Russland-Themen (allgemein & militärisch)

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Beitrag von Toska » 29.06.2016, 16:09

Auf ZeroHedge haben sie gerade einen Artikel von "The Saker" syndiziert, der mal wieder den Nagel auf den Kopf trifft. Da geht es um Russlands Vorbereitungen für den 3. Weltkrieg. Er erklärt warum die Russen dazu derzeit keine Alternative sehen. Die Kriegsrhetorik des Westens, seine ständigen Nadelstiche, andauernde Manöver vor Russlands Haustür und die von Presse, Militär und Politik konstant in Erinnerung gehaltene angebliche Bedrohung durch die Russen? Das hat schon einen messianischen Eifer. Das letzte mal als es sowas gab, hat es die Russen 30 Millionen Opfer gekostet.
The Saker hat geschrieben: As I have written many times, Russians are very afraid of war and they will go out of their way to avoid it. But they are also ready for war. This is a uniquely Russian cultural feature which the West has misread an innumerable number of time over the past 1000 years or so. Over and over again have the Europeans attacked Russia only to find themselves into a fight they would never have imagined, even in their worst nightmares. This is why the Russians like to say that “Russia never starts wars, she only ends them”.

There is a profound cultural chasm between how the West views warfare and how the Russians do. In the West, warfare is, really, “the continuation of politics by other means”. For Russians, it is a ruthless struggle for survival. Just look at generals in the West: they are polished and well mannered managers much more similar to corporate executives than with, say, Mafia bosses. Take a look at Russian generals (for example, watch the Victory Day parade in Moscow). In comparison to their western colleagues they look almost brutish, because first and foremost they are ruthless and calculating killers. I don’t mean that in a negative way – they often are individually very honorable and even kind men, and like every good commander, they care for their men and love their country. But the business they are in in not the continuation of politics by other means, the business they are in is survival. At all cost.

Quelle: http://www.zerohedge.com/news/2016-05-2 ... ring-wwiii
Er geht im Artikel dann auch in einigen Details auf die russische Aufrüstung ein. Eines der Details ist zum Beispiel der "Status-6" strategische Torpedo. Die Infos über seine Existenz wurden letztes Jahr im russischen TV "geleaked", nachdem über dem Sinai der russische Ferienflieger runter knallte. Im Westen nahm man das zunächst nicht sonderlich ernst. Scheint aber mehr dran zu sein. Das ist ein 24 Meter langer Torpedo, der eher ein Unterwasser-Drohne (oder Unterwasser-ICBM) als ein Torpedo ist. Die Eckdaten sind wie aus einem Science-Fiction: 24 Meter lang, 40 Tonnen schwer, 10.000 km Reichweite, 185 km/h Geschwindigkeit, maximale Tauchtiefe 1000 Meter, nukleare Bestückung. Technisch wäre das machbar und der Sinn und Zweck ist halt, jegliche bisherige ABM-Abwehr zu unterlaufen und der US Navy halt eine Bedrohung vor der eigenen Haustür zu liefern, damit sie nicht frei und ungehindert in Russlands Gartenteich rumschippern kann.
Grüße,

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Beitrag von Toska » 30.06.2016, 04:47

Sergey Shoygu (Verteidigungsminister Russlands) hat gerade den Oberbefehlshaber der Baltischen Flotte und den Stabschef der Baltischen Flotte feuern lassen. Als Grund werden Falsifikation der Bereitschaftsgrade, des Ausbildungsniveaus und der Einsatzbereitschaft genannt.

Das ist recht signifikant und keine reine Personal-Rochade.

In seinen ersten Jahren als Premierminister Russlands hat Putin sich nicht für das Militär interessiert, da es Innen- und Außenpolitisch genug andere Kohlen aus dem Feuer zu holen gab. Das änderte sich im Jahr 2002, als Putin merkte, dass die Militärs ihm auf der Nase rumtanzten und ihm ständig ein X für ein U vormachten. Insbesondere bei der Meldung über tatsächliche Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Verfügbarkeit von Material und einsatzbereiten Kräften wurde das Blaue vom Himmel versprochen, obwohl kaum was wirklich flog oder fuhr. Und wenn doch, dann hatten die betreffenden Einheiten seit Jahren keinen scharfen Schuss mehr getätigt oder auch nur Übungsmunition gesehen.

Er hat dann mal zu sehr nächtlicher Stunde zum Telefon gegriffen und eine spontane Militär-Übung einberufen. Der Militär-Bezirk Fernost sollte mobilisieren und Luftlande-Truppen, Motorisierte Infanterie und Panzer sollten unter dem Schutz eigener Luftstreitkräfte einen aufgegebenen Stützpunkt am Arsch der Welt im Bezirk Fernost "einnehmen" und "sichern". Und siehe da: Nichts funktionierte. In Folge dessen rollten sofort Köpfe. Vom Oberkommandierenden Fernost bis runter auf Bataillonsebene wanderten Reihenweise Offiziere im GRU-Knast. Korruption, Unterschlagung, Veruntreuung, Urkundenfälschung, Trunkenheit im - und Abwesenheit vom - Dienst ... die Liste der Verfehlungen war lang.

Putin hat diese spontanen Übungen in allen Militärbezirken dann beibehalten und so lange Köpfe rollen lassen, bis die Lügerei aufhörte und klar war, wie desolat die Lage wirklich war. Seine Verteidigungsminister und die neu eingesetzten Regional-Kommandeure haben dann rund 10 Jahre lang das russische Militär wieder auf Vordermann gebracht.

Dass Putin es für nötig erachtet, jetzt wieder einen Oberbefehlshaber aufzuknüpfen ist in erster Linie ein Signal an seine Militärs, dass jetzt nicht die Zeit ist, wieder mit dem Schummeln und dem Schlendrian anzufangen.
Grüße,

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Beitrag von Toska » 01.07.2016, 05:46

Die Sache in der Baltischen Flotte Russlands weitet sich aus. Rund 50 Admirale und Kapitäne wurden "gefeuert". Der neue Befehlshaber der Baltischen Flotte - zumindest vorübergehend? Vize-Admiral Sergey Eliseev. Ehemals stellvertretender Flottenchef der Marine der Ukraine! Er wird von der Ukraine als Deserteur und Verräter gesucht seit er 2014 in russische Dienste wechselte.

Primärquelle: http://www.fontanka.ru/2016/06/30/055/
In Englisch: http://www.veteranstoday.com/2016/06/30 ... sea-fleet/
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Beitrag von Toska » 04.07.2016, 17:56

Putin schmeißt Soros aus Russland:
Die russische Staatsanwaltschaft hat das Open Society Institute und damit verbundene Organisationen des Finanzmagnaten George Soros für unerwünscht erklärt. Die Mitarbeit in den Soros-Organisationen steht für Russen künftig unter Strafe, da diese Aktivitäten – so die russische Justiz – die Verfassung Russlands bedrohen. Zahlreiche Analysten werfen Soros vor, eine besonders aktive Rolle beim Maidan-Putsch in der Ukraine gespielt zu haben.

...

In einer Stellungnahme erklärte die russische Staatsanwaltschaft, die Aktivitäten des sogenannten Open Society Institute und der Open Society Institute Assistance Foundation bedrohen die Verfassung und nationale Sicherheit des Landes. Trotz der wohlklingenden Namen dienen Organisationen wie das Open Society Institute vor allem der Durchsetzung transatlantischer Interessen und folgen dem Konzept der „soft power“. Anders als bei klassischer militärischer Aggression zielen NGOs wie die von Soros oder die die US-amerikanische halbstaatliche und CIA-nahe NED-Stiftung vor allem auf zivilgesellschaftliche Einflussnahme und Destabilisierung.

Zum jüngsten Verbot der Soros-Gruppen zählt das Schließen von Büros, das Einfrieren der Finanzmittel und die das Untersagen der Verbreitung von Materialien der NGO.

Quelle: http://www.anonymousnews.ru/2016/06/26/ ... schmissen/
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Beitrag von Toska » 08.07.2016, 21:06

Fefe heute im Bezug auf einen Spiegel-Artikel:
Russland verdammt die neue Nato-Strategie in Osteuropa und kündigt Gegenmaßnahmen an. Der Kreml verkennt: Wenn er die Ängste seiner Nachbarn ignoriert, treibt er sie in die Militärallianz.

Quelle: https://blog.fefe.de/?ts=a9812486
Das Schwert hat zwei Schneiden. Der Chinesische Präsident Xi Jinping hat am 1. July zur Feierlichkeit des 95. Geburtstag der chinesischen KP ein paar denkwürdige Dinge vom Stapel gelassen:
“The world is on the verge of radical change. We see that the European Union is gradually falling apart, how the US economy is crashing, and that all this will end with a new rearrangement of the world. In 10 years we can expect a new world order in which the key factor will be the alliance between China and Russia.”

...

“We are currently observing the USA’s aggressive actions, both in regards of Russia and China. I believe that Russia and China can create an alliance before which NATO would be weak, and this would put an end to the imperialist ambitions of the West” stated Xi Jinping.

Quelle: http://www.makewarshistory.co.uk/?p=2553
Der Vorteil dieser Allianz wäre für China kurzfristig größer als für Russland, da man dadurch sicherlich militärtechnisch einige Quantensprünge machen könnte. Gerade in Sachen Raketen-Technik und Fliegerei. Für die Russen wäre die zusätzliche engere Marktbindung an die Chinesen als nur über die BRICS (die sie ja seit längerem teilweise praktizieren) von Vorteil. Es gibt aber noch andere Punkte, wo es passen könnte: Bei der Marine. Die Chinesen wollen auf "Teufel komm raus" Flugzeugträger und haben dazu auch den alten russischen und ukrainischen Schrott-Träger aus dem Kalten Krieg aufgekauft. Die Russen haben da mehr Erfahrung als die Chinesen (sowohl im Bau als auch Betrieb) und haben zudem wohl auch Pläne für Träger-Neubauten in der Schublade. Die sind aber so ambitioniert, dass die eigenen Werften dass noch nicht stemmen können. Die der Chinesen möglicherweise.

Es mag der Punkt kommen, wo Putin den Technologieabfluss an China als kleineres Übel sehen mag und sich drauf einlässt.
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Beitrag von Toska » 13.07.2016, 19:54

Es hat fast zwei Wochen gedauert, aber jetzt ist die Sache mit der Baltischen Flotte auch in den Mainstream-Medien.

Nicht nur beim Focus, auch in Daily Mail, Newsweek und anderen Publikationen. Einhellig wird dort das gleiche Narrativ gebracht und der "Experte" Peter Coates des "Fachmagazins" „International Affairs“ zitiert.
In der Abschlusserklärung zum Nato-Gipfel üben die Mitgliedsstaaten noch einmal deutliche Kritik an der Politik von Kremlchef Wladimir Putin. Russlands aggressives Vorgehen, inklusive der provokativen Militäraktionen und der zur Schau gestellten Bereitschaft, politische Ziele durch Einschüchterung und Gewalt zu erreichen, fordere die Allianz heraus und sei Quelle von Instabilität in der Region, heißt es in dem Dokument.

Doch was passiert mit russischen Uniformträgern, die sich weigern provokante Befehle durchzuführen? Ende Juni wurden nach einer einmonatigen Prüfung 50 ranghohe Offiziere entlassen. Laut dem Verteidigungsministerium erfolgte die Entlassung wegen „ernsthafter Versäumnisse in der Organisation der Gefechtsbereitschaft“.

Doch Politikwissenschaftler Peter Coates des Fachmagazins „International Affairs“ vermutet, dass Putin noch triftigere Gründe hat. Coates schreibt , dass im April mehrere Male russische Jets im Tiefflug über den in der Ostsee kreuzenden Zerstörer "Donald Cook" hinweggedonnert waren. Tatsächlich sollte auch die baltische Flotte an dem provokanten Manöver teilnehmen – doch die Offiziere weigerten sich derart gefährliche Befehle durchzuführen.

Quelle: http://www.focus.de/politik/videos/gefe ... 25918.html
Wer die Primärquelle "International Affairs" findet (und den Artikel von Peter Coates darin!) bekommt Bonuspunkte für Medienkompetenz. Und das ist ja wirklich gef*ckt eingeschädelt: Der böse Putin feuert die guten Admirale, weil sie nicht provozieren wollen. Und gleichzeitig schafft man noch den Spagat, ihn mit Stalin in Verbindung zu bringen, der ja auch sein Offizierskorps massakriert hat. Sportlich! Das hätte ich gerne auch gelesen, als von der Leyen den unbequemen Generalinspektor und zwei kritische Brigadegeneräle in den Ruhestand schickte. :hehehe:

In Sachen Medienkompetenz muss man beim Focus dann nur noch auf das auf der gleichen Seite eingebettete Video schauen: "Auch im Video: Spanier fordert US-Navy auf den Kurs zu ändern - dann wird es unendlich peinlich". Dieses Kuriosum kursiert seit den 90'ern im Netz und wir haben damals schon in CompuServe darüber gelacht. Diese "Urban-Legend" ist so alt, dass man über die Jahre immer wieder mal die Namen der Träger und Krisengebiete angepasst hat. Aber egal, ist halt Focus. Was will man da erwarten? :roll:
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Beitrag von cubi » 16.07.2016, 13:39

Locus war und ist der Stürmer der Marktradikalen und Atlantiker! "Ficken, Ficken, Ficken!" :wink:
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Beitrag von Toska » 28.07.2016, 19:18

Nachdem die Überwasser-Marine der Russen in den letzten Jahren eher kleinere "B(r)ötchen" gebacken bekam, soll sich auch das in der näheren Zukunft wieder ändern. Der Augenmerk liegt nach wie vor noch auf neuen U-Booten (ein 6. Boot der "Jasen"-Klasse wird in Kürze auf Kiel gelegt). Doch man hat gerade Pläne vorgestellt, bei der es um eine neue schwere und nuklear-getriebenen Zerstörer von 17.500 Tonnen geht. Das sind an sich Dimensionen für einen Kreuzer: Projekt 23560 Leander-Klasse. Wem der Name der Klasse bekannt vorkommt: Jau, die Briten hatten mehrnals Kreuzer-Klassen mit diesem Namen. Der Begriff ist aus dem Griechischen und bedeutet "Mann des Volkes" oder recht freimütig übersetzt bedeutet der erste Teil des Namens "Löwe".

Eckdaten:

17500t, 200m lang, 20m breit.
32 Knoten Geschwindigkeit
200 Raketen in VLS-Schächten (Kaliber-NK, P800 "Onyx", ASW)
S-500 Luftabwehr
130mm Schnellfeuer-Kanone
Hangar und Decksplatz für zwei Hubschrauber Ka-27 oder Ka-32
Modulares Waffensystem (2 Modulschächte)
AESA-Radar
Stealth (ein wenig)

Soll langfristig die Sovremennyy-Zerstörer, Slava-Kreuzer und die Udaloy U-Boot-Jäger ersetzen, da die neue Leander durch ihre Auslegung auf allen drei Hochzeiten tanzen kann.

Generell würde das Sinn machen, denn die Russen könnten somit den ganzen alten Schrott in Rente schicken und die neue Marine käme dann auch mit weniger Schiffen aus, die vermutlich weniger Wartungsintensiv sind und weniger Betriebskosten anhäufen. Selbst wenn sie die bestehende Überwasserflotte 3:1 zusammen streichen würden käme durch die neueren Waffensysteme und Sensoren höhere Schlagkraft dabei heraus.

Sputnik-News dazu: http://sputniknews.com/military/2016072 ... eship.html
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Beitrag von Toska » 30.07.2016, 05:20

Seltsames Fundstück:

Bild

Wenn man nach der Aussage googelt, kommen eine Reihe Ergebnisse. Die komplette Rede und der Kontext wären interessant. Findet man aber nicht. Die Artikel beinhalten dann auch den Vermerk auf David Cameron und den Terror in Frankreich (uhm ... welchen genau?), sind aber 2-3 Tage alt. Passt irgendwo nicht.

http://departed.co/swear-bomb-russia-ha ... imir-putin
http://msmbc.co/swear-bomb-russia-half- ... mir-putin/
http://truthfeed.com/putin-on-isis-terr ... die/13789/

Was meint ihr: Echt oder falsch? Ich tippe auf falsch in dem Sinne, dass er es nicht (öffentlich) gesagt hat.
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Beitrag von Toska » 02.08.2016, 05:51

Die Amsis sind in Sachen Rüstung so langsam am Kontern:

- Pentagon hat Ausschreibung für neue konventionell und nuklear bestückbare Cruise Missiles aufgelegt, die von Kampfflugzeugen gestartet werden können.
- Boeing erhielt einen Auftrag von fast 1 Milliarde USD für Ersatzteile für die F/A-18 der USN und des USMC, um deren Mangelwirtschaft endlich mal abzustellen.
- Lockheed Martin erhielt einen Auftrag von rund 250 Millionen USD für Nachbesserungen an der Elektronik der F-35
- US Navy will statt F-35C lieber auf F/A-XX (Kampfflieger 6. Generation nach eigenem Programm) setzen. Wird aber vermutlich damit scheitern.
- US Kongress hat eine Machbarkeitsstudie auf den Weg gegeben, um zu evaluieren, was es kosten würde, die Produktion der F-22 wieder zu starten.
- US Air Force chief of staff Gen. Mark Welsh unterstützt diese Initiative des Kongresses und hält das für sinnvoll.

China hat indessen den 4. Prototypen seines J-20 Jagdbombers in Dienst genommen. Die J-20 basiert auf den gestohlenen F-35 Plänen der USA und hat diese vereinfacht und aerodynamisch in Details verbessert (zwei Triebwerke, "Area-Rule" beim Rumpf eingehalten, weil kein Senkrecht-Starter). Die Serien-Produktion könnte vermutlich innerhalb den nächsten zwei Jahren anlaufen. Indessen hat die chinesische Marine im Chinesischen Meer die größte Übung seit Jahrzehnten abgehalten. Mit allem was schwimmt und fliegt. Inklusive scharfem Schuss von Torpedos, diversen seegestützen Raketen und auch mit Verschuss von landgestützten Anti-Schiffs-Rakten.

Nachtrag zum Projekt 23560 Leander-Klasse der Russen: Warum Nuklear? Die Russen haben keine eigenen Fabriken, um Gasturbinen in der Größenordnung herzustellen, wie sie für Kriegsschiffe ab etwa 10.000 Tonnen sinvoll sind. In der Vergangenheit kamen diese aus der Ukraine. Bei den geringen Stückzahlen lohnt es sich dann auch nicht, eine eigene Industrie dafür aufzuziehen und von Importen will man sich nicht abhängig machen. Was kompakte Marine-Reaktoren angeht ist man jedoch Weltklasse, auch wenn ab und an halt mal ein Schiff was stärker strahlt, als gut für die Besatzung ist (Kirov zum Beispiel, K-19 oder im Prinzip alle Projekt 705 "Alfa" U-Boote). Der Stahl für die erste Leander wird wohl ab diesen Monat geschnitten und Kiellegung soll bis 2018 bei Sevmash erfolgen.

Zuletzt noch ein Hinweis auf einen zugegebenermaßen etwas dubiosen Artikel mit "Hmmmm ..."-Potential. Ich verlinke den nur mal unter Verweis darauf, dass man ggf. nicht alles für bare Münze nehmen sollte und die Informationen darin unter kritischer Würdigung der Dubiosität im Hinterkopf behalten sollte: http://www.veteranstoday.com/2016/07/23 ... -use-them/

Nicht nur "Verterans Today" sondern auch andere mehr oder weniger dubiose Nachrichten-Outlets und Blogs bringen immer wieder mal ins Spiel, diese oder jene Explosion sei nuklear gewesen. Man denke da an die Explosion im Hafen von Taijin, so mancher von Saudi Arabien im Jemen ausgelöster "Bums", die extrem schwere Explosion am Flughafen von Bagdad während der US-Invasion Iraks und andere Vorkommnisse explosiver Art mit (angeblich) terroristischem Hintergrund. Ich bin da selbst *ziemlich* skeptisch und will mich nicht festlegen. So ganz unfundiert scheint mir deren Physikstunde im Artikel nicht zu sein. Fakt ist halt, dass ein Uran-Stabdurchdringer einer 120mm Panzergranate deutlich mehr kinetische Wirkung hat, als ein Stabdurchdringer aus Wolfram. Ob da tatsächlich eine Mikro-Fusion stattfindet und man diese ggf. durch "Aufladung" eines Uran-Geschosses mit Wasserstoff und Deuterium deutlich verstärken kann? In der Größenordnung pro 100 Gramm Uran = 2 Tonnen Sprengwirkung und ohne, dass man mehrere Kilo Spaltmaterial zur Initialzündung braucht? Klingt ziemlich nach Science-Fiction.
Grüße,

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Beitrag von Toska » 09.08.2016, 05:47

Hier mal noch ein richtig geiler Schachzug von Putin, mit dem er der Ukraine ein fettes Ei ins Nest gesetzt hat:

Erinnert ihr euch an die ukrainische Pilotin Nadija Sawtschenko? Qualifiziert auf Mi-24 und Su-24, Oberleutnant der ukrainischen Streitkräfte und Mitglied des rechtsextremen paramilitärischen Bataillons Ajdar. Sie wurde von Russland für Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht, von Donbass-Separatisten gefangen genommen und landete im russischen Knast. Die Russen sagen: Sie sei als Flüchtling über die Grenze und in Russland gefasst worden. Sie selbst sagte: Sie sei verschleppt worden.

Die Ukraine wollte sie austauschen und war zu Zugeständnissen bereit. In einem recht "dünnen" Prozess (dünn an Fakten und Beweisen) wurde sie in Russland zu 22 Jahren Lagerhaft verurteilt. Noch in der Untersuchungshaft in Russland bekam sie die Auszeichnung "Held der Ukraine" von der Ukraine verliehen, wurde in die Partei "Vaterland“ aufgenommen (die Partei von Julia Timoschenko) und als Spitzenkandidatin für die Rada (Parlament) aufgestellt. Zudem wurde sie als Delegierte für die Parlamentarische Versammlung des Europarates auserkoren.

Jetzt machte alle Welt Druck: Ukraine wollte ihre "Spitzenpolitikerin" zurück, Menschenrechtler demonstrierten, der Europarat wies darauf hin dass Sawtschenko Parlamentarische *und* diplomatische Immunität durch ihr Amt im Europarat hätte und sich das auch auf Straftaten erstrecke, die vor dem Amtsantritt erfolgten. Mehrere Vorstöße der Ukraine, Sawtschenko über den Gefangenen-Austausch von Minsk I und Minsk II oder durch sonstige Tauschgeschäfte rauszuhauen scheiterten.

Und dann machte Russland etwas, mit dem keiner gerechnet hat: Sawtschenko wurde freigelassen. :roll:

Die Junta in der Ukraien hatte Sawtschenko lediglich als Volksheldin und Parlamentarierin hochegjubelt, um Russland ans Bein pinkeln zu können. Das erweist sich nun als extrem schlechter Schachzug, denn die Dame hat einen Mords-Brass auf das gesamte Establishment der Ukraine. Dieser Brass kommt auch durch die Art und Weise zu Stande, wie man sie und andere regierungstreue Soldaten im Donbass ohne Sinn und Verstand verheizt hat. So nahm sie dann nach ihren Ankunft in der Ukraine kein Blatt vor den Mund. Ihre ersten Äußerungen nach Antritt ihres Abgeordnetenmandats waren, dass Journalisten "Hyänen“ seinen und Abgeordnete der Rada "faule Hunde“. Als nächstes kandidiert sie nun in der Timoschenko-Partei für den Parteivorsitz, will Timoschenko rauskegeln und kandidiert zusätzlich für das Präsidenten-Amt, was eigentlich Porochenko zugedacht war, den sie auch nicht leiden kann.

Die "Volksheldin der Ukraine“ sorgt dann noch für weitere Überraschungen und wirbelt die Oligarchen-Junta in Kiew durcheinander. Nachdem Sie vor zwei Wochen gefordert hatte, Kiew müsse sich im Donbass entschuldigen und das Gespräch mit dem Donbass suchen. Denn nur so könne der Bruderkrieg beendet werden. Nun ruft Sie die Ukrainer auf, gegen das Kiewer Regime und gegen Poroschenko auf die Straße zu gehen und zu protestieren. Sie fordert dazu auf, den Präsidenten als Garanten der ukrainischen Verfassung für sein kriegslüsternes Handeln im Donbass zur Rechenschaft zu ziehen. "Fragt ihn, was er denn Gutes für die Ukraine getan hat?. Er schickt eure Kinder in den Krieg, nicht seine eigenen Kinder! Eure Kinder sind ihm egal!"

Das Assoziierungs-Abkommen zwischen Ukraine und EU stellt sie dann auch gleich mal in Frage. Das beinhaltet zum Beispiel Raubtier-Kapitalismus-Auflagen, wie den Umbau des Schienen-Netzes der Ukraine von russischer Breitspur auf europäische Schmalspur (100 Milliarden Euro gehen dafür weg wie nichts) und die Privatisierung einer ganzen Reihe von Staatsbetrieben und die Auflösung einiger Monopole, wie z.B. das für Weizenmehl.

Selbst wenn sie mit ihren Bestrebungen keinen Erfolg hat, so bringt ihr Wirken die gesamte Junta in der Ukraine erstmal ins Rotieren. Die müssen jetzt versuchen, die Volksheldin, die sie selbst aufgebaut haben, wieder zu demontieren. Da kann man nur viel Spaß wünschen und Putin gratulieren.

:D :lol:

Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nadija_Sawtschenko
http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... kerin.html (Transatlantiker-Artikel, der die Fakten verkennt, bzw. russophob umdeutet)
http://quer-denken.tv/bericht-aus-der-u ... gust-2016/
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Beitrag von Toska » 11.08.2016, 17:19

Die Ukraine-Kacke eskaliert gerade wieder etwas:

Die Tage wurde ein Attentat auf den Anführer der Lugansk People's Republic verübt. Er wurde angeschossen und zwei seiner Sicherheitsleute kamen ums Leben. Und russische Grenztruppen haben im Norden der Krim einen Sabotage-Trupp aus der Ukraine aufgegriffen, die bestens mit militärischem Sprengstoff, schallgedämpften Waffen und Minen ausgerüstet waren. Der FSB macht ganz offen das Ukrainische Verteidigungsministerium dafür verantwortlich:
On the night of the 8th of August 2016 special forces of the Ministry of Defense of Ukraine carried out two attempts of a breakthrough by sabotage and terrorist groups, which were prevented by law enforcement units of the Russian FSB and other involved agencies. Breakthrough was attempted under the cover of a massive attack from the neighboring state [Ukraine - FR] involving armored vehicles of Ukrainian armed forces. During the firefight, a soldier of the Defense Ministry of Russian Federation was killed.

Quelle: http://www.fort-russ.com/2016/08/fsb-bl ... istry.html
Putin hat dann ein Statement abgegeben, dass weitere Verhandlungen mit der Ukraine im Rahmen der Normandy- und Minsk-Gespräche sinnlos seien, wenn diese ganz offen auf Terror-Akte statt auf Verhandlung setzten.

Er teil dann auch an NATO und EU aus:
But the most important thing is that those [Western governments] who support the current Kiev authorities must decide - what do they want? Do they want their proxies to continue attempting to provoke us? Or do they still want a real peace agreement? And if they still actually want it, I really hope that they finally take some real steps to provide necessary pressure on the current government in Kiev."

Quelle: http://www.fort-russ.com/2016/08/unforg ... putin.html
Die Ukraine wirft dagegen den Russen vor, sie seien am zündeln, weil sie die Truppen auf der Krim aufstocken und im Rahmen der Crew-Rotation jetzt "Eliteeinheiten" mit schweren Waffen auf die Krim brachten. Und Poroshenko versetzt dann gleich mal das Militär in höchste Alarmbereitschaft. Link dazu: http://www.veteranstoday.com/2016/08/11 ... imea-hoax/

Nachdem das mit dem Startschuss 3. Weltkrieg zwischen Türkei und Russland nicht geklappt hat und Türken und Russen stattdessen den Schulterschluss machen, muss das US State Department und das CIA wohl mal wieder vor Russlands Haustür zündeln. Falls das nichts wird, geht es halt in Armenien weiter. :roll:
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Beitrag von Toska » 15.08.2016, 02:44

Wer provoziert bekommt ein S-400 vor die Nase? Jetzt steht eins auf der Krim. :roll:

Erstmal "nur für eine Übung". Aber ist halt schön, da ein Radar mit Reichweite von bis zu 600 km (bei hoch fliegenden Zielen) zu haben und Luftabwehr-Raketen mit bis zu 400 km Reichweite. Damit kann man fast bis nach Kiev und Ankara schauen und hat fast das komplette schwarze Meer und die Hälfte der Ukraine abgedeckt. Nicht das es nötig wäre, da ein S-400 hinzustellen. Die Russen haben ja schon einige an ihrer Westgrenze. Aber es ist halt ein knallhartes politisches Signal.

Quelle: http://tass.ru/en/defense/894009

Edit:

Schöne Zusammenfassung der Lage:

http://post.understandingwar.org/sites/ ... l_FLAT.pdf

Die Russen nehmen die Ukraine von vier Seiten in die Zange und haben eine beachtliche Drohkulisse aufgebaut, die Kiev zwingt, sich vor Angriffen aus vier Richtung zu wappnen. Dürften so um die 80-100.000 Mann russische Bodentruppen sein, die da aufmarschiert sind und derzeit Übungen zusammen mit der Schwarzmeer-Flotte und der Luftwaffe abhalten. Da ist klar, dass der Junta in Kiev so langsam die Muffe geht. :roll:
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Beitrag von Toska » 18.08.2016, 20:48

Ich bin gerade auf ein interessantes Video vom Treffen Putins und Erdogans gestoßen:

https://youtu.be/yufnx-z_Y24?t=1447

Ich hab das per URL extra mal auf den interessanten Teil vorgespult. Achtet mal nur auf Putins Körpersprache. Der ist total genervt und angepisst. Ab dem Punkt, wo er sitzt, achtet mal auf seine Beine und vergleicht das mal mit der Körpersprache von Erdogan. Erdogan ist froh, endlich da angekommen zu sein, wo er ist: Wieder auf Augenhöhe mit Putin. Und Putin will die Sache einfach nur hinter sich bringen und da weg, weil er sich eigentlich mit diesem Drecksack nicht abgeben will und das alles für unter seiner Würde betrachtet.

Die Tage bin ich mal wieder über einige Artikel und Infos zum Unglück des russischen U-Bootes K-141 "Kursk" gestoßen. Da mich maritime Themen interessieren und ich mich in Sachen U-Boot Technologien und Einsatzverfahren aus entsprechender Literatur für nicht ganz uninformiert halte, kam mir die Geschichte schon damals als es passierte reichlich seltsam vor. Vor allem halt so diverse News-Schnipsel, die damals sofort die Runde machten und dann nie wieder erwähnt wurden.

Wir erinnern uns: Die Kursk sank während des größten Militärmanövers der Russen seit Ende der Soviet-Union, weil angeblich entweder ein antiquarischer Torpedo mit Hydroxid-Peroxid Treibstoff an Bord explodierte, oder ein neuer 300-Knoten "Skval"-Torpedo beim Verschuss im Torpedo-Rohr verklemmte und dann explodierte. Das ist die offizielle Story. Und wir erinnern uns an die total inkohärente, unprofessionell und hilflos wirkendem Aktionen der Russen. Einschließlich eines Vladimir Putin, der - gerade acht Monate im Amt - zu dem Zeitpunkt im Urlaub in Sotschi war und erst nach 5 Tagen vor die Kameras trat. Bill Clinton saß damals noch im weißen Haus und würde es ein halbes Jahr später an George W. Bush übergeben.

Das Video hier sollte man unbedingt gesehen haben, denn es beleuchtet die Sache aus einigen anderen Winkeln:

https://www.youtube.com/watch?v=jrKaX0rdBe0

Man muss da folgendes wissen und sich vor Augen halten: Nachdem die Kursk gesunken war und die Rettungsaktion anlief, hieß es, die russischen Bergungs-U-Boote seien nicht einsatzbereit. Gezielt wurden da Bilder der total gammelig und rostig auf Halde liegenden AS-28 "Priz" gezeigt. Die Amis haben ihre zwei DSRV Rettungs-U-Boote, die UK ihr L5 und die Russen haben ein AS-28 "Priz", sowie die neueren Rettungs-U-Boote AS-32 und AS-34. Die können alle extrem tief tauchen und wurden gebaut, um an gesunkene U-Boote anzudocken und Crew zu retten, falls die Büchsen noch nicht komplett implodiert und geflutet sind. Diese Rettungs-Vehikel unterstehen jeweils dem Seenot-Kommando der betreffenden Navys.

Die Russen haben jedoch (ebenso wie auch die Amis) einige Spionage-U-Boote, die exklusiv den Geheimdiensten unterstehen. Die USA hatten ab den 70'ern die "Seawolf" und die "Parche", die nicht der US Navy unterstanden, sondern der NSA. Die wurden z.B. genutzt, um russische Seekabel anzuzapfen und die Kommunikation abzuschnorcheln. Die Russen ihre AS-13 und AS-15 Projekt 1910 "Kashalot" Spionage-U-Boote, die der GRU unterstanden. Halt um die Seekabel zu inspizieren und die "Wanzen" der Amis abzubauen. Falls die AS-28 "Priz" nicht zur Verfügung stand, muss davon ausgegangen werden, dass mindestens ein "Kashalot" zur Unglücksstelle der Kursk entsandt wurde. Das hat sich mittlerweile als richtig herausgestellt. Allerdings hängte man es (natürlich) nicht sofort an die große Glocke, denn die "Kashalot" waren nach wie vor streng geheim und man wollte sich nicht in die Karten schauen lassen.

Desweiteren: Zwei Wochen *vor* dem "Unglück" haben die Russen einen US Amerikaner zu 20 Jahren Haft verurteilt, weil er den Skval-Torpedo "ausspioniert" hatte. Unter Jelzin hatte ein Ausverkauf russischer Militär-Technologie angefangen. Selbst streng geheime Neuentwicklungen der Russen standen auf einmal zur Disposition. Darunter auch der revolutionäre Skval-Torpedo. Die Russen stellten ihn erstmals den USA vor, als sie bei einer Waffen-Messe in den USA im Modell präsentierten. Die USA entsandten Jeffrey Polk nach Russland. 27 mal war er dort und sprach auch mehrmals mit dem Chefentwickler des Skval und kaufte beim letzten Besuch auch die Pläne. Das war ganz am Anfang von Putins gerade begonnener Amtszeit und Polk wurde im Beisein des Skval-Entwicklers in seinem Hotelzimmer verhaftet. Die Russen hatten zudem Interesse daran, den Skval an China zu verkaufen. Das hätte das Kräfte-Verhältnis im Chinesischen Meer sofort zu 100% zu Ungunsten der USA gedreht. Jeffrey Polk sagte selbst in einem Interview nach seiner überraschenden Freilassung nach 9 Monaten: Es wären Chinesische Militärbeobachter an Bord der Kursk gewesen, um den angesetzten Testschuss des Skval vor Ort zu beobachten. :eek:

Es ist zudem mittlerweile bekannt, dass die "Kursk" zum Zeitraum ihres "Unfalls" von drei NATO U-Booten beschattet wurde: Die Jagd-U-Boote "Memphis" und "Toledo" (688i-Klasse) der USA und das britische Jagd-U-Boot "Splendid" (Swiftsure-Klasse) war ganz dicht dran.

Die "Splendid" war das sechste und neueste U-Boot der Swiftsure-Klasse. Sie war im November 1977 auf Kiel gelegt worden und ging am 5. Mai 1981 in Dienst. 1998 hatte man sie für rund 40 Millionen britische Pfund modernisiert (Hälfte des Neubau-Preises!) und so umgerüstet, dass sie auch Tomahawk Cruise-Missiles verschießen konnte. 1999 nahm sie am Kosovo-Krieg teil und verschoss 20 Tomahawks gegen Serbien. In 2003 verschoss sie (angeblich) Tomahawks gegen den Irak. Interessant dabei sind zwei kleine Details:

James Forlong von Sky News präsentierte einen Bericht in Sky News, der Videoaufnahmen der "Splendid" zeigte, wie sie im März 2003 Tomahawks gegen den Irak verschoss. In dem Video war klar zu sehen, dass die Flanke der "Splendid" arg verbeult war und der Rumpf nicht nur Stauchungen und einen Haufen Beulen aufwies, sondern auf beiden Seiten des Rumpfes großflächig Material "aufgepolstert" war, das bei allen anderen Swiftsures fehlte. So als hätte man ihr jeweils rechts und links einen Torpedowulst verpasst, wie man ihn von Schlachtschiffen kennt. Es kam dann zu gleich mehreren Merkwürdigkeiten: Erstens stelle sich raus, dass die "Splendid" zu dem Zeitpunkt in der Werft war und es sich um Archiv-Bilder von einer Übung der "Splendid" aus dem Sommer des Vorjahres handelte. Die Verwendung von Archiv-Material ist an sich nicht ungewöhnlich. Dennoch wurde James Forlong wegen "Medien-Manipulation" von Sky News gefeuert, da die "Splendid" wegen ihres von der BBC aufgedeckten Werft-Aufenthaltes definitiv nicht vor Ort gewesen sein kann. Zudem stellte man noch andere News von ihm in Frage, die auf einmal wie Gefälligkeits-Jobs für die Regierung wirkten. Zweite Merkwürdigkeit: Am 4. Oktober 2003 wurde James Forlong verselbstmordet in seiner Wohnung aufgefunden.

Obwohl die "Splendid" das neueste U-Boot der Swiftsure-Klasse war und ihre jüngste "General-Überholung" erst 1998 war *und* sie 2003 nochmal in der Werft war, wurde sie 2004 als zweite Swiftsure außer Dienst gestellt. Ihr Schwester-Schiff "Sceptre" ging erst 2010 außer Dienst, obwohl sie 2005 einen Nuklear-Unfall hatte, der zu einem ungeplanten Stop in Gibraltar führte, der zu diplomatischen Verwerfungen mit Spanien führte.

Kein anderes Swiftwsure-U-Boot hatte die zusätzlichen "Versteifungen" an den Flanken, wie sie die "Splendid" nach dem Kursk-Unglück erhielt oder hatten ähnlich "die Beulenpest" am Rumpf. Es ist zudem auch nicht bekannt, dass die "Splendid" eine Kollision mit einem natürlichen Unterwasser-Hindernis hatte, wie das ja durchaus mal vorkommen kann. Die "Superb" (ebenfalls Swiftsure-Klasse) rammte z.B. in 2008 im Roten Meer einen Unterwasser-Berg, der nicht in den Karten eingezeichnet war und fuhr sich den Sonar-Dom ab. Den Schaden hat man dann nicht mehr repariert, sondern sie im September 2008 außer Dienst gestellt und die letzte Swiftsure wurde 2010 stillgelegt.

Es ist durchaus öfter passiert, dass sich NATO U-Boote und Russen gegenseitig beim Beschatten über den Haufen gefahren haben. 1992 hat zum Beispiel die USS "Baton Rouge" ein Sierra der Russen vor Murmansk gerammt. Im Kalten Krieg passierte das durchaus häufiger, aber ab 1990 ging man etwas offener damit um, auch wenn man das nicht sofort an die große Glocke hing.

Die Spekulation kann durchaus dahin gehen, dass es zu einem Vorfall zwischen den NATO U-Booten und der Kursk gekommen ist. Möglicherweise stand die "Splendid" der Kursk im Weg und wurde von ihr gerammt. Dabei kann es durchaus zu massiven Beschädigungen in der Flanke der "Splendid" gekommen sein, die in der Werft eine Verstärkung des Rumpfes erforderte. Die Kursk dürfte dabei massive Beschädigungen im Bug davon getragen haben, die kurz darauf zu einer Beschädigung und Explosion von Torpedos führten. Oder Kursk und ein US U-Boot haben sich gerammt und das zweite US U-Boot fasste das als Angriff auf und eröffnete das Feuer. "Splendid" war zu nahe dran und wurde bei der Explosion beschädigt. Letzte Variante: Die USA haben gezielt und unprovoziert auf die Kursk geschossen. Damals schien das alles noch relativ undenkbar. Aber schauen wir mal auf die Fakten.

Zurück zum Zeitpunkt des Unglücks:

Nach der ersten Explosion hat die Kursk nicht gemacht, was man normalerweise macht: Sie führte keinen EMBT-Blow aus, um sofort an die Oberfläche zu kommen. Sie setzte auch ihre Emergency-Locator-Boje nicht aus. Stattdessen nahm sie volle Fahrt auf und tauchte kontrolliert tiefer. Das macht nur Sinn, wenn sie einem einem Angriff aus dem Weg gehen wollte. Nach der zweiten Explosion kam es zu einem Reaktor-Notabschaltung. Entweder manuell, oder durch die Kraft der Explosion wurde ein automatischer SCRAM ausgelöst. Die Kursk sank auf den Meeresboden und kam in 108 Metern Tiefe auf dem Meeresboden zu liegen.

Hätte man sie auf die Nase gestellt, hätte ihr komplettes Heck aus dem Wasser geschaut. Inklusive der achteren Notaustieg-Luke. Das Wasser war so klar und ruhig, dass man sie mit bloßem Auge als Schatten am Meeresgrund SEHEN konnte. Alle Schiffe im Umkreis hatten die zwei Explosionen gehört. Sogar seismische Lauschstationen für die Ortung von Erdbeben hatten sie registriert. Statt sofort zum Unglücksort zu eilen, drehte das Flaggschiff der Übung ("Peter der Große") sofort um und lief zum Hafen zurück. Der befehlshabende Admiral Popov ließ sich sofort mit einem Hubschrauber zum Festland zurück fliegen, statt vor Ort die Rettungsaktion zu koordinieren. Zudem wurden zwei Zerstörer der Udaloy-Klasse (U-Boot-Jäger) zum Unglücksort beordert und warfen in der Nähe Wasserbomben ab (WTF?). Angeblich, um der Kursk zu signalisieren, sie solle auftauchen. :roll:

Wahrscheinlicher ist: Entweder hat man gezielt die NATO U-Boote gejagt, oder sie zumindest unmissverständlich aufgefordert, sich sofort aus dem Umkreis der Kursk zu verpissen. Der Testschuss des Skval war in einem Meeresgebiet angesetzt, dass die Russen sowohl durch Schiffe, als auch durch Sonarbojen "verwanzt" hatten, um reichlich Telemetrie über den ersten "echten" Schuss des Skval unter Gefechtsbedingungen aufzuzeichnen. Sollte ein NATO Boot gefeuert haben, oder es zur Kollision gekommen sein? Auf der "Peter der Großen" und den anderen Schiffen im Übungsgebiet hätte man das auf dem Sonar gehört.

Es ist ebenfalls bekannt: Die USS Memphis lief über Wasser und mit langsamer Fahrt aus dem Seegebiet Russlands und legte in Norwegen zur Reparatur an. Die USS Toledo lief getaucht nach Brehmerton in den USA zurück, wo sie dann für zwei Jahre in einem überdachten Dock verschwand. Die weitere Historie der Toledo war dann gezeichnet von einer ganzen Reihe technischer Defekte. Darunter auch ein zweieinhalb Meter langer Riss im inneren Druckkörper bei gleichzeitigem Riß von 50 cm im äußeren Druckkörper. Angeblich sollen bei einem Werftaufenthalt die falschen Schweißmittel verwendet worden sein. Die Frage ist jedoch: Warum musste man den inneren und äußeren Druckkörper so weiträumig flicken, dass sowas passieren konnte.

Es wurde zudem kurz nach der Wasserbomben-Aktion die Notfall-Boje der USS "Memphis" aus dem Wasser gefischt und an Land von der russischen Marine im TV präsentiert. Man beachte dann auch mal, dass UK und US sofort Hilfe bei der Bergung anboten. Die USA boten sogar an, ihr DSRV von der Ostküste der USA mit einer C-5 "Galaxy" nach Murmansk zu fliegen. Die UK boten an, ihr L5 Rettungs-U-Boot ebenfalls nach Murmansk zu schaffen. Die Russen lehnten beides ab. Stattdessen flogen die UK ihr L5 nach Norwegen, wo sie auf ein norwegisches Bergungsschiff verbracht wurde. Bergungstaucher aus Norwegen, US und UK waren ebenfalls an Bord. Erst nach 10 Tagen ließ man das norwegische Bergungsschiff zur Unglücksstelle und alle Schutzbehauptungen, warum die Russen keinen Erfolg bei der Bergung hatten, lösten sich in Luft auf: Die Kursk lag nicht in starker Schräglage. Die See war ruhig und spiegelglatt. Der Andock-Ring und die Rettungsluke waren weder beschädigt, noch war die Luke nicht zu öffnen. Die Rettungstaucher hatten zudem strenge Auflage der Russen, sich dem Bug der Kursk nicht zu nähern.

Nach zwei Wochen übernahm der von Putin frisch eingesetzte General-Staatsanwalt die Ermittlungen zum "Unglück" und nahm schon in seiner Antrittsrede das Untersuchungs-Ergebnis vorweg: An Bord sei ein eigener Torpedo explodiert. Admiral Popov trat vor die Kameras, entschuldigte sich und trat mit den Worten ab: "Er würde nicht eher ruhen, bis die Verantwortlichen *der Versenkung* der Kursk zur Rechenschaft gezogen würden." Er sagte weder "Unglück", noch "Unfall". Er sagte "Versenkung".

Die Kursk wurde erst gehoben, nachdem man am Meeresboden den kompletten Bug abgesäbelt hatte, um Spuren zu verwischen. Zudem wurden die Reste des Bugs nach der Hebung der Kursk am Meeresboden gesprengt. Das Narrativ des "Unfalls" hatte sich da bereits fest im Mainstream verankert. Jegliche Erklärungen, warum man die Kursk nicht komplett heben wollte, waren jedoch extrem dürftig und machten den Anschein von Maskirovka.

Die Ungereimtheiten um die "Veränderungen" an der "Splendid", die Falschmeldung zu ihrem Irak-Einsatz und ihre vorgezogene Verschrottung werfen ebenso Fragen auf, wie das Auffinden der Notboje der Memphis oder die Ungereimtheiten rund um die "Rettungsaktion" (mit Wasserbomben!) oder die teilweise Hebung der Kursk nachdem man explizit vorher Beweismittel entsorgt hatte.

Man sollte auch im Kopf behalten: Putin war damals gerade acht Monate im Amt. Und hatte sich bereits reichlich Feinde im In- und Ausland geschaffen. Er stoppte nicht nur den Ausverkauf von Waffentechnologien an den Westen, sondern legte sich sofort mit den Oligarchen an, brachte sie mit Gewalt auf Linie und begann den Stop des Ausverkaufs der Filetstücke der russischen Wirtschaft an westliche Finanzhaie, die dabei Milliarden von Dollar verloren. Dann halt die Verhaftung des US "Spions" Polk in Sachen Skval und die strategische Anbiederung von einzigartiger Waffentechnologie an China, mit der es das Chinesische Meer beherrschen würde.

Weder in Russland noch im Westen wusste man so genau, woran man bei diesem Neuling Putin nun dran war. Sein Rückhalt im eigenen Land? Wie fest saß er im Sattel? Total unsicher und unklar. Niemand konnte wissen, ob man den nicht sowieso in Kürze wegfegt, oder wie lange er sich in dem Haifischbecken russische Innenpolitik bewahren könnte. Würde ein Russland unter diesem blassen, saft- und kraftlosen Aparatschik einen dritten Weltkrieg vom Zaun brechen, wenn man die Kursk versenken würde? Würde er - nach einem "bedauerlichen Unfall" - harte Töne anschlagen und die Kriegstrommel rühren und Reparationen fordern? Auf jeden Fall könnte man mit diesem klaren "Foulspiel" Russland einbremsen und es wieder auf Linie bringen. Und selbst Putin dürfte zuerst Zweifel gehabt haben, ob ihn seine Admirale nicht verarschen und die Amis und die Engländer wirklich so verstrahlt sind, ihm ein U-Boot mit chinesischen Beobachtern an Bord im Tümpel vor der eigenen Bordsteinkante zu versenken.

Man sollte aber auch beachten, dass im Jahr nach der Kursk-Katastrophe der Grundstein zur radikalen Modernisierung und Aufrüstung der russischen Streitkräfte gelegt wurde. Die Früchte davon kann man ja derzeit prima Beobachten.

Meine Einschätzung: Spätestens unmittelbar nach der Kursk dürfte Putin klar geworden sein: Die sind wirklich so verstrahlt und man muss sich vorbereiten. :roll:

Warum ich das in Verbindung mit der Erdogan-News bringe? Wie verstrahlt muss man sein, ein Kampfflugzeug der Russen in syrischem Luftraum abzuschießen? Auch das war ein offener Kriegsakt und gezielte Provokation, die zu einem Weltkrieg hätte führen können. Ich würd' mich nicht wundern, wenn Putin im Video während des Treffens mit Erdogan an die Kursk dachte. 15 Jahre später die gleiche Scheiße und er muss - im Sinne des Weltfriedens und wegen der Politik - mal wieder gute Miene zum bösen Spiel machen, statt die Verantwortlichen aufknüpfen zu können.
Grüße,

Toska
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Beitrag von Toska » 25.08.2016, 00:24

Die Iraner haben mittlerweile die Russen von ihrer Basis gekegelt. Nachdem die Russen so großkotzig geprotzt hatten, sie würden Tu-22M und Su-34 von einer iranischen Basis aus einsetzen, hat das Parlament in Iran anscheinend gemotzt: Die iranische Verfassung erlaubt keine Stationierung fremder Truppen auf eigenem Territorium. Also durften die Russen die Koffer packen. :hehehe:

Kurz noch drei Entwicklungen in Sachen Iran:

Die haben die Tage zwei domestische Rüstungs-Entwicklungen vorgestellt:

1.) Einen S-300 Nachbau. Technisch basiert das Ding in etwa auf dem russischen S-300 Boden-Luft Verteidigungs-System, wird aber komplett im Iran hergestellt und verwendet Boden-Luft-Raketen von einem Typ, den Iran sowieso schon hatte. Ob das Ding in etwa gleiche Leistungsdaten wie das alte russische S-300 hat, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen.

2.) Man präsentierte das Jet-Triebwerk "Owj", welches komplett im Iran gefertigt wurde und für Flugzeuge bis 10 Tonnen geeignet sein soll. Die Entwicklung eines eigenen Jet-Triebwerkes ist ein ziemlicher Meilenstein in der Rüstungsfertigung und ist halt auch etwas, was Länder wie z.B. Israel noch nicht in dem Stil hinbekommen haben. Bei den Israelis besteht halt auch nicht die Not dazu, da sie ja billig im "Company-Store" bei den USA von der Stange kaufen können. Iran dagegen muss sowohl bei seinen wenigen verbliebenen F-14, F-4 als auch den F-5 auf Uralt-Triebwerke setzen, die noch aus der Zeit vor den Embargos stammen. Ein eigenes (leichtes) Kampfflugzeug hatten sie 2001 entwickelt, es musste aber die General Electric J85 Triebwerke einsetzen, welche man noch von der F-5 übrig hatte. So wurden dann auch nur ein paar Stück davon gebaut. Gleiches galt für den HESA Saeqeh, der eine domestische Weiterentwicklung der F-5 ist. Jetzt, wo man ein eigenes Jet-Triebwerk herstellen kann, dürfte das der Produktion eigener Kampfflugzeuge Aufwind verschaffen. Allerdings sollte man noch nicht zu viel erwarten. Bis aus dem Ding die Kinderkrankheiten raus sind und die Haltbarkeit halbwegs gegeben ist, dürften noch einige Jahre ins Land gehen.

Link:https://www.youtube.com/watch?v=8OkB9gVATFM

3.) Iran kündigt an, derzeit auch an Cruise-Missiles zu arbeiten, die von U-Booten gestartet werden können. In Sachen Raketen-Technik sind sie bereits recht fit und das wäre durchaus glaubwürdig, dass sie auch das in naher Zukunft schaffen.
Grüße,

Toska
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