Merkel "Keine Euro-Bonds, solange ich lebe"

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Malagant
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Beitrag von Malagant » 27.06.2012, 14:48

Iron5 hat geschrieben:Für griechische Milliardäre würde ich sicher nicht zahlen wollen. Für griechische Famillien die ihre Kinder in SOS Kinderdörfern abgeben müssen hingegen schon.
Sollen doch die griechischen Milliardäre dafür bezahlen, wieso Du oder Ich? Damit sollten betroffene Länder anfangen bevor sie uns anbetteln. :wink:

Genau diesen Druck hält die Merkel aufrecht. Würde sie es nicht tun müssten nämlich wir alle dafür aufkommen.

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cubi
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Beitrag von cubi » 27.06.2012, 14:52

Roland von Gilead hat geschrieben:...
Obwohl die Bremer tatsächlich auch Steuern zahlen die uns wieder zugute kommen - macht das Griechenland in dem Umfang auch ?
Die kaufen weiterhin unsere Waffen! Hängen ja immerhin Arbeitsplätze dran!

@Joe
Die "Schuldenkrise" ist übrigens eine "Überschuldungskrise". Schulden haben wir Deutschen auch - mehr als genug. Aber eben laut Bankensystem noch nicht ZU viel.
Das stimmt nicht! Der Verschuldung der Staates und der Kommunen von 2 Billionen steht ein Vermögen von ca. 6,6 Billionen (2oo7) gegenüber. Allein die reichsten 10% haben haben über 60% davon! Es ist mehr als genug Geld da! Ist halt nur etwas komisch verteilt!
Im Durchschnitt verfügten im Jahr 2007 alle Personen ab 17 Jahren über ein Nettovermögen von 88.000 Euro
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-u ... verteilung
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Iron5
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Beitrag von Iron5 » 27.06.2012, 15:43

Malagant hat geschrieben:Sollen doch die griechischen Milliardäre dafür bezahlen, wieso Du oder Ich? Damit sollten betroffene Länder anfangen bevor sie uns anbetteln. :wink:
Genau diesen Druck hält die Merkel aufrecht. Würde sie es nicht tun müssten nämlich wir alle dafür aufkommen.
Die Merkel macht Druck auf Griechenlands Milliardäre? Das wär mir neu.

Bei wem der Druck auf Griechenland ankommt kann man sich wie gesagt z.B in
den dortigen SOS Kinderdörfern oder auf der Straße (Obdachlose) ansehen.
Oder mal einen Blick auf die Suizidstatistik werfen.

Und das finds du gut?
"Zyniker" ist ein Wort das Optimisten erfunden haben um Realisten zu kritisieren.

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Roland von Gilead
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Beitrag von Roland von Gilead » 27.06.2012, 16:10

cubi hat geschrieben:
Roland von Gilead hat geschrieben:...
Obwohl die Bremer tatsächlich auch Steuern zahlen die uns wieder zugute kommen - macht das Griechenland in dem Umfang auch ?
Die kaufen weiterhin unsere Waffen! Hängen ja immerhin Arbeitsplätze dran!
Das habe ich nicht bedacht, dann bin ich dafür die Eurobonds einzuführen nicht nur für die EU sondern weltweit und weitere nicht EU Länder unter einen erweiterten Rettungsschirm zu nehmen - die USA z.B. was die an Autos von uns kaufen ... Israel - kaufen teure U-Boote .... Indien - kaufen bei uns bayrische Gebirgsglocken für ihre heiligen Kühe usw. --> das sind alles Arbeitsplätze
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Malagant
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Beitrag von Malagant » 27.06.2012, 16:27

Iron5 hat geschrieben:Die Merkel macht Druck auf Griechenlands Milliardäre? Das wär mir neu.

Bei wem der Druck auf Griechenland ankommt kann man sich wie gesagt z.B in
den dortigen SOS Kinderdörfern oder auf der Straße (Obdachlose) ansehen.
Oder mal einen Blick auf die Suizidstatistik werfen.

Und das finds du gut?
Nein, ich finde es nicht gut wenn die gesamte Bevölkerung darunter leidet, aber sollen wir jetzt noch den Griechen sagen wie sie an ihr Geld gelangen? Wir haben eigene Probleme. Letztlich kümmern wir uns nur um Griechenland, weil wir selbst große Nachteile hätten bzw. haben. Vielleicht muss der Druck eben auf die große Mehrheit erfolgen damit diese endlich eine Regierung wählen die sich das Geld von den Milliardären holt, aber eben nicht von mir.

Die Alternative kann eben nicht lauten:"Nehmt unser Geld wenn eure Landsleute es nicht hergeben. Garantien, Forderungen brauchen wir ebenfalls nicht".

Die Griechen haben schon seit Jahrunderten keine ordentliche "Steuer,-Geldeintreiber" und so lange Banken ihnen Geld gaben, hatten die damit keinen Stress. Nun geben Banken aber eben kein Geld mehr und nun müssen sie umdenken und erstmal alles ausschöpfen. Gerne auch Enteignung, mir latte.

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Beitrag von Herr Rossi » 27.06.2012, 16:28

@Pio: Sie verhindern, dass die Finanzmärkte reihum gegen die kriselnden europäischen Staaten wetten und damit die Situation noch verschlechtern. Ich habe allerdings nicht geschrieben, dass ich das für die einzige Möglichkeit halte mit der Krise umzugehen. Es gibt auch andere Ansätze. So könnte man z.B. der EZB erlauben Staatsanleihen direkt von den betreffenden Ländern zu kaufen. Das wäre allerdings natürlich ein Faktor, der eine erhöhte Inflation hervorbringen könnte und außerdem evtl. zu einem "einfach weiter so" verleitet. Egal wie, machen muss man aber was und der Ansatz mit dem Sparen ist definitiv gescheitert. Die wirtschaftlichen Daten Griechenlands sind aufgrund dieser Politik auf den Level Anfang der 80er Jahre eingebrochen. Da sind mal eben in kürzester Zeit 30 Jahre wirtschaftliche Entwicklung zerstört worden. Wer glaubt ernshaft, dass eine solche Situation die Möglichkeiten Griechenlands verbessert seine Schulden zurückzuzahlen?

@Roland: Dein Fehler besteht darin, dass du in "wir" und "die" denkst. Wir stecken da aber so oder so alle mit drin. Sollte der Euro scheitern, dann bricht Deutschland mal eben sein größter Absatzmarkt -nämlich halb Europa- weg und das auch noch bei einer DM, die ganz sicher massiv über dem jetzigen EUR notieren würde. Es dürfte kein Gehemnis sein, dass Deutschland zentral von seinen hohen Exporten lebt. Dafür haben die Arbeitnehmer in diesem Land über 10 Jahre effektiv auf Lohnsteigerungen verzichtet. Das wäre auf einen schlag nichts mehr wert... wobei es das eigentlich eh von Anfang an nicht war, denn der dadurch erworbene Wirtschaftsvorteil hat nur zu massiven Handelsbilanzdefiziten vieler europäischer Länder gegenüber Deutschland geführt. Ohne Ausgleich muss so ein Konstrukt bei einer gemeinsamen Währung irgend wann wegknallen.

Und noch was zu "über Verhältnisse leben": Bis vor der Krise sah der Schuldenstand z.B. Spaniens mehr als vorbildlich aus. Die Probleme sind dadurch entstanden, dass man in ALLEN europäischen Ländern Privatbanken massiv mit öffentlichen Geldern gestützt/gerettet hat. Dass das die wirtschaftlich Schwächeren schneller aus der Bahn wirft erscheint da irgendwo logisch.
Im übrigen ist es auch ziemlich zynisch davon zu reden, dass wir für alle die Zeche zahlen würden. Aktuell kriegt Deutschland effektiv sogar einen Negativzins für seine Staatsanleihen. Das heisst die öffentlichen Finanzen profitieren massiv von der Krise der anderen. Hinzu kommt ein gigantischer Geldfluss weg von den Krisenländern hin zu Deutschland. Solche Sprüche blenden zudem aus, dass Deutschland durch sein Lohndumping in den letzten 10 Jahren unter dem europäischen Inflationsziel von 2% geblieben ist und sich damit einen deutlichen Handelsvorteil gegenüber anderen europäischen Ländern erkauft hat und davon auch deutlichst profitiert hat. Da reicht es sich einfach mal die kumulierten Handelsbilanzüberschüsse Deutschlands gegenüber den EURO-Ländern seit Einführung der gemeinsam Währung anschauen.
Klar kann man sagen, dass das eben so ist und alle nunmal in Konkurrenz zueinander stehen. Das Ding ist halt nur, dass in einer gemeinsamen Währung andere Regeln gelten. Sonst kann und sollte man es gleich sein lassen.

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Beitrag von JeansJoe » 27.06.2012, 18:10

Roland von Gilead hat geschrieben:Das mit den Bremern wusste ich noch gar nicht. Ich geb mein Geld doch nicht den faulen und verschwenderischen Bremern!

Obwohl die Bremer tatsächlich auch Steuern zahlen die uns wieder zugute kommen - macht das Griechenland in dem Umfang auch ?
Griechenland kauft unsere Panzer. Zulieferer für unsere Panzer sind sämtliche Metallverarbeiter...
Indirekt - ja.
Deutschland exportiert unglaublich viel, dadurch entstehen wahnsinnig viele Arbeitsplätze - was in der globalisierten Welt mit Billiglöhnen gar nicht soo selbstverständlich ist.
Hinter dir! Eine dreiköpfige Kaffeetasse des Todes!

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Beitrag von Iron5 » 28.06.2012, 01:18

Die Arbeitsplätze die bei uns entstehen fehlen dafür in anderen Ländern.
Unsere Handelsüberschüsse sind die Schulden der anderen.

Man könnte also sagen wir exportieren Schulden und Arbeitslosigkeit zu unseren
EU Handelspartnern und wundern uns dann das die das nicht auf Dauer durchhalten
und vor der Pleite stehen.

In Deutschland gibt es immernoch mehr als genug die sich mit diesen Handelsüberschüssen brüsten.

Das sind genau die selben die jetzt zeter und mordio schreien, weil wir jetzt den Defizitländern Geld schicken
müssen damit die weiter unsere Produkte kaufen können.


Aber halt! Wir wollen denen ja kein Geld schicken. Wir wollen ja das die Pleitegeier endlich sparen und
nicht ständig neue Schulden machen.

Das schickt dann über kurz oder lang unseren Export auf Talfahrt und senkt unsere Überschüsse.
Eigentlich ja löblich, wäre nicht der Export das einzige was in Deutschland noch für schwarze
Zahlen gut ist.
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Beitrag von Lord_Vader » 28.06.2012, 06:10

Nur noch mal als Erinnerung.

Wege aus der Euro-Krise - Prof. Dr. H. Flassbeck
http://youtu.be/mfKuosvO6Ac

Dr. Heiner Flassbeck u.a. über Griechenland / Eurokrise
http://www.youtube.com/watch?v=-lF1fgyl ... re=related


Wer das durch hat, wird sehen das das Thema sich nicht mit einfachem S/W Denken "DE zahlt für alle", abtun lässt.
<~>
Meine Threema ID: 9CATSS5P

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Beitrag von Malagant » 28.06.2012, 07:26

Iron5 hat geschrieben:Die Arbeitsplätze die bei uns entstehen fehlen dafür in anderen Ländern.
Unsere Handelsüberschüsse sind die Schulden der anderen.
Da ist leider was dran. Deswegen bin ich auch 'den' Mindestlohn, eine Reichensteuer, sehr hohe Erbschaftssteuer hier in Deutscheland.

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Beitrag von Herr Rossi » 28.06.2012, 07:39

Alternativ den Spitzensteuersatz wieder anheben und die Abgeltungssteuer streichen bzw. dort vernünftige Prozentsätze einführen. Zum Ausgleich dann die MWst. reduzieren. Weiterhin alle Arbeitnehmer/Beamte/Selbsständige in die Sozialkassen einzahlen lassen und das ganze mit den Einnahmen aus einer Finanztransaktionssteuer stützen.

Ach wäre das schön, aber das werde ich wohl nimmer erleben. :/

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Beitrag von Waterhouse » 28.06.2012, 08:14

Eine Frage: Wenn der €uro fällt, lautet das Schreckgespenst, Einbußen bei der Deutschen Wirtschaft, die auf Exporte angewiesen ist. Um den €uro zu retten, müssen die Deutschen Hunderte Milliarden in die Gemeinschaftlichen Kassen einzahlen - wie lange weiß keiner. Wie sieht denn da die Nettobilanz aus? Wenn man die Hilfszahlungen, Bürgschaften und Garantien ( die ja ohnehin fällig werden ) gegen die wirtschaftlichen Einbußen aufwiegt, wie sieht dann die Bilanz aus?
Zuletzt geändert von Waterhouse am 28.06.2012, 09:29, insgesamt 1-mal geändert.
Optimismus ist nur ein Mangel an Information. (Heiner Müller)

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Beitrag von cubi » 28.06.2012, 08:39

Die Nettobilanz sieht so aus, das die Gläubiger weiterhin Inflationssicher bis zum Sanktnimmerleinstag die Zinsen kassieren und deshalb der Sozialstaat weiter geschleift wird. Darüber hinaus wird man das Wahlvieh alternativlos das Grundgesetz ändern lassen, um den Neoliberalismus bis zum nächsten Krieg zu zementieren!
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Beitrag von Herr Rossi » 28.06.2012, 20:47

Kann ich dir sagen Water:
"Seit der Bargeldeinführung des Euro 2002 kumulierte sich ein Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands mit den Mitgliedern der Eurozone von +762,479 Mrd. Euro. Davon gingen 247,536 Mrd. Euro Überschuss auf das Konto mit Frankreich und gegenüber Portugal, Italien, Griechenland und Spanien ein fulminanter kumulierter Überschuss von 392,542 Mrd. Euro!"

Nachzulesen hier:
http://www.querschuesse.de/starke-deutsche-exportdaten/

Da kann man wohl schon mal ein paar hundert Milliarden von Seiten Deutschlands investieren, um das System zu erhalten. Wobei das aber natürlich noch nicht einmal alles ist, denn aufgrund der schlechten Lage der PIIGS Staaten fliesst endlos viel Geld in deutsche Staatsanleihen, was teilweise sogar zu Negativzinsen geführt hat. Deutschland bekommt also tatsächlich noch Geld dafür, dass man ihm seine Staatsanleihen abkauft. Immerhin sind ca. 40 Milliarden EUR des Bundeshaushalt bisher in Zinsen geflossen. Wenn die Lage mit den deutschen Staatsanleihen langfristig so bleibt, dann kannst du die 40 Milliarden noch mal locker als Plusgeschäft aufgrund der Krise für Deutschland verbuchen. Das erklärt übrigens auch warum Merkel so radikal gegen EURO-Bonds ist, denn dieser Vorteil würde damit wegbrechen. Das ist natürlich ein Spiel mit dem Feuer, aber das geht der glaube am Arsch vorbei.

Edit: Was bisher von Seiten Deutschlands an Zahlungen geflossen ist kann ich dir auch nicht sagen. Das ist alles nicht ganz einfach zu beziffern, denn das meiste sind ja keine direkten Zahlungen, sondern Garantien/Absicherungen... hinzu kommt, dass man einen Teil der Probleme über die EZB abwickelt. So hat diese z.B. mittlerweile schon mehr als 50 Mrd. EURO an griechischen Staatsanleihen aufgekauft.

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Beitrag von Waterhouse » 29.06.2012, 07:31

Danke Rossi, gute Antwort. Aber: Diese Billionen werden ja nicht zu 100 Prozent wegbrechen und zum Teil über andere Länder kompensiert werden.
Optimismus ist nur ein Mangel an Information. (Heiner Müller)

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