Herr Rossi hat geschrieben:Stony, was gibt es da denn nicht zu verstehen?
Wenn ich auf einer Demo für Frieden teilnehme, ist es dann nicht gleichzeitig auch eine Demo GEGEN Krieg?
Ich denke Cubi will darauf hinaus, dass dein ganzes Gedankenmodell, dass du hier aufgebaut hast, sehr wackelig ist. Wobei ich allerdings nicht sagen will, dass die Beschäftigung mit dem Thema nicht durchaus interessant sein kann. Ich sehe nur eine Menge Risse in dem Konstrukt.
Gerne, wo sind sie?
Und was das GEGEN angeht, bin ich deutlich anderer Meinung. Wenn ich für Frieden demonstriere, dann ist der Krieg raus. Mein Fokus und mein Denken liegt auf Frieden und - so funktioniert die Denkphysiologie nun mal - damit wird meine Aufmerksamkeit auf all das, was mit Frieden zu tun hat, gesteuert. Das ist das konsequente Weiterdenken von dem z.B. "ich will nicht erfolglos sein". Allgemein bekannt ist, dass das Hirn das "NICHT" ignoriert. "Ich will nicht zunehmen" führt bekanntlich zum gegenteil. Ähnlich wäre die Logik bei "Ich will keinen Krieg".
Kommt Leute, so abwegig ist das nun wirklich nicht. Wenn Leute therapeutisch mit Affirmationen arbeiten müssen, dann wird Ihnen ja auch gesagt, sie mögen sich auf das konzentrieren, was sie wollen. "Ich will abnehmen" wäre das Beispiel bzw. "Ich will Frieden". Das hört sich doch deutlich zuversichtlicher an.
Wenn ich im Wald bin uns stelle fest, der Weg ist falsch. Ich bin gegen diesen Weg. Ja toll. Dann kann man ja einen anderen nehmen. Und so kann man alle Wege im Wald ausprobieren. Ist es dann nicht sinnvoll festzustellen: Wo will ich denn hin? Dann führt der Weg halt woanders hin, also wende ich mich doch dem Weg zu, der mich zum Ziel führt. Gerade im Gefühl von Aussichtslosigkeit ist doch hier gerade die Chance, eine Aussicht zu haben. Abgesehen davon wirkt das ewige gegen irgendwas zu sein doch schon recht schwer und Depressiv. Das Problem ist nur, das die Dinge, gegen die man ist, ja (leider) Realität sind. Und wenn ich gegen diese Dinge bin, spreche ich ihnen die Existenzberechtigung ab. Ich habe in diesem Fall dauernd einen Konflikt (und damit Streß und Nervkram) wenn ich die Realität nicht sehen will, weil diese mich über kurz oder lang einholt (in diesem Universum). Sie existieren nun mal, diese Dinge, wie Krieg, Ungerechtigkeit, Bösartigkeiten, Idioten, Lernresistente, Typen, die mir die Vorfahrt nehmen. Sie sind da - Punkt.
Schaut Euch um, die bisherigen Strategien funktionieren nicht mehr. Es geht runter. Wir sind wieder in einem Arbeitsklima der Industriellen Revolution von vor 100-120 Jahren gelandet. Rente... was ist das? kann man das essen? Ah - ich weiß - Taschengeld... Die Teenies heute bekommen ja teilweis 100,- pro Monat....
Ein ganzer Wirtshaftszweig verdient sich an den Erwerbslosen ein goldene Nase und ist überhaupt nicht daran interessiert, dass die Arbeitlosenzahlen sinken - die realen. Im Gegenteil, sie halten die Leute in Abhängigkeit --- voll finanziert vom Steuerzahler. Aber alle sollen ein I-PHone besitzen und besonders einen Fernseher.. Bildung wird abgebaut. Wissenschaft gekürzt. In Hamburg wieder 43 Mio. weniger als im letzten Jahr. Aber dann wiederum 100te Bachalors und Masters in den Arbeitsmarkt entlassen. Wie? Wo? Wohin?
Es funktioniert so nicht mehr. Mit dem Gegenprinzip gewinnen wir nicht mehr. Es erinnert an Herr der Ringe. Der einzige, der durch den Ring gewinnt, ist Sauron.... Wir sind es jedenfalls in keinem Falle...
DW
Genießt Die Zeit, in der noch Kapazitäten frei sind, gegen etwas zu kämpfen. Solange geht es uns noch gut genug.
Unser Hirn funktioniert halt anders, als wir es haben wollen. Ist auch eine Realität.