Malagant hat geschrieben:B5 ist und bleibt die beste Syfy Serie. Hab sie bereits 4*mal geguckt

und finde immer was Neues, tolles

Ich habs Anfang des Jahres auch nochmal komplett gesehen, als ich mehrere Wochen auf der Nase lag. Und ja: Da findet man wirklich immer wieder was neues. Da gab es eine Szene in S01E17 ("Legacies"), die mich richtig gut zum Nachdenken brachte und ich war erstaunt, was J.M. Straczynsky da in eine lausige Szene gepackt hatte. Zur Erinnerung: Das war die Folge, in der ein Minbari-Kreuzer den Leichnam eines ihrer gehuldigten Generäle nach B5 bringen und die Leiche verschwindet. Die Minbari sind deswegen extrem aufgebracht (allen voran Shay-Alyt Neroon) und drohen, die Station in Schutt und Asche zu legen, falls der Kadaver nicht wieder auftaucht.
Diese Szene die ich meine, war in mehrerlei Hinsicht absolut genial. Bis dahin konnte man bestenfalls ahnen, welchen Einfluss Botschafterin Delenn hatte und wie ihre wahre Position in der Macht-Struktur der Minbari definiert war. Bislang hatte sie jeden Konflikt und Streit mit Sanftmut und Diplomatie gelöst. So dass jede Seite gestärkt und ohne Verlust von Ansehen aus dem Konflikt ging. Sie hatte zwar ab und an mal ziemliche Uneinsichtigkeit gezeigt, aber sie schien halt "nur" eine selbstbewusste und von sich überzeugte Dame mit "gewissem Einfluss" zu sein. Eine abgehalfterte Diplomatin, die man auf diesen unwichtigen Posten abgeschoben hatte, um sie los zu werden.
Da gibt es in dieser Folge halt die Szene, in der Delenn letztendlich den Krieger-Führer Neroon in ihr Quartier bestellt - unter vier Augen. Da stand die zierliche 1,58m Dame im Schlabber-Gewand dann vor dem 1,85m großen Krieger in Kampfmontur. Und faltet ihn verbal mit so einer brutalen Vehemenz zusammen, dass von dem fast nichts mehr übrig blieb. Sie hat mit ihm den Boden aufgewischt, bis er nur noch handzahm vor ihr kuschte. Die Szene machte absolut klar: Delenn war deutlich mehr, als sie vorgab und ihr Wort hatte höchstes Gewicht bei den Minbari. Nicht nur in ihrer eigenen Kaste. Sie zeigte, dass sie eine Kämpfernatur war, die auch vor brutaler Gewalt (und wie man später erfuhr auch vor Genozid) nicht zurückschreckte. Zudem zeigte es eine extrem dumme und kurzsichtige Seite an ihr: Hinter geschlossenen Türen konnte sie ohne Verlust von Ansehen ihre undiplomatische Ader und ihren "heiligen Zorn" raushängen lassen und machte sich ohne Not Neroon und die komplette Kriegerkaste zum Feind. Was ja dann zum Bürgerkrieg auf Minbar führte. Die Szene holte aus ganz wenig Dialog, Mimik und Gestik extrem viel raus und war bestimmend für die Entwicklung der Handlung der nächsten Folgen und den kompletten Charakter-Bogen aller Episoden, die Neroon zum Thema hatten.
B5 ist gespickt mit solchen großen und kleinen feinsinningen Perlen und lebte halt von den extrem gut harmonierenden Schauspielern, die prima miteinander konnten.