Der Begriff "Systempresse" impliziert eine Fremdsteuerung der Medien - dafür lese ich immer gern Belege. Die Prozesse, die zu teilweise wortwörtlichen Ähnlichkeiten in den Großmedien führen, sind dann doch etwas komplexer (Kosteneinsparung, Agenturmeldungen, keine Zeit/Geld mehr für eigene Recherche und noch diverse weitere.). Dazu gerne mal an passender Stelle mehr.
Bei dem "Artikel" handelt es sich um eine Kolumne, also eine Meinungsäußerung des Autors, nicht der Redaktion. Das disqualifiziert die Aussagen des Artikels nicht, aber ergänzt sie um eine Zusatzinformation.
Die AfD wird sich erst im April gründen und mal von Henkel abgesehen, sitzen da einige sehr interessante Menschen drin. Ich bin auf die weiteren Programmpunkte gespannt, die da noch folgen werden.
Der Autor Andreas Freytag wird eines der Gründungsmitglieder der AfD sein. Auch das disqualifiziert seine Aussagen nicht, aber man sollte es wissen. Zudem ist er einer der Hauptvertreter der meiner Meinung nach unsäglichen INSM. Ich glaube, die Initiative und ihre Ziele waren hier auch schon mal Thema.
http://de.wikipedia.org/wiki/Initiative ... wirtschaft
Jetzt zum Inhalt der Kolumne und Herrn Freytags Ansichten.
Seine Ansichten zu der ungarischen Verfassungsänderung teile ich voll und ganz. Eine echte Katastrophe, die da gerade passiert und eine EU-Reaktion ist längst überfällig.
Ob es diesen EU-Wohlstandsbericht gibt, bzw. er gerade erstellt wird, muss ich einfach mal glauben und tue das auch. Keine Frage, dass die EU oft intransparent agiert, ob es einen kausalen Zusammenhang mit der Enteignung in Zypern gibt, weiß ich nicht und er bleibt den Beleg schuldig. Das einzige, was da hinkt, ist sein Vergleich mit China. Was er damit bezwecken will, ist offenkundig. Wenn die EU ähnlich intransparent wie die chinesische KP agieren würde, würden wir hier beide nicht schreiben.
Die Aussage zu Portugal und Irland ist richtig. Ist auch nicht das erste Mal, dass unsere aktuelle Regierung versucht eine Entscheidung am Parlament vorbeizuschieben. Gelingt das, ist es natürlich eine Sauerei, gelingt es nicht und muss im Bundestag abgestimmt werden, wird es mit Regierungsmehrheit beschlossen, wahrscheinlich ebenfalls mit Stimmen von SPD und Grünen - es tut sich also im Ergebnis nichts. Der Versuch allein ist natürlich das allerletzte und zutiefst undemokratisch - hat aber mit der EU erstmal wenig zu tun, da die deutsche Regierung sich da falsch verhält.
Jetzt zu seinem Hauptpunkt "Alternative für Deutschland".
Natürlich handelt es sich bei dem einzigen Programmpunkt, der bisher durchgesickert ist, so wie er kommuniziert wurde um Populismus - ein komplexer Zusammenhang wird zielgerichtet verkürzt. Mehr sagt das Wort erstmal nicht.
Eine Einordnung im "rechten" politischen Spektrum ist ebenfalls korrekt, da diese Bewegung nationalistische und separatistische Töne anschlägt. Alles in Ordnung soweit. Sie treffen damit eine Meinung, die in Teilen der Bevölkerung vorherrscht und auch völlig vom GG gedeckt ist.
Also: So what? Warum man darauf so allergisch reagiert, ist mir schleierhaft. Um Konservatismus handelt es sich nicht. Man will verändern, nicht bewahren.
Sein Verweis auf die Forenkommentare ist ein Witz, zumal er im nächsten Satz selbst von Polemik spricht. Wer sich eine Meinung aufgrund von Forenkommentaren bilden möchten, dem seien z.B. mal die Foren von welt.de ans Herz gelegt.
Der Gebrauch des Begriffs "Propaganda" ist ebenfalls sehr negativ besetzt, muss ich wohl nicht näher begründen. Die Schwierigkeit, die Herr Freytag offenbar mit dem ÖR-Artikel hat, ist folgende: Er wird kritisiert, ebenso wie die Berichterstattung in der Wirtschaftswoche. Es werden Gegenstimmen gehört.
Ich würde an seiner Stelle ja genau so agieren, wenn ich mich für meine gerade entstehende Partei einsetzen würde, aber um "Propaganda" handelt es sich schlicht nicht - man nennt so etwas aufgeklärten Journalismus.
Er stellt dar, dass man seinen Ansichten nicht folgt und kommt mit der "Man wird doch wohl noch sagen dürfen"-Masche. Klar. Darf man. Hat er ja in der Kolumne auch gerade getan. Aber man sollte mit Gegenwind rechnen, wenn die eigene Position streitbar ist.
Was spinner wie der Kauder von sich geben, ist genauso parteipolitscher und wahltaktischer Bullshit - rechtsradikal ist die Position dieser Bewegung zumindest erkennbar noch nicht.
Er stellt hier 4 Ereignisse in polemischer Art und Weise nebeneinander, die nicht zusammengehören. Das ist psychologisch ungemein geschickt gemacht. Der Leser wird vom klaren "Ja" zur Ungarnfrage, über "Die EU ist intransparent", "Schweinerei, was die Regierung da schon wieder macht" zu einer vermeintlichen Unterdrückung einer Meinungsäußerung/Partei geleitet.
Dass es dort, wenn überhaupt verschwörungstheoretisch konstruierte Zusammenhänge zwischen diesen Dingen gibt, kann man gern mal weglassen. Um höflich zu bleiben, kann man sagen, dass er zumindest (bewusst) sehr unwissenschaftlich für einen Prof. der Wirtschaftswissenschaften agiert und Kausalität herstellt, wo es keine gibt. Das dient seinem Zweck und ist auch vollkommen in Ordnung. Machen alle Politiker so und ist auch so akzeptiert, denn wer Klartext redet, wird nicht gewählt.