"Die Welt" diktiert gerade die neue außenpolitische Linie der Bundesregierung in Sachen Türkei. Der Artikel ist insgesamt lesenswert, wiederholt aber fast nur Dinge, die sowieso schon viel länger bekannt sind. Aber so offen und so scharf hat man das in der Springer-Presse noch nie gelesen:
Aus Kreisen der SPD und der Grünen hat schon länger keiner mehr den Beitritt der Türkei zur EU gefordert. Warum nur? Die Türkei passt doch prima mit an den Tisch in Brüssel.[...]
Nach zwölf Jahren an der Spitze des türkischen Staates ist von dem Demokraten Erdogan nichts mehr übrig. Er ist kein Reformer mehr, der die Türkei nach Europa führt. Er ist lediglich ein Eroberer, der sich des Unterdrückungsapparates bemächtigt hat, mit dem der türkische Staat auch vormals seine Gegner bekämpfte.
Für den autoritären Kemalismus, dessen Versprechen die aufklärerische Modernisierung der Türkei war, waren die rückständigen Islamgläubigen der Hauptfeind. Jetzt zeigt sich, dass es eine Illusion war, zu glauben, dass ausgerechnet aus den Reihen der Islamgläubigen eine Demokratiebewegung entstehen könnte.
Der Glaube eint und trennt die Menschen
Der Islam in der Türkei ist weit davon entfernt, eine innovative Kraft zu sein. Vielmehr dient er einer korrupten Riege von Politikern zur Festigung ihrer Macht. Der Glaube eint und trennt die Menschen. Unter den Gläubigen wirken emotionale Fesseln stärker als rationale Argumente.
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Quelle: http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... krieg.html