Herr Rossi hat geschrieben: ↑08.04.2022, 11:01
Das wird ganz konkret den Hunger in der Welt massiv ausweiten (ergänzend zu dem, was bereits durch die Corona Maßnahmen an Schaden ausgelöst würde, was man auch recht gut an 2021 sehen kann) und somit auch Tote durch Hunger bedeuten. Tote, die mit dem Krieg, mit Russland, mit der Ukraine oder der EU nichts zu tun haben. Es sind Kollateralschäden, die allen bewusst sein müssen, die Sanktionen für ein angebrachtes Mittel halten. In meinem Namen passiert das nicht.
Tja, die Frage ist halt auch, wer dahinter steckt und wer davon profitiert. Der senile US-Präsident ist es sicherlich nicht, denn der weiß ja nicht mal mehr, was er zum Frühstück hatte sobald man ihm den Latz abnimmt. Das hinter dem US-Präsidenten stehende Establishment dürfte da momentan relativ freidrehend am wirken sein.
Siehe auch hier:
Is the US hindering much-needed diplomatic efforts?. Das hatte ich ja schon angesprochen: Die USA wollen in Russland einen Regime-Change und solange der nicht durch ist, wird der Ukraine-Krieg richtig fett weiter befeuert. Mit allem, was da ist.
Um das mal zu konkretisieren: Rund 30 Tage hat man sich geziert, "schwere Waffen" zu liefern. Dann schickte man alle S-300 Batterien, die man in NATO-Staten loseisen konnte. Kurz darauf BMP1's. 40 Tage hat man sich geziert, dann schickte als erstes (ausgerechnet!) Die Tschechoslowakei (als Rache für 1968?) einen ganzen Güterzug voll mit T-72 und BMP-1 und BMP-2 in die Ukraine. Rund 70 Kampffahrzeuge waren das. Kurz darauf haben die Polen ganz süffisant verlauten lassen, dass aus ihrem Panzerlager bei Lublin rund 100 T-72 abhanden gekommen sind. Und falls die in der Ukraine auftauchen sollten, würde man sicherlich ermitteln. Aber dabei würde natürlich rauskommen, dass die Ukraine T-72 halt ebenso leicht auf dem "schwarzen Markt" bekommen könnten, wie die Donbas-Rebellen in 2014.
Die Amis legen dann noch einen drauf: Für
rund 800 Mio USD gibt es Haubitzen, Artillerie-Radare, Luftüberwachungs-Radare, 300 Switchblade Drohnen, 500 weitere Javelins, 200 M113 APCs, 100 gepanzerte Fahrzeuge, 11 Mi-17 Hubschrauber und diversen Kleinkram. Darunter auch "unmanned coastal defense vessels".
Selbst Japan (!) bereitet gerade
seinen ersten überhaupt Waffen-Export in ein Kriegsgebiet vor.
Die Diskussion um die ukrainische Wunschliste an Deutschland habt ihr mitbekommen? Die wollen alles, was nicht angeschraubt ist und noch "bei der Industrie" rumsteht: Leo 2A4/A5,
Leo 1A5, Gepard,
Marder, Minenwerfer und weiß der Henker was noch. Von all dem würde der Leo 1 vermutlich am meisten Sinn machen. Das ist solide und unkomplizierte Technik, die sowohl an die Besatzungen als auch die Wartungstrupps fix vermittelt ist. Bei allem anderen ist die Technik entweder zu kompliziert, es gibt für wichtige Komponenten keine Ersatzteile mehr (Gepard: Kanonen, Radar, Feuerleit) oder das Material hat so lange ungewartet unter freiem Himmel gestanden, dass es durch ist (Marder + Minenwerfer). Und die BuReg ziert sich halt sowieso, das durchzuwinken,
Es zeigte sich ja mal wieder, dass die Ukraine für Überraschungen gut ist: Die Operation "Russian warship, go fuck yourself!" wurde erfolgreich durchgeführt. Oder wie die Russen es vermutlich formulieren würden: "Das heldenhafte Kriegsschiff Moskva hat erfolgreich zwei Neptun-Raketen der Ukraine entnazifiziert und wurde in den Rang eines U-Boot befördert."
Aber Kommando zurück. Was gesichert ist: Der russische Raketenkreuzer "Moskva" (Projekt 1164 Atlant Klasse) und Flaggschiff der Schwarzmeer-Flotte hatte eine "rapid unscheduled disassembly" in Zusammenhang mit seiner Munition. Das gaben die Russen sogar selbst zu. OSINT-Lauscher haben in Klartext und per Morse SOS der Moskva aufgefangen, in denen von einer Munitionsexplosion an Bord die Rede war und dass man das Schiff aufgeben würde. Die Türken haben kurz darauf 54 russische Seeleute geborgen. Ob und wie viele der über 500 Besatzungsmitglieder von Russen geborgen wurden? Unklar.
Das ganze Thema hatte so ein Hick-Hack von Behauptungen und Dementies, dass nicht klar ist und war, was genau passiert ist und ob der Kahn tatsächlich abgesoffen ist. Erstaunlicherweise hat sich auf Wikipedia (!) derzeit
eine Fassung durchgesetzt, die wenigstens den Ablauf von Behauptungen und Dementis einigermaßen korrekt darstellt.
Warum das alles so absolut krass ist? Eine ganze Reihe von Gründen. Erstmal zur Bedeutung der "Moskva". Nicht nur, dass es den Namen der russischen Hauptstadt trug (Hitler ließ wenigstens die "Deutschland" in "Lützow" umbenennen!), es war halt das Flaggschiff der Schwarzmeer-Flotte. Von der Slava-Klasse gab es nur drei aktive Einheiten: Moskva, Marshal Ustinov, Varyag. Die unfertige Komsomolets liegt seit 1990 rostend am Pier in Mykolaiv, Ukraine. Die Slavas waren nach den Kirov's (Admiral Nakhimov & Pyotr Velikiy sind noch übrig) die fettesten Einheiten der Russen. Die Slavas und Kirovs sind daher generell die Flaggschiffe der vier russischen Flotten: Nordmeer, Pazifik, Baltikum, Schwarzes Meer. Die nächst kleineren Einheiten (Zerstörer der Udaloy- und Sovremennyy-Klassen) sind nur halb so groß wie die Slavas und rund 3x kleiner als die Kirovs.
Die "Moskva" hatte 16x SS-N-12 "Sandbox"-Raketen, 64x S-300F und 40x SA-N-4 "Gecko" und 6x CISW plus 2x12 RBU U-Boot-Mörser, Torpedos und 2x130mm Bordkanone. Damit konnte sie vor der Küste der Ukraine rumtuckern und sowohl bequem See- und Landziele beschießen, als auch weiträumig den Luftraum als mobile S-300 SAM-Stellung dicht machen. Eigentlich gehörte die Moskva zu den besten Luftabwehr-Kreuzern Russlands.
Wir stellen gegenüber: Die Ukraine hat 2019 die
"Neptune" eingeführt. Das ist eine Neuauflage der russischen SS-N-25 "Switchblade". Im Prinzip haben sowohl "Switchblade" als auch "Neptune" extreme Ähnlichkeit mit der US-amerikanischen "Harpoon", was Bauform, Nutzlast und Angriffsprofile angeht. Bei der "Neptune" ist die Frage, wie viel da wirklich ukrainischer Eigenbau und sowjetische Altlast ist und auf wie vielen Komponenten tatsächlich "Raytheon" draufsteht. Es würde vermutlich niemanden wundern, wenn letzteres so wäre.
Die "Neptune" der Ukraine sind Landgestützt auf LKWs, die jeweils vier Startröhren haben. Zu einer Batterie gehören vier TEL-Fahrzeuge mit den Startern, sowie zwei Kommando- und Kontroll-Fahrzeuge mit Radar und Feuerleit. Die Ukraine hat vier Batterien davon. Reichweite der Neptune? Vermutlich so um die 230-270km.
Die Spekulation ist: Schlechtes Wetter (Nacht, starker Seegang, 18 Knoten Wind) ausnutzend haben die Ukrainer die "Moskva" ausgemacht. Sie haben von der dem Land abgewandten Seite aus einen Anflug mit einer TB-2 Drohne gemacht. Die "Moskva" hatte Sensoren bis zum Abwinken. Neben Sonar halt auch fünf Radargeräte und die sechs zusätzlichen Einzelradare in den CISW nicht mitgerechnet. Dazu halt noch eine ganze Reihe verschiedener ECM-Systeme und Radarstörer.
Die Luft- und Seeraum-Überwachungsradare haben Rundum-Abdeckung und extrem großer Reichweite. Aber nicht so toller Auflösung. Dann sind da noch zwei reine Luftabwehr-Radare. Eines für die S-300 und eines für den Nahbereich für die SA-N-4 "Gecko". Das Solid-State Radar für die S-300 hat eine Abdeckung von 180° und muss in die Richtung gedreht werden, die man bekämpfen will. Während die "Moskva" dann mit der TB-2 Drohne beschäftigt war, flogen wohl von Land her die Neptune mit Unterschall 5-10m über der Meeresoberfläche heran. Das weniger gut auflösende Rundum-Radar hat die wohl nicht oder erst zu spät erkannt. Die 6x CISW waren wohl entweder nicht scharfgeschaltet, oder ihr Geld nicht wert.
Da die Sowjets damals die Slavas bis zur Halskrause mit Waffen bestückten, ist da quasi kein Platz an Deck oder am Rumpf, der nicht in unmittelbarer Nähe von sehr explosiven Raketentreibsätzen oder Munition ist. Eine oder zwei Neptune sind dann wohl eingeschlagen und das war es dann für die Moskva.
Soweit die mehr oder weniger halboffizielle Darstellung aus der Ukraine. Die Russen dagegen stellen lieber in den Raum, dass "unsachgemäßer Umgang mit Munition" zu einer Explosion an Bord geführt hat. Kennt man ja. Bei den Russen explodiert ja ständig mal was. Es ist denen offensichtlich weniger peinlich, als ein bis an die Zähne bewaffnetes Flaggschiff (mit Admiral an Bord) gegen eine Nation zu verlieren, die nicht mal mehr eine eigene Marine hat.
Nochmal zurück, warum das so bedeutsam ist: Zum einen war das so groß, dass die Russen das nicht verheimlichen konnten. Die Peinlichkeit kommt also auch beim heimischen Volk an. Die Slavas waren zudem noch Kronjuwelen aus Sowjetzeiten und sowas bekommen die Russen heute nicht mehr gebaut. Zudem haben sie jetzt kein Schiff mehr dieser oder vergleichbarer Größe, welches die Lücke im schwarzen Meer schließen könnte. Und selbst wenn: Die Türken würden es nicht durch den Bosporus lassen. Dann ist da der Verlust an Menschenleben - rund 400-450 der Creme-de-la-Creme der russischen Marine. Da sind dann halt auch Offiziere und Besatzungen dabei, die aus einflussreichen Familien kommen und die man dort "ins trockene gebracht hat", weil: Das Flaggschiff ist ja wohl der sicherste Kahn in der ganzen verdammten Flotte, nicht wahr?
Oh, und geht mal davon aus, dass auf dem Grund des Schwarzen Meeres nun auch mehrere Atomwaffen der Größenordnung 350kt liegen. Plus ggf. 10kt-Sprengköpfe für Torpedos.
Die "Switchblade" waren für den Einsatz gegen US-Träger gedacht und 980kg Hochexplosiv oder 350kt nuklear standen da immer als Option im Raum.
So oder so: Der Kahn war für die Russen eigentlich unersetzbar. Selbst die (moderneren) Begleitschiffe (die "Admiral Essen" z.B.) haben entweder ihren Job nicht getan, oder wurden falsch und/oder woanders eingesetzt. So ein Pott wie die "Moskva" schickt man ja nicht ohne Not alleine bis vor die Küste eines Landes, welches über bekannte landgestützte Schiffsabwehr-Raketen verfügt. Da kommen wir an den Punkt "menschliches Versagen", der über das von einem in der Nähe des Farbenspinds kettenrauchenden Besatzungsmitgliedes hinaus geht. So wie uns die Russen das glauben lassen wollen. Nein, es ist eher falsche Einsatztaktik. Und ggf. falsches Vertrauen in die eigene Technik und eine generelle Überheblichkeit der russischen Offiziere, die heute noch meinen, ihr Schrott taugt für die erste Liga.
Denn: So prestigeträchtig die ganzen Dickschiffe aus Sowjetzeiten auch sind: Kusnetzow, Admiral Nakhimov, Pyotr Velikiy, Moskva, Marshal Ustinov und Varyag: Wirklich LEISTEN konnten sich die Russen die Pötte nicht mehr. Deswegen hatte man auch zwei andere Kirovs (Admiral Ushakov und Admiral Lazarev) außer Dienst gestellt und 2021 mit der Verschrottung begonnen. Von den bis dato drei Slavas hatte man *nur* die Marshal Ustinov (in 2016) umfassend modernisiert. Die Varyag und Moskva dagegen? Die erhielten nur die allernötigsten Maßnahmen, um sie seetüchtig zu halten und hatten in Sachen Technik noch den Stand der frühen 80'er Jahre mit diversen Optimierungen, die nichts kosteten und vergleichsweise wenig an Aufwuchtung brachten.
Wir sehen da also nochmal ganz deutlich, dass die Russen da mehr auf "Schein" als auf "Sein" gesetzt hatten. Der komplette Pott dürfte mal so um die 800-1000 Mio USD neu gekostet haben. Also die Größenordnung einer Ticonderoga. Und die hatten nicht die Kohle, da in den letzten 20 Jahren mal 80-100 Mio für eine zeitgemäße Modernisierung reinzustecken. Zumindest nach der Modernisierung der Ustinov haben sie das Handtuch geworfen, weil sie gemerkt haben, sie schaffen es nicht, oder man war der Meinung, dass das Geld woanders (Schweiz, Antillen oder in Putins Protz-Palast bei Sotschi) besser aufgehoben ist.
Seit der "General Belgrano" ist kein so großes Kriegsschiff mehr in Kampfhandlungen verloren gegangen und die Russen habe seit
Tsushima (1905) kein Flaggschiff mehr verloren und seit WWII ("Marat") keine Überwassereinheit in dieser Größenordnung.
Im Prinzip ist das der maritime Offenbarungseid: Luftabwehr-Kreuzer von Unterschall-Cruise-Missile und billiger Drohne ausgetrickst und versenkt bekommen? Da kann man auch einpacken und zu Hause bleiben.