Ukraine

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 05.09.2024, 22:42

|MURDOCK| hat geschrieben:
05.09.2024, 21:21
Bin ja gespannt was da noch so passiert demnächst. Auf der Krim muss ja mal langsam wieder was passieren.
Halbinsel ohne Zugang zum Meer, die restlichen russ Schiffe da irgendwo in Abchasien in Sicherheit gebracht.
Die Schwarzmeerflotte der Russen ist halb erlegt und den Rest hat man in der Tat schon länger zurückgezogen und auch (soweit es von der Größe her ging) auch kleinere Klitschen über die Flüsse ins Kaspische Meer verlegt.
|MURDOCK| hat geschrieben:
05.09.2024, 21:21
In Prokovsk oder wie das heißt scheint ja gerade halbwegs wieder Stillstand zu herrschen. Und der Fleischwolf in guter alter 1. WK Manier läuft. :vomit: Unfassbar das Ganze, wie man jeglichen Respekt vor Menschenleben verlieren kann. :cry:
https://x.com/NOELreports/status/183163 ... 8u3mQ&s=19
Ja, russische "Fleischwellen". Komplett bescheuert, aber das machen die schon länger so und das erklärt auch deren absolut irren Verluste.

Poltava: Die Russen haben in der ukrainischen Stadt Poltava ein Gebäude mit Iskander-Rakete getroffen und es gab wohl eine erhebliche Anzahl von Opfern. Die Opferzahl schwankt je nach Quelle zwischen 160 und 760. :eek:

Die üblichen Russentrolle hauen allerdings derzeit auch einige Meldungen dazu raus, die aufmerken lassen:
POLT-00.png
POLT-01.jpeg
POLT-02.png
POLT-04.png
Fakt ist: Einer der zwei MEDEVAC Airbusse der Luftwaffe ist in der Tat von Köln-Bonn nach Berlin und von dort nach Rzeszow in Polen. Insgesamt pendelte er dann zweimal zwischen Rzeszow <-> Berlin und flog dann nochmal nach Rzeszow und flog von dort nach Köln-Bonn zurück. Das sieht durchaus nach drei MEDEVAC-Flügen der Luftwaffe aus:
Bildschirmfoto vom 2024-09-05 16-35-41.png
Ob es da tatsächlich NATO-Personal erwischt hat, oder auch die Führungsriege und/oder Techniker von SAAB (welche in Kürze ihre Mini-AWACS an die Ukraine liefern) ist derzeit nicht belegt, aber die drei MEDEVAC-Flüge der Luftwaffe und auch ein MEDEVAC-Flug der Schweden selbst mit einer entsprechenden Maschine von deren Luftwaffe lässt dann schon aufhorchen.
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Roland von Gilead » 06.09.2024, 06:30

|MURDOCK| hat geschrieben:
05.09.2024, 21:21
Crazy Zeugs.

Bin ja gespannt was da noch so passiert demnächst. Auf der Krim muss ja mal langsam wieder was passieren.
Halbinsel ohne Zugang zum Meer, die restlichen russ Schiffe da irgendwo in Abchasien in Sicherheit gebracht.
In Prokovsk oder wie das heißt scheint ja gerade halbwegs wieder Stillstand zu herrschen. Und der Fleischwolf in guter alter 1. WK Manier läuft. :vomit: Unfassbar das Ganze, wie man jeglichen Respekt vor Menschenleben verlieren kann. :cry:
https://x.com/NOELreports/status/183163 ... 8u3mQ&s=19
Ja, da gebe ich dir 100% Recht, die Drohnen Kill Videos auf X der Ukraine von den Invasoren sind echt heavy.
Ja, die sollen demoralisieren ..... mir zeigen sie nur die Sinnlosigkeit von Krieg. :(
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Re: Ukraine

Beitrag von |MURDOCK| » 06.09.2024, 09:09

Toska hat geschrieben:
05.09.2024, 22:42
...

Ob es da tatsächlich NATO-Personal erwischt hat, oder auch die Führungsriege und/oder Techniker von SAAB (welche in Kürze ihre Mini-AWACS an die Ukraine liefern) ist derzeit nicht belegt, aber die drei MEDEVAC-Flüge der Luftwaffe und auch ein MEDEVAC-Flug der Schweden selbst mit einer entsprechenden Maschine von deren Luftwaffe lässt dann schon aufhorchen.
Oha, war Scholz vielleicht dabei? :bonk:
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Re: Ukraine

Beitrag von |MURDOCK| » 06.09.2024, 11:50

Was mir noch auffällt, man hört ja absolut gar nichts mehr von dem Türkischen Drohnen. Wurde die Lieferung eingestellt?
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 06.09.2024, 23:35

|MURDOCK| hat geschrieben:
06.09.2024, 11:50
Was mir noch auffällt, man hört ja absolut gar nichts mehr von dem Türkischen Drohnen. Wurde die Lieferung eingestellt?
Die türkischen Drohnen haben zu Anfang des Krieges sicherlich eine große Rolle gespielt, da die Russen damit absolut nicht klar kamen und sie "nicht auf dem Radar" hatten. Nicht nur sprichwörtlich, sondern einfach: Weil deren Radargeräte (selbst in der S400) so Scheiße eingestellt waren, dass sie Signale mit so geringer Rückstrahlung wie von einer Bayraktar TB2 weitgehend rausgefiltert haben. So konnte die Ukrainer auch mehrmals bis auf 65-70km an S-400 ranfliegen, ohne bemerkt zu werden. Das war aber weniger ein Problem mit dem Radar an sich, sondern eine Einstellungssache (Werkseinstellung, bzw. "konfiguriert wie immer und wie laut Handbuch"). Irgendwann hatten die Russen dann den Dreh raus und durch besseres Training und "Versuch und Irrtum" hat man eine Einstellung der Filter gefunden, welche Bayraktar auch relativ zuverlässig auf Kampfentfernung aufklären konnte. Die Ukrainer haben dann ein paar davon verloren und den Rest dann nicht mehr so weit vorgeschickt. Zudem nahm in den ersten Monaten die Konzentration der russischen Flugabwehr über der Front so dramatisch zu, dass man in der Regel nicht mehr vernünftig mit den Bayraktar wirken konnte, ohne weitere Verluste zu riskieren. Das bedeutete aber auch: Man konnte die an den Drohnen mitzuführenden Raketen nicht mehr einsetzen, weil man Abstand zur Front halten musste. Für Aufklärungszwecke waren die aber dennoch eine Weile interessant, weil deren Optiken dank guter Auflösung sehr weit sehen konnten und die ELOKA der Drohnen genutzt werden konnte, um die Positionen russische Luftverteidigungsradare einzumessen.

Selbst wenn man die Luftverteidigung der Russen umflog: MANPADS neueren Typs und auch russische Kampfjets stellten ein Problem dar und führten zu vereinzelten Verlusten an TB2. Nach und nach wurden die Bayraktar dann mehr oder minder alle abgeschossen oder gingen durch Defekte oder wetterbedingte Einflüsse verloren.

Das ist auch ein Kritikpunkt des türkischen Militärs gewesen, die von der TB2 eher nicht so beeindruckt war (O-Ton: "Schönwetterdrohne"). Obwohl die Türkei mehrmals TB2 nachgeliefert hat, kann man davon ausgehen, dass die Ukraine in den ersten 4-6 Monaten nach und nach fast alle TB2 verloren hat. Da man mit Kleinstdrohnen bessere Erfolge erzielte, wurden dann auch keine mehr nachbestellt. Für die Kosten einer Bayraktar bekommt man genug Kleinstdrohnen, um mehrere Einheiten für Wochen mit FPV-Drohnen auszustatten.
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 07.09.2024, 16:26

Apropos: Gerade ist noch ein Sanktions-Unterläufer krachend aufgeflogen, weil er weiterhin unter falscher Flagge Geschäfte mit Russland macht: DEUTSCHLAND. :eek:

Man importiert ja kein russisches Öl mehr, weil man sonst gegen die Sanktionen verstoßen würde. Daher kaufte man das Öl eben in Kasachstan und ließ es dann über die bestehenden Pipelines nach Schwedt verbringen. Aus welchen Quellen kommt das kasachische Öl? Na? Wer weiß es? Richtig geraten: Die Papiere sagen, dass es aus kasachischen Quellen gefördert wird. Aber es ist nun belegt: Die Kasachen importieren das aus Russland, deklarieren es um und verkaufen euch dann teuer das Potemkinsche Öl als Eigenförderung. Die Brisanz am Ganzen: Das war Olaf Scholz anscheinend von Anfang an schon bewusst und er hat es ebenso bewusst in Kauf genommen.

Auch hier sieht man mal wieder die kriminelle Energie des Kanzlers mit der Gesichtsbremse und der fleischfarbenen Badekappe, denn: Scholz ließ auch mal einem ihm bekannten Steuerberater 100 Mio aus dubiosen Quellen überweisen und erteilte den Auftrag (ohne Ausschreibung) zum Bau eines LNG-Terminals. Dreizehn Tage später flog dann (rein zufällig) Nordstream in die Luft.
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 08.09.2024, 20:45

Die USA hatten der Ukraine ja verboten, die britischen und französischen StormShadow/SCALP in Russland einzusetzen. Auch da gibt es seit einer Weile interessante Sanktionsunterläufer. :hehehe:

Hier die neue ukrainische Drohne "Palianytsia":
SA-01.jpeg
Und hier eine Drohne einer britischen Waffenschmiede bei Vorstellung auf einer Waffenmesse:
SA-02.jpeg
Hier die neue "ukrainische" Drohne mit Jet-Antrieb:
SA-03.png
Und hier die neue Drohne der Royal Navy:
SA-05.jpeg
Bei den "Neuentwicklungen" ukrainischer Cruise-Missiles und Raketen wie der "neuen" Peremoga ("Victory" / "Sieg") oder auch der "Neptune" sieht es ähnlich aus. Da dürfte auch viel westliche Technik und Wissen drin sein. Als Antwort auf die iranischen FATEH-360 Raketen, die nun in Russland sind hatte Budjanov ja bereits angekündigt, dass man Iran dafür "bestrafen" würde und hat darauf hingewiesen, dass man Wirkmittel hat, die 1800km Distanz überwinden können. Teheran ist vom Süden der Ukraine 1800km weg. :hehehe:

Auch Israel war ja stinkig, dass Iran da jetzt Krempel an die Russen liefert und hatte angekündigt, den Ukrainern zu helfen. Das hat sich aber bislang nicht in Waffen manifestiert, sondern (so die Vermutung) in anderer Hinsicht. Derzeit haben die iranischen Drohnen, welche Russland auf Kyiv abfeuert extrem viele Irrläufer:
GW3_oFfWgAAq7Et.jpeg
Die Vermutung ist, dass bei Kyiv ein israelischer Jammer steht, der die Dinger nach Weißrussland umlenkt. :hehehe:

Die Russen verlieren zudem auch immer mehr Hubschrauber gegen FPV-Drohnen und Videos, die zeigen, wie ukrainische Drohnen russische Drohnen abfangen sind auch derzeit sehr verbreitet. Wie kommen diese Erfolge zustande? Reine Glückstreffer? Jein. Die Ukraine hat wohl mehrere Drohnen-Einheiten, die experimentell in das Luftverteidigungsnetzwerk eingeklinkt sind und die Steuerung der Drohnen erfolgt über Daten der Luftverteidigungs-Radare. :eek:

Doch auch auf russischer Seite gibt es neue Innovationen!
BMP-1.jpeg
:lol:

Und ja: Das ist das Geschütz eines BMP-1 auf der Lafette eines 122mm Mörsers.

Front:
GW5GRK5WwAA86dh.jpeg
Bei Nui York hat die Ukraine Teile der Stadt zurückerobert. Der blaue Zipfel und auch rechts von dem grünen Bereich hat man bereits wieder eingenommen. In Donezk und Belgorod hat die Ukraine wohl den am abgelegensten und fast eingekreisten Frontbogen geräumt und hat es geschafft, die Lage bei Pokrovsk und Myrnohrad zu stabilisieren. Mehr Infos und Sat-Bilder hier.

In Kursk hat die Ukraine wohl zusätzlich Einheiten der Nationalgarde aus Kherson aufgefahren, um die rückliegenden Gebiete zu sichern. Diese Einheiten haben auch Drohnen, die dann zusätzlich zur Unterstützung der vorgeschobenen Kampfeinheiten sorgen.

Ansonsten: Nicht viel neues, aber die Lage ist stabil für die Ukraine und relativ beschissen für die Russen. 60% weniger Arty-Verluste bei den Russen im letzten Monat - eben weil: Ende Gelände. Kein Material mehr.
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Re: Ukraine

Beitrag von Roland von Gilead » 10.09.2024, 07:48

Drohnenangriff auf Moskau, eine abgefangene Drohne ist wohl in ein Hochhaus gelenkt worden und hat zivile Opfer darunter ein 9 Jähriges Mädchen gefordert ....

https://x.com/BrennpunktUA/status/1833344872503181405
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 11.09.2024, 08:07

Beschaffungsdramen:

Bildschirmfoto vom 2024-09-11 01-00-26.png
Laut Bild will Deutschland eine „dreistellige Nummer an PzH2000 Laufen“ an die Ukraine liefern. Auslieferung 2024-2029. Rheinmetall war ja sowieso komplett aus dem Häuschen, dass die Ukraine teilweise 20.000 Schuss und mehr aus Läufen rausgejagt hat, die auf 2000 Schuss ausgelegt sind. Dementsprechend abgenudelt und teilweise auch außer Gefecht sind einige der ukrainischen PzH2000 auch jetzt. Die Läufe zu fertigen ist recht komplex und aufwändig, von daher hat die BW wohl schon Läufe von eigenen PzH2000 abgeschraubt und in die Ukraine schicken müssen und Rheinmetall hat entsprechend die Produktion angekurbelt, um den Bedarf irgendwie ein wenig decken zu können.

Aufrüstung in Deutschland: Um auf das militärische Niveau von 2004 zu kommen, braucht die Bundesregierung bei Kampfjets noch 15 Jahre, bei Panzern 40 Jahre, bei selbstfahrenden Haubitzen 100 Jahre. So zumindest NTV. Das ist sicherlich nicht übertrieben, auch wenn man bei den Zahlen von 2004 bei NTV die OSZE-Zahlen zu Grunde legte. Also was an Großwaffen in Deutschland (auch bei "der Wirtschaft“) rumstand – und nicht unbedingt das, was die BW wirklich im Bestand hatte.

Schweden hat ein Rüstungspaket von 443 Mio USD durch sein Parlament gepeitscht. Alles Zeugs für die Ukraine. Interessanterweise sind da auch Ersatzteile für die Gripen mit drin. Also den schwedischen Kampfflieger, den die Ukraine noch nicht hat. Der Punkt ist der: Die Gripen wäre für die Ukraine IDEAL. Am besten das E-Modell. Kann alle westlichen Waffen tragen, kann von Straßen aus operieren und die Logistik und Wartung ist auf LKWs aufgesattelt. Am heimischen Horst docken die an die Hangars an und ansonsten bei Einsätzen auf improvisierten Flughäfen stehen die irgendwo im Gebüsch. Das Problem ist eben, dass Schweden keine Gripen abzugeben hat und erst recht keine E-Modelle. Die müssten erst noch gebaut werden. Und das ist gerade der Punkt bei diesem Beschaffungspaket:

Schweden stellt da Mittel bereit, damit die eigene Wirtschaft schon mal die Teile bestellen kann, die man braucht, um in Zukunft die Gripen für die Ukraine zu bauen. Der schwedische Verteidigungsminister sagte dann auch: Zum jetzigen Zeitpunkt würde eine Einführung der Gripen bei der Ukraine sowieso keinen Sinn machen, weil die noch mit der Einführung der F-16 vollends beschäftigt sind. Das wäre eher später von Relevanz. Eben dann (so in zwei Jahren oder mehr), wenn die Schweden die Flieger zusammengepuzzelt haben.

Letzter Punkt zum Thema: Ukrainische Versorgungslage bei Luft-Luft-Raketen und S-300 Raketen ist recht mau. An die MiG-29 und Su-27 kann man keine westlichen Luft-Luft-Raketen dranhängen, ohne da extrem am Flieger basteln zu müssen. Radar und Feuerleittechnik sind einfach nicht kompatibel. Selbst IRIS-T oder AIM-9X (beide Infrarot) geht nicht wirklich und man kann davon ausgehen, dass man es zumindest versucht oder sich genau angesehen hat. Was die Ukraine braucht, sind Wympel R-27 (AA-10 „Alamo“) Raketen. Und die gibt’s eben nur aus Russland. Die Ukraine ist mit ihrem Bestand fast durch und alle, die was abgeben konnten und wollen, haben schon R-27 an die Ukraine abgegeben.

Ähnlich steht es bei Raketen für die ukrainische Flugabwehr aus. Also für deren S-300 (SA-10, SA-12, SA-20) und BUK (SA-11, SA-17). Man hatte einige BUK zu FrankenSAMs umgebaut, damit sie US-amerikanische SeaSparrow-Raketen verschießen können. Dafür gibt es weltweit noch genug Raketen, da viele Marinen die noch einsetzen und die Rakete mit ziemlich vielen Radarsystemen klarkommt. BUK ist eher für den mittleren Entfernungsbereich: 10-25km je nach Version und da passt das durchaus mit der SeaSparrow.

Die ukrainischen S-300 (verschiedene Typen) hatten Raketen für bis zu 150-200km. Russland selbst hat da für seine S-300/400 auch Raketen, die bis zu 400km können, aber die haben sie bislang nicht exportiert. Die Ukraine ist mit ihrer Munition für die S-300 fast durch und alle, die liefern konnten und wollten haben es bereits getan. Da ist bald Schicht im Schacht und die S-300 lässt sich nicht mal eben auf Patriot-Raketen oder SM-2 oder sonst was umrüsten.

Die Lösung: Raytheon hat angekündigt, Raketen für die Ukraine zu bauen. Nicht direkt unlizensierte Kopien der R-27 oder der 9M83. Aber man hat sich die Pläne und Muster angeschaut und will was bauen, was auf moderne westlichen Komponenten zurückgreift, die Maße und Gewichte der R-27 und der 9M83 einhält und ohne Modifizierung an russischen Fliegern (die R-27) oder in S-300 eingesetzt werden kann. Nur die "Schnittstelle" zum Flieger oder zur SAM "spricht russisch" und der Rest ist halt "Made in USA". Mit dem entsprechenden Leistungszuwachs und einem Stand der Technik, der locker 35-40 Jahre weiter ist, als das, was die Russen selbst verbaut haben. Vorteil: Keine Umbauten an Su-27, MiG-29 oder S300 nötig.

Und: Es gibt neben der Ukraine sicherlich noch genug andere Export-Kunden, die den Kram mit Kusshand nehmen. Eben weil sie selbst noch genug Waffensysteme im Einsatz haben, die das Zeugs brauchen. Darunter auch einige NATO-Partner wie zum Beispiel Polen (MiG-29) oder einige andere ex-Ostblock-Staaten und sogar Griechenland, die auch noch S300 rumstehen haben.

Frontverlauf Ukraine:

Sowohl In Kursk als auch in Donezk gab es durchaus Frontveränderungen und nicht unbedingt zu Gunsten der Ukraine. In Kursk gab es zwei massive Gegenangriffe der Russen und die Ukraine hat an einer Stelle rund 5 km aufgegeben, um die Front zu konsolidieren. In dem Bereich, in dem man neulich die ganzen Brücken (auch die Ponton-Brücken) zerschmissen hat? Dort gab es den zweiten größeren Gegenangriff der Russen und mechanisierte Kräfte haben da wohl den Fluss überquert.

Bei Prokrovsk im Donbass (wichtiges Logistik-Zentrum der Ukraine) ist die Lage weiterhin angespannt, aber stabil. Den Frontbogen bei Shumy, den die Ukraine geräumt hat? Den haben die Russen dann fix besetzt:

Bildschirmfoto vom 2024-09-11 02-00-07.png
Generell hat die Ukraine zwischen Shumy, Spirne und Bilohoriwka (bei Sjewerodonezk) in den letzten sieben Tagen Boden aufgeben müssen, aber da sind bestenfalls Äcker und ein paar kleinere Dörfer und das ist da nicht so dramatisch. Wichtig ist, dass Prokrovsk gehalten wird, denn sonst fällt die Logistik für einen breiten Frontbogen bis Kramatorsk weg, weil da sonst keine Straßen in Ost oder Nord-Ost-Richtung sind.

Zum Aufmarsch der Truppen in Weißrusslands an der ukrainischen Nordgrenze: Ein Analyst merkte an, dass die regulären Truppen Weißrusslands generell nur 30% Sollstärke haben und man hat für die "Übung" dort auch keine Reservisten in nennenswerter Anzahl einberufen. Das deutet eher auf ein Schaulaufen und eine "Drohkulisse" hin. Auch um Russland zu zeigen "Vladi, wir tun ja was!" und um im gleichen Zug der Ukraine zu sagen "Jungs, solange wir die Reservisten nicht einberufen? So lange ist das nur Show. Also keine Panik."

Edit: Eines noch zu Drohnen und der damit verbundenen Innovation auf dem Schlachtfeld:

Bildschirmfoto vom 2024-09-11 02-18-15.png
Hier hat man eine Panzerhaubitze quasi eingegraben und die Besatzung schießt per Zug am langem Seil aus dem Erdbunker. :eek:

Eben weil die Dinger für FPV-Drohnen und Lancets ein gefundenes Fressen sind. Und da muss man dann auch mal wieder die Kosten-Nutzen-Frage stellen: Eine Panzerhaubitze kostet einige Millionen. Eine dumpfe stupide 155mm-Granate kostet das Stück rund 2000 Euro. Gerne auch mehr, wenn "Komplikationen" drin sind. Wie GPS, Bottom-Bleed oder Rocket-Assist, Steuerflächen und die Logik dafür. Eine FPV-Drohne kostet zwischen 200-500 USD und man kann davon auch in verteilten Hinterhofwerkstädten beachtliche Stückzahlen pro Monat mit wenig Aufwand herstellen.

Artillerie war lange der König des Schlachtfeldes, aber die Ära neigt sich (zumindest bei Rohr-Arty) gerade mit rasanten Schritten dem Ende zu. Selbst wenn die Arty 60-90km weit schießen kann? Dann ist sie noch immer in Reichweite von Drohnen und kann prima von denen aufgeklärt und aufs Korn genommen werden. Solange gegen Kleindrohnen kein Kraut gewachsen ist, wird sich das auch nicht ändern. Und gleiches gilt auch für anderes Großgerät, welches an vorderer und vorderster Front eingesetzt wird.
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 12.09.2024, 03:29

Die Russen haben eine Su-30 verloren. Die flog zusammen mit einer weiteren Su-30 und zwei Su-35 über dem Schwarzen Meer zwischen Sewastopol und Odessa, um Kh-31 Raketen gegen die Ukraine abzufeuern. Suchhubschrauber fanden nachher den Ölfleck und Trümmer auf dem Wasser. Die Crew wurde wohl bislang nicht gefunden.

Ob die Maschine durch technischen Defekt, beim Start der Waffe oder durch Feindeinwirkung zum Absturz kam ist noch unklar.

Putin hat demnächst einen Staatsbesuch in Ankara geplant, aber: Er möchte nicht ohne russische Jägereskorte nach Ankara fliegen, weil er Angst hat, dass er sonst von den Ukrainern unterwegs abgeschossen wird, wie die Moscow Times berichtet. :hehehe:

Nochmal Türkei: Die Russen bauen den Türken ja noch den Grundstein für deren Atom(Waffen)Programm: Ein Atomkraftwerk mit vier Reaktorblöcken (1.200 MW VVER1200) für die "Akkuyu" Nuclear Power Plant. Unterzeichnet wurde das 2010, Baubeginn war 2018. Siemens sollte ein gasisoliertes Umspannwerk bereitstellen, um den von der Anlage erzeugten Strom ins Netz einzuspeisen, hat aber bislang noch nicht geliefert. Nach Angaben des türkischen Energieministers Alparslan Bayraktar habe Präsident Erdogan sogar Bundeskanzler Scholz um Hilfe gebeten, doch das Problem sei nicht gelöst worden. Nach mehrmonatiger Verzögerung wurde die Technik dann stattdessen von der Türkei in China bestellt.

Problem ist sicherlich: Das Ding wird von der russischen "Atomstroyexport" gebaut - der Exportfirma von Rosatom und der Bauträger ist die türkische Akkuyu NGS Elektrik Uretim Corp. Da Siemens sowieso (aus guten Gründen) ständig wegen Sanktionsumgehungen unter Dauerfeuer steht, hat man sich wohl hier entschieden, die Sache auszusitzen und nicht zu liefern.
Grüße,

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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 12.09.2024, 06:52

Hier mal eine Karte zur Situation in Kursk:

kursk.jpeg
Den Ukrainern gelang es nicht Korenevo (den wichtigsten Knotenpunkt in der Region) einzunehmen. Das ist nordwestlich in dem Bild. Dementsprechend haben die Russen dann wie erwartet von dort den Schwerpunkt ihres Gegenstoßes angesetzt. Warum die Ukraine den Abschnitt dort aber nur mit gammeliger Nationalgarde (115th TDF Brigade) verteidigt hat, erschließt sich nicht wirklich. Die Westflanke des noch von den Ukrainern gehaltenen Gebietes in Kursk wird vom 225th Assault Battalion, 82nd Air Assault Battalion und der 103rd TDF gehalten. Die 22nd Mechanized Brigade und das 33rd Assault Battalion sind ebenfalls entweder an jener Flanke, oder sichern nach Norden ab. Die 88th und 116th Mechanized werden wohl als "Blocking Force" im Bereich der Grenze Russland/Kursk eingesetzt und schützen den Nachschubweg nach Sudscha.

Bei dem, was die Russen da mittlerweile aufgefahren haben liegt die Vermutung nahe, dass die "Inkursion" der Ukraine in Kursk bald noch weiter schrumpft. Einfach deswegen, weil man mit den paar Einheiten vor Ort nicht so viel Front halten kann.
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Re: Ukraine

Beitrag von |MURDOCK| » 12.09.2024, 20:58

Weiß ja nicht, ob es sich wirklich in Richtung Drohnen entwickelt.
Wenn du da eine vernünftige aufgestellte Armee hast mit ordentlich Artillerie, dann putzt die den Radius in dem sie wirken kann aber ordentlich leer. Ich rede jetzt von dem präzisieren Westzeug. Dann noch anständige Luftverteidigung im Nahbereich und entsprechende Luftunterstützung.

Das, was man da gerade sieht, ist doch eher aus der Not heraus geboren und Not gegen Elend.

Oder übersehe ich da einfach was? 🤗🙈

Wenn die Ukraine von allem genug bekommen würde, waren sie nicht so sehr auf das Drohnenzwug angewiesen. Hab jetzt ne Drohne mit der Panzerabwehrwaffe fliegen sehen. :ds: Nein, nicht nur den Gefechtskopf, sondern das ganze verdammte Ding. 🙈
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Re: Ukraine

Beitrag von |MURDOCK| » 12.09.2024, 20:59

Toska hat geschrieben:
12.09.2024, 03:29
Die Russen haben eine Su-30 verloren. Die flog zusammen mit einer weiteren Su-30 und zwei Su-35 über dem Schwarzen Meer zwischen Sewastopol und Odessa, um Kh-31 Raketen gegen die Ukraine abzufeuern. Suchhubschrauber fanden nachher den Ölfleck und Trümmer auf dem Wasser. Die Crew wurde wohl bislang nicht gefunden.

Ob die Maschine durch technischen Defekt, beim Start der Waffe oder durch Feindeinwirkung zum Absturz kam ist noch unklar.

Putin hat demnächst einen Staatsbesuch in Ankara geplant, aber: Er möchte nicht ohne russische Jägereskorte nach Ankara fliegen, weil er Angst hat, dass er sonst von den Ukrainern unterwegs abgeschossen wird, wie die Moscow Times berichtet. :hehehe:

Nochmal Türkei: Die Russen bauen den Türken ja noch den Grundstein für deren Atom(Waffen)Programm: Ein Atomkraftwerk mit vier Reaktorblöcken (1.200 MW VVER1200) für die "Akkuyu" Nuclear Power Plant. Unterzeichnet wurde das 2010, Baubeginn war 2018. Siemens sollte ein gasisoliertes Umspannwerk bereitstellen, um den von der Anlage erzeugten Strom ins Netz einzuspeisen, hat aber bislang noch nicht geliefert. Nach Angaben des türkischen Energieministers Alparslan Bayraktar habe Präsident Erdogan sogar Bundeskanzler Scholz um Hilfe gebeten, doch das Problem sei nicht gelöst worden. Nach mehrmonatiger Verzögerung wurde die Technik dann stattdessen von der Türkei in China bestellt.

Problem ist sicherlich: Das Ding wird von der russischen "Atomstroyexport" gebaut - der Exportfirma von Rosatom und der Bauträger ist die türkische Akkuyu NGS Elektrik Uretim Corp. Da Siemens sowieso (aus guten Gründen) ständig wegen Sanktionsumgehungen unter Dauerfeuer steht, hat man sich wohl hier entschieden, die Sache auszusitzen und nicht zu liefern.
Wurde wohl von einem Manpad eines Wasserfahrzeugs der Ukraine abgeschossen.
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 13.09.2024, 05:08

|MURDOCK| hat geschrieben:
12.09.2024, 20:59
Wurde wohl von einem Manpad eines Wasserfahrzeugs der Ukraine abgeschossen.
Ja, hab ich auch gehört. Das Video, welches die Ukraine dazu veröffentlicht hat? Also ich kann da nicht wirklich viel erkennen. Das Video wurde von einer Drohne aufgenommen und das Bild schwenkt ziemlich konfus hin und her und da sind diverse Schnitte drin. Man sieht die Su-30 im Vorbeiflug, dann einen Punkt in der Ferne und dann nach dem Schnitt einen brennenden Streifen. Aber egal: Eine Su-30 weniger und die Russen haben den Verlust ja auch bestätigt.

Kursk:

Nachdem die TDF-Einheit der Ukrainer an der westlichen Flanke regelrecht in sich zusammen gefallen ist, sind die Russen wohl ganz übermütig weiter vorgeprescht und dann von der 46th Brigade der Ukraine zermahlen worden. Die russische 150th Division hat da ein halbes Bataillon verloren. Die Russen griffen mit 46 Panzern und gepanzerte Fahrzeuge an. Zwei Panzer, 9 BMPs, 2 APCs und (lol) zwei Motorräder wurden zerstört und 11 weitere BMPs wurden von den Russen aufgegeben und auf dem Feld zurückgelassen.

Ein paar Video-Impressionen aus Kursk:

Russische Infanterie bei Pontonbrücke fängt sich Cluster-Munition aus MLRS ein

Eine seltene russische ISDM "Zemledeliye" (MLRS-Minenleger) fängt sich eine GMLRS-Rakete ein und raucht ab wie ein Tischfeuerwerk.

Apropos abrauchen: Das Video hier ist aus dem letzten Jahr. Da fängt sich eine S400-Stellung zwei Neptun-Raketen der Ukraine ein und da bleiben auch keine Fragen (oder Reste) übrig.

Ein türkischer Getreidefrachter hat sich im Schwarzen Meer eine Kh-11 der Russen eingefangen.
Grüße,

Toska
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Toska
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Re: Ukraine

Beitrag von Toska » 13.09.2024, 06:41

|MURDOCK| hat geschrieben:
12.09.2024, 20:58
Weiß ja nicht, ob es sich wirklich in Richtung Drohnen entwickelt.
Wenn du da eine vernünftige aufgestellte Armee hast mit ordentlich Artillerie, dann putzt die den Radius in dem sie wirken kann aber ordentlich leer. Ich rede jetzt von dem präzisieren Westzeug. Dann noch anständige Luftverteidigung im Nahbereich und entsprechende Luftunterstützung.

Das, was man da gerade sieht, ist doch eher aus der Not heraus geboren und Not gegen Elend.

Oder übersehe ich da einfach was? 🤗🙈
Klar, was da jetzt so fliegt, das ist Bastelstunde, "Jugend Forscht" und "Versuch und Irrtum". So einige von den Kleindrohnen der Ukraine haben sich so bewährt, dass man die Dinger regelrecht in Serie rausknallt. Zwar in Hinterhöfen und Klitschen gebaut, aber stapelweise mit Teilen, die man jeweils in "Verpackungseinheit: 40-Fuß-Container" bestellt hat. Diese Drohnen sind in der Ukraine mittlerweile so proliferiert, dass fast jede Einheit bis auf Kompanie-Ebene runter was hat. Plus dann nochmal die dedizierten Drohnen-Einheiten, die nichts anderes machen. Und der stetige Nachschub von den Dingern ist auch gesichert.

Klar, du hast natürlich da noch die ganzen anderen dedizierten Waffen und da wird auch alles genutzt, was da ist. Nimm mal klassische infanteristisch geschleppte Panzerfaust:

NLAW: 12,5 Kilo
Panzerfaust 3: 15,6 Kilo
Javelin: 22,3 Kilo

Die Menge, die ein Zug da mitschleppen kann ist demnach recht beschränkt. Und wenn man die Wahl hat eine einschüssige "vernünftige" 15-22kg Waffe zu wuppen? Oder lieber einen Six-Pack Drohnen im Rucksack zu haben, die dann sogar noch weniger wiegen und weniger Platz wegnehmen und auch für einen "Mission-Kill" ausreichen können? Von den Kosten mal nicht zu reden. Letztere sind dem Infanteristen natürlich egal, aber im Endeffekt sorgt das schon dafür, dass er entweder 'ne 249.000 USD Javelin haben kann, die für einen Schuss gut ist. Oder der Dienstherr kann fast 1000 Drohnen zum selben Preis bekommen und davon hat die Einheit (und andere) dann deutlich mehr Nutzen.

Man muss aber auch mal sehen, was abseits der Bastelstunden so verfügbar ist:

Switchblade 300
Switchblade 600

Und selbst die sind schon ein alter Hut und seit rund 2011 im Einsatz. Wie üblich bei professionell gefertigten Waffen sind die Dinger verhältnismäßig teuer, weil sie sowohl lange Lagerzeit als auch wochenlanges rumwuppen und harschen Umgang und Einsatz in Arktis, Tropen-Sümpfen und Wüsten wegstecken sollen und müssen. Und vermutlich auch noch alle möglichen Zertifizierungen und Unbedenklichkeitserklärungen haben mussten, die für Waffen als auch für Fluggeräte so gelten. Die Switchblade 300 soll so um die 50.000 USD pro Einheit kosten. Dafür bekommt man dann auch 200x "Bastelstunde", wenn man es wie die Ukraine selbst zusammen frickelt.

Aber: Der Trend geht eben auch zu vernetzten Drohnenschwärmen. Ich kanns gerade nicht finden, aber da gibt es ein schönes gerendertes Demo-Video, wo ein kleiner MLRS-Werfer auf der Ladefläche eines Toyotas ein dutzend MLRS-Raketen startet und damit einen Drohnenschwarm irgendwo 10-20km entfernt im Zielgebiet aussetzt. Der schwebt dann da rum und wartet auf Ziele und wenn der was findet (autonom oder von einem Operator gelenkt), regnen die Dinger im Verbund oder einzeln ab und machen alles platt.

Das sind alles Dinge, die mit heutiger Technik schon gehen und die sicherlich auch schon irgendwo im Labor, in Testzentren oder vielleicht sogar schon irgendwo im Schuppen stehen. Wie schlecht selbst erstklassige Armeen schon gegen 08/15-Hobby-Drohnen aufgestellt sind, sah man ja auch als die Israelis in Gaza rein sind. Die kolumbianische Polizei und Militärs sehen das auch gerade, weil die FARC wohl auch mal schlau geworden ist und jetzt Drohnen für Terroranschläge einsetzt und damit Patrouillen-Fahrzeuge, Militärposten oder Polizeistation ansprengt.

Das Thema nimmt leider noch keiner ernst genug und gegen solche Drohnenschwärme hilft derzeit nur Gepard, Skyguard oder vergleichbares. Und das muss eben mobil sein, überall mit der Truppe hin mitkönnen und dann auch in Stückzahlen da sein, die erheblich über die 18 Stück hinausgehen, welche die BW gerade anschaffen darf. Und dann sind das noch immer fette und teure Geräte, die gut sichtbar auf freiem Feld stehen und selbst einen guten "Magneten" für alles an Feindmunition abgeben, was der so im Arsenal hat. Die Israelis graben auch gerade wieder die M113 mit der 20mm Vulcan-Kanone und dem aufgeschnallten Radar aus, die seit Vietnam bei den USA (und anderen) für Luftnahverteidigung gedacht war. Eben weil man sonst (derzeit) noch nichts brauchbares gegen Drohnen hat. Trophy wäre da auch Overkill und müsste so sensibel eingestellt werden, dass mit Fehlauslösungen zu rechnen ist, wenn da mal eine Taube oder Möwe am Panzer vorbeifliegt.
|MURDOCK| hat geschrieben:
12.09.2024, 20:58
Wenn die Ukraine von allem genug bekommen würde, waren sie nicht so sehr auf das Drohnenzwug angewiesen.
Glaub ich nicht. Ich denke das mit den Klein- und Kleinstdrohnen wird noch massiv zunehmen und der Trend wird auch im infanteristischen Bereich von dedizierten Panzerabwehrwaffen weggehen. Sicherlich nicht komplett, aber hoffentlich als Ergänzung. Klar: Javelin ist an sich für ALLES der reinste Overkill und eben dafür ausgelegt, dass auch ein Wachsmalstift-fressender Analphabet die einsetzen kann. Da muss schon einiges schief laufen, dass man damit NICHT trifft und das Ziel NICHT komplett in Fetzen fliegt. Das hat eben auch sein fettes Preisschild umhängen und man kann nicht so viele davon mitnehmen, wie man eigentlich gerne hätte. Und die typischen "man portable Anti-Tank" Waffen haben alle eine (effektive) Reichweite, die irgendwo so zwischen 2-4 km liegt und selten mehr. Da bist du schon mit einer Keinstdrohne, die 15-20 Minuten Flugzeit und 80-120 km/h Geschwindigkeit hat flexibler aufgestellt. Selbst wenn du kein Ziel damit findest? Dann holst du das Drecksding zurück, lädst den Akku wieder auf (oder tauschst ihn aus) und hast wieder was in der Hand. Gerade die Wiederverwendbarkeit macht es eben auch interessant, dass Ding mal "nur" zur Aufklärung der Lage oder "aus Verdacht" zu starten.

Der große Unterschied ist eben noch die Geschwindigkeit. Eine Rakete fliegt schneller, als eine Drohne. Dafür aber auch nicht so weit. Aber: Mit genug Drohnen siehst du den Gegner auch früher und musst ihn nicht so nah ranlassen, dass du schon in seiner Feuer-Reichweite bist und nur noch eine Panzerabwehr-Rakete schnelle Abhilfe schafft.
|MURDOCK| hat geschrieben:
12.09.2024, 20:58
Hab jetzt ne Drohne mit der Panzerabwehrwaffe fliegen sehen. :ds: Nein, nicht nur den Gefechtskopf, sondern das ganze verdammte Ding. 🙈
Wart' mal ab. Früher oder später kommt die Ukraine mit Drohnen an, denen man "Stinger", "Starstreak" oder ähnliches angeschnallt hat. Das war auch einer der Spekulationen beim Abschuss der Su-30 neulich. Eine mittelgroße Drohne oder gleich eine Baba-Yaga mit ordentlich Flugzeit und Traglast irgendwo in der Schneise geparkt, welche die Russen für Hubschrauber oder Kampfjets nehmen? Früher oder später hat man damit mal Glück. Und wenn nicht? Dann holt man das Ding wieder zurück und versucht es später nochmal.

Unterm Strich: Beim Kosten/Nutzen-Faktor und gerade auch Verfügbarkeit sind diese durchaus primitiven Drohnen derzeit den dedizierten Waffen haushoch überlegen. Natürlich halten die nicht so lange, sind relativ primitiv und haben weniger "Bums". Aber selbst wenn das professioneller angegangen wird? Für eine Javelin bekommst du fünf Switchblade-300. Und wie gesagt: Selbst das ist schon fast antike Technik auf iPhone 4 Niveau. Im Prinzip läuft es auf das selbe hinaus, wenn sich ein russischer Panzer, BMP, BTR oder auch ein westliches Fahrzeug wie eine PzH2000 oder ein Leo eine Drohne einfängt? Dann hat man mit einem Bruchteil der Kosten einer typischen Panzerabwehr-Waffe denen mal mindestens den Tag versaut und die Mission ist für die Jungs vorbei. Wenns dumm läuft? Dann ist für die Besatzung nicht nur die Mission vorbei.

Von daher denke ich, dass in etwa 10 Jahren die klassische Rohr-Arty (und auch andere Großgeräte) immer deutlich erkennbarer zum Altertümchen werden. Und auch, dass man bei Panzerabwehr-Waffen von Geschwindigkeit auf mehr "Loitering-Time" und Reichweite setzt und es da einen Mix aus klassischer Rakete und sowas wie Mörser- oder Rocket-Assist gestarteter Loitering-Munition geben wird. Infanteristisch werden Drohnen früher oder später auf die Größe einer Handgranate schrumpfen und fast ebenso leicht zu bedienen sein. Wegzudenken sind sie jedenfalls nicht mehr und man kann nur jede Armee mitleidig belächeln, die diesen Trend verschläft.
Grüße,

Toska
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