Alexander Dugin selbst wird in den westlichen Medien als "Putins Stratege / Mastermind" oder als "langjähriger Freund und Vertrauter" dargestellt, aber ob da wirklich was dran ist, sei dahingestellt. Jedenfalls ist Alexander Dugin ein proponent eines imperialistisch auftretenden Russlands, der die Hegemonie und territoriale Integrität der Sowjetunion wieder haben möchte und seit mehr als 20 Jahren dahingehende Strategien und Pläne in Wort und Schrift von sich gab. Und halt auch in 2014 Aussagen tätigte, dass es wohl nötig sei, Millionen Ukrainer umzubringen, damit in Krim und anderen besetzten Gebieten der Ukraine wieder Ruhe einkehren könnte. Seine Tochter war auch so ein richtiges Schätzchen, welche nicht deutlich weniger radikale Positionen in ihrer Funktion als Journalistin und Aktivistin für "United World International" von sich gab. Eine Organisation, die Putin-Verbündetem Yevgeny Prigozhin gehört, der auch die Wagner-Söldner-Truppe kontrolliert. Beide Dugins standen auf der Sanktionsliste der USA, der UK und anderer Nationen.
Es ist nicht auszuschließen, dass der Anschlag entweder dem Vater, der Tochter oder beiden zusammen galt. Die Russen waren jedenfalls extrem fix und haben nur zwei Tage nach dem Anschlag (die Tussi raucht sicherlich noch) schon die Schuldige(n) ausgemacht:
Artikel in NY-Times
Twitter-Kette eines deutschen Russen-Trolls
Die Ukrainerin Wowk Natalja Pawlowna (geb. 1979) ist oder war Mitglied des ASOW-Battalions der Ukraine und hat mit ihrer Tochter bis zum Anschlag für eine Weile im selben Apartmentblock wie Darya Dugina gewohnt und dabei (angeblich) deren Gewohnheiten ausspioniert. Der FSB hat einen Zusammenschnitt verschiedener Videos veröffentlicht, der die angebliche Terroristin in verschiedenen Situation in Russland zeigt: Wohnung, Bodycam des Zolls, Verkehrsüberwachung. Und da sind Bilder eines Mini Cooper, den sie (angeblich) benutzt hat. Zunächst mit Nummernschild aus Donezk, dann ein kasachisches Nummernschild während sie in Moskau war und bei der Flucht nach Lettland nach dem Anschlag soll sie sogar (ganz cool und unauffällig!) ein ukrainisches Nummernschild montiert gehabt haben. Bei der Durchsuchung ihrer Moskauer Wohnung hat man dann auch kompromittierendes Material gefunden (logisch!). Nein, diesmal keine Nazi-Devolutionarien oder einen Schrein für St. Javelin und St. Seletsky, aber immerhin einen ukrainischen Militärpass der Dame. Den muss ein Spion natürlich auch mit in die konspirative Wohnung im Herz des Bösens mitnehmen und (natürlich!) auf der Flucht quasi als Visitenkarte zurücklassen. Logisch, oder?
Die davon publizierten Bilder davon hat sich dann mal jemand (aus Lettland) angeschaut und (surprise!) das ist ein billiges Photoshop-Fake und eine Montage aus verschiedenen Vorlagen. Der FSB hat sich noch nicht mal richtig Mühe gemacht, das zu verbergen.
Mit so erstklassigen und tollen Beweisen an der Hand macht Russland nun ordentlich Druck auf Lettland und fordert Auslieferung der Terroristin und (natürlich!) Druck auf die Ukraine, die diesen "finsteren Akt des STAATS-TERRORISMUS" durchgeführt hat.

Gut, man kann nicht ausschließen, dass die Ukraine hinter dem Anschlag steckte. Ob die beiden Dugins wirklich die Mühe wert sind und waren? Da hätte es in Moskau sicherlich noch andere und bessere Ziele gegeben. Es kann allerdings auch sein, dass es sich hier um einen "Hausputz" der Russen handelt. Entweder aus dem Umfeld Putins selbst (um die radikalsten Propaganda-Tröten unter den Feinde einer Verhandlungslösung schon im Vorfeld auszuschalten), oder ggf. halt auch eine Aktion von Leuten, die Putin nicht wohl gesonnen sind und da mal ihr Zeichen setzen wollten.
Also: Nichts genaues weiß man nicht, aber man kann davon ausgehen, dass der FSB in etwa genau so effektiv und gründlich einen Anschlag in Moskau in zwei Tagen vollends aufklären kann, wie die russischen Streitkräfte in der Lage waren, Kyiv in zwei Tagen "Polizeioperation" komplett einzunehmen.

Ansonsten hab ich nur ein paar Schnipsel:
Die Ukraine hat (angeblich - Bestätigung steht aus) die Antonivskyi-Brücke (in Kherson, überspannt den Dnjepr) zerstört, indem sie mit HIMARS draufhielt, WÄHREND ein russischer Munitionskonvoi drüber fuhr. Wie gesagt: Bestätigung steht aus.
Und ChrisO hat den fünften Teil einer interessanten Twitter-Kette veröffentlicht (die vorherigen Parts sind darin verlinkt). Der russische Fallschirmjäger Pavel Filatyev (56th Guards Air Assault Regiment) hat über seine Erfahrungen im russischen Militär und seiner Beteiligung im Ukraine-Krieg einen Artikel (bzw. längeren Text) geschrieben, den er auf Telegram (in Russisch) veröffentlicht hatte. Hier eine automatisierte Übersetzung des ganzen Traktats. Er war bereits Soldat in der Armee bevor der Militär-Reform 2012 und hatte sich dann nach einer Auszeit nochmal als "Vertragssoldat" verpflichtet. Er kennt also die "alte" und aktuelle russische Armee und berichtet da eingehend, dass an sich nichts besser geworden ist. Bis hin zum Fakt, dass er über lange Zeit in der Kaserne kein Bett hatte und seine Uniform und Stiefel beim russischen Ebay kaufen musste, weil die Kleiderkammer nichts hatte. Das Ausbildung nur auf dem Papier stattfand und als es dann in den Krieg ging, ist man in 50 Jahre alten Fahrzeugen und mit 50 Jahre alten rostigen Waffen (Fallschirmjäger! Die besten der Besten, jawohl, Sir!") los. Er z.B. in einem LKW, der keine funktionierenden Bremsen hatte und dann auch irgendwo auf dem Marsch verunfallte.
Das ganze Ding liest sich wie ein dystopischer Horror-Roman, in dem im Prinzip alles schiefgeht, was schiefgehen kann. Haut einen nicht aus den Socken, erlaubte aber einige interessante Einblicke.
Zum Anschluss nochmal Artillerie: Volodymyr Dacenko (Forbes, Ukraine) hat sich ebenfalls mal die Daten angesehen, die auch Trent Telenko neulich untersucht hat und hat ein paar interessante Einblicke.
Das die ukrainischen MiG's nun US-amerikanische AGM-88 "HARM" verschießen können wurde jetzt auch offiziell von einem Sprecher des US Verteidigungsministeriums bestätigt. Die Ukrainer "hätten da was gebastelt" und zusätzlich zu den ersten 200 Stück HARM würde man jetzt noch weitere schicken, da die sich so gut bewährt hätten.
Apropos "was gebastelt": Eine "off the shelf" Drohne (für 9000 Euro) der Ukraine ist gemütlich rund drei Stunden lang mit maximal 120km/h bis auf die Krim geflogen. Bis ganz runter nach Sewastopol. Und dort in die Chef-Etage des Hauptquartiers der Schwarzmeerflotte geknallt.
Reife Leistung, russische Luftabwehr!

Dann ist da noch ein Artikel, von dem ich den Link verbummelt habe. Da wurde gezeigt, wie die Ukraine eine SA-3 "GOA"-Rakete umbaute. Das ist eine recht alte Boden-Luft-Rakete. Der Gag hierbei ist jedoch, dass die von der Größe her in den Abschusskanister für TACMS auf HIMARS/M270 reinpasst. Statt der sechs GMRLS-Raketen kann der Kanister dann eine TACMS mit 70-300km Reichweite tragen. Die Kanister gehen nach Gebrauch an sich als "Leergut" an den Hersteller zurück und werden dort neu befüllt. Der Einzelschuss-Kanister ist für die Ukraine aber doppelt interessant, weil die SA-3 GOA da reinpasst. Statt dem regulären Boden-Luft Zielsucher und Gefechtskopf bauen die angeblich ein aus dem Westen geliefertes INS/GPS-Modul ein und tauschen den Gefechtskopf gegen den von einer Bodenangriffs-Rakete aus. Und dann hat man eine relativ genaue taktische Kurzstrecken-Waffe, die der TACMS vermutlich in Sachen Reichweite, Zuverlässigkeit und Genauigkeit immer noch hinterher hinkt. Aber als Boden-Luft ist die SA-3 mittlerweile nutzlos und man hat noch genug davon. Und kann diese wohl dann mittels HIMARS verballern und so den Mangel an TACMS-Raketen etwas mildern. Die Amis liefern halt nicht so viele davon, wie die Ukraine gerne haben möchte.
Da muss man dann nochmal auf die deutsche Verweigerungshaltung hinweisen: Man wollte der Ukraine lange keine "schweren Waffen" schicken, weil sie damit nicht umgehen können. Geht anscheinend doch ganz gut, nicht wahr? Jetzt schickt man denen sogar die reichweiten-gesteigerten 155mm Lenkgranaten für die PzH2000. Zwar erstmal nur rund 250 Stück, aber immerhin.