste (unwahrscheinlich, aber nettes Beispiel), so muss der "Abgang" von Frankreich an die UN gemeldet werden und Deutschland muss den "Zugang" ebenfalls anmelden.

Wenn ein Privatmann oder ein Unternehmen ohne Genehmigung durch einen Staat solche Umbauten macht, dann klicken halt fix mal die Handschellen. Und genau dies scheint Prince zumindest in Österreich getan zu haben. Zudem hat er wohl die illegalen Umbauten dem Vorstand seiner eigenen Firmen verschwiegen, weswegen ihm auch in den USA zusätzlicher Ärger drohen wird.

Links zum Vollständigen "The Intercept"-Artikel: https://theintercept.com/2016/04/11/bla ... air-force/
"War is Boring" hat eine kürzere Zusammenfassung: http://warisboring.com/articles/would-e ... ake-sense/

"War is Boring" führt zudem an, warum sowas Schwachsinn ist, wenn es (ab Hersteller, offiziell und mit Support-Paket) schon besseres in der Leistungsklasse gibt, wie z.B. die Embraer A-29 Super Tucano, die rund 9-14 Millionen USD kostet. Solche Do-it-Yourself-Lösungen wie jene von Eric Prince bringen nur was, wenn man explizit Embargos unterlaufen will. Oder halt Flugzeuge und Piloten als Söldner-Truppe stellen will. Selbst dann kommt man wegen Kriegswaffenkontrollgesetzen ohne direkte staatliche Unterstützung ganz fix in rechtlichen Schlamassel.
Grüße,

Toska
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