Sauerland von Duisburgern abgewählt

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Roland von Gilead
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Beitrag von Roland von Gilead » 14.02.2012, 16:25

.... es gab ganz zu Anfang einen Polizeioberen der hat sich von Anfang an gegen die Durchführung der Loveparade in Duisburg ausgesprochen weil ungeeignet und Gefahrenpotential (Bochum wurde deswegen abgesagt, in Dortmund ist es zur fast zur Katastrophe gekommen), diesem Mann wurde der Rücktritt nahegelegt seitens der CDU er wäre gg. die imageträchtige Loveparade usw.
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Malagant
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Beitrag von Malagant » 14.02.2012, 17:07

Ja und warum ist er dann nicht zurückgetreten? Wer hat denn nun die Veranstalltung genehmigt und wer wusste dass es Lebensbedrohlich wird und war nicht aktiv? Also meiner Meinung nach hätte die Polizei, gerade weil sie Bedenken geäussert hat, die Verantwortung. Schliesslich waren die ja auch mit x Leuten vor Ort, wussten von der Situation und "achten" dennoch nicht drauf?

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Beitrag von Herr Rossi » 14.02.2012, 18:10

@Malagant: Es geht hier doch nicht um die Schuldfrage, sondern um Verantwortung. Die Schuldfrage ist natürlich auch interessant, aber bei der Forderung nach seinem Rücktritt ging es -soweit ich das mitbekommen habe- um die politischen Verantwortung. Da die Loveparade in seiner Stadt unter Aufsicht seiner Verwaltung stattgefunden hat ist er nunmal der politische Hauptverantwortliche.

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Beitrag von Pionic » 14.02.2012, 18:16

Und das hat seinen Rücktritt als zwingende Folge?

So sehr ich mit den Opfern und deren Angehörigen fühle, auch ich teile die Ansicht von Mala, dass sich Sauerland in der Sache persönlich nichts hat zu Schulden kommen lassen. Hätte er auch nur ansatzweise vorhersehen und mit menschlichem Ermessen erfassen können, was sich da anbahnt, so glaube ich, dass auch der ausgebuffteste Politiker sofort die Notbremse gezogen hätte.

So bleibt also: Ein Stadtvorsteher, weder fachlich (bsp. als Bauingenieur) noch persönlich (bsp. als einer, der die Absperrungen geplant hat) beteiligt, soll seinen Hut nehmen, weil er "Aufsicht seiner Verwaltung" war?

Ich meine: Fordern kann man das, nur bringen tut das niemandem was. Es wäre der nächste aus der Politikerkaste an die Hebel der Macht gekommen und in der Stadt und außen herum hätte sich alles so weitergedreht wie bisher. Oder glaubt irgendjemand, dass sich etwas geändert hätte?

Disclaimer: Das persönliche und menschliche Verhalten von Sauerland (Entschuldigungen gegenüber den Opfern, Aufarbeitung der Geschehnisse) werden von mir in diesem Posting ausdrücklich nicht bewertet!
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Beitrag von Malagant » 14.02.2012, 18:57

Herr Rossi hat geschrieben:@Malagant: Es geht hier doch nicht um die Schuldfrage, sondern um Verantwortung. Die Schuldfrage ist natürlich auch interessant, aber bei der Forderung nach seinem Rücktritt ging es -soweit ich das mitbekommen habe- um die politischen Verantwortung. Da die Loveparade in seiner Stadt unter Aufsicht seiner Verwaltung stattgefunden hat ist er nunmal der politische Hauptverantwortliche.
Ok verstehe, er trägt die Verantwortung, aber deswegen muss man ja nicht zurücktreten. Ich kenne das persönlich sehr gut. Als Projektmanager trägt man nämlich immer die Verantwortung. Auch wenn man meint alles geklärt zu haben, irgendwann passieren den Mitarbeiter die "komischten" Dinge und ich übernehme (letztlich) die Verantwortung dafür. Fatal wäre es, wenn ich mich nicht entschuldigen würde.

Genau dies nicht zu tun, hat dem OB wohl das Genick gebrochen...

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Beitrag von Herr Rossi » 14.02.2012, 19:24

Genau so meinte ich das Malagant.

@Pio: Ich sehe das durchaus so wie du. Natürlich muss da nicht zwingend ein Rücktritt dran hängen, allerdings passierte das Unglück und die gefährliche Planung unter seiner Aufsicht und kritische Stimmen bis hin zu Warnungen hat es offenkundig -soweit mir der Fall bekannt ist- gegeben. Wenn sowas dann nicht oben ankommt -oder was ich eher vermute- oben ignoriert wird, dann darf man wohl zumindest die Verwaltungsprozesse in Frage stellen und wenn nicht er als Bürgermeister wer denn dann bitte kann die verändern? Hätte er in der Hinsicht Fehler eingestanden oder gesagt, dass man Verbesserungen braucht, das einiges falsch gelaufen ist... ich glaube dann wäre das alles nicht so eskaliert. Er hat sich jedoch immer nur gegen die Anerkennung jeglicher Verantwortung gestellt. Ich jedenfalls habe keine anderslautenden Äußerungen von ihm gehört. Da muss man sich dann auch nicht wundern, wenn die Bürger einen nicht mehr haben wollen.
Spätestens dann finde ich übrigens steht ein Rücktritt an. Oder findest du es nicht auch ein wenig vermessen in einem Amt zu sitzen, welches von den Bürgern durch eine Wahl besetzt wird und für die Bürger da sein soll, obwohl die Umstände sich derart deutlich geändert haben, dass dich kaum noch einer da sitzen haben will? Also egal wieviel nun von den Anschuldigungen berechtigt ist oder nicht, ich würde mich für das am Sesselkleben schämen.

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Beitrag von cubi » 14.02.2012, 20:11

Meines Wissens standen der Sicherheit mal wieder monetäre Interessen gegenüber! Warnungen gabs ja genug. Sauerlands Kumpel vom MC-Fit hat eine Menge Geld für die Marke Loveparade ausgegeben!
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Beitrag von Pionic » 14.02.2012, 21:32

Herr Rossi hat geschrieben:...und kritische Stimmen bis hin zu Warnungen hat es offenkundig... gegeben.
Klar gibt es die Warnungen und klar hat er die missachtet.

Ich bin mir allerdings relativ sicher, dass keine der Warnungen explizit bereits im Vorfeld darauf abzielte, dass die Zugänge falsch geplant waren. Es waren allgemeine oder auf andere Punkte bezogene Sicherheitsbedenken zu hören - die wurden durch Sauerland klar missachtet, waren aber schlussendlich nicht Auslöser der Katastrophe.
Dass natürlich im Nachhinein die Warnungen in einem anderen Licht dastehen und jeder sagt "Ja, hätte er doch bloß..." ist auch klar, nachdem das worst case-Szenario eingetreten ist. Wäre die Veranstaltung glatt über die Bühne gelaufen, hätte kein Hahn danach gekräht.

Um dir diesbezüglich mal ein anderes Beispiel zu geben: Als einer, der ein klitzekleines bisschen mit dem Sicherheitskonzept rund um die Wiesn vertraut ist, kann ich dir verraten, dass eine Panik ähnlich wie in Duisburg mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu mehr Toten führen wird als wir auf der Loveparade gesehen haben. Alleine die Räumung eines der Zelte (mit teilweise 6.000 Besuchern gleichzeitig) durch die Nadelöhre der Ein- und Auslässe führt garantiert zu Toten durch Erquetschung. Die als natürliche Hindernisse aufgestellten Bierbänke fördern ein Stolpern in nicht unerheblichem Maße, der Alkohol tut sein Übrigens.
Ich verspreche dir heute schon: Kommt es auf der Wiesn einmal zu einem Zwischenfall, wird es erstens Tote geben, zweitens werden wieder politische Köpfe gefordert und drittens werden Kritiker auftauchen, die dieses Jahr, letztes Jahr und die ganzen Jahre davor "ja schon immer gewusst und prophezeit haben, dass...".

Nochmal: Das Verhalten Sauerlands nach der Katastrophe ist ein eigenes Kapitel. Alleine aber seinen Stuhl zu fordern, nur weil er ja der Boss der Bosse war und es ja hätte wissen müssen, zeigt imho viel von dem politischen Schmierentheater, welches sich heute Politik nennt.
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Beitrag von Herr Rossi » 14.02.2012, 22:19

Ich bin da im Kern keiner anderen Meinung als du. Teilweise haben die Reaktionen nach Duisburg schon absurde Züge angenommen. Die Kirmes hier in Ddorf wurde z.B. in der Besucherzahl so stark beschränkt, dass für einige Veranstalter die Kalkulation nicht mehr passte und sie eben nicht kamen.
Dabei ist das hier am Rhein eigentlich insgesamt ein recht offenes Gelände.

Ich denke das Problem mit Sauerland ist auch weniger seine Position als Bürgermeister sondern eher sein Umgang mit der Loveparade danach im allgemeinen. Hätte er anders auf die Vorfälle reagiert, dann sähe die Sache heute vielleicht ganz anders aus. Jedoch als politisch Verantwortlicher -und das ist er nunmal, egal wieviel er da selbst verschuldet hat oder nicht- so ziemlich alle Verantwortung von sich zu weisen ist im besten Falle politisch dumm und im schlimmsten Falle Ausdruck einer doch recht deutlichen Arroganz. Man überlege mal... schon als die Rücktrittsforderungen keine Minderheitenmeinung mehr waren, stellt der sich noch vor die Kameras und erzählt den Leuten, dass er im jeden Falle im Amt bleibe, weil er da ja schliesslich in einem demokratischen Prozesse reingewählt wurde. OK, faktisch richtig, nur verkennt er da jawohl ein ganz klein wenig, dass der demokratische Wille seiner Duisburger sich vielleicht aufgrund der Vorfälle verändert hat und die einen Scheiss auf Wahltermine geben und ihn einfach nur los sein wollen? Es ist ja nicht so, dass er sich da einem kleinem Mob wütender Bürger gegenüber sah, sondern es -wie wir spätestens jetzt wissen und er sicherlich auch schon vorher wusste- wirklich eine große Mehrheit war. Was will man da noch im Amt, wenn keiner deine Fresse mehr ertragen kann? Wie von sich eingenommen muss man da eigentlich sein? Genau darüber kann ich echt nur mit den Kopf schütteln. Ist der Inhalt des Amtes wirklich so belanglos? Geht es nur darum an einem einmal errungenem Posten zu kleben?

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Beitrag von Djoono » 15.02.2012, 00:13

Das entzieht sich doch mal jeder Diskussion. Die Abwahl ist demokratischen Prozessen gefolgt. Legitim. Für den Rest haben wir Gerichte, die festzustellen haben, ob er sich persönlich als oberster Dienstherr der Duisburger Genehmigungsbehörden etwas hat zu schulden kommen lassen. Soweit ich informiert bin, gibt es da gerade im Beamtenrecht eindeutige Bestimmungen.

Seine Reaktion war, aus meiner Sicht vielmehr das Problem, und dass er um keinen Preis eingestehen wollte, dass man sich in seinem Heimatdorf mit ner richtigen Großveranstaltung wohl übernommen hatte. Ich erinner mich an die Paraden hier in Berlin und die waren schon kaum zu beherrschen (so zumindest der Eindruck als Besucher). Hätte die Masse da nicht den Tiergarten an den Seiten gehabt, in den sie ausweichen konnte, wäre das hier auch mal so richtig schiefgegangen.

Aus meiner moralischen Sicht hätte er auch zurücktreten sollen, aber ob das aus rechtlicher notwendig gewesen wäre, sollen jetzt die Gerichte klären. So leid mir die Angehörigen der Opfer tun, bin ich mir nicht sicher, wie viel Verantwortung er tatsächlich trägt.

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Beitrag von Pionic » 15.02.2012, 09:10

Herr Rossi hat geschrieben:Ich denke das Problem mit Sauerland ist auch weniger seine Position als Bürgermeister sondern eher sein Umgang mit der Loveparade danach im allgemeinen. Hätte er anders auf die Vorfälle reagiert, dann sähe die Sache heute vielleicht ganz anders aus.
D'accord.
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Beitrag von Roland von Gilead » 15.02.2012, 11:21

Pionic hat geschrieben:
Herr Rossi hat geschrieben:Ich denke das Problem mit Sauerland ist auch weniger seine Position als Bürgermeister sondern eher sein Umgang mit der Loveparade danach im allgemeinen. Hätte er anders auf die Vorfälle reagiert, dann sähe die Sache heute vielleicht ganz anders aus.
D'accord.
So sehe ich das auch - sein verhalten danach war total daneben.
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