Doku: Dinosaur 13

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Toska
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Doku: Dinosaur 13

Beitrag von Toska » 09.01.2015, 16:50

Hallo,

Ich hab vorgestern die Dokumentation "Dinosaur 13" (siehe: http://www.imdb.com/title/tt3090252/ ) geschaut und fand mich recht kurzweilig unterhalten. War sehenswert.

Da ging es um folgendes: Eine privatwirtschaftlich organisierte Gruppe von befreundeten Paläontologen entdeckte Anfang der 90'er in den USA rein zufällig das Fossil eines Tyrannosaurus Rex. Damals hatte man erst 12 T-Rex ausgegraben und keines der Skelette war mehr als 40% komplett. Der hier? Der war nicht nur der größte, sondern zu etwa 80% komplett. Man kaufte die Ausgrabungsrechte vom Grundbesitzer für $5000 US (höchster Preis, der bis dahin mal für Grabungsrechte bezahlt wurde) und buddelte das Ding aus. Man hatte schon reichlich Erfahrungen mit anderen Fossilien gemacht und belieferte regelmäßig selbst ausgegrabene und selbst präparierte Fossilien an Museen und Sammler. Dieses absolute Schmuckstück? Sollte in ein eigenes Museum im Heimatort der Ausgräber und das wurde von der dortigen Bevölkerung dann auch großartig aufgenommen.

Während der jahrelangen Präparation des T-Rex im Lagerhaus klingelte es dann eines Tages an der Tür. Und da standen 35 FBI-Agenten und die Nationalgarde mit der Order, den T-Rex zu beschlagnahmen. :eek:

Was folgte war ein jahrelanger Krimi der bestens zeigt, wie durchgeknallt das Rechtssystem sein kann. Die hatten unwissentlich von jemandem gekauft, der die Rechte am Grundstück eigentlich nicht hatte, weil es den Bundesbehörden als Teil eines Indianerreservates anvertraut war. Und man nahm dann auch gleich alle früheren Ausgrabungen aufs Korn und beschlagnahmte in einer mehrtägigen Operation unter Protesten des gesamten Ortes jeden Knochen, jeden Fitzel Papier und alle Datenträger. Nach mehreren Jahren kam es dann zur Anklage. Nicht nur wegen dem T-Rex, sondern aller vorheriger Ausgrabungen und wegen toller kriminalistischer Kausalketten:

1.) Ausgrabungen auf öffentlichem Land: Diebstahl - das war vor GPS und teilweise waren die wirklichen Ausgrabungsorte umstritten
2.) In einem Bundesstaat ausgegraben und in einen anderen transportiert: Transport von Diebesgut über Landesgrenzen
3.) Fossilien verkauft (z.B. an Museen): Hehlerei
4.) Fossilien per Post verschickt: Transport von Diebesgut mit der Post
5.) Für den Verkauf Geld erhalten: Hehlerei
6.) Ins Ausland verkauft und das Geld eingeführt: Geldwäsche
7.) Geld per Überweisung erhalten: Wire-Fraud
8.) Geld per Scheck erhalten: Scheckbetrug
9.) Mehr als $10.000 undeklariert in Bar eingeführt: Währungsvergehen

Gemeinschaftlich begangene kriminelle Aktivitäten zum Ziel der persönlichen Bereicherung? Ganz klar: Kriminelle Vereinigung

Damit konnte man halt alle anklagen. Die Geschäftsführer, Mitarbeiter, studentische Hilfskräfte, die Putzfrau ... einfach alle, die mal irgend was mit den Ausgräbern zu tun hatten.

Der Staatsanwalt hatte hinterher über 900 Delikte aufgezählt, von denen vor Gericht 140 zur Anklage gebracht wurden. Die Anklage brauchte alleine 60 Verhandlungstage, um diese 140 Punkte vorzubringen. Erwartete Gesamtstrafe pro Hauptangeklagter: Rund 353 Jahre Knast.

Ich will das Ergebnis nicht vorweg nehmen, aber die komplette Reportage war schon echt krass. Man kam nicht umhin, mit den Protagonisten zu sympathisieren und sich über den komplett durchgeknallten "Rechtsstaat" zu ärgern. Dennoch: Die Reportage zeigte auch, wie ganz normale Menschen über sich hinauswuchsen und trotz jahrelanger Schikanen einander treu blieben und gemeinsam für eine gute Sache kämpften.

Es ist aber definitiv kein Film, der am Ende ein wohliges Gefühl zurück lässt.
Grüße,

Toska
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