
Schoigu wird befördert (nein, noch kein Fensterplatz!) und "steigt" in den Nationalen Sicherheitsrat auf. Dort übernimmt er den Posten von Nikolai Patrushev. Dieser war ein sehr einflussreicher Berater Putins und man sagt ihm auch nach, dass die Annektion der Krim in 2014 und die Invasion der Ukraine angeblich auf dessen Drängen hin geschah. Patrushev ist 72 Jahre alt und ob er nun in Rente geht, oder andere Funktionen wahrnehmen wird, ist bislang unklar.
Den Ökonom Belousov als neuen Verteidigungsminister einzusetzen mag durchaus Sinn machen. Russlands Verteidigungshaushalt ist durch die Kriegskosten beachtlich gewachsen und man kämpft an allen Stellen mit dem üblichen Schwund, Reibungsverlusten und Ineffizienzen. Zum anderen zeigen die Sanktionen gerade in kritischen Bereichen - zum Beispiel bei der Beschaffung von Komponenten für die Rüstung - ihre Wirkung. Und der Eigenbau von Alternativen erfordert Investitionen und teilweise neue strategische Ausrichtung von Zulieferern und Herstellern, oder alternative Beschaffungen aus Ländern, die man noch nicht genug angepisst hat.
Militärisch wird die Bestellung von Belousov kein großer Wurf sein. Zum einen hat er die Stäbe des Verteidigungsministeriums, die den militärischen Teil weiterhin so gut oder so schlecht wie immer erledigen. Es geht hier eher um die langfristige Perspektive: Russlands Kriegswirtschaft soll für den lange andauernden Kampf fit gemacht werden. Und da geht es nicht nur um die Ukraine, sondern wie ein russischer Generalmajor neulich im Nebensatz klarstellte: Es geht um das Baltikum, um Polen und den Rest von Europa, die ebenfalls auf der Abschussliste stehen.
Apropos Generalstab der Russen: Genrealstabschef Valery Gerasimov ist seit dem Wagner-Coup nur zweimal in kurzen Einspielungen gezeigt worden, die durchaus auch Konserven sein können. Abgesehen davon ist er nicht mehr gesehen worden, noch wurde offiziell ein Nachfolger gestellt.
Kurzer Gag am Rande: Die Amis hatten die Ukraine ja bedrängt, keine russischen Raffinerien mehr anzugreifen, weil man keine höheren Spritpreise im Wahljahr haben wollte. Die Ukrainer haben daraufhin nur noch jene Raffinerien erneut angegriffen, die man sowieso schon vorher aufs Korn genommen hatte. Bei diesen ganzen Angriffen hatte man ja explizit den Teil der Raffinerien angegriffen, welche die Russen selbst und ohne Zulieferteile aus dem Ausland nicht fixen können. Als Resultat ging die Eigenversorgung der Russen mit Sprit so weit zurück, dass sie ein Exportverbot für Benzin und Diesel aussprachen und aus Weißrussland und Kasachstan und sonst wo her Sprit importieren mussten. Zudem passierte auf dem Weltmarkt genau das Gegenteil von dem, was die USA befürchteten: Da die Russen nun auf Bergen von Rohöl sitzen, welches sie selbst nicht raffinieren können, schmeißen sie eben mehr Rohöl auf den Markt und entsprechend sinkt damit auch der Weltmarkt-Preis für Rohöl. Im Nebeneffekt wirkt sich das auch positiv auf die Spritpreise aus, wenn auch die Ölfirmen halt die sich daraus ergebenden Einsparungen natürlich nicht 1:1 an die Verbraucher durchreichen.
Kurz was zu Waffenentwicklungen: Ukraine hat ihre Anti-Schiffswaffe "Neptune" jetzt wohl so weit umgestrickt, dass sie als Cruise-Missile auch gegen Landziele taugt. Die Reichweite wurde auf angeblich rund 3000km aufgebohrt, was an sich schon relativ unglaublich klingt und etwa das 10-fache an Reichweitenzuwachs bedeuten würde. Zumindest sofern man den bislang veröffentlichten Reichweiten-Daten traut.
Die USA haben gerade eine dringende Ausschreibung für ein neues Navigationssystem für Lenkflugkörper rausgegeben, welches hohe Präzision komplett OHNE die Verwendung von GPS verlangt. Diverse Ansätze und Methoden sind da denkbar: Laser-Kreiselkompass, verbesserte Trägheitsnavigation, Routenfindung wie bei Taurus durch Geo-Mapping, Star-Mapping oder Kombinationen davon.