Ukraine

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 18.03.2023, 21:14

Roland von Gilead hat geschrieben:
16.03.2023, 14:02
Jo, nach den Dementis des Kremels wurden die Drohnen Videobilder veröffentlich ... eindeutiger geht es nicht! :hehehe:
Die Russen stellen sich sogar bei den Dementis doof an. Der Pilot hätte den Befehl gehabt, die Drohne "am weiteren Eindringen in den russischen Luftraum" (Krim!) zu hindern.

Frage 1: Warum hat er dann keine seiner sechs Luft-Luft-Raketen oder seine Bordkanone genommen, sondern sich fürs Rammen entschieden? Kein Vertrauen in die Raketen? Hat an dem Tag geschlafen, als erklärt wurde, wie man das macht? :hehehe:

Frage 2: Warum zeigen die Kamera-Bilder der Drohne, dass sie bereits von der Krim wegfliegt? :ziggi:

Die andere witzige Aussage ist, dass sie halt ab sofort alle NATO-Aufklärungsflüge abschießen wollen. Egal ob bemannt, oder Drohne. Selbst dazu wird es nicht reichen, weil das halt schlafende Hunde weckt.

Andere Sache und hat nichts mit Ukraine zu tun:

Die Saudis haben eine 180° Kehrtwende gemacht und sich mit den Iranern versöhnt. Aufnahme diplomatischer Beziehungen und dann volles Programm. Man kann noch nicht genau abschätzen, was da genau gelaufen ist und in wie weit das jetzt Unruhe reinbringt, aber das dürfte noch Wellen schlagen. Die "alliance of convenience" zwischen Israel und den Saudis im Bezug auf gemeinsamen Militärschlag gegen Iran zur Verhinderung deren Atom-Programms ist auf jeden Fall dahin. Und die Israelis verlieren dadurch auch den (quasi) direkten Luftkorridor zum Iran (Rotes Meer -> Luftraum Saudi-Arabien -> Golf -> Iran) für Strikes und Ausweichbasen zur Aufnahme von beschädigten Jets bei der Rückkehr. Früher oder später werden die Saudis den Iraner sicherlich auch aktiv beim Unterlaufen von Embargos helfen. Und man muss halt auch mal schauen, ob die denen nicht auch helfen, militärisches Material zu beschaffen. Die Saudis sind ja bis an die Halskrause mit Waffen aus US (und UK, teilweise auch Israel) bestückt und die Iraner hätten sicherlich großes Interesse und Bedarf an so manchem. Und wenn es halt nur ein paar Kisten Avionik-Komponenten sind, um deren F-4 und F-14 in der Luft zu halten, bis sie von den Russen die Su-35 und/oder Su-30 bekommen. Die USA halten sich noch relativ bedeckt angesichts dieser unerwarteten Entwicklung, aber hinter den Kulissen dürfte Terz im Gang sein. Eine Annäherung der Saudis an Iran bedeutet halt zwangsläufig auch eine Abkehr von der Westbindung und ggf. eine Annäherung an die Russen.
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 20.03.2023, 03:05

Ganz kurz zwei Kuriositäten mit Bezug auf Bundeswehr/Marine:

Der neue Generalinspektor der Bundeswehr? Der kommt ursprünglich aus der Heeresflak und von den Gepards. Das macht Hoffnung, dass das Thema Skyranger/Skyguard nicht ins Hintertreffen kommt.

Die Bundesmarine ist derzeit Ziel von Gespött wegen der neuen Fregatten der Klasse F127, die bis 2032 im Zulauf sind. 2x48-Zellen VLS, SM-2/SM-3 und andere Raketen, AEGIS-Radar, zwei Bordhubschrauber, Flex-Bereiche für die Aufnahme modularer Ausrüstung, am Heck Aussetzvorrichtung für kleine Wasserfahrzeuge wie ein Einsatzboot, USV oder stattdessen Schleppsonar oder Minen. Hauptauftrag dieser "Fregatten" wird die Luftsicherung Verbündeter Einsatzkräfte oder EInsatzgebiete sein.

Aufmerksame Leser werden schon aufgemerkt haben: Wie passt das alles in eine Fregatte? Korrekt. Das Design ist noch nicht ganz fertig und es kursieren verschieden Entwürfe mit ~9800-14000 BRT! Ganz salopp sagt man "orientiert sich "an den US Zerstörern der Arleigh-Burke-Klasse". Bei 14.000 BRT fehlen an sich nur noch 2000 BRT und dann ist das die Größe einer Admiral Hipper oder Prinz Eugen im WWII. Und in der Größenordnung > 10.000 BRT redet man eigentlich von Kreuzern. Die BuReg ist da aber feige und Fregatte klingt halt bescheidener - deswegen stapelt man beim Typ zwei Nummern kleiner.

Japan macht das ja auch so. Deren Flugzeugträger ist eine "Flugdeck-Fregatte". :roll:
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Re: Ukraine

Beitrag von Pionic » 20.03.2023, 19:39

Mich würde mal interessieren, wie gut es die Russen schaffen, das verlorene Kriegsgerümpel zu ersetzen, vor allem mit modernem Stand. Die Ukrainer und der Westen tun sich ja sichtlich schwer damit, in der Kürze der Zeit etwas herzubekommen - wie macht sich da der Russe?
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 21.03.2023, 09:28

Pionic hat geschrieben:
20.03.2023, 19:39
Mich würde mal interessieren, wie gut es die Russen schaffen, das verlorene Kriegsgerümpel zu ersetzen, vor allem mit modernem Stand. Die Ukrainer und der Westen tun sich ja sichtlich schwer damit, in der Kürze der Zeit etwas herzubekommen - wie macht sich da der Russe?
Die Russen haben da massive Probleme. Die haben bislang 3500 MBTs und 6900 APCs verloren, 2500 Arty, 500 MLRS und 5000 LKWs. Und rund 900 Cruise Missiles verschossen. Da ist nicht mehr viel was man noch nachschießen oder mal so eben nachproduzieren kann. Neue Panzer und APCs bauen die an sich gar nicht mehr. Da ist die Versorgungslage zu schlecht. Die letzten T-80 und T-90 sind mit 30-40 Jahre alten Optiken komplettiert worden. Momentan sind wohl 800 Stück T-62 (!) für die Modernisierung in den drei russischen Panzerwerken vorgesehen. Das bedeutet auch: Die haben keine T-72 mehr, bei denen sich eine Restauration noch lohnt und das ist schon ein ziemlicher Hammer.

Bei APCs sieht es noch trüber aus: Der BMD-4 und seine Basis (der BMP-3) haben sich in der Ukraine als riesen Flop erwiesen, von daher wollte man lieber den BMP-2 weiterbauen, aber Kurganmashzavod kann da auch nicht liefern, weil die Produktionslinien dafür schon ewig dicht sind. Das führt halt dazu, dass man die Schrotthalden auch nach Altertümchen aus den 50'ern absucht und BTR-50PU und MT-LB wieder fit macht und an die Front schmeisst. Und das zeigt halt auch, dass die Lager bis runter zu den BTR-60 an sich leer sind, sonst würde man keine BTR-50 vom Schrotthaufen ziehen. Munition? Wenn die Russen mal wieder 60, 80, 90 Raketen schießen (Kalibr und Khinzal), dann ist das in etwa das, was seit der letzten Attacke produziert oder aus dem Lager gezogen und fit gemacht werden konnte. Artillerie-Munition aller Kaliber? Die kommen nicht mit der Produktion hinterher und die Lager sind entweder leer, oder so brandgefährlich, dass man sich nicht traut, die uralte überlagerte Munition darin nur anzusehen, geschweige denn anzupacken. Gewehrmunition? Da sieht die Lage besser aus. Iran hat denen mehrere Frachter vollgepackt mit Munition geschickt - überwiegend für die verschiedenen AK-Kaliber der russischen Sturmgewehre, aber auch für Mörser und diverses anderes Kroppzeugs.

Also *moderner* Ersatz ist bei den Russen absolut Fehlanzeige. Im Gegenteil: Die gehen zurück auf Altertümchen aus den 50'er und 60'er Jahren *und* haben nicht das Material, diese mal mindestens mit modernen Optiken auszustatten. Ohne die sind das Todesfallen. Im Gegenzug hier eine kurze Story über Ukrainer, die ganz provokativ mit einer Javelin auf ein russisches gepanzertes Fahrzeug zielten und die russische Besatzung dann zu Fuß stiften ging. Die Ukrainer haben den Tank (oder APC) dann geklaut und via Crowd-Sourcing und Regierungskanäle ein Thermalsichtgerät dafür organisiert.

Der nächste Punkt ist: Die Russen geben den Mobiks keine Zeit, zu trainieren. Die werden direkt an der Front verheizt mit 80-90% Verlustrate im ersten Einsatz. Teilweise einfach so als Infanterie übers offene Feld befestigte Stellungen angreifen lassen. Selbst wenn die mit Panzern und APCs in den Einsatz geschickt werden? Die Fahren sich beim ersten Feindkontakt panisch gegenseitig über den Haufen, weil die nicht trainiert haben, als Einheit vorzugehen. Bei den Russen ist zudem das Training der Mobiks Sache der Regionalkommandos. Die haben kein "lessons learned" bekommen, haben kein Material fürs ordentliche Training, keine kampferfahrenen Ausbilder und selbst bei der persönlichen Ausrüstung der Soldaten hapert es an allen Ecken und Enden.

Die Ukraine gibt ihren mobilisierten Reserven anscheinend DEUTLICH mehr Zeit zum Reifen und vor allem auch das Material, was sie brauchen. Das Battalion, welches die von Israel modernisierten slovenischen T-55 (M-55S) bekommen hat? Die haben die Dinger seit 3-4 Monaten und waren noch nicht damit im Einsatz. Die Ukraine sammelt angeblich drei separate Armeegruppen mit rund 40.000 Mann westlich von Donetzk, welche überwiegend die neue moderne Ausrüstung bekommen haben und die schleifen die seit Wochen in (westlicher) Einsatztaktik und Umgang damit. Und es sind halt diese Taktiken, die der Ukraine bislang die großen Erfolge gebracht haben. Indessen haben die Russen lediglich die Kraft, bei Bachmut Druck zu machen, aber die Front der Ukrainer hält auch dort.

Der Drops ist gelutscht. Die Russen haben nichts mehr und wenn die Ukraine bei ihrer kommenden Offensive so bedacht und beherzt zugeht, wie bislang? Die müssen sich schon stark bremsen, damit sie auch wirklich an den russischen Grenzen von 2014 halt machen.
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Re: Ukraine

Beitrag von Pionic » 21.03.2023, 20:27

Die Zahlen lesen sich natürlich beeindruckend, aber gerade die Unterstützung vom Chinesen mit mehr Elektronik könnte dem Ganzen wieder einen Schwenk in die andere Richtung geben, meinst du nicht? Tausch von Öl und Gas gegen Technologie, Stahl haben die Russen selbst...
Selbst wenn sie nicht in der Lage sind, das morgen auf die Kette zu kriegen, so ist meine Befürchtung doch, dass sie mittelfristig ordentlich was auf's Schlachtfeld schmeißen können - auch wenn es nicht der modernste neumodische Kram ist.
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 22.03.2023, 05:33

Pionic hat geschrieben:
21.03.2023, 20:27
Die Zahlen lesen sich natürlich beeindruckend, aber gerade die Unterstützung vom Chinesen mit mehr Elektronik könnte dem Ganzen wieder einen Schwenk in die andere Richtung geben, meinst du nicht? Tausch von Öl und Gas gegen Technologie, Stahl haben die Russen selbst...
Selbst wenn sie nicht in der Lage sind, das morgen auf die Kette zu kriegen, so ist meine Befürchtung doch, dass sie mittelfristig ordentlich was auf's Schlachtfeld schmeißen können - auch wenn es nicht der modernste neumodische Kram ist.
Die Israelis hatten mal so ein inoffizielles Motto: "Selbst ein alter Panzer ist besser als keinen Panzer zu haben." Und hatten daher grundsätzlich alle Panzer, die sie über die Jahre hin angesammelt haben (selbst Russen-Panzer) auf Halde gestellt. Im Yom-Kippur-Krieg haben sie dann selbst die uralten unmodifizierten Shermans und sogar T-55 ausgegraben und an die mobilisierten Reserven rausgegeben. Die Nützlichkeit alter Panzer und gepanzerter Fahrzeuge geht jedoch in einem hochintensiv-Konflikt mittlerweile gegen Null, weil die zu leicht neutralisiert werden können und dank mangelnder Optiken und zu schlechter "situational awareness" die mannigfaltigen und ernsthaften Bedrohungen, die auf sie einwirken können einfach nicht sehen. Das muss noch nicht mal ein anderer Kampfpanzer oder APC mit Anti-Tank-Bewaffnung sein. Schultergestützte Panzer-Abwehr (oder auf Stativ) geht durch so alte Panzer wie ein heißes Messer durch die Butter. Selbstmord-Drohnen, Lenkwaffen von Drohnen, Mörser-Granaten von Drohnen abgeworfen, Streumunition, Artillerie, Minen .... das volle Programm. Ohne moderne Panzerung, Sensoren, aktive/passive Schutzmaßnahmen sind das heutzutage nur noch rollende Särge. Insbesondere dann, wenn die Tanks ohne mechanisierte Infanterie vorgeschickt werden und dazu brauchst du dann wieder moderne APCs und Truppen, die diese Taktiken eingeübt haben und koordiniert vorgehen können. Und die vorrückenden MBTs/APCs müssen dann auch in die komplette Support-Struktur eingeflochten sein und ihre organische Flugabwehr haben, um Drohnen, Hubschrauber und Tiefflieger erkennen und abschießen zu können. Und mobile Arty/MLRS mit Counter-Battery-Radar, um gegen feindliche Arty einwirken zu können.

Dieser Kampf der verbundenen Waffengattungen ist den Russen so stark atropiert, dass sie Jahre (wenn nicht sogar Jahrzehnte) brauchen werden, um das vom Material und von der Ausbildung wieder erreichen zu können. Man konnte ja schon beim Vorstoß auf Kyiv in den ersten Kriegstagen sehen, dass die Russen das schon damals nicht gestemmt bekamen und heute haben sie selbst das trainierte Personal und "gute" Material von damals nicht mehr.

Selbst wenn die Chinesen denen morgen hunderte fabrikneue und moderne Kampfpanzer, APCs und allen Klimbim hinstellen, den eine moderne Armee braucht? Die werden sich (anders als die Ukraine) schwer damit tun, das schnell und vernünftig genug zu assimilieren und zu nutzen. Die Russen haben Offiziere und Soldaten, aber keine Unteroffiziere. Die Soldaten sind entweder Wehrpflichtige oder Zeitsoldaten und es gibt da auf der Soldatenebene keine nennenswerte Retention von institutionellem Wissen, wie es in anderen Armeen durch oftmals jahrzehnte lang dienende Unteroffiziere gewährleistet ist. Wir kennen das ja aus Literatur und Filmen zur genüge, weil es der Realität oft genug entspricht: Junger Leutnant frisch von der Akademie ist nun Zugführer. Hat all das Buchwissen im Kopf und "tolle Ideen", aber in Wirklichkeit null Plan, was Sache ist. Hat aber einen altgedienten Feldbwebel im Zug, der ihn dann einbremst, bei der Hand nimmt und an die Realität gewöhnt. Das ist ein Luxus, den die Russen nicht haben. Die haben ggf. eine Handvoll Leute im Zug, die im 4. Jahr der Verpflichtung sind und nun den faulen Lenz schieben und "die Frischlinge" alle Arbeit machen lassen. Und die sind quasi "Untouchables", weil sie wissen, wo die ganzen Leichen sind und welche Deals welche Offiziere untereinander oder mit Schwarzmarkthändlern haben. Haben selbst "Gefälligkeiten" mit dem Vorgesetzten des Leutnants anhängig und daher kann der die auch nicht ins Eck stellen.

In der Praxis (Kriegsfall oder Manöver) sieht es dann so aus, dass ein westlicher Leutnant selbst ohne Plan ein Bilderbuchmanöver hinlegen kann, sofern er auf seine Unteroffiziere hört. Weil die wissen, wie es geht. Und bei den Russen muss der Leutnant das gegen den Widerstand der Altgedienten und oft auch ohne deren aktives Mitwirken alleine stemmen.

Was die Ukrainer auch gelernt haben, ist das Improvisieren: Die Truppen von der kurzen Leine lassen. Auftragstaktik und lass die mal selbst entscheiden, wie sie das vorgegebene Ziel erreichen. Die Truppen vor Ort können besser entscheiden, wie die Lage wirklich ist, als die Planer daheim in der Hauptstadt am grünen Kartentisch. Bei den Russen ist es dann auch noch so chaotisch, dass die keine zentrale Führung haben, weil deren zwei Söldner-Truppen ("Wagner" und "Patriot") beide separate Kommando-Strukturen haben und ebenso wie die Donbass- und Luhansk-Milizen oder die Chechenen alle ihr eigenes Süppchen kochen - unabhängig davon, was Armee, VDV-Truppen (nominell eigene Kommando-Struktur) und die Marineinfanterie so machen. Da findet wohl auch kaum oder wenig Informationsaustausch statt, weil die gegenseitig in Konkurrenz um Erfolge sind.

In dem Sinne stellen die Ukrainer eine vereinte Front dar, wogegen die Russen ein unreformierbare Chaos-Truppe haben, die sowohl von Taktik und Material mittlerweile 50-60 Jahre ins Hintertreffen geraten ist. Es gibt durchaus Stimmen, die den Russen zutrauen, dass sie es irgendwann schaffen, sich zu modernisieren und wieder eine ernstzunehmende konventionelle Bedrohung repräsentieren könnten. Siehe zum Beispiel hier. Aber im fortlaufenden Krieg werden sie das nicht schaffen. Und selbst danach würde das nur mit chinesischer Hilfe gehen. Nur: Wenn Russland den Krieg verliert, dann ist Russland nicht mehr Russland. Putin ist dann weg vom Fenster und man wird mit weiterer Balkanisierung und Zersplitterung des Landes rechnen müssen. Was dann mit dem zentralasiatischen und sibirischen Teil Russlands passiert, ist "everyone's best guess". Und China wird sich Waffenlieferungen nicht nur durch Rohstoffe bezahlen lassen, sondern durch handfeste Landnahme im Fernen Osten Russlands. Da geht es nicht nur um Rohstoffe wie Gas, Öl oder Erze, sondern auch und vor allem um Trinkwasser und davon hat China seit Jahren zu wenig und wäre auf die wasserreichen Gebiete bei Vladivostok angewiesen.

Letzter Punkt: Finanzen und Technik. Wenn Putin Uralvagonzavod sagt: "Was braucht ihr, um die Panzerproduktion auf 100% Auslastung hochzufahren?" und die ihm eine Summe nennen? Selbst wenn Russland dann die volle Summe reinbuttert, kommen bei der eigentlichen Produktion nur Kleckerbeträge an, weil auf allen Ebenen durch die Korruption Geld abgeschöpft wird. Es traut sich dann auch keiner zu sagen, dass man ggf. das Wissen verloren hat, wie man z.B. Geschützrohre für Panzer ordentlich härtet, weil die Maschinen dafür kaputt sind, die Techniker in Rente und die Hersteller der Maschinen einen auf die Embargo-Liste gesetzt haben. Ein Blick in die Fertigungs-Straßen von Uralvagonzavod und da siehst du überall Siemens, Schneider, Schlumberger, EFM, Festo, diversen italienischen Kram und ein wenig Japan. CNC-Fräsen von MAHO, Weiler, ERMAK, Emco und Spinner, aber nichts aus China. Wie lange sie den Kram ohne Hersteller-Unterstützung und nur mit Teilen vom Schwarzmarkt am Laufen halten können, ist offen. Nachhaltig und zukunftssicher ist das aber nicht. Die russische Ökonomie wird von der von Texas in den Schatten gestellt, allerdings hat Texas dann auch 5x das GDP von Russland, weil die einfach produktiver sind und technologisch deutlich durchdrungener und mit weniger Reibungsverlusten.

Und da zeigt sich dann auch die Absurdität Russlands an: Du hast ein riesige Landfläche, die aber weitgehend frei von Bevölkerung ist. Und die Mehrheit dieser Bevölkerung lebt an der Armutsschwelle und man hat nur die Wirtschaftskraft von Texas. Will aber in Sachen Militär auf den ersten drei Plätzen mitspielen. Das geht halt nur mit potemkinschen Dörfern und jede Menge Bluff. Ukraine ist "all in" gegangen und hat sich zeigen lassen, welche Hand Russland hat. Und da ist halt kein Straight Flush, sondern nur ein König und ein paar niedrige Nummern ohne besondere Wertigkeit. Russland hat noch ein paar Chips im Topf und kann noch ein paar Runden mitspielen, aber es hat keine Chance mehr, da als Gewinner rauszukommen.

Um den Kreis zu schließen: Was Russland jetzt noch aufs Feld werfen kann, sind noch mehr untrainierte, schlecht koordinierte und extrem schlecht ausgestattete frisch mobilisierte Soldaten. Und Ukraine hat an sich alle "Werkzeuge" und "Wirkmittel" (oder bekommt sie ständig nachgeschossen), um diese Bedrohungen auszuradieren. Es fallen im Westen angesichts der russischen Schwächen auch immer mehr die Hemmungen, welches Material man sich von den Russen zur Lieferung an die Ukraine verbieten lässt. Alleine die Gleitbomben, welche die USA an die Ukraine geliefert hat sind Force-Multiplier, der den Russen Albträume bereiten darf. Denn die können vor der Front abgeworfen werden und jede Bombe ist quasi ein Treffer - auf einem anderen Ziel. Minimales Risiko bei maximaler Effizienz. Die USA haben diese Technik seit den 90'ern und die Russen haben selbst heute noch nichts, was dem auch nur annähernd gleich kommt. Die Russen haben jetzt schon keine Lufthoheit über dem Schlachtfeld und mit dem Eintreffen der Mirage 2000 und anderer westlicher Flieger wird sich das noch mehr zu Gunsten der Ukraine verschieben. Und dann können deren verbliebenen MiG-29, Su-27, Su-24 & Su-25 auch wieder freier operieren und ihre neuen westlichen Abstandswaffen ungehemmter und mit weniger eigenem Risiko einsetzen.

Die Ukraine hat die Tage mitten auf der Krim (+80km von der Front weg) den wichtigsten Eisenbahn-Knotenpunkt angegriffen und einen Zug "platzen" lassen, der Kalibr-Cruise-Missiles nach Sewastopol transportierte. Die Entfernung war an sich fast zu weit für HIMARS, somit ist offen, mit was man da "gewirkt" hat. Drohne? HRIM-2, ATACMS? Ground Launched Small Diameter Bomb? Stormbreaker aus UK? Es war jedenfalls ordentlich und wirksam. Selbst die Lieferung von F-16 oder F-15 ist wieder im Gespräch, zumal nach dreiwöchigem Training von Ukraine-Piloten in den USA klar ist: Die brauchen maximal sechs Monate, um auf einer F-16 fit gemacht zu werden.

Was wir hier sehen, ist eine absolut asymmetrische Kriegsführung. Die Ukraine hat so langsam den Stand einer westlichen Armee erreicht (noch nicht ganz, aber in wichtigen Teilen) mit hoher Vernetzung, extrem guter Aufklärung (dank westlicher Sensor-Platformen und Informations-Sharing), ausgeprägter Individualität, Flexibilität und modernen Waffen, wogegen die Russen jeden Monat tiefer in der Altertümlichkeit versinken und dezentrale Warlords mit alten Flinten und frisch mobilisiertem und unwilligem Fußvolk Massenangriffe über offenes Gelände "fahren" lassen. Das war schon im 1. Weltkrieg dumm, aber gegen einen Gegner mit heutigen Sensoren und modernen und weitreichenden Wirkmitteln ist das so extem dämlich, dass einem die Spucke wegbleibt.
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Roland von Gilead » 22.03.2023, 08:33

Wieder sehr interessant deine Ausführungen, danke
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 22.03.2023, 19:51

Gerne.

Oryx (Twitter: @oryxspioenkop) sind die mit dem Open-Source Verlusttracker. Letztes Jahr schrieben die noch: "I don't expect any Russian T-14 or T-55 MBTs to ever show up in Ukraine. But be sure to remind me of this in a year or so."

Heute haben sie diesen Tweet nochmal zitiert und mit "Fuck" kommentiert. :hehehe:

Warum? Russland hat rund 191 T-54/55 aus dem Depot bei Arsenyev in Fernost gezogen und die sind nun auf dem Weg nach Westen.

Zur Erinnerung: T-54/55 wurden 1948 eingeführt. Vergleichbare westliche Gegenstücke? M48 "Patton", Centurion oder AMX-13.

Fazit: Nachdem sie die rund 800 brauchbaren T-62 vom aus den Depots gezogen haben ist das Thema "brauchbare" T-62 dann wohl auch durch und jetzt bleiben halt nur noch die T-54/55.

Nächste Frage: Wann schicken sie die T-34? :roll:
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 23.03.2023, 02:35

Gag am Rande: Die f*cking TALIBAN haben sicherlich mehr und auch bessere Ausrüstung, als die russischen Truppen in der Ukraine. :eek:
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Fussballgott » 23.03.2023, 09:13

Toska hat geschrieben:
22.03.2023, 19:51
Nächste Frage: Wann schicken sie die T-34? :roll:
Hui, das wird ja wieder interessant, ein echter Klassiker. Fasst zu schade zu zerstören. Und ob man jetzt in einem T-55 oder einem T-34 von einer Mine, Artillerieschlag, Javelin zerlegt wird ist dann ja auch wieder egal.
Toska hat geschrieben:
23.03.2023, 02:35
Gag am Rande: Die f*cking TALIBAN haben sicherlich mehr und auch bessere Ausrüstung, als die russischen Truppen in der Ukraine. :eek:
Nicht unbedingt was MBTs angeht, aber ja - einiges an modernem Kram dürfte da noch rumfliegen.
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 24.03.2023, 01:18

Fussballgott hat geschrieben:
23.03.2023, 09:13
Toska hat geschrieben:
23.03.2023, 02:35
Gag am Rande: Die f*cking TALIBAN haben sicherlich mehr und auch bessere Ausrüstung, als die russischen Truppen in der Ukraine. :eek:
Nicht unbedingt was MBTs angeht, aber ja - einiges an modernem Kram dürfte da noch rumfliegen.
Afghanistan hatte neben den T-55 auch noch T-62 und davon dürften durchaus noch einige übrig sein. Aber vermutlich in der Tat nicht so viele. Aber ansonsten beim Material? Die USA haben extrem viel zurückgelassen und man hat das auch gleich gesehen, als man komplett mit US-Gear ausgerüstete Taliban-Kämpfer gesehen hat: Uniformen, Plate-Carrier, Rucksäcke, Protektoren, US Sturmgewehre mit Lasern und Optiken, Nachtsichtgeräte und der komplette "Battle-Rattle", der so dazu gehört. Im Vergleich dazu sehen russische Soldaten in ihrem Krempel aus, als würden sie beim Fasching als angolanische Milizen aus 1960 auftreten. Und dazu haben die USA viel von ihrem Fuhrpark (rund 40.000 Fahrzeuge) zurückgelassen - auch diverse APCs und MRAPS.

Was die Taliban-Hubschrauber anging? Die da im Artikel prominent abgebildeten CH-46 gehörten dem US State Department. Einer der Helis war sogar bei der Evakuierung der US-Botschaft in Saigon am Ende des Vietnam-Krieges prominent dabei. Die waren daher schon ziemlich alt und abgenudelt. Angeblich wurden sie beim Zurücklassen unbrauchbar gemacht. Ähnliches halt auch bei den Blackhawks, die zurückgelassen wurden, aber zumindest einen davon hatten die Taliban wieder fit gemacht, bis er dann einige Monate darauf spektakulär abgestürzt ist.

Slowenien hat die ersten vier MiG-29 an die Ukraine übergeben. In einem besonderen "nimm mich!" an Russland durften wohl ukrainische Piloten die Kisten in Slowenien abholen und nach Hause fliegen. Die Hoheitszeichen waren schon übermalt. Wie man im Video sieht, sind die slowenischen MiG-29 durchaus etwas verbeult und haben ihre Gebrauchsspuren. Aber auch gut zu sehen: Über dem Radardom haben sie die vier "Strake"-Antennen eines westliches IFF-Systems und da dürften ansonsten noch ein bisschen was an der Avionik, der Navigation und vor allem den Radios leicht "westernisiert" worden sein.

Indessen kursieren Bilder von einer Ladung 122mm Arty-Granaten, die von einer ukrainischen Rüstungsfirma (Ukroboronprom) "in einem europäischen Land" (vermutlich Polen) gefertigt wurden. Die sind für die D30 Arty-Geschütze russischer Bauart in der Ukraine. Wäre der dritte domestische Munitionstyp (neben den 125mm Panzergranaten und Mörsergranaten), den die ukrainische Ukroboronprom im Ausland fertigt.
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 26.03.2023, 01:11

Deutschland hat verbindlich 100 "Boxer" bestellt. Gefertigt werden die (Tusch!) in Australien! Rheinmetall ist in Deutschland bereits am Anschlag und was da an Fertigung ist, ist halt ausgebucht. Unter anderem für die ganzen Boxer, die England bestellt hat und für einige andere Staaten.
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Re: Ukraine

Beitrag von DarkSoul » 21.04.2023, 06:09

Was'n hier los, bzw. nicht los??
Keine Kommentare mehr zur Weltlage. Wo soll ich denn meine tägliche Dosis :hammer: , :bonk: oder :suche: herholen?

Oder sind hier einige Mitgleider von Männern in schwarzen Anzügen und Autos abgeholt worden weil sie zu unangenehm wurden.... :toi:

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Re: Ukraine

Beitrag von Roland von Gilead » 21.04.2023, 07:42

Ich glaube Toska war letztens recht privat eingespannt ...
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 25.04.2023, 20:12

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Ukrainisches 10. Corps
Roland von Gilead hat geschrieben:
21.04.2023, 07:42
Ich glaube Toska war letztens recht privat eingespannt ...
Ja, leider. Zwischen Hausbau im Grünen und Arbeit war ich total am Anschlag. Besonders lustig wurde es, als Frauchen unsere Bauarbeiter hochkant rausgeworfen hat und wir dann allen Scheiß (so ziemlich am Ende vom Geld) auch noch selbst machen mussten. Inklusive Schalung und Zementierung der letzten Ringanker und Stützen, sowie 80% vom Dachstuhl und Dacheindeckung. Lange Rede kurzer Sinn: Wenn man versucht, billig zu bauen, wird es am Ende doppelt so teuer und kostet richtig Nerven. Unsere gefeuerten Bauarbeiter hatten z.B angefangen, auf einer Seite vom Haus den Dachstuhl zu bauen und hatten viel zu dünne Sparren verwendet, so dass sich alles extrem abenteuerlich durchbog. Ende vom Lied: Ich musste mit Wagenheber vom Auto und einem Bambus-Pfahl den Dachstuhl so anlupfen, dass wir mehr Träger einschieben konnten. :eek:

Zu Ukraine? Es hat sich an sich nicht viel getan. Bachmut ist noch immer ein Meatgrinder und was die Russen da an Gewinnen gemacht haben, hat die richtig ordentlich Leute und Material gekostet und gute Soldaten und Ausrüstung haben die ja sowieso nicht mehr. Wagner und reguläre russische Truppen sind auch mittlerweile aneinander geraten und haben sich um Zoff gegenseitig beharkt. Die Russen haben nirgendwo irgendwelche wirklich bedeutenden Vorstöße oder Bodengewinne gemacht und auf der kompletten 1600km langen Front konzentrieren die sich fast ausschließlich auf Bachmut. Da ist die Luft komplett raus und die sind am Anschlag.

Im Prinzip warten jetzt alle auf die kommende ukrainische Großoffensive, die an sich jeden Tag losgehen kann. Was die da aufgefahren haben? Das kann sich sehen lassen. Anbei mal ein Bild der vermuteten Gliederung des 10. ukrainischen Corps. Quelle - das ist wohl aus den Pentagon-Leaks und kann Disinfo sein. Sieht aber recht plausibel aus. Es deckt sich mit den anderen Zahlen, die so kursieren und die auch von US General Milley bestätigt wurden: Die Ukraine hat für die Offensive alleine im 10. Corps 35.000 Mann und 1200 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, 150 155mm Haubitzen und 300 Mörser konzentriert. Und das ist nur ein Corps von mehreren, die seit rund einem Jahr fitgemacht wurden. Für die Offensive an sich dürften bis zu 750.000 Ukrainer bereitstehen. Und da ist alles dabei: Auch Brückenlege-Panzer und Logistik. Nochmal auf das Bild vom 10. Corps schauen und anmerken: Die Ukraine hat derzeit - mit Abstand - die stärksten Landstreitkräfte in Europa.

Was an den Pentagon-Leaks interessant war? Mal abgesehen davon, dass ein junger IT-Admin der Nationalgarde die Dokumente raustragen konnte? Die Ukraine hat noch zu 87% Luftabwehr russischer Bauart und die sind so gut wie oder absolut durch mit den Raketen dafür. Die High-End-Raketen sind schon aus und was bleibt, muss rationiert werden und ist kurz vor dem Ausgehen. Die Ukraine konnte mal selbst Nachschub bauen, aber das ist von den Russen zerschmissen und obwohl das abzusehen war, hat man es im Westen versäumt, der Ukraine frühzeitig (und schon vor einem Jahr) in Polen eine neue Fabrik für die Boden-Luft-Raketen hinzustellen. So wie man das inzwischen mit anderen Fabriken für deren Munition gemacht hat (z.B. 152mm Arty-Granaten und Munition für die Russen-Panzer). Eine deutsche Patriot-Stellung, eine weitere IRIS-T und und Skyranger auf LKW-Chassis sind inzwischen auch aus Deutschland in der Ukraine eingetroffen - plus Munition. Und die USA haben ein IADS (Integrated Air Defense Command System) geliefert, welches die Daten aus allen Sensoren bündelt und ein komplettes Luftlagebild zur Bekämpfung von Luftzielen liefert und in das alle Luftverteidigungs-Stellungen zentral eingebunden werden können. Auch etwas interessantes aus den Leaks: Die Russen hatten Ägypten mehrere S-400 geliefert und wollten die gerne wieder zurück. Und dazu bitte auch 40.000 GRAD-Raketen für deren MLRS, welche die Ägypter noch auf Lager hatten. Mindestens eine ägyptische S-400 ist tatsächlich in der Ukraine gesehen worden. An dem Punkt haben sich dann Pentagon und US State Department eingeschaltet und sich die Ägypter mal zur Brust genommen. Keine MLRS für Russland, keine weiteren S-400. Und als Kompensation darf Ägypten sich ein goldenes Näschen daran verdienen, domestisch gefertigte 155mm Arty-Granaten an die Ukraine zu liefern.

Aus Südkorea rollen inzwischen auch 500.000 Schuss 155mm Arty-Munition für die Ukraine an und der Umschlag eines Teils der Ladung wird in Deutschland erfolgen. Korea liefert offiziell an die USA ("keine Lieferung in Konfliktgebiete"), aber da die Südkoreaner und die Polen sowieso derzeit beste Freunde sind? Man wird in Zukunft auch direkter liefern. Südkorea und Polen gehen beim Thema Rüstung noch enger auf Schulterschluss: Polen baut die K9 Haubitze und den "Black Panther" Kampfpanzer in Lizenz (und bekommt FA50 Kampfjets/Trainer) aus Südkorea. Im Gegenzug darf Südkorea den neuen polnische Schützenpanzer in Lizenz bauen, der kaum weniger Modular als der Boxer ist, aber direkt auf Kette kommt und billiger ist.

Kurz noch was zu der westlichen Ausrüstung der Ukraine: Leo 2A4, Leo 2A6, Challenger 2? Deren Thermalsicht ist übrigens schlechter, als die SOSNA-U der russischen T90 Panzer (ein paar haben die noch!). Die SOSNA-U hat im Prinzip eine Thermalsicht vom französischen THALES-Konzern drin. Davon hatten die Russen mal 1000 Stück gekauft. Erst ab Leo 2A7 sieht die Sache anders aus, aber davon hat die Ukraine ja keine. Unterm Strich ist das aber egal, denn Leo 2 und Challenger haben dennoch die bessere Feuerleit, bessere Rangefinder und Systemintegration, so dass die durchaus 3-5x Distanz schießen können. Ein T-62 müsste sogar auf 900-1000 Meter ran, um sicher zu treffen und bis dahin hat ein Zug Leos ein Bataillon T-62 geknackt. Hier können dann auch die von den USA gelieferten Bradleys glänzen: Deren absolut spektakulären Optiken liefern dann über das Battle-Management-System Aufklärungsdaten an die Panzer und andere Einheiten, die in dem Systemverbund angeschlossen sind.

Warum die Ukraine bislang noch keine der neuen Einheiten direkt in den Meatgrinder geworden hat? Die bereiten ein neues SHOCK AND AWE vor, wie die USA damals in den Golfkriegen. Das wird eine konzentrierte, mehrphasige Aktion mit vielen Elementen werden: Vorbereitende Luftangriffe (auch mit Drohnen, HIMARS, GROM und Arty), Sabotage-Akte und dann massives Vorgehen der neuen verbundenen Einheiten. Wo genau die Ukrainer vorgehen werden? Your guess is as good as mine. Aber man kann davon ausgehen, dass sie die Landverbindung zur Krim kappen werden und erst dann stehen bleiben, wenn der letzte Russe abgemurkst oder aus dem Land ist.

Ansonsten? China <-> Taiwan kocht hoch. Derzeit sind massive GPS-Störungen in der Region und die Eskalationen schaukeln sich hoch. Japan <-> Nordkorea? Die Japaner wollen jetzt (falls sie es können) die nächste(n) ballistischen Raketen der Nordkoreaner abschießen, wenn sie deren Luftraum durchqueren. Die Türkei hat ihren "Flugzeugträger" (Landungsschiff) TCG Anadolu in Dienst genommen und als erstes in Schwarze Meer entsandt. Der sollte mal F-35 tragen, bekommt aber jetzt Drohnen (Bayraktar und die neue Jetgetriebene "Baykar" Drohne, die ein Triebwerk aus der Ukraine hat. Die Türkei stellt derzeit fast jede Woche neue Waffen und Systeme vor, die domestisch entstanden sind. Unter anderem neulich auch zwei Luft-Luft-Raketen, von denen eine die Ambition hat, METEOR Konkurrenz zu machen.

Indessen mal zurück nach Deutschland: Pristorius! :hehehe:

Sudan? Die BW ist mit A400M hin und hat auch gleich ein robustes Paket mitgeschickt: Fallschirmjäger, Spezialkräfte und sie hatten auch vier Wiesel im Gepäck für den Fall, dass es knallt. Und keine halben Sachen: Die BW hat resolut die Führung am Flughafen übernommen, um da nicht Küchenhilfe für andere spielen zu müssen.

Die an die Ukraine abgegebenen Leo 2A6 werden durch Leo 2A8 (!) ersetzt und bekommen direkt das Trophy-Abwehrsystem aus Israel und andere Verbesserungen ab Werk.

Indessen kehrt er im Verteidigungsministerium aus: Zivilbeschäftigte bekommen das Heft aus der Hand genommen und die Entscheidungsgewalt geht über in militärische Hände. Im BAAINBW in Koblenz dürften Köpfe rollen, denn alle Vorschriften und Vorgehensweisen, die zur Sicherung der eigenen Ärsche von Entscheidern da sind, fallen weg. Und das BAAINBW musste sich die Tage auch von Pristrius anschreien lassen, da man die Beschaffung von "Schlauchbooten" (eigentlich: Einsatzbooten) für die KSK der Marine total verkackt hat. Die Boote sollten extrem schnell sein, aber angesichts des Anforderungskatalogs hatten allen Anbieter (bis auf eine finnische Firma) alle sofort dankend abgelehnt, weil das BAAINBW was wollte, was nicht ging. Ein extrem schnelles und leichtes Einsatzboot für KAMPFSCHWIMMER, welches die geltenden ZIVILEN (!!!) Abgasnormen (!) einhält und die für zivilen Wasserfahrzeuge vorgeschriebene Rettungsinseln (!) an Bord hat? Kann ja sein, dass einer der Kampfschwimmer nicht schwimmen kann! Und dazu vermutlich noch einen Wickeltisch, gendergerechte Toiletten und Mülltrennung ebenfalls mit an Bord.

Von mir aus kann der dort mit einem handlichen (legalen!) Klappmesser durchgehen und reihenweise Knallchargen erledigen. Die sind ja in der BW eine nachwachsende Ressource. Der wirkliche Leistungstest kommt beim Leo 3. Denn vor 2040 soll das mit der Einführung nichts werden, weil derzeit mal wieder die Franzosen so lange mauern wollen, bis sie die Löwenanteile der Produktion bekommen. Solange dieser Bremsklotz noch montiert ist, gibt das nichts.

Aber egal: Warten wir mal darauf, wann die Ukraine zuschlägt. 8./9. Mai wäre ein für die Russen wichtiger Symboltag und würde denen die Siegesfeiern zum Ende des WWII in Moskau so ordentlich verhageln, wie das diesjährige Tank-Biathlon. Das wurde abgesagt, denn mit T-62 brauchen die Russen da nicht antreten. :hehehe:
Grüße,

Toska
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Optimismus ist lediglich ein Mangel an Information
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