Memoiren israelischer Piloten

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Toska
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Memoiren israelischer Piloten

Beitrag von Toska » 08.08.2017, 07:26

Ich hab mir in den letzten drei Wochen mal diverse Bücher israelischer Kampfpiloten reingezogen. Das Thema Sechs-Tage-Krieg und Yom-Kippur-Krieg fand ich schon immer recht interessant. Die Bücher, die ich bislang dazu gelesen hatte, gingen nicht tief genug darauf ein, warum die israelische Luftwaffe im Yom-Kippur-Krieg anscheinend kein Bein auf den Boden bekam. Im Sechs-Tage-Krieg und 1982 machten sie noch vor der Mittagspause "Tabula-Rasa" mit ihren Gegnern, aber während des Yom-Kippur-Krieges bekam die IAF ganz offensichtlich kein Bein auf den Boden und musste schwerste Verluste einstecken. Warum das so war und wie man damit umging wird in der meisten Literatur oft nur spärlich angerissen und ich wollte mal O-Töne lesen. Muss sagen: Hat sich gelohnt!

Meine Leseempfehlungen:

"Loud and Clear: The Memoir of an Israeli Fighter Pilot" - Iftach Spector
https://www.amazon.com/gp/product/B004I43YS4/

"Fire in the Sky" - Amos Amir
https://www.amazon.com/gp/product/B00BM4SLEU/

"Israeli A-4 Skyhawk Units in Combat" - Shlomo Aloni, Jim Laurier
https://www.amazon.com/gp/product/B01BY34KHK/

Am besten in der genannten Reihenfolge lesen. Iftach Spector und Amos Amir sind in ihrer langen Dienstzeit in der IAF alles geflogen, was die hatten. Im Sechs-Tage-Krieg halt Mirage III und Iftach Spector leitete im Yom-Kippur-Krieg die 3. frisch aufgestellte Phantom-Staffel der Israelis. Amos Amir wurde am Tag vor Yom-Kippur in den Generalstab als neuer stellvertretender Operations-Offizier versetzt, nachdem er jahrelang Mirage III in Kampfeinsätzen geflogen ist. Darunter auch die Mirage III Aufklärungsmissionen mit speziell modifizierten Fliegern, die oft bis tief nach Ägypten oder bis in den Irak gingen.

Iftach Spector wunderte sich (und tobte) während der Kampfhandlungen wegen der bescheuerten Befehle, die er aus dem Generalstab bekam und man kann seine Verzweiflung über die Generalität mit Händen greifen, die einen Krieg von "heute" mit Strategien von "gestern" kämpfen wollte. Amos Amir dagegen liefert mit seiner Sicht des Neulings im Generalstab das fehlende Fenster, welches einen Ausblick auf die Prozesse gab, die zu den bescheuerten Befehlen führten.

Shlomo Aloni und Jim Laurier runden in ihrem Buch das Bild ab und beschreiben den Yom-Kippur-Krieg (aber auch die Zeit davor und danach) aus der Sicht der A-4 "Skyhawk"-Piloten, welche die Hauptlast der Brot- und Butter-Einsätze im Erdkampf flogen. Ihr Buch liefert einen breitere Übersicht, da sie O-Töne von unterschiedlichen Piloten einfangen und deren Einsätze und Widrigkeiten ausführlich beschreiben. So wie z.B. der frischgebackene Staffelführer, der bislang noch nie in einer A-4 gesessen hat und dessen Erstflug im einer A-4 während eines Kampfeinsatzes am 2. Kriegstag stattfand.

Zu Iftach Spector sei noch kurz folgendes gesagt: Er hat mehrere Bücher verfasst, die alle *extrem* lesenswert sind. Wie alle israelischen Bücher müssen die durch den Zensor und da ging sicherlich viel verloren. Auf Youtube sind auch einige verdammt gute Interviews mit ihm, die dann teilweise die fehlenden Fakten nachliefern. Er kann extrem gut und unterhaltsam schreiben und stellt sein Licht dennoch ganz gut unter den Scheffel, obwohl er einer der besten Militärpiloten der 60'er bis 90'er Jahre war. Er war z.B. der erste westliche Pilot, der eine MiG-21 geflogen ist. Darauf geht er in seinen Büchern mit keinem Wort ein. Seine Angaben zum israelischen Angriff auf das US-Amerikanische Spionage-Schiff "Liberty" - bei dem er Rottenführer war - wird im Buch wiedergegeben. Allerdings sind seine Angaben darin im krassen Widerspruch zu den später von den Israelis veröffentlichten Funksprüchen zwischen Einsatzleitung und den Fliegern. Er war ebenfalls beim Angriff auf den irakischen Reaktor Osirak dabei und flog Schlusslicht. War der einzige, der seine Ladung daneben warf, weil er als "alter Sack" mit den ganzen Jungspunden nicht mehr mithalten konnte und auf dem langen Flug bereits mehrmals fast eingepennt ist. Im Rang eines Brigade-Generals warf man ihn schließlich aus der Luftwaffe, da er sich an der "Rebellion der Piloten" beteiligt hatte, welche anklagten, dass die Luftwaffen-Führung bewusst zivile Opfer beim Angriff auf Gaza in Kauf nahm und diese verharmloste.

Wer des Englischen mächtig ist und sich für militärische Luftfahrt-Themen interessiert, der dürfte an diesen Büchern seine Freude haben.

Passt nicht zur Überschrift, aber eines hätte ich noch. Diesmal mit Blick auf den Vietnam-Krieg (aber nicht nur):

"Going Downtown: The War Against Hanoi and Washington" - Jack Broughton
https://www.amazon.com/gp/product/B00J86FUL6/

Ich bin mit dem Schinken noch nicht fertig, aber er haut auch schon gleich zu Anfang so aus den Socken, dass eine Empfehlung angesagt ist. Der Titel sagt es schon: Jack Broughton war als Captain während der Anfangs-Phase des Vietnam-Krieges als F-105 "Thunderchief" Pilot in die Kämpfe in Nordvietnam involviert. Er und seine Jungs flogen täglich bis rauf nach Hanoi in das dichteste Luftverteidigungs-System, welches es damals gab. Die Hauptgefahr für ihn und seine Mitstreiter war jedoch in Washington zu verorten und seine Kritik an der politischen und militärischen Führung ist ziemlich knallhart. Spannend ist auch sein Einblick in die Technik und Entwicklung der Flugzeuge, der Waffensysteme und des Ausbildungsstandes und sein sehr unterhaltsames Buch geht auch auf die politischen Hintergründe und Zwänge ein, die zu den Entwicklungen führten, die er beschreibt.
Grüße,

Toska
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