Herr Rossi hat geschrieben: ↑06.03.2024, 10:01
Wieviele internationale Verträge hat Russland? Ich kenne sie jedenfalls definitiv nicht alle.
Ich kann dir sagen, welche es gebrochen oder aufgekündigt hat:
- INF-Vertrag (Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme)
- Open Skies Vertrag
- ABM-Vertrag
- Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE-Vertrag)
- Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen
- Budapester Memorandum
- Minsk I & II
Zudem braucht man nicht explizit die Konflikte in Georgien, Südossetien und Abchasien, Moldau/Transnistrien herauszupicken. Es ist klar, dass Russland in fast allen ehemaligen Sowjetrepubliken Handlungen vorgenommen hat, die als Versuche gedeutet werden können, seinen Einflussbereich zu erhalten oder auszudehnen. Oft auf Kosten der Souveränität und territorialen Integrität dieser Staaten. Diese Handlungen umfassen nicht nur militärische Interventionen oder Unterstützungen für separatistische Bewegungen, sondern auch wirtschaftlichen Druck und politische Einmischung.
Toska hat geschrieben: ↑06.03.2024, 05:31
Und wenn das so ist, dass die generell das Papier nicht wert sind, warum schließt dann überhaupt noch irgendein Land Verträge mit Russland?
Entweder weil sie doof sind, sowieso in einer Zwangslage, oder denken, sie könnten davon profitieren. China ist geopolitisch eben am längeren Hebel und kann den Russen seine Konditionen diktieren. Oder es sind klare Profiteure, die Russlands Zwangslage ausnutzen und die so richtig abzocken - wie Iran. Die Drohnen und Raketen wurden zum absoluten Wucherpreis an Russland verkauft und zudem gab es noch eine paar Dutzend Su-35 obendrauf. Was Nordkorea bei den Russen für die Arty-Granaten ausgehandelt hat ist derzeit noch unbekannt, aber auch da wird man die sicherlich böse zur Ader gelassen haben. Und die BRICS-Nationen? Die sind weit genug weg, dass sie relativ gefahrlos Handel treiben können, ohne Angst haben zu müssen, dass die Russen bei denen auch Grenzverschiebungen machen oder Separatisten anstiften.
Toska hat geschrieben: ↑06.03.2024, 05:31
Als Trump das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt hat, war das ebenfalls ein Vertragsbruch. Gilt deswegen generell für die USA, dass deren Verträge alle nichts wert sind?
Kann man so sehen. Obamas Vertrag mit den Mullahs war jedoch ein Freifahrtschein zur Atombombe und hat der IAEO die Tür vor der Nase zugeknallt und führte langfristig auf den Weg zur Destabilisierung der ganzen Region. Ein Atomschlag zwischen Israel und Iran rückte damit in greifbare Nähe. Ebenso die Möglichkeit, dass mehrere Arabischen Nationen ihr Feigenblatt keine Atommächte zu sein aufgeben. Allen voran Saudi Arabien und (in der Peripherie) auch die Türkei, welche eindeutig den Weg zur Atommacht eingeschlagen (aber noch nicht erreicht) hat.
Apropos "Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen" (oben aufgelistet): Da gehört halt auch dazu, dass man diplomatische Delegationen und Regierungsvertreter nicht aufs Korn nimmt. Die Russen haben ja gestern mal wieder demonstriert, was man davon hält als sie Selensky und den griechischen Premierminister aufs Korn nahmen und eine ballistische Rakete 150m von denen entfernt in Odessa reinknallte. Ist schon doof, wenn man sich so viel Mühe gibt und dann nur Waffen vom Schrott hat, die bestenfalls die anvisierte Postleitzahl treffen. Eine Taurus, StormShadow/SCALP oder JASSM-ER hätte den Briefschlitz vom anvisierten Postfach getroffen.
Das wäre übrigens ein ziemlicher GAU (und Eigentor) gewesen, wenn sie getroffen hätten. Artikel 5 und so.
Noch ein netter Einwurf zu den Forderungen wegen NATO-Bodentruppen in der Ukraine von Macron: Das wird ja jetzt auch von einigen anderen Regierungsvertretern in Europa aufgegriffen. Aber eher von denen, die niemanden schicken können, weil sie selbst nichts haben. Reines Planspiel: Angenommen man würde Truppen schicken, die NUR die ukrainische Seite des Sulvaki-Gaps sichern und an einem Teil der Weißrussischen Grenze Position beziehen. Und an der Front zu Transnistrien. Also Grenzen der Ukraine sichern, an denen keine Kampfhandlungen stattfinden. Das würde es der Ukrainer erlauben, da alles an eigenen Truppen abzuziehen und an die Front zu werfen. Das hat Macron wohl gemeint, auch wenn es ggf. anders rüberkam und/oder er sich Optionen offen halten wollte.
Auf der anderen Seite: KEINE Truppenentsendung der NATO würde ohne robuste Flugabwehr und ohne Kampfflieger geschickt. Was in dem Fall dann auch zwangsläufig bedeuten würde, dass F-35 diverser NATO-Nationen direkt im westukrainischen Luftraum operieren würden. Der Gag dabei ist noch, dass über dem Schwarzen Meer operierende F-35 bislang einen elementaren Beitrag für die Ukraine geleistet haben, da ihr DASS-System die russische Luftverteidigung der Krim zentimetergenau eingemessen und klassifiziert hat. Und der Ukraine dann die gezielten Schläge gegen genau diese Stellungen ermöglichte. Beim Einsatz über der Westukraine würde da noch viel mehr sichtbar. Nicht nur über der Krim.
Aber ich glaube nicht, dass es dazu kommt. Dafür müssen die Russen der Eskalationsspirale noch ein paar Umdrehungen mehr geben. Aber wie gesagt: WENN es mal NATO-Truppen in der Ukraine geben SOLLTE, wird dem eine Luftkampagne vorausgehen, die sich die Russen im Traum nicht vorstellen können. Eben weil sie technologisch so weit hinterher sind, dass sie im Iran und in China "High-Tech" (von vorgestern) einkaufen müssen.