[Piraten] X-te Diskussion!

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Lord_Vader
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Beitrag von Lord_Vader » 24.04.2012, 13:37

An diesen Punkten ändert - für mich - auch das 15. Hurra-Wir-Sind-Anders-Geheul, verbunden mit Wir-Zeigens-Dem-Establishment, nichts.
Das mag in den Medien so herüber kommen, ist aber weder Inhalt noch Absicht der PP. Im Gegenteil, es ist eine Wir-machen-andere-Politik-weil-es-sonst-keiner-macht-Aussage. Keiner will es dem "Establishment" zeigen sondern die Zukunft selbst mitgestalten.
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mana
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Beitrag von mana » 24.04.2012, 14:25

Da werden doch zwei vollkommen unterschiedliche Zielsetzungen für das Wählen vermischt.
Ist die Wahl eine Umfrage zum Willen des Volkes, oder ein Instrument zur Legitimation des voraussichtlich geringsten Übels?

Für mich ist der Sinn der Wahl, den Willen der Wähler zu übermitteln. Da muss ich nunmal die Partei wählen, die mir inhaltlich am meisten zusagt. Und zwar vollkommen unabhängig davon, für wie kompetent im Regierungsgeschäft ich diese Partei halte. Eine andere Partei zu wählen, nur weil diese eventuell nachher besser regiert, würde den Sinn der Wahl vollkommen zunichte machen.

Würde ich eine Partei entgegen dieser Prinzipien wählen, dann würde doch diese Partei (zurecht) annehmen, dass sie alles richtig macht und ihren Standpunkt nie ändern.

Wenn eine andere Partei meint, sie könnte es besser machen, dann muss sie sich meiner Position annähern, um meine Stimme zu bekommen. Und nicht umgekehrt.
Und wie soll eine Partei meine Position kennen, wenn ich aus wahltaktischen Gründen nicht entsprechend dieser Position wähle?

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Beitrag von Herr Rossi » 24.04.2012, 15:10

Pionic hat geschrieben: Ich räume den Piraten auf bestimmten Feldern durchaus sehr hohe Kompetenzen ein. Sogar viel mehr Kompetenz als ich selber hätte, mich mit den Dingen auseinanderzusetzen und sie zu bewerten.
Leider geht es aber in die andere Richtung genauso. Die Piraten sind auf vielen Feldern einfach total blank. Und da das Internet, wie ich schon geschrieben habe, für mich ca. 10 bis 20 Prozent meines Lebens ausmacht, ist der Punkt "Offene Dateiformate" halt einfach nicht sonderlich gewichtig - und das ist jetzt nicht böse gemeint.

Ich möchte wirklich nicht für die Zukunft sprechen. Ich rede von der momentanen Verfassung der Piraten. Da sieht es für mich aber einfach duster aus, es tut mir Leid...:noidea:
Gut, das ist ein berechtigtes Argument, nur würde ich da halt immer auch den Vergleich zu den anderen Parteien ziehen. Da mag es vielleicht auf dem Papier etwas besser aussehen, aber wenn es dann um das aktive politische Handeln geht, dann hängst du da genauso in der Luft, weil du dich auf nichts verlassen kannst. Bestes Beispiel dürfte da wohl die Agenda 2010 sein. Ich habe damals rot/grün gewählt, die tatsächliche Politik hätte ich so aber nicht erwartet und sie entsprach ganz sicher auch nicht meiner politischen Zielsetzung.
Das kann mir bei den etwas unklaren Punkten bei den Piraten natürlich auch passieren, aber... was soll's? Schlimmer als das, was ich schon gewählt habe, kann es nicht werden und eins kannst du den Piraten nicht absprechen: Sie haben sehr viele junge Leute, die noch motiviert sind und keinen Parteikader, der seit 30 Jahren im Amt ist, wie wir das bei den anderen Parteien haben. Daher traue ich ihnen durchaus zu auch bei den nicht ganz so scharf umrissenen Themen offen an die Probleme heranzugehen.
Bei dem, was sie bisher halbwegs klar formuliert haben, passt es davon abgesehen bei mir auch halbwegs mit der Richtung.
Pionic hat geschrieben: Ich kann der Argumentation nicht folgen. Es handelt sich hier um keinen staatlichen Bereich, sondern um eine Vereinbarung zwischen Privatmann und Firma. Ist genauso wie wenn du in die Disse zum Abhotten gehst: Wenn der Türsteher sagt "Du kommst hier nicht rein", dann kommst du da nicht rein. Fertig, aus. Da kannst du dann auch schlecht mit der Polizei drohen oder dem Grundgesetz oder den allgemeinen Gleichtstellungsgesetz. Es handelt sich um einen Vertragsabschluss (Eintrittsgeld gegen Einlass), den eine der beiden Parteien halt einfach nicht treffen muss, wenn sie keine Lust hat.
Genau so ist es auch beim Drogentest: Der Arbeitgeber verlangt einen Drogentest und verspricht dafür (bei Bestehen) einen Job. Will ich den Test nicht machen, kriege ich halt auch den Job nicht. So einfach ist das.
Ich sehe da einfach keinen Ansatzpunkt für eine staatliche Regulierung - das ist schlicht und einfach Sache einer privatrechtlichen Vereinbarung zweier Parteien. Wenn's einer Partei nicht passt, kommt es halt nicht zum Vertragsabschluss. So what?
Die Berufswahl und die Möglichkeiten zur Teilnahme am Berufsleben würde ich in seiner Bedeutung nun wirklich weit oberhalb der Möglichkeit in eine Disco Einlass zu erhalten ansiedeln. Immerhin enthalten sogar die Menschenrechte einen Absatz dazu und selbst wenn man es weniger pathetisch angeht, dann wirst du mir jawohl zustimmen, dass es ein wichtiger Teil dessen ausmacht wie man am sozialen Leben eines Landes teilnehmen kann oder?
Ansonsten bräuchten wir auch keine Diskriminierungsgesetze in dem Bereich, kein Mutterschutz und der Gesetzgeber müsste auch nicht regeln, was an Informationen in Bewerbungen oder Bewerbungsgesprächen an Informationen verlangt werden kann und bei welchen Fragen man sogar lügen darf.
Das sind ja alles keine Punkte, die aus dem nichts entstanden sind, sondern Folge von Erfahrungswerten. Da sehe ich den Aspekt des Drogentests nicht viel anders.

Ich verstehen dabei übrigens auch den allgemeinen Ansatz nicht. Ich würde mal behaupten, dass ein stark abhängiger Drogenkonsument eh durch eine Bewerbung durchfallen würde, wenn der Verantworliche in der Personalabteilung nicht eine totale Niete ist. Wieso schreibt man nicht einfach in den Arbeitsvertrag rein, dass der Arbeitnehmer sich beim begründeten Verdacht seines Arbeitgebers freiwillig testen lässt? Das entzieht die Sache deutlich der Problematik.

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Beitrag von Pionic » 24.04.2012, 15:20

Lord_Vader hat geschrieben:Das mag in den Medien so herüber kommen, ist aber weder Inhalt noch Absicht der PP.
Ich sage auch nicht, dass diese Aussage von den Piraten selbst kommt. :wink:
mana hat geschrieben:Für mich ist der Sinn der Wahl, den Willen der Wähler zu übermitteln. Da muss ich nunmal die Partei wählen, die mir inhaltlich am meisten zusagt. Und zwar vollkommen unabhängig davon, für wie kompetent im Regierungsgeschäft ich diese Partei halte.
Für mich ist der Sinn der Wahl, dass ich nach meinen Interessen und Vorstellungen vertreten werde. Und zwar nicht nach meinen Hirngespinsten, die sich die Partei vielleicht auf die Fahnen geschrieben hat ("Freies Benzin für alle", "Saufen bis zum Komatod" etc...), sondern danach, was sich am Schluss tatsächlich bei mir bemerkbar macht. Und das merke ich am Geldbeutel, an meinem Umfeld, an der Unterstützung durch Behörden usw... und eben nicht daran, dass ich Partei X wähle, weil die mir Freibenzin bis ans Lebensende versprochen hat, das aber eben leider nicht umsetzen kann. :wink:
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Beitrag von Pionic » 24.04.2012, 15:37

Herr Rossi hat geschrieben:Sie haben sehr viele junge Leute, die noch motiviert sind und keinen Parteikader, der seit 30 Jahren im Amt ist, wie wir das bei den anderen Parteien haben. Daher traue ich ihnen durchaus zu auch bei den nicht ganz so scharf umrissenen Themen offen an die Probleme heranzugehen.
Bei dem, was sie bisher halbwegs klar formuliert haben, passt es davon abgesehen bei mir auch halbwegs mit der Richtung.
Politik betrifft mich am ehesten dort, wo es für mich unmittelbar wird. Beispielsweise bei einem Bauantrag, der durch das Landratsamt (zumindest in Bayern) genehmigt werden muss. Jetzt haben wir fast überall in Bayern einen alteingesessenen, stramm konservativen Parteikader der CSU als Landrat, mithin letzte Instanz, wenn es dann um solche Genehmigungen geht.
Mit Sicherheit mauschelt der und zieht seine Fäden, nur: bin ich dadurch zwangsläufig schlecht vertreten? Oder andersrum: Was könnte ein junger Landrat der Piraten mehr tun als mir diesen Antrag auch genehmigen?

Was ich damit sagen will: Ich fühle mich durch einen, der weiß, wie der Hase läuft, nicht zwangsläufig schlecht vertreten. Im Übrigen vertrete ich die Meinung, dass die Piraten sich ganz schnell assimilieren werden. Gebt ihnen noch ein paar Jahre. :wink:
Herr Rossi hat geschrieben:Die Berufswahl und die Möglichkeiten zur Teilnahme am Berufsleben würde ich in seiner Bedeutung nun wirklich weit oberhalb der Möglichkeit in eine Disco Einlass zu erhalten ansiedeln.
Die Bedeutung sicherlich, als Beispiel taugt der Vergleich aber gut, wie ich finde. Wie gesagt, es handelt sich um einen privatrechtlichen Vertrag.
Herr Rossi hat geschrieben:Ansonsten bräuchten wir auch keine Diskriminierungsgesetze in dem Bereich, kein Mutterschutz und der Gesetzgeber müsste auch nicht regeln, was an Informationen in Bewerbungen oder Bewerbungsgesprächen an Informationen verlangt werden kann und bei welchen Fragen man sogar lügen darf.
Meiner Ansicht nach bräuchten wir die auch nicht. Bestes Beispiel ist der zahnlose Papiertiger namens AGG. Durfte früher noch in der Bwerbungsabsage vermerkt werden, dass der AN aufgrund seines Alters nicht passt, flüchtet man sich jetzt in die Ausrede der unpassenden Qualifikation o.ä. Die Klippe war noch umschifft, bevor die Tinte auf dem Gesetzespapier trocken war.
Herr Rossi hat geschrieben:Wieso schreibt man nicht einfach in den Arbeitsvertrag rein, dass der Arbeitnehmer sich beim begründeten Verdacht seines Arbeitgebers freiwillig testen lässt?
Woraus ziehst du denn den begründeten Verdacht? "Der riecht komisch"? "Der hat Dreads auf dem Kopf"? "Der hat immer so gerötete Augen"? Das wäre ein wirklich verständlicher Grund, sich gegen den AG zur Wehr zu setzen.
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Beitrag von mana » 24.04.2012, 15:50

Pionic hat geschrieben:
Lord_Vader hat geschrieben:Das mag in den Medien so herüber kommen, ist aber weder Inhalt noch Absicht der PP.
Ich sage auch nicht, dass diese Aussage von den Piraten selbst kommt. :wink:
mana hat geschrieben:Für mich ist der Sinn der Wahl, den Willen der Wähler zu übermitteln. Da muss ich nunmal die Partei wählen, die mir inhaltlich am meisten zusagt. Und zwar vollkommen unabhängig davon, für wie kompetent im Regierungsgeschäft ich diese Partei halte.
Für mich ist der Sinn der Wahl, dass ich nach meinen Interessen und Vorstellungen vertreten werde. Und zwar nicht nach meinen Hirngespinsten, die sich die Partei vielleicht auf die Fahnen geschrieben hat ("Freies Benzin für alle", "Saufen bis zum Komatod" etc...), sondern danach, was sich am Schluss tatsächlich bei mir bemerkbar macht. Und das merke ich am Geldbeutel, an meinem Umfeld, an der Unterstützung durch Behörden usw... und eben nicht daran, dass ich Partei X wähle, weil die mir Freibenzin bis ans Lebensende versprochen hat, das aber eben leider nicht umsetzen kann. :wink:
Wenn du der Meinung bist, dass solche blödsinnigen Punkte erstebenswert sind, dann solltest du definitiv auch entsprechend wählen.
Ich bin jetzt von einer Person mit einem Mindestmaß an Intelligenz ausgegangen, die sinnvolle Prioritäten setzen kann.

Das ist ja aber eben auch der Knackpunkt: Es wird in der Politik bisher wenig über Inhalte gesprochen. Das macht es einem unbedarften Menschen nicht unbedingt leichter, gute Ideen von Hirngespinsten zu unterscheiden.
Stattdessen wird das eigene Image gepflegt, auf andere mit der Nazi/Kommunisten-Keule eingedroschen und ansonsten rein populistisch argumentiert.

Komplexe Sachverhalte werden mit leeren Phrasen wie "Das ist im Interesse des Exportlandes Deutschland", oder "Das ist alternativlos" abgehakt.
Ich warte ja noch darauf, dass die ach so hingespinstigen Standpunkte mal direkt argumentativ angegriffen werden, anstatt ständig auf irgendwelche anderen vermeintlichen Schwachpunkte auszuweichen. Solange das nämlich nicht geschieht, ist die ganze Diskussion vollkommen nutzlos.
Ich stehe hier und kann mir nur meine eigene Meinung bilden. Glücklicherweise bin ich in den Kernthemen diesmal einigermaßen bewandert.
Zuletzt geändert von mana am 24.04.2012, 16:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Pionic » 24.04.2012, 16:01

mana hat geschrieben:Wenn du der Meinung bist, dass solche blödsinnigen Punkte erstebenswert sind, dann solltest du definitiv auch entsprechend wählen.
Ich bin jetzt von einer Person mit einem Mindestmaß an Intelligenz ausgegangen, die sinnvolle Prioritäten setzen kann.
Diese blödsinnigen Punkte waren ein Beispiel. Ich hoffe auch, dass das anhand des offensichtlichen Blödsinns so rübergekommen ist. Was ich damit klarmachen wollte, war die Differenz zwischen dem, was ich mir vielleicht wirklich wünschen würde und dem, was tatsächlich möglich ist.

Klar liegen mir da prinzipiell die Piraten näher, wenn sie hauptsächlich eine Politik für junge, ungebundene, gesunde und politisch interessierte Menschen machen. Ich sehe da aber eben auch die andere Seite, die durch die Piraten in meinen Augen leider überhaupt nicht oder nur sehr unzureichend abgedeckt wird. Und genau deshalb werden die Piraten (Achtung: Einschätzung meinerseits) auch sehr wenige von ihren Zielen durchbringen, weil Politik halt eben immer Spielball widerstreitender Interessen ist. Und es gibt eben größere/mächtigere Interessen(-svertretungen) als die Piraten. :wink:
mana hat geschrieben:Komplexe Sachverhalte werden mit leeren Phrasen wie "Das ist im Interesse des Exportlandes Deutschland", oder "Das ist alternativlos" abgehakt.
Und genau damit fangen die Piraten auch schon an, siehe umseitige Beispiele (speziell das zum Thema Integration). :roll:
Zuletzt geändert von Pionic am 24.04.2012, 16:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von cubi » 24.04.2012, 16:03

Naja, die Politik wird doch nur noch von intransparenten Konstrukten in Thinktanks und neoliberalen Gruppierungen gemacht (s. ACTA und Bankenkrise)! Die Piraten sind ein riesiger Glücksfall für das Land, da sie keine Extremisten sind! In Frankreich holen die Nazis 20%! In Ungarn sind die Nazis an der Regierung! Bei den Linken hatte ich auch immer Bauchschmerzen, weil die soviel Altlasten mit schleppen, mir aber vom sozialen Standpunkt am nächsten waren. Jetzt kommt eine (linksliberale?!) Partei, die nicht technikfeindlich ist und ein Werkzeug zur fluessigen Demokratie mitbringt, selbst entwickelt, und bietet mir an, als kleiner Basis-Pupser sogar Anträge durch zubringen! Das ist der Hammer! Selbst wenn sie in 4 oder 5 Jahren nicht mehr bestehen sollten, bewegen sie in diesen Zeiten soviel, wie keine andere Partei in unserer kurzen Nachkriegsgeschichte und das finde ich Klasse! Ich hoffe, das am Ende sogar ein Mittel gegen die kriminellen Machenschaften der Neoliberalen Bewegung dabei raus kommt, die gerade unsere europäische Zukunft ruinieren. Die kann man nur mit Transparenz und guter Laune bekämpfen.

Ein sehr interessantes Feature im Deutschlandradio über den Neoliberalismus:

Der ökonomische Putsch - oder: Was hinter den Finanzkrisen steckt
Zuletzt geändert von cubi am 24.04.2012, 16:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Herr Rossi » 24.04.2012, 16:07

@Pio:

Naja, das ist dann ja durchaus eine bewusste Entscheidung für dich, wenn du der Meinung bist mit dem CSU Landrat gut zu fahren. Es spricht ja nichts dagegen eine andere politische Meinung als die Piraten zu haben.
Ich betrachte da halt eher andere Themen wie das Ende der billigen fossilen Energieträger, Freiheitsrechte / Netzpolitik, Sozialpolitik und natürlich über all dem die Wirtschaftspolitik. Gerade der letzte Punkt wirkt ganz schnell auch runter auf die kommunale Ebene.

Da wirst du jetzt wahrscheinlich sagen, dass ich bei den Piraten nicht sehr gut aufgeboben bin. Das mag evtl. sogar stimmen, aber in Sachen Wirtschaftspolitik ist mir ehrlich gesagt eine offene Positionierung immer noch lieber als das neoliberale "Weiter so"! von CDU/CSU/SPD/GRÜNE/FDP. In welch gefährliche Sackgasse das führt sehen wir aktuell auf Ebene des EUR. Unsere Politik fährt da nicht nur die Währung vor die Wand, sondern gefährdet damit das gesamte Projekt Europa. Das ist für mich eine absolut grauenhafte Vorstellung und daher völlig unwählbar. Wenn die Piraten da massiv gegen meine Vorstellungen laufen, dann wird meine Wahl halt eine einmalige Sache bleiben.... ganz einfach. Besser ein wenig Hoffnung als direkt den Kopf in den Scheißhaufen zu stecken! ;)

Zum Thema AAG stimme ich übrigens mit dir vollkommen überein. Das ist genau das gleiche wie mit den Drogentests. Es täuscht Gleichbehandlung vor, ist in der Praxis aber mit ein paar Sätzen auszuhebeln. Ein völlig sinnloser Ansatz. Das gleiche Argument würde ich übrigens auch bei Urheberrechtsverletzungen im privaten Bereich anbringen. Diese sind eben nicht mit angemessenem Aufwand zu verhindern. Wenn ein Gesetz jedoch faktisch nicht umsetzbar ist, dann sollte man eben darüber nachdenken es an die Realitäten anzupassen.

Zum Thema Verdacht: Da kann man sicherlich halbwegs vernünftige Kriterien definieren. Ganz einfacher Ansatz: Mindestens 2 Personen im Betrieb müssen den Verdacht haben, fertig... und absolut unbürokratisch. :D JAJA, ich weiss, dass das nicht perfekt ist, denn wenn der Chef sich einen kleinen Arschkriecher raussucht, der nach seiner Pfeife tanzt, dann hat er schnell seine zweite Person. Perfekte Kriterien und absolute Fairness wirst du bei sowas aber eh nicht erreichen könne. Es geht ja lediglich darum, dass ein Verdachtsmoment vorliegen sollte und eben nicht ohne diesen pauschal bei allen getestet wird.
Zuletzt geändert von Herr Rossi am 24.04.2012, 16:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von mana » 24.04.2012, 16:15

Pionic hat geschrieben: Klar liegen mir da prinzipiell die Piraten näher, wenn sie hauptsächlich eine Politik für junge, ungebundene, gesunde und politisch interessierte Menschen machen. Ich sehe da aber eben auch die andere Seite, die durch die Piraten in meinen Augen leider überhaupt nicht oder nur sehr unzureichend abgedeckt wird. Und genau deshalb werden die Piraten (Achtung: Einschätzung meinerseits) auch sehr wenige von ihren Zielen durchbringen, weil Politik halt eben immer Spielball widerstreitender Interessen ist. Und es gibt eben größere/mächtigere Interessen(-svertretungen) als die Piraten. :wink:
Da stimme ich dir zu. Ich glaube auch nicht, dass sie nachher im Regierungsgeschäft viel erreichen werden.
Einerseits wegen fehlender Stimmenzahl (werden wohl kaum in eine Regierung rutschen) und andererseits wegen mangelnden Könnens. Ich bin auch etwas besorgt darüber, wie sie sich zurzeit an unsinnigen Diskussionen aufheizen.

Aber darum geht es mir in dem Moment, wenn ich meine Stimme abgebe auch gar nicht. Ich will, dass meine Stimme klar zu einem politischen Standpunkt gezählt wird, der zu mir passt.
Mit etwas Glück nehmen die anderen Parteien das zur Kenntnis und nähern sich meinem Standpunkt an.
Demokratie besteht immer aus Kompromissen.
Das passiert ja sogar jetzt schon. Was meinst du, wieso plötzlich alle Parteien das Internet für sich entdecken und eine Meinung zum Urheberrecht haben? Das war vorher nie Thema.
Kaum merken die, dass es da eine große Interessens-Gruppe gibt, die auch bereit ist ihr Wahlverhalten nach dem Thema auszurichten, zack plötzlich ist das ganz wichtig und die Politik aller Parteien ändert sich.
So funktioniert Politik eben. Wer nicht nach seinen Interessen wählt, der wird auch niemals berücksichtigt werden.

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Beitrag von Herr Rossi » 24.04.2012, 16:46

mana hat geschrieben: Mit etwas Glück nehmen die anderen Parteien das zur Kenntnis und nähern sich meinem Standpunkt an.
Demokratie besteht immer aus Kompromissen.
Das passiert ja sogar jetzt schon. Was meinst du, wieso plötzlich alle Parteien das Internet für sich entdecken und eine Meinung zum Urheberrecht haben? Das war vorher nie Thema.
Kaum merken die, dass es da eine große Interessens-Gruppe gibt, die auch bereit ist ihr Wahlverhalten nach dem Thema auszurichten, zack plötzlich ist das ganz wichtig und die Politik aller Parteien ändert sich.
So funktioniert Politik eben. Wer nicht nach seinen Interessen wählt, der wird auch niemals berücksichtigt werden.
Das kann ich so nur unterschreiben. Auch die Grünen haben bereits weit vor ihrer ersten Regierungsbeteiligung deutlich die Politik der anderen Parteien mitgeprägt. Daher brauche auch ich die Piraten nicht unbedingt in der Regierungsverantwortung. Es ist für mich schon ein wichtiger Punkt erreicht, wenn sie Netzthemen weiter in die Mitte rücken und damit die anderen Parteien zu klaren Positionierungen drängen.

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Beitrag von Lord_Vader » 26.04.2012, 14:36

https://wiki.piratenpartei.de/NRW:Landt ... te_Sprache

Nicht so trocken wie das Originalprogramm, aber etwas verständlicher formuliert. ;)
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Beitrag von Toska » 29.04.2012, 03:54

Herr Rossi hat geschrieben: Das kann ich so nur unterschreiben. Auch die Grünen haben bereits weit vor ihrer ersten Regierungsbeteiligung deutlich die Politik der anderen Parteien mitgeprägt. Daher brauche auch ich die Piraten nicht unbedingt in der Regierungsverantwortung. Es ist für mich schon ein wichtiger Punkt erreicht, wenn sie Netzthemen weiter in die Mitte rücken und damit die anderen Parteien zu klaren Positionierungen drängen.
Sehe ich auch so.

Ich wähle die Piraten seit sie das erste mal auf den Wahlzetteln auftauchten. Gerade hier auf'm Dorf ist das lustig. Der erzkonservative Bürgermeister ist der Vater meines Vermieters und wohnt direkt nebenan. Kurz nach der letzten Wahl grummelte er zu mir "Bei uns hat schon wieder einer diese komischen Piraten gewählt!", ohne zu wissen, dass ich das mal wieder war. :D

Mit Piraten (in ihrer momentanen Form) in Regierungsverantwortung hätte ich sicherlich ebenso Bauchschmerzen, wie jeder andere auch. Sie sind aber genau das, was unserer Politik und Parteienlandschaft bislang fehlte. CDU und SPD haben sich soweit politisch angenähert, dass es keinen Unterschied mehr macht, wen oder was man wählt. Unterm Strich weiß man einfach: Egal wen oder was man wählt, es wird doch all das gemacht, was nicht nur man selbst, sondern die ganze breite Öffentlichkeit ablehnt. ESM, ESFSF, Afghanistan, Voratsdatenspeicherung ... egal welche Kröte es zu schlucken gilt: Die überschlagen sich dabei, noch 'ne Extra-Portion für uns zu bestellen. Grüne oder zwei-Promille-FDP sind keine ernstzunehmenden Alternativen. Siehe Dosenpfand und Hotelliers-Steuerreförmchen.

Gerade bei der FDP kann man gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte. Rööööööösler! Ich lach mich schlapp. Hatte sich bei der Bundeswehr verpflichtet und dort auf Staatskosten seinem Allgemeinmediziner gemacht und eine Fachausbildung zum Augenarzt angefangen. Zu einer Zeit, in der die Bundeswehr händeringend medizinisches Personal suchte (Ärzte und Sanitätspersonal jeglicher Fachrichtung), kommt er zwei Jahre vor Ende seiner regulären Dienstverpflichtung vorzeitig raus, um direkt in die Politik einzusteigen. Als Arzt kennt er sich ja mit Vitamin-B aus und er hatte halt zur richtigen Zeit das passende Parteibuch.

Christian Lindner, der neue Hoffnungsträger der FDP? Hat 2000 mit zwei Kumpeln eine Firma "zur Vermarktung von Avataren" (!!!) gegründet. Die Firma bekam 1.2 Millionen Gründungszuschuss von der KfW und 800.000 EUR Existenzgründer-Kredit einer Hausbank. Im Jahr darauf schied Lindner aus der Firma aus. Kurz darauf meldete die Firma Konkurs an. Reife Leistung: Mit drei Mann zwei Millionen in einem Jahr verballert und nichts dafür vorzuweisen, als ein paar Büromöbel und volle Papierkörbe. Jemanden mit solcher Wirtschaftskompetenz ist natürlich für die höchsten politischen Ämter prädestiniert.

Was die Grünen angeht: Ich bin (leider) alt genug, um mich noch dumpf an die ersten Gehversuche der Grünen in der Politik zu erinnern. Auch an so manche der recht kontroversen Grünen-Mitglieder der Anfangstage: Gert Bastian (General a.d.) und seine Lebensgefährtin Petra Kelly zum Beispiel, oder den ex-KPD'ler Willi Hoss (übrigens Vater von Schauspielerin Nina Hoss). Oder halt so manche andere "bärtige Zottel in Latzhosen und Sandalen", gegen die so mancher Pirat von heute aussieht, wie ein Musterschüler.

Es dauerte halt einige Zeit, bis die Grünen in den Mühlen der Realpolitik ihre Ecken und Kanten abgeschliffen bekamen, bis sie zu den Schmusekurs-Ökos von heute wurden ("Streicht die Autobahn und macht da ein Biotop hin, dann unterschreiben wir den Koalitionsvertrag und helfen euch, den Energieversorgern die Taschen vollzuschaufeln"). Im Gegenzug haben sie die anderen Parteien halt auch ein bischen grün eingefärbt, so dass selbst eine Merkel bei passendem Anlass den fast sofortigen und fast kompletten Atom-Ausstieg befürworten konnte. Dafür hatten wir zur richtigen Zeit halt auch mal einen geläuterten beinahe-Terroristen und ex-Taxifahrer als Vizekanzler und Aussenminister, der einem Rumsfeld in aller Öffentlichkeit ein "I am not convinced" vor den Latz knallte. Wir alle können uns sicherlich denken, wie diese Szene unter Kohl und Genscher gelaufen wäre.

Von daher: Die Piraten von heute sind sicherlich nicht die Lösung aller Probleme. Aber sie tragen zum überfälligen und nötigen Umdenken in der Politik bei. Die Piraten werden nur dann vorzeitig (vor Erreichen einer nötigen Reife) in Regierungsverantwortung kommen, wenn die etablierten Parteien sich weiterhin dem Vox Populi verweigern und an allen Realitäten vorbei Politik der Pfründe-Bewahrung betreiben.

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